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Nr. 145.

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für 1891 unter Nr. 6469.

Vorwärts

8. Jahrg.

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fernsprech- Anschluk: Amt VI, Nr. 4106.

Berliner Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Donnerstag, den 25. Juni 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

form.

Großmagazine.

Kleinen.

Das Magaziussystem ist eine nothwendige Folgeerscheinung Rücksicht auf die lokale Gebundenheit der Großmagazine, der neuzeitlichen gewerblichen und Handelsverhältnisse, das die doch nur theilweise durch das Versandtgeschäft aufge Die kolossalen kaufmännischen Betriebe, die Detail- Großmagazinswesen wiederum dessen logische Konsequenz, hoben wird, ferner wegen der Kundschaft, die eine indivi­geschäfte im größten Stil machen, die Großmagazine, wie fie der Punkt, auf den unbestreitbar die Entwickelung des dualisirende Behandlung fordert u. s. w., annimmt, daß es in England, in Frankreich und auch bei uns in die Er- ersteren hintreibt. Das Großkapital reißt auch auf dieſem ſich nicht um Verdrängung, sondern um Zurückdrängung scheinung getreten sind, werden von dem Kleinbürgerthum ökonomischen Theilgebiet die Herrschaft an sich, sucht wenn des Klein- und Mittelbetriebes des Detailgeschäftes handeln ingrimmig befehdet, und der ganze Groll einer untergehenden auch noch nicht das Monopol hier recht eigentlich ein kann? Bis zu einem gewissen Punkte allerdings. Vorläufig, in der Klasse kommt zum lebhaftesten Ausdruck in den Auseinander- Monopol, was ja ursprünglich Allein verkauf, Allein- Uebergangsperiode, die wir durchmachen, allerdings. Aber setzungen über die Bedeutung der neuen Unternehmungs- handel bedeutet- so doch zum Mindeſten die Vorherrschaft das Großkapital wird im Laufe der Zeit auch verdrängen, an sich zu reißen. Das Großkapital bringt die Betriebs- was es jetzt bereits zurückdrängt. Das ist gleichfalls eine Die Großmagazine befriedigen in erster Reihe den Be- mittel, die technische Fertigkeit, die umfassende Kenntniß der logische Konsequenz. Was hindert denn, daß die Monstre­darf an Industrie- Erzeugnissen, vor allem des feineren und Branche, die raffinirte Geschäftsgewandtheit, den großen betriebe die etwa noch für bestimmte Bedarfenöthigen Klein- und des Luxuskonsums; ihrem Wesen nach sind sie auf große Blick und die sichere Hand mit; sein Geld kauft nicht blos Mittelbetriebe nach Expropriation der ursprünglichen Unter­Städte angewiesen. Das hindert freilich nicht, daß sie von die Waaren, es kauft auch die verschieden gearteten noth- nehmer zu Theilgeschäften des Zentralunternehmens macht, diesen natürlichen Mittelpunkten aus die kleineren Orte, das wendigen Arbeitskräfte, die Handlanger und die Intelli- zu auswärtigen Departements des Großmagazins? So gut flache Land in Kontribution sehen vermittelst des Versandt- genzen, die Verkäufer und die auf Kunden und Angestellte wie die Großbrauereien bereits in bedeutendem Umfange geschäftes. Schon vor sechszehn Jahren machte nach Leroy- aufpassenden Aufseher und Spione. Das Großmagazins in München so gut wie in Berlin und anderswo die that­Beaulieu ein Pariser Haus 195 579 Sendungen außerhalb ſyſtem iſt die überlegene Betriebsform, es befriedigt die sächlichen Besitzer und Exploiteurs der Gastwirthschaften, in Paris , welche einen Werth von 13 760 000 Frants bar- Bedürfnisse der Verbraucher besser oder wohlfeiler, als die denen ihr Bier verschänkt wird, während die Wirthe nur ihre Pächter, Afterunternehmer, Beamten sind, so gut läßt stellten( ins Ausland davon 5 Millionen); es zählte an Mataja erinnert daran, daß der Versuch, durch gesetz- sich auch in dem Kreise des Magazinwesens Aehnliches be­Kunden 1913 in Belgien , 2753 in Holland , 2300 in der Schweiz , 7500 in Desterreich und Deutschland , 1576 in geberische Maßregeln den Niedergang des Kleinhandels aufwerkstelligen. Wie die kleinen Fabrikanten, die Handwerker, England, Italien und anderen