Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Donnerstag, 6. Juni 1929

Der Abend

Shalausgabe des Vorwärts

Mühlräder der Wissenschaft

Bererbte Betriebe und verirrte Triebe/ Bon Dr. J. Moses

Die Ausführungen des Genossen Moses über die Miß stände in der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft haben in wissenschaftlichen und parlamentarischen Kreisen eine lebhafte Diskussion hervorgerufen, die über das te= grenzte Thema zum Kernproblem vorgeschritten ist: die Problematik des deutschen Wissenschaftsbetriebes als solchen: Wenn sich die Notgemeinschaft gegen die Folgen der Kritik, gegen die Streichung von einer Million aus ihrem Etat, leidenschaftlich mehrt, so ist das verständlich. Das kann aber nicht über die Berechtigung und Notwendigkeit der Kritik, das kann nicht über eine gewisse Ueberalterung unferes Hochschulbetriebes hinwegtäuschen. In einer Zeit, in der die Reformer mit wachsendem Erfolg am Werk sind, das gesamte Schulwesen dem Pulsschlag des modernen Lebens anzupassen, auf die Reformbedürftigkeit auch des Hochschulwesens hingewiesen zu haben, bleibt das Verdienst des Genossen Moses . Wir geben ihm Raum für ein Schlußwort, das zugleich ein Vorwort für die Hochschul­reformer fein sollte.

Meine Ausführungen über die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft sind erfreulicherweise start beachtet worden. Sie haben mir manche Zustimmung und manche Entgegnung gebracht, ein Be­weis, daß ich ein Thema berührt habe, dem mit Recht größte Auf­merksamkeit geschenkt wird.

Ich habe an. Hand der Jahresberichte der Notgemein­schaft der deutschen Wissenschaft den Beweis geführt, daß bei der Berteilung der Unterstützungen nicht nach; dem Grundsay vore gegangen wird, der die Notgemeinschaft ins Leben gerufen hat und fie zum Träger des wissenschaftlichen Lebens machen sollte. Ich habe nachgewiesen, daß ein übergroßer Teil des von der öffent­lichen Hand der Noigemeinschaft zur Verfügung gestellten Geldes zur Unterstützung von Arbeiten verwendet wurde, die so inter­essant und wichtig sie auch für einen beschränkten Kreis wissen­schaftlicher Interessenten sein mögen für das Volksganze be­deutungslos bleiben; ich habe nachgewiesen, daß wissenschaft­liche Zweige, die gerade wegen ihres zukunftsweisenden Charakters für Staat und Volk von größter Wichtigkeit sind, von der Not­gemeinschaft vernachlässigt wurden und zugunsten jener Abarten ins Hintertreffen gerieten, die oft nur einen spielerischen mittel­alterlichen und außerordentlich spezialisierten Anstrich haben.

-

Ich habe ferner fritisiert, daß der junge Nachwuchs, der in erster Linie gefördert und unterstützt werden soll, verhältnis mäßig wenig vrn der Notgemeinschaft erfahren hat, während große Gruppen von ordentlichen Professoren, deren materielle Lage ihnen eine ausreichende Hilfe bei ihren Arbeiten gewährleistet, von der Notgemeinschaft zu mi nachtert des Nachwuchses mehr als ausgiebige Förderung fanden. Ich habe perlangt, daß das Parla ment etne strengere Kontrolle der Bewilligungspolitit der

seinen Aufsatz: Die Technik als Grundlage der Kultur, die so­ziale Aufgabe der Wissenschaft". veröffentlichte. Da heißt es:

" Die meisten Wissenschaftler von heute befinden sich mit Pla­ton auf der metaphysischen Stufe und geben dies auf das deut­lichste dadurch zu erkennen, daß sie behaupten, die Wissenschaft müsse um ihrer selbst willen getrieben werden. Wie immer, wird auch für dieses metaphysische Phantasma die höchste Ehrfurcht verlangt, und alle Arbeitsgenossen, welche diesen Unsinn überwunden und sich zur dritten, positiven Stufe empor gearbeitet haben, werden als Banaufen der öffentlichen Berach­tung empfohlen."

