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Freitag 7.3mt»1929
Unterhaltung unö
issen
Beilage des Vorwärts
Sludoll Jeremias Wreute:*3} dt
Die Witwe Dar« Eberlein in Rammelhofen sah den Jagd- gehilfen Valentin Moser gern. Er war sehnig, schlank, trug eine herrlich patinierte Lederhose, d-io braun gebeizte Knie, von Muskel- strängen gekantet, freiließ. Und obendrein: Erfederte" beim Gehen, schwang über den Boden hin, lässig, anmutig in den Hüften sich wiegend. Die Wahrnehmung dieser Besonderheiten machte der Witwe ein melancholisches Vergnügen. Sie mußte dabei ihres seligen Gatten gedenken, der als Ballettmeister gleichfalls am aus- drucksfähigsten in seinen Gliedmaßen gewesen war. Sie hatte sich vor sünsunddreißig Jahren in seine Fußspitzentechnik verfchaut. Sollte ihr mit dem federten Jäger auf einem Umweg« ein spätes Glück beschieden sein? Sie dachte das Unwahrscheinliche kühn zu Ende, zumal sie eine empfindsame Frau war, die sich jung fühlte. Um vieles jünger als ihr Taufschein. Was nun die anderenbesseren" Männer von Rammelhofen betraf, so waren sie von der in Gefühlsdingen heiklen Ballett- meisterswitwe allesamt längst verworfen worden. Der Schullehrcr: als Schulternschleuderer, der Krämer: als Schlurfer, Apotheker und Fleischhauer: als mostige Bodenstampfer. Von den verheirateten Honorationen zu schweigen, deren Wandel ästhetisch zu prüfen doch überhaupt nicht lohnt«. Darum lag Köstlichkeit in der ein wenig schwermütigen Feststellung, der Jäger Moser sei der einzige, der mit dem unvergeßlichen Gemahl oerglichen zu webden einigermaßen verdiente.. Der Jäger Valentin Mostr freilich ging arglos, die Pfeife im Mundwinkel, täglich am Eberleinschen Fenster vorbei ins Revier. Nicht bloß aus dienstlichem Pflichteifer, sondern jetzt im Frühherbst auch aus privatem Drang. Galt es doch, die Gemsesicherzustellen", deren Abschuß und Nutznießung ihm vom Jagdherrn für gute Wildwege bewilligt worden war. Ein Gams: Da wäre weiter nichts dabei gewesen, in den Steilwänden des Traweng standen starke Rudel, der Jäger wußte über Standplätze und Wechsel selbst- verständlich Bescheid. Zum Schuß zu kommen war ein Leichtes. Daß er aber jetzt allmorgens an die zwölfhundert Meter hochstieg, ein Fernrohr im Rucksack, und vorläufig gar nichts anderes tat, als die Gamsen anschauen, statt sie anzupirschen, das hatte seinen be- sonderen Grund. Dem Moser ging es nämlich keineswegs um den bewilligten Bock schlechthin, sondern um dl« Erbeutung des schönsten Bartgoms" im Revier. Dorum   lag er täglich viele Stunden in die Latschen geduckt in Sonn«, Wind und Regen, dem Massiv de» Traweng gegenüber, und zielt« mit dem Fernrohr scharf nach den Halden und Graobändern im Geklüft. Hatte er ein ij�udelan­gesprochen", dann kroch er gegen den Wind vorsichtig näher, so nahe, daß er die äsenden Tier« genau sah, und doch weit genug ab, um den Leitbvck nicht unvertraut zu machen. Dann kam das Schwierigst«: dos Gastieren derBärte". Das, was