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Donnerstag

6. Juni 1929

Unterhaltung und Wissen

Hasse Zetterström: Höflichkeit

Einer der Herren sagte eine Bosheit über die Intelligenz der Filmschauspieler, und eine hübsche, junge Frau erwiderte:

,, Es ist möglich, daß sie nicht so geistreich sind wie Sie, aber sie haben doch gute Umgansformen."

,, Das heißt," anwortete der boshafte Herr ,,, daß sie eine elegante Berbeugung vor den Damen machen können, die sie jedoch nur als nette Spielerei betrachten."

,, Das ist gleichgültig," erwiderte die hübsche Frau. Ihre Ge­danken bedeuten meniger als ihr Auftreten."

,, Gut," sagte ich ,,, tun Sie das bitte."

Ich hörte eine Tür zuschlagen und es wurde wieder still. Der Vorsichtige machte eine Pause, und die Damen fragten eifrig: ,, Na, und was wurde aus der Sache?"

Der Logenschließer fam, und die Damen tamen, und ich stand auf, nachdem die erste mit Falschheit im Ton gesagt hatte: ,, Vielleicht sind Sie so liebenswürdig und lassen uns durch." Sie hatten weiter keine Freude am Stück. Das hörte ich an ihrem Atemholen.

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Beilage des Vorwärts

Am 5. Juni zog die inzwischen auf 3000 Köpfe angewachsene Masse der Weber nach Langenbielau . Hier wurde die Nieder­lassung der verhaßten Gebrüder Dierig angegriffen. Die Kommis und Fabrikknechte schlugen aber die Weber nach einem heftigen Knüttelgefecht zurück. Die Masse rückte nun gegen ein anderes Ge bäude der Brüder Dierig vor. Die von der Firma ausgebeuteten Weber schlossen sich an. Da versprach Dierig jedem Weber, der des Fabrikanten Eigentum schüßen wolle, fünf Groschen, und die Weber ließen sich durch dieses Almosen beschwichtigen. Aber schon rückte aus Schweidnitz Militär an, den bohrenden Hunger der Weber mit ,, Blauen Bohnen" zu stillen. Der Erfolg war entsetzlich. Elf Tote und 24 tödlich Verwundete wälzten sich in ihrem Blute. Der Anblick ihrer erschossenen Kameraden trieb die entsetzten Weber zu einem Verzweiflungskampf an. Mit Aerten, Knüttein und Steinen drangen sie auf die Soldaten ein und vertrieben sie aus dem Dorf. Dann zerstörten sie das Haus der Gebrüder Dierig. Aber nicht lange sollten sie sich ihres Sieges freuen. Am Batterie Artillerie mit vier Geschüßen in Langenbielau ein. Später tam auch noch Kavallerie. Jeder Widerstand war jetzt aussichtslos. Die Weber zogen sich zurück. Aber um so grausamer wütete nun zu schweren Strafen verurteilt, bis zu zwei Dutzend Peitschen­hieben und zehnjähriger Schanzarbeit. Aber gegen die Webernot wurde nichts unternommen. Um die Deffentlichkeit zu täuschen, erließ der preußische König einen Befahl, der den fchlesischen Blättern den Mund schloß über die Zustände in den Weberdistrikten.

,, Es gibt eine hübsche, alte Geschichte von der Höflichkeit der ,, In der Regel," sagte ein Vorsichtiger, find Herren höflicher als Damen. Vor ein paar Tagen war ich im Theater, wo ich eine Damen," sagte der Boshafte. Sie werden sie fennen. Ein Herr moderne Operette abschlief. Ich hatte einen Außenplatz im Parkett erhob sich und überließ einer Dame seinen Platz im Autobus. Sie und blieb während der Pausen sizen. Als der erste Akt vorbei war, fegte sich, ohne einen Ton zu sagen. Der freundliche Herr beugte morgen des 6. Juni rückten drei Kompagnien Infanterie und eine tamen verschiedene Nachzügler. Zuerst fünf Herren, die alle Ber sich zu ihr herab und fragte interessiert: zeihung" oder Bardon" sagten, als sie vorbeigingen. Ich setzte mich, als die Herren vorüber waren, und dann tamen die Damen. Sie blieben an meinem Platz stehen, und ich merkte, daß sie ver: langten, daß ich mich sofort erheben und sie vorbeilassen sollte. Ich blieb ſizen. Da wurde der Zuschauerraum verdunkelt, und der Vor­hang ging in die Höhe.