Ländern, zusammen halten zu wollen, ein so vergebliches Bemühen sein würde, die Heimarbeiter bereits in einem mehr oder weniger festen 16 042 Personen, die direkt und gewöhnlich dort wie die Experimente, dem Handwerk durch Zünstlerei seinen Abhängigkeitsverhältniß zu den Großmagazinen stehen, so ist einkauften. Ein ähnlicher Aufschwung des Versandt goldenen Boden" wieder zu verschaffen. Keine Handwerker- das Gleiche auch bei den eventuell erforderlichen Handels­geschäftes zeigt sich auch in Deutschland . In einem ihrer konferenz, und wenn sämmtliche Sozial- Hofräthe und Re- betrieben durchführbar. Und da der Massenbedarf, das letzten Berichte verweist z. B. die Kölner Handelskammer gierungskommissäre ihr durch ihre erfreuliche Anwesenheit Ausschlaggebende, sicher den Großmagazinen zufällt, wird die auf den Druck, den die bedeutenden Detailhäuser der Groß- ein Relief geben würden, könnte an diefer Thatsache etwas Bahl der nach Mataja noch für andere Zwecke nöthigen Be­Städte, unterstützt durch die Fortschritte im Reklamewesen, ändern. Nicht anders würde es sein, wenn etwa unter dem triebe sicherlich keine große, die Auffatigung der Kleinen dem­auf die Geschäfte in Stoffen u. f. w. an fleineren Orten Beiftande der Herren Regierungsvertreter eine Krämer- nach im Großen und Ganzen von vornherein gesichert sein. Wenn Mataja hofft, daß der kleinere Detailhandel lernen ausüben und der lähmend auf den Zwischenhandel wirke. Konferenz zusammentreten wollte. Eine gewaltsame Unterdrückung des Großmagazinwesens werde, seine eigenen Mängel zu verbessern und sich dem Die stete Verbilligung der Transportmittel und die wachsende Verkehrsgewandtheit des Publikums befördern das hätte nur zur Folge, daß die neue Handelsform mit um so mordernen Geiste anzupassen", so ist das eine ideologische rasch aufgeblühte Versandtgeschäft gar sehr. Daß dies ein größerer Wucht sich durchsetzen müßte, fintemal eine noth- Hoffnung. Der moderne Geist" ist den Zwergbetrieben harter Schlag für den Kleinhandel und das Handwerk ist, wendige Phase durchgemacht werden muß troß allen Wider- zuwider, denn er ist die Tendenz zum Großbetrieb, die daß Zwischenhändler und auch Fabrikanten aller Art zu strebens. Man hielte auf, aber man verhinderte nicht, was Mängel aber des Kleinhandels entspringen eben aus seiner leiden haben, da die Großmagazine wegen direkten Einkaufes kommen muß, eine Beobachtung, die für die soziale Bewirthschaftlichen Unzulänglichkeit, sie sind nicht zu beseitigen, so lange die Kleinen klein, d. h. tapitalsschwach bleiben. an der ersten Quelle auch den Engroshandel umgehen und wegung die Kraft eines Gesetzes hat. Wir sind natürlich weit davon entfernt, die Auffassung Ueber die Lage der Handlungsgehilfen, wie überhaupt manche Produktion, zum großen Theil durch Ausbeutung und Ausbildung der Hausindustrie, selbst in die Hand der Sykophanten des Großmagazinsystems zu theilen, als des Personals in den Magazinen, wie im Handel überhaupt, nehmen, das liegt klar auf der Hand. Die Anziehungskraft ob der Uebergang von der alten zur neuen Betriebsweise spricht sich Mataja unbefangen und zu Gunsten gesetzlicher dieser Magazine wächst mit ihrer Ausdehnung, der Zunahme ein leichter und schmerzloser sein werde. Aber die geschicht- Schutzmaßregeln für das Handelsgewerbe aus. Er zeigt, ihrer Lockmittel, dem Fortschritt der Verkaufstechnit; glän- liche Entwickelung muß eben als etwas Nothwendiges be- daß gerade die kleinen Betriebe, gerade wie im Handwerk, zend eingerichtet, bequem, wohlfeil, die reichste Auswahl griffen werden. Die zahlreichen Opfer, die ihr zum Opfer oft die schäbigste Ausbeutung der Arbeitskräfte auf­bietend, die vielfältigsten Wünsche befriedigend, sind sie ein fallen, mag man menschlich bedauern, aber sozialpolitisch weisen, und er hebt hervor, daß gerade die Groß­steht es fest, daß diese Aufsaugung des Kleinbetriebs ein magazine naturnothwendig die Organisation der Angestellten erdrückender Konkurrent der kleinkapitalisti chen Betriebe.