so heißt, hat jede männliche Gemse: Steif«, dunkel verfärbte Granenhaare auf dem Widerrist und die Rückenlinie entlang, aber den Ehrentitel Bartgam« erwirbt sie nur, wenn dieser Behang schön gleichmäßig samtschwarz ist und nach den Spitzen der Haare m gelblich-weißeBereifung" zeigt. Die solcherart beschaffenen Barte erzielen, in Büschel gebunden, als Zier alpenländischerJoga- büte" hohe Preise. Di« Sicherstellung eines Dartgams aber er- fordert viel Müh«. Bei Windstille ist überhaupt wenig zu wollen. Da liegen die Decken den Tieren glatt an, die Mächtigkeit der Bärte, der Grad ihrer Schwärze und Bereifung kann selbst durch das beste Glas kaum untersucht werden. Bläst es, wie meist im Geklüft, so gilt es den Augenblick abzupassen, wo Böcke sich vom Winde abkehren, gleichsam achtern.zu ihm stehen. Dann kann die Prüfung erfolgen: die Rückenhaare sträuben sich auf im Luftzug wie Hahnenkämm«. Der Jäger Moser hatte nach zehntägiger Suche Erfolg. Ein ausnehmend schöner Bartgams war fixiert, ein kapitaler Bock. Roch dazu einAlleingeher". Cr stand todsicher unterhalb vom Redenden Stein".Maring g'hört er mir," dachte der Moser be- friedigt im gemächlichen Abstieg nach Rammelhofen. Er prüfte den Himmel. Weiße Federwölkchen schwammen im blassen Blau. Er zog die Lust ein. Sie schmeckte herbe.Föhnig wird's net bis moring. Ausgeschlossen!" Barhäuvtig. blitzende Reflexe im angegrauten Haar, trabt« Balentin Moser langsam talwärts. Auf dem Almweg zündete er die Pfeife an und sinnierte vergnüglich. Als er aus dem Wald« trat und in den Fußsteig zum Dorf einbiegen wollte, sah dort«uf der Bank unter dem Ehnswstreuz ein Weib. Es hatte einen giftgrünen Schal um die üppigen Schul- tern geworfen und blickte ihn durchdringend freundlich an. Der Moser zog die Brauen zusammen und äugte schief::Verflucht, a Alte!" Sah schnell weg und kam ins Rennen:ijöllsoaggra, fixeini,... wann s' ma mein' Bartgams verfchveckt!" Di« Ballettineisterewitw« Dora Eberlein starrte betroffen auf das Federn seiner Gelenke. Den Beginn einer persönlichen Bekannt- schaft mit dem einzigen Mann, der nach ihremSeligen" einiger- maßen in Bertacht kam. hatte sie sich ziemlich anders vorgestellt. Doch immerhin: Jetzt wußte er um sie. Männer handeln oft»m- begreiflich töricht in Ueberraschungsmomenten, und als Deuter von Symbolen sind sie betannflich Stümper. Des anderen Tages ballte graues Gewölk um den Traweng Als der Moser in die Laischen kam, war der Wind nach Süd um- gesprungen. Di« Luft war widerlich warm. Es roch nach Regen, die Felswände wuchteten bleiern im häßlichen, fahlen Licht. Der Jäger wischte den Schweiß von der Stirn, streifte mit dem Glas die Wände ab: von Gemsen keine Spur. Er visierte denRedenden Stein" an: Nicht?. .Hundstelfi, Malefixhex' noamal eini! Hat dös Luder mein' Bartgams vertrieben! Und am Föhn is a schuld, alt« Scharteken, mit ihrem grean' Umhängtuch. Hundsteifi, Hundsteifi!" Er flucht« lang« noch, lästerlich und