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Copyright Bücherkreis ausViermännerbuch'

(3. Fortsetzung.) Aurtisen und die Jungfer Hoffmann. Ganz oben im Dachstock der Kaserne wohnten auf der einen Seit« der verrückte Burtisen und aus der anderen Seite die Iungser choffmann. Der Burtisen war überall dafür bekannt, daß erspann", und zwar einen ganz kräftigen, dauerhaften Faden. Soviel ich weiß, ist er auch ein paar Jahre lang in unserer Irrenanstalt Stephans- feld in freier Kost und freiem Logis gestanden. Er hielt'» nie aus in fester Arbeit. Meist taglöhnerte er in der Kiesgrube oder bei irgendeinem Fellschaber, bei einer Arbeit, die so schmutzig war, daß sie niemand sonst niachen wollte. Im Frühjahr hatte er seine beste Zeit. Da zog er auf den Dörfern draußen von einem Bauern zum anderen und äugelt« denen die Rosenstöcke oder pfropfte ihnen die Obstbämne. Bei dieser Hantierung mtißte er vollständig unter Spiritus stehen, das war seine Religion, sonst wuchs nichts an. Das Geld, das er bei diesen Gelegenheitsarbeiten verdient«, setzte nie Grünspan an; er sorgte behende dafür, daß es sich blank rollte. Das meiste fuhr ja in Köhlys Taschen. Gewöhnlich kam Burtisen erst spät in der Nacht heim. Sehr spät sogar, aber imnier fröhlich, immer lustig. Angefeuert vom Alkohol, der in ihm rumorte, machte er meistens solchen Krach, daß die ehrsamen Bürger aus ihren warmen Betten krochen und die Läden aufmachten, weil sie meinten, es sei eine Schlägerei und es gäbe etwas zum Schauen. Denn nach hinten knickende Zähne und flutschendes Blut sieht auch der bravste Bürger gern, vorausgesetzt, daß es sich nicht um sein eigenes Blut und um seine eigenen Zähne handelt. Es war aber, wenn der burtisensche Krach anging, nie«in« Schlägerei. Es war nur das Abspulen der gröbsten Nummer seines Wortgarns. * Unmittelbar neben der Kaserne wohnte Steinbrecher, der weit und breit gefürchtete Polizeikommissar. Aber da erwies sich der sonst so blöde und wilde Burtisen als ein geriebener Menschenkenner. Sobald er in die kommissarische Gefahrzone kam, wo es unter Um- ständen ein Protokoll setzen konnte, sing er zu brüllen an:Prächtig ist Berlin ! Prächtig ist Berlin ! Es lebe unser Kaiser Wilhelm! Es lebe unser braver Herr Polizeikommissar!" Dank diesem patriotischen Getuse kam er jedesmal ohne behördliche Anstände davon. Denn die Sorte Leute, die den Kaiser Wilhelm hochleben ließ, wenn auch nur im ärgsten Tran, die war in unserem sundgauischen Grenzzipfel nur spärlich daheim. Solche Keime mußten geschont werden! War der Schnapsrausch besonders heftig, so fand sich der Burtisen gewöhnlich nicht mehr zurccht im Haus, und mehr als ein- mal kam es dann vor, daß er den Schlüssel statt in sein Türschloß in das der Jungfer Hoffmann steckte. Die war dann der Meinung, das wilde Mannsbild hätte es auf sie abgesehen und wolle bei ihr einsteigen. Deshalb erhob sie in solchen Fällen ein herzzerreißendes Hilfegeschrei, so daß es Nachtausruhr im ganzen Haus gab. Dabei mar die Jungfer dreiundsiebzig Jahr« alt, einer wohlerhaltenen, ein- getrockneten ägyptischen Mumie vergleichbar, und halte somit von einem männlichen Wesen ganz gewiß nichts mehr zu befürchten. Und wenn es selbst der besoffene Burtisen war. Sonst merkte man nur wenig von der Jungfer. Sie lebte da, ganz eingesponnen in ihre Dachstube, mit einem alten, wunderlichen Kater zusammen, dem wir gern unsere Jndianerpfeilc auf den Pelz schössen, weil er dann, wie ein Blitzzug so schnell, absauchte, die Dachrinne entlang, steif und kerzengerade den Schwanz in die Luft streckend. Sonst hott« sie zu ihrer Gesellschaft weiter niemand, als eine Versammlung von Blumentöpfen, die hinter den Brise-bise an den Fenstern standen, die mageren, durchsichtigen Stengel sehnsüchtig nach dem Licht gereckt. Wer