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Im Schatten Stalins. Oer kommunistische Parteitag in Berlin  . Einigt Leinwandschilder vor den Pharuzsälen in der Müller- siroße zeigen an, daß hier der 12. Parteitag der Kommunistischen Partei vor sich geht. Sonst weist nichts auf dieses Ereignis hin. Eonnabend abend war eine Kundgebung im Sportpalast, Sonntag vormittag die konstituierende Sitzung. Der nicht übermäßig groß« Saal ist mit rotem Tuch ausgeschlagen; einige groß« Zeichnungen in Schwarz zeigen die Köpfe von Marx. Karl Liebknecht  . Rosa Luxemburg  , Lenin  ; neben der Bühne hängen Vorhäng« in freudigem Altgold. Die Delegierten sind also unter den Farben der Republik  zu ihren Beratungen versammelt. Es haben sich etwa 300 Delegierte eingesunden, unter ihnen sieht man gegen 25 Frauen. Wer sich erinnert, wie es früher auf kommunistischen   Parteitagen ausgesehen hat, der wird eine erheb- liche Veränderung feststellen müssen. Der revolutionäre Elan, ixr sich«Hedem in Schillerkragen, Russenblusen und fliegenden Lorken äußert«, hat der langweiligen gutbürgerlichen Kleidung Platz ge­macht. Der Typus senes Funktionär« überwiegt durchaus, dem die Organisation zum Selbstzweck geworden Ist und der von Theorien nicht viel hält, chier ist k«in Raum mehr für geistige Regsamkeit, wer an den Glaubenslehren der Kirche zu zweifeln wagt, der wird als Renegat und Konterrevolutionär hinausgeworfen. Wer diesen
Das gekränkte Rindvieh. Oer kommunistisch« Reich«tag«abg. chälltin titulierte seinen KraktionskoUtgen Madöaleno für einen unbe- sonnenen Zwischenruf al«du dumme« Rindvieh I"
.Ich verde dich lehren, mich mit einem kommunistischen  RetchstogSabgeordneten zu vergleichen!* Parteitag steht, der wird es begreifen, daß es auf den durchschnitt. lichen Parteikommunisten keinen Eindruck macht, daß diese Glaubenslehren heut« so und morgen anders befohlen werden. In solchem Kreis« sind dieV e r s ö h n l« t", denen«s jetzt an den Kragen gehen soll, ohne weiteres verloren, und die Leute mit dem robusten Gewissen und der eisernen Stirn werden«inen mühe- losen Sieg über alle ihre Gegner davontragen. Um 10 Uhr sollte die Sitzung beginnen,«» wurde ober kurz vor>-§12 Uhr, als endlich Wilhelm Pieck   die Delegierten begrüßt«. Di« Wahl des Präsidiums wird nach einer schon vorher fertig- gestellten Liste vorgenommen, Borsitzende sind Pieck   und Meckert. Danach ein C h r«n pr S s id i u m aus Leuten in der Ferne: Stolin. Molotow, Kusinen, Losowski, Manuilski  , Margis, ein Haupt- okteur im Tschekaprozeß. An diesem Punkt wird aber die Regie unterbrochen. Ein Delegierter aus dem Ruhrrevier erhebt sich und beantragt auch die Streikleitung von Bombay in das Ehrenpräsidium zu wählen. Pieck   wird verlegen, er hilft sich da- mit, daß er vorschlägt, den Borsitzenden des Streikkomitees von Bombay in das Ehrenpräsidium zu wählen. Run folgen Begrüß um gsanfprachen. Es stürmt«in gewisser Brandt auf das Rednerpult, der politische Leiter vom Wedding  . MU markerschütternder Stimme dankt er dem Partei- tag, das er seine Tagung gerade in diesem Bezirk abhalte, wo in den Maitagen da» revolutionäre Proletariat auf die Barrikaden gestiegen sei. Dieser Parteitag werde die Taktik für den Generalauf st and zu beraten hab«n. Am Sonntag fehlte allerdings noch die Hauptperson, der Ber- treter au- Rußland. Aber er ist schon unterwegs, er hat sich nur «in wenig verspätet. llnd Teddy sprach... Auch heute begann der kommunistische Parteitag mit eineinhalb- stündiger Berspätung. E« war �11, als endlich Heckert die Der- Handlungen«rösfnet«, und«s wäre noch viel später geworden, wenn nicht die Delegierten ihren Unmut durch