Schneid vernommen. 5m Kriege wurde er Leutnant. Stach dem Kriege machte er für das österreichische Aerar Einkäufe im Aus- tont. Aus steuerlichen Gründen ging ich später nach Deutschland und lernte hier in der Inflation den Bankier Kunert durch den Vermittler Dunkelblum kennen. Ich sprach davon zu dem Direktor Doregger, und eines Tages fragte mich Doregger, ob ich nicht nach Italien fahren wolle, wo«ine Organisation der Banken zur Erfassung der Kriegsanleihe geschaffen werden sollte. Um klarzustellen, ob das Geschäft mit Italien durchführbar sei, ging ich zur Reichsschuldenverwaltung, und ich wurde von einem hohen Beamten mit Gtohe und schwächlicher Figur empfangen, mit dem ich lange sprach und der keine Ahnung von der Materie hatte. fGrohe Heiterkeit.) Ich schilderte dem Dezernenten meine Absichten und fragte, ob der Besitz als unterbrochen gelte, wenn man Stücke im Auslande kaufe. Der Beamte war ratlos und bestellte mich einige Tag« später, da er seine Behörde fragen mußte. Als ich wiederkam, sagte mir der Herr, daß gegen den Erwerb von Alt- besitz keine Bedenken bestünden. Daraus fuhren Dunkelblum, Doreg- oer und ich nach Italien . In Trieft stellten wir fest, daß man im Auslande keine Ahnung von den Aufwertungsbestimmungen hatte. Es konnte auch nur Altbesitz dort vorhanden sein, denn es wurde in aller Welt, hauptsächlich im ferneren Ausland noch 1920 Kriegs- anleihe gehandelt. Schneid schilderte nun sehr ausführlich, wie Duntelblum in Mailand zwei kleine Geldwechsler gebracht habe, die aber von Doregger abgelehnt wurden, wie darauf Kunert nach
Daden-Daden und Doregger nach Dien gefahren seien und wie sich nun ein fortwährende» Hin- und Herreisen ergeben habe. Aus eine Frage de» Borsitzenden sagt Schneid: Nein, i« Italien war überhaupt kein Anleihematerial mehr. sondern nur alte Korrespondenzen vochanden, aus denen der Besitzanspruch hervorging. Vors.: Haben Sie sich nicht ge- wisser Beziehungen zu Beamten gerühmt? A n g e k l.: Nie, dieses Gerücht entstand von selbst durch kleine Unterbeamte. Ich habe gegen das Gerücht nicht protestiert, weil es unsere Unentbehrlichkeit erhöhte. Schneid berichtet dann, daß der Direktor Rehplz von der Firma Läser in Paris zu ihm und Doregger gekommen sei und ihn gebeten habe, ein großes Paket Anleihestücke zu sortieren, da man ihm in Holland erzählt habe, Schneid könne die Stücke „sortieren". So sei diese Redensart entstanden. In dieser Zeit mochte Makeira, ein Bekannter des Leo Hirsch , der nicht mal Makeira, sondern Apfelbaum heißt, ein Spion ist und im Kriege zu den Ruften übergegangen war, in Wien Strafanzeige beim Konsul gegen uns alle. Vors.: Wie sortierten Sie eigentlich die Pakete? Angekl.: Mir war es zu langweilig, alle Nummern zu notieren, ich machte einfach zwei Häuschen und sagte: Dies reicht ruhig ein, das andere nicht. Da ich ober keine Nummern notierte, fiel ich später mit einem Paket, das mir zum zweitem mal übergeben wurde, richtig hinein. Dafür habe ich auch keinen Pfennig erhalten. Der Vorsitzende brach hierauf die Vernehmung Schneids ab und oertagte die Verhandlung auf Mittwoch morgen 9)4 Uhr.
gerov ist, wurde dem Budget au Sschuß ülbervfiesen. Am Mittwoch finden keine Sitzungen des Verwaltungsrats statt, die Tagung wird aber während der Konferenz fortgesetzt. Die schon in Genf ein- getrofienen A r b e i t e r v e r t r« te r, die dem JGB. angehören, hielten am Dienstag eine Sitzung ab, in der sie beschlossen, den christlichen Gewerkschaisten keinen Sitz im Bureau der Arbeiter- gruppe der Konserenz und auch keinen Sitz im geschäftssührenden Ausschuß der Konferenz einzuräumen. Von deutscher gewerkschast- licher Seite wird dieser Beschluß, der mit einer Zufalls- Mehrheit gefaßt wurde, als versehlt und gefährlich bezeichnet.