jemals von der Straße her die Jungfer Hoffmann erblickt«, der sah sie nie anders, als mit ihrer kleinen grünen Gießkanne in der Hand, wie sie den Blumen Wasser gab, und man konnte meinen, es sei nur ein gelber, ousgebeinter Toten- köpf, der da über den Geranien schweb«. Sie kam zuletzt gar nicht mehr unter die Menschen. Nur zwei- mal in der Woche ging sie die hohe Treppe hinunter, einmal zum Einkaufen, das ander« Mal früh zur Messe. Plötzlich hieß es, sie fei tot. Wir wollten es zuerst gar nicht glauben. Sie war so un­bemerkt gestorben, wie sie gelebt hatte. Als sie auf den Gottesacker getrogen wurde, ging außer unserem Doter und außer den drei I kein Totengast hinter der Leiche. Nur das Kopfschütteln der Leute folgte ihr. Das war ihr Nekrolog. Ihr großes Zimmer, in das lange niemand hinein wollte, mietete endlich der Vater, und da wurde ich mit meinen Brüdern zum Schlafen einquartiert. Am Anfang war's uns etwas unheim- lich zumut, besonders wenn der Kater des Fräuleins nachts miauend die Dachrinne herkam und dann, den Schwanz steif gereckt, wie ein Seiltänzer auf dem Seile auf dein Streifen Mondlicht im Ziinmer ging und nach setner alten Herrin suchte, die doch nicht mehr da war, sondern die schon lang« auf dem Friedhof unter Blumen und Würmern lag. Seine grünen, phosphorischen Kateraugen brannten mir noch lange In alle Knabenträume schreckhast hinein. Die Kaserne würde heute noch stehen, wenn nicht der verrückte Burtisen in einem seiner Mordsräusche sich statt in seinem Zimmer auf dem Holzboden zum Schlafen niedergelegt hätte. Weiß der Teufel, was dieser maßleidige Christ da gebosget hat. Kurz und gut. morgens um eins, da faß der rote Hahn schon auf der ganzen Dachfirst, schwang die Feuerflügel und war nicht mehr zu vertreiben. Der Vater schlug die Tür mit der Holzaxt ein? mit knapper Mühe retteten wir Hose und Leben. Da der Kilbe wegen gerade Freinacht war, erwischte die Feuer- wehr in ihrer Besoffenheit statt der Feuerspritze den Totenwagen, der ebenfalls mit einer Zeltplane zugedeckt im Spritzenhaus stand. Bis die Pompier» ihren Irrtum merkten und mit der richtigen Spritze angewackelt' kamen, da waren schon die drei Böden der Kaserne durchgebrannt und alle» hin, Rumpee und Stumpes. Nur die Umfassungsmauern standen noch: aber nicht lange; denn schon kamen die Feuerwehrleute mit Feuerhaken und rissen die Mauern ein. Waren die um. so mußte die Versicherung die ganze Schadens» summe blechen, und es gab als Belohnung ein kräftige» Freibier. Außerdem, die Dame Schosseh hatte es ja. Nachdem die Feuerwehr abgerückt war, suchte Lieni der Schmied eine Stunde lang überall nach Burtisen, um dem Brandstifter, dem elenden, wie er sagte, im Namen der Geschädigten den Ranzen zu verhauen.... Aber er fand diese Nacht den Säufer nicht. Erst am anderen

Tage stieß einer beim Aufräumen auf Burtisens Uhrkette. Seltsamer- weise war sie ganz und nicht vom Feuer zerschmolzen. Das war alles, was von dem Irrenhäusler übrigblieb, ein eiserner Rest. Alles andere hatte die Flamme gefressen. Oer Lumpensammler vom Basler Mist. Burtisens Nachfolger in der Seltsamkeit war zweifellos der Lumpensammler Martischang. Doch hielt er sich bedeutend stiller als der Spinnersmann. Der war nur dann auf der Straße, wenn die Sonne schien. Kam er verstohlen in«inen Hof hinein, so streckte er erst seinen Schatten vor, wie eine Schnecke ihr Horn, und war jemand da, so blieb der Schattenkopf nicht lange stehen, sondern ging sofort ins Verschwinden. War aber die Lust rein, so schob sich der Schotten dem Körper nach, auf dem gespenstisch der rotblaue Säuserkopf saß. Und ein paar wasserblaue Augen, in denen die Fische des Stumpfsinns schwammen, zuckten umher, ob sie etwas fänden. Denn Martischang schob alles in seinen großen Sack, was seine Finger nur