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OieIakubowski hinrichten ließen...

Höhepunkt im Aogensprozeß.

» l.. R. Reuskrelih, 3. Juni. (Eigenbencht.) In N e u st r e l i tz ist heute Höhepunkt der Verhand- l u n g einen weiteren Höhepunkt dürste vielleicht die Vernehmung des Paul Kreuzfeld bringen. Aber heute erschienen vor dem Zeugentisch Oberstaatsanwalt Müller, der die ersten Er- Mittelungen gegen Jakubowski geführt, die Todesstrafe gegen ihn beantragt und nach der Hinrichtung Jakubowskis auf Veranlassung des Regierungsrats Steuding die Verhafteten August Rogens, Paul Kreuzfeld urtb Blöcker aus freien Fuß gesetzt hat. der Landgerichtsdirektor B u ch t a und die Beisitzer, die der Todes- sorderung entsprochen und sich später dem Wiederaufnahmeverfahren widersetzt haben, und Staatspräsident a. D. H u st ä d t. der die Todesstrafe vollstrecken ließ, außer diesen auch Jakubowskis Ver- leidiger Koch und Kriminalrat G e n n a t. Als Einleitung zu diesen bedeutungsvollen Vernehmungen er- folgt die Verlesung des Todesurteils gegen Jakubowski. Ein« Reihe der erstangeführten Gründe ist durch die jetzige Gerichtsver- Handlung bereits endgültig widerlegt: andere Gründe sind von dem Gericht als bedeutungslos bezeichnet worden, und wie fadenscheinig erscheinen die poch nicht widerlegten. Jakubowski ist aber h i n g er i ch t e t worden.... Sein Henker, der M a g d e- burger Scharfrichter, soll auf Antrag des Nebenklägers ge- hört werden: es verlautet, daß er Bekundungen zu machen habe über Aeußerungen, die aus dem Munde Jakubowskis vor seiner Hin- richtung gefallen sind. Roch im letzten Augenblick hat er seine U n- schuld beteuert. Staatsanwalt Müller, ein Siebzigjähriger mit greisenhaften Zügen und greisenhafter Stimme, wird von dem Nebenkläger Brandt scharf ins Gebet genommen. Er erinnert sich an vieles nicht mehr, weiß aber ganz genau: Er hat den verhasteten August Rogens aus der Haft entlassen, weil dieser ihm gesagt hat, Kriminalrat Gennat habe ihm sein Geständnis erpreßt.Herr Oberstaatsanwalt,

nennen Sie mir nur einen Fall aus Ihrer Praxis, wo Sie auf Grund der Behauptung, daß der Polizeibeamte das Ge- ständnis erpreßt hat, den Verdächtigen aus der Haft entlassen haben, ohne einen Polizeibeamten darüber zu hören?" Ein eigen- tllmlicher Oberstaatsanwalt! Er erklärt, k ein Interesse an August Rogens gehabt zu haben. Wer wird ihm das glauben? « Oberstaatsanwalt Dr. Müller- Reustrelitz. der jetzt im Ruhe- stand lebt, ist ein 70jähriger Mann. Der Beginn seiner Vernehmung bringt eine Sensation: Seine Vereidigung wird aus Antrag des Nebenklägers zunächst zurückgestellt. Die von dem Vorsitzenden an den Zeugen gerichteten Fragen be- ziehen sich auf die R i ch t i g k e i t d e s A l i b i s von August Rogens und die zu diesem Zweck damals angestellten Ermittlungen. Der Zeuge legt des näheren dar, auf Grund welcher Feststellungen er schließlich nach manchen Zweifeln zu der Ueberzeugung gekommen ist, daß August am Mordtage nicht in Palingen gewesen sein könne. Vors.: Sind auch in der Hauptverhandlung in bezug aus Augusts Aufenthalt dort Zweifel aufgetaucht? Zeuge: Ich selbst habe bis zum Schluß der Hauptverhandlung niemals Zweifel daran gehabt. Hinterher sind von mir wegen neuer Gerüchte weitere Er- mittlungen angestellt worden, die indessen an dem bisherigen Ergeb- nis bezüglich des August nichts änderten. Vors.: Im Laufe der folgenden Untersuchungen wurden nun aber August, Paul Kreuzfeld und Blöcker v e r h o s t e t, die zugabeb, Meineide geschworen zu haben, wenn sie diese auch zum Teil widerriefen. Sie wurden von Ihnen wieder aus freien Fuß gesetzt. Hatten sich nicht damals recht erhebliche Verdachtsmoment« gegen die drei herausgestellt? Der Zeuge setzt dazu auseinander, inwiefern seiner Ueberzeugung nach damals keine Möglichkeit gegeben war, gegen sie vorzugehen.