Di« 12. Internationale Arbeitskonferenz wird neben den Be- ratungen über die Unfall Verhütung� die Arbeitszeit der Angestellten und die Z w a n g s a r v e i t in den Kolonial- ländern insbesondere die Diskussion über den Bericht des Di- rektors für die sogialpolitisch interessierte Oeffentlichkeit von be- sonderer Bedeutung sein. Der Bericht ist seiner Vollständigkeit und seines Umfanges wegen wiederholt das.Lahrbuch der inter - nationalen Sozialpolitik" genannt worden. Auch der vorliegende Bericht überrascht durch die Fülle wertvollen sozialpolitischen Materials. Der Bericht ist in erster Linie eine Darlegung über den f o- zialen Fortschritt in den verschiedenen Ländern der Welt. Dieser Fortschritt zeigt sich am besten an der Znhl der rakisizierlen Uebereinkommen. Am 15. März betrug ihre Zahl 342/ Demnach belief sich die Stei- gerung gegenüber dem Vorjahr auf 79. Bisher betrug die stärkste Steigerung der Ratifikationen im Zeitraum von einem Jahr 57. In den letzten Wochen sind auf dem Gebiet« der Ratifikation weiter« Fortschritt« gemacht worden, so daß im Mai bereits 349 ratifizierte Uebereinkommen vorliegen. Diese Zahl wird sich vermutlich im Laufe der Konserenz noch erhöhen. Der deutsche Reichstag hat zum Beispiel die Ratifikation von folgenden vier Uebereinkommen bereits beschlossen: Mindestföhn«, Mindestalter für die Zulassung von Kindern zur Arbeit auf See, Mindestalter für die Zulassung Jugendlicher zur Arbeit als Heizer oder Trimmer und ärztlicher Untersuchungszwang der in der Seeschiffahrt beschäftigten Kinder und jugendlichen Personen. Der Arbeitszeit-Abschmtt enthält ein« Darstellung der in den einzelnen Länd«rn erzielten Ergebnisse. Aus den Unter- lagen geht hervor, daß der Achtsiundenlag nach wie vor im Vordergrunde des Interesses, steht. In den letzten Iahren wurden drei neu« Ra- tisikationen des Washingtoner Uebereinkommens erzielt: die Ra- tifikation Luxemburgs, Portugals und Kubas . Dazu kommt der von Spanien bedingungsweise vollzogene Beitritt zu diesem Uebereinkommen. Zweifellos geht es auf dem Gebiete der Ratifikation des Washingtoner Uebereinkommens trotz aller Widerstände vorwärts. Frankreich hat das Uebereinkommen bedingt ratifiziert und wird es in Kraft setzen, sobald Deutsch- l a n d und E n g l a n d die Ratifikation vollzogen haben. In Deutsch - land ist bereits in der Regierungserklärung der Beitritt Deutsch- lands zum Washingtoner Uebereinkommen über den Achtstundentag zugesagt worden. Die Ratifikation durch England hängt von dem
Ausgang der bevorstehenden Parlamentswahlen ab. Ein Sieg der englischen Arbeiterpartei wird das letzte Hindernis auf dem Wege der europäischen Ratifikation des Achtstundentages beseitigen. Bon besonderem Interesse sind auch die Mitteilungen des Di rektors des Internationalen Arbeitsamts über die Durchführung der ralifizierten Uebereinkommen. Die Regierungen sind gemäß Artikel 498 des Friedensvertrages verpflichtet, alljährlich einen Bericht über die von ihnen zur Durch führung der ratifizierten Uebereinkonnnen ergriffenen Maßnahmen an das Internationale Arbeitsamt einzusenden. Diese Berichte werden von Jahr zu Jahr vollständiger und einwandfreier, so daß schon heute von einer wirtsamen Kontroll« der Durchführung der Uebereinkommen in den einzelnen Ländern gesprochen werden kann. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Bericht naturgemäß stets den Ländern, die der Internationalen Arbeitsorganisation noch nicht angeschlossen sind, das heißt, den Vereinigten Staaten , Mexiko , Sowjetrußland, der Türkei und Aegypten . Don großem Interesse sind die Mitteilungen über die Beziehungen zu Sowjetrußland. Das International« Arbeitsamt wird in Rußland auch heute noch als ein„Anhängsel des imperialistischen Völkerbundes" be- zeichnet, dessen Ausgabe in der Verbesserung der Klassengegensätze bestehe. Trotzdem stehen die Volkskommissariate für Arbeit und öffentliche Gesundheitspflege, die Gewerkschaften und die Genossen schaftsorganisationen mit dem Internationalen Arbeitsamt zum Zweck« des Austausch» wissenschaftlicher Unterlagen in Verbindgung. Auch verschiedene russische Staatsbeamte und Wissenschaftler haben das International« Arbeitsamt in Genf besucht und in zahlreichen Fällen seine Dienstzweige in Anspruch genommen. Der Bericht enthält in bezug aus Rußland schließlich ein« eingehende Analyse der sozialen Gesetzgebung und der wirtschastlichen Verhältnisse Reben der vollständigen Uebersicht über die Tätigkeit der Inter nationalen Arbeitsorganisation bringt der Bericht eine eingehend« Darstellung des Arbeitsrechts, des Arbeiterschutzes, der Sozialver- sicherung, der Löhne, des Arbeitsmarkts, der Wanderungsbewegun gen usw. in den verschiedenen Ländern. Die ganze Arbeit wird geleistet bei einem Iahresetat von 8)4 Millionen Goldfranken, in dessen Ausbringung sich 54 Länder teilen. Ein einziges Kriegsschiff kostet«in Vielfaches dieses Jahres- etats. Trotzdem bringen«s die sozialreaktionären Unternehmer fertig, fortgesetzt gegen die sogenannt«„Genfer Ausgabenwirtschaft zu wettern.
Ltnaufhattsamer Aufstieg. Nach der Slusmerzvng der Zerstörer. In der Berliner Ortsocrwaltung des Berkehrsbundes hält die Aufwärtsentwicklung in der Mitgliederbewegung auch in diesem Geschäftsjahr an. Wie der erste Bevollmächtigte, Genosse Ort- mann, in der Generawerfammlung am Montag im Gewerk- fchaftshaus berichtete, sind im ersten Quartal 5362 neue Mit- g l i e d e r ausgenommen worden und 272 Mitglieder aus anderen Organisationen übergetreten. Diese Tatsache ist ein Beweis dafür, daß die Organisation ihre Werbekraft nicht dadurch eingebüßt Hätz daß sie sich von den gewerkschaftsfeindlichen Elementen in ihren Reihen befreit hat. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Der Organisation sind niemals soviel Mitglieder zugeströmt wie nach dem Zeitpunkt, wo sie die klare Scheidung herbeigeführt hat. Ueber die lohnpolitschen Erfolge konnte Genosse Ortmann noch nichts Abschließendes mitteilen, da die meisten Lohn- und Tarifbewegungen erst im Laufe des zweiten Quartals erledigt wurden. Aber auch das Teilergebnis vom ersten Quartal ist im Vergleich mit den Erfolgen, die andere Organisationen erzielt haben, zufriedenstellend. Für 12 85T Beschäftigte konnte im ersten Quartal eine Lohnzulage von 66 882,69 M. pro Woche durchgesetzt werden. Für 46 Beschäftigte wurde eine