ergreifen konnten; rostige Nägel, Papierfetzen, Stoffreste, leere Konservenbüchsen, Lumpen, Knochen, Glasscherben, 5zobelspäne, kurz, alles das, was sonst der Kreislaus des Lebens als unbrauchbar auf den großen Abfallhaufen gesetzt hat. Geduldig schaute er in den Boden hinein und las Stück um Stück zusammen, den Buckel kätzijch zum Absprung gekrümmt, so, als warte irgendwann und irgendwo ein« Portion Prügel auf den Absaus. Und manchmal fuhren sie auch wirklich los, wenn urplötzlich die Schelt- und Keifworte einer alten Frau wie Pfeile im Fluge daherzischten und den Tagdieb, den elenden und nichtsnutzigen Lumpensammler, wie er genannt wurde, vertrieben. Da drückte sich Martischang stillschweigend an der Mauer oder am Lattenhag davon; aber die Fischlein des Stumpfsinns, die bisher in seinen Augen schwammen und nur harmlos mit den Flossen ge- wippt hatten, wurden auf einmal zu giftgrünen, graugeschwollenen Haien, die die Wasser der Seele durchpeitschten und die das schreck- liche Schuppenmaul aufsperrten und alles verschlingen wollten in rasender Gier. Wen dieser Blick aus der Wildnis traf, der mußte erschrecken, und alle Atemschläg« standen ihm still ob dieser Woge des Hasses und ob des Hasses Getier. Dann ging der Martischang in die nächstbeste Wirtschaft und soff sich� einen Ballon an(wenn das Geld langte) und alle Wut explodierte in Faustschlägen aus die buchsbaumene Platte. Die anderen Gäste glotzten nur verächtlich auf sein aufrührerisch Getu. Di« hatten Schmer am Bauch und Geld iin Sack, und mit dem Martischang wäre keiner Fraü, streich mir den Schnauzbart! jemals an den gleichen Tisch gesessen. Schon übel genug, daß sie die gleiche Saolluft mit ihm einatmen mußten! So paßten sie nur auf wie Häftlemacher, bis der Martischang den Krakeelhengst aus dem Stall zog, und sobald der die ersten

Wieher tat, ging einer der Bürger hinaus an den Fernsprecher, und schon war auch der Gendarm da oder der Ortsdiener, und der Martischang flog in hohem Bogen aufs Trottoir hinaus, daß die alten Gelente im Aufschlag krachten und ihm noch tagelang hinter- her olle vierzehn Rippen weh taten. So schleppte sich sein Leben hin im Pendelschlag, immer von fremden Kräften angetippt, bald geduldet und übersehen, bald ge- hetzt und angespien. Die Furchen in seinem Gesicht sahen aus, wie mit einem scharfen Messer aus dem Fleisch herausgeschnitten, eine Versammlung von Unheimltchteit, und Heimonn, der Iud, wenn er ihm für seine Lumpen und Knochen und Scherben und Alteisenstücke den Zahltag gab, legte lieber zehn Pfennig mehr zu für den Sack, bloß um den finsteren Gast eher los zu werden. Kein Mensch hat den Martischang jemals essen sehen, nur trinken, und da nur immer grünen Absinth, der auf der Zunge brennt, t�id preußischen Kornschnaps oder Kartoffelgeist, von dem der Wirt für drei Sou ein Glas gestrichen voll schenkt, froh, daß er das Zeug los wird. Im Sommer konnte es vorkommen, daß der Lumpensammler seinen Sack beiseite legte und auf ein paar Wochen verschwand. Das war immer zur Zeit, wenn das Wasser im Rhein so wann ist, daß auch die jungen Mädchen den Schrecken verlieren und zum Baden gehen. Da lag der Martischang im Schilf hinter den Weiden- stumpen auf der Lauer wie ein Tier, und wenn die jungen Dinger sich auszogen, daß an den Achseln und Brüsten und Schenkeln das helle Fleisch herauslam, strich der Mann aus seinem Versteck her- aus mit heißen Augen die ganze Schönheit ab und kapselte sie bei sich ein: denn was er da stahl, mußte wieder für ein ganzes Jahr langen. Besonders ein Wesen war da, das ihm über die Maßen gefiel, eine kleine, braune Bachstelze voll Glitz und Beweglichkeit, mit einer Stimme, die erschießenswert schien und alle anderen Klänge der Welt auslöschte. Da konnte der Martischang auch ohne Absinth de- trunken im