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(Beilage Sonnabend, 8. Juni 1929

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A uf australischer Farm Erlebnisse im Victoriagebiet/ Von Heinrich Hemmer

Das ganz aus Holz erbaute V a r r a h g l e n ist ein so freund- liches, in frisches Grün eingebettetes Provinzstädtchen und Klein- farmzentrum, wie man es im großen, sonngedörrten Australien nur in einem kleinen, relativ wasserreichen Viktoriagebiet finden kann, das Erinnerungen bald an England, bald an Schweden wachruft und auf alle Fälle das europäifch-grünste und-duftendste Stück Erde ist, das man außer Tasmanien und Neuseeland da unten im Süd- meer antrifft. Wir waren, ich und der Hamburger Kaufmannssohn George, eine Tagereis« weit von Melbourne herüber gefahren, einer modernen Wolkenkratzer-Großstadt, wo man sein Geld auf genau so leichte, angenehme und diverse Weise loswerden kann wie hier in Berlin : der Fahrschein war denn auch das Letzt« was wir dort noch erwerben konnten. Jetzt leisteten wir uns noch einmal den Luxus eines reinen Pensionsbettes, aßen ein letztes reichliches Hafer- grützen- und Hammelkotelette-Frühstück, legten unser letztes 3-Pence- Stück auf ein gemeinsames Glos Vier an und schntten, unsere swags, die Reiserolle, darin alles Nötige eingewickelt war, auf dem Buckel, aufs Geratewohl auf der nächstbesten Straße ins Land binein. Nach einer Stunde oder zweien hatten wir die Kleinfarmen hinter uns zurückgelassen und befanden uns im Gebiet der stations. Station das austrdlische Wort für raiige, rancbo ist eine Viehzüchter-Großfarm. Es gibt Schaffarmen von der Größe ein paar deutscher Läuder in Inneraustralien, wo die Qualität durch die Ouanlität des Bodens ersetzt wird: andererseits gehen die Bestrebungen der Arbeiterregierung schon lange dahin, die Monstrebesitze zu parzellieren. Dies war'ein Rindviehdistrikt: zu beiden Seiten der staubigen Landstraße dehnten sich erstaunlich grüne Weiden ins Un- endliche erst am späten Nachmittag erreichten wir das erst« öettiement. Das mit dem unvermeidlichen australischen Wellblech gedeckte Wohnhaus, die Nebengebäude,?a6docI-s, alles machte einen wohlhabenden, gepflegten Eindruck(obwohl nach unseren europäischen Begriffen eine australisch« Farmlandschaft immer ein Bild wüsten Durcheinanders präsentiert)... wir schritten unbe- kümmert durch die offene Holzgittertür(an der man beileibe nie die Worte:.Eintritt verboten!" lesen wird) und standen vor einem Mann, der Holz hackte und seinem Aeußeren nach der Farmkoch zu sein schien. Got a Job, male?* sagte ich, und«r wies mich mit meiner Frage um Arbeit an den boss, der gerade mit ein paar Farm- arbeiten« über den Hof kam.�vsn denen er sich(so reich er war) in Kleidung, Sprache und Manieren in nichts unterschied außer seiner besonders prominenten Art zu fluchen.