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(21. Fortsetzung.) In den Gastwirtschaften stand der Kasten mit Rauchtabak auf dem Tisch. Die eine Hälfte des Kastens enthielt den Tabak, der jedem Gast zur freien Benutzung stand. Die andere Hälfte diente als Aschen behält er, in den man die ausgerauchte Pfeife ausklopfte. In der Marschgegend war der Boden rabenschwarz und das Getreide war so schwer, daß es nicht mit der Sense, sondern nur mit der Sichel geschnitten werden konnte. Es stand nicht wie in anderen Provinzen hoch auf den Halmen, sondern lag durch die Schwere der Aehrcn vollständig danieder. Es wurde auch auf dem Lande viel Grog getrunken und ordentlich gepunscht, denn die Witte- rung war rauh, da die Winde von der Nord- und Ostsee über das Land fegten. Es war ein herrlicher Anblick, die Nordsee in ihrer unermeß- lichen Weite vor Augen zu hoben. Die Sonne spiegelte sich auf den Wellen, das glänzte und leuchtete wie lauter fließendes Silber. Auf unserer Rückwanderung längs des Nordseedeiches gewahrten wir zu unserem Erstaunen, daß die Nordsee verschwunden war und sich vor unseren Augen eine weite Sandstäche ausdehnte, in der nur in einigen Vertiefungen etwas Wasser stehen geblieben war. Es mar der Boden der Nordsee bei Ebbe. Gern hätten wir das Schau- spiel der eintretenden Flut beobachtet, aber es war sehr trübes und regnerisches Wetter, und so kalt, daß wir doch vorzogen, weiter zu wandern, als uns bei der Hundekälte am Deich zu lagern und ab- zuwarten bis die Flut eintrat. Eines Tages fiel in einem Gasthof mein Blick auf eine Zeitungs- notiz, die„ntenschenmartt" überschrieben war. Ich sah genauer hin, aber es stimmte.„Fritzchen." sagte ich,„sich mal her," und beide steckten wir unsere Köpfe in die Zeitung und lasen ein großes Inserat, das folgenden Wortlaut hatte: Zum ZNenschenmarkt, den 15. 3uli, ladet ergebensk ein,. die Hardesvoiglei. Wesselburen , den... Der Hardesvoigk. Wir sahen uns beide an und wußten nicht, was wir dazu sagen sollten. „Du," meinte Fritzchen,„da müssen wir hin." „Natürlich," nickte ich,„den Menschenmarkt müssen wir uns ansehn. Aber wir wollen doch mal den Wirt fragen, was das mit dem Menschenmarkt für eine Bewandtnis hat." Der Gastwirt setzte sich an unseren Tisch und erzählte, daß in den Städten Wesselburen und Marne , die ein Stündchen ausein- anderliegen. olle Jahre zur Erntezeit sich die Stromer und Arbeiter versammelten und sich an die zu diesem Markte kommenden Bauern zur Ernte verdingten. Wir änderten unseren Kur� und wanderten nach Wesselburen . Einen Tag vor Beginn des Marktes trafen wie ein. Sämtliche Herbergen und Gasthöfe waren überfüllt. Die Vagabunden, Fecht- brüder und Stromer gaben sich hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Stelldichein. Selbst die Treppen in den Herbergen waren voll besetzt. Auf jeder Stufe hatten zwei bis drei Pennbrüder ihr Lager aufgeschlagen. Sogar auf den Feldern und Wiesen der Umgegend hatten Stromer ihr Quartier aufgeschlagen. In einem besseren Gasthanse gelang es mir, kür Frieda und mich ein Unterkommen zu finden. Am Sonntag besuchten auch wir den berühmten Menschenmarkt. Die Bauern aus der Umgegend kamen in die Stadt gefahren, im Gasthof wurde ausgespannt und man ging dann die Reihen der Fechtbrüder, die Aufstellung ge- nommen hatten, durch. Fand der Bauer seine alten Leute wieder, so brauchte er nicht lange zu wählen. Es ging in den Gasthof, dprt gab's zu trinken und man fuhr zur heimatlichen Scholle zurück. Frieda und ich strichen auf dem Marktplatz umher, sahen uns den Trubel an und hörten zu, wie die Arbeitsuchenden mit den Bauern verhandelten. Es fiel mir auf, daß wir einem jungen Bauern immer wieder begegneten. Plötzlich stand er vor uns, obgleich wir uns in einem ganz anderen Stadtteil befanden und starrte uns unverschämt an. Ich wollte mich gerade zum gehen wenden, als er mich fragte, ob wir bei ihm arbeiten wollten. Ich schlug es ihm kurzweg ab. Es schien mir, daß er es mehr auf Frieda, als auf mich abgesehen hätte. Er ließ jedoch nicht locker und lud uns zu Bier und Kümmel ein. Das