Schilsrohr liegen, die Augen zu, das Gesicht auf zum Himmel gewendet, nur des Windes leichte Hand über sich, die über Riedgros und Schilfkolben fuhr. Da fing seine Vergangenheit an wie ein Ameisenhaufen aus- kinanderzulaufen: es war auf allen Seiten lebendig. Und die Mädchenstimme, die er von ferne reden und lachen hörte, brachte sein« Jugend herauf: mit übermütigen Schritten kam sie daher. Er selber war wieder jung, so nah stand ihm olles. Aber wenn er es greifen wollte, das lockende Bild, war die Gegenwart da. Da war das Leben grau, der Himmel gewitterig überzogen, das Mädchenlachen hinabgesunken. Und sehr oft schlugen dann die schweren Tropfen des Regens darein. Aber der Martischang blieb liegen, bis in die Nacht, mochte der Regen rauschen, wie er wollte. Jetzt mar er doch kein Mensch mehr, der zu hoffen oder zu fürchten hatte, jetzt war er nur noch ein Stück Erde , nur noch ein Stück Stein. Sein Herz schlug fern, irgendwo im innersten Innern der Erde, kaum, daß er's noch hörte. So fanden ihn die Schiffsleute oft, die ihre Weidlinge am Morgen früh gegen die Strom von Kembs nach Basel zogen. Sie weckten ihn auf, weil er wie«in Toter dalag und gössen ihm einen Schnaps ein. Der brannte ihn in das höllische Leben zurück, und die Fische in seinen Augen wedelten wieder, und er nahm seine müden Knochen und schleppte sie heim in seine Blechhütte auf dem Bafeler Mist. (Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Das nervöse Amerika . Im New-Porker medizinischen Zentrum ist ein neurologisches Institut eingeweiht worden, das als einziges in den Vereinigten Staaten ausschließlich der Vorbeugung, Heilung und Forschung auf dem Gebiet der Nervenkrankheiten dienen soll. Bei dieser Ge- legenheit wird eine Statistik mitgeteilt, aus der hervorgeht, daß in den Vereinigten Staaten jeder 25. Bürger einen Teil seines Leben» wegen Erkrankung der Nerven oder des Geistes in einem Hospital zubringt. 20 Millionen Dollar nach 20 Jahren! Amerikanische Zeitungen berichten über den abenteuerlichen Kampf, den ein Erfinder mehr als 20 Jahre lang um sein Recht geführt hat. Der Erfinder George Campbell Carson ist jetzt in den Besitz von 20 Millionen Dollar gelangt, die ihm von der American Smelling and Refimng Ey. und der Ayaconda Eopper Mining Cy. zustanden. Carson, der jetzt 63 Jahre alt ist und früher«in ein- facher Metallarbeiter war, hatte einen Ofen für die Kupfergewinnung erfunden, der gegenüber dem bisher angewandten System erhebliche Verbesserungen aufwies. Im Jahre 1966 hatte er darauf ein Patent genommen, doch dauerte es neun Jahre, bis Carson mit seinen Patentansprüchen durchdringen konnte. Mittlerweile hatte die American Smelling und die Anaconda die nach dem System von Carson gebauten Oefen bereits in Betrieb genommen und oer- weigerten die Auszahlung jeglicher Lizenzgebühr an Carson. Dieser wandt« sich erbittert nochBad Lands" im Westen der Dereinigten Staaten, wo er ein ziemlich ungeregeltes Leben führte. Versuche, die Mittel zur Geltendmachung seiner Ansprüche zu erlangen, schlugen fehl. Schließlich wurde er krank und wandte sich nach

Dlenzta«. 4. Juni. Berlin . 16.00 Qerhart Pohl: 6 etiles, die keine waren. 16.30 Dr. Max Osboro: öottlried Schadow. 17.00 Unterhaltunxsmosik Kapelle Cmll Roäsx AnschlieOend: Mitteilunxcn des Arbeitsamtet Berlin-Mitte. 1M0 Stunde mit Büchern,(Am Mikrophon: Prof. Dr. rritt.) 19.10 Robert Bredow: Welche Aufgaben hat der OrtsausschuB des Allgemeinen Deutschen Qewerkschaftsbundes? 19.36 Prof. Dr. Hans Reichenbacb: Einführung In die Naturphilotephle der Gegenwart. 20.00 Sendespiele:Wo die Lerche singt", Operette. Musik von Prang Lehär. Regie: C. Bronsgeest. Dirigent: Bruno Seidler-Winkler , Aosehlieüend: Presse-Umschau des Drahtlosen Dienstes. Nach den Abendmeldungen: Bildfunk. König s.w usterbxnsen. 16.00 Rektor Schütte; Schülerwandern im Geiste der Arbeitsschule. 16,30 Dr. Heinrich Hofer: Die Barock-Oper. 17.00 Nachmitlagskongert von Leipzig . 18.00 Prof. Dr. Hans Mersmann ; Volksliedanalysen. 18.30 Pransösisch für Fortgeschrittene. 18.55 Ob.-Reg.-Rat Paetsch; OroÜsladtverkehr in aller Welt. 19.20 Dr. Gerhard Schnllse-Plaeliert Qegenwartsniensth und Dmckerschwirge,

