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Oeutfchnaiionale proiesiakiion.
Graf Westarp:«.Haben alle Herren der Fraktion Filzpantoffel und Samt- Handschuhe an?- Dann herein in den Sitzungssaal und Lärm geschlagen!
Der Papst gegen Mussolini  . Oer Ouce ist ihm zu wenig Nerikal.
Oie KPO  . und dieWelt am Abend". Münzenberg   vor dem Arbeitsgericht. Coro, ein junger Intellektueller, ist zwar nicht Mitglied der Kommunistischen Partei, er hat aber als Redakteur derWelt am Abend' die kommunistische Politik dieses Blattes 2� Jahr« mitgemacht. Als nach dem Verbot derRoten Fahne" anfangs Mai der Ton derWelt am Abend' auf Verlangen der Zentral« der Kommunistischen Partei verschärft werden sollte, trat er aus der Redaktion aus, weil er, nach seiner Angabe, aus Gewissens» bedenken die verbrecherische Politik der Kommunistischen Partei nicht mitmachen wollte. Beim Arbeitsgericht klagte' er gegen den Äosmosverlag(Münzenberg  ) auf Zahlung dss Gehalts für die Kündigungszeit. Er hält sich zur fristlosen Aufgabe des Arbeitsver- hältnisses berechtigt, weil sich die Haltung des Blattes auf V e r- langen der KPD.  -Zentrale vom 4. Mai ab geändert habe. Daß diese Behauptung zutrifft, sollte Coro im zweiten Termin vor dem Arbeitsgericht beweisen, wo ihm Münzenberg   in eigener Person als Vertreter des Verlages gegenüberstand. Das Gericht prüfte den Inhalt der kurz vor und noch dem l. Mai erschienenen Nummern derWelt am Abend", konnte ober eine wesentliche Aenderung in Ton und Haltung des Blattes nicht feststellen. Was den Eingriff der Parteizentrale in die Redaktion betrifft, so stritt der leitende Redakteur Dr. Fried- l ä n d c r ab, daß ein derartiger Versuch gemacht worden sei. Nach der Zeugenaussage des Redakteurs R a b o l d haben drei Mitglieder der Zentrale: Münzenberg  , Dengel(Chefredakteur der Roten Fahne') und Dahlem   einen st a r k e n Druck auf die Re- daktion ausgeübt. Wie Rabold angab, hat eine Redaktionskonferenz am 3. Mai beschlossen, den Ton derWelt am Abend" zu ändern, damit sich das Blatt nicht der Gefahr eines Verbots aussetze. Jeder Versuch der Beeinflussung von außen durch Münzenberg   oder andere Stellen sollte zurückgewiesen werden. Danach erschienen am 4. Mai die drei Mitglieder der Zentrale, verlangten, daß an der bereits fertigen Nummer des Blattes die Ueberschristen wirkungsvoller ge- macht werden und daß von der nächsten Nummer ob ein schärferer Ton angeschlagen werden müsse. Es sollten auch Artikel von der Zentrale und von führenden Parteimitgliedern aufgenommen werden. Dr. Friedländer, der sich diesem Verlangen widersetzte und eine scharfe Auseinandersetzung mit den Mitgliedern der Zentrale hatte, wurde mit Entlassung bedroht,weil er zu schlapp sei'. Wegen dieser Vorgänge wollte auch Rabold aus der Redaktion austreten, er hat sich aber bewegen lassen, zu bleiben. Nach dem Ergebnis der Beweisaufnahme kam das Gericht zu der Ansicht, daß eine Aenderung in der Haltung des Blattes nicht eingetreten sei, daß aber Eingriffe der Parteizentrale in die Tätig- leit der Redaktion zu befürchten gewesen seien. Ob das den Kläger zur fristlosen Ausgabe seiner Stellung berechtige, sei zweifelhaft. Deshalb riet das Gericht zu einem Vergleich, der denn auch dahin abgeschlossen wurde, daß Ccrro mit 1600 M. abgefunden wird.
