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Mittwoch 5. Zum 1929
Unterhaltung und �Nissen
Beilage des Vorwärts
Verfunkener Qarlen
(Schluß.) in. (Ein halbes Jahr verstrich nach dieser Degsbenheit, ohne daß man Maschu neue Dcrsehlungen nachweisen konnte. Der Schrecken. den er durch meines Großvaters unerwartetes Austauchen an jenem Morgen erfahren hatte, schien nachhaltend}U wirken. Aber Moschu hatte Phantasie, und das ist bei einem wallochischen Gartenaufseher immer gefährlich. Und überdies hatte«r seltsame Träume. Eines Nachts«s gab am Vorabend Bohnen zum Abendbrot träumte er von gewissen tanzenden Geistern, die in Gestalt kleiner roter Flämmchen unter dem größten der vier Nußbäume ihr Wesen trieben. Dieser Nußbaum stand m der südlichen Ecke de? Gartens. Moschu sprach zu niemadem über diesen Fall, denn er ahnte gleich, daß es sich hier nur um einen, in grauer Borzeit vergrabenen Schatz handeln könne. Er war in senen Tagen noch schweigsamer als sonst, aber ich sah ihn oft in der Dämmerung im Hinteren Teil des Gartens auf und ab schreiten, dabei gestikulierte er heftig und seine Lippen bewegten sich, als spräche er mit jemaichem. Sein« grauen chaar« flatterten im Wind, seine sonst schläfrigen Augen quollen aus ihren chöhlen in unnatürlichem Feuer, und abergläubische Furcht beschlich mich bei seinem Anblick. Kurz darauf fuhren meine Groß- eltern über Land zu Bekannten und nahmen mich mit. Ich sah den Garten vier Wochen long nicht wieder. Aber ich sehnt« mich nach ihm. Und nach unserer Rückkehr ging ich in Begleitung meines Großvaters hinaus, der nach dem Rechten sehen wollt«, denn die Nußernte war nahe. Bei unserem Nohen   erhob sich Moschu von dem flachen Stein, auf dem er seiner Gewohnheit gemäß, vor sich hinträumend, gesesien hotte. Ich be- merkte nichts Ausfallendes an ihm und doch schien er mir irgendwie verändert. Eine innere Unruhe arbeitete in seinen Augen. Mein Großvater schritt dem Hinteren Teil des Gartens zu. ich suchte meine gewohnten Plätze und Verstecke auf, um mir die Gewißheit zu holen, daß sie noch da waren. Vor meiner Wreise hotte ich eine komplizierte Maulwurssfalle ersonnen. Ich wollte nun nachsehen, ob sich etwas gefangen hatte. Aber ich war noch gar nicht an der gewissen Stell« angelangt, als mich ein erstaunter Ausruf meines Großvaters zur Umkehr veranlahte. Der Ruf erklang aus der süd­lichen Ecke des Gartens, wo eben dieser Nußbaum stand, von dem ich erzählte. Es mar mir beim Näherkommen, als hörte ich auch Moschus tiefen, gurgelnden Baß. Ich hotte meinen Weg. um rascher .zum Ziele zu kommen, quer durch den Garten genommen, und als ich jetzt aus dem Kukuruzfeld trat, bot sich mir«in ungewöhnliches Bild. Mein Großvater stand unter dem Nußbaum und fegte ge­rade mit dem Stock eine Schicht dürren Reisigs beiseite, die knapp >im Fuß« de? Baumes über dem Boden lag. Ein großes, etwa zwei Meter tiefes und mannsbreites Loch kam zum Vorschein. Moschu stand dabei, die Schultern hochgezogen, mit hilflosem, ver­legenen Gesicht. Er