In einem sehr beachtenswerthen, klar und einsichtsvoll Fortschritt zur Umwandlung der Wirthschaftsweise, ein fördern müssen. Der schroffe Gegensatz zwischen Kapital und geschriebenen Büchelchen: Großmagazine und Kleinhandel, Schritt auf dem Wege zum Sozialismus ist. Wie Arbeit, welcher hier wie in der Großindustrie zu Tage tritt, Großindustrie die Kleingewerbe vernichtet, wie treibt zur rascheren Entfaltung des Klassenbewußtseins, zum deffen Lektüre über die Frage dieser Umwälzung des die Großindustrie die Kleingewerbe vernichtet, Birkulationsprozesses gut unterrichtet, behandelt Victor das Maschinenwesen menschliche Arbeitskräfte freisetzt, schnelleren Durchbruche der Organisationstendenzen. Zu Mataja auch die sozialpolitische Seite des Großmagazin- wie der Großgrundbesitz dem Bauernthum den Garaus gleicher Zeit wird das Einschreiten des Staates zum Schuße im engeren Rahmen die Großmagazine der Gesundheit und zur Hebung der Frage des kaufmäns wesens. Mataja ist mit Recht der Ansicht, daß wir es nicht macht, so Das bedeutet Wachsthum der nischen Proletariats immer dringender. Positive Sozial­mit einem Zufall, nicht mit dem Produkt eines Spekulations- dem Krämerthum. politik hier, Arbeiterbewegung dort. fiebers des Kapitals", sondern mit einem aus inneren wirth- Deklassirten, das heißt Proletarisirung der Gesellschaft. Kann man Mataja nun zustimmen, wenn So find die Großmagazine ein förderliches Moment der schaftlichen Gründen sich ergebenden Vorgange zu thun haben.

Feuilleton.

Nachdruck verboten.]

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Die Falkner von St. Vigil. Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tyrol von Robert Saweiche L.