Zukunft der Getreidewirischast. Oer(Sachverständigenausschuß an der Arbeit. Das Reichskabinett hat anfangs dieses Monats«inen bejon- deren Sachoer st ändigenousschuß bestellt, der dem Reichskabinett über die Behandlung des Brotgetreides bei der Aus- aestgltung. der deutschen   Zoll- und Agrarpolitik Vorschläge machen soll. Der.SachoerstäNdigenausschuß ist bereits zu einer ersten Sitzung zusammengetreten. Er tagt unter dem Vorsitz des Präsidenten Brandes vom Deutschen   Landwirtschastsrat. Dem Ausschuß gehören an: Dr. Hermes und der frühere Reichsernäh- rungsminister Schiele, Dr. Fehr von der Deutschen   Bauernschaft, Senator Eoerling-Hamburg, sowie die Mitglieder des Reichstages Toni Send er, Schmidt-Köpenick, Graf zu Stolberg- Wernigerode. Schlack und Oskar Meyer. Berichterstotter mit bs- ratender Stimme ist Dr. Baad«.
lfm die Volksschuttasten. (Städtetag und Lastenausgleich. Vom Städtetag wird mitgeteilt: Im Zusammenhang mit der Reichsfinanzreform des Jahres 1920 hat Preußen'die Verpflichtung übernommen, für einen Lastenausgleich auf dem Gebiete des Volk». fchulwesens zu sorgen. Nach nunmehr neun Iahren steht fest, daß die Gemeinden bei dieser Neuverteilung finanziell sehr schlecht ab- schneiden. Der Landtag wollte bei der Beratung des Staatshaus- Halts einen großen Fonds zum Ausgleich dieser Schäden bereitstellen, die kategorische Erklärung des Finanzministsrs, der Staat sei dazu nicht imstande, verhinderte eine solche, an sich zunächst notwendige Zwischenläsung. Die Staatsregierung schlägt nun vor, die Gemeinden selbst für die am schlechtesten stehenden Gemeinden zahlen zu lassen und hat dem Landtag den Entwurf einer Aenderung des Dolksschullehrer- Besoldungsgesetzes zugehen lassen. Mit Rückwirkung vom 1. April 1929 ab soll das Beschulungsgeld, das der Staat den Gemenr- den zahlte, erheblich gekürzt, dafür sollen dieErgänzungszuschüsse' entsprechend verstärkt werden. Die Städte empfinden den Gesetzentwurf als einen ungerech- ten und willkürlichen Eingriff und haben durch den Städtetag den Preußischen Landtag   gebeten, dem Entwurf die Zu- ftimmung zu versagen._ Lndustrie-Gpionage in Saarbrücken  . Geheime Zeichnungen und Pläne verlaust. Saarbrücken  , 4. Juni.  (Eigenbericht.) Die Kriminalpolizei ist mit der Aufklärung einer großen Epio- nageaffäre beschäftigt, durch die ein bekanntes Saarbrücker   Werk ge- schädigt worden ist. Das Werk fabriziert hauptsächlich Kühlschränke und Kühlanlagen nach einem neuen Verfahren. Das Fabritations- qshsimnis wurde von Fmem Angestellten an«ine Konkurrenz. firma in Straßburg   verraten. Eine Untersuchung in Straß- bürg hat mehrere dorthin oerkaufte Originalzeichnungen u n d K o p i e n wichtiger Pläne zutage gefördert. Der verräterische Angestellte der Saarbrücker   Fabrik, ein aus F r a n k r e i ch stammen- der Ingenieur, ist ebenso wie sein Straßburger Helfer verhastet worden. Nach Dresden  . Chemnitz  . Stuttgart   und Oslo   sind ebenfalls Pläne verkauft worden. m...«, ,,.. Die Kriminalpolizei hat inzwischen Vertreter nach Oslo   entsandt, die dort weitere Feststellungen treffen sollen. In C h- m n i tz wurde bereits eine Verhaftung vorgenommen.
In Belgrad   wird jetzt der Pro.zeß gegen den serbischen   Abg. Punischa Ratsch'tsch und zwei s-in-r Kollegen wegen der mdr- derischen Schießerei in der Skupschtinq geführt. Der Verteidiger PawlowirsÄ ersuchte den Vorsitzenden um die Erlaubnis, ein« Lob- rede auf den erschossenen Abg. Bassa r.tschek halten zu dürfen, dessen Witwe der Verhandlung beiwohnt«. Di« Erlaubnis purde erteilt, und die Versammlung hörte die Rede stehend an.
