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Vorgethan und nachbedacht, ist die Art deS Thoren und ist auch die Art der liberalen Staatsmänner. Die ,, Vossische Zeitung" ergeht sich Tag für Tag in Klagen über unsere Rechtszustände, die so herrliche Blüthen treiben. Da ist der Jammer über die Menge der Majestätsbeleidi- gungs- Prozesse, den ctolns ovsritualis, die kniffliche und rabulistische Rechtsauslegung, dengroben Unfug", den Zeugnißzwang, den ambulanten Gerichtszwang der Presse, und mit den Klagen über all dieseSchönheitsfehler" geht Hand in Hand die Verhimmlichung nicht nur der Re- gicrung, sondern überhaupt des persönlichen Regiments. Wie verträgt sich diese mit jenen Klagen! Und welche Leichtfertigkeit, nach all diesen Erfahrungen darauf zu drängen, daß das neue bürgerliche Gesetzbuch über Hals und Kopf wo möglich an dloo zur Annahme gelange! Wer den Regierungsvorlagen so viel blindes Vertrauen ent- gegenbringt, sollte aufhören über Enttäuschungen zu klagen! Die Gladiatorenschminke versucht dem Hofprediger F a b e r jetzt auch dieKirchliche Korresp. für die deutsche Tagespresse" abzukratzen. Der verunglückte Säuberungs- versuch lautet folgendermaßen: Gleichzeitig mit Faber's lateinischem ZitatAve Caesar, morituri te salutant" wird ein Wort eines ungenannten Abgeordneten kolportirt:Wir sind doch keine Gladiatoren." Also ohne weiteres die Voraussetzung, daß der Redner bei jenem Zitat an Gladiatoren gedacht habe! Und doch konnte jeder, der die weitverbreiteten Gerok'schenPalm- blätter" kennt, sich dort leicht unterrichten, in welchem Sinn Hofprediger Faber dies Bild gebraucht hat. Eins der er- greifendsien Lieder Gerok's schildert(in der 102. Aufl., Abth. I. Seite 75) unter der AufschriftAye, Caesar, morituri te salutant" den Märtyrertod altrömischer C h r i st e n, und zwar in nachdrücklichstem Gegen- sah gegen die Gladiatoren. Man sollte doch gebildeten Hörern so viel Urtheil zutrauen, daß ein theologischer Redner in einer Predigt nur an den verbreitetsten unserer religiösen Dichter gedacht haben kann. Man mag es vielleicht bedauern, daß derselbe nicht zugleich an den naheliegen- den Mißbrauch seines Zitates gedacht hat. Man mag auch Kritik üben an der seit Kögel's Glanzperiode weithin nach- geahmten Manier, geistreiche Anspielungen aus allerlei moderne Arten und Unarten an die Stelle der biblischen Einfalt zu setzen. Aber man schiebe einem Prediger nicht Dinge unter, an die er nicht im Traume gedacht hat!" Um uns kurz und knapp auszudrücken: das ist eine faule Ausrede. Das Lied Gerok's stellt die alt- römischen Christen vor allem in ausdrücklichen Gegensatz gegen den römischen Kaiser, auf dessen Befehl sie den Märtyrertod erlitten. Ihren Henker grüßen sie als Morituri", als Todgeweihte. Herr Faber aber begrüßt im Namen seiner Mitpatrioten den deutschen Kaiser doch als seinen hochverehrten Fürsten, zu dessen Ehre und auf dessen Geheiß er im Kampf zu sterben bereit ist. Diese Anspielung bei dieser Gelegenheit denn sie kommt unmittelbar hinter der Versicherung der Treue gegen den Fürsten hat nichts, aber auch gar nichts zu thun mit den Empfindungen, die die Gerok'schen Märtyrer gegenüber dem Cäsar beseelten. Herrn Faber's Worte sollen nicht die schmerz- liche Resignation der Opfer gegenüber dem, der sie opfert, sondern den Todesmuth eines unbedingt seinem Herrn er- ge denen Kämpfers ausdrücken. Es ist und bleibt ein Gladiatorenruf, nicht ein Märtyrergruß, den der Hof- Prediger ausgestoßen. Daran wird alle