Sonnabend 25. 3K« 1929
Unterhaltung unö AAissen
Beilage des Vorwärts
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Berlin entwickelte sich im Mittelalter in deutlicher Beziehung zum Oderbruch . Am Berliner Mühlendamm gabelten sich zwei wich- tige Heer- und Handelsstraßen. Di««in« führte über Alt-Lands- berg, Strausberg und Wriezcn nach Oderberg , die andere über Erkner , Fürstenwalde und Briefen nach Franksurt an der Oder. Oderberg , dessen nicht mehr vorhandene Burg 1215 angelegt wurde, und Frankfurt , das 1253 das Berliner Stadtrecht erhielt, be- herrschten die einzigen auf dieser Strecke gegebenen Oderübergänge. Dazwischen breitet« sich das Oderbruch als natürliche Ostgrenze der damaligen Mark Brandenburg aus. Zahllose Flußarme und Alt- wässer durchsponnen netzartig die sumpfig«, von den mäßig hohen Schwellen diluvialer Erhebungen umzogenen Niederungen, die sich in den Brüchen der Warthe und Netze— dieser Name scheint das Verflochtene der Wässer anzudeuten— bis nahe an die Weichsel fortsetzten. Wer nach Pommern und Preußen wollte, konnte nur über Oderberg dahin gelangen, nach Schlesien , Pose» und Polen führte der Weg nur über Frankfurt ; zwischen beide Straßen- systeme legten Warthe - und Netzebruch ein« unüberschreitbare Schrank«, die das gesamte Gebiet zwischen Oder und Weichsel in zwei voneinander getrennte Zonen teilte, so daß Berlin als Brücken- köpf dieser beiden Straßen und damit der Oderübergänge das ganze natürliche Grenzsystem wie in einer Zange hielt. Das gab der Stadt an der Spree «ine wichtige strategisch« Bedeutung, die schon von vornherein Ihre spätere Entwicklung bestimmte und ihr«inen Vorsprung sichert«, der noch nachwirkt«, als die GrenzverhSltnisse im Osten längst andere geworden waren. Krebse auf den Räumen. Das Oderbruch , das zweimal im Jahr« von Ueberschwemmungen völlig unter Wasser gesetzt wurde, war auch dann noch jahrhunderte- lang ein Fisch- und Heuland. Die brandenburgischen Kavallerie- regimenter zogen mit ihren Pferden noch im 18. Jahrhundert in die Bruchdörfer auf„Gnrfung*, und das Wassernetz wimmelte der- inaßen von Fischen und Krebsen, daß sich in Wriezen und Freien- ivalde eigen« Zünfte der„Hechtreißer" bilden konnten und in man- chen Jahren, wenn sich im Mai das Ueberschwemmungswaster wie- der oerlief, di« Krebse wie Pflaumen von den Bäumen geschüttelt wurden. Man erinnert sich jenes Gesprächs beim Gastmahl des Profestors Schmidt in Fontanes„Frau Jenny Treidel": Die Krebs« waren wie eine Plage, natürlich ganz entwertet, und bei der dienen- den Bevölkerung, die damit geatzt werden sollte, so verhaßt und den Mägen der Leute so widerwärtig, daß es verboten war, dem Gesinde mehr als dreimal wöchentlich Krebse vorzusetzen. Ein Schock Krebs« kostete«inen Pfennig." Aber Krebse waren nicht die einzig« Plage. Ueber den Mastern schwärmten die Mücken in dicken Säulen und gaben, wie ein alter Schriftsteller berichtet,„ein solches Getöse von sich, daß es. wenn man nicht scharf darauf achtet«, klang, als würden in der Fern« Trommeln gerührt". Schon im 16. Jahrhundert wurden die ersten Versuche zur Ein- deichung der Oder unternommen. Friedrich Wilhelm I. beauftragte dann den Kriegsrat Haerlem, ein«n Holländer, ein Gutachten über die Trockenlegung des Oderbruchs auszuarbeiten, und nach besten Plänen wurde in den Jahren 1746— 1753 unter Friedrich II. der Oderlauf zwischen Güstebiese und Hohensaaten durch einen