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föelloge Freitag, 7. Juni 1929
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Disput ui So war es in Am U. Juni sind es zehn Iuhr« seit der Unterzeichnung de, Vertrages von Versailles  . Zur rechten Zeit erscheint im Dictz.Verlag eine Darstellung jener evochalcn Tage, die den Echluhstrich unter den Weltkrieg setzten lBictor Schiss, So war e» in Versailles  .. mit Beiträgen von Otto Landsberg  , Her. mann Müller und Friedrich Stampfer  ). Wir entnehmen dem Werk einen Abschnitt, in dem die sich an die Ueberreichung de» V-rtragsentivurfs anschließende Sitzung der deutschen Dele. gation geschildert wird, die zu dem Entschluß kam, in schriftlichen und, wenn möglich, mündlichen Verhandlungen für eine Abände» rung des Diktats zu kämpfen. Diese historische Sitzung wird allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben. Man stellte die langen Tische in Hufeisensorm auf und setzte sich in zwangloser Reihenfolge. Graf B r o ck d o r f s- Rantzau saß in der Mitte der Schmalseite und führte somit den Vorsitz. Mit einigen bitter-ironischen Sätzen über das.zugedachte Diktat leitete er die Aussprache ein. Und nun begann der Reigen der Gutachten. Nacheinander und durcheinander wurde von den einzelnen Delegierten und Sachverständigen zu den verschiedenen Kapiteln Stellung genommen: Gebietsverstümmelungen. Völler- bundssatzung, Kolonien. Kohlenlieferungen, Militärtlauseln, Arbeits- fragen, Kriegsentschädigung. Leider hat, wie es scheint, damals nie- mand daran gedacht, über die Sitzung Notizen aufzunehmen, auch wurde von amtlicher Seit« ein Protokoll nicht geführt. Das ist des» halb bedauerlich, weil man heute daraus ersehen würde, wie selbst die größten Kapazitäten der deutschen Politik und Wirtschaft sicherlich aus tiefster Ueberzeugung und gestützt auf alle bisherigen statistischen und sozialen Ersahrungen für den Fall der Unter- Zeichnung dieser Bedingungen zu Schlußfolgerungen und Prophe- zeiungen gelangten, für die die Bezeichnungkatastrophal� noch viel zu milde erscheinen mußte. So sprachen Leiter der v-Banken, wie U r b i g von der Discontogesellfchast und von S t a u ß von der Deutschen Bank, und wiesen mathematisch nach, daß die finanziellen Forderungen der Sieger um ein Dielfaches das gesamte deutsch  « Volksvermögen überstiegen und daß das gesamte deutsche Kredit- wesen in kürzester Zeit zusammenbrechen würde. Der Bremer  W i t t h o e s t bewies, als Sprachrohr des deutschen   Großhandels und der chansastädte, daß der Verlust der deutschen Kolonien diesen Zweig der deutschen Wirtschaft unrettbar ruinieren würde. Ballins Nachfolger an der Spitpe der Hapag  , C u n o, ebenso wie der Leiter des Norddeutschen Lloyd  , H e i n e k e n, sahen als Folge des Der- lustes der Handelsflotte die restlose Verödung der deutschen Hafen-, städt« binnen kürzester Zeit voraus. Landwirlschastliche Spezialisten wie der inzwischen verstorbene Herr von Braun zeigten, wie der Verlust der Korn- und Kartoffelkammern Deutschlands  , Posen und Westpreußen  , Deutschland   mit andauernder Hungersnot bedrohe. Der badische Kommerzienrat Bosch prophezeite den Zusammenbruch der chemischen Jnduftrs« allein infolge der Zwangslieserungen. Und was erst die Hütten- und Kohlenmagnaten, die karren Röchling  , Fritz Thyssen  , Hillger usw. voraussagten, hätte, wenn es sich später auch nur annähernd erfüllt hätte, genügt, um Deutschlands  Industriegebiete vollständig zu oeröden und in Schlachtfelder der bolschewistischen Anarchie zu verwandeln. Unerfüllbare Kohlen- lieferungcn würden den finanziellen Zusammenbruch des Berg- baues zur Folge haben, während der Verlust fast der ganzen beut- schen Eisenerzproduktion, besonders in Lothringen  , der deutschen Hüttenindustrie und damit der gesamten Metallindustrie einen töd- lichen Schlag versetzen würde. Auf diesen Ion waren alle Reden der Sachverständigen ab­gestimmt. Eine dumpfe Verzweiflung breitete sich über den Saal, die Stimmen der Redner zitterten zuweilen vor Erregung. Es war ein heißer Tag gewesen, der Abend war schwül, über dem finsteren Park von Versailles   flammte das Wetterleuchten ferner Gewitter auf. Die rauchgeschwängerte Luft im großen Speisesaol wurde bald unerträglich. Man riß die breiten Fenster auf. Nach einer Weil« erschien an der Tür ein deutscher Pressevertreter und rief in den Saal hinein:Meine Herren, ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, daß man draußen im Hof und auch auf der Parkseite jedes Wort verstehen kann!" Fürwahr, wenn man bedenkt, welche bis ins Groteske gesteigerte Vorsicht bislang gegenüber mutmaßlichen Spionen und Mikrophonen angeordnet worden war, so mußte es um so seltsamer erscheinen, daß man bei jener Sitzung die elementarsten Maßregeln außer acht ließ und sogar bei weit geöffneten Fenstern laute Reden hielt. Doch Brockdorff-Rantzau   antwortete der gut gemeinten Warnung schlagfertig und unter lebhaster Zustimmung:Das schadet nichts: Diese Reden können die Herren Alliierten ruhig er- fahren! Sie mögen wissen, wie wir ihre Bedingungen beurteilen und wie einmütig die Delegation sie verwirst!" Die Debatte wurde fortgesetzt. Sie sollte gegen Schluß insofern lebhaster werden, als die ersten weltanschaulichen Gegen- s ä tz e zutage traten. Anlaß dazu bot eine schneidige Erklärung des Generals von Seeckt  . Für ihn war der Versailler Vertrag natürlich schon wegen der Abrüstungsbedingungen gänzlich an- annehmbar. Im Gegensatz zu S ch ü lk i n g, der es als ein« ve- sonders wichtige Ausgabe der Delegation bezeichnet hatte, die Auf- nähme Deutschlands   in den Völkerbund zu erwirken, weil dann manche Erleichterung auch bei den übrigen Bedingungen erho,ft werden könne, erklärte Seeckt, daß er an den künitigen Frieden durch den Völkerbund nichl glaube und daß Deutschland   einer star- le» Wehrmacht nach wie vor bedürfe. Ein Volk, das der allgemeinen Wehrpflicht beraubt sei, sei dem Niedergang verfallen. Ein Friede, der Deutschlands   Wehrhaftigkeit untergrabe, sei unannehmbar. Ihm antwortete sofort der Reichsjustizministcr Landsberg  . Er wies darauf hin. daß. wenn es überhaupt einen Gedanken gebe, zu dem sich Deutschland   nach seinem völligen militärischen Zusam- menbruch bekennen müsse, wenn es jemals wieder hochkommen solle, so sei das gerade der Gedanke des Völkerbundes, zu dem er sich glühend bekenne. Die militärischen Bedingungen, mögen sie noch so hart und ungerecht sein, wären für ihn der letzte Grund, der ihh zu seiner ablehnenden Stellung gegen den überreichten Entwurf bestimmen würde. Deutschlands   Zukunftshoffnungen lägen bestimmt nich: auf militärischem Gebiete, sondern es werde die Mission des deutschen Volkes sein, auf sozialem und geistigem Gebiete voranzugehen. Nur so werde ein Wiederaufstieg des Vaterlandes möglich sein. Und er stehe sogar nicht an zu erklären, daß er auf die uns üb erlassenen, militärisch unbrauchbare» Rest« der deutscheu