erklärt« gerade: .Ein« Wolfsfoll«. Domnule." Und er erzählte eine verworren« Geschichte, daß in der Nach- barschast ein großer, eisgrauer Wolf aufgetaucht sei und«in Kalb  erwürgt habe. Zwar hätte man ihn nicht genau gesehen, da es gerade Dämmerung war und die Leute sich noch auf dem Feld« befanden. Jedoch sei die Tatsache nicht wegzuleugnen, daß das gewisse Kalb wt aufgefunden wurde und die ganze Geschichte daher sehr wahrscheinlich. Mein Großvater sah Moschu gar nicht an, sondern er deutete aus da? Loch. Er schien ärgerlich zu sein. Denn die Grube legt« einen großen Teil des. Wurzel Werkes frei und der Vaum war in seinem Lebensnerv gefährdet. Er sagt« soviel: Od es hier um diese Jahreszeit Wölfe geben kann, dos weißt dir genau so gut wie ich. Aber was mit dir geschieht, wenn diese Grube nicht noch heute abend zugeschüttet ist. das weiß nur ich allein. Damit macht« er kehrt und ging schweigend aus dem Garten. Ich folgte ihm zögernd, und als ich von Zeit zu Zeit verstohlen über mein« Schulter zurückblinzelte, sah ich Moschu in gebeugter .(Haltung vor der Grube stehen und vor sich Hinstorren. Was in ihm vorging, ahnt« ich nur. Er begrub den Traum des ewig Erd- gebundenen, der dazu geboren ist, für andere zu arbeiten, den Traum vom Scha� den ihm«in gütiger Zufall in die chänd« spielt und der ihn zum großen cherrn machen soll. Aber ich ahnt« diese Dinge damals nur, denn ich war ein kleiner .Knabe und wußte wenig vom Sinmm und Trachten der Menschen. IV. Ich stand in einer Ecke des Zaunes zwischen zwei lhasAuß- lträuchern und starrte den Mörktlern nach. Natürlich war ich bar- fuß, wie immer, und der Abendwind strich mir kühl um die bloßen llüa'den. Die Dämmerung war nah«, der Wochenmarktiag war zu End« und die Märktler zogen aus der Stadt hinaus, in alle Rich­tungen, heimwärts. Sie kamen mit großem Peitschengeknall und ihre kleinen, munteren Wallachenpserdchen zogen schwer an den hohen, überdachten Wagen. Die Wagenachfen knarrten und ächzten beänastiaend und die Räder polterten kreischend über die schouder- baft schlechte Straße. Weithallend« Rufe flogen auf und pflanzten sich von einem Wagen.zum anderen fort und verloren sich, irgendwo am End« der langen Wagenreihe, in der Fern«. Die buschigen Schnurrbärt« der Männer waren zerweht von der schweren Mühe des Tages und baumelten traurig abwärts. Ich stand auch noch in der Eck« des Zaunes, als das Gerassel des legten Wagens schon lange verklungen war. Märchenhafte Dämmerung lag über dem Garten, der Wind raschelte geheimnis- voll im Kukuruzfeld, die alten Nußbäume hoben Ihr ernstes Rauschen an und von drüben erscholl der eintönige, traurige Abendgesang der Wächtersleute. Ich sah über den Garten hinweg und eine seltsame Ergriffenheit überkam mich. Ich hatte zum ersten Male das Ge- fühl, daß dies die Erde war. au, der ich emporwuchs, mein« Erde  ..... Aber der nächst» Tag brachte ein« große Veränderung. Um die Msttvgszeit erschien nawkich«in fremder Mann im Garten und mein Großvater führt« ihn den Weg entlang. Dckbei Hab er in gewissen Zwischenpausen den Stock, als erllört« er ihm dies und dos.«in« seltene vpfelsarte, ein« Monllenort. Der Mann hatte«in breites, rot« Vollmondgesicht und überragte meine« Groß. nater um.Haupteslänge Di« Aermel seines Rockes schienen zu kurz geraten zu sein, denn sie reichten ihm nicht me-t über die Ellenbogen hinaus. Er hatte groß«, knochige Hände,«ein« Augen