pfäffische Deutelungs- kunst nichts ändern. Der imposante Protest des sächsischen Volkes gegen das reaktionäre Attentat auf das Wahl- recht ist den sächsischen Nationalliberalen in die Glieder gefahren. In einer Konferenz des nationallibcralen Partei- Vorstandes mit den nationalliberalcn Abgeordneten hat ein Theil der Vorstandsmitglieder sich entschieden gegen die Abänderung des bestehenden Wahlgesetzes erklärt, wie nationallibcrale Blätter mittheilen. DenMannessceleit" wird's angst. Auch ein konservativer und ein kammerfort- schrittlicher Abgeordneter haben sich öffentlich gegen das Attentat ausgesprochen. Sogar dasLeipziger Tage- blatt" fühlt Beklemmungen und veröffentlicht in seiner heutigen Nunimer den Aufruf einesVaterländischen Vereins" zu einer Protestversammlung bürgerlicher Parteien. Diejenigen Bürger, die mit der Verkürzung des Wahlrechts nicht einverstanden sind, sich aber den Sozial« de mok raten nicht anschließen wollen, sind eingeladen, sich am 5. Februar zu versammeln. Und auf den 9. Fe- bruar hat der Vorstand der nationalliberalen Partei Sachsens in Sachen des Wahlrechts eine a u ß e r o r d e n t- liche Generalversammlung berufen, die sich mit der Sache beschäftigen soll. Die eigenthümliche Rolle, welche der sächsische Bcvoll- mächtigte Graf Hohenthal vorgestern im Reichstag gespielt hat, wird auf die sächsischen Attentäter und Umstürzler nicht gerade ermuthigend wirken. Soldatcnniisthandlnngen. Ein bayerischer Offizier, Oberst L i s s i p e o l o stellt in einer, beiläufig sonst durch Liebedienerei und loyale Bewunderung des herrschenden Systems ausgezeichneten Schrift die Thatsache fest, daß in der bayerischen Armee die Soldatenmißhandlungen bis vor 25 Jahren unbekannt waren und erst mit Einführung der neuen Militärorganisation im Sch wange gekommen sind. Diese Angabe gilt natürlich nur mit der Einschränkung, daß die häufigen und groben Mißhand­lungen erst eine Folge der neueren Militärorganisatiou und der durch sie bedingten viel höheren Anforderungen an Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sind. An Rohheiten und gelegentlichen Püffen hat es aber auch vor 1866 in der bayerischen Armee so wenig gefehlt, wie in allen anderen stehenden Heeren. Chronik der Majestätsbeleidignngs- Prozesse, Zu einem Jahre Gefängniß war der Redakteur derMagdeburger Volksstimme", Genosse Baumüllcr, am 12. November v. I. vernrtheilt worden, weil er sich nach der bekannten Rede des Kaisers in angeblich majestätsbeleidigender Weise mit derRotte" und dem 'Rottenführer" Auer beschäftigt hatte. Das Reichsgericht verwarf am Donnerstag die Revision gegen das harte Urtheil der Magdeburger Strafkammer. In Stettin wurde wegen Majestätsbeleidigung und Sachbeschädigung der Arbeiter Robert M a a ß zu ein Jahr und sechs Wochen Gefängniß verurtheilt. Verhandelt wurde unter Ausschluß der Ocffent- lichkeit..v. ri t Mainz , 27. Januar. Wegen Majestätsbeleidigung stand ein A ck e r s m a n n aus O f f st e i n vor der Strafkammer, der- selbe soll auf dem Felde auf den Großherzog von Hessen ge- schimpft haben. Da der einzige Zeuge, der gleichzeitig Denn»- ziant war, schwerhörig ist und sich deshalb verhört haben kann. erfolgte Freisprechung...