heftig«? Händeklatschen Ausdruck gegeben hätten. Zuerst kamen wiederum Begrüßungen. Dazwischen eine..Sensation': Meckert erzählt von dem Briese einessozialdemokratischen Arbeiters, in dem mitgeteilt worden sei, daß während des Parteitages In Magdeburg   eine Konferenz ab- gehalten worden s»i, an der Wels, ÄufhSuser. Sollmann. Toni (Bender und Zörgiebel und«inige andere sozialdemokratisch« Führer teilgenommen hätten. Man Hab« dort die Aufhebung des Demon- strationsverbots in Berlin   beschlossen, damit Zörgiebel neu« Gelegen- heit erhalt«, die kommunistisch« Partei zu provozieren und mit noch schärferen Mitteln als in den Maitagen gegen sie vorzugehen.Die Sozialdemokratie ist also schon auf dem Schindanger angelangt!' rief Heckert aus. Und dieser Parteitag klatschie zu diesem Unsinn stürmisch Beifall! Edlich erhält Thälmann   das Wort: Er kam, er sah, er siegte. Di« Delogierten begrüßten chn mit lautem Händeklatschen, daraus sang man die Internationale, und zum Abschluß wurde noch «inHeil Moskau' ausgebracht. Di« Gegner Thälmanns sind also schon" vernichtet, kaum daß der Kampf begonnen hat. Für die Der- söhnler und dl« anderen Renegaten steht ein« schlimm« Zelt bevor. TbSlmann begann pflichtgemöß mit der Verbeugung vor Moskau  . «r betonte daß selbstverständlich für die komiministssche Partei Deutschlands   die Beschlüsse der Moskauer Internationale richtung- gebend seien. C« folgte dt« Übliche großzügige..Analyse' der lnter- nationalen Sog«,»in besondere» Kapitel des Vortrags solle sich mit derEntwicklung der Sozialdemokratie zum Faschismus' beschäf- tigen. Aber die Verlesung dieses Kapitels wird eissi in die Räch- Mittagsstunden fallen, da Thälmanns Redefluß drei bis vier Stunden in Anspruch nehmen soll.
Schauspiel und Over.
Volksbühne. Berlin  , wie es weint und lacht." David K a l I s ch amüsiert« vor 70 Jahren seine Berliner  . Er war ein pfissiger Kerl. Süßes und Saures hatte er vom Leben empfangen, er hatte als Bureauschreiber einig« Hosen durch- gescheuert und schließlich auch als Fabrikarbeiter die nötigsten Groschen zusammengebracht. Dann wurde er sehr lustig, er lochte und weinte, er scheute sich' nicht, den Leuten die zähesten Tränen- drüsen auszudrücken. Man kann das heute noch merken, wenn man eine von seinen alten Possen ausführt. Berlin  , wie es weint und lacht' ist nicht die schlechteste. Ein braves Mädel kommt in den Verdacht des Dieb- stahls und außerdem nach dem Umweg üb«r das Kittchen zu einem braven Mann. Der Spieherklamauk mit dem Hausdrachen wird angefeuert, und man hat Gelegenheit, sich über die ekligsten Weiber- exemplare zu entrüsten und über das goldenste Mädchenherz zu freuen.. So blieb der Erfolg in der sommerlichen Volksbühne nicht aus. Man spielte d!« alte Posse nach altem Rezept, wenn auch die Bühne nach neuester Technik gedreht wurde. S a b o war der tüchtige Bürgersmann, der sich dos verdächtigte und zur holdesten Unschuld gereinigt« Dienstmädchen in die Ehe holt. Margarete M« l z e r schmolz als Dertreterin dieser Mädchenperl« in Wehmut und Wonne. Agnes Straub   machte sich als Ehehyäne noch unbeliebter, als die Posse es sortierte, und man begrüßte sie mit wildem Beifall. Hans Waßmann  , der eheliche Dulder und schließliche Sieger über sein widerwärtiges Ehekreuz, gefiel sich in allen Uebertreibungen, die solchem Unglücksraben und als Glücks- pilz wiedererstandenem Manne gestattet sind. Alle übrigen Künstler spiellen mit Behagen aus die dickste Wirkung, und sie wurden auch von ihrem Regisseur Fritz Holl   angewiesen, mit tausend Schlichen und Verlockungen und Pointen das Parkett zu bombar- dieren. Die Wirkung blieb nicht aus. sie war kolossal. dl. H.