gründlich, häuft« gräuliche Drohungen gegen die ahnungslose Dora Eberlein. Aber der Wind wurde darum nicht besser, die Gemsen blieben verschwunden, ttntig verschmierte Dunstfetzen sagten von forden heran. Da schulterte er den Stutzen und stapft« ergrimmt nach Hau«. Am Waldrand untenverhoffte" er zum Ehnswstreuz hinüber. Meiner Seel' und Gott! Dort hockte die Unholdin wieder genau wie gestern mit ihrem gistgrünen Vorhang! Verloren ist der Gams  , durchzuckt« es den Valentin Moser, und er brach, um den bösen Zauber wenigstens. ZU beschwichtigen, seitwärt» durch da» Gebüsch- Da scholl e« ihm süß««gegen:Weidmomtsheill"
Er stockte, umklammerte den Kolbenhals, rote Lichter tanzten im Geäst. Ein gräßlicher Wunsch zerbarst im Moser, swmm und darum schmerzhaft. Dann aber flitzt« ein Gedanke durch sein Hirn: Ausschwefeln, Murmel, verdächtige, daß a Ruah gibt in Ewigkeit. Amen. Er trat rasch an die Bant heran und lüftete den Hut:Meid- mannsdankl Darf i bitt' schön a wcngerl rasten," ,D jal Wenn wir zusammenrücken, ist Platz genug," sagte die Ballettmeisterswitwe. Der Jäger setzt« sich, stützte das Kinn schwer auf die Faust. Herrlich muß es in den Bergen sein, in der freien, wilden Rawr." begann Dora Eberlein mit dem festen Vorsatz, aus dem Allgemeinen fa bald als möglich ins Besondere zu gelangen. Der Moser glotzte die Errötende innig an:Mcrkwürdi', merk- würdt'... ma möcht's schier net glauben!" Die Witwe raschelte, wonnig vergruselt, näher. Ganz nahe. Run saß sie Schulter an Schulter mit ihm. Jetzt misschwefeln! befahl sich der Jäger grausam, und fuhr
versonnen fort:Denken S' Jhna, gnä' Frau, was mir heut passiert is. I geh ins Revier, auf Gams   pirschen. Hockt da oben im K'wänd, just am Wildwechsel a alt's Weib, hat an greanen Umhang, okkrat wie, und st gleiche süaße G'jchau. Ra denk i ma, dös kunnt ma grad fehlen! Duck' rni und schnür vorbei wie der Fuchs am Eisen. Da kreischt die Alt« mit einer Stimm' t kann ma net helfen, gnä' Frau, i sag's wie's is Eahncrer Stimm kreischt st: Weidmannsheil! I bin umg'fallen und hob mi' lang nimmer g'rührt. Dann bin i halt obi'teufelt, denn von an Anschuß is la Re' net, bald a grauslich's alt's Weib im Revier umanandgcistert. Wir haben amal den Glauben, wir Jager, da kann ma' nix machen. lind wie i daher kiinm, sitzen da, gnä' Frau da» reinste Spiegelbild von der andern! Es hat im g'risien, wer'n's g'mertt haben i bitt um Verzeihung, i kenn mi net aus, i müaßt rein an Zauberei glauben!" Der Moser lugt« der Ballettmeisters- witwe treuherzig in das bloß gewordene Antlitz:Und drum bin i so sr«, die gnä' Frau zu fragen, ob vielleicht a Zwillings  - sthwester auf der Tro wenger Alm haben?" Ein« Antwort erhielt der Jogdgehilf« nie. Er erwartete auch keine. Der Platz neben ihm war plötzlich frei. Di« Bank beim Wald ist nie mehr von der Ballettmeisterswitwe benützt worden, wenn der Moser vom Revier heimkehrt«. Sie widmete sich förder» hin reuig dem Andenken ihres seligen Manne?.
