Mittwoch 29.Moi 1929
Unterhaltung unö �Dissen
Beilage des Vorwärts
IL Berlinden:
�igerjagd im �Dschungel
Eine volle Stunde schon rollte der Karren mit den Zebuochsen und den Scheibenrädern langsam dahin, tauchte in den Schatten von Hügeln und Wildnis, querte einen Bach und kam den Dschungeln näher. Draußen rennen die Hindus mit schweißnossen Körpern am Gespann entlang. Ein wilder, penetranter Geruch füllt das Innere des Wagens und bleibt an Kleidung und Wänden hän- gen: das ist die Stunde des Vergehens und zugleich die Stunde des neuen Lebens. Ein kurzer, wenige Minuten dauernder Platzregen wird das neue Leben aus der Erde zwingen. Welch ein Abenteuer, dies allein! Die Moskitos und Insekten schwärmen durch die Dunkel- heit und die Nacht hängt ties über den Landschasten: immer lauter rauscht das Streichorchester der Zikaden und strömt die Serenade des Kleingetiers über uns hinweg. Der Plantagenbesitzer Peters reichte die Whistyflasche herum. Der scharfe, schwüle, peinigende Geruch verstärkt sich. Enger halten die Eingeborenen an den Wagen. Von draußen herein hallt der Ton eines streifenden Wildes: dunkel erdröhnt die Erde unter dem Gang sines Elefanten. Di« Bäche füllen sich, als würden sie das verlorene Wasser aus dem Ozean saugen und fließen zurück in das Schwarz des Urwaldes. Der Himmel ist tiefschwarz und dennoch ist es dämmerig, als käme dieses dunkle Licht aus einer transparenten Erde. Es ist mir, als sähe ich die Bäume wachsen, als füllten sich die Gewässer mit lauten Stimmen, als redeten mit einer unverständlichen Sprache die Sümpfe. Der Eingeborene, dessen weißer Sarong zu uns hereinleuchtet und der die Botschaft von dem Ueberfall des Tigers gebracht hatte, bleibt plötzlich stehe». An seiner Seite äugt Marjadi in das Dunkel. Dreimal war der Molaye mit Peters auf der Dschungeljagd, aber immer wieder ergreift ihn das Enssetzen vor den Dämonen: denn olles, was unter der Sonne Indiens lebt, olles Leben ist gleich- bedeutend mit einer Gottheit. Das Leben i� der Inbegriff der Gottheit. Hinter einem kleinen Bestand von Palmen und Teakbäumen halten wir an. Wir horchen in das Gespräch, in das Lärmen der Nacht: aber nichts hören wir von der Nähe des Tigers. So halten wir, eng beisammen, lauschend in das ewige Rätsel der tropischen Nacht, von den Mücken überfallen, eine Beute der Insekten, preisgegeben den Millionen Feinden, in banger, quälender Stille au». „Der Wechsel!* flüstert Peters, der den Geruch des Raubtieres kennt. Wir dringen in die Dschungeln ein, longsam, vorsichtig: noch einigen Minuten kommen wir auf den Kampfplatz, auf dem das niedergeschlagene Rind des Urwaldes liegt: mit aufgerissenen Adern, daraus der Tiger das Blut getrunken. „Er hat getrunken,' sagte Peters,„bald wird er sich die Nahrung holen.* Wir kehren eilig zurück, mit drei Hindus«ine Doppelpolme er. lletternd: indes der Rest der anderen Eingeborenen hinter einen dichten Wall der niederen Bäume geschickt wurde, richten wir uns einen Platz zur Beobachtung. Niemand rührt sich- Wir sitzen zwei Stunden long, das Ge- wehr schußbereit auf den Knien. Ich denke an eine Jagd auf Krokodile: sie ist spannender und weniger gefährlich als eine solch« noch dem Raubwild der Dschungel, quälend, schweißtreibend und auf- regend.„Jeder Tiger,* flüstert Peter, kaum hörbar,„kehrt zur Beute zurück, außer in der Regenzeit.* Wir warten und abermals vergesse ich merkwürdigerweise auf den Schuß in das Dunkel, in das rasende, tolle, gierige Leben, das in dieser Nacht gleichsam aus dem Nichts, aus den Lüsten quillt, tausendfach, unzählbar: eine Quelle des Lebens. Und mitten hinein, in diese betäubende Quelle des Lebens will Peters den Schuß ob- feuern, nichts anderes wn, als diese Erde tut, das Naturgesetz es sordert. In den dämmerigen Umrissen der Lichtung sehe ich jedes Ziel schwankend werden.. Ich habe den beißenden, scharfen Gestank der