DieZsedermaus" im OeutschenTheater Dom Theater   mit der ältesten Tradition erwarten die Berliner  und die Fremden zu den Berliner   Festspielen etwa» ganz Beson- deres. Die Erwartungen wurden nicht getäuscht. Max Rein- Hardt inszenierte im Deutschen TheaterDie Fledermaus  '. Der Aufführung hat er«ine funkelnagelneue Bearbeitung zu- gründe gelegt, die Karl R ö ß l e r und Maroellus Schiffer be< sorgt haben. Die beiden Bearbeiter sind dabei mst solcher Pietät ans Werk gegangen, daß man von einer Abweichung gegen die ge- wohnte Form kaum etwas merkt. Wir hatten gehofft, zu der zün- denden unsterblichen Musik des Johann Strauß  «inen neuen zündenden Text zu hören, mtt Anspielungen auf aktuelle Zeitereig- nisse. Di« Hoffnung hat sich nicht erfüllt. d«r Text ist unwesentlich geändert und dafür hat man am musikalischen Bestand der Operette einiges weggenommen und einiges hinzugefügt. Den Erfolg der Aufführung entscheiden Ludwig K o i n e r s Bühnenbilder. Der große Wurf ist die Ballszene beim Prinzen Orlowski im zweiten Akt, in der die Feststimmung von der Bühne ins Parkett übergeht. Wenn nach dem Empfang der Gäste di« Drehbühne sich zu bewegen beginnt und das Palais de» Prinzen am Auge des Parketts vorüberrollt und endlich«in Parkettsaal von pompöser Pracht die Bühne ausfüllt, dann geht ein Ausruf der Bewunderung durch den Zuschauerraum. Die Sz«ne löst sich auf in«inen Rausch wirbelnder Bewegung, einer Verkörperung des Walzers an sich und damit einer Ehrung für den unvergänglichen Johann Strauße Daß von der ersten bis zur letzt«» Szene sprühende Laune herrscht, dafür bürgen die Namen der Darsteller. Reinhardts reizen- der Einfall: den Prinzen Orlowsky spielt nicht die Soubreti«, son- der» ein männlicher Darsteller, hier Oskar K a r l w« i s. Sein ge- langweiller blödblasierter Ton erzielt unglaublich komische Wirkun- gen, Hermann T h i m i g als Eisenstein sprüht vor Lustigkeit und Temperament, Wie der Schlußbeisall erweist, hat da» Deutsche Theater seinen Sommererfolg.- Ernst Deiner.