Rom. S. Juni. .�sjervatore Romano' verössentlicht einen langen Brief des Papstes an den Kardinalstaatssekretär Gosparri. Der Papst schreibt über die beiden Reden Mussolinis in der Kammer und im Senat sowie die anschließende Erörterung, daß es seine Pflicht sei, zu reden. Zunächst spricht der Papst sein Bedauern über die harten Ausdrücke Mussolinisaus. Es sei für ihn ein« bittere Enttäuschung, über da» Wesen des Chrlsteotum» und dessen göttlichen Ursprung Aus- sassongen hören zn müssen, die häretisch(ketzerisch) und noch mehr al» häretisch seien. Diese Auffassungen seien in der.zweiten Rede Mussolinis nicht vollkommen zurückgenommen worden. Der Papst wendet sich so- dann gegen dies« Anschauung, die er auf p r o t e st a n t i s ch e und modernistische Ansichten zurückführt. Der Papst bemängelt in den Reden Mussolinis den Hinweis auf die geringen wissenschaftlichen Arbeitsergebnisse der italienischen Geistlichkeit und erklärte, daß die Aufzählung und Schilderung der Kämpfe gegen die weltliche Herrschaft der Papste nicht gerade
Oer Spion Kaloui. Neue Mitteilungen. Prag  , 8. Juni.  (Eigenbericht.) Di« Spionageafsäre des im Bureau des Generalstabs beschäftigten Kapitäns F a l o u t hat der Verteidigungsminister im Parlament abzuschwächen versucht.N a r o d n i L.i st y" berichtet in sensationeller Aufmachung, daß Falout inzwischen angegeben habe, wie er zu den Geheimdokumenten gekommen sei und warum er sie zum Photographieren über die deutsche Grenze geschafft habe. Angeblich hat er die Dokumente von einem höheren Offizier der tschechoslowakischen Armee erhalten, der direkt Zutritt zu diesen Dokumenten hatte. Den Namen des Mitschuldigen soll Falout jedoch noch nicht preisgegeben haben. Ein« ander« Mel- dung besagt, daß einem Prager   Advokaten nach telephonischer An- kimdigung aus Dresden   am Sonntag früh von einem unbekannten Fremden, der im Auto aus Deutschland   gekommen und dann nach Venedig   weitergefahren sein soll, für den Fall, daß er die Verteidigung Falouts übernehm«, 60 000 M. angeboten worden find. Der Advokat habe jedoch abgelehnt, worauf der Fremde schleunigst im Auto davongefahren sein soll. Falout war Berufsunterosfizier der altöstereichi» schen Arme« und hat es im neuen Tschechenheer.zum Hauptmann höheren Grades gebracht. Die Meldung von einer Angabe Falouts über denhöheren Offizier' wird kategorisch dementiert.
Hetze in Gisleben. inbequemer Oberbürgermeister. Eisleben. S. Juni.(Eigenbericht.) In der Stadtverordnetenversammlung in Eisleben   regiert ein« rechtsbürgerlich« Mehrheit, die ihr Uebergewicht von einer Stimme rücksichtslos ausnutzt. Gegen den Oberbürgermeister C l a u ß, der der Sozialdemokratischen Partei angehört, betreibt dies« Mehrheit seit 1924 das Abbauversahren. Das Abbauoerlongen ist sachlich nicht zu begründen, sondern stellt eine rein politische Maß- nähme dar. Da es nicht zweijelhaft ist, daß die rechtsbürgerliche Mehrheit die Neuwahlen nicht überleben wird, bemüht sie sich krampfhaft, noch vor Toresschluß zu einem Resultat zu kommen. Jüngst berichtet« die Rechtspresse in allen Teilen des Reiches über«inen.Vorfall in Eisleben  , der angeblich den Oberbürgermeister unmöglich gemacht haben sollte. Eine Biertischunterhaltung wurde zum Gegenstand einer großen politischen Aktion gemacht. Clauß hat sich während seiner siebenjährigen Amtstätigkeit in Eisleben   das Vertrauen und die Achtung aller republikanischen Kreis« der Stadt erworben. Er hat dos Verdienst, die Ab- hängigkeit Eislebens von der Mansfeld-A.-G.,
Uraufführung im Gchilleriheaier Wellenkomp:»Oer Frisör von Noßlagen." Groteske Kleinstadtidylle. Das absonderliche Schicksal eines versoffenen Frisörs und seines neugegründeten Damensalons. Von Jürgen Fehling   als fideler Bierulk aufgezogen. Am Schluß schrille Pfiffe und ostentativer Beifall. Dgr.