"

Tatsächlich wird die Wissenschaft nurum der Menschen willen betrieben, deren Glück sie mehren und deren Unglück fie mindern foll. Alles, was nicht diesem Zwede entspricht, mag es sich sonst noch so wissenschaftlich gebärden ,, ist nicht wissen­schaft im reinsten und höchsten Sinne, sondern

persönliche Liebhaberei, d. h. Spiel oder Scholaftit." Mit anderen Worten: die Wissenschaft ist ein soziales Ge bilde, und ihr Recht beruht ganz und gar auf dieser Eigenschaft. Und weil sie von allen sozialen Gebilden das höchste und dauer­hafteste ist,

besteht eine dringende Notwendigkeit, ihr Feld von Zeit zu Zeit von dem Unkraut der Scholaftit zu reinigen."

... Ebenso besteht in der Wissenschaft stets die Neigung ,, Dinge zu überschäzen, die an sich nicht oder noch nicht besonders wissenswert sind, die man aber( oft unbewußt und mit Unrecht) als Mittel zur Gewinnung wirklicher Wissenswerte ansieht. So find namentlich die sozialen Wissenschaften in beständ­biger Gefahr, unter der Anhäufung historischen Materials zu ersticken, dessen Beibringung allein, ohne den Versuch einer wirklichen Verwertung, der Fluch der heutigen historie iſt. ,, Ich werde nicht müde, immer wieder zu betonen, daß der einzige med aller Wissenschaft ist, die Zukunft vorauszusagen. So hat die Kenntnis der Vergangenheit für uns nur dann eine Bedeutung, wenn wir sie zur Erkenntnis der Zukunft verwerden

fönnen...

"

Noch ein Kronzeuge.

Hier wird das Problem der Krise der deutschen Wissenschaft mit aller Schärfe beleuchtet. Es ist dieselbe Krise, die auch Dr. Erwin Lied Danzig auf das medizinische Gebiet abgewandelt in seinem aufsehenerregenden Buch Der Arzt und seine Sendung" be­handelt. Er sagt:

,, An sich könnte ja diese ungeheure wissenschaftliche Produk­tion als ein recht gutes Zeichen geistigen Aufschwunges und eines hohen Kulturstandes gelten und so lesen wir es ja auch oft in

Notgemeinschaft durchführt, ein Verlangen, das um so berechtigter Fritz karsen:

ift, als die Notgemeinschaft fast, ausschließlich durch Unterstützung des Reiches lebensfähig erhalten wird.

Der Zweck des Abstrichs.

Wenn ich den Abstrich am Etat der Notgemeinschaft unterstützt und befürwortet habe, so geschah dies aus der Auffassung heraus, daß ein großer Teil des Geldes der Notgemeinschaft voll. tommen überflüssig vertan wurde, daß eine Ein­schränkung des Etats in feiner Beziehung die tatsächlich förderns­werten wissenschaftlichen Zweige zu schädigen geeignet ist, sondern daß nur jene Bewilligungen in Zukunft wegfallen werden, die von mir und vielen anderen als ein unnüßer, die Wissenschaft in teiner Weise fördernder Ballast empfunden worden sind. Ganz im Gegen teil glaube ich, daß die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft durch die Erziehung zur Sparsamteit gezwungen werden wird, ihre Bewilligungen mit dußerster Sorgfalt zu sieben und daß davon jene wissenschaftlichen Zweige Rugen ziehen werden, die bis­her zu Unrecht zu kurz gekommen sind.

Das Streben, in Berücksichtigung der Knappheit der staatlichen Mittel eine vernünftige und im Interesse der Volksgemeinschaft dienliche Förderung der Wissenschaft zu erzwingen, hat manche Gegner dazu verleitet, von meiner Feindschaft gegen die Wissenschaft zu sprechen. Dieses Mißverständnis hängt wohl mit der Ver= wirrung bei der Unterscheidung zwischen Wissenschaft als Ele­ment des sozialen und kulturellen Fortschritts des Volksganzen und Wissenschaft als in sich selbst befriedigte spielerische, im Bergangenen basierte und in die Bergangenheit gewandte individuelle theoretisch­literarische Beschäftigung zusammen. Auch der Gegner follte Ber­ständnis dafür haben, daß eine Körperschaft, deren Bewilligungs­politik sich nach den Grundsägen des Allgemeinintera effes zu richten hat, die Bedeutung eines entfernten Spezialge biets der Wissenschaft anders beurteilt als jener Gelehrte, ber dieses Spezialgebiet zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. Ich kann mir nicht recht vorstellen, daß mir ein objektiv denkender Mensch nicht recht gibt, wenn ich behaupte,

