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Beilage

Freitag 31. Mai 1929

Der Abend

Spadausgabe des Vorwäre

Der Kumpel streikt!

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Aus der Arbeiterkantate ,, Das Bergwerk" Von Bruno Schönlank Bruno Schönlank

hat für den Deutschen Arbeiter­fängerbund eine Arbeiterkantate Das Bergwerk" geschrieben. Wir entnehmen der Dichtung mit der freundlichen Genehmigung des Deutschen Arbeitersängerbundes die folgenden Abschnitte: Beugt euch, bückt euch, wrackt und hackt.

Straff und nackt

Jugepackt,

Scharrt die schwarzen Kohlen.

Noch nicht voll

Unser Soll;

Füllt die Grubenhunte

Rascher, rascher!

Schneller, schneller!

Noch nicht voll

Unser Soll!

Schlecht Gestein

Darf nicht- rein..

Teufel her

Jmmer mehr! Wrackt und hackt. Bohrt und scharrt. Sprengt und schlagt. Rascher, rascher! Schnelle, schneller Faules Aas,

Was mit dem Fäustel!

Wer nicht mitkann,

Bleibe oben.

Jmmer mehr

Kohlen her!

Noch nicht voll

Unser Soll,

Und wir müssen drüber.

Beugt euch, bückt euch, wrackt und hackt,

Spart nicht eure Knochen,

Lungen müssen kochen:

Treibt der Bankherr doch den Bergherrn,

Treibt der Bergherr doch den Steiger,

Treibt der Steiger doch den Hauer,

Treibt der Hauer doch den Fahrer,

Und der Teufel treibt das Ganze. Wrackt und hackt

Schneller, schneller,

Jmmer schneller! Unser Soll

Moch nicht poll!

abo Schlecht Gestein

Darf nicht rein.

Doch wir müssen hauen.

DA

$ 4 biltza

3wackt der Bankherr doch den Bergherrn, 3wackt der Bergherr doch den Steiger, 3wackt der Steiger doch den Hauer, 3wackt der Hauer doch den Fahrer,

Und der Teufel zwackt das Ganze.

Tanzmusik im Palasthotel. Beste Saxophonkapelle.

Eben langsam, wieder schnell

Wogt die bunte Menschenmenge.

Wie der straffe leger hackt

Auf dem Brett dazu den Takt!

I love you, little girl!"

Schenkt der Bankherr einer Schönen

Eine reiche Perlenkette.

Trinkt der Bankherr mit dem Bergherrn

Auf der Grube Wohl.

Lächelnd mit trinkt die Kokotte

Auf der Grube Wohl!

Stehen Autos in Garagen,

Flinke Autos, Rasseautos,

Bringen schnell zur Stadt.

Trägt den Ingenieur.

Ratterzug,

Donnerzug

Einmal muß er ins Theater

In der großen Stadt.

Will das Bergwerk mal vergessen, Einmal andre Menschen sehn. Sigt der Steiger

Jn der Schenke,

Trinkt der Steiger

Mit dem Steiger,

Spült den Kohlenstaub hinunter. Trinkt der Kumpel mit dem Kumpel, Spült den Kohlenstaub hinunter, Dideldumt das Grammophon: Heut ist heute, Kumpel trink! Darfst den Himmel wieder sehn, Kannst dich einmal ganz vergessen! Cockres Mädchen in der Kneipe. In der Kneipe mit Girlanden, Rosaroten Blumenketten, Cockt das Geld ihm aus der Tasche. Singt das Mädchen in der Schenke: Trinke, Kumpel,

Heut ist heute, Weißt du denn,

Was morgen ist?

Kumpel will sein gutes Recht. Kumpel war zu lange Knecht. Kumpel kämpfet im Derband. Kumpel schreit durchs ganze Land: Streik!

Streik!

Der Kumpel streikt.

*

#

Kumpel litt zu lange Not.

Kumpel kämpft um besfres Brot. Kumpel kämpft um kürz're Schicht. Kumpel will mehr Sonnenlicht. Streik!

Streik!

Der Kumpel streikt.

*

Maschinen, Maschinen,

Sie hungern nach Kohlen.

Die weiße Kohle schafft es nicht.

Hochöfen dürsten

Nach heißer Glut.

Nach Kohle schreien die Lokomotiven!

Nach Kohle schreien die finsteren Städte.

Nach Kohle schreit die ganze Welt.

Der Kumpel schnallt enger den Hungerriemen.

Der Kumpel reckt sich über 3echen und Städte, Sein Riesenantlig trägt Kohlensprenkel, 3um Schwure ballt sich seine Faust,

Es stockt der Herzschlag der Welt.

*

*

Thr glatten Herren, nun fahret ihr ein!

Jhr glatten Herren, nun schlagt das Gestein Und dürstet bei magerem Brot Und habt zum Gevatter den Tod.

Jhr glatten Herren, wir trugen es lang, Jhr glatten Herren, nun hört den Gesang: Wir stehen oben im Licht!

Mun fahrt ihr selbst eure Schicht!

Und fahrt ihr glatten Herren nicht ein, Wer sollte von uns ein Derräter sein? Wir hissen die Fahne rot!