(Auf dem großen Mel- bourner Pferderennen freilich, das auf der Welt nicht seinesgleichen hat, wird er wesentlich anders aufgetreten sein.) Aus die Frage, ob wir zu reiten und zu melken verstehen, mit einem herzhaft ausgesprochenen.Natürlich!" antwortend, waren wir angestellt: 2 Pfund die Woche, Kost und Logis. Ich werde Cowboy. Am nächsten Morgen, Uhre fünf, bekamen wir zwei Pferde aus dem l'aääoclc zugewiesen. Freund George, als er sah, wie ich mich in den Sattel schwang, gab sich einen Ruck und schwuppdich saß auch er auf dein Gaul. Leider hielt er sich außer am Zügel a n der Mähne fest: das Pferde ging vorne hoch und George hinten runter. Nach ein paar weiteren Versuchen war es klar, daß George auf dem Pfevderücken nichts tauge, und er kam in den Melkstall. Aber auch ich, der ich glaubte, mit meiner Reitkunst den Gaul meistern zu können, befand mich in einem großen Irrtum. Es mar ein sogenanntes stock-horse, auf dem ich da ritt, ein Pferd, dos jahraus, jahrein zum Küheeintreiben verwendet wird. Es waren an die tausend Kühe jeden Morgen und Abend einzutreiben, und damit waren ich und ein paar bessere Reiter jedesmal auf 1 bis 2 Stunden beschäftigt. Die.Kühe kamen, in dem Wunsch, ihre Milch loszuwerden, die ihnen Unbehagen verursachte, von selbst aus den Weiten und Tiefen der Domäne in die Nähe des«ettle- ment: das war soweit ein Trost. Und ich muß auch sagen, daß mein Brauner Hektar in allen das Kuhtreiben betreffenden Dingen vor- züglich Bescheid wußte: das war ein weiterer Trost. Auch ließ ich Hektar, der sein« eigene Meinung darüber hatte, welch« Herdenteile er bei einer gegebenen Abrundung noch mitnehmen und welche er sich bis zum nächsten Eintrieb aufsparen wollte, vollständig freie Hand, respektive freien Fuß. Was mich an Hektar entsetzte, war seine Art, durch H eck e n oder Gräben vorgeschriebene Umwege dadurch zu vermeiden, daß er, ohne auf meine Lenkversuche zu reagieren, glatt über jedes Hindernis hinwegsetzte. Ich hatte dabei das Gefühl, als sprengte ich auf einem Gummiroh über den Himalaya . Dann war die Sache mit der Peitsche. So ein« 5tock-«vbip besteht aus einem kurzen Griff mit drei, vier Meter langem Rie- men die schwingt man über dem Kopf und reißt sie zurück. Das knallt mächtig, aber wenn das Riemenend«, wie es anfangs passieren mag, einem über Backe und Lippen schlägt, so brennt es wie Feuer. Und zu Hause wird man mit boshafter Neugier gefragt, was denn geschehen sei und ob man sich mit den Ochsen geklopft habe. Beim Metten . Die zu melkenden Kühe werden vorerst in einen Dackdoek ge­trieben: das ist ein kleiner umfriedeter Raum innerhalb der großen umfriedeten Farmdomän«. wie man ihn auch für Pferde, Schlacht- vieh, verkaufte Herden und alle Tiere anlegt, die man bei der Hand haben will. Nach dem Eintreiben mußte ich in den Melk - st ä l l e n mithelfen, die zwei Reihen a 22 Stück faßten. An der Wand läuft«ine Leitung, durch die die Milch abgesaugt wird. An jedem Kuhstand hing«in Schlauch mit vier Saug stellen herunter, die am Euter angesetzt werden, sich festsaugen und auto- matisch abfallen, wenn die Kuh zu 30 Pro,, leergesaugt ist: die rest- lichen 10 Proz. werden mit der Hand abgemolken. Die frische Milch geht nach Melbourne : Freund George fuhr sie jeden Morgen und Abend zur Bahn und pfiff dabei einen Hamburger Gossenhauer. Nach dem Melken(das ich nur etappenweise begriff ich konnte vorher keiner Ziege Milch abzapfen) kam die. schöne, die Früh- stückstunde. Erst der landesüblich« Dorrige- Hafergrütze, einen großen Suppenteller, d. h. ein kleines Waschbecken voll, dann zwei bis drei Eier und Schinkenschnitten oder ebcnsooiele Hammel- toteUtUu ist bat oBttminbefk.