Beut«, des niedergeschlagenen Rindes in der Nase: wenn ich die Hand hebe, schwirren die Insekten um mich auf. Ich sehe zwei Lichter von unten heraufglühen: aber nichts geschieht: sogar die ge- liebte Pfeife wird zu einer Gefahr. Und während ich über den Sinn dieser qualvollen Stunden nachdenke und einen faustgroßen Käfer von meinen Knien schleudere, flammt plötzlich der Blitz des Schusses auf. Feuergelb ist die Nacht durchlocht, für eine Sekunde zerrissen— dann bricht wieder die Dunkelheit herein, tiefer, gefährlicher, grauen- hofter als je: und hoben wir einen Feind dort unten auf der Erde. Eine Stille lastet auf dieser Erde: dann kommt ein müdes, ver- lorenes Echo des Schusses, als hätte er dieses beispiellose Leben ver- mchtet. Aber bald beginnt es wieder wildbrausend von neuem sich zu erheben: die Sümpfe, die Dschungel, die Banianen und Lianen. selbst in den Palmen hängt ein hölzernes Rauschen. Aber von dem Feinde keinen Laut. „Ich habe gefehlt!* sagt Peters neben mir, mit einer Stimme, die ich nie vergessen werde. Zwei volle Stunden mußten wir auf dem marternden Hochsitz bleiben. • In der frühen, blassen erwachenden Dämmerung, die über die Dschurijjel streicht, ist der Platz unten leer. Das Rind liegt allein. In der Ferne ertönt der Schrei eines Wildes, wie der eines Schakals. Das Orchester der Insekten verstummt langsam. Wir klettern zur Tiefe. Verängstigt und schlaflos kamen die Eingeborenen zurück. Peters schweigt. Ein« halbe Stunde hatte er nach der Spur des Tigers gesucht: er hatte sie nicht gefunden. Dann steigen wir wieder in unseren Zebuwagen. Die Hindus sind fröhlich und laufen eilig und tratschend neben dem Wagen ein- her, den Dörfern zu, Peters hat die Büchse noch immer schußbereit auf den Knien liegen.„Er verfolgt uns, es ist Zeit, daß wir nach Haufe kommen." Rascher geht es dahin. Im Trab. Es lärmt dunkel über der nun wieder trockenen, dürstenden, weichen Erde auf. Die Hindus sind vorausgeschickt und bald hinter einem Hügel verschwunden. Eine Stunde später ereignete sich etwas Seltsames: etwas, das ich nicht glauben würde, etwas Unfaßliches. Während wir aus dem Wagen gestiegen waren, um über eine Höhe einen kürzeren Seitenweg einzuschlagen und dem glühenden Strahl der Morgensonne zu entgehen, erreichten wir unter schattigen Farnen bald das Campoung: wir hörten ein dumpfes, krachendes Gebrüll. Peters blieb stehen und lauschte in die Wildnis zurück: ein Schatten wechselte über sein braunes Gesicht.„Das Gespann!* rief er plötzlich,„der Tiger hat die Zebus überfallen!* Dann setzte er, im glühenden Sonnenmorgen, nach dieser gräßlichen, nassen, schwülen, dumpfen, durchwachten Nacht, zum Laufe an, und hinter dem Hügel weg sehen wir den Ochsenkarren in rasender Fahrt. durch die Bazarstroße auf den Gemeindeplatz stürmen. Und mitten auf dem Wagen, unterstem zerrissenen Blätterdach, brüllend, vom rasenden Lauf der Ochsen verstört und gehindert, von der unter ihm dahinfließenden Erde verwirrt, wild in seiner Angst, willenlos, unentschlossen, völlig machtlos geworden, hält sich der Tiger in den hölzernen Wänden berfangen. Er hatte in seinem Sprung, der zu kurz gewesen sein mochte, um die Zebus zu er- reichen, das Dach eingerissen und nun stand er dröhnend in seinem Gebrüll mit schwankendem Leib auf dem dahinrasenden Wagen, den gelbbraungestreiften Kopf hoch in die Lust geworfen, mit geöflneten Lefzen und blanken, schimmernden Zähnen- Ein zweiter Schuß dröhnte, jagte die Menschen an die Fenster und unter die Häuser und... als hätten es die Zebus begriffen— sie blieben mit einem Ruck stehen. Und mit dumpfem Fall schlug der getroffene Körper des Tigers über den Wagen, das Dach hinterherreißend, auf den heißen, rot- braunen Sand.