«. Neviges , 28. Januar. Hier wurde ein Knopfmacher wegen Majestätsbeleidigung verhaftet. Rostock . Die Hauptverhandlung, welche auf den 30. Januar gegen unseren Genossen, den Redakteur G r o t h von derMecklen- burgischen Volkszeitung", wegen Majestätsbeleidigung angesetzt war, fand nicht statt. Das Gericht hat die Verhandlung auf Antrag des Vertheidigers, welcher verhindert war, am 30. an- wesend zu sein, aus den 27. Februar verschoben. Ein neuer Auslieferungsvertrag mit den Ver- einigten Staaten soll bekanntlich vom Deutschen Reich abgeschlossen werden. Die Verhandlungen, welche nun schon zehn Jahre lang dauern, rücken aber nicht von der Stelle. Zum theil liegt dies daran, daß die Reichsregierung in bezug aus Militärflüchtlinge Forderungen stellt, welche das amerikanische Asylrecht einschränken würden, und daß sie überhaupt die Auslieferung in Fällen verlangt, wo that- sächlich politische Vergehen formell als gemeine Verbrechen erscheinen. Jetzt wird von amerikanischer Seite der Vorschlag gemacht, die Verhandlungen künftig in Washington zu führen, statt wie bisher in Berlin . Es werde sich dort leichter ein Resultat erzielen lassen. Jedenfalls wird es gut sein, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit sich diesen Verhandlungen zuwendet, die sehr heikle Fragen berühren und leicht zu einem Attentat aus das Asylrecht benützt werden könnten. Der Auslieferungsvertrag, den die Schweiz vor einigen Jahren mit Rußland abgeschlossen hat, bildet ein ab- schreckendes Beispiel. Deutsches Reich. Der Bundesrath hat in seiner am 30. d. M. ab- gehaltenen Plenarsitzung deu Ausschußanträgen, betreffend die Entwürfe einer Anleitung zur Bestimmung des Baumwollen- geholtes in Wollengarn und einer Instruktion für die zoll- technische Unterscheidung des Talgs und der schmalzartigen Fette, sowie betreffend die Aenderung der Anweisung für die Ab- fertigung harter Kammgarne die Zustimmung ertheilt. Von der Nachweisung über die den Bundesstaaten bis Ende Dezember 1895 überwiesenen Beträge an Reichs-Silber-, Nickel- und Kupfer- münzen wurde Kenntniß genommen. Außerdem wurde über die Verleihung von Korporationsrcchten an die Siedelungsgesellschaft für Deutsch-Südwestafrika sowie über verschiedene Eingaben Be- schluß gefaßt. Erledigter Reichstagssi h. Der national- liberale Abgeordnete Wamhoff, Vertreter für Osnabrllck-Bersen- brück- Iburg hat sein Reichstagsmandat niedergelegt. Am 15. Juni 1893 fielen auf ihn 10 642, auf den welfischen Gegen- kandidaten 10 973, auf den sozialdemokratischen 3296 und auf den antisemitischen Kandidaten 309 Stimmen. In der Stichwahl wurde er mit 13 420 gegen 13 250 welfische Stimmen gewählt. Der Wahlkreis kann in der Nachwahl den Nationalliberalen leicht verloren gehen. Die Militärstrafprozeß- Ordnung wird, wie diePost" erfährt, und diesmal glauben wir ihr, dem Reichstage in dieser Session nicht zugehen. Sonntagsruhe beini Militär. DasArmee- Verordnungsblatt" veröffentlicht folgende Kabinetsordre des Kaisers: Um nieinem Heer erneut zu erkennen zu geben, wie sehr mir die Erhaltung und Förderung des religiösen Sinns am Herzen liegt, erkläre ich hiermit ausdrücklich, daß die Be- stimmung im§ 28, Absatz 3 der Garnisondienst-Vorschrist vom 13. September 1888, nach welcher unter gewöhnlichen Verhält- nissen kein Soldat an Sonn- und Festtagen am Kirchenbesuch behindert werden soll, sich auch auf den freiwilligen Kirchen- besuch erstreckt. Sie haben diese meine Willensmeinung, in der ich mich mit der in nieinem Heere lebenden Glaubensfreudigkeit eins weiß, demselben bekannt zu geben und das weitere zu veranlassen. Berlin , den 23. Januar 1896. Wilhelm. Bronsart v. Schellendorff. DieVoss. Ztg." bemerkt dazu sehr treffend: Es sind die religiösen Grundgedanken, die der Kabinetsordre das eigenartige Gepräge