Was bedeutet auch ein Ei, ein Huhn, ein Hammel für einen australischen Großfarmerl Er weiß oft nicht bei hundert ja bei tausend Kopf seine Herde einzuschätzen. Das Zählen und Brand- marken ist eine Prozedur, die nur in großen Abständen vor- genommen wird und immer Ueberraschungen zutage fördert. Wie das selbständig gewordene Jungvieh mit glühendem Eisen das Farmzeichen in dos Fell eingebrannt kriegt ich bekam es zu sehen ist«in ebenso grausiger wie erstaunlicher Bor - gang. Die Geschicklichkeit der australischen F a r m b o y s, die in vollem Galopp vom Pferde Stieren und Rindern in die Hörner

springen, dies« mit einem Ruck zu Boden werfen und solange fest- halten, bis die Stampiglie des bosses eingebrannt ist, das sieht sich mehr wie ein Zirkusstück als wie eine Farmarbest an. Borbet sind dieromantischen" und nur von australischen Dichtern(für geringes Honorar) noch immer besungenen Zeiten der busbrangers, der Diehräuber, deren obskures Gewerbe es mar, un­gebranntes und auch gebranntes Jungvieh, das sie geraubt oder ge- stöhlen, mit einem neuen Stempel zu versehen. Denn man kann einem Farmer zwar nicht ein I für ein U, aber sicher ein A für ein O vormachen und ihm so sein eigenes Bieh zum Kauf anbieten. Einmal kam ein Nachbarfarmer und kaufte wilde, unein- gebrochene Pferd« von uns, an die 50 Stück. Wir sprengten aus der Farm herum, er suchte sich aus, was ihm gefiel, bis die Stückzahl voll war und die bezeichneten Tiere wurden von uns abgetrieben.

Di« Zauntür stand offen und wir trieben die Pferde auf die Land- straße, dort dachte ich, würde sie eine berittene Schar von Form- boys in Empfang nehmen ober es stand nur ein einsamer Gaul da, ein L e i t p f e r d von der Nachbarsfarm Nachdem wir die Zauntür hinter den Pferden geschlossen hatten, überließen wir sie sich selbst, der fremde Farmer ging zu unserem Farmer auf ein« Whiskyrunde, die sich wie immer in die Länge zog und abends («oenn er nicht doppelt gesehen hat) wird er schon die richtige Stück- zahl zu Hause angetroffen haben: denn seine Zauntür hat ebenfalls offengestanden, und die Pferde, die, von Reitern getrieben. Aus- brechungsversuche unternehmen, sind dem Leitgaul willig in das neue Heim gefolgt. Am Sonntag. Die Hauptreltertunftstücke bekam ich am Sonn» tag zu seh««, wenn zum allgemeinen Gaudium die widerspenstigsten Pferd«, die buekjumpers, eingefangen und geritten«verden. Bon vier bis fünf Mann geholten, werden die wildesten Tiere gesattelt und im Augenblick losgelassen, wo sich der Reiter hinaufgeschwungen hat. Im Nu beginnt der Kampf zwischen Reiter und Pferd. Der Gaul bockt vorne und hinter«, macht Katzenbuckel, schiebt die Beine zusammen und schnellt sie auseinander, daß der Reiter, der sich nicht vorsieht, wie ein Gummiball in die Luft fliegt. Wenn alles nichts nützt, versucht der buckjumper(der für seine Wildheit in der Um» gegend einen Namen hat, wie der Reiter für sein Geschick) den lästigen Mann auf seinem Rücken dadurch loszuwerden, daß er sich auf der Erde wälzt. Der Reiter hat aber rasch ein Bein zu Boden gesetzt, das Tier spürt das Gewicht nicht mehr, springt auf und im selben Moment hat es wieder den verhaßten Menschen auf dem Rücken. Wutentbrannt rennt schließlich das Pjerd gegen«inen Baum oder Zaun und versucht den Reiter einzuquetschen. Aber auch mit der großen stock-vvbip, der langen Lederpeitsch«, lassen sich effektvoll« Kunststück« ausführen, wie sie Douglas Fair» banks im Kino zeigt: man knallt zum Beispiel jemand auf vier Meter Distanz die Zigarette aus dem Mund. Der boss war mit drei Schwestern von schlvach ausgesprochene? Schörcheit beglückt, die sich, wie all« anderen Leute auf der Farm, an der Arbeit, namentlich der Melkarbeit, beteiligten und eine, namens Gwendoline, befaßte sich zu ihrem Privatvergüngen mit der in Australien wenig populären Schweinezucht. Nach sieben Wochen schon verließ ich mit meinem treuen Freude George dieFarm der tausend Kühe" nach einer Rauferei, die weder mit den Formtöchtern noch mit uns beiden einen de» sonderen Zusammenhang hatte, uns aber unsere Schwäche im Boxen und die Folgen klar vor Augen führte. Wir packten unsere swags und wanderten abermals ohne Fragen und Planen in die Welt hinaus: diesmal dein Busch zu, dem australischen Urwald.