,, Wir wollen hier hinein," sagte die erste der Damen. Keine Antwort.

,, Stoße ihn an," sagte die andere. Er ist taub." Reine Antwort.

Ich fühlte einen harten Finger an meiner Schulter. Ich drehte mich um und fragte mit leiser Stimme, um das Spiel nicht zu stören: ,, Sie wünschen?"

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,, Wir wollen hier hinein, so hören Sie doch!" sagte die Dame mit dem Finger.

,, Bitte sehr," sagte ich und blieb fizzen.

" Na, dann stehen Sie doch gefälligst auf!" sagte die zweite

Dame.

,, Sehr gern," flüsterte ich zurüd ,,, wenn Sie höflichst bitten. Ich bin nämlich nicht verpflichtet aufzustehen. Davon steht nichts im Brogramm, und es ist doch nicht meine Schuld, daß die Stuhlreihen so dicht stehen. Vielleicht ist in den Rängen mehr Plaz."

Schschicht!" machte ein älterer Herr, der dahinter saß und der lieber die Schauspieler hören wollte.

Bitte, haben Sie etwas gesagt?" ,, Nein!"( sehr bestimmt).

,, Mir war nämlich, als ob Sie Dante gesagt hätten!"

,, Nicht alle Damen sind unhöflich und undankbar," sagte ein die Justiz. Drelundachtzig Weber wurden vor Gericht gestellt und Schweigsamer. Ich bin einer begegnet, die höflich war." ,, S00000?" sagten wir alle.

,, Ja, es war vor zwei Jahren. Eines Vormittags begegneten wir uns, und sie ließ eine elegante, kleine Handtasche fallen. Ich bückte mich und hob die Tasche auf. Da sah ich, daß die junge Dame elegant und ungewöhnlich hübsch war. Ich reichte ihr die Tasche und, statt sie mit beleidigter Miene an sich zu reißen, wie andere es getan haben würden, sagte sie einfach und natürlich: ,, Danke sehr, fehr liebenswürdig!"

Ich behielt die Tasche, und dann sagte ich: ,, Sie überraschen mich."

Wieso?"

,, Sie sind nicht böse geworden, weil ich Ihnen die Tasche auf gehoben habe, Sie sind nicht weggelaufen..." ,, Du bist natürlich mit ihr bekannt geworden," sagte der Boshafte. ,, Ja, das kann man wohl sagen. Wir haben uns später verlobt." ,, Aha, und sie ist immer gleich dankbar und freundlich geblieben?" ,, Jawohl, bis sie einen Filmschauspieler fennenlernte, der noch höflicher war als ich. Da hat sie mich betrogen."

Die hübsche, iunge Frau, die das Gespräch mit der Höflichkeit und den guten Manieren der Filmschauspieler angefangen hatte, Es wurde still. Die Damen standen noch da und ich saß. errötete plötzlich nhne sichtbaren Grund, und wir fingen an, von Schließlich zischte die eine: etwas anderem zu reden.

,, Wenn Sie jetzt nicht aufstehen, hole ich den Logenschließer!"

Felix Fechenbach

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( Aus dem Schwedischen von Age Avenstrup und Elisabeth Treitel.)

Der schlesische Weberaufftand

Die Jahre vor der deutschen Märzrevolution des Jahres 1848 find gekennzeichnet durch eine gewaltige ökonomische Umwälzung, die immer größere Teile des Handwerks und des Kleinbürgertums ins Proletariat schleuderte. Der Siegeszug der Maschine brachte eine tiefgreifende Umgestaltung der Produktionsmethoden, der Bau pon Eisenbahnen wälzte die Berkehrsverhältnisse grundlegend um, Die Boraussetzungen für die Entwicklung des modernen Indu­firialismus waren gegeben.

