Nr. 243- 46. Jahrgang �£0 Dienstag. 2S. Mai �929
Berlin hat 22000 Hektar Wald. Neben wirtschafilichem Nutzen der gesundheitliche.
Berlin war ehemals reich an HZaldbesitz, der die Stadl von allen Seiten umgab. Dann kamen Zeiten, in denen man die Wälder der Gemeinde ohne viele Bedenken niedcrichlug. Erst das lehte Viertel des l9. Jahrhunderts brachte im Zusammenhang mit dem Ausbau der Abwässerbeseitigung und der nokwendigen Anlegung von Rieselseldern wieder eine Zunahme der Gemeindewälder. Sie sielen der Stadl als Be- siandteile der Güter zu, die sie sür die Rieselbewirtschaftung erwerben muhte. Später folgten dann auch Käufe von Gütern, die nicht der Abwässerbeseiligung dienen sollten. Mit dem Erwerb der Herrschaft Lanke hinter Bernau und der grohen Dauerwälder mehrte sich der Waldbesitz Berlins sehr veträchllich. Eine starke Zunahme der städtischen Wälder erlebten wir in neuester Zeit besonders beim Erwerb des Gutes Düppel. heute hat die zusammengefaßte Großgemeinde Berlin rund 22 000 Hektar W a l d b e s i tz. der zum Teil innerhalb, zum anderen Teil außerhalb des Stadtgebietes liegt. Der von der städtischen Forstverwaltung jetzt vorgelegte Geschäftsbericht, der erst den Stand vom ZI. März 102.8 angibt, weist für diesen Zeitpunkt einen Berliner Waldbesitz von 21 9.83 Hektar nach. In dem bis März 1028 reichenden Geschäftsjahr ist es— sagt der Bericht— gelungen, die wirtschaftliche Ausnutzung der städtischen Forsten erheblich zu verbessern. Durch holzverkauf konnten infolge zeitweiliger Steigerung der holzpreise erhebliche Mehreinnahmen erzielt werden. Das gilt auch für die Einnahmen aus Neben- Nutzungen. Pachterhöhungcn, Neuverpachtungen, stärkere Aus-
Nutzung von Kiesgruben brachten höhere Einnahmen. Auch die größere Nachfrage nach Zeltscheinen hebt der Bericht hier hervor. Gegenüber der Einnahmemehrung steht ein« Ausgabemehrung bei Löhnen und Materialien. Bei den besonders ins Gewicht fallenden Ausgaben für Kulturen und sonstige Waldverbesserungen wurde durch„Rationalisierung" erreicht, daß man ungefähr mit den Sätzen des Voranschlages auskam, obwohl noch unvorhergesehen« Ausgaben entstanden. Der Bericht nennt Aufforstungen von Oedland , Ausbau der havelhänge, Instandsetzung von Userpromenaden und Spazier- wegen, Reinigung der Wälder, Aufstellung von Ruhebänken, Schaffung von Ruheplätzen, Errichtung von Schutzzäunen. Das finanzielle Ergebnis des Jahres gilt der Verwaltung als durch- aus befriedigend. Erzielt wurden 98 345 Mark Ueberschuß, weit über das Doppelte des im haushaltplan angesetzten Betrages. Den Wert der städtischen Forsten schätzt die Vermögensaufstellung vom 31. März 1928 auf 45 420 900 Mark. Mit Gebäuden. Materialien und Inventar betrug das gesamte Forstoermögen der Stadt 46 307 200 Mark. Nach Abzug von 17 730 160 Mark Schulden(Reste der Kaufgelder für Lanke und Dauerwald) blieben 28 577 040 Mark Ret»vermögen der Forsten. Vom Standpunkt der Forstverwoltung gesehen mag das Ge< leistete groß scheinen. Doch zur Erschließung der Wälder für die erholungsbedürftig« Bevölkerung müßte — das darf hier vielleicht eingeschaltet wevden— noch sehr viel mehr geschehen. Wir wissen freilich, daß selbst der beste Wille, die Wälder auch gesundheitlich auszunutzen, leider durch Mangel an Mitteln gehemmt wird. Besonders die Wege sind manch- mal so arg heruntergewirtschaftet, daß Sand und Staub den Sonn-
3)er WaSieriurm als Straßenabichluß.