Und kämpfen um Freiheit und Brot!

*

Spricht der Bergherr zu dem Bankherrn: Geben diesmal besser nach.

Kumpel steht zu fest im Streik,

Negerhölle Afrika Zwangsarbeit

in Portrgiesisch- Afrika

Von einiger Zeit hat Herr E. A. Roß. Professor der Sozio­logie an der Universität Wisconsin , Forschungen über das System, das in Angola und Portugiesisch Ostafrifa für die von den Eingeborenen zu liefernde Zwangsarbeit verfolgt wird, angestellt. Das Resultat dieser Forschungen ist unter dem Titel ,, Employment of Native Labor in Portuguese Africa" veröffent­licht worden.

Hungert lieber und verreckt, Läßt die Gruben mit verrecken.

Sigung in dem großen Saale: Wägen, rechnen und verhandeln. Bergherr, Bankherr und Fabrikherr Ringen mit dem Kumpel heiß, Mit dem Kumpel vom Derband.

Ringen zäh um jeden Groschen, Ringen heiß um jede Stunde, 3ahlen schwirren,

Werden Leben,

Werden Brot und Sonnenlicht, Werden endlich Sieg dem Kumpel.

Aufhorcht die Welt,

Takt, Takt, Weltherztakt!

Der Kumpel fährt wieder ein, Der Kumpel fährt wieder ein, Wie stolz er seinen Fäustel packt! Der Sieg war diesmal sein! Der Sieg war diesmal sein!

Schritt! Schritt! Millionenschritt! Stürme, Erdball, Wir stürmen mit! Schwungrad sause, Sirenen, gellt!

Pack zu, gewaltige Faust der Welt!

Glück auf, wir fahren ins Morgenrot! Glück auf, du blühende Welt!

Glück auf, ihr Becker mit reifendem Brot! Glück auf, du himmlisches 3elt!

Glück auf, ihr Dampfer im blauen meer! Glück auf, du sausende 3eit!

Glück auf, du fieberndes Arbeitsheer, 3um Kampf und zum Siege bereit! Glück auf!

Glück auf!

Ilich drei Monate dauern. Der Eingeborene erhält eine ungenügende Nahrung, bestehend aus etwas mehl und Reis. Den Lohn soll der Pflanzer am Ende der Arbeitszeit direkt an den Arbeiter bes zahlen oder aber er hinterlegt ihn im Verwaltungsbureau. Auch auf den Plantagen dauert die Arbeit von Tagesanbruch bis in die Nacht, auch hier ist sie äußerst hart;

richtet sich ein Arbeiter einen Augenblick in die Höhe, um seinen müden Rücken auszuruhen, gleich sausen Schläge auf ihn nieder. Beim Dabei wird er in der Regel schmählich betrogen. Arbeitsantritt erhält er eine sogenannte Beitkarte", auf welcher jeder von ihm gelieferte Arbeitstag eingetragen werden soll. Nicht selten muß er gleich vorweg acht Tage arbeiten, um die Kosten dieser Karte zu ersetzen; sodann werden prinzipiell troz sechstägiger Ar­beit nur drei oder vier Tage als gearbeitet vorgemerkt. Der Sonn­tag, an dem die Arbeit bis Mittag dauert, zählt überhaupt nicht. Auf diese Weise werden aus den drei Monaten fünf, sechs oder noch mehr. Ist die Dreimonatstarte endlich nach fünf oder sechs Mo­naten glücklich ausgefüllt, so kann der Arbeiter seinen Lohn ver­langen; meistens aber verlangt er ihn nicht aus Furcht, eine weitere Dienstzeit zu erhalten, denn es wird ihm alsdann eine Ertra= seine bereits ausgefüllte Dreimonatskarte zerrissen und ihm eine neue aufgezwungen wird, und die Sache beginnt von vorn. Es wurden Fälle berichtet, in welchen die vor Jahren Rekrutierten nicht wieder in ihr Heimatdorf zurückgekehrt sind. Klagen bei der Be­hörde scheinen nicht den geringsten Erfolg zu haben.

Um ein möglichst wahrheitsgetreues und allgemeines Bild der tatsächlichen Zustände wiederzugeben, hat Prof. Roß eine beträcht liche Anzahl, zum Teil weit voneinander entfernt liegender Dörfer besucht und durch Vermittlung vertrauenswürdiger Dolmetscher Fragen an die Eingeborenen gerichtet oder aber sich an solche Weiße gewandt, die auf dem laufenden der Tatsachen und frei von jedem Berdachte falscher Angaben sind. Auch hat er nie verfehlt, da, wo ihm Günstiges mitgeteilt wurde, dies hervorzuheben. Die Vorsichts­maßregeln, verbunden mit der Kompetenz, die Prof. Roß in sozio­logischen Forschungen befizt, dürften genügend Gewähr für eine unparteiische und, soweit dies überhaupt möglich ist, vollständig einarbeit angekündigt; verweigert er sie, so kann er ristieren, daß wandfreie Darstellung leisten.