rücksichtsvoll gewesen sei. Besonders ober erklärt es der Papst als eine falsche Auffassung, daß der Staat in Italien   die Souveränität über die katholische Kirche   habe. Mit großer Energie bewnt Pius Xl., daß der Papst allein über die Kirche souverän sei und allein die großen Entschlüsse zu fassen habe. Der Papst bedauert die wiederholten Ausdrücke, daß der Staat sich eine Ko n t r o l l« vorbehalten habe, gleichsam als ob die Kirche bestrebt sei, den Staat zu schädigen. Mit großer Eni- schiedenheit erklärt er sich gegen die gewährte Er-. örterungsfreiheit. Der Papst nimmt weiter gegen die gewährte Ge- wijsensfreiheit Stellung und vertritt die Meinung, in einem kacholifchen Staat müsse sich die Gewissensfreiheit nach den Grundsätzen der kacholifchen Kirche richten. Das Recht der Kirche bei der Erziehung wird besonders betont und gesagt, daß die Erziehung der Kirch« nicht auf den Religionsunterricht beschränkt und nicht vom Staat gehindert werden dürfe.
für welche die Stadt vor dem Kriege nur ein Teil ihres Unter- nehmens gewesen ist, ausgeschaltet zuhaben. Er hat außer- dem allen Versuchen der rechtsradikalen Parteien und der reaktiv nären Wehrverbänd«, Eisleben   und die Mansfelder Land« nach dem 1921er Kommunistenausstand zu ihren Domänen zu machen, er- folgreichen Widerstand entgegengesetzt. Um die Entwicklung der Stadt und besonders um dos Wohl ihrer ärmeren Bevölkerung ha: sich Clauß sehr verdient gemacht. Die Direktion der Mansf«ld-A.-G. kann nicht vergessen, daß«in Stadtoberhaupt gewagt hat, ihr zu sagen, st« solle ihre Arbeiter besser entlohnen, damit die Mansfelder Arbeiter nicht den kommunalen Wohlfahrtsstellen zur Last fallen müssen. Durch dies« offene Sprach« hat sich Clauß den Haß der Mansseld-A.-G. und der von ihr mehr oder weniger abhängigen bürgerlichen Schichten zugezogen. Alle republikanischen Parteien werden nach der Neuwohl für die Rückberufung des Oberbürgermeisters eintreten Di« Hetze gegen Clauß, die nichts anderes ist als ein Versuch, einen republikanischen und der Man«f«ld-A..G. unbequemen Oberbürgermeister zur Strecke zu bringen, war nur geeignet, diesen Willen der republikanischen Kreise Eislebens zu stärken. Nachdem die Rechtspresse überall gegen Clauß ihr« übertriebenen und teilweise absolut falschen Ve- hauptungen verbreitet hat, ist es notwendig geworden, den Sach- verhalt in das rechte Licht zu rücken.
Schandtaten der Heimwehr  . Gchober-Polizei gegen den Landeshauptmann. Die Belagerung der Wiener   Arbeiterkrankenheimstätte Zeillern im westlichen Niederösterreich   durch die Heimwehr  - sasch/sten scheint aufgegeben zu sein. Die Kranken hotten schon V e r- teidigungsmaßnahmen getroffen. Infolge der Aufregun- gen ist die Echolistig dieser meist Nerven- und Herzkranken weg und sie verlassen dos Heim sämtlich mit Gewichtsverlust. Als sie In einem Autobus nach Hause befördert wurden, überfielen in einem Dorf Heimwehrler mit Knüppeln den Wagen, der nur durch Vollgasgebung seine Insassen retten konnte: die Faschisten folgten in einem Auto. Es gab ein Wettfahren, bis kurz vor der Stadt Zl m st e t t e n die Faschisten kehrt machten, da sie deri Republikanischen Schutzbund fürchteten. Bauern von Zeillern  , die nachts Lebensmittel in« Heim' geliefert haben, werden jetzt auf das schwerste bedroht. Während der Belagerung wurde einem Heimbewohner eine Kanne mit 20 Litern Milch von den Banditen weggenommen. Die von der Landesregierung hinbeorderten Gen- darmen kneipten mit den Faschisten und wurden alsbald wieder abgeschoben! Am Sonntag bedrängten einigeakademisch gebildete" Heimwehrler in Mödling  «inen Kinderfreundezug und mußten von Schutzbündlern abgewehrt loerden. Dafür werden jetzt die Schutzbündler verhaftet! Am Sonnabend zogen in Wien   Heimwehrler geschlossen und mit Bellen und anderen sichtbaren Waffen zum Westbahnhof. Die Bundespolizei des Herrn Schober sah umtätig dieser Verletzung des Aufmarschverbots des Landeshauptmanns und Bürgermeisters von Wien   zu!_____ Zufatzstrafe für Oel- Sinclair. Der amerikanische   Petroleum- könig Sinclair wurde zu weiteren 6 Monaten oerurteilt, weil er versucht hatte, Richter zu bestechen.