China— Rußland. Abbruch der Beziehungen. Der wOst-E�preß" schreibt: Der Beschluß der Sowjelregieruag. der chinesische» Gesandt- schuft und de » Konsulate» die Exterritorialität abz». erteaneu, der die Abreise des chinesische» Gesandte» auf Tlaa- kiuger Weisung und damit de» Abbruch der vezlchuug�u zur Folge hat. ist nicht nur deshalb gefaßt morde», weil Chlna be- reit» wiederholt dle Exterritorialität der Sowsetvcrtreter in China verletzt hat. sondern auch mit Rücksicht auf da» Prestige der Sowjetunion . Der Entschluß der Sowjetregierung hat indessen auch seine negative Seite, denn mit dem vollzogenen Bruch wird vorläujig der Schlußpunkt unter dle Hosfuunge» gesetzt, die man in Moskau an eine Entwicklung der chinesischen Revolution unter kom- munistischer Führung geknüpft hat. Die chinesische Regierung hatte wegen de» Verdachts, daß der ..christliche' Marschall F eng bei seinem Aufstand gegen Ischiang- kaischek im Auftrage Rußland , handle, da» russische Generalkonsulat in C h a r b I n(Mandschurei ) durchsuchen. Papier « wegnehmen und Angestellte verhaften lassen: st« sollen auch mißhandelt worden sein. Feng übrigens, von seinen llutersührern verlosten und preis- gegeben, soll im Begriff« sein, nach Rußland zu gehen. Die Rankinger Regierung läßt ihr« diplomatischen Vertretungen in der Sowjetunion schließen und die Beamten nach China zurück- kehren. Die Rankinger kabiueltssitzung unker dem Vorsitz Tschlangkai. schck» hat eine Entschließung gefaßt, dle die russischen Beschuldigungen gegen die chinesischen Behörden al» unbegründet zurückweist. Die chinesisch« Polizei Hab« genügend« Gründe der Berechtigung zur Durchsuchung de» russischen Generalkonsulat» in Charbin besesteu. Die Durchsuchung habe ergeben, daß da» Generalkonsulat ll u- korrektheilen begangen und ein« Rolle in der Propagierung der kommunistischen Zdeen gespielt habe. Die chinesische Regierung lege so lange keinen wert auf die Wiederherstellung normaler Beziehungen mit der Sowjetunion , bi» sie nicht die kommu- nlstiiche Propaganda eingestellt habe. Ministerpräsident lang erklärte Prestevertreteru. daß die chinesische Gc-sandtschasl in Mo, kau geschlossen und unter den Schuh einer ausländischen Macht gestellt werde. Die Sowjetbotfchaft und die russischen Konsulate in Südchina befinden sich unter deutschem Schuh. Die Sunyatsen-Zeier. Ranking. I. Juni. Die seit einer Woche währenden großen Feierlichkeiten zu Ehren Sunyatsen» fanden heute ihren chöhepunkt und Abschluß mit der Aufstellung des bronzenen Sarkophags mit der ein» balsamierten Leiche Sunyatsens In dem neu errichteten M a u s o» l e u m auf dem Purpur Hügel, von dem aus man den Blick auf die Aaisergräber der Ming-Dynasti« hat. Das Mausoleum ist mit einem Kostenaufwand von einer Million Dollar errichtet worden. Dichte Mcnschenmassen umsäumten den etwa zwei Meilen langen Weg des Leichenzuges, an dem die Witwe Sunyatsen», die Aer- wandten,»in großer Stab ziviler und militärischer Würdenträger und die diplomatischen Vertreter von acht auswärtigen Mächten teil- nahmen.' Ein„Reuebekenninis" Radeks. _____ Zerfall btr trohkistjschen Opposition._ .....- Moskau . 