Durch- stich um'fast zwei Drittel seiner ursprünglichen Länge verkürzt, das Gebiet eingedeicht und das Binnenwaster abgesangen. Die„alte Oder", die. bei Güstebiese westlich nach Wriezen abbiegt, dann nord- westlich über Freienwalde durch das Niederoderbruch fließt und mit einer Wendung nach Osten über Oderberg in die heutige Oder bei Hohensaaten einmündet, umrahmt noch heute das damals in einem Umfang« von 840 Quadratkilometern gewonnene Land, auf dem in 43 neugegründeten Dörfern 130(1 Familien„angesetzt" wur- den, ein Kolonialvolk, das aus Pfälzern, Schwaben , Polen , Franken, Westfalen. Vogtländern. Mecklenburgern, Ostpreußen und Böhmen bunt genug gemischt war. Auf dem fetten schwarzen Erdreich wuchsen ungeahnt« Ernten' und in den reichgewordenen Kolonistendörfern blühte eine groteske Disharmonie von verschwenderischem Luxus und krassester Unkultur: eine Schilderung aus dem Jahre 1838, in der unter anderem berichtet wird, daß die Bauern b«i Kind- toufen und Hochzeiten den Hausflur mit Zucker bestreuten, um die Fliegcnschwärme von den prassenden und hasardierenden Tafel- gästcn fernzuhalten, gibt ein anschauliches Bild von dem Treiben, das alle Witze über Herrn und Frau Neureich in den Schatten stellt. Koniraste. Das Bild hat sich gewandelt. Ein dichtes Straßennetz, das auf der Kart« sich deutlich von den lockeren Strahenmaschen östlich der Oder abhebt, überzieht das Oderbruch . Zahllos über die völlig ebene Fläche verstreut liegen di« großen Gutshöse, im schwarzen Erdreich der Getreidefelder wühlen die Motorpslüge mit ihren gigantischen stahlblanken Kiefern, unabsehbar erstrecken sich die Zuckerrübenfelder und Viehweiden, in Wolken von stechendem Stroh- staub summen die Dreschmaschinen und in den großen Mastanstalten schnattern im Herbst zu Abertausenden di« Oderbruchmastgänse ahnungslos ihrer Aufbahrung in den Berliner Markthallen ent- gegen. In Abständen von vier, fiinf, sechs Kilometern ziehen sich die Dörfer langhin, Dörfer ohne Gärten, mit dem holprigen Stein- dämm der Dorfstraße und dem staubigen Sommerweg zur Seite, mit meist rohgemauerten unverputzten Häusern, die schmucklos nur dem nacktesten Wohn- und Wirtschaftsbedürfnis dienen. In den Gastibirtschaften, den„Krügen", deren Ausstattung meist nur aus einigen ungedeckten Tischen, einem Bierapparat und einigen Schnaps- flaschen im Wandschrank besteht, sitzen Sonntags Gäste aus dem Dorfe vor einem Glase Bier, das nicht vi«l Anteil an der Ernte verrät, mit der das fruchtbare Land Hie Gutshöf« segnet. Die wenigsten sitzen übrigens im Wirtshaus. Während wir an einem Sonntag auf Rädern von Dorf zu Dorf schwirrten, sahen wir überall vor den Türen der armseligen Häuser Männer und Frauen sitzen, die sichtlich nur ein Sonntagsbcdürfnis hatten: sich auszuruhen. Aus den Kolonistendörsern, in denen der reich« Bauer Sonntags gravitätisch mit weißen Handschuhen in die Kirche ging und nach- mittags hafardierend am Wirtshaustische saß. sind Landarbeiter- dörfer geworden, in denen das von Fliegentüpfeln gesprenkelte Hohenzollernbild und die Garnituren völkischer Zeitungen in den Wirtsstuben und das heraussordernde Rotfrontplokat an der Mauer seltsam kontrastieren. Da» trockengelegte Land erinnert übrigens noch immer daran, «s dem Master abgerungene, Bruchland ist. Nach längeren