Kteinwinzers Not

Hunsrück und Eifel umrahinen das Moseltal, welches die Biel- gestaltigkeit geschichtlicher Vergangenheit mit reizerider Umgebung paart. Jeder Reisende ist entzückt von den Flußtälern mit den Weinbergshängen, Wiesen und Wäldern. Der Glanz der Außen- weit verdeckt aber dem Wanderer die Not der Bewohner. Auf ihre ländlich« Weise fristen sie gleich dem Stadtproletariat ein karges Leben. Im Weinbau der Mosel und ihrer Nebenflüsse ist die stärkste Beslsizersplitterung vorhanden. Von den 12 Ml Weinbaubetrieben im Regierungsbezirk Trier besitzen zum Beispiel 30 Proz. bis 2000 Stock, d. h. rveniger als ein Biertel Hektar Fläche mit einem Durchschnittsertrag von weniger als 1 Fuder (1000 Liter). 32 Proz. 2000 bis 4000 Stock, also bis zu zoxi Fünftel Hektar mit einein Durchschnittsertrog von 1 bis 2 Fuder. 11 Proz. 4000 ksts 5000 Stock, bis zu einem halben Hektar mit einem Durchschnitlsertrag von 2. bis 214 Fuder. ' Die 8760 Kleinwinzer des Mittelmoselgebietes leben in unsagbar großer Armut, da sie lediglich auf den Weinbau angewiesen sind und keine weiteren Einnahmequellen haben. Zu dieser großen Schar gesellen sich noch all die W e i n b e r g s a r b e i t« r. die noch nicht einmal wenige Stöcke als Besitz nachweisen könne». Eine klar« soziale Scheidung ist nicht vorhanden, da alle Kleinwinzer, die nur bis zu 5000 Stock Besitz haben, als Weinbergsarbeiter gehen, um etwas bares Geld zu verdienen. Die Löhnung ist gering und entspricht nicht im mindesten der Arbeitsleistung. Vor dem Kriege lag der Tagesverdienst nicht über 2,50 M. Als nach der Revolution die freien Gewerkschaften eingriffen, konnten (und auch nur strichweise) Spitzenlöhnc von 45 Pf. pro Stunde erzielt werden. Die Kellerarbeiter, die schon 60 Pf. erreicht haben, sollen nur erwähnt werden. Direkt katastrophal ist aber die Eni- lohnung für das Düngerauftragen im Winter, wenn der Kleinbauer und Kleinwinzer keine Arbeit haben. Alan begnügt sich mit einem Stundenlohn von 15 bi» 25 Pf. Wie soll da eine Familie, die durchschnittlich mehr als sechs Köpfe hat, bestehen können? Der Ertrag des eigenen Wachstums kommt in den seltensten Fällen der Lebenshaltung zugute, da der Kleinwinzer infolge der schlechten Lage seines Besitztums(die gute befindet sich durchweg in den Händen der Kirche und des privaten Großbesitzes) keine Markcnweine, londern nur K o n s u m w e i n e auf den Markt bringen kann. Der Spitzenwein ist eine internationale Handelsware von besonderer Eigenart und Werthöhe geworden, daß für ihn der Feind des Konsumweins, die ausländische Konkurrenz, allgemein weder aus den Absatz noch die verteuert« Frachtlage Einfluß aus- üben kann. Der Großbetrieb ist quantitativ und qualitativ dominierend und kann schlechte Jahre überwinden. Anders der Kleinwinzer, der zugleich Weinbergsarbeiter ist. Ein schlechter Herbst vernichtet nicht nur den Erfolg mühseliger Arbeit, sondern belastet ihn mit Schulden. Ein guter Herbst bringt ihm die Möglichkeit, die laufenden Spesen zu decken, an Rücklagen kann er aber nicht denken. Eine Besserung der Lebenshaltung schaltet aber in jedem Falle aus. Nach Erhebung«» de» Wnzerverbandes für Mosel, Saar und