schlug ich ihm nicht ab. Das große Wirtshaus war brechend voll, aber in einer Ecke er- wischten wir noch einen kleinen, leeren Tisch. Der junge Bauer gab Frieda Geld, damit sie uns was zu trinken hole. Frieda stieß mich in die Seite, als wenn sie sagen wollte, den Bauern wollen wir nehmen, was er wert ist, und verschwand. Nun steuerte der Bauer gleich auf fein Ziel los. Er war Besitzer eines Bauernhofes, den er allein bewirtschaftete. Seine Eltern, von denen er als einziger Sohn den Hof übernommen, waren kurz hintereinander gestorben. Sein Gesinde, das er auch von den Eltern mit übernommen hatte, war gut und zuverlässig. Aber er suchte ein weibliches Wesen, die mehr um ihn sei und nicht auf dem Felde, sondern im Haushalt tätig sein solle, und Frieda gefiel ihm. Ob ich sie ihm nicht abtreten wolle, es käme ihm auf Geld nicht an. Er zog seinen Geldbeutel und legte ein Fünfmarkstllck auf den Tisch. „Du bist wohl verrückt, Bauer," erwiderte ich,„ich bin doch kein Menschenhändlerl" In meinem Innern aber dachte ich, das kann Friedas Glück sein, und ich gab dem Bauern nach einigem Ueberlegen den Rat, sie selbst zu fragen. Es dauert« nicht lange und Frieda kam mit den Getränken zurück. Wir stießen zusammen an. „Du," sagte ich dann,„Fritze, der Bauer will dich engagieren, Host du Lust? Handgeld hat er schon auf den Tisch gelegt." und ich zeigte auf das Fünfmorkstück. Der Bauer wurde rot und sah verlegen in sein Bierglas. „Du machst wohl Spaß?" lachte Frieda verlegen. „Es ist mein voller Ernst, frage ihn selber!" Der Bau«r zog wieder seinen Beutet und legt« zu dem Fünf» Markstück noch«ms hinzu. „Du gefällst mir. Ich brauche eine Frau. Willst du mein« Fr«m werden?" stieß er hervor. Frieda lacht« laut auf und tippte sich an die Stirn. „Das sieht man euch Bauern gar nicht an, wie schlau ihr seid. Für zehn Mark will er sich eine Frau lausen! Prost Bauer!" Sie hob ihr Glas und stürzte es, noch immer halb spöttich, halb ärgerlich lachend hinunter.
Ich fiel in das Lachen ein und fragte den Bauern:„Was willst du nun eigentlich, soll Frieda bei dir als Magd, Stubenmädchen, Köchin oder Kindermädchen dienen, oder willst du sie bloß so zu deinem Vergnügen haben?" „Macht das mir unter euch ab. Ich hole eine neue Lage," fügte Frieda schnippisch hinzu, nahm ein Fünsmarkstück und ver- schwand. „Es ist mein voller Ernst," stammelte der Bauer,„ich will sie zu meiner Frau machen. Hier hast du meine Hand darauf." „Mir kannst du doch nichts weiß machen! Wenn du eine Frau lmben willst, bekommst du von jedem Bauern ein« Tochter!" Der Bauer schlug mit der Faust auf den Tisch.„Ich bekomme hier keine Frau, weil mir keine gefällt, und ich will pertout eine haben, die mir gefällt! Und das Mädchen gefällt mir!" Er wischte sich die Stirn und wandte sich plötzlich mit neuer Rede mir zu.„Sei nicht dumm, nimm das Geld und red ihr gut zu!" Dabei legte er noch zwei Fünfmarkstücke auf den Tisch. „Steck' dein Geld ein, Bauer, für zehn Mark verkaufe ich mein Mädel nicht. Sie mag frei wählen. Laß mich mit ihr allein, wenn sie wieder kommt. Ich werde mit ihr sprechen." Der Bauer nickte mehrmals mit dem Kopf, stand auf und entfernte sich. Frieda war erstaunt, den Bauern bei ihrer Rückkehr nicht mehr vorzufinden. Ich klärte sie auf und redete auf sie ein. „Sieh mal, Fritzchen, wenn ich dir nicht wirklich von ganzem Herzen gut wäre, würde ich dir ja gar nicht raten, was dir der Bauer bietet, anzunehmen. Der Kerl ist, wie mir scheint, ehrlich und gut. Weshalb er aber von hier kein Mädel will, wird wohl einen Haken haben. Die Sache ist nämlich umgekehrt, er scheint mir ein bißchen beschränkt zu sein und deshalb will ihn kein Mädel. Für dich aber. Fritzchen, wäre es«ine gute Partie, denn es ist bei dem Bauern deine Liebe auf den ersten Blick, wie es bei uns beiden der Fall war." „Du willst mich wohl los sein? Wieviel hat er dir denn ge- boten?!" brauste Frieda auf. „Höre mal, Frieda, Beleidigungen unterlasse, sonst ist es sofort mit uns beiden aus!" Ich erhob mich und griff nach meinem Hut. So hatte sie mich noch nicht gesehen.„Sei mir nicht böse!" bettelte sie erschrocken.„Kannst du es mir denn verdenken? Ick) habe doch das Geld auf dem Tisch liegen sehen!" „Du kannst mir ja meine Taschen durchsuchen, wenn du mir nicht glaubst. Ich habe dem Bauern erwidert, daß ich kein Menschen- Händler bin und es dir vollkommen frei steht, zu tun und zu lassen, was dir beliebt." Und ich erklärte ihr, daß ich sie lediglich, weil ich sie von ganzem Herzen lieb hätte, In guten Verhältnissen zu sehen wünschte. „Ja, Schatz," erwiderte sie kleinlaut,„ich gebe dir ja vollständig recht, ober wir wollen es uns noch überlegen."