waren von einem hellen klaren Blau und obgleich sein Gesicht eher «inen gutmütigen Eindruck erweckte, beschlich mach dennoch bei seinem Anblick eine unerklärliche Angst. Ich hört« nicht, was sie mitein- ander besprachen, denn ich wagte mich ihnen nicht zu nähern und hielt mich immer in ehrerbietiger Entfernung. Seiner Gewohnheit gemäß blieb mein Großvater von Zeit zu Zeit stehen und neigte den Kopf«in weng zur Seite. Einmal sah ich, wie er ärgerlich wurde, denn er fuchtelte mit dem Stock aufgeregt in der Luft herum und hob seine Stimme. Ich vernahm die Worte: ..Anders gebe ich ihn nicht her...." Erst später erfuhr ich, daß mein �Großvater in jenem Augen- blick wohl Grund hatte, erregt zu werden, denn es handelte sich um den Verlauf des Gartens, den er über alles liebt«. Ich denk«, er muhte unerbittlich dazu gezwungen sein vielleicht hatte er kein Geld denn nie und nimmer entschloß er sich leichten Herzens zu diesem Schritt. Der Ausruf:Anders gebe ich ihn nicht her" bezog sich vermutlich auf der» Preis des Grundstücks. Gleich darauf schis- neu sie jedoch einig geworden zu sein, denn mein Großvater winkte mich heran. Er sah ungewöhnlich ernst drein, als er sagt«: Dies, mein Junge, ist Herr Antol Kalkbrenner, und von über- morgen an gehört dieser Garten ihm." Ich versuchte, irgend etwas Achnliches wie eine Verbeugung zu- stondezubringen. Aber die blauen Augen des großen Mannes schau- ten über mich hinweg. Gleich daraus begann ich heftig zu zittern. Dies blieb jedoch sowohl meinem Großvater, als auch von dem fremden Mann« unbemerkt, denn sie hotten ihren Weg in die Rich- tung des Kukuruzfeld« fortgesetzt. Di« Wochen, die auf diesen Tag folgten, waren für mich eine schwere Zeit. Ost. wenn ich aus der Schule kam, trugen mich meine Füße fast gegen meinen Willen die altbekannte Straß« entlang. Aber vor dem Zaun machte ich immer halt. Dieser schiefe, an vielen Stellen schadhafte, alte Bretterzaun war für mich ein« unübersteig- bare Mauer geworden. Und hinter dieser Mauer lag mein Land, die Erde, die ich als meine Erde fühlte, der Garten, der, solange ich mich zurückerinnern konnte, mein liebster Aufenthalt gwesen war. Wie ein Dieb schlich ich mich heran, um von draußen ein mir vertrautes Geräusch zu erhaschen, das Knicken ein« Astes oder das Rauschen der Nußbäume, ober wenn sich Schritte näherten, lies ich jedesmal davon. Der neue Besitzer hatte sein Eigentum übernommen und ich sah seine ungewöhnlich hohe, vierschrötige Gestalt, die mich an die Riesen der Märchen erinnert«, oft von ferne im Garten aus und ab wandern. Moschu war entlassen worden, mein Großvater beschäftigte ihn bei sich im Haus«.