Trockenperioden geraten Gebäude, die wegen des Grundwassers kein« tiefen Grundmauern hoben, ins Sacken und erleiden Schäden; es muß wohl der Boden sich noch immer gleich einem Schwamm mit einer gewissen Menge Wasser sättigen können, um nicht zusammen- zusinken. Umgekehrt las man jetzt nach dem strengen Winter, daß di« Fundamente vieler Häuser infolge des langanhaltenden starken Frostes in di« Höhe getrieben und die Innenwände von unten bis oben aufgeristen, manchmal sogar von den Außenwänden getrennt wurden und das Tauwetter dann die Häuser mit Einsturz bedrohte. Die Landschaft des Oderbruchs ist von eigenartigem Reiz. In bunten Flächen erstreckt sM das völlig eben« Land weichin. Die Räume zwischen Dörfern und Gutshöfen sind von All««n, lockeren Baumgruppen, Wastergräben und Wind- mühlen mannigfaltig belebt. Hinter dem Gatter der Alleen, die manchmal wie die schattig« Kastanienalle«, zwischen Zechin und Letschin sich üb«r sechs Kilometer lang erstrecken, zieht jenseits von grünen, braunen und grauen Flächen, manchmal vom leuchtend- gelben Streif«» eines blichenisen Lupinenfeldes prachtvoll gehoben, der sattblaue Wall des Barmmer Hügelrandes. In dessen Wald - buchten, die als„Märkische Schweiz" ein wenig prahlerisch benannt sind, schmiegt sich das Badestädtchen Freienwald«, in dessen Park über buchsgefaßten Teppichrasen, grauen Steintreppen und flammen- den Phloxbüschen sich rosa und gelbgrau vor hohen Daumprospekten die klar« Front des von David Gilly erbauten Schlößchens erhebt, das ehemals ein königlicher Witwensitz war, 1909 von Rathenau erworben und noch feinem Tode als Rathenari-Stift dem Kreise
Oberbarnim vermocht wurde, ein Denkmal für den politischen Mär- tyrer. Seltsam und sicher nicht im Sinn« Rathenaus ist es, daß man at» einzelner Besucher das Eintrittsgeld für fünf Personen entrichten muß, wenn man nicht warten will, bis fünf Besucher sich zusammengefunden haben. Vom Saum des Niederoderbruchs steigt man hinauf nach Hohen- finow. in dessen Schloßgruft der Reichskanzler Bethmann-Hollweg , der„Philosoph von Hohenfinow", bestattet liegt. Nach emmal überschaut man das flache, bunte, dem Wasser abgerungene Land, durch das hier noch immer sich die blauen Adern der alten Oder flechten. Jenseits, am Saume der waldigen Landschwelle entlang, zieht der Hohenzollern -Kanal zwischen hohen Dämmen seine glatte Wasser- bahn. Bunte Lastkähne ersteigen auf den hohen Wasserstufen der Schleusen das Land; eines der größten Schiffshebewerke Europas ist hier bei Liepe noch im Bau. Lange sitzt man am sandigen Hang, auf den die Sonne glüht, und sieht den steigenden und fallenden Strudeln in den Schleusenkammern, dem unaufhörlichen Hin und Her der� schwimmenden Lasten zu. Die schwarzen Kähne, immer noch urtümlich in ihrer Walsischgestalt mit dem ungefügen Steuer, nehmen hier geruhsam einen imponierenden Großbau moderner Technik in ihren Dienst; der Bootsmann mit dem zyklopischen Bund- staken an Bord und der blaublusige Maschinist aus der elektrischen Lokomotive, die den Kahn durchs Schleusentor zieht, grüßen sich über Jahrhunderte technischer Entwicklung hinweg als Kameraden am Werk. Und hier, an der hohen Wassertreppe des Großschiffahrtsweges Berlin — Stettin spürt man nach der Fahrt durch die länd- liche und auf große Strecken einsam« Landschaft des Oderbruchs wieder die Verbundenheit großer geographischer Räume, ehe man untertaucht in die sausenden Kiefernwälder, in denen wie ein« ro- mantische Vision Caspar David Friedrichs der edle Backsteingiebel des Klosters Chorin leuchtet.'