„Zu üb«rlegen gibt es nicht viel, greif zu und nimm den Bauern, was er wert ist." „Du hast ihm das Geld zurückgegeben?" Frieda sah mich prüfend an. „Frag' ihn doch selber, weim du mir nicht glaubst!" Aber da schlang sie schon ihre Arme um mich und küßte mich, als wenn sie mich nicht mehr von sich lassen wollte. Es war unsere letzte, stürmische Umarmung. Ich schickte Frieda zum Bauern. Kaum war sie draußen, trank ich hintereinander die drei Kümmel und Bier herunter und ging an die Schänke, um dort noch zwei ordentliche Gläser Punsch hinter die Binde zu gießen. Als ich zurückkam, hatten Frieda und der Bauer bereits ihr« Plätze eingenommen. Der Bauer reichte mir über den Tisch seine Hand. Frieda, die mir meine Bewegung an- sah, traten die Tränen in die Augen. Um keine Sentimentalität aufkommen zu lassen, sagte ich:„Na, Kinder, dann wollen wir nicht lange Geschichten machen und noch einen zum Abschied trinken. Ich werde noch eine Lage holen. Bauer, gib Geld!" Der Bauer legte von neuem fünf Mark auf den Tisch. Ich schleppte eine Lag« Punsch herbei. Die Gläser klangen aneinander, der Punsch dampfte und wir tranken auf unser gegenseitiges Wohl. „Gib Vorschuß, Bauer!" sagte Frieda, als die Gläser halb geleert waren.„Will meinem Reisekameraden einen kleinen Zehr- Pfennig geben." Sie langte in seine Tasche und gab mir zwanzig Mark. Wir leerten die Gläser. „So, nun fahren wir nach Hause, Bauer!" Frieda erhob sich, reichte mir die Hand und beide verließen das Gasthaus, während ich sitzen blieb und mich berauschte. Ein Ziock wird gewendet, der Mensch bleibt der alte. Ich war wieder ein« ganz ansehnliche Zeit gewandert. Ein Ränzel besaß ich schon lange nicht mehr. Ich sah nicht mehr Hand- wertsburschenmäßig aus. Stiefel und Hosen gingen noch einiger- maßen. Die Löcher im Gesäß deckte mein grauer Gehrock mit den langen Schößen zu. Aber der Gehrock selbst war niederträchtig schmutzig, und das niachte, daß ich wie ein Vagabund aussah. Man denke sich einen hellgrauen Gehrock, den man ein halbes Jahr lang täglich ungebürstet und ungereinigt auf dem Leibe hat, mit dem man sich des Nachts zudeckte, einen Gehrock, an dem man in Er- mangelung eines Handtuches sich nach dem Waschen abtrocknet, seine schmutzigen Hände abwischt, auf dem Straßenstaub, Sonnenschein und Regen ihre Spuren zurückgelassen haben... Nein, es war wirklich nicht möglich, noch länger in diesem Aufzug zu wandern, ich, ein junger, hübscher Kerl! Ich beschloß, den Rock einfach zu wenden. Futter hatte der Rock ohnehin nicht mehr. Fußlappen und Taschentücher hotte ich mir dapaus gemacht. Im nächsten Städtchen kaufte ich schwarzen Zwirn und einige Nadeln, ein Stück Brot und einen Zipfel Wurst und alle war mein Geld. In der fünften Nachmittagsstunde verlieh ich das Städtchen. Ein Feldweg führte mich an einen Waldrand, während auf der anderen ein Kornfeld lag. Das Getreide war gemäht, die Garben gegeneinander in Hocken aufgesetzt. Angenehmer konnte ich es nicht treffen. Ich setzt« mich also an der Waldlisere nieder. Als ich an- fangen wollte, meinen Rock auseinanderzutrennen, merkte ich. daß mein Taschenmesser viel zu stumpf war. Selbst das Wetzen an einem Stein besserte die Sache nicht. Ich versucht« deshalb die Nähte einfach auseinanderzuziehen. Aber es riß wohl der Stoff neben der Naht, die Naht selbst jedoch hielt fest, als wenn der Rock ewig halten solle. Mir blieb nichts anderes übrig, als jeden Stich mit der Nadel aufzuziehen. Eine Hundearbeit war das! (Fortsetzung folgt.)