einmalig« Wirtschaftsbeihilfe von je 39 M. und für 745 Belchäftigte von je 16' M. pro Woche, das sind insgesamt 13 399 M., erwirkt. Die Mitgliederzunahme hat sich natürlich auch auf die Finanzen der Organisation günstig ausgewirkt. Der Lokal- kassenbestand erhöht« sich"im Lause des ersten Quartals von 266 639 M. auf 297 171 M. Genosse Ortmann wies zum Schluß auch auf die bevorstehende Verschmelzung mit dem Verband der Gemeinde- und Staats- arbeiter hin, die voraussichtlich schon im Herbst vollzogen wird und streifte dann kurz die Mai„artion" der KPD. , deren beklagenswerte Opfer restlos auf das Konto„Vabanquepolstik" der deutschen kommu- nistischen Filiale Moskaus verbucht werden müsse. Die Gswerk- schaften beklagen diese Opfer aufs tiefste. Von den kornmunisfischen DelSgierten, die sich an der Dis- ku ss i o n beteiligten, wurde so gut wie nichts zum Geschäfts. bericht gesagt. Sie beschränkten sich fast ausnahmslos auf die Er- örterung der blutigen Maworgänge und oersuchten, ihre Partei- sührung von aller Schuld frei zu sprechen. Unser« Genossen warteten
dagegen mit Material auf, das so vernichtend war, daß nicht einmal ein Zwischenruf aus den Reihen der„Opposition" laut wurde. Gegen etwa 15 Stimmen nahm die Generalversammlung folgende Enffchließung an: Di«...... Generalversammlung bedauert aufs tiefste die im- schuldigen Opfer gewissenloser parteifanatischer Hetze aus Anlaß der Maioorgänge in Berlin . Di« Verantwortung trifft jene Kreise allein, die seit Wochen systematisch in der wüstesten Weise sowohl in der„Roten Fahne" als auch in ähnlichen Organen zu Gewalttätigkeiten aufforderten. Dank und Anerkennung gebührt allen, die zu dem ungestörten, eindrucksvollen Verlauf der gemeinsamen Maikundgebungen des Deutschen Derkehrsbundes und des Verbandes der Gemeinde- und Staatsarbeiter beigetragen haben. Diese Kolleginnen und Kollegen haben die große Tradition des Maigedankens und das Ansehen des 1. Mai als Welffeiertag des Proletariats gewahrt.
Tagung des Verwaliungsrais des LAA. Sine Neuregelung der Sprachenfrage. Genf , 28. Mai. (Eigenbericht.) Der Verwaltungsrat des Arbeitsamtes hielt am Dienstag zwei öffentliche Sitzungen ab. In der Sprachenfrage wurde beschlossen, in den Kommissionen der Arbeitskonferenz ein« nicht offizielle Sprache zuzulassen, falls ein Fünftel der Kommissionsmitglieder es wünsche. Der Oktobertagung des Vcr- waltungsrats wurde die Zusammensetzung eines Ausschusses für die automatische Kuppelung bei Eisenbahnwagen über- wiesen. In den Ausschuß sollen von jeder Gruppe em Mitglied des Lerwaltungsrats und acht Sachverständige entsandt werden. Von den übrigen Punkten der Tagesordnung ist ein indischer Antrag auf Neuregelung des Budgets des Arbeitsamtes, bemerkenswert. Es besteht die heikle und widerspruchsvolle Ordnung, daß das Bedget des Arbeitsamtes einerseits vom Verwaltungsrat, andererseits aber von der Völterbundsverfammlung genehmigt wirb. Der Inder schlägt vor, daß die Völkerbundsver- sammlung sich nur alle fünf Jahre mit dem Budget beschäf- tigen soll, damit die Selbständigkeit des Arbeitsamtes mehr' als bisher zum Ausbruck komme. Der Antrag, mit dem die Frage des Verhältnisses des Arbeitsamtes zum Völkerbund überhaupt auf-