San Francisco , wo«r in bescheidenen Verhältnissen lebte. Zu I«in«m Glück mochte er die Bekanntschaft zweier Finanzleutc, die er von der Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche überzeugen konnte und die ihm die Mittel zur Einleitung eines Prozesses zur Verfügung stellten. Im Jahr«. 1926 erlangte Carson schließlich ein Urteil, dos ihm etwa fünf Millionen Dollar zusprach. Dieser Betrag erhöhte sich durch die inzwischen weiter angefallenen Lizenzgebühren auf 26 Millionen Dollar, die Carson jetzt ausbezahlt worden sind. Feuerfeste Pflanzen. Auf den Steppen der Hochebenen an der Grenze von Ober- Birma und China findet man die Gräser mit sonderbaren woll- ähnlichen Ballen bedeckt, die sich mit der Zeit von den Gräsern ab- lösen, zu Boden fallen und schließlich vom Wind weit weggeführi werden. An einem dieser Steppengräser, das der Botaniker Handel- Mazetti untersuchte, zeigt sich, daß die aus den Haaren der Blatt- scheiden und Blätter bestehenden Wollknäuel sehr stark kieselsäure- haltig und dadurch so seuerfest waren, daß sie selbst mehrere der dort sehr häusigen Steppenbränd« ohne Schaden überstehen konnten. Eine nicht weniger eigenartige Anpassung an die Hitze des Feuers beobachtete Prof. Abel an einer in den Föhrenwäldern von Florida wachsenden Fächerpalme, der Buschpalme, die alsSaw Palmetto" bezeichnet wird. Um Platz für Nutzanpflanzungen zu gewinnen, werden dies« Föhrenwälder von Zeit zu Zeit abgebrannt, doch gehen hierbei in der Regel nur die Döhren zugrunde, während der Hitze- tod der Buschpalmen, obgleich auch ihre Wurzeln nach dem Brande völlig oerkohlt am Boden liegen, nur ein scheinbarer ist, da schon nach kurzer Zeit aus den Teilen der durchsengten Stämme wieder neue Palmblätter heraussprossen. Läßt man die Pflanzen dann ungestört, so entwickelt sich ein neuer Bestand von Buschpalmcn, der ebenso wie vor dem Brand alsbald ein fast undurchdringliches Unterholzgestrüpp bildet. Da in diesen Wäldern vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit viele Llitzschlagbrande stattfanden, scheint es sich hier um eine im Lause von Iahrhunderttausenden erworbene Anpassungserscheinung der Buschpalme zu handeln. Die Ursache der Bluterkrankheit. Die Bluterkrankheit, die darin besteht, daß das Blut der davon befallenen Menschen nicht gerinnt, so daß durch den Mangel des wundenschließenden Schorfes Blutungen nicht zum Stillstand kommen, gab den Medizinern bisher«in schweres Rätsel auf. Stuber und Land haben«in« groß« Reihe von Versuchen an zwei Mit- gliedern der berühmten Bluterfamilie Mampel vorgenommen, die schon früher von Morawitz untersucht worden war. Sie erkannten. daß im Plasma des Blutes ein Eiweiskörper vorhanden ist, der durch Säuren, z. B. Milchsäure, zur Ausflockung gebracht wird. Die Milchsäur« wieder wird aus dem Blutzucker gebildet, cm Glykolyse genannter Vorgang. Dieser und damit die Gerinnung wird durch da» Vorhandensein von Fluor im Blut verlangsamt. Bei Blutern wurden drei bi» vier Milligramm dieses Elements in 166 Gramm Blut gefunden, beim gesunden.Menschen kein« nach- weisbaren Mengen. Manch« Tiere, namentlich Gänse, besitzen auch im normalen Zustand diese Eigentümlichkeit. Taege untersuchte zehn Gänseblutproben und fand darin, wohl in Abhängigkeit vom Futter, Mengen, die zwischen vier und vierzehn Milligramm scheoonkten. So ist wohl der Fluorgehalt als Ursache der Erkran- tung anzusehen.