Gerdtand: 5)ic A»«u ohne Schmerm
. Das ist die Attraktion unserer heutigen Gala-Eröffnungs- Vorstellung, das ist die„Frau ohne Schmerz"! Sie alle, Damen und Herren, haben wohl schon einmal indische Fakire gesehen, Männer, die sich die Haut mit glühenden Nadeln durchstechen.... Aber was ist das gegen dieses herrliche, blühend« Weib, an besten Körper die grausamsten Folterungen des indischen Harems vor- genommen werden. Damen und Herren, das Blut wird m Ihren Adern zu Eis erstarren, wenn Sie das lächelnd« Gesicht der Frau sehen, mit dem sie geduldig die Folterungen erträgt. Hundert Mark demjenigen, der den Beweis bringt, daß der Körper der„Frau ohne Schmerz" auch nur mit dem kleinsten Stückchen Trikot bekleidet ist. Natürlich müssen laut Polizeivorschrist Jugendliche unter zwölf Jahren während dieser Attraktion das Theater oerlasten.... Nehmen Sie Anteil! Nehmen Sie Platz! Soeben ist Anfang und Beginn der Vorstellung,..1" Irgendwo heult eine Nachtschichtsirene. Die Stadtbahn rattert vorbei. Das Glücksrad schnarrt. Und der Abend ist ganz grau. Grau wie die Gesichter der Menschen, grau wie die unheimlich nackten, gespenstisch leeren Brandmauern der Mietkasernen, die diesen trostlosesten all«r Vergnügungsplätze kalt und schroff umstehen. Di« kleinen Mädchen und die jungen Burschen, die zergrämten Frauen und Männer des letzten Proletariats, di« wohl hierher gegangen sind, um noch eine saure Gurke oder einen Bratklops zu erwerben, denn die Geschäfte sind lange schon geschlossen, verstreuen sich nun.... Schon ist die Bretterplanke, auf der die Künstler gestanden haben, wieder leer, schon kreischt das Karussell wieder in grellen Dissonanzen, und die jungen Burschen singen dazu„Main Mäd- schen, main Mädschen, wü lüüp ich dusch", und das Glücksrad schnarrt, und in der Luftschaukel steht eine junge Nochnichtprosti- tuierte, begafft mit gierigen Blicken, von häßlichen, lüsternen Augen, da plötzlich— viel zu plötzlich für diese monotonen, in immer gleichen Abständen sich wiederholenden Kreischlaute, Sirenen� pfiffe— stürzt ein« Frau auf die Bretterplanke. Das ist die „Frau ohne Schmerz". Sie ist noch jung, nur ihre Augen sind uralt, wissend und liebemütig. Ganz allein steht sie da. Und mäh- lich strömen die Menschen wieder vor die Bude und bleiben davor stehen. „3ch tanze auch!" sagt die Frau, und ich spüre, daß irgendein quälender, peinigender Schmerz sie an der Kehle würgt.„Ich tanze auch, so wie mich der liebe Herrgott erschaffen hat, mit pen- kalische Beleuchtung. Ich tanze aus spitzen Dolchen und auf�Glas- scherben. Ich werde y»ich auf ein Nagelbrett legen. Ich..." Sie bricht jäh ab. Sie wird sehr blaß. Aus der Tür ist der Ausruser getreten. Cr sagt:„Nu kommst« aba runter. Da krichste heute doch keenen mehr rin. Komm man,.." Und sie ergreift seine Hand und geht hinein. Aber nun— wahrhaftig, dieser letzte Appell an die lüsterne, unlustige Lust hat sein« Wirkung nicht verfehlt— nun gehen auch einige zur Kasse, zahlen zwanzig Pfennig und treten ein. Ich bin auch dabei. Man sitzt da auf den rohen, ungehobelten Bänken, raucht Ziga- retten. Ein dürres Gelächter schwirrt durch den stickigen Raum. Der Vorhang teilt sich. Der Ausrufer tritt hervor. In der ersten Abteilung sieht man den starken Mann, den ehemaligen Athleten, dessen kleine Säuseraugen trübselig in den Zuschauerraum starren. So jagen sich die Abteilungen.... Und dann kommt der Clou des Abends.„Die Frau ohne Schmerz I Noch einmal tritt der Ausrufer hervor und gibt eine kurze, einleitende Erklärung. Natürlich sei di« Scham der Dame bedeckt. Dennoch sei sie eine Abnormität der Willensbeherrschung. Da steht sie auf der Bühne. Mit lustigen Zauselöckchen. mit einem lachend-gemalten Mund, mit einem kecken Näschen, schlanken, hohen Beinen, mit kleinen, wippenden Brüsten und uralten Augen. Ja. sie tanzt auf Glasscherben. Ja. sie entzündet eine Teer- fackel, einer von den jungen Burschen zündet sich eine Pfeife daran an, ja, sie fährt mit der brennenden Fackel lächelnd über Bauch und Beine,' über Rücken und Arme. Sie legt sich auf das Nagelbrett. Und sie mimt in Gemeinschaft mit dem säuseräugigen Athleten die ,. Todesstrafe von Bombay". Und dann ist's aus. Und man geht hinaus. Aber als man noch wenige Minuten vor der Bude stehen bleibt, ertönen aus chrem Innern kleine, schluchzende, trostlose