Der ebenso wegen seiner be- wegten Vergangenheit berühmte wie berüchtigt« Wasserturm auf dem Steglitzer Friedhofe beherrschte bisher weithin dos Stadt- bild, besonders dos Slldgelände. An ihm zeigt sich jedoch so recht die Re- lativität der Dinge, demi er ist nahe- zu eingebaut. Wenn man im Verlauf der Mariendorfer Straße auf dem Weg nach Südende zur Bis- riKirckstraße gelangt, stößt man be- reits auf«inen Teil neuer Straßen, in denen auch die vom Steglitzer Mieterverein errichteten Häuser stehen. Die nächste Straße, die Mit- seder Straße, bietet einen eigen- artigen Anblick, indem in ihrer verkürzten Perspektive sich gleichsam der Wasserturm als Abschluß erhebt. Das ganze Gebäude wirkt in den Häuser- znassen reichlich deplaciert. Mit diesem Einbau des Stolzes der Steglitzer Stadtväter, wie es der Wasserturm als Zeichen des Stadtportikularismus war, wird wohl auch sein weiteres Schicksal besiegelt sein. Zeit- weis« als Ehrengedenkhalle des Krieges, dann wieder als Projekt
für ein Krematorium des Südwestens, paßt er heute nicht mehr für das ein« oder andere.
Jacfi Xondon:
„Macht eure Sache gut, Jungens," ermahnte er sie zu- letzt.„Ich muß es wissen. Was auch geschieht, ich schlage euch heraus." Er kehrte in fein Hotel zurück, indem er wie zuvor die Droschke wechselte, ging in sein Zimmer, trank noch einen Cocktail zur Nacht, legte sich nieder, und schlief ein. Am Morgen kleidete er sich an. rasierte sich, destellte sein Früh- stück und die Zeitungen und wartete. Aber er trank nicht. Um neun Uhr begann das Telephon zu klingeln, und die ersten Berichte liefen ein. Nathaniel Letton war im Begriff, in Tarrytown den Zug zu besteigen. John Dowsett kam mit der Untergrundbahn zur Stadt. Leon Guggenhammer hatte sich noch nicht auf der Straße sehen lassen, war aber bestimmt zu Hause. Dayiight breitete eine Karte vor sich auf dem Tische aus und folgte so den drei Männern, wie sie einander näher- kamen. Jetzt war Nathaniel Letton in seinem Bureau im Mutual-Solander-Hause. Als nächster erschien Guggen- Hammer. Dowsett befand sich noch in seinem eigenen Bureau: aber um elf kam die Nachricht, daß auch er eingetroffen sei. und wenige Minuten später saß Daylight im Auto und sauste in voller Fahrt nach dem Mutual-Solander-Hause. Nathaniel Letton war mitten im Satze, als die Tür ge- öffnet wurde: er blieb stecken, und er wie die beiden anderen starrten erschrocken, ober beherrscht den eintretenden Burning Danliccht an Unwillkürlich übertrieb er den freien schwung- vollen Gang, der Schlittenreisenden eigen ist. Ihm war, als fühlte er Schnee unter seinen Füßem Guten Morgen, meine Herren, sagte er, ohne die un- natürliche Ruhe zu beachten, mit der sie seinen Eintritt be- grüßten Er schüttelte ihnen der Re-He nach so herzlich die Hände daß Nathaniel Letton zusammenfuhr. Dann warf er sich in einen schweren Sessel und streckte die Beine aus, als ob er müde wäre. Die große Lcdertaiche, die er mitgebracht hatte, stellte er sorglos neben sich auf den Fußboden. «Mmächtiger. ich bin halbtot!" ftuszte er.«Wir Habs» s
ihnen aber auch nicht schlecht gegeben. Das war'ne Sache. Und erst ganz zum Schluß ist mir ausgegangen, wie fein das Spiel war. Glatter knock down! Und wie sie drauf rein- fielen: war einfach großartig!" Sein schleppender westlicher Dialekt und seine Fröhlich- keit beruhigten sie. Er war wohl gar nicht so schlimm. Wenn er sich auch entgegen Lettons Anordnungen den Zutritt zum Bureau erzwungen hatte, so schien er doch nicht die Absicht zu haben, eine Szene zu machen oder ausfallend zu werden. „Na," fragte Daylight liebenswürdig,„habt ihr nicht ein freundliches Wort für euren Partner? Oder hat fein Glanz euch völlig geblendet?" Letton räusperte sich, konnte aber kein Wort heraus- bringen. Dowsett saß ruhig abwartend da, während Guggen- Hammer mit Anstrengung stammelte: „Sie haben wirklich ein schönes Tohowabohu angerichtet." Daylight schwarze Augen funkelten vor Vergnügen. „Das will ich meinen!" rief er triumphierend,„haben wir sie nicht schön angeführt? Ich war selbst ganz überrascht. Ich hätte mir nie träumen lassen, daß es so leicht ginge." „Und jetzt," fuhr er fort, ehe die entstandene Pause drückend wurde,„können wir wohl abrechnen. Ich möchte gern heute nachmittag abreisen." Er nahm seine Tasche und griff mit beiden Händen hinein.