Die Arbeiter der großen Industrie litten unter den erdrücken­sten Uebelständen. Noch schlimmer aber stand es um die haus­industriellen Arbeiter, namentlich in ber Textilindustrie. Sie be­gründeten den Ruhm der aufkommenden deutschen Industrie, sich durch die entsetzlichsten Hungerlöhne auf dem Weltmarkt zu be­haupten. Da setzte von England aus eine gewaltige Konkurrenz ein durch die Maschinenspinnerei und durch den mechanischen Web­Stuhl. Der englische Spinner und Weber lieferte mit seinen Ma­schinen ein Vielfaches der Produktion des deutschen hausindustriellen Spinners und Webers für weniger Geld. Der Hausweber mußte mit dem eisernen Kollegen fonfurrieren, den Tag verlängern und den Hungerriemen enger sanallen, um seine jämmerliche Existenz weiler fristen zu fönnen. Aus zeitgenössischen Berichten wissen wir, daß der Weber frühmorgens mit dem Hahnenruf aufstehen und bis Mitternacht und darüber arbeiten mußte. Seine Kräfte wurden finell verbraudyt, seine Sinne abgeftumpft. Die Brust fann dem ununterbrochenen Zusammenhoden nicht widerstehen, die Lungen werden frant, Blutspeien stellt sich ein, auch seine Glieber erschlaffen wie es damals in der Barmer und erlahmen. So wird" Beitung" hieß ,, seine physische Person eine frühe Kirchhofs. blume."

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Am schlimmsten war es in Schlesien . Die großen maschinen­mäßig betriebenen Spinnereien und Webereien, die von der See­handlung dort errichtet wurden, feßten eine große Menge Arbeits­träfte fret. Durch die Gewerbefreiheit entwickelten sich die indu­striellen Betriebe rafch. Die fleinen Raufleute verschwanden, an ihre Stelle traten große Kapitalisten. Wo die Leinwand versagte, griff inan zur Baumwolle und damit brachte man den Hausweber Don Regen in die Traufe. Die maschinenmäßige Produktion drückte den Lohn des Handwebers immer tiefer herab und brachte namen­foles Elend über die schlesischen Weberdörfer. Auf den Straßen Spielten feine Kinder, fie mußten, wie Alfred 3 immermann in seinem Bert über das schlesische Webergewerbe berichtet, mit ihren schwachen Kräften den Eltern bei der Arbeit helfen. Selbst das Gebell der Hunde, das fonft in feinem Dorf fehlt, ertönte hier nicht. Man besaß kein Futter für sie und hatte die treuen Wächter als millkommene Nahrung verzehrt. Die Häuser waren nicht selten halb verfallen, oft fehlte ihnen selbst der Schornstein, und der Rauch suchte durch ein Luftloch einen Ausweg. In ihren Bumpen scheuten fich die Leute zur Kirche zu gehen. Fleisch sahen Die meisten Familien nie. Bei einzelnen fam ein halbes Pfund an den drei hohen Festtagen auf den Tisch. Es war ein frohes Ereignis, wenn ein Bauer der Familie etwas Buttermilch oder Kartoffelschalen schenkte. Ein alter Weber erzählte mit Freuden tränen, daß zu seinem Glüce in der Nähe zwei Pferde trepiert feien, die ihm und den Seinen eine Zeitlang Nahrung boten."

Das Elend der armen Weber und das Drängen der unbe. schäftigten Hände nach Arbeit wurde von einzelnen Fabrikanten bazu mißbraucht, die Weblöhne noch tiefer herabzudrücken. Am fchlimmsten trieben es die Gebrüder 3wanziger in Peters. walbau, gegen die sich dann auch beim Weberaufstand die erste Erbitterung der Weber richtete. Wilhelm Wolff , der Freund von

Marg und Engels, hat im Jahre 1845 in Büttmanns ,, Deutschem Bürgerbuche" darüber berichtet, daß für eine Bebe Kattun von 140 Ellen, das sind neun Arbeitstage, in der Regel 32 Silber grofchen bezahlt wurden. Die Brüder 3wanziger gaben aber nur 15 Silbergrofchen. Für 160 Ellen Barchent, wozu acht volle, an­gestrengte Arbeitstage nötig sind, bezahlten sie 12% und 12 Gilber groschen Lohn. Ja, sie erklärten sich bereit, noch 300 Weber in Arbeit zu nehmen, wenn sie ebensoviel für 10 Silbergrofchen ar­beiten wollten. Das anfangs nicht allzu große Vermögen der 3wanziger war in ganz furzer Zeit zu großem Reichtum ange wachsen. Bei der letzten Lohnverkürzung sollen die zwanziger den Webern auf ihre Vorstellung, daß sie sich jetzt nicht einmal mehr Kartoffeln faufen fönnten, geantwortet haben: sie würden noch für eine Quartschnitte arbeiten müssen, oder, wie andere berichten: die Weber möchten nur, wenn sie nichts anderes hätten, Gras fressen, das sei heuer reichlich gewachsen.