Dorm Snde der Siraßenbahn?
Der Generalrat des Seine-Departements, der sich in seiner kommenden Session mit einem großzügigen Projekt der einheitlichen Verkehrsregelung in Paris befassen wird, wird bei dieser Gelegen- heit wahrscheinlich den Beschluß fassen, die Straßenbahn abzu- schaffen. Seit mehr als vier Jahren kämpft man in Paris schon um diesen Beschluß. 1924 bereits eröffnete die Pariser Presse säst einmütig«inen heftigen Kampf gegen die Straßenbahn, die sich nicht mehr als Verkehrsmittel einer modernen Großstadt anerkennen läßt. Nun steht die forffchrittliche öffenttiche Meinung dicht vor ihrem Siege über die Kommunalbehörden, die sich vier Jahre lang der Erkenntnis der Notwendigkeit der Beseitigung der Straßenbahn verschlossen haben. Das Problem der Straßenbahn wird bald auch in Berlin und den übrigen deutschen Großstädten akut werden.(Eine deutsch « Großstadt, Wiesbaden , hat seit dem 1. April 1929 ihren Straßen- bahnoerkehr eingestellt und bedient sich nur noch der Omnibusse.) Deshalb find die Vorgänge in Paris und die Beschlüsse in bezug auf die Straßenbahn von großem Interesse. Die Straßenbahn ist kein Verkehrsmittel mehr, sie ist einer modernen Großstadt«in Verkehrshindernis.- Ihr fehlt das wichtigste Wahrzeichen, die charakteristische Eigenschaft«ine» modernen Ver- kehrsmittels: das Steuer. Eine Straßenbahn kann nicht gelenkt, sie kann nur gebremst werden. Eine Straßenbahn kann nicht aus- weichen, alles muß ihr ousweichen. Das wäre kein Schade, wenn und solange sie sich allein auf ihrer Straße befindet. Das ist er- träglich und nützlich für die Eisenbahn, für die Untergrundbahn, für die Schwebebahn, das ist unerträglich auf einer Straße, die eben nicht der Straßenbahn allein, sondern in viel höherem Maße den übrigen Verkehrsmitteln gehört. Das Rechenerempel, da« so nah« liegt, um die Bedeutung der Straßenbahn festzustellen, kann jeden Tag auch in Berlin unternommen werden oder in einer anderen deutschen Groß- stadt. Man zähle einmal an einem wichtigen Verkehrspunkt die diesen Punkt passierenden Straßenbahnpassagiere und alle übrigen Passagiere der Autobusse, der Taxis, der Privatwagen, sowie die Lasten der Lastwagen. Das Ergebnis müßt«, wenn es die Existenz
der Straßenbahn rechtfertigen sollte, eine vier- bis fünffache Ueber- legenheit der Straßenbahnpassagiere zeigen. Denn die Straßenbahn vermindert heute den Verkehr der Großstadt, besonders in den inneren Stadtteilen, mindestens auf ein Viertel seiner sonstigen Leistungsfähigkeit. Es handelt sich ja nicht nur darum, daß in vielen Straßen mehr als«ine Hälft« des Fahrdamms von den zwei Straßenbahnschienen fortgenommen und damit für den übrigen Ver- kehr praktisch ausgeschaltet wird. Auch der Wert des verbleibenden Restes des Straßendammes wird mindenstens um die Hälfte ver- mindert durch die Unbeweglichkeit der Straßenbahn. An jeder Halte- stell« stockt vollkommen der Verkehr und mit der Straßenbahn müssen alle anderen Fahrzeuge ebenfalls anhalten, um den Passagieren ein ungefährdetes Ein- und Aussteigen und einen Verkehr vom Bürger- steig zu der Mitte des Straßendammes zu gewährleisten. Jede Störung im Straßenbahnverkehr ist gleichbedeutend mit völliger Ver- stopfung der betreffenden Verkehrsstraße und meistens noch der Straßen im anliegenden Block. Es ist also eine sehr niedrige Schätzung, wenn man annimmt, daß die Straßenbahn die Bedeutung und den Wert unserer Verkehrsstraßen auf ein Viertel oder ein Fünftel reduziert. Dazu kommt noch ßie technische Unvollkommenheit der heutigen Straßenbahn. An jeder Straßenecke spielt sich folgender Vorgang ab: Die Straßenbahn, die eben von der Haltestelle abgefahren ist, wird wieder abgebremst, der Fahrer öffnet das Fenster seines Dorder- perrons, tastet nach der 254 Meter