3>ie Ausbrüche des Tefuvs
Der Vesuv   hat sich wieder einmal mit einem heftigen Ausbruch eingestellt, und es kommt nicht überraschend, denn schon seit Jahren tauchen immer wieder Meldungen über stärkere Erregungen des ge- fährlichen Nachbars von Neapel   auf, die sich nicht nur in verstärktem Rauch, sondern auch in kleineren Ausbrüchen und schweren Explo- sionen zeigten. Man kann diesem temperamentvollen Herrn, der zu den rührigsten Vulkanen der Erde gehört, nicht nachsagen, daß er die Menschen überrascht, sondern er befleißigt sich sogar einer höchst an- erkennenswerten Pünktlichkeit. Nun darf man freilich von einem Berge nicht verlangen, daß er sich mit seinen so unangenehmen»nd so heftigen Lebensäußerungen auf einen bestimmten Tag oder eine bestimmt« Stunde festlegt, aber bei einem solchen Berg, in dessen Geschichte ja ein Jahrhundert nur eine Minute darstellt, ist es schon viel, wenn«r regelmäßig nach einer ungefähren Reihe von Jahren zu einer Katastrophe führt. Beim Vesuv   ist dies der Fall, wie sich aus dem genau erforschten Teil seiner Geschichte ergibt. Das erste, was wir vom Vesuv   erfahren, ist der berühmte Bericht über jenen Ausbruch im Jahre 79 n. Chr., dem die Städte Pompeit, Herkulanum und Stablae zum Opfer sielen. Da der Berg ja mitten in der Sphäre regsten altrömischen Lebens lag, so hätten die Schriftsteller und Gelehrten sicher einen früheren Ausbruch der Nachwelt aufbe- wahrt. Da dies nicht der Fall ist, müssen wir annehmen, daß der Berg bis zu diesem ersten, in Gestalt gewaltiger Gasexplosionen plötzlich eintretenden Ausbruch in Ruhe war oder doch jedensalls nur in schwacher Tätigkett, die nicht beachtet wurde. Au» dem ersten Jahrtausend n. Chr. sind uns dann mehrere Ausbrüche überliefert, und auch nach dem Jahre 1990 hat der riesige Kegel die Menschen vielfach erschreckt, ohne daß wir aber Genaueres darüber erfahren. In« hell« Licht der Wissenschaft tritt der Vesuv   erst mit dem ge- wattigen Ausbruch von 1631, der ebenso überraschend auf die Um- gebung herniederbrach wie der von 79 n. Chr. Seitdem läßt sich die Tätigkeit des Vulkans eingehender verfolgen, und er ist derjenige feuerspeiende Berg, über den wir am besten unterrichtet sind.
Der italienische Vulkanologe Mercalli hat in Form eines Ka- lenders die Tätigkett'des Vesuv  » in der Zeit von 1712 bis 1996 registriert und 12 geschlossene Perioden festgestellt, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit austraten und olle den gleichen Ver­laus zeigten. Man unterscheidet in diesen Perioden drei verschiedene Stufen der Entwicklung. Zunächst tritt ein Zustand der Ruh« auf, in dem man den Vulkan fast für erloschen halten könnte, wenn er nicht seineAtmung" durch Rauch und Gaswolken anzeigte. Dieses Aufstoßen von Rauch und Taswotten Nimmt allmählich zu, und der Berg geht in einen zweiten Zustand über, der eine gesteigerte, aber doch noch mäßige Tätigkeit aufweist.Schreckschüsse" in Gestalt von Gasexplosionen künden das Empordrängen feiner vulkanjichen Kraft: an: er schafft sich auf dem Kraterboden einen Ausgang und bildet so einenNebenkrater", der immer mehr anwächst und in dem Hauptkroter langsam emporsteigt, wobei man den dumpfen Lärm der Explosionen hört und nachts den Glutschein sieht, der das Haup: des Vesuvs verklärt. Ist der Hauptkroter durch den Nebcnkrater ganz ausgefüllt, dann ist mit dem Eintreten des Schlußaktes dieses Drama« zu rechnen, mtt einer Katastrophe, wie wir sie augenschein- lich jetzt wieder erleben, die durch Ausstoßen gewaltiger Lavamassen, durch Auswerfen ungeheurer Mengen von Gasbomben, Sand und Asche, durch heftige Bodenerschütterungen gekennzeichnet ist. Wir befinden uns heut« in der 13. Periode dieser Tätigkeit seit 171� Der letzte große Ausbruch erfolgte 1906, und dann kam eine»nge- wShNlich lange Ruhepause, die über sieben Jahre bi» zum Ju?I t913 dauerte. Von dieser Zeit an regt sich der Feuerberg wieder heftiger, ist aus seiner Ruhe erwacht und jetzt zum furchtbaren Wüterich g«° worden. Die Dauer der einzelnen Perioden schwankt natürlich. Die kürzeste Periode von 1879 bis 1872 dauerte nur 1K Jahre, die längste von 187S bis 1996 über 39 Jahre. Auch die jetzige Periode, die nun ihren Abschluß zu finden scheint, dauert bereits über 23 Jahre Wir müssen uns also damit abfinden: der Vesuv   istfällig" und stellt sich pünktlich ein.