Neben zeitgenössischen. Berichten erzählen Lied und Dichtung noch heute von dem Webersmann, des Unglücks schwer heim­gesuchten Sohn", und oft fennt niemand den Verfasser. Da singt ein Weber schlicht und erschütternd von seinem Elend:

Am Webstuhl fliegen die Schifflein geschwind, Büst durch die Winternacht heult der Wind, Du frierft, mein Beib, beim hungernden Kind: Die Stunden, sie schleichen, fie schleichen... Düfter malt Ludwig Pfau in seinem Leinemeber" die ver­bitterte Stimmung des schlesischen Webers:

Die Lampe brennt so düster rot, Gott lob, mein Weib, nun bist du tot! Das ist der Trost in unserm Leben, Daß wir das Bahrtuch selber weben. O tönnt ich weben, Fluch um Fluch, Der ganzen Welt ein Leichentuchh!

Und wer fennt nicht das bekannteste aller Weberlieber, das von Heinrich Heine ? Im düftren Auge feine Träne, Sie fizen am Webstuhl und fletschen die Zähne." All die Lieder der unbe­fannten Verfasser und die Verse der bekannten Dichter Heine, Freiligrafh, Geibel, Pfau, Weerth , übermitteln uns, ebenso wie das Hauptmannsche Weberdrama, ein erschütterndes Bild vom schlesischen Weberelend der vierziger Jahre. Aus ihrer Qual faufen die Weber sich selbst ein Lieb, Das Blutgericht", das in seinen 20 Strophen ergreifend widerspiegelt, wie den Webern aus ihrem endlosen Jammer wilder Troh wuchs. Leidenschaftliche Anklage gellt aus diesem Lied, das die Masse selbst schuf:

Ihr Schurken all, ihr Satansbrut! Ihr höllischen Kujone!

Ihr freßt der Armen Hab und Gut, Und Fluch wird euch zum Lohne!

Bor dem Hause der Brüder 3 wanziger wurde das Lied wiederholt gesungen. Einer der Sänger wurde ergriffen, ins Haus gezerrt, verprügelt und der Ortspolizei überliefert. Da brach der Sturm los. Es war die Raserei der Not, die die halbverhungerten Beber antrieb, am 4. Juni 1844 das prächtige Wohnhaus und die Warenvorräte ihres Quälers zu zerstören. 3wanziger flüchtete mit seiner Familie aus Peterswaldau nach Breslau . Der Fabrikant Fellmann rettete seinen Besitz dadurch, daß er Geld, Brot, Butter und Sped unter die Weber verteilen ließ. Den Bor schlag einzelner, 3wanzigers Gebäude in Brand zu stecken, lehnten die Weber ab, bamit ber Fabrikant teine Brandgelder bekomme.

Bier Jahre nach diesem Geschehen fegte die Märzrevolution durch Deutschland . Die wirtschaftliche und soziale Entwicklung ging unaufhaltsam vorwärts. Maschine und fapitalistische Methoden be­herrschen die Produktion. Aber diese Entwicklung schuf zugleich die Kräfte, die den Kapitalismus überwinden werden, das moderne Proletariat. Nicht mehr in wilden Berzweiflungsausbrüchen not­gepeitschter Massen ringt heute die Arbeiterschaft gegen ihre Aus= beuter. Das moderne, zum Klaffenbewußtsein erwachte Proletariat fämpft, geftüßt auf seine machtvollen politischen und wirtschaftlichen Organisationen, mit gefeßlichen Mitteln gegen Ausbeutung und Unfreiheit für eine folidarische Gesellschaft der Menschen.

Das Fundament des Adels George Sand , die berühmte Romandichterin Frankreichs aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, durch ihre Exaltationen und Leidenschaften ebenso gefürchtet me geliebt, hat in einem ihrer besten Romane Die Gräfin von Rudolstadt " der Demokratie ein Denkmal gesetzt. Wir bringen im nachfolgenden eine Stelle aus diesem Wert, die sich mit der Macht des Adels auseinandersetzt und in ihrer temperamentvollen Sprache bligartig das wahre Gesicht des Feudalismus beleuchtet. Wenn man einwenden wollte, daß diese Schredgespenste ja bereits überwunden sind, so muß man dagegen sagen, daß eine Demokratie immer in Abwehr gegen diefelben oder ähnliche Gefahren bereit sein muß, die neu im Entstehen begriffen

fein

nnen, wie es der Faschismus deutlich zeigt. Die geschichtliche Kenntnis der früheren Zustände kann dabei als Waffe dienen.