er in

Ferne spähend, um jeder unliebsamen Begegnung recht rechter unter den mächtigen Tannen hin und bald verrieth zeitig auszuweichen. Den Cristallo, Antelao , Palmo, deren nur noch das gelegentliche Aufschimmern des Gerölls, daß Spitzen sich allmälig rosig färbten, würdigte er feines man sich überhaupt noch auf einem Wege befand. Als die Blickes. Die ihm bezeichnete Stelle, wo sich von der Heer- Wanderer auf dieser Strecke eine Weile fortgeschritten waren, straße rechts ein Weg abzweigte, hatte er bald erreicht und blieb der Mann, welcher hinter dem Führer ging, stehen etwas später warf der Wald seinen Schatten über ihn. und ließ die Frau an sich vorüber, Ambros wollte ihrem Er lagerte sich hinter Unterholz am Wegrande und verzehrte Beispiel folgen; der Mann schloß sich ihm jedoch an und hier den Rest seines Brotes. Ein tiefes Aufathmen folgte im Weitergehen sagte er leise in deutscher Sprache: dem letzten Bissen. Das Gefühl der Sättigung gab ihm Ich war dazumalen auf der Frohnwiese von Sankt Den Fluch Gottes über sie," sagte die Andere leise wenigstens einen Theil seiner früheren Sorglosigkeit wieder. Lorenzen, als Du dem Soldaten lehrtest, Achtung vor und ein Strahl von Haß schoß aus ihren Augen. Darauf Dennoch wünschte er die Frau herbei. Die im Walde unseren Madlen zu haben. Wie Du vorhin aus dem Busch legte sie ihr Bündel auf einen Stuhl, entknotete es und herrschende Stille und zunehmende Dämmerung wollten ihn tratest, hab ich Dich gleich wieder erkannt. Aber sei ruhig, legte sie ihr Bündel auf einen Stuhl, entknotete es und bedrücken. Endlich erschien sie, hinter zwei Männern her- ich verrath's nicht, wer Du ist. Es verschüttet's mit den nahm zwei Packete heraus, die sie der Bäckerin reichte. schreitend, auf einem Waldpfade, der unweit der Stelle, wo Bayern Einer gar leicht. Ich bin der Planatscher aus Ich hab' mir vorgestellt, daß Ihr mit dem Kaffee vom Ambros sich gelagert hatte, die Straße erreichte. Alle Drei Brags am See. Auf dem Seekofl, der sich nach dort zu lezten Male und der Bäcker mit seinem Tabak zu Rand sein würdet. Es ist von jedem ein Pfund. Den Preis hatten leere Kragen oder Traggeſtelle auf dem Rücken. steil wie eine Wand abbaut, wirst Du wohl bann unt Ambros trat hervor und die Frau sagte: wann gewesen sein. Du und das Gamsmanndl, ihr seid wiffet Ihr." weitum bekannt von wegen Eurer Jägerstücklein. Und auch davon haben die Menschen viel geredt, wie Du Euren Pfarrer aus den Soldaten herausgeholt hast."

"

Das ist er."

Das runde rothe Geficht der Bäckerin wurde noch röther " Komm," sagte der Mann, welcher an der Spizze vor Bergnügen. Schnell barg sie die Päckchen in der Schub- ging," ohne stehen zu bleiben und Ambros folgte ihnen. lade des Tisches und sagte:

Da die Männer große Schlapphüte trugen, so hatte

Ambros war Anfangs nicht wenig betroffen, sich hier " Ach, ist das ein Segen, daß es noch gute Menschen auf" be" melt giebt wie Ihr. Ohne Euch würd ich Ambros in der Dämmerung, die inzwischen eingetreten war, mitten in der Wildniß plößlich erkannt zu sehen; indeffen schon längst nicht mehr wissen, wie Kaffee schmeckt. Man von ihren Gesichtern so gut wie nichts erkennen können. beruhigte ihn die Versicherung Planatschers wieder und er muß ihn ja mit Silber aufwiegen. Wer kann das? Und Es waren kräftige Gestalten, besonders zeigte der Zweite drückte jetzt dem Letzteren stumm die Hand. Dieser fuhr nach einigen Schritten fort: mit dem Tabak ist's eben so, sagt mein Mann." Sie lub einen breiten, gedrungenen Wuchs, während der Führer Der uns vorausgeht ist aus Serravalle im die Frau ein, sich niederzusetzen und bewirthete sie schlanker und ebenmäßiger gebaut war. Stumm bewegte sich der kleine Zug auf der allmälig Venetianischen daheim. Crespo wird er geheißen, ob es sein in der Freude ihres Herzens mit Wein und Brot. Unterdessen hatte Ambros Cortina verlassen. Manches steiler ansteigenden Straße und nur das Klirren und Knir- wirklicher Name ist, weiß ich nicht. Er hat sich weit in der Auge aus den Gruppen, die in der beginnenden Abendkühle schen des Gerölls unter den benagelten Schuhen war hörbar. Welt herumgetrieben und spricht viele Sprachen, auch Deutsch . Die Schleichwege nach vor den Hausthüren standen, hatte ihm wohlgefällig nach- Die Mühe des Steigens verbot übrigens das Reden von Ladinisch und etwas Deutsch . geblickt. Vor der Stadt begann er endlich seinen Hunger selbst. Nach einiger Zeit nahm die Straße vollständig den Cortina, ins Desterreichische und in das Eisack - und Etsch­zu stillen und essend ging er weiter; dabei wachsam in die Charakter eines Holzweges an, auch zog sie sich jetzt wage thal, kennt keiner so gut, wie er."

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