verleihen. Der Kaiser spricht von derErhallung und Förderung des religiösen Sinnes", er weiß sich eins mit der im Heere lebendenGlaubensfreudigkeit", und aus diesem Gedanken heraus räumt er die Hindernisse für den freiwilligen Kirchenbesuch der Soldaten hinweg. Hoffentlich hat aber der Erlaß die gute Nebenwirkung, daß die Sonntagsruhe den Mannschaften weniger als bisher geschmälert wird. Daß Herrn Miquel der Adel angeboten sei, er diesen aber abgelehnt habe, wie derVorw." behauptet hatte, wird von derMagdeb. Ztg." als Erfindung bezeichnet. Wir können unseren Informationen mehr trauen, wie denen der Tante Faber. DieElfer-Koni Mission der konservativen Partei wird morgen zusammentreten. Da muß nun endlich Herr Stöcker über seine Beziehungen zumVolk" Farbe be- kennen. Um die Anstellung von Sachverständigen für Preß- und schriftstellerische Angelegen- b e i t e n hatte derVerein Berliner Presse" die Landgerichte Berlin 1 und Berlin II ersucht, nachdem einem ähnlichen Gesuche des Journalistenvereins in Leipzig von dem dortigen Land- gerichts-Präsidenten ohne weiteres nachgegeben worden war. Wie jetzt dieVolks-Zeitung" hört, hat es der Präsident des Landgerichts I abgelehnt, dem Ersuchen desVereins Berliner Presse" zu willfahren, und zwar mit der Motivirung, daß ein Bedürfniß gerichtsseitig nicht anerkannt werden könne. Der Bescheid des Präsidenten des Landgerichts II steht noch aus. Es ergiebt sich hieraus von neuem, meint das genannte Blatt, wie wenig die Presse auf Entgegenkommen seitens der Behörden zu rechnen habe, auch wo es sich um die vitalsten Interessen der Presse als eines moralischen und bedeutsamen gewerblichen Faktors unseres öffentlichen Lebens handelt. Inzwischen liegt es im Interesse derjenigen, die in Preßangelegenheiten mit den Gerichten zu thun haben, nicht zu versäumen, um von Fall zu Fall die Hinzuziehung von Sachverständigen zu beantragen, damit sich aus der Praxis erweise, wie nützlich und unentbehrlich auch in Preßangelegenheiten wirkliche Sach« verständige sind. Eine Erklärung rheinischer Zentrums- blätter, von 55 Verlegern unterzeichnet, wendet- sich gegen die rheinischen Zeiilrumsagrarier, besonvers gegen den Vorsitzenden des rheinischen Baneriwereins, Freiherrn von L o ö, dessen verwirrende, widerspruchsvolle und unaus- fühlbare Pläne den Zusammenhalt der Zentriunspnrtei schädigen und gefährden müßten. Die Erklärung schließt:Die Unier- zeichneten wissen sich bei der Verurtheilung dieser Sonder- bestrebungen in vollster Uebereinstiminnng mit dem Provinzial- ausschuß der rheinischen Zentrumspartei , sowie mit den Zentrums- fraktionell des Landtages und Reichstages". Mit Erklärungen bombardiren sich gegenseitig die entzweiten konservativen Brüder christlich-sozialer. halb-chriplich- sozialer und ganz u n sozialer Liichtung. Graf Roon hat gegen daSVolk" ein« Breitseite von nummerirten Sätzen losgefeuert, in denen er die Leute vomVolk" derStreberei" bezichtigt. DasVolk" erklärt nicht minder langathmig, daß es auf seinem Standpunkt beharrt. Adolf, der Aalglatte aber schweigt und morgen ist der 1. Februar! Die Eichsfelder lehnen sich energisch gegen die weitere Einschränkung des Hausirhandels auf. In einer Petition gegen die Gewerben ovelle weisen sie nach, daß in den Kreisen Heiligenstadt , Worbis, Mühlhausen und Duderstadt in einem Jahre 3483 Hausirscheine gelöst wurden. Bei dem reichen Kindersegen der Eichsfelder sind 1520 000 Köpfe direkt auf den Hausirhandel als Erwerbsquelle angewiesen. Die Petition wendet