Je öfter ich den großen Mann sah, der den Garten mit soviel SelbstverständÜchkeit in Besitz genommen hatte, um so mehr Angst empfand ich bei seinen Anbück. Ich lies davon, wenn immer er sich näherte. Einmal überraschte er mich jedoch, als ich, abgewandt in der Nähe des Zaunes kauerte, in tiejem Kummer vor mich hin­sinnend, die Augen sehnsuchtsvoll auf den Garten gerichtet. Ich spürte seine schwer« Hand aus der Schulter. Ich erbebte. Nun, mein Junge," sagte er, du bist wohl traurig und sicher böse gus mich, weil ich dir deinen Spielplatz genommen habe. Und er wiegte seinen großen, runden Kopf gedankenvoll hin und her. Wie er so dastand und seine Blicke ernst über den Garten glitten, erschien er mir gar nicht mehr so furchterweckend, ja, eher freundlich, und ich sah vertrauensvoll zu ihm auf. Er nahm mich bei der Hand: Komm nur," meint« er,wir wollen einen Vertrag mitein- ander machen. Du darfst auch weiter im Garten spielen, so oft du nur dazu Lust host, aber dafür mußt du mir versprechen, daß du dich nicht mehr vor mir fürchtest." Und er nahm meine Hanid in die seine, ganz ernst, und schüttelte sie. Ich wundert mich darüber, welch' große Hände er hatte. Mein Herz klopft« heftig. Ich betrat den Garten zum ersten Mol« wieder, den Garten, nach dem sich mein Herz so grenzenlos ge- sehnt hatte. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen. Es war alles noch so, wie ich es vor langen Wochen verlassen hatte. Jeder Strauch stand an feinem Platz« uird jeder Stein log so wie ehedem. Dieser Wulst am alten, knorrigen Nußbaum, der die Form einer Nase hatte, der Hügel, über den ich so ost gesprungen bin, die altvertraute Biegung des geheimen Pfad« im Kukuruzfeld. Ich starrte und starrte und ging von Platz zu Platz, immer einen Fuß vor den anderen setzend: Klipp, klapp, klipp, klapp. Ich habe hölzerne Beine, dachte ich. Etwas Gezwungenes war in meinem Gehen. Auch die jöhe Freude, die mich ergriffen hatte, als sich das Tor des Gartens von neuem für mich öffnete, war nicht von Dauer. Und nach einer Stunde schon beschlich mich jenes groß« Ge- fühl der Fremdheit, eine der größten Enttäuschungen mein« Lebens, an die ich noch heute mit Wehmut zurückdenke. Wie eine Krankheit überkam es mich. Ich spürte große Leere in meinem Kopse und ich ging immer weiter, betastete hier und dort die be- kannte Biegung ei»« Astes und sie war mir fremd, das Brett der Maulwurfsfalle, die ich selbst gelegt hatte, und« war mir fremd, und ich horchte angestrengt aus den eintönigen, sagenhosten Gesang der Wächtersleute und er war mir fremd. Niemand wußte es, was an jenem Tage in mir vorging. Ich kam heim wie immer, ziemlich spät, und meine Großmutter brachte mich zu Bett. Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und strich mir, ihrer Gewohicheit gemäß, durch dos Haar. Aber ich dachte mir: Ich habe meinen Garten verloren!"
Wilhelm Milchner:
Das mit Spannung-rmarlcte«Ingige volkstümliche Buch tes tot- gesagten,»um Glück aber wiederaum Leben erwachten-' gorscher, Uber   sein« abenteuerllche China  - und Tibetrcise I92K lWS wirb in ben nächsten Wochen tm Leimiger Verlag ff.?. Brockhau» unter dem Titel ,0m m»ni p»dme dum" erscheinen. Dil nachstehend« Schilde. rung ist UN, vom Verlag zur Leriisfentlichung freigegeben. f>. Oktober. In der Nacht war da- Thermometer auf minus 7,1 Grad Celsius gesunken. Di« Tagestemperatur hingegen zeigte im Maximum plus 18,3 Grad Celsius. Wolkenloser, schöner, fast wind- stiller Morgen. Noch in