„Und wenn ihr Wall Street wieder mal einen kleinen Schrecken einjagen wollt, Jungens, dann braucht ihr's mir nur zu sagen." Seine Hände kamen wieder zum Vorschein: sie üm- schlössen eine Menge Talons. Scheckbücher und Schlußnoten. Er schüttete alles auf den Tisch, griff noch einmal in die Tasche und fischte einige Nachzügler heraus. Dann las er von einem Blatt Papier ab:„Zehn Millionen siebenund- zwanzigtausend und zweiundvierzig Dollar und acht Cent be- tragen mein« Ausgaben. Die müssen natürlich vom Gewinn abgezogen werden, ehe wir die ganze Beute zusammenrech- nen. Wo habt ihr eure Berechnung? Es muß doch eine mächtige Summe herauskommen." Die drei Männer sahen sich erstaunt an. Entweder war der Mann dümmer, als sie gedacht hatten, oder er spielte ein Spiel, das sie noch nicht durchschauen konnten. Nathaniel Letton befeuchtete seine Lippen mit der Zunge und sprach: „Es wird noch einige Stunden dauern, Herr harnish, bis wir die Abrechnung in Ordnung haben, howison ist ge- rade dabei. Wir— hm— wie Sie sagen, haben wir be- friedigend abgeschnitten. Was meinen Sie, wollen wir jetzt nicht zustimmen frühstücken gehen— wir tmmten ja dabei
tagsanssiug, der eine gesundheitsördernde Erholung sein sollte, zu einer gesundheitschädigenden Qual machen. Aber gerade die In- standsetzung und Jnstandhalwiig von Wegen ist bei der Stärke großstädtischen Ausslugsbetriebes eine schwierige und kostspielige «ache. Auch mit den 98 345 Mark llederschuß hätte man, wenn sie drangegeben worden wären, keine großen Taten vollbringen können. Berlins Wälder zu wirklichen Erholungsstätten der Be- völkerung auszugestalten, ist eine Aufgabe, die noch viele Millionen erfordern wird.
Maikäfer. Mit frohen Hoffnungen wird alljährlich von der Großstadt- jugend das Auftreten der ersten Maikäferlterwartet. Als Vertünder nahender, warmer und sonniger Jahreszeit werden diese ersten Frühlingsboten begrüßt, die bei günstiger Witterung bereits früher als im Mai das schützende Erdreich verlassen haben. Große Freude herrscht, wenn„Müller" und„Schornsteinfeger", und wie sie sonst im Bolksmunde genannt werden, in großer Anzahl an linden Maien- obenden um Eichen-, Kastanien- und sonst ihnen zusagenden Bäumen umherschwärmen. Dann geht es mit einer Zigarren- oder Ztga- rettenfchachtel bewaffnet auf die Maikäferjagd. Infolge der un- günstigen Witterung und der damit verbundenen spärlichen Eni- wicklung der Natur wurde in diesem Jahre die Geduld der Jugend auf ein« harte Probe gestellt. Traten doch die Maikäser in großer Zahl erst um die Wende des Monats auf. Mit dem Erscheinen der Maikäfer setzt auch sofort der hon- d e l mit ihnen ein. Nicht etwa, daß, wie in vergangenen Zeiten, die Käfer innerhalb der Jugend getauscht oder mit Stecknadeln be- wertet wurden, sondern sie sind seit längerer Zeit in den zoologi- schen Handlungen käuflich zu erwerben. Dabei ist der Airdrang der Jugend häufig sehr stark, besonders am Anfang, wenn der Kurs für einen Käfer noch hoch ist und jeder aus den Besitz der ersten Maikäfer stolz ist. Gegen Ende des Monats, besonders in maikäfer- reichen Jahren, werden sie weniger bewertet. Es wird jetzt mit barer Münze gezahlt und für zehn Pfennige gibt es drei bis sechs Käfer. Aber auch hier ergibt sich der Preis aus Angebot und Nachfrage. Die Jugend bewertet die einzelnen Käfer wieder verschieden. Da gibt es Maikäfer mit rabenschwarzen Beinen und Halsschild, die„Schornsteinfeger", sie sind im Preis höher als alle anderen, da sie seltener auftreten. An regnerischen oder kühlen Tagen kann der Maikäfersang sehr ergiebig sein, ebenso während der Morgenkühle. Dann ruhen die Käfer mit angezogenen Beinen an den Blättern und sind leicht abzuschütteln. Di« Lebensdauer der Maikäfer ist sehr beschränkt: sie betrögt bis