9muixer»: 3)ev Sonnlag derlDevktäiigeit Kleine zarte Veilchen. Laub, in dem es raschelt. Von Käfern, Vögeln, Menschen und Wind. Himmel blau und weiße Wolken. Ein Gasthaus mit Stühlen im Freien, flinken Kellnerinnen, die hin und her laufen und Kaffee herbeischleppen. Ein See und Kinder, die Fische fllttepn und jubeln. Weil die Fische anbeißen und wieder verschwinden. Touristen mit bepackten Rucksäcken und ausgeknöpf- ten Kragen. Das lacht im Wald und unter den Gartenbäumen und verschlingt Kuchen, vierzig Pfennig das Stück. Zwei Menschen, die sich lieb haben und nicht aufbrechen wollen. Man möchte immer so bleiben. Das Mädchen hat sich halb aufge- richtet.Wir müssen." Er will nicht und zieht sie wieder zu sich nieder. Nur jetzt nicht! Man imiß so viel Im Leben. Daß man ihm nicht entfliehen kann, diesem surchtbaren Müssen! Er greift das Mädchen um die Hüsten   und schmiegt sich an seinen Körper. Dann wird es wieder still, und die Käfer rascheln und das Laub raschelt und die Vögel wiegen sich auf ihren Aesten.Ach du," sagt sie. Und dan- fällt ein Kosewort und wieder ein Kosewort. Und schließlich ist es Nacht und Sterne hängen am Himmel und die Vögel schlafen und die Würmer schlafen und das Laub raschelt nicht mehr. E» ist schwer, jetzt einen Heimweg zu finden. Sie halten sich fest in den Armen. Kein Raum ist zwischen ihnen. So eng gehen st«. Fast fallen sie. Aber er hält sie noch. Sie lache» wie Kinder. Sie kommen am tleinen See vorüber. Die Kinder füttern keine Fische mehr. Der Kuchen ist aufgegessen und die Kellnerinnen haben die weißen Schürzen abgelegt und lassen sich vom Wirt ihr Geld aus- zahlen. Der Weg ist holprig. Die Bäum« stehen wie finstere Gesellen. Das Mädchen hat Angst. Z�ann nicht jemand dahinter lauern? Sie anfallen? Was kann in der Nacht nicht alles geschehen! Raschelt es in den Gebüschen, so ist es gewiß ein Untier, das ihnen Böses zufügen will. Bös« Tier« sind in der Welt. Menschen, die aus dem Zuchthaus ausgebrochen sind. Mörder, die ein Opfer suchen. Alles ist Angst. Die Elektrischen sind überfüllt. Man wird auseinander ge- drängt. Zuletzt stehen viele Menschen zwischen einem. Es ist furcht- borer Qualm im Kupee. Man muß Geld hervorholen. Andere dabei »istoßen. Dem Schaftner Platz machen. Um jeden freien Sitzplatz entspinnt sich ein Kampf. Man ist froh, wenn man endlich draußen ist. Man trinkt noch ein Bier. Leichtes, helles Bier, das nicht viel kostet. Rur   ein kleines Glas. In der Ecke spielt ein Grammophon. Aufdringlich, ohrenbetäul'end. Es ist gar nicht wie draußen. An der Türe gibt man sich die Hand. Sagt noch etwas. Der- abredet sich stir das nächste Mal. Man will dann noch weiter hinaus- gehen, wo noch weniger Menschen sind. Die Stille noch stiller ist. Man wejß gar nicht, was man noch olles will. Müd sollt man ins Bett. Um sieben Uhr muß man ja schon wieder aufstchen. Der Dienst. Chef. Bureau...« ist alles so bitter, was jetzt kommt.