der Nacht war Noga von Nga-tschu-ka her eingetroffen mit der Mitteilung, daß der Khampo den FLula für uns bewilligt Hobe, d. h. die kostenlose Stellung von drei Pferden für den geplanten Ritt noch Nga-rschu-ka. In der Frühe sind die Pferde schon durch die Tibeter der umliegenden Zelte herangebracht, und dann geht es zur Provinzhauptstadt. Auch ich, der verdächtig« Deutsche, habe zum ersten Male die Erlaubnis, die.Höhle de» Löwen" zu betreten. Wir kommen nach mehreren Kilometern Ritt am stoottichen Häuptlingszelt und einem kleinen, niederen, aus Stein und Erde erbauten, van einer Mauer eingeschlossenen Häus- chen vorbei, dem ersten Gebäude dieser Art seit Zaka. Allmählich wird der Verkehr rege, llnzählige kleine, mit Lanzen bewaffnet« Reitertrupps, Karawanen und Iakberden ziehen nach Nga-tschu-ka, wo heute ein Fest mit Tanz im Kloster stattfindet. Schon seit Tagen treffen von weither Besucher«in. Di« Gelände. austiohmen werden schwierig. Nga-tschu-ka, dieser wichtig« Wege- kreuzungspunkt. bietet aus der Fern« einen überraschend vortellhosten Anblick. Um«inen ganz in tibetischem Stil monumental gehaltenen Klosterbau und dos villenartige Haus des Khampo herum gruppieren sich ganz willkürlich die Häuser von Nga-tschu-ka. Sie sind sämtlich drei bis sechs Meter hoch, von quadratischem oder rechteckigem Grund- riß. Außen fehlen die Fem'ter, sie münden noch dem Hos hinaus, der von einer hohen Mauer umrahmt ist. Die Häuser sind aus Stein erbaut mit ebenem Dachbelag aus Holz, Faschinen, Stein- platten und mit Lehm verschmiert. Außerhalb der Hofmauern sind Seile in der Erde verankert, an denen Jaks, Schafe und Pferde wahrend der Nacht befestigt werden. An die Steinsiedliingen von Nga-tjchu-ka schließt sich ein Komplex mit weitverstreuten Zeiten. In Nga-tschu-ka sollen etwa tausend Familien leben. In dem Raum zwischen dem Kloster und der Karawanserei bringen zwei Gebetsmauern, im Abstand von 100 Meter errichtet, den Beweis von der großen Frömmigkeit der Eingeborenen. Solche Gebetsmauern sind im allgemeinen ein bis zwei Meter hoch, zwei Meter breit und zehn bis zwanzig Meter lang, können aber auch zuweilen Riesendimensionen annehmen. Aus der Ferne wirken sie dann wie starke Festungswerke. Bei Leh trafen wir später tadellos ausgeführte, meterhohe Mauern von Kilvmeterläng«. Die Mauern sind aus Steinplatten erbaut, die mit heiligen Gebeten oder Götter- bildnissen geschmückt sind. Steinmetze haben diese ausgeführt und mit Bemalung versehen. Wenn also der Sturm durch diese, ohne Bindemittel aufeinandergeschichteten Sleinpldtten fährt, so liest er noch Uederzeugung der glaubenfreudigen Tibeter alle die auf den Steinplatten eingemeißelten Gebete ab und trägt sie zum Himmel empor. Dort werden sie zum Seelenheil desien, der eine solche Gebetsmauer errichten ließ, registriert. Eine andere Art von Gebets- mauern besteht darin, daß der frei« Raum innerhalb ein« aus Maniplotten errichteten Steinumwollungen mit Gebetstafeln will- kürlich ausgefüllt wird. Diese Art treffen wir hier in Nga-tschu-ka an. Ueber der Mitte dieser 30 Meter langen Mauer ist ein Stein- Häuschen ausgesetzt, in dessen Innern eine Gebetsmühle drehbar ist. Ein anderer religiöser Bmi ragt auf der Höhenkuppe jenseits des Kusses auf, eiJ» gewaltiges Lcha-tja. Unterhalb am Steilhang
ftibetifches Gefängnis