daß es ein Unrecht der Deffentlichkeit gegenüber ist, wenn z. B. von der Notgemeinschaft die Soziologie und die sozialwissenschaft­lichen Brobleme, die die Oeffentlichkeit heute auf das brennendffe beschäftigen, zugunsten philologischer, historischer und theologi­scher Splitterfragen fast gänzlich vernachläffigt werden. Nein, es geht wirklich nicht, daß die Notgemeinschaft die vom Staat hewilligten Gelder zum Nachteil wissenschaftlicher Zweige, deren Förderung Lebensnotwendigkeit ist, unnüz vertut!

Aber hier fommt jene Animosität der Hochschulfreise zum Borschein, die man allgemein beobachten tann, wenn es sich um einen jungen Zweig der Wissenschaft wie Soziologie und Ar­beitsrecht handelt. Man ist zu sehr in die Vergangenheit und die gute alte", noch nicht so weit zurückliegende Zeit ver'iebt, um sich mit jenem brennenden Interesse den Problemen der Gegenwart und der nahen Zukunft, die uns alle angeht, zuzuwenden, das eines Wissenschaftlers und Forschers würdig wäre Jene Art von Philo logentum, das in der Erforschung der Bedeutung des Wörtchens men" im Griechischen seine Lebensaufgabe erblidt, macht sich auch in anderen Fakultäten breit. Jene Art von Gelehrtentum beherrscht bas Feld, gegen das Professor Wilhelm Ostwald , ein Gelehrter, ber über den Anwurf der Wissenschaftsfeindlichkeit erhaben ist, zu Felde zog, als er am 19. Mai in der Wiener Neuen Freien Bresse"

Festschriften und Jubiläumsreden. In Wirklichkeit liegen die Dinge aber doch ganz anders. Um es furz zu sagen:

die Mehrzahl dieser Arbeiten ist überflüssig, allzu viele find völlig wertlos. Nicht Bausteine tragen heute die Kärrner zusammen, Bau­steine würdig des kommenden Meisters, sondern unüberseh­bare Schutthaufen."

,, Gewiß trägt zu diesen Verhältnissen die Uebervölkerung bei, das Massenangebot tüchtiger Leute. Aber daneben stoßen wir doch immer auf die Ueberschätzung wissenschaftlicher Arbeit, auf die Berdrängung des Arztes durch den Mediziner.. Alle von uns fennen solche Kliniken, die geradezu als Fabriken wissenschaftlichen Schriftiums bezeichnet werden müssen. Bändeweise fliegen Arbeiten heraus.... Sieht man sich die Arbeiten genauer an,

so ist man geradezu erschüttert über die Gedankenarmut. Längst Bekanntes wird immer wieder vorgetragen." Häufig höre ich von Prattifern die Klage, daß ihre missenschaftliche Tätigkeit seitens der Universitätsprofessoren nicht die genügende Beachtung findet. Ich halte aus vielen Erfahrungen heraus diese Klage zum Teil für berechtigt. Es gibt in der Tat Bonzen, die auf jede wissenschaftliche Tätigkeit außers halb der Raste verächtlich herabsehen. Die wissenschaftliche Erzeugung ist heute so gewaltig, daß auch der fleißigste und gea rechteste akademische Lehrer sie nicht mehr ganz übersehen kann." Die Schlußfolgeruna.