Tom Elektron mum ZKosmon Die moderne Wissenschaft hat durch die Atomzertrümmerung noch winzigere Stoftteil« gefunden, al» sie von den Atomen dar- gestellt werden, die lang« Zeit für die kleinsten Einheiten galten. Andererseits aber hat die moderne Astronomie mit ihren Riesen- fernrohren im Weltraum so ungeheuere Weiten und Fernen icst gestellt, wie sie der Menschengeist vorher nicht geahnt hatte. Auf diese Weise war es möglich,«ine Stufenleiter der Gsgenstäitt»« des Universums zu gewinnen, die von den imendlich kleinen Dingen zu den unendlich großen Sternensystemen aufsteigen. Wie wir uns diese verschiedenen Größenstadien des Weltbildes zu denken haben, zeigen die neuesten Forschungen des berühmten amerikanischen Astronomen Shapley. Er hat vor etwa 19 Jahren durch Messungen die Größe der Milchstraß« berechnet und zwar mit einem Durchmesser von mehr al» 299 990 Lichtjahren, wobei ein Lichtjahr etwa eine Ouadrillion Kilometer umfaßt. Die Mitte der Milchstraße   ist etwa 69 999 Lichtjahre entfernt im Sternenbild des Schützen, so daß wir auf der Erde gewissermaßen in einem kleinen Vorort dieser ungeheueren Wett leben, zu der unser Sonnensystem gehört. Außerdem gelang e», mit dem 199zöllig«n Fernrohr der Mmint-Wilson-Sternwarte sehr weit« Nebel als Sternhaufen zu erkennen, die infolge ihrer Entfernung außerhalb des Milch­straßensystems liegen müssen und daher besondere Welten für sich darstellen. Für diese neuen Milchstraßensysteme, die zu Tausenden im Weltraum vorhanden sind, schlug Shapley den Namen Galak- tone vor. in Anlehnung an den Namen der Elektronen, die die kleinsten bekannten Einheiten der Materie sind. Man darf aber annehmen, daß es wieder noch größere Systeme gibt, zu denen die Golaktone gehören, und diese größten Einheiten, die wir im Wettoll annehmen dürfen, werden K o s m o n e gcnnant. An die 69 verschiedenen Kosmone Hot man bei den photographischen Aus- nahmen der Harward-Sternvaarte beobachtet. Dojsenige Kosmon. das unserem Wettsystem am nächsten liegt, befindet sich im Stern- bild der Jungfrau, ist 11 Millionen Lichtjahr« von uns entfernt, zählt 269 getrennte Galaktone und mißt im Durchmesser etwa 2 Millionen Lichtjahre. Die Stufenleiter, in der sich das Universum aufbaut, würde also nach einer Aufstellung der Frankfurter WochenschriftDie Umschau", etwa folgendermaßen anzugeben sein: Vom Elektron zum Atom, vom Atom zum Element, vom Element zum Stern, vom Stern zum Galakton und vom Galakton zum Kosmon. Ein frischer Strohhalm hat eine Tragfähigkeit von 16 bis 29 Kilogramm, das ist nicht viel weniger als die Tragfähigkeit des deutschen Stahls. Di« Kraft de» Strohhalms liegt in feiner Rohr­form. Ingenieure haben dies erkannt und man konstruiert daher seit langem in Stahlrohrsorm.