,, Betrachte die Schönheit dieser auf Felsen gegründeten, vierund­wanzig Fuß dicken Mauern, welche feit tausend Jahren stehen, ohne daß weder der Sturm des Krieges, noch die Wirkung der Beit, noch die Bemühungen der Arbeiter ihnen etwas anhaben kommten. Ist dieses architektonische Meisterstück von der Hand von Sklaven errichtet worden, um etwa die Schäße ihres reichen Ge­bieters aufzubewahren? Ja, um in die Eingeweide des Felsens, in die Tiefen der Erde Schäße des Hasses und der Rache zu versenken. Hier sind zwanzig Geschlechter von Menschen, meistens unschuldig, einige heldenmulig, alle aber als Opfer oder Märtyrer zugrunde gegangen. Hier haben gelitten, gefeujat, geraft, gelästert: Kriegs gefangene, Leibeigene, die sich gegen ihr Joch empörten oder von Steuern zu sehr ausgesogen waren, um neue bezahlen zu können, Reformatoren, erlauchte Sezer, Unglückliche aller Art, Besiegte, Fanatiker, Heilige, auch Verbrecher, Menschen, in der Brutalität des Lagers großgezogen, dem Gesetze des Raubes und des Mordes unterworfen und einem furchtbaren Vergeltungsrecht anheim­gegeben. Das sind die Katakomben der Feudalitiät, des kriegerischen oder religiösen Bespotismus. Das sind die Mauern, welche mächtige Menschen errichten ließen, um das Schreien ihrer gefnechteten Brüder zu ersticken und ihre Leichname zu verbergen. Hierher drang feine frische Luft, fein Tagesstrahl, hier war fein Stein, das Haupt darauf zu stützen, nur eiserne, in die Mauer geschmiedete Ringe, um die Ketten der Gefangenen durchzuziehen, und diese so zu ver­hindern, sich auf den feuchten, kalten Boden einen Platz zum Aus­ruhen zu suchen. Hierher drang mur dann Luft, Tageslicht und Nahrung, wenn es den in dem oberen Saal postierten Wächtern beliebte, für einen Augenblick den Stein abzuheben und den am Tage nach einer Schlacht zu Hunderten hier Zusammengesperrten­zuweilen nur einem einzigen Unglücklichen ein Stück Brot herunter. zuwerfen. Sieh da, Neophyt, die Quellen menschlicher Größe, welche die Zeitgenossen der Machthaber vielleicht mit Bewunderung und Neid betrachteten! An benagten Totenfchädeln, an gebrochenen und vertrockneten Menschengebeinen, an Tränen- und Blutspuren, fiehe, was die Sinnbilder deiner Waffen bedeuten, wenn deine Bäter dir die Schmach des dels hinterlassen haben, siehe, was die Wappenschilder der Fürsten bedeuten, denen du gedient hast oder dienen möchtest, so du aus dem Bolte stammst. Ja, hier stehst du auf dem Fundament des Adels, hier ist die Quelle des erblichen Ruhmes und Reichtums der Welt; hier sieht man, wie sich eine Raste erhoben und im Besiz erhalten hat, eine Rafte, die von den anderen noch immer gefürchtet, geschmeichelt und geliebtost wird. Hier, hier siehst du, wie die Menschen es angefangen, um sich vom Bater auf den Sohn über die übrigen Menschen zu erheben!"

5000 Hektar Tulpen. Daß Blumen nicht immer Lugus find, sondern einem Land ganz beträchtliche Borteile verschaffen tönnen, lehrt die Bolkswirtschaft der Niederlande . Großbritannien ist der stärkste Verbraucher holländischer Tulpenzwiebeln, deren Ausfuhr einen der zwölf wichtigsten Posten in der niederländischen Außen­handelsbilanz bilden. Wie die eben veröffentlichte amrliche Statistik angibt, betrug der Export im Jahre 1928 fast 95 Millionen Pfund Zwiebeln, die einen Wert von rund 71 Millionen Mart darstellen. Bon diesen zahlten etwa 26 Millionen Mart Großbritannien und feine Kolonialbesigungen, rund 18 Millionen Mart entfielen auf die Bereinigten Staaten, 13,2 Millionen Mart auf Deutschland und ungefähr 10 Millionen Mart auf Schweden . Die gesamte Anbau­fläche der Tulpenkulturen wird für das letzte Jahr mit rund 5000 Heftar angegebent.