An ernsten Stimmen, die sich gegen die Ueberalterungserschei nungen im heutigen Wissenschaftsbetrieb wenden, fehlt es also nicht. Und man horche einmal in Hochschulkreisen herum, wie überraschend groß die Zahl jener ist, die derselben Ansicht sind. Nur der Mut fehlt, diese Geständnisse auch in der Deffentlichkeit zu wieder­holen. Einmal muß aber der Anfang gemacht werden. Deshalb ist es sehr nützlich, wenn die ernste Wissenschaft das Attentat" auf die Notgemeinschaft als ein Signal zur Selbstbesinnung empfindet und deshalb wäre es gut, wenn mit dem jezigen Bewilli­gungsverfahren innerhalb der Notgemeinschaft, wie ich das schon forderte, gebrochen würde. Bei der überragenden Stellung der Fakultäten ist es so gut wie ausgeschlossen, daß unter den jetzigen Bedingungen junge Leute, die mit der Professorentratie keine Ver­bindung haben, eine Förderung erfahren. Eine parlamentarische Kontrolle als ausgleichendes Element tut not! Tut not, um den von Ostwald und Lied gekennzeichneten Mißständen wenigstens innerhalb der Notgemeinschaft zu steuern. Darüber hinaus erhebt sich allerdings die dringende Forderung nach einer Reform des gesamten Hochschulbetriebes!

Fachklaffen und Heimklaffen

Durch eine Anzahl Berliner Zeitungen ging die Meldung, daß die Stadt Berlin an einigen Stellen den Versuch einer neuen Auf­teilung der Schulgebäude machen werde, durch die erhebliche Raum­ersparnisse ermöglicht würden. Es sollten an die Stelle der bisher gebräuchlichen Heimklassen für jede einzelne Klasse und der noch dazu tommenden Fachklassen, namentlich für die naturwissenschaftlichen Fächer, nur noch Fachklassen treten. Da dann die Heim­flaffen fortfielen, die Schüler sich von Unterrichtseinheit zu Unter­richtseinheit in die für die verschiedenen Fächer zweckmäßig ausge­statteten Arbeitsräume bewegten, würden wenig oder gar teme Räume leerstehen. Ein Leerlauf, der bis zu 50 Proz. ansteigen tönnte, würde dadurch ausgeschaltet. Anders gesprochen: Ein Ge­bäude, das bisher 12 Klassen aufnehmen konnte, würde nach der ent­sprechenden Umorganisation 20, ja 24 Klassen fassen tönnen. Störungen im Unterrichtsbetriebe ließen sich sehr leicht durch zu­jammenlegung von je 2 Stunden zu einer Doppelstunde Blockstunde genannt beseitigen; denn dann brauchte der Raum ja nur zweimal am Vormittage gewechselt zu werden.

Die Sache flingt überaus verlockend, namentlich für Stadt­fämmerer angesichts der vielen Forderungen auf Schulneubauten. Vielleicht ließe sich mit dem Rechenstab auch ausrechnen, daß unter den Umständen dieser Patentlösung Schülneubauten eigentlich ganz überflüssig seien, noch mehr, daß es möglich sei, einige jegt ge­brauchte Häuser für wichtigere Zwecke zu fassieren.

9

Interessant und sehr aufschlußreich ist die Entstehung dieses Ge dantenganges: Als der Bezirk Neukölln vor etwa 3 Jahren die Aus­arbeitung des Neubauplans des von mir geleiteten Kaiser. Friedrich Realgymnasiums begann, machte ich den Bor­errichtenden Schule am Dammweg auf Heimklaffen zu verzichten und schlag, auf der Mittel- und namentlich auf der Oberstufe der zu nur Fachklassen, besser nur Arbeitsräume zu errichten. Der Grund für diese von dem Genossen Löwenstein unterstützten Anregung war nicht finanzieller, sondern pädagogischer Natur. Arbeitsunterricht, wie wir ihn an unserer Aufbauschule durchführten, verlangte für alle Fächer Bereitstellung von Räumen, die etwa in der Art einer wirklich guten Werkstatt mit allem Arbeitsmaterial und allen Arbeitsmitteln ausgestattet wären. So sollte der Unter­richtszwed unter Ersparnis von unproduktiv angewandter Kraft und Beit erreicht werden.

Der

Man muß sich klar darüber sein, daß diefer pädagogische 3wed zunächst einmal Geldtoftet. Denn die mustergültige Einrichtung einer solchen Werkstatt ist nicht mit der Aufschrift: Fachraum" an statt: ,, Staffe U II" usw. beendet, sondern bedeutet eine Unmasse von ausgesuchten technischen Einzelheiten, damit der gewollte Effett erreicht wird.