WAS DER TAG BRINGT, mniiniunmiminimmmiininiiHimiiiniimiiiiiinnimiiiniiininminimiHmininiiniiniimmiiiimnumniHiiiuininiiminiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinimiiiiiiiiiiiiiiiiMMiiiiiiiiiniiiiimuiiiiii
Bürgerliches Ehrgefühl. Ein kleines persönliches Erlebnis, das ein hübsches Seitenstück zu einer immerhin nicht unbedeutenden Sache, dem Landesverrats- Paragraphen, abgibt, wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Da kommt eines Tages ein hochseudal angezogener Mensch auf einen Genossen zu, erkundigt sich nach diesem und dem, fragt, wie er da- und dahin fahren kann und vertraut schließlich dem Ge« nassen an, er habe kein Geld mehr, um nach Hause— in der Um- gebung von Potsdam wohnt er— zu fahren. Nun, die Proletarier haben immer Verständnis für Geldschwierigkeiten: der Genosse gibt ihm das nötige Kleingeld, schon aus Interesse, ob der andere seinen heiligen Schwüren nachkommt und das Geld wirtlich zurückschickt: der ist gerührt, stellt sich formell vor— Vullerjahn heißt«r— und gibt irgendeine Adresse an.„Sic kennen doch sicher den großen Landesverratsprozeh gegen meinen Vetter Bullerjahn?" fragt er. „Sicher," meint der Genosse,„gerade wir Sozialisten haben uns ja in diesem Fall für Bullerjahn eingesetzt." Darauf Herr Bullerjahn: „Ja, sehr nett von Ihnen: ich kann dos leider nicht— sehen Sie,
Montag, 27. Mai. Berlin . 16.U0 Sprachgebrauch und Recht(Deutscher Sprachverein ). 16.30 Dr. J. E. Poritrky: Die Sinfonie der Arbeit. 17.00 KUnstlernachwuchs(Sternsches Konservatorium der Musik). 18.00„Peter Scholiens Kostgänger". Von Paul Qrabeiu. Gelesen vom Autor. AnschlieBend: Mitteilungen des Arbeitsamts Berlin-Mitte. 19.00 Dr. A. Orabowsky: Moskau im Frühling 1929. 19.30 Prot. 0. Mcnte; Wie entwickelt man Platten und Filme? 20.00„Schicksal im Walde". Von Johannes Unidil-Prag.(Gelesen vom Autor.) 20,30 Von Prag : internationaler Programmaustausch. Orchesterkonicrt. Dirigent: Otakar Jeremias . I. Dvorak; Othello.— 2. Jlrak: Drei Lieder (Marie Pixa, Gesang).— 3. Suk: Meditationen über einen allbähmischen Choral. — d. N'ovak: In der Tatra, sinfonische Dichtung.— S. Smetana : Die Moldau.(Orchester des Radloiournal.) Nach den Abendmeldungen bis 0.30: Tanr-Musik(Robert Gaden und sein Orchester). Während der Pause; Bildfunk. Kdnigswusterhausen. 16.00 Französisch(kulturkundlich-literarische Stunde). 16.30 Theophil DeraeKleecu: Die Entwicklung der Variationstorm. 18.00 Dr. Karl Lehmann: Rheinische Dichtung. 18.30 Englisch für Anfänger. 18.35 Dr. Kanzler: Wie rüste ich mich zur Heuernte? 19.20 Dr. Manz: Die Sprache des Erfeiges, 20.00 W. A. Morart. Dirigent: Bruno Seidler-Winkler . 1. Ouvertüre zu„Figaros Hochzeit".— 2, Klavierkonzert(K.-V. 537).(J. �trauB, Flügel.)— 3. Sinfonie D-Dur(K.-V. 385).(Berliner Funk-Orchester.) 21.00 Lieder. 21.30 Fr, Schubert: Fantasie für Violine und Klavier, C-DurJ op. 159.(Georg Kniestädt , Violine und Karl Rocksfroh, Flügel.)