ns Sikiai Versailles... Kriegsflotte gern freiwillig verzichten würde, wenn uns die Sieger dementsprechend mehr Handelstonnage zur baldigen Wiederbelebung unserer Wirtschaft überließen. Laut« Zustimmung von den verschiedensten Seiten unterstützte Londsbergs Ausführungen. Die Gruppe der kaiserlichen Militärs um Seeckt   herum, der Kommodore Heinrich, der Kapitän zur See Kiep, der bayerische   Oberstleutnant von Tylander machten aus ihrer Mißstimmung keinen Hehl. In dieser tragischen Stunde drohte die Kluft zwischen dem alten und dem neuen Deutschland  sich gewaltsam aufzureißen. Mit seinem psychologischen GefiD lenkte Brockdorff-Rantzau   ab; in der Sache und im Endziel seien sich alle Redner bisher einig gewesen. Der Vertrag sei in
Lotar Holland: Kunstersatz, Die Opernaufführungen während der sogenannten Berliner   Festspielwochen wurden nach Ueberwindung gewisier Schwierigkeiten auch im Rundfunk übertragen. Das ist, vom Standpunkt etwa der Mailänder Scala   aus gesehen, unbe- dingt ein Sieg der Absichten des Geistes der Reproduktion über die reine Künstlergesinnung, die, wie in diesem Fall, an einer ma- schwellen Vervielfältigung ihres Werkes, außer um pekuniären oder propagandistischen Berücksichtigungen willen, kein wirkliches, ziel- gerichtetes Interesse haben kann. Di« Rundsunkhörer aber triumphieren, daß auch sie nun die Festspielausführungen mit an- gehört haben was ihnen nicht im geringsten zu verübeln ist. Es dürft« jedoch vielleicht von Wert sein, einmal aus Grund dieser Rundsuntübertragung die Bedeutung dieser Kunstwerkoervielsälti- gungen für das Publikum im allgemeinen zu betrachten. Wohl besteht die Forderung, einem möglichst großen Teil des Lölkes den Genuß der Kunst zuteil werden zu lassen; denn schließ-
Kleine Thea aus den Bergen Kleine Thea aus den Bergen! Sechzehn Jahre, noch nichl siebzehn. Kam die Thea nach Berlin  . Ja, in Innsbruck   diente sie, Doch die Herrschaft seiner Leute. Die in ihrem Cafe Kaffee tranken. Kuchen aßen, konnte Thea nicht ertragen, Diese«: Fräulein, einen Kaffee! Fräulein, bitte eine Torte! War ein Kind, die kleine Thea, war voll Schwermut. Und Berlin  , die Jammerwüste, Hat Oasen. Das Gelächter Schüttelt in den Lichtreklame«. Aber auch die Schwermut schüttest Sich vor Lachen und verliebt sich In die Schmerzen seiner Tiefe, Zn das wissen von dem Ende, In den Trost, daß jede Stunde Sich als Tor brückt in das Nichts, Zn die Sensation da drüben, Zn die große Herzerschütterung Für ewig. And nun ist die kleine Thea, Siebjehnjährig, noch nich» achtzehn, vis zur letzten Stunde fröhlich, Kleine Thea aus den Bergen. plötzlich über alle Berge Fortgegangen und geschieden. wollte nicht mehr lachen, nein. wollte nichts mehr wissen, nein. Wollte nichts mehr fragen, nein, Wollte nichts mehr als die Ruhe, Als die Antwort aller Fragen. Kleine Thea aus den Bergen. Als die Sensation da drüben, Als den Tod. Arme Thea, noch nicht achtzehn. Kleine Thea aus den Bergen. hat sich in der Nacht um vier Uhr Still mit Gas vergiftet... Max Barths l.