Literatur und Politik. Iehlt es der Sozialdemokratie an Persönlichkeiten? Literarisches Talent ist eine Gab« des Himmels, die liebens- würdig und anzicchenid wirkt, solange seine Träger der Versuchung widerstehen, ihre Begabung als die a l l e i n i g e oder a u s s ch l a g. gebende anzusehen. Daß ein Teil des liberalen Bürgertums sich um die Pflege schöner Künste bekümmert, bedeutet ein unbestreit- bares Verdienst, das zuweilen die soziale Rückständigkeit dieser Schicht überstrahlt. Oft aber führen die literarisierenden Neigungen diese Bürgerwelt zu der sitlen Selbstüberschätzung, als zeige sich n u r i n ihr Persönlichkeit unld Kultur. Die Kehrseite hiervon ist eine gewisse mitleidige Verachtung der Sozialdemokratie, die als blosse Massenpartei" all die schillernden und faszinierenden Per­sönlichkeiten entbehren müsse, an deren Gefunkel der wohlhabende Bürger sein Gefallen hat. Etwas von dieser wohlwollenden Ueberheblichkeit klingt auch aus der Betrachtung, die der Chefredakteur desBerliner Tage- blatts" Theodor Wolfs, gewiß nicht in feindseliger Absicht dem Magdeburger Parteitag widmet. Die Delegierten hätten gewiß vergeblich wie Nora auf das Wunderbare(in der Rsichspolitik) gewartet, dafür aber sah man doch wiederdas er- staunlicheWunderderDisziplin". Theodor Wolff erkennt das Verdienst der Sozialdemokratie an, in der Stunde des Zu- sammenbruchs, als Bildung und Besitz versagten. Persönlichkeiten gestellt zu haben, die als Staatsmänner und Politiker die Exami- nierten und Privilegierten in den Schatten stellten. Doch das scheint ihm nun vorbei zu sein. Aus dieser heroischen Zeit der Sozialdemokratie stehen er- freulicherweise noch einige Säulen da und überragen die Ebene der Partei. Neuer Nachwuchs, interessante, junge Individualität e'n scheinen hier, wie überall, spärlich zu sein. Aber vielleicht beruht gerade auf ihrer A b- Wesenheit die Festigkeit der Organisation. Individualitäten mit eitlerGei sie straft sind doch gewöhnlich nicht Pa rte i s o l d a t en. die in Reih und Glied marschieren, son- dern schwierige Stubenkameraden, die durchaus eigene Ge- danken haben wollen. Man mag zu der Betrachtung über den Nachwuchs die Frage stellen: als E b e r t, als S e v e ri n g, als L ö b e nochNachwuchs" waren, welches demokratische Blatt Hot damals ihre Namen ge- nannt, ja nur gekannt? Die freisinnigen Zeitungsmänner waren damals,(wie stets) auf der Suche nach literarischen Feinschmecke- reien, und Theodor Wolfs pries, wenn wir uns recht erinnern, den seitdem halbverschollenen Dichter Hans Kyser als das kommende Genie an. Wußte er selber vor 26 Jahren von dem bescheidenen Redakteur, der damals im Bielefelder Parteiblatt arbeitete, keine soszinierenden literarischen Spielereien schrieb, aber in Partei- kreisen schon damals durch fein gesundes politisches Urteil auf- fiel, wußte er von Carl Severin? Oder als was sind ihm Im Jahre 1900 der Bremer Parteisekretär Friedrich Ebert , der Breslauer Redakteur Paul Löbe erschienen? Hätte er nein hat er sie als interessante junge Individualitäten" erkannt? Sicher nicht! Ein junger Literat, der sich seine Oedipuskomplexe in Medusendramen abreagierte, war doch eine tausendmal interessantere Erscheinung. Doch wir wollen Theodor Wolff zugestehen, daß in den näch- sten Sätzen seines Artikels eine anerkennenswerte Dosis Selbst- erkenntnis steckt. Der Verfasser selber, der eines Tages wer erinnert