Schreie. Das sst die„Frau ohne Schmerz", die da die Qual ihres Herzens und die Pein ihres Körpers hinausstöhnt. Hinaus in den grauen Abend, hinaus auf den armseligen Rummelplatz. Ich kenne nicht den Schmerz dieser grell plakatierten Frau. Ich habe Angst davor. Und gehe hinaus auf die Straße irgendwo an der Pe- ripherie Berlins ,,,, SEur Sniftehung der Wlondkraler Schon in einem schwachen Fernrohr scheint die Oberfläche des Mondes mit vielen Tausenden von Gebilden bedeckt, die wegen ihrer äußeren Aehnlichkeit mit unseren irdischen vulkanischen Kratern trotz sehr wesentlicher Unterschiede auch als Krater be- zeichnet wenden. Es gibt solche von Bergketten umgeben« sogenannte Wallebenen mit einem Durchmesser von fast 1200 Kilometer, so daß das frühere Königreich Bayern bequem in ihnen untergebracht werden könnt«, neben andern,'deren Durchmesser noch nicht 1 Kilo- meter erreicht. Di« Vermutungen über die Entstehung dieser Gc- bilde sind sehr mannigfaltig, einerseits sollen sie wie unsere irdischen viel kleineren Krater vulkanischen Ursprungs sein, andererseits sollen sie dem Aufprall von Meteoren ihre Entstehung verdanken. Eine ganz neu« Beleuchtung der Frage ist, wie die„Umschau" be- richtet, einem amerikanischen Astronomen namens Epstein gelungen. Mit den verfeinerten Methoden der Temperaturmessung konnte er di« Abkühlung bestimmen, welche die Mvndoberfläche während einer Mondfinsternis erfuhr, also während ihr das Sonnenlicht durch den Erdschatten entzogen war. Dann prüfte er die Abkühlung, welche die verschiedensten Gesteine unter ähnlichen Umständen erfahren. und fand, daß Granit, Basalt und andere sich sehr viel langsamer abkühlen: nur der Bimsstein ergab einen dem Monde ent- sprechenden Wert, so daß der Schluß gerechtfertigt scheint, daß die Oberfläche des Mondes im wesentlichen aus Bimsstein besteht. Da nun Bimsstein auf der Erde vulkanischen Ursprungs ist, so folgert Epstein, daß auch mif dem Monde die Krater vulkanischen Ur- sprungs seien. Man muß ohne weiteres zugestehen, daß diese Beobachtungen und Versuche die Ansicht von der vulkanischen Entstehung der Mondkrater zu stützen geeignet sind; aber andererseits zeigen die Krater bei näherem Studium doch so wesentlich« Unterschiede nicht nur gegen unsere irdischen Krater, sondern auch untereinander, sowohl hinsichtlich ihrer Größe als in ihrem ganzen Aufbau, daß es kaum annehmbar erscheint, all« diese verschiedenartigen Gebilde auf dieselbe Weise erklären zu wollen. Es haben sicherlich die ver- schiedenartigsten Kräfte gewirkt, darunter auch vulkanische, um alle diese nur aus der großen Entfernung, aus der wir sie betrachten, so ähnlich erscheinenden Gebilde hervorzubringen. Lt.
Wehl das Qlück der Gert all! Sozialismus ist dos neue Recht und die neue Pflicht. Die Pflicht zum Recht. Der Feind des Rechtes ab«r ist rohe Gewalt. Weil Sozialismus das Recht ist, kann er nicht die Gewalt sein. Ein Vater verbot seinem Sohne, Sozialist zu sein. Und er wollt« gewiß das Glück seines Kindes. Der Sohn aber sagte: Dein Zwang ist nicht das Recht. Wie sollte er mein Glück fein? Ich aber habe— das erste Erbe der Geburt— die Pflicht zum Rechte. Ich muß darum Sozialift sein. Nun bin ich eurer Schul« «ntwackisen, eurer Schule Zwang: uns gewaltsam zu beglücken. Weil ich aber gegen das Glück der Gewaltsamkeit bin, bin ich Sozialist. Und damit verließ er seinen Dater. Wir alle wollen nicht das Glück der Gewaltsamkeit, der Ver- gangenheit, sondern im Sozialismus die Freiheit des Glückes suchen und bringen. Wehe, wenn wir uns zu tyrannisierenden Schul- meistern oder Polizisten des Sozialismus auswerfen wollten! Dann sind wir kein« Sozialisten mehr und unsere Kinder müßten uns die Gefolgschaft versagen. Der Sozialismus ist nicht der Prügeloater, der da sagt: Du mußt! Der Sozialismus sagt: Wir werden, wir wollen! So ist er der wahre Voter der Zukunft.
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