langen unhandlichen Weichen- stanze und versucht die Weiche zu stellen. Dabei entdeckt er nach mehreren vergeblichen Versuchen, daß er um 10 Zentimeter zu weit gefahren ist. Er gibt das Klingelzeichen nach hinten, daß er rück- wärts zu fahren wünscht. Der Schaffner dee Hinterperrons bemüht sich durch minutenlanges Winken den Schaffner des Anhängers darauf aufmerksam zu machen, daß man 20 Zentimeter rückwärts rücken muß. Inzwischen sind vier elektrische Bahnen so nah aufgerückt, daß das Problem sich nur lösen läßt, wenn auch sie alle 1 Meter rück- wärts rücken. Der Fahrer des zweiten Wagens gibt also sein Signal rückwärts und sein Schaffner beginnt wieder zu gestikulieren, bis
endlich da» Signal am vierten Wagen angelangt ist, der dann die Rückwärtsfahrt antritt, dabei möglichst noch ein Auto rammend. Alles fährt 1 Meter rückwärts, der Fahrer des ersten Wagens kann endlich seine Weiche richtig stellen. Er hängt seine Weichenstange wieder auf, schließt sein Fenster, fährt an und hält wieder, denn die Rolle ist von der Leitschiene gesprungen. Wiederum Klingelsignol nach hinten. Der Schaffner bemüht sich erst vom Perron aus drei Minuten lang, die Stange mit der Rolle wieder auf den Draht zu bringen, vergeblich! Er steigt ab und beginnt das Experiment nunmehr vom Erdboden aus. Inzwischen hat die Verkehrsstockung drei ganze Straßenzüge erfaßt. 50 elektrische Wagen sind ange- laufen, mehrere hundert Automobile sind zu einem unentwirrbarem Knäul verwickelt. Wer das täglich sechs- bis siebenmal miterlebt, der weiß, warum die Pariser ihre Straßenbahnen abschaffen und sich selbst vor den großen finanziellen Mitteln, die der notwendige Aus- bau der Untergrundbahn und des Autobusparks erfordert, nicht scheuen. P. H. Vachweis der Silutorerwandiichafi Professor Zangemeister aus Königsberg hat vor einigen Tagen auf dem Kongreß der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie in Leipzig einen Vortrag gehalten, demzufolge er das Problem des sicheren Nachweises der Vaterschaft gelöst hat. Nun sind auf dem Gebiete der Vaterschaftsbestimmung schon seit Iahren mit Hilfe der von Landstemer im Jahre 1901 gemachten Entdeckung der so- genannten„Blutgruppenzugehörigkeit* die umfangreichsten Versuche' gemacht worden, die größtenteils bereits erfolgreich waren. Es fragt sich nun, worin sich die neu« Methode von Zangemeister von der bis- herigen Blutgruppenuntersuchung von Landsteiner unterscheidet? Auf die kürzeste Formel gebracht besteht der Unterschied darin, daß die bisherige Art und Weife der Blutuntersuchung ein negativer Beweis war, während die Mechode von Zangemeister einen positiven Beweis ermöglichen soll. Es ist bekannt, daß das Blut der Menschen in vier verschieden« Gruppen zerfällt und die Wissenschast nimmt an, daß die Kinder stets entweder der Blutgruppe der Mutter oder der Blutgruppe des Daters angehören müssen. Wenn ein Kind seinem Blut« nach weder der Gruppe der Mutter, noch der des Vaters angehört, dann ist, da die Tatsache der Mutterschaft feststeht, mit Sicherheit anzunehmen, daß derjenige Mann, der als Vater betrachtet wird, tatsächlich nicht der Erzeuger des Kindes ist. Also nur in diesem negativen Falle kann die Taffache festgestellt werden, denn wenn das Kind auch der Blutgruppe des Daters angehört, so darf woh� erwartet werden, daß der Betreffende der Erzeuger des Kindes ist. Notwendig ist es aber durchaus nicht, denn jeder ander« Mann, der der gleichen Blutgruppe angehört, wie der Dater und das Kind, kann gleichfalls der Vater sein.