Die Massen und die KpO. Eine gerichtliche Klarstellung. Die Maschinenfabrik Karl F l o h r A.-G. hat den Betriebsratsvorsitzenden B o w i tz fristlos entlassen, weil er die Arbeiter des Betriebes zur Teilnahme an dem von der Leitung der Kommunisti - schen Partei für den 4. Mai angeordneten Generalstreik zu bewegen versucht haben soll. Bowitz klagte beim Arbeitsgericht gegen sein« Entlassung. Die Verhandlung zeigte, daß es gewiß zum Streik gekommen wäre, wenn die Beiegschaft dem kommunistischen Betriebsrat, der die Parole Moskau » auszuführen versuchte, gefolgt wäre. Aber die Arbeiter der Flohrschen Betriebe sind der kommunistischen Parole nicht gefolgt, obwohl sie sonst immer kommunistisch gestimmt haben. und nun will auch Bowitz, der unentwegte Kommunist, gar nichts für die Durchführung der Parole semer Partei getan haben. Am 3. Mai hatte Vow> eine lange Unterredung mit dem eben- falls kommunistischen Bettiebsratsvorsstzenden Krause, der in dem Wittenauer Werk der Firma amtiert. Im Wittenauer Wert hat am 3. Mai eine Betriebsversammlung gegen zwei Stimmen den Streik beschlossen, und zwar mit solcher Begeisterung, daß man sofort streiken wollte. Der Betriebsratsvorsitzende hat aber den Kampfeseifer soweit gedämpft, daß der Streik erst am sol- genden Tag« begitinen sollte. Ueber Nacht war aber die Sampfesstimmung abgeflaut. so daß sich kein einziger von allen, die für den Streik gestimmt hatten, an dem„Generalstreik" beteiligte! Der in Wittenau gefaßte Beschluß wurde von Bowitz der Beleg- schaft des Berliner Werkes der Firma mitgeteilt, natürlich in der Erwartung, hier einen gleichen Beschluß zu erzielen. Aber von der 899 Arbeiter zählenden Belegschaft erschienen nur etwa 199 in der Betriebsversammlung. Diese konnten natürlich, selbst wenn sie alle streiklustig gewesen wäre«, keinen für die Mehrheit verbind- lichen Beschluß fassen. Bowitz ordnete deshalb an, daß am Morgen des 4. Mai„spontan aus den Reihen der Kollegen heraus" ein« Be- triebsverfammlung auf dem Hofe zusammentreten und den Streik beschließen solle. Für einen solchen Beschluß wurde Stimmung ge- macht durch die Verbreitung der— an sich zutreffenden— Nachricht, daß der Vater eines Flohrschen Arbeiters bei den Straßen- krawallen erschossen sei. Doch selbst diese Stimmungsmache half nicht. Di«„spontane" Versammlung kam nicht zustande und niemand befolgte die Streikparole. Um die Entlassung des Betriebsratsvorsitzenden pi begründen, hätte die Firma vor Gericht einwandfrei nachweisen müssen, daß er tatsächlich in der Weise auf die Arbeiter eingewirkt hat, um sie für den Streit zu gewinnen. Dieser Beweis ist nicht voll- kommen gelungen. Das Gericht riet deshalb zu einem V e r- gleich, weil das Verhalten des Klägers zwar ungehörig, aber als Grund zur fristlosen Entlassung wohl nicht ausreichend fei. Der Kläger erklärt«, sich auf«ine Abfindungssumme von 759 M. vergleichen zu wollen. Die Firma behielt sich den Widerruf des Ver- gleichs bis zum 31. Mai vor.— Was an sich nichts ändern wirb an der Tatsache, daß selbst die Arbeiter einer kommunistischen Hochburg der KPD . die Gefolgschaft verweigert haben.