Bei der Zwangsarbeit der Eingeborenen ist zu unterscheiden. diejenige für die Regierung und die für Privatunter nehmungen( z. B. Plantagen). Wenn einerseits in einer sich entwickelnden Kolonie die Ausführung gewisser Arbeiten von den Eingeborenen( übrigens auch zu deren eigenen Nuzen) für die Re­gierung unerläßlich ist, so müssen andererseits diese Dienste, wie jede andere Arbeit, bezahlt werden und unter menschenwürdigen Umständen vor sich gehen. Leider ist dies nicht immer der Fall. So scheint denn auch diese Arbeit in Portugiesisch- Afrika in den letzten Jahren zu einem wahren Frondienst auszuarten.

Die von der Regierung Refrufietten müssen monatelang ar­beiten; fie erhalten feinen Cohn, feine Nahrung oder eine völlig unzureichende, wenn der Arbeitsort so weit von ihrem Heim entfernt ist, daß sie sich nicht selbst vertöstigen können. Der Dienst befreit nicht von der Kopfsteuer. Die Arbeit, von zwei furzen Pausen unterbrochen, dauert von Tagesanbruch bis in die Nacht; sie ist sehr hart und wird noch unnötigerweise erschwert, denn statt mit rationellen Werkzeugen, wie Bicken , Schaufeln Spaten , Räderfarten usw., muß sie mit primitiven Gerät schaften ausgeführt und die aufgeworfene Erde in Rörben weg­getragen werden. Dabei herrscht eine lebertreibung in den Straßenanlagen. So fuhr Prof. Roß stundenlang auf einer Autostraße durch eine verlassene Gegend, in welcher das Wild fich herdenweise herumtrieb, und die auf seiner Rückfahrt einzig ficht bare Räderspur war diejenige seines hinfahrenden Wagens. Eine andere breite Straße lief meilenweit geradeaus über mehrere Hügel, wenn eine limgehung der steilen Anhöhen leicht und ohne irgend­welchen Nachteil für den Verkehr hätte vermieden werden können. Ferner wurde Prof. Roß von einer breiten Straße erzählt, die lediglich zu einem Aussichtspunkt führt und nur nach Monaten ihrer Herstellung soll sie die erste Räderspur gezeigt haben. Solche übertriebenen Straßenbauten bilden eine Ungerechtigteit, wenn man bedenkt, daß sie von unbezahlten, unverföſtigten Eingeborenen unter denen sich auch Frau en befinden mit den primitivsten Werkzeugen hergestellt werden müssen.

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Was die Arbeit für Privatpflanzungen betrifft, so mendet sich der Pflanzer an die Regierung, die ihm das nötige Menschenmaterial zusammentreibt. Die Arbeit soll durchschnitt

Deponiert der Pflanzer den Lohn bei der Verwaltung und wendet sich der Eingeborene an das Bureau, fommt es häufig vor, daß ihm entweder kurz mitgeteilt wird, es sei nichts für ihn hinter­legt, oder er wird aufgefordert, nach einiger Zeit wieder vorzu­sprechen. Hat er den Mut, dies zu tun, so wird er mit der, cala­boose"( Nilpferdpeitsche) bedroht, und damit endet die Angelegenheit. Seinen Lohn erhält er auf keinen Fall. Diese Tatsache soll denn auch den auf solch unverständliche Art plöhlich erworbenen Reichtum mancher Beamten erklären.

Mit der Rekrutierung sowohl für die Regierung wie für die Plantagen sind eingeborene Polizisten aus fremden Stämmen betraut, die völlig freie Hand haben, ihre Macht natür­lich mißbrauchen und auf die brutalste Art vorgehen. Auch hier ist jede Klage nuglos. Ferner läßt die übertriebene Rekrutierung, die rüdsichtslos selbst in der Saat- oder Ernteperiode des betreffenden Dorfes vorgenommen wird, den Eingeborenen feine Zeit zur ge­nügenden Kultur ihres Landes, und in manchen Distrikten, in denen früher reichlich Manioc, Reis, Kartoffeln, Bohnen usw. geerntet wurden, liegt jetzt die Kultur danieder und statt des che= maligen Wohlstandes herrscht Armut und Hungers. not. Die ungenügende Ernährung hat eine weit höhere Sterblich­feit zur Folge, und diese ist neben der starken Rekrutierung in ent­fernte Gegenden einer der Gründe der Entvölkerung, die in manchen Gegenden geradezu bedenklich wird.

Dies sind im großen und ganzen die Zustände, die nach Prof, Rob in Angola und Portugiesisch- Ostafrika herrschen Wie bereits erwähnt, steht es außer Zweifel, daß der amerikanische Forscher in loŋaler Weise bei seiner Untersuchung vorging und daß, selbst wenn da und dort ein Irrtum unterlaufen sein mag, die Verhältnisse tat­sächlich die beschriebenen sind. Uebrigens hat die offizielle portu­giesische Delegation des Völkerbundes in einer Gegenschrift die Wahrheit schwerwiegender Fälle zugegeben mit der Bemerkung, daß gegen mehrere Beamte strafrechtliche Maßnahmer ergriffen wurden..