« Professor Zangemeister hat nun«ine Methode ausgearbeitet. die darüber weit hinaus geht. Mit ihrer Hilfe kann nämlich die Ver- wandffchaft zwischen Kind und Mutter und zwischen Kind und Vater völlig unzweideutig festgestellt werden. Die Methode ist eine Be- stätigung einer langgehegten Vermutung. Wenn zwischen zwei Menschen derselben Rasse eine Verwandtschast der Blutgruppen de- steht, so tonnte man mit Recht annehmen, daß zwischen so nahen Blutsverwandten wie Eltern und Kindern ein« noch innigere Zu- sammengehörigkeit durch das Blut vorhanden sein muß, als zwischen Angehörigen der gleichen Blutsgrupp«. Es war nur bisher noch nicht möglich, dieses unzweideutige Verwandtschaftsverhältnis zwischen Kindern und Eltern festzustellen, und man mußte sich darum damit zufrieden geben, auch in diesen engen Verwandtschaftsbeziehungen höchstens ähnliche Verbindungen festzustellen, wie zwischen sehr vielen Menschen von gleicher Rasse.(Auch nicht alle Angehörige der- selben Rasse gehören zur selben Blutgruppe.) Zangemeister bedient sich für seinen Nachweis der Verwandtschaft des Ultramikroskops und anderer Errungenschaften der modernsten Forschung, die einen Fehler fast ausschließen. Die Gelehrten behaupten schon jetzt, daß die Blutprobe enffcheidend sei. Bei einem Prozeß vor einem Münchener Gericht, der vor we- nigen Wochen stattfand, erklärte Professor Dr. Merkl, daß die Blut. probe zuverlässig sei. Ein anderer Sachverständiger, Unioersitäts- Professor Dr. Molitores, erwähnte dabei, daß nach einer in der letzten Zeit erschienenen Zusammenstellung bei etwa 5000 Mutunter- suchungen nur 36 Fälle von der Regel abgewichen seien. Zwar ist diese Anzahl sehr gering, aber für eine einwandfreie wissenschaftliche und juristische Beweissührung ist sie viel zu groß. Erst die Me- thode von Zangemeister wird diesem Uebesstand abhelfen, weil auf diese Weise die enge Verwandschaft der Blutsära von Kind und Mutter und Kind und Vater nachgewiesen werden kann.
nißeryllium", ein Wielall der SEukunH Die deutschen Chemiker haben auf ihrer diesjährigen Breslauer Tagung sich ein Referat über„Beryllium" von Prof. Stock(Karls- ruhe) erstatten lassen. Redner erinnerte daran, daß Beryllium vor 100 Jahren fast gleichzeitig mit Aluminium und Magnesium her- gestellt wurde und daß es bis vor kurzem ein schwer zugängliches Metall von rein wissenschaftlicher Bedeutung war. Auch die elektro. lytische Darstellung stieß auf Schwierigkeiten wegen des hohen Schmelzpunktes von 1285 Grad. Neuere Versuche von Goldschnndt, Stock und ihren Mitarbeitern sowie deren technische Fortbildung durch Sieittens u. Halste haben aber den Zugang zu dem wert- vollen und bedeutsamen Material erleichtert. Jluch in den Ver einigten Staaten hat man sich neuerdings dieses Metalls an- genommen. Der Berylliumpreis wird nach der bevorstehenden Fertigstellung einer Anlage bei Siemens u. Halske , die ein« Tonn« Metall im Jahre liefern soll, etwa eine Mark je Gramm betragen und bei steigendem Verbrauch weiter sinken. Da nian auch natür- liche Vorkommen an vielen Orten entdeckt hat, ist jetzt genug Beryl- lium für Versuche großen Maßstabes vorhanden. Das reine Metall eignet sich wegen seiner großen Durchlässigkeit, die siebzehn- mal besser ist als bei Aluminium, sür kurzwellige Strahlungen zur Anwendung in Röntgenröhren usw. In Amerika setzt man Hoff. nungen auf die leichten Legierungen von Beryllium mit Alu- minium, während man in Deutschland seine Hauptaufmerksam- keit den Legierungen mit Schwermetall schenkt. Beryllium-Bronzen aus Kupfer mit einigen Hundertsteln Beryllium besitzen hohe elet- irische Leiffähigkeit und lassen sich auf Stahlhärte bringen, womtt sie für stark beanspruchte Konstruktionsteile wertvoll werden. Eine groß« technische Zukunft fft auch für gewisse berylliunchaltige Eisen- legierungen zu erwarten. Aus einem interessanten Beryllium-Film ergab sich u. a. der gewaltige Preissturz dieses wertvollen Metalls von 200 Mk. je Gramm im Laufe von sieben Iahren auf ein« Mark.