1. Juni. (Vst-Expreß.) IaroSlowsti, d« in letzter Zeit der Hauptführer der Preste- palemik gegen die innerparteiliche Opposition geworden ist. bespricht »n der„Pramda*«imge Ereignisse, die sich neuerdings in der Gruppe der Linksoppositian(Trotztisten) abgespielt haben und nach Ioros- lawskis Meinung. deutlich den zunehmenden Verfall dieser Oppositions- grupp« erkennen lasten. Nach der Verbannung Trotzki » aus Sowjetrußland haben sich in der linksoppositionellen Gruppe Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten abgespielt und infolgedessen zeigen sich prominente Per- sonlichkeiten der Linksopposition jetzt enttäuscht und kleinmütig. Das geht besonders klar hervor aus einem Schreiben, das Radet (der bekanntlich seinerzeit mit Trotzki in Ungnade fiel) an seinen oppositionellen Gesinnungsgenossen S m i l g a gerichtet hat. Iaros- lowskt oeröffcntlicht diesen Brief in der„Prowdo'. Radek gibt hier de» Meinung Ausdruck, daß die Links- nppofition vou ihm und anderen fälschlich als die Hüterin der Er- rungen schatten der Ottoberrevolution vpn 1917 angesehen worden sei..Dieser Traum," so schreibt Radek,.ist ausgeträumt." Weiter wendet sich Rodet in einer allerdings recht vorsichtigen Form auch gegen Trotzki und gibt schließlich zu verstehen, daß die Linksoppo- sition jetzt nur noch damit beschäftigt sei,.die Unzufriedenheit eines Tei!s der Arbeiterschaft auszunutzen, die durch die schwierige Wirt- schaftslage hervorgerufen ist." Joroslawfki nimint von diesem Schreiben mit großer Genugtuung Kenntnis. Aus welche Weise der nicht an ihn gerichtete Brief in seine Hände gelangt ist, teilt er nicht mit,«bcnlowenia. ob die in dem Schreiber» deutlich hervortretende ..reuige Gesinnung" Radek» von der Parteileitung beachtet werden wird. Gpaliung in der Friedensgesetlschast. Innerer Krlea in der Organisation der Pazifisten. Sn der„Deutschen Friedensgesellschast" ist setzt die Diktatur eingeführt worden. Di« Berliner Ortsgruppe der deutschen Friedensgesellschast wurde durch den Beauftragten des Präsidiums, Friedrich Küster, ausgelöst, weil sie sich weigerte, die Erfurter Beschlüste durchzuführen, nach denen jedes Mitglied der Friedensgesellschast eine der drei pazifistischen Zeitschristen abonnieren muß. Das�Präsidium wird tnnerhalb acht Togen in Berlin «in« eigene Ortsgruppe gründen, während die aufgelöste Gruppe weiterhin als„Berliner Friedensgesellschast" bestehen wird. Damit ist die Spaltung eingetreten, die Profestor Ouidd« auf der Generalversammlung der deutschen Friedensgesellschast am Ist. Februar gerade noch vermeiden konnte. Es ist anzunehmen, daß auch in anderen Teilen de» Reiches die Gegner der Erfurter De - fchlüste nunmehr aktiv werden und sich dem Diktat des jetzigen Prä- fidiums nicht unterwerfen.__ Das Landwirifchastsprogramm. Kabinettsentscheidung noch vor den Sommerferien. Amtlich wird mitgeteilt: Da» Reichstabinett setzte die Grörte- rung des vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgearbeiteten Programms fort. Zur Begutachtung der auf dem Gebiet der Getreidewirtschaft vorliegenden Fragen wird«in« Sachverständigenkommission-ingesetzt, die ihr Gutachten innerhalb drei Wochen erstatten soll, worauf alsdann dos Reichs- kabinett sein«-rrdgültigen Entscheidungen noch vor den Sommer. fcrien des Reichstages treffen wird.
Oer Weg zum Ruhm.
Weltecho der englischen Wahlen.