sich eigentlich noch, warum? aus der von ihm mitge- gegründeten Demokratischen Partei grollens austrat, hat sich nie zum Parteisoldaten" geeignet, ist für seine eigenen Gesinnungsgenosien stets einschwieriger Stübenkamerad" gewesen. Wir bestreiten ihm das Recht nicht, seine eigenen Wege zu gehen. Nur sollen sich diese Einspänner stets bewußt bleiben, daß sie bei dem politischen Ge- schehen nur die Zuschauenden sind, oft die sachkundigen, die treffsicher kritisierenden Zuschauer. Aber die Kämpfer und Voll- bringer, das sind sie nicht. Das sind die anderen, die aus klarer Erkenntnis des Notwendigen die Selbstdisziplin aufbringen, sich in Reih und Glied zu stellen, und die durch solchen Tatsachen- sinn mehr Persönlichkeit bekunden, als die Jch-Schwärmer, denen Disziplin ein Greuel, denen die von Kompromissen imbe- fleckte Reinheit ihres Ich höchster Wert ist. Sie sind die g e r i n- g e r e n Persönlichkeitswcrte, so wahr Handeln und Vollbringen über Reden und Schreiben steht. Man sollte sich in demokratischen Kreisen überhaupt etwas ad- gewöhnen, die Gesamtpersönlichkeit eines Politikers mit seinem schriftstellerischen Stil zu verwechseln, wenn auch beides nicht ohne Zusammenhang ist. So sicher einem Otto Braun gerade das ganz Un- literarische seiner Persönlichkeit Geltung und Respekt ver­schafft, so verkehrt ist es. die Leistung eines Ministers, mag er auch Mini st er für Kunst und Volksbildung sein, nach dem ästhetischen Reichtum seiner Reden abzuschätzen. Wir verkennen nicht die bestechende Wirkung, die durch Schöngeistigkeit auf eine gesittete Zuhörerschaft ausgeübt wird. Doch dies Talent allein er- gibt noch keinen Ministsr, enthält noch nicht die Fähigkeit, einen hunderttausend Menschen umfassenden Verwaltungzapp a- r a t nach den Interessen der Republik zu führen. Als gänzliche Ueberhebung und Anmahlichteit aber müssen wir es zurückweisen, wenn ein anderes demokratisches Organ, die F r a n k f u r t er Z e i w n g", dem sozialdemokratischen Äbgeord- ne en und Schulrat Christof KSni g, weil ihn ein Gerücht als Kandidaten der Sozialdemokratie für den Posten des Kultus- Ministers(bei einer eventuellen Umgestaltung des preußischen Kabinetts) bezeichnet, kurzerhand als eineSubalternität" abtut. Wir haben uns nicht erlaubt, demokratische Politiker in dieser Weise zu kritisieren: wir haben die Auseinandersetzung über Individualität und Subalternität durchqus den Demokraten selber über- lassen, als diese z. B. bei der Reichstagswahl in Berlin an Stelle desProf. BonndenMalermeisterKönneckeals Kandi- baten aufstellten. Wir haben ähnliche Ausdrücke nicht über Frei- sinnig« und Demokraten gebraucht, die bei soundso vielen Gelegen- heilen einem Friedrich Naumann , einem Walter R a t h e n a u, einem Hugo Preuß dauernd vorgezogen wurden Beweise genug, wie bei den Demokraten selbst im Normalfall ein handfestes mittel ständlerisches Interessenten- tum die schönste Geistigkeit unsanft beiseite schiebt. Was sich hier aber das demokratische Blatt geenüber einem Manne erlaubt, der in langjähriger politischer Tätigkeit Charakter und Begabung er­wiesen hat allerdings nicht in dem Sinne, daß er mit gleicher Unbekümmertheit für ein Rechtskabinett wie für ein L i n k s k a b i n e t t den Unterrichtsminister machen würde das ist ein Ausfluß jenes literatisierenden Hochmuts, der dos S ch i l- lern de einer Persönlichkeit über ihre Festigkeit stellt. Kr.