leuchtet weichin in etwa fünf Meter hoher tibetischer Schrift das GebetGm maiü psäme dum", dort kenntlich gemacht durch Ein- fügung heller Steine m den dunklen Erdgrund. Nördlich vom Kloster ist auf der untersten Terrasse ein Nonnen- kloster Any-gomba erbaut, das aus einem Hauptbau besteht. von einer festungsartigen Umwallung umfriedet. Kein männlich« Wesen darf das Kloster und seine Umgebung betreten. Diese Nonnen mit kurzgeschnittenem Haar, ungefähr sechzig an der Zahl, stehen aus einer höheren Stufe als die meisten tibetische» Frauen, denn ihnen wurde im Kloster Lesen und Schreiben gelehrt. Dies« Künste beherrscht im allgemeinen nur die vermögend« Frau, die sich einen Lehrer halten kann. Dem einfachen Bolkstst es übrigens gar nicht erlaubt, die wenigen vorhandenen Mädchenschulen zu be- suchen. Mein Kamerod hatte inzwischen in einer Karawanserei Unter» kunft gefunden, demHotel  " des Ortes. Bon seinem Dock) flattern Gebetswimpel. Das kleine Haus mit Seitenbau und Hof umschtießt «inen Wohnraum für die Familie sowie einen länglichen Raum mit Schlafgelegenheit tür   die Gäste. Der eine schemelartige Tisch und einige Etageren an der Wand enthalten Lebensmitteloorräte zur Ausbewahrung: Zucker, ReisI getrocknete Früchte, Butter, Nüsse, Tsomba, Tee und Aprikoscnboumöl. Im Hauptgebäude nimmt die Küche den größten Raum in Anspruch. Hier steht ein aus Lehm errichteter Herd, in den eiserne Kessel eingelassen sind. An der Wand ein Tisch, zu beiden Seiten einige nieiirige Sitzleisten, die Tag und Nacht belagert sind. An den Wänden stehen aus Gestellen Säcke mit Wolle, truhcähnliche Vorratskisten sowie nicht gereinigt« Töpfe und Kessel herum. Das ganze Kllcheninner« ist verrußt und alles mit Schmutz überdeckt. Der Rauch zieht durch ein Loch in der Deck« ab. In einer Ecke kämmt eine Frau ihrem Eheliebsten!« Haare und händigt diesem die dabei vorgefundenen Läuse mit unnachahm- licher Grazie aus. Gegenüber dem Hotel winkt uns das Gefängnis,«in zwei Meter hober, fensterloser Bau aus Bruchstein. Das Innere gleicht einem dunklen, niederen Stall. Hier fallen oberhalb des Badens starke, vierkantige Balken auf, die im ganzen achtzehn Doppellöcher ent- halte». In diese Löcher werden nachts die Hand- oder Fußgelenke der liegenden Gefangenen eingeführt. Unter Tag sitzen diese vor der Tür in der Sonne. Füße und Hände sind in Eisen gelegt. Der Perkehr zwischen dem jovialen Gefängniswörter und den Gesänge- nen ist recht gemütlich. Nur ein Blick an die Außenwand des Ge- fängnisses erinnert uns daran, daß es doch besser ist, mit dem Ge- fängnis keine nähere Bekanntschaft anzuknüpfen. Dort hängen nämlich die an den Gelenken abgehauenen, eingetrockneten Hände eines angeblich wegen Diebstahls Verurteilten. Die Radio- Schallwellen sind schneller als der gewöhnliche Schall in der Natur. �Eine im Berliner   Senderhaus aufgefangene Musik vom Leipziger   Sender wurde wieder noch Leipzig   gesandt und im dortigen Senderaum durch Lautsprecher wiedergegeben. Der Schall, der durch Radiawellen den Weg Leipzig   Berlin   Leipzig   zurück­gelegt hatte, war schneller da. als der direkte Schall vom Rundfunk- orchester nach der Saotecke, wo der Lautsprecher stand. Woher stammt der NameBrühl  "? Der'StraßennameBrühl  ", der sich in einer Reihe van Stödten findet am bekanntesten ist wohl die Pelzhönidlerstraße in Leipzig  , die diese Bezeichnung trägt, hat nichts mit dem Personennamen des Adelsasschlechts no» Brühl   zu tun. Er bedeutet tv v'el wie eine sumpfige Niederung au einem Flusse, diirttr sich atto aus alten Zeiten her behaupte� Hab«, m denen dic Kujgjelaade noch wemg regukert waren.