zu d r e i W o ch e n. Gegen Ende der Flugzeit fliegen die Weibchen über den Erdboden dahin, eine geeignete trocken« Stelle zur Eiablage zu suchen. Sobald sie eine ihnen zusagende Oertlichkeit gefunden haben, graben sie sich 20 bis 25 Zentimeter tief ein und legen die weißlichen, hanfkorngroßen Eier in kleinen Klumpen in den Boden ab. Schon nach vier Wochen schlüpfen aus den Eiern die kleinen Larven, die als Engerlinge bekannt sind. Zunächst ernähren sie sich von kleinen Humusteilchen, werden aber nach überstanden«? Ueberwinterung sehr gesräßig. Sie verzehren Wurzeln und richten an Pflanzungen und Kulturen vielsachan Schaden an. Erst im vierten Jahre verwandelt sich der Engerling in das Puppenstadium. Dazu gräbt er sich im Erdboden eine kleine Höhlung und macht darin die Berwandlung zum fertigen Käfer durch. Ungefähr im November ist aus der Puppe der Käfer ent- standen. Also beträgt die Entwicklung des Maikäfers vom Ei bis zum Käfer fast vier Jahr«. Di« Gefräßigkeit der erwachsenen Käfer ist ebenso groß, wie die der Engerlinge. Sie richten, sobald sie in großen Scharen auftreten, in den Forstkulturen großen Schaden an. Während der Engerling bei seiner Wanderung durch das Erdreich alles Genieß- bar« wie Wurzeln und selbst kleineres Getier verzehrt, richtet der fertige Käfer feine schädliche Tätigkeit auf die Blätter der Laub- bäum«. Den Schaden, den sie an Kulturen der Forst- und Land- Wirtschaft anrichten, ist nicht zu unterschätzen. Es kann zum Bei- spiel vorkommen, daß Engerlinge durch Benagen der Wurzeln junger Nadelholzbäume Forstkulturen völlig vernichten können.
über die Sache sprechen. Ich lasse meine Angestellten über Mittag arbeiten, so daß Sie ihren Zug noch rechtzeitig er- reichen können." Dowsett und Guggenhammer gaben ihre Erleichterung fast zu offen zu erkennen. Die Situation klärte sich. Unter den augenblicklichen Verhältnissen war es nicht angenehm, in einem Raum mit dem Manne eingeschlossen zu sein, den sie soeben ausgeplündert hatten, einem Manne, der starke Muskeln hatte und einem Indianer glich. Sie erinnerten sich mit Unbehagen der vielen Geschichten über seine Stärke und Brutalität. Wenn Letton ihn nur so lange hinhalten könnte, bis sie in die polizeibeschützte Welt außerhalb der Bureau- türen entwischt waren, so war alles gut. Und Daylight schien mit sich reden zu lassen. „Das freut mich wirklich." sagte er.„Ich möchte nicht gern den Zug versäumen. Sie haben mir eine große Ehre erwiesen, meine Herren, daß Sie mich an diesem Geschäft teilnehmen ließen. Ich weiß das in hohem Maße zu schätzen. wenn ich meinen Gefühlen auch nicht den rechten Ausdruck verleihen kann. Aber ich bin schrecklich neugierig und möchte gern wissen, Herr Letton , wie hoch Sie unseren Gewinn ver- anschlagen. Können Sie es mir nicht schätzungsweise sagen?" Nathaniel Letton sandte seinen Freunden einen flehen- den Blick, und es entstand eine Pause. Dowsett, der aus festerem holz als die beiden anderen geschnitzt war, begann zu ahnen, daß der Klondike-Mann spielte. Jene aber ließen sich immer noch von seiner kindlichen Unschuld einwiegen. „Es ist außerordentlich— hm— schwierig," begann Leon Guggenhammer vorsichtig.„Sie wissen, daß die Kurse von Ward Valley fabelhaft schwankten, so daß— hm-- „So daß es ganz unmöglich ist, jetzt schon den Gewinn abzuschätzen," fuhr Letton fort. „Annähernd, annähernd," meinte Daylight freundlich. „Auf eine Million mehr oder weniger kommt es nicht on. Darüber können wir uns ja später noch einigen. Aber ich bin so neugierig, daß es mich am ganzen Körper juckt. Was meint ihr?" „Warum sollen wir weiter unter falschen Boraus- setzungen spielen?" fragte Dowsett plötzlich kalt.„Laßt uns die Karten auf den Tisch legen. Herr harnish hat einen falschen Eindruck von der Sache, und wir wollen ihn auf- klären. Diesmal--." 1 Aber Daylight fiel ihm ins Wort. Er war ein zu guter Pokerspieler, als daß er den psychologischen Faktor außer acht gelassen hätte, und er unterbrach Dowsett, um das Spiel jelbst zum Abschluß zw drmgea..(Forts, folgt.)