28 Personen von der Hihe getötet. New JJork. 3. Juni. Die fest drei Tagen anhaltende Hitzewell« hat hier insgesamt 28Todesopfer gefordert. Am Freitag waren 19 und am Sonn­tag 9 Todesfälle infolge Hitzschlages zu verzeichnen. Nordwestliche Winde haben heut« etwas Abkühlung gebracht.

Mord auf einer Zille? Weitere Leichenteile aus der Spandauer Havel gelandet. Der Fund eines menschlichen Rumpfes, der am Sonnabend bei Schildhorn gemacht wurde, findet jetzt fast jeden Tag eine schreckliche Ergänzung. Nach dem Rumpf wurde am Sonnabend nachmittag ein Rein und gestern abend ein A r m aus der Havel gelandet. Ein Kahnschiffer, der mit seiner Zille am Ziegelhof-Boll- werk in Spandau liegt, sah gestern abend zwischen der Schiffs- wand und dem Bollwerk Fleischteile im Wasser treiben. Er fischte sie heraus und setzte die Kriminalpolizei von seinem Fund in Kenntnis. Die Kommissare Braschwitz und Zapfe wurden sofort benachrichtigt. Es ergab sich, daß der vchifser den linken Arm mit Hand, von einer Frau stammend, gelandet hatte. Mit diesem Fund ist die Frag« über das Geschlecht der ermordeten Person auch wohl entschieden, denn es ist nicht daran zu zweifeln, daß Arm. Bein und Torso zueinander gehörten. Die Abtrennungsstelle des Armes vom Körper zeigt dieselben Merkmal«, wie man sie am Schenkel fand. Auch der Arm ist aus dem Gelenk herausgedreht und dann abgesägt worden. Am Fleisch des Oberarmes erkennt man deutlich mehrere blutunterlaufene Stellen, die von arger Mißhandlung, die die Ermordete vor dem Tod« erlitten hat, zeugen. Wahrschein- lich hat der Mörder die Leichenteile alle an dieser Stelle in» Wasser geworfen hat. Die Stelle war geschickt ausgewählt. Die Straße am Ziegelhof, die von der Klosterstraße bis zum Wasier reicht, ist auf der rechten Seite mit Buschwerk bestanden. Am Bollwerk laden und löschen tagsüber die Schiff«, während abends und zur Nachtzeit 'fast völlige Ruhe herrscht. Nur wenige Passanten kommen durch die Straße, die auch spärlich beleuchtet ist. Daß der Torso als erster und zwar bei Schildhorn gefunden wurde, widerspricht nicht der An- nähme. Durch die Gasentwickelung in den Eingeweiden taucht« er naturgemäß als erstes auf und war der Strömung, dem Winde und den Wellen am meisten ausgesetzt. Inzwischen ist auch der M a g e n der Toten untersucht worden. Man fand darin Reste von Bohnen, Erbsen und Kartoffeln. Diese Speisereste, die auf ein ziem- lich bescheidenes Mahl schließen lassen, waren noch nicht ganz ver- daut. Sie müssen also erst kurz vor dem Tode dem Körper zuge- führt worden sein. Ueber den Tatort kann man natürlich noch keine genauen Schlüsse ziehen. Der Mord kann sich aus einem Schlss, vielleicht aus einer Zille, abgespielt haben, worauf vielleicht die Nahrung hindeutet, er kann aber auch in einer Wohnung in der Nachbarschaft verübt worden sein. Einen Finger- ring hat de- Tote offenbar nicht getragen. Man fand an den Fingern kein« Spuren ober Eindrücke, die darauf hindeuteten. Die Nachsuche des Reichswasserschi-tzes wird zunächst die Stellen am Ziegelhof und am Bollwerk in Betracht ziehen. Ob zwischen dem jetzigen Funde und dem Mord an der Frieda Ahrendt ein Zusammenhang besteht, weiß man noch nich'. Di« Zerstückelung dieser Leiche ist fach- gemäßer ausgeführt als die des Mädchens vor zwei Iahren. Der Chef der Kriminalpolizei,?'gierungsdirektor Scholz, wird wahr- scheinlich im Laufe des Tag*-, eine Belohnung für die AufNärung des Mordes aussetzen.