Mißstimmung und Sorgen in Paris . Part», 1. Juni. Zum Ergebnis der englischen Unt«rhou»ll>ahl«n schreibt „Temps": Eine Asra der Regierungsunsicherheit beginnt für England, und, wie im Jahre 1924. kann man voraussehen. daß«s notwendig sein wird, binnen kurzem Neuwahlen vorzunehmen, damit das Land zwischen den Mächten der Ordnung und der sozialen Verteidigung und den Mächten des revolutio- n ä r« n Sozialismus(!) sich klar entscheide.—„Journal de» Däbats". schreibt: Di« auswärtig« Politik Englands wird unter den gegenwärtigen Umständen wahrscheinlick» einig« Zeit lang Schwan, tungcn unterliegen. Zur großen Genugtuung in Deutschland werden indes die meisten Liberalen dahin streben, mit den Arbeiter -parkanreittorlern in der Froge der R hel�nlairi� ä u m ung Hand in Hand zu gehen. Wenn Macdonald ebenso wie Frankreich daran interestiert ist. daß die vollständige und endgültige Reparation» regelung ohne Schaden für die Gläubiger Deutschland » erfolgt, hat er doch nicht die gleiche Besorgnis wie Frankreich wegen der Sicherheit der Grenzen. E» wird Sache der sranzösifchen Re- gierung sein, in London begreiflich zu machen, daß Frankreichs Handlungsfreiheit begrenzt wird durch die Sorg« um seine Existenz, und daß ein Zerwürfnis mit Frankreich die Arbeitslosen- k r i s e in England nicht beheben würde. Die Uebernahm« der Re- gierung durch die Arbesterpartei wird Frankreichs Einstellung zur klntente coräiele nicht ändern, doch will Frankreich von dieser Entente nur etwas wissen, solang« sie auf Gegenseitigkeli beruht. Oer Widerhall in Amerika . Rem Port. 1. Juni. „T i m« s" und„Herold Tribüne" heben In Leitartikeln zu den englischen Wahlen hervor, daß der Wohlaussall dem Kabinett Macdonald nur ein« prekäre Existenz sichere.„World" schreibt: Das starke Votum der Arbeiter muß als Beweis aufgefaßt werden, daß in der ältestei» modernen Demokratie entschiedenere Idee» des sozialen Fortschritts Platz greifen.„Herald Tribun«" mel- d«t aus Washington. Senator B o r a h Hab« Macdonalds Mut und seine Aufrichtigkeit in der Abrüstungssrage während seiner Amts- führung 1924 betont, was um so wichtiger sei, als Unaufrichtigkeit in den Abrüstungsfrogen sich zu einer waren Wissenschaft entwickest habe. Senator W h e« l e r erklärte, von einem Arbeiter- kabinett sei mehr für einen Weltfrieden zu erwarten als von allen bisherigen schönen Reden vor den Gräber» der un. bekannten Kriegsopfer. Senator N o r r i» bezeichnete den Wahl- ausfoll als die Verwerfung de» ungerechtenBersaill er Frie dens. Fafchistenpresse mimt Gleichgültigkeit. Rom . 1. Juni. Di« Blätter unterstreichen in ihren ausführlichen Kommentare» zu den Ergebnissen der englischen Wahlen den Sieg der Arbester- Partei. Di« Presse erkennt einmütig an. daß'«in« neu« parlamen- tarischc Loge, aber nicht gin neues Regime geschossen sei, und erklärt, daß der Sieg der Arbesterpartei vom faschistischen Italien ohne jedwede Besorgnis betrachtet werden könne. Jlt der„Tribun a" wird ausgeführt, als die Arbeiterpartei da» letztemal an der Macht war. Hab« das stalteniich« Komgspaor London besucht und Mussolini hob« den Streit um das Transjubo- land mst England geregelt. „T« v« r e" meint, der Sieg der Arbeiterpartei könne unter g«. wissen Umständen Italien sogar angenehm sein, weil man nun Gelegenheit haben werde, die Labour Party an der Arbest zu sehen, was schon aus erzieherischen Gründen nützlich sei. „ß a v o r o F a s c i st a" unterstreicht besonder» die Tatsache, daß der Sieg der Arbesterpartei vor allem ein. Riederlag« der englischen Liberalen bedeute, die, als sie an der Macht waren, sich al« Gegner des faschistischen Italien gebärdeten. « Die Faschistenpresse, die über einen Sieg der Konservativen ge- jubelt hätte, muß natürlich ihre tiefe Enttäuschung verbergen und vor allem aus innerpolitischen Gründen so tun. als lasse sie der groß« Erfolg der englischen Sozialisten ganz kühl. Diese Taktik wird niemanden täuschen.