sich insbesondere gegen den Ausschluß von Sämereien, Blumenzwiebeln, Schmuck- fachen, Brillen und optischen Instrumenten vom Hausirhandel. Die Hausirer mit Sämereien sind schon durch das Interesse an der Erhaltung ihrer Kundschaft in den jährlich bereisten Bezirken gezwungen, gute keimfähige Waare zuführen. Was die Schmuck- fachen anbetrifft, so sind an der Haarschmuckindustrie mindestens 1000 Seelen, davon allein 600 in dem Orte Leinefelde , interessirt. Das Hinausrücken der Altersgrenze für Hausirer auf das 25. Lebens- jähr wird nur zur Folge haben, daß das wilde Hausiren ohne Gewerbeschein seitens jüngerer Personen überhand nimmt. Was sagt dieGermania " nun? München , 30. Januar. Der Wirthschaftsausschuß des Landtages nahm einstimmig einen Antrag an, die königliche Staatsregierung zu ersuchen, auf thunlichst baldige Gründung einer Landes-Hypothekenbank auf genossenschaftlicher Grundlage unter Staats- aufsicht und mit staatlichem Zuschüsse hinzuwirken. Die Re- gierung hatte sich mit dem Antrage einverstanden erklärt. Straßburg i. Eis., 30. Januar. Aus der Rede, mit der der Statthalter die Session des Landesausschusses eröffnet hat. theilen wir noch folgendes mit: Der Landeshaushalts-Etat für 1896/97 lasse eine w e f e n t- lich bessere Gestaltung der Finanzlage des Landes erkennen. Das verflossene Jahr habe einen U e b e r- s ch u ß ergeben und auch das laufende Jahr werde voraussichtlich einen solchen aufweisen. Immerhin sei eine feste, dauernde Grundlage für das Finanzverhältniß zum Reiche zu wünschen. Im Interesse der L a n d w i r t h s ch a f t und der Landeskultur würden dem Hause ein Projekt betreffend die Hardt-Ausbesserung, ferner Vorschläge zur Förderung der Hagel- und Viehversicherung zugehen. Ein Weinbau-Jnstitut für Elsaß-Lothringen sei errichtet worden. Gleichwohl bilde den Haupthebel zur Förderung des landwirthschafilichen Wohl« standes die Selbsthilfe und das genossenschaftliche Zusammen- wirken der Landwirthe. Daher habe man den Kreis- vereinen die Rechte einer juristischen Person verliehen und außerdem erhöhte Zuschüsse aus dem Landesfonds bewilligt. Die im Jahre 1892 beschloffene Verbesserung des Kanal netzes sei vollendet. Mit bezug aus den Hnninger Kanal habe auch die Regierung der Stadl Basel ihr Interesse an der Verbesserung der SchiffsahrtS- Verhältnisse dieses Kanals kundgegeben. Der Schiffsahrtsverkeh» auf dem Rhein habe sich uni nahezu das Toppelte gegenüber dem Vorjahre gehoben. Dank dem Entgegenkommen der groß» herzoglich badischen Regierung sei eine baldige Vorlage dieses R h e i n r e g n l i r u n g s- Entwurfes zu erhoffen. Auf dem Gebiete der Gesetzgebung kündigt die Rede Vorlagen an betreffend die Neuordnung der Gewerbesteuer, serner betreffend den Entwurf eines Gesetzes über das Stempelwesen und die Gebühren in Verwaltungs-Angelegenheiten, ferner einen Entwurf bezüglich der Pensionirung der Gerichtsvollzieher und einen Gesetzentwurf betreffend das Vermögen der Ortschaften sowie die Vermögens- und andere Angelegenheiten, bei welchen mehrere Gemeinden und Ortschaften betheiligt sind, endlich einen Gesetzentwurf betreffend die Wahlen der Mitglieder der Bezirks- und Kreisvertretungen. Oesterreich-Ungarn. Ueber die Thron solge-Frage zirkuliren seit einiger Zeit Gerüchte der verschiedensten Art, die aber alle das gemeinsame haben, daß der Kaiser, der seit dem mysteriösen Tode des Kronprinzen Rudolf kein zur Nachfolge berechtigtes Kind besitzt, die zur Thronfolge zunächst berechtigten