Naubüberfatl in Verlin O. Im Hausflur niedergeschlagen, gefesselt und beraubt. heute vormittag wurde auf den Angestellten der be- kannten kasfcegroßhandlung Zunh sel. Wwe.. den 20jöhrigen Georg S. aus der Fruchlstrahe, ein seltsamer Raubübersall verübt. Der junge Mensch, der von seiner Firma den Austrag hatte, einige Wertbriefe mit mehreren tausend Mark Inhalt zur Post zu bringen, wurde gegen 10 Uhr vormittags in einer Nische des Hausflus Große Frankfurter Straße 27 von einer Bewohnerin in einer Blutlache mit gefesselten Händen und Beinen bewußtlos aufgefunden. Durch die Polizei wurde S. ins Kranken- haus am Friedrichshain gebracht, wo er die Besinnung wieder- erlangte und einige Angaben machen konnte. Danach ist er von zwei jungen Leuten niedergeschlagen und beraubt worden. Nach seiner Erzöblung habe er an der Haltestelle der Straßenbahn in der Andreasstruhe gestanden. Da seien die beiden Männer an ihn herangetreten und hätten ihm eine goldene Uhr zum Kauf angeboten. Sie forderten S. auf, mit in einen Hausflur zu kommen, wo er sich die Uhr genau ansehen sollte. Der Ahnungslose folgte den beiden auch, kaum hatten sie jedoch den Flur betreten, als er plötzlich einen so schweren Boxhieb gegen den Magen erhielt, daß ihm

das Blut aus Mund und Nase stürzte und er das Bewußtsein vsr- lor. Was weiter geschehen, wisse er nicht. Zur Fesselung ihres Opfers hatten die Täter einen Lederriemen und einen Hosenträger benutzt. Die Polizei hat sofort die Ermittlungen aufgenommen. Von großem Wert ist es, ob Personen aus dem Publikum vor 10 Uhr drei junge Leute an der Hallestelle Andreasstraße Ecke Große Frankfurter Straße haben stehen sehen und von ihnen vielleicht eine Beschreibung geben können. Alle Mitteilungen nehmen die Kommissare Werneburg und Rassow im Polizeiprädium entgegen.