wie das in den besseren Familien eben so üblich ist, wir können doch mit ihm nicht verkehren, solange die Sache nicht klar ist!!" Meint ihr, daß der Herr mit dem bürgerlich-empsindsamen Ehr- gefllhl unserem Genossen jemals das Geld zurückgeschickt Hot? Ein Baus— höher als der Eiffelturm. Die Pläne'für die Erbauung des höchsten Hauses der Welt sind nunm«hr fertiggestellt. Dieses gigantische Bauwerk, das den Namen Crane Tower führen soll, wird in Chikago errichtet werden, das seit Jahren einen erbitterten Kamps mit New Park in der Er- bauung von Wolkenkratzern führt. Das Bauwerk soll 306 Meter hoch, also höher als der Eiffelturm, werden und 75 Stockwerke haben. Seine Kosten werden aus 26 Millionen Dollar veranschlagt. Selbstverständlich ist mit d«m Wolkenkratzer eine Garage verbunden, die nicht weniger als KWO Kraftwagen fassen soll. Der Wolken- kratzer bekommt seine besondere Bank und einen ungeheuren Kon- ferenzsaal. Allein für die zahlreichen Angestellten, die für die Be- dienung der verschiedenen Daueranlagen des Wolkenkratzers vor- gesehen sind, werden 150 Zimmer bereitgestellt. Dickens Lieblingstochter gestorben. In London starb soeben Frau Kate P e r u g- n I, die letzt« Tochter von Charles Dickens , im gl). Lebensjahr. Catherine Eliza- beth Macr«ady Dickens, die der Vater„Kaiey" zu nennen pflegie, hatte ihre Mädchenzeit in dem anregenden Kreis verlebt, der sich im väterlichen Hause zu versammeln pflegte. Mit 18 Jahren hatte sie Charles Collins geheiratet. Der berühmte Maler Millais hatte, von der Schönheit der Braut begeistert, ihr Bild gemalt und ihr das Porträt als wertvolle Hochzeitsgabe zum Geschenk gemacht. Nach dem Tod« chres ersten Gatten heiratet«„Katey" in zweiter Ehe Carlo Perugini, einen Kunstler italienischer Herkunft, der in England naturalisiert worden war. Nachkömmlinge spanischer Soldaten. Die Nachricht, daß im Tapiche-Bezirt in Peru eine Anzahl von Ansledl«rn von Mayoruna-Indianern ermordet worden sind, ruft die Erinnerung wach, daß es im Norden des Amazonenstromes „Indianer" gibt, die weißer Abstammung sind. Forscher, die den erwähnten Teil Perus besucht haben, haben die Ueb«rzeugung aus- gedrückt, daß die Mayoruna, die ein etwas höheres Kulturniveau haben, als die ihnen benachbarten Stämme, direkte Nachkommen spanischer Soldaten sind. Vor etwas mehr als hundert Jahren hat in diesem Teil von Südamerika Diego Lopez de Aguirre mit einer Kompagnie Soldaten ein« Expedition unternommen. Die Mayo - runos sollen direkte Abkömmlinge dieser Soldaten sain. Die Mayo - runas gleichen äußerlich der weißen Rasse. Ihre Hautfarbe ist ziemlich hell und die Äänner tragen lange Bärte. Die Mayoruna- Frauen haben ungewöhnlich ausdrucksvolle Gesichter. Der Stamm, der ein Nomadenleben treibt, durchzieht den Urwald und hat sich besonders früher durch häusige Zlngriffe gegen Ansiedler und Reisende auf den Flußläufen der Nebenflüsse des Oberen Amazonas ausgezeichnet Seinerzeit wurden zwei Mitglieder der peruanisly- bolivianischen Erenzkommission, die den Aaravisluß in einem Boot befuhren, von den Mayonlnas schwerverletzt.