Verbandsiag der Zimmerer. kiel, 28. Mai. (Eigenbericht.) Nach einer sehr gründlichen Aussprache über den Geschäftsbericht nahm der Verbandsiag der Zimmerer eine Reihe bedeutsamer Eni- s ch l i e ß u n g e n an. Die wichtigste war die zur S o z i a l g e s e tz- g e b u n g. Sehr energisch wird in dieser Entschließung nicht nur die Beibehaltung, sondern der weitere Ausbau der Arbeits- losenversicherung verlangt. Der Verband wendet sich gegen die besondere Behandlung der„berufsüblichen Arbeitslosen". Eni- schließungen kommen weiter zur Annahme zur Frag« der Wohnungs- Wirtschaft, zum Schlichtungswesen, zur Bauarbeiterschaft, zur Bau- Hüttenbewegung und zum Fremdenwesen. Zur Jugend- und Lehr- lingsfrag« trat der Verband für eine baldige Verabschiedung des Berufsausbildungsgesetzes«in. Graß mann, der etwas spätet auf k�m Verbandstag« er- scheinen konnte, begrüßte den Verbandsiag im Namen des Bundes- Vorstandes des ADGB . und ging in feiner Rede auf die Derhand- lungen des JGB. in Prag «in. Es beginne sich ein internationaler einheitlicher Grundgedanke über die Wirtschaft durch- zusetzen, was lebhaft zu begrüßen fei. In der Aussprache mußte man den Lo-ngmut bewundern, mit dem die Delegierten die kommunistischen Tiraden über sich er- gehen ließen. Obwohl die Kommunisten nur 15 Prvz. der Delegierten ausmachen, haben sie die Diskussionsfreiheit für sich am meisten aus- genutzt. Verwunderung erregte es, daß der kommunisfifche Reichs- tagsabgeordnete Reppfchläger mit Wirtschaftsbegriffen operierte, die jeder ABC-Schütze unter den Gewerkschaftsfunktionären längst an seinen Schuhsohlen abgelaufen hat. Dieser Gewerkschaftsangestellie wagte es, den Unorganisierten ein Loblied zu singen. Ellinger vom Verband sozickler Baubetriebe konnte diese Sorte Wirtschaftler mit Leichtigkeit abführen. Auf die Frage der Industrieorganisationen gingen die Genossen Bernhardt vom Baugewerksbund und Graß» mann vom ADGB. näher«in. Elfterer erklärte, daß er kein« In- dustrieorganisationen wolle, wie sie in dem kommunistischen Antrage zum Durchbruch kommen. Ein Zusammenschluß der Verbände könne nur erfolgen, wenn der beiderseitige Wunsch zum Zulammen- schluß gegeben sei. Graßmann wies auf die Breslauer Beschlüsse hin, zu denen der Bundesvorstand nach wie vor stehe, einen Zwang aus- zuüben müsse abgelehnt werden. Die Derbandsleitunq verteidigt in den Schlußworten ihre Siel- lung in geschickter Weise. Sie fand hierbei bei der Mehrzahl der Delegierten volles Verständnis. Der Vorsitzend« Wolgast ermahnte die Berliner Delegierten sehr eindringlich, die Bogen nicht zu über- Pannen, weil der Vorstand diesen Quertreibereien nicht länger zusehen dürfe._ Auch das Landproleian'ai marschiert. Aufstieg des Landarbeiterverbandes. Der Deutsche Landarbeitcrverband hat zu seiner ünften Generalversammlung, die Anfang Juni in Kiel tattlindet, einen Geschäftsbericht über die Verbands- arbeit in den Iahren 1926/28 herausgebracht. Von be- anderem Interesse sind die Darlegungen über die Tätigkeit des Verbandes auf dem Gebiet der Lohnpolitik und des Rechtsschutzes, über die wir bereits berichtet haben. Ueber die Mitgliederbewegung gibt der Bericht fol- gendes Bild: End« 1926: 141 778 Mitglieder, Ende 1927: 152 889, Ende 1928: 173 998 Mitglieder. Die erfreuliche Zunahm« wiegt um so schwerer, wenn man die Organisationsschwierig- leiten in Betracht zieht, die infolg« der Unversvhnlichkeit der