Ferner: Eine Klasse dient nicht nur dem Unterricht. Gerade der Heimklasse schreibt man eine erziehende Funktion zu. Wenn heute von vielen Seiten Bedenten gegen die Fachklassen erhoben werden, so liegen sie nach dieser Richtung: Das Gefühl des 3u­hause, das Gefühl der Zusammengehörigkeit würde durch Auf­hebung der Heimklassen vernichtet. Diese Bedenken können nicht durch Ableugnung überwunden werden. Nötig ist, daß die ge­schilderten Funktionen durch andere Räume im Gesamtbau über­nommen werden. Man braucht also ausreichende und wieder sehr

differenziert eingerichtete Gemeinschaftsräume für die ein. zelnen Altersgruppen; man braucht Leseräume, Speiseräume und ganz andere Zurüstungen für die körperliche Entspannung der Schüler als bisher.

Folgerichtig schlug ich alle diese Räume für die geplante Schule vor. Auch hier wurde wieder mit Recht auf die Erhöhung der Kosten hingewiesen, wenn auch die Bedürfnisse anerkannt wurden. Demgegenüber habe ich ebenso wie das Bezirksamt und der Architekt Bruno Taut betont, daß ja auf der anderen Seite durch die fortgelassenen Heimklassen erhebliche Ersparnisse gemacht würden, daß also trotz der Differenzierung des Baues und der gar nicht zu faum berechnenden Erhöhung des pädagogischen Effekts nennenswerte Verteuerungen eintreten.

Diese Argumentation schlug bei dem Stadtbaurat, unserem Ge nossen Wagner, durch.. Es war klar, daß diese Rationalisierung des Schulbaues geradezu eine Forderung der Stunde war.

Wenn Wagner auf Grund unserer Argumentation dann der Schuldeputation die Anregung gab, nun mit dem System der Fach­tlassen Ersparnisse zu erzielen, so muß ich offen erklären, daß hier ein Mißverständnis vorliegt. Die bloße Ersparnis von Räumen ohne anderweitige Uebernahme der Funktionen des Heim­raumes drückt die Leistungsfähigkeit der Schule herab, die obendrein im höchsten Grade überfüllt wird und jede Ruhe der Arbeit verliert. Ohne gleichzeitigen Aufbau der genannten differenzierten Räume ift die geschilderte Maßnahme einseitig, nur scheinbar billiger und päda­gogisch nicht zu halten.

Ich darf für mich in Anspruch nehmen, daß ich aus Erfahrung spreche. Wegen unerträglicher Raumnot, zugleich als Vorbereitung flaffen für die 45 Klaffen meiner Schule durchgeführt. Wir wissen auf den Neubau, gleichsam als Experiment, ist das System der Fach genau, was an Ausstattung, was an differenzierten Gemeinschafts­räumen, was an Ausbreitungsmöglichkeit für die angehäuften Schülermassen notwendig wäre, um den pädagogischen Sinn der getroffenen Maßnahmen zu erfüllen. Wir kennen die unerhörten, wenn auch überwindbaren Stundenplanschwierigkeiten, die man mit dem Wort ,, Blockstunde" für Doppelstunde wirklich nicht beseitigt hat.

Die ganze Neuerung wird wie eine Art glänzender Erfindung behandelt. Demgegenüber muß betont werden, daß die Anregung schon von Ellen Ken gegeben, die Maßnahme auf Grund dieser Anregung schon seit 20 Jahren in der Odenwaldschule durch­geführt wurde, daß die Fachklasse nach den Anregungen der Maria Montessori zum Prinzip des Dalton- Planes ihrer Schülerin, der Amerikanerin Helen Barkhurst, wurde und heute in den großen amerikanischen Systemen fast eine Selbstver ständlichkeit darstellt. Aber überall entstand sie aus pädagogischen Gründen als eine Folgerung aus den differenzierten Bildungsbedürf niffen einer differenzierter gewordenen Gesellschaft.

Die Idee, mit Hilfe dieses Tricks Geld zu sparen und doch mindestens gleiche Erfolge der Schularbeit zu erzielen, ist in dem ökonomischen und uns organisatorisch turmhoch überlegenen amerika. nischen Schulsystem niemandem gekommen. Aus einem sehr einfachen Grunde: Sie enthält, wie oben beschrieben, einen bedenklichen Rechen­fehler!

sid and