lich hat jeder Mensch ein Anrecht aus dos vom Künstler der Allgemeinheit geschenkt« Werk. Es ist das Großartig« an der Kunst, daß' sie auch im Falle persönlicher Auftragserteilung eines Werkes oder der Widmung desselben einer einzelnen Person letzten Endes auf eine absolute, allgemeine Wirkung abzielt. Die Tot- fache, daß minderbemittelte Volksschichten in der Nutznießung dieses Anrechtes benachteiligt sind, ist eine f u n d o- mental« soziale Ungerechtigkeit, die bis zu der Ge- sinnungsverzerrung hinuntergeht, daß nur derjenige Mensch ein An- recht auf Essen, Kleidung und Wohnung Hab«, der über das ent- sprechende, durch ihm von der Gesellschaft ausoktroyierte relativ« Arbeit erworbene Geld verfügt. Es fragt sich nun nur. ob auf dem Wege der bisherigen Mittel ein neuer Zustand zu schaffen sei. Und da zeigt es sich in bezug aus die Kunst, daß wir viel zu leicht geneigt sind, den Wert der heutigen Dezentralisations-, Zer- streuungs-, mithin: Dervielfältigungsmittel der Kunstwerke im eigentlichen Sinne, deren die fortgeschritten« Technik uns in jedem Jahrhundert einig« neue in den Schoß wirft, zu überschätzen. Aus dieser allwegs optimistischen, sorglosen Gesinnung heraus hat sich die Ansicht verbreitet, daß im Hinblick auf die kulturelle Bedeutung des Buches als Aufzeichnungs- und CctferäuagsmttM
dieser Form unannehmbar und es sei ganz natürlich, daß ein jeder das Gebiet, das ihm am nächsten liege, am stärksten unterstreiche. Di« klein«, gedrungene Gestalt des alten Gewerkschaftsführers Carl Legten erhob sich. Mit seinen ruhigen, leicht sarkastischen Worten lenkte er die allgemeine Aufmerksamkeit auf sein Votum: Es sei im Grunde genomnzen ganz gleichgültig. Wir könnten ab- lehnen, dann würben die Sieger versuchen, ihr« unerfüllbaren Be- dingungen mit Gewalt durchzusetzen, aber es werde ihnen doch nicht gelingen. Wir könnten annehmen und dabei betonen, daß die Bedingungen Unsinn seien, aber wir würden dann doch nicht un- erfüllbare Bedingungen ausführen können. Am deutlichsten komme dieser Widerspruch im sozialen Teil des Vertrages zum Ausdruck. Dieser Teil sei zwar stark verbesserungsbedürftig, enthalte aber sehr gesunde Grundsätze und Gedanken. Aber der Rest des Vertrages sei derart maßlos, daß diese gesunden Grundsätze und Gedanken sich nicht verwirklichen ließen. Noch einig« weitere Redner ergriffen das Wort. All« kamen zu verzweifelten Schlußfolgerungen: Hungersnot, Zusammenbruch, Chaos, Anarchie seien als Folgen«iner Unterzeichnung unabwend- bar dann doch lieber ablehnen.
statt Kunst jede weitere technische Apparatur zur Aufzeichnung und Verbreitung von Geisteswerken auch zur Dezentralisierung der bestehenden Künste verwendet werden müsse. Auf diese Weise glaubt man, die Kunst ins Volt tragen, bezw. dieses den ihm bisher verschlossenen Künsten näher bringen zu können. Vor zwanzig Jahren schämte sich kein Bürger, die Meinung öffentlich zu vertreten, daß O e l- druck und Gipskopie von klassischen Skulpturen zur Hebung des allgemeinen Bildungsniveaus beitrügen. Diese Ansicht konnte nur einem Zeitalter entsprungen sein, dem es in der Gesinnung lag, sich kritiklos den Ding«n, die ihm ein« momentane Bewunderung einflößten, in devoter Subordination zu unterwerfen: derartige Autoritäten im Glorienschein haben mancherlei Namen getragen: in unserem Fall« war es die Technik... und sie ist es auch heut« noch. Di« Dienste, die sie uns anbietet, sind aber Danaiden- geschenke: di« di« Menschheit zwar um kulturell« Güter bereichern, aber ihr im Mißbrauch ebenso wertvolle Schätze rauben können. Es kommt auf die Anwendung der Maschine an, worüber wir uns im Rausch der ersten Begeisterung nicht immer im klaren zu sein scheinen. Es ist nickst der Sinn der Technik, dem Menschen neu« Be- quemlichkeiten zu verschaffen also einen Zustand kultureller Ent- Wicklung nur zu verbreitern: bestehende Kunstformen zu verviel- sättigen sondern im Gegenteil: ihm neue Mittel �roduk- tiver Schöpfung zur