ältesten Söhne seines Bruders Karl Ludwig von der Erbfolge aus- schließen und dem Manne seiner Tochter Marie Valerie , einem Mitgliede des Kaiserhauses oder dem zukünftigen Manne der einzigen Tochter des Kronprinzen Rudolf die Nachfolge sichern wolle. Hierzu wäre eine Aenderung der pragmatischen Sanktion, der von Karl VI. erlassenen durch internationale Verträge gesicherten und in verschiedenen Friedensschlüssen anerkannten Erbfolge-Ordnung erforderlich, was auch mit Rücksicht auf die rivalisirenden Nationalitäten im eigenen Lande mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden wäre. Deshalb ist es nicht erstaunlich, daß die hochofsiziöse Wiener Politische Korrespondenz" alle diese Gerüchte in entschiedenster Weise de- mentirt. Interessant ist es aber trotzdem, festzustellen, wieso derartige Gerüchte auftauchen konnten. Man stellt weniger den Wunsch des 5täisers. die Krone seinen Kindern zu erhalten, in den Vordergrund, als die Rücksicht auf den allgemeinen und tief begründeten Mangel an Popularität der nächsten Thronerben, der Erzherzöge Franz Ferdinand von Este und Otto. Der erstere ist der Erbe des kolossalen Vermögens der Familie Modena , er ist hochgradig schwindsüchtig und unverheirathet. Was man von ihm weiß ist nicht viel. Er wurde wie seine Brüder von Jesuiten erzogen, hat militärisch keine andere Leistung auszuweisen, als daß er einmal auf der Landstraße einen Leichenzug zum Stillsland zwang und dann mit zahlreichen ihn begleitenden Osftzieren zweimal im Galopp über den Sarg setzte. Er wurde, um dieses Bubenstück in Vergessenheit gerathen zu lassen, auf lange Reisen geschickt. Seine Gesundheit soll so vollkommen zerrüttet sein, daß er es kaum zur Majestät bringen dürfte. Desto wahrscheinlicher ist die Thronbesteigung seines Bruders. des Erzherzogs Otto, der sich eines noch weit schlechteren lliufeL erfreut. Der" mit einer Stichle des Königs von Sachsen ver- i Hcirathetc Prinz halte nach einem schweren Zechgelage den sublimen Einfall, seinen Zechkumpanen seine Frau im Bette zu zeigen und konnte nur durch einen wachhabenden Offizier, der ihm und seinem Gefolge mit gezücktem Degen den Eintritt in das Schlr.fgemach der Erzherzogin verwehrte, an der Aussührung des Vorhabens verhindert werden. Es war das Verdienst des unserer Partei sehr nahestehenden ReichSraths-Abgeordneten Pernerstorfer, daß er diese niemals bestritteiien Thatsachen im Parlamente bekannt gab. Die edeln Prinzen rächten sich dadurch, daß sie den Abg. Pernerstorfer in seiner Wohnung überfallen und schwer verwunden ließen. Der Kaiser hatte hierauf auch den Prinzen Otto aus einige Zeit vom Hofe entfernen lassen.' Trotzdem bleibt es, wie nun amtlich gemeldet wird, bei der gesetz- lichen Thronfolge und in absehbarer Zeit der Kaiser ist 65 Jähre alt wird Oesterreich durch einen Kaiser beglückt werden, von dem nichts anderes bekannt ist, als was wir von ihm berichtet haben und etwa noch das, daß seine Frau nur durch die größten Anstrengungen ihrer Verwandten dazu bewogen werden konnte, mit ihrem Manne weiter zusammenzuleben. Das monarchische Gefühl in Oesterreich hat durch diese Vorgänge im kaiserlichen Hause schwere Einbuße erlitten, die nock größer werden wird, wenn Otto I. den Thron bestiegen haben wird. Frankreich . Paris , 31. Januar. (B. H. ) Die Direktoren der Werften von drei Kriegshäfen haben ein Rimdschreibeu erlassen, daß die durch das Budget sür die Arbeiten des laufenden Jahres vor- geseheiieii Gelder ungenügend seien und daß im Laufe von