polnische Befürchtungen. Warschau , 1. Juni. (Eigenbericht.) Der gewaltig« Wahlersolg der Labour Party hat in Polen starke Befürchtungen ausgelöst. In politischen Kreisen glaubt man annehmen zu müssen, daß ein wenig e r polenfreundlicher Kurs in England beginne. Während ein Teil der Presse sich Hoffnungen hingibt, daß die tonservattpe Partei am Ruder bleiben und nur von Fall zu Fall die Lobour Party hinzuziehen werde, hebt ein« Reihe Regierungsblätter, offen- bar inspieriert. hervor,«in« andere englische Regierungspartei fei im Interesse Polens zu' begrüßen. Sie stehen damit aber durchaus vereinzell da. Alle anderen Zeitungen, die nicht unter dem Einfluß des Auhenministeriums stehen, stellen fest, daß durch den englischen .Lulkskttch sür-Kysen kein Anlaß zur Freude gegeben ist. Dss G*- starken der s o z i o l t st i s ch c n Front in Westeuropa scheint somit der gegenwärtigen polnische» Regierung durchaus gegen den Strich zu gehen. tlngarifche Hoffnungen. Budapest , 1. Juni.' Di« ungarischen Blätter beurtesten den Ausgang der eng« fischen Wahlen ziemlich zurückhaltend und besprechen die künftige Gestaltung der englischen Politik hauptsächlich aus dem Ge- sichtspuntt der Friedensrevision. Für den Fall, daß vor- läufig die Arbeiterpartei als die zahlenmäßig stärkste Partei die Regierungsbildung übernimmt, erwartet„Remzett U j s a g" ein schärferes Tempo in den Bestrebungen nach Schassung einer gerechteren Ordnung in Mitteleuropa , während„Pesti H i r l a p" und besonders das rechtsradikale„M a g y a r- l a g" vor einer allzu großen Hoffnung auf Unterstützung der Re- visionsbestrcbungen durch die englische Arbeiterschaft warnen. (Es ist bezeichnend, daß die rechtsradikale Presse in Deutsch - land, z. B. der„Tag", der„ßokal-Aiizciger" und die„Deutsch- Zeitung" genau die gleiche Taktik befolgen. Red.) Demgegenüber betont das sozialdemokratische Organ „N e p s z a v a", die Revision der Friedensverträge gehöre zum außenpolitischen Programm der Arbeiterpartei. Der linksradikal« „Pesti N a p l o" bezeichnet den Sieg der Arbeiterpartei bei den Wahlen als eine ideelle Revision des»latus quo.
Die Wahl in Enpen-Malmedy . Das amtliche Ergebnis. Brüssel . 1. Juni.' Räch dem amtlichen Ergebnis der Kammcrwahl haben in Eupen erhallen: Dehottaq(das ist die neu« christlich« Volkspartei, die«ine wiederHoll«, ehrliche Volksabstimmung über die Staats- Zugehörigkeit dieses Gebietes zu Belgien oder Deutlchlanh fordert). 8959, die Katholiken 1047,. die Sozialisten 1515, die Liberalen 341, die Kommunisten 30 Stimmen In M a I m« b y: Dehotay 2157, die Katholiken 1205, die Sozialisten 1329, die Liberalen 284, die Kommunisten 30 Stimmen. In Vith haben erhallen: Dehottay 2054, die Katholiken 627, die Sozialisten 617, die Liberalen 60, die Kommunisten 16 Stimmen. In den Kreisen Dervier», Aubel , Dison, Henoc, Limbourg , Spa, Stavelot erhiell die List« Dehottay 72, 81, 26. 15. 51. 49 und 15 Stimmen. Es fehlten demnach Dehottay für seine Wahl 2966 Stimmen. Sin flämischer Priester gemaßregeli. Brüssel, l. Sunt. In der Diözese Brügge hat« sich«in junger Priester geweigert, in seiner Kirche den bischöflichen Brief gegen den flamischen Nationalismus zu verlesen. Vor den Bischof geführt erklärt« er. daß er flämischer Nationalist sei und sein« Gläubigen nicht mit Ideen bekannt machen mächte, die seiner eigenen lieber- Zeugung zuwider liefen. Der jung« Priester wurde daraufhin seine» Amtes enthoben. Man wird sich vergeblich fragen, wie. die Forderung nach Selbstregierung des Flamenvolke« der Lehr« Christi schaden könnte! Kavalier Hugeuberg deckt Kavalier Ludendorss. Der Hilgenberg gehörend« Scherlverlag hat zwei vom Drei-Masken-Vsrlog bei ihm ausgegebene Inserate über das Buch„A l s ich Luden- dorsjs Frau war" aus„naheliegenden Gründen" abgelehnt.
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