Ruwer sind in einer bestimmten Anzahl von ihm statistisch erfaßter Moselgemeinden durch die Inflation 6 695 000 M. zwange- entschuldet worden. Bei den gleichen Winzern(es handelt sich«vor» wiegend um Kleinwinzer) haben die 10 Monate des spanischen Handelsprooisoriums eine Schuldenlast von 6 188 000 M. gebracht. Das Elend ist des Kleinwinzers treuester Gast. Zn sechs Wochen z. B. wurden In 79 woselgemelnden 1979 Pfändungen, 2693 Roloerkäuse und 104 Notverkäuse von Canb- parzellen vorgenommen. Um den Schwierigkeiten dieser Menschen wirksam zu begegnen. sind von Reich, Staat und Provinz umfangreiche Mittel zur Ber- fügung gestellt worden. Die Einsicht gewinnt allmählich unter den Kleinwinzern auch Platz, daß der Staat in seiner Notlage das tut was er tun kann. Die Versammlungen sind dafür der best« Grad- messer. Daran ändert auch nicht die mit billigen Argumenten arbei- tende Aufputschungstaktik der Deutschnationalen, die erst in jüngster Vergangenheit entfaltet wurde. Die Not ist tatsächlich sehr groß und hat schon bestanden, als der Freiherr v. L ü n i n g k, der Präsident der Rheinischen Landwirtschaftskammer, sieentdeckte" und als Vorspann ausnutzen wollte. Von dem schmalen Einkommen soll nun die Familie erhalten werden. Wenn auch Frau und Kinder mitarbeiten, teils Lohn» ausgaben vermeiden helfen, teils bares Geld als Tagelöhner ein- bringen, so kann trotz alledem kein erträgliches Lebensniveau erreicht werden. Kulturelle Bedurfnisse, die der Industriearbeiter, wenn auch in bescheidenem Maß«, befriedigen kann, scheiden überhaupt aus. Nur zu oft ist das Mittagessen eine blanke Kartoffelsuppe. Wenn der Chronist uns überliefert hat, daß die Nahrung aus Kar- toffeln, rauhem Brot mit Butter oder weißem Käse besteht, und weiter erzählt, daß wenig Fleisch gegessen wird, die Speisen mager und schlecht zubereitet werden, dann hat er nicht übertrieben. Denn was einstens galt, ssb heute noch kein« Seltenheit geworden. Das Wohnen gleicht dem Essen. Behausungen sind in den Weinorten anzutreffen, die kein Industrie- arbeiter bewohnen würde. Die Versuch«, gerade die schlechten Wohnverhältnisse abzustellen mißlangen. Ein Beispiel aus einem bekannten Moselorte lehrt das Warum. Mit Hilfe öffentlicher Mittel hat man Wohnungen für Weinbergsorbeiter errichtet. Der Mietzins gestaltete sich so, das. nahezu die Hälfte des monat- lichen Verdienstes hätte bezahlt werden müssen. Kein einziger Weinbergsarbeiter konnte daher die für ihn errichtet« Wohnung beziehen. Diese Not der Kleinwinzer ist uralt, periodisch wiederkehrend. Hier mag Karl Marx , der Trierer Iuristensohn. lange bevor er englische Verhältnisse kennen lernte, die ersten aber gründlichen sozialen Studien gemacht haben. Di« einzige Möglichkeit, um dem Einerlei des langen Arbeits- tages zu entgehen, bietet die Auswanderung. Was seit den siebziger Jahren in der niederrheinischen Industrie Aufstiegsmöglich- leiten suchte, richtet jetzt seine Wege nach der Saar und Lothringen nach dem Wurmgebiet und von dort nach Hollands Kohlenbecker Viel« kommen aber wieder zurück. Denn die Arbeitstraft ist kei gestrchte War« mehr. Waldemar Wob