Hand zu geben denen gegebenenfalls die Eigenschaft der Dezentralisation als wesenentsprechend inne- wohnt: wie dem Film! Von diesem objektiven, die Ideologie der subjektivistischen Bequemlichkeitsanschauung verneinenden Gesichts- punkt aus gewinnen die technischen Kulturverbreitungsmittel ein Aussehen, das zu den gegenwärtigen Praktiken in schlagendem Gegensatz steht: werden auch sie zu produktiven Handwerkszeugen des menschlichen Geistes. Erhalten sie die Aufgabe der Erzeugung neuer, ihrer speziellen Apparatur entsprechender Wertschöpfungen. Bestimmend für jedes Kunstwerk und damit auch mitbestim- mend für die Art des Kunstgenusses ist die Struktur des tünst- lerischen Mittels: Material, Handwerkszeug, Apparatur. In ihnen erschöpft sich der Ausdruck des Werkes, und an sie ist er gebunden. Es sind die Voraussetzungen somit für«ine Opernaussührung zum Beispiel: das Vorhandensein eines mit den Augen faßbaren, sym- bolischen Attionsraumes für die Sänger und Darsteller(d i e Bühne in irgendwelcher Form) und zweitens die inner« Der- bundenhest eines irgendwie als abgeschlossen von der Umwelt er- fühlten Zuschauerraumes mit diesem künstlerischen Aktions- zeMrum. Wenn diese beiden Bedingungen der Opernaufführung genommen wenden, hört eben die Oper auf zu existieren. Was der Rundfunkhör«r irgendwo in der Sofaecke seines Zimmers, umgeben von der Realität seines Alltags, eventuell während der Lektüre eines Buches, hört: das ist unter Nichtbeachtung apparat- technischer Reproduktionsmängel eventuell Musik, Dialog aber n i ch t i m gering st en vergleichbar mit einer Opernausfüh- rung. Was also durch diese lediglich reproduktiv angewandten Kunst- Verbreiterungsapparaturen dem Volk dargebracht wird, sind t e ch- nische Verschlechterungen, verstümmelte Bruchstücke selb- ständiger, formgeschlosscner Kunstwerke. Der Kinobesucher, der Radiozuhörer begnügen sich leider damit: weil sie unter der falschen Macht ihrer Einbildungskraft stehen. Für den gewohnten Theater- besucher können zum Beispiel die Opernübertragungen eine will- kommen« Anregung zur Erinnerung geben: wenn sich aber der Rundfunk die Aufgabe setzt, neue, weite, bisher dem Theater fern- stehende Volkskrcis« mit Kunst zu versorgen, so dürfte für diese die Opernübertragung nur die Wirkung haben, daß sie beim Hören mit ihrer eigenen Phantasie aus dem heute jedem Menschen ge- läufigen BegriffOper" das Fehlende hinzudichten, das die Radio- apparatur der Opernrealisation genommen hat. Für derartige Vor- gänge auf dem Gesamtgebiet des Geistes haben wir die klaren Ve» Zeichnungen: Halbbildung und Scheinkultur. Wir be- lächeln geringschätzig den Norkriegsbürger, der sich die Wohnung mit wertlosen Scheinkunstwerken vollfüllt« heute verbreiten Radio und Film die gleich« gefährliche Scheinkunst bis in die letzten, bisher von ihr verschonten Volkskreise. Die an sich produktiven technischen Apparaturen werden in der Gesinnung der bürgerlichen Bequemlichkeit zu Reproduk- rionswerkzeugen mißbraucht. Nicht zur Schaffung ihrer Struktur entsprechender neuer Werksschöpfungen sondern zur Erzeugung von Surrogaten. Das Kunsterlebnis der Volksseele erschöpft sich in Surrogaten! Die Auswirkung dieses Zustandes sehen wir an den letzten bürgerlichen Trümmern der Gegenwart Und dieser gleichen Zukunft werden wir entgegengetrieben. Man darf die Erscheinungen um sich nicht deshalb leicht nehmen, weil sie einem zu selbstverständlichen Gewohnheiten geworden sind. Gerade dann wird die Gefahr, die uns von ihnen droht, um so größer. Der Bedarf an Kunst ist außerordentlich, und wir können es als ein ganz natürliches Kausalgesetz ansehen, daß den modernen Kunstapparaturen die Eigenschaft der Kunsterlebnis-Dezentralisation in hohem Maß« innewohnt. Schaffen wir aber diesen Apparaturen entsprechende, originale, einheitliche und ihnen selbst entsprungene Kunstwerke, die die Phantasi« des Publikums künstlerisch anreger ahn zu« Ziele Hab« ab««icht als Zuhälter benötig«!