Aoch immer Mordsache Rosen. Wiederverhastung der Wirtschafterin Neumann in Berlin . Die jetzt 60 Zahre alte Wirtschafterin Helene N e u- mann aus Breslau , die im verdacht fleht, im 3ahre 1925 den Professor Rosen in seiner Villa in Bischofswalde ermordet zu haben, ist jetzt in Berlin wieder verhastet worden. Der Breslauer Oberstaatsanwalt Schäffer wandt« sich seiner- zeit, als die von den Breslauer Behörden geführte Untersuchung, im Sande zu verlaufen schien, an den Berliner Polizeivizepräsi- denten Dr. Weiß, der im Einvernehmen mit dem Breslauer Poli- zeipräsidenten Kleibömer die Bereitstellung einer Unter- suchungskommission der Berliner Kriminalpolizei zusagte. Den Berliner Kommissaren wurde von der Breslauer Behörde der Auftrag gegeben, der Mordsache von Anfang an noch einmal nach- zugehen. Neben der Untersuchung war ein« nochmalige Nach- Prüfung der tatsächlichen Vorgänge in der Villa Rosen in der Mordnacht erfolgt. Die Berliner Beamten kamen zu dem Ergebnis, daß sich in der Mordnacht in der Villa überhaupt keine fremde Person befunden haben konnte. Der Täter war also nur im Hause zu suchen. Damit waren den Nachforschungen die weiteren Wege gewiesen. Das gesammelle Material wurde Ende vorigen Monats dem Untersuchungsrichter. Landgerichtsrat Otto, eingereicht. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft erließ dieser daraufhin H a s t b e f e h l gegen die Wirtschafterin Neumann und diese wurde in Berlin , wo sie zu Besuch weilte, festgenommen. Nach der Verhaftung hat sich Landgerichtsrat Otto nach Berlin begeben.

Goldmacher" Taufend wird ausgelleferi. Mailand , 3. Juni. Der auf seinem Schloß in Eppen vor einiger Zeit verhastete Schwindler Tausend, der viele Deutsche mit seinem Plan über die angeblich synthettsche Herstellung von Gold um große Geld- betrüg« gebracht hat, wird jetzt samt seiner Frau von den italieni - schen Behörden an Deutschland ausgeliefert, nachdem das Gerichtsverfahren gegen ihn eingestellt worden ist.

Arbeitsplan des Reichstags. Beschlüsse des Aeltestenausschusses. Der Aeltestenrat des Reichstages legte heute mittag den Arbeitsplan für die nächst« Zeit fest. Während des Kommu- nistijchen Parteitags, der die ganze nächste Woche andauert, sollen die Plenarsitzungen nicht ausgesetzt, wichtige Abstimmungen aber aus bestimmte Stunden sestgelegt werden. Die Mehrheit des Aeltesten- rates sprach sich dagegen aus, im jetzigen Zeitpunkt über die Pariser Reparationsverhandlungen zu debattieren: sie will vielmehr über diese Frage sowie über das Arbeitslosenversicherungsproblem und die landwirtschaftlichen Fragen in einer Sondertagung im Herbst beraten. Deutschnationale und Kommunisten erklärten sich mit dieser Auffassung nicht einverstanden und kündigten an. daß sie im Plenum eine anderweitige Regelung beantragen würden. Im übrigen beschloß- der Aeltestenrat, heut« den Er- nghrungsetat zu Ende zu beraten und für morgen sowie die folgenden Tage den Wirtschaftsetat zusammen mit dem Gesetzentwurf über Zollsenkungen in Angriff zu nehmen.' Von Freitag an soll der Haushalt des Inneitministeriums und in der nächsten Woche zunächst der des P o st m i n i st« r i u m s und hieraus der Justiz- etat beraten werden. Die Etatsberatungen und damit die Session sollen möglichst mit Hilfe langer Sitzungen Ende Juni schließen, so daß dann die Sommerpause eintreten könnte.

Wetter für Berlin : Wechsende Bewölkung und noch einzelne leichte Regensälle. Frische westliche Wind« und etwas kühler. Für Deutschland : Ueberau etwas kühler, vielfach leichte Regensälle.