Die schwarze Orchidee" D i e s ch w a r z« O r ch i d e e', nach der E u g e n d'A l b« r t s neue Oper heißt, ist das Wahrzeichen einer Rewyorter Verbrecher- band«. Keiner ganz gewöhnlichen Bande: Ihr Haupt ist ein sehr vornehmer Mann, auf den Höhen der Welt geboren, durch Erbschaft wird er gor Peer von Schottland, sein Duzfreund, der Ches der Geheimpolizei, erscheint persönlich, um ihm zugleich mit der feier- lichen Botschaft in aller Devotion den Glückwunsch der Obrigtell zu überbringen. Also, wir sind in allerseinster Gesellschaft, und«s ist wieder einmal die allbeliebte Geschich:« vom Gentlemaneinbrecher. Hier als modern-mondäne Sensationskomödie aufgezogen, aber mit erstaunlicher Harmlosigkeit abgewickelt, und nach einem anspruchs- vollen ersten Akt sind wir schon im zweiten mitten in der dümmsten, fadesten Operette. Und dÄIberts Musik ist- alles in allem, von betrübender, beschämender Armseligkeit: es fällt schwer, mehr darüber zu sagen. Ein Werk, nicht eben einer hohen Kunstgallung angehörend, obendrein herzlichst schlecht gemacht. die Städtisch« Oper hat, um es herauszubringen. Mühe und Kosten nicht gescheut. Prahlender Mittelpunkt der glänzend aufgemachten Ausführung ist Hans Fidesse r.(Zwei Tag« zuvor im Soloquartett der 9. Sinfonie als. Vertreter der Tenorpartie der Best« seit langem, den wir gehört): ein elegant verführerischerEinbrecherkönig' und mit jugendlich blühender Stimme. Und Margret Pfahl, Belli Hecrmann, Wilhelm Guttmann, Gerhard Fe chn er in den übrigen Hauptrollen: der Komponist durfte mit der Besetzung zufrieden sein. Und auch dies« Premiere, der es übrigens an Beifall nicht gefehlt hat, lief als Berliner   Festspiel 1929. Festspiel? Gewiß, wir können nicht alle Tage einen Toscanini am Dirigentenpult verlangen. Auch unser« deutschen   Kapellmeister woll«n wir ehren, aber es muß nicht gleich Ignatz Woghalier sein. Dessen Name, und nicht nur der Name, beschwört eine Vergangenheit herauf, deren Erinnerung sich nie ganz hat bannen lassen: Die Ber- gangenheitDeutsches Opernhaus'; man weiß, was da» bedeutet. Sly", ,/Oie schwarz« Orchidee', von komnienden Dingen noch nicht zu reden: das ist dos typische Novitätenprogramm«ine» mittleren Stadttheaiers. Der künstlerisch« Kurs des Hauses beginnt einig« Besorgnis zu erregen; es wird noch mehr darüber zu sagen sein. Elans Pringshcirn. Münchener   Theaier. Das am Residenztheater zur Uroufsührung gelangt« LustspielTumult' von Alexander Lernct-Holenia wurde beifällig und am Schluß doch mll spürbarem Widerspruch auf- genommen. Dieser Widerspruch kam diesmal aber von feiten seiner Anhänger, die es dem vielversprechenden Autor der DramenDe- metrius',Soul  ' undAlkestie' sowohl, w!« dem Verfasser und Kleist-Preisträger des LustspielsOI!a potrida* nicht ersparen konnten, einen Mißgriff zu konstatieren. Borzüge einer reichen und originellen Begabung sind auch dem verfehlten LustspielTumult' nachzuweisen. Im flüssig leichten Dialog versucht Lernet-Holenia   immerhin das leicht« Unterhaltungs- stück etwas hintergründiger auszugestalten. Er geißelt unsere ge- sellschaftlichen Zustände, modische Geschmacksrichtungen, Verworren- Helten und dos Oberflächlich« heutiger Flirts und Liebesofsären, ohne pathetisch zu werden. Er besitzt dabei die anmutige Leichtigkeit, die bei den, Franzosen so gerühmt und bei deutschen   Lustspielautoren so oft vermißt wird. InTumult' aber eben um einer in Liebes- geschäften Tumult erregenden Frau die Bedeutung zu geben, die aber charakteristisch nicht herausgearbeitet ist schreckt er vor keiner unmöglichen Situation zurück. Situationen, deren Unwahr- scheinlichkeit selbst im seichten Schwank gewagt und befremdend blieben. Ansprachen an falsche Adressen, die sich durch willkürliches Verschwinden der Beteiligten vom Schauplatz wiederhol«». Das Stück wurde in München   zur Uraufführung herangeholt. um dem beliebten Gustav Waldau   eine große Rolle zu er- teilen, in der wieder seine charmant« Persönlichkeit am richtigen Platze steht; da aber seine Gegenspielerin den Ehetumult durch Temperament weniger verständlich zu machen verstand, wurden die Mangel des Stücks um so weniger verdeckt. �Ikreä dl»>-«r.
Heuschnupfen  .
her,
Genuß" kommt nicht vonNiesen' Der Wortstamm ist«in andrer, Denn das Genießen fällt recht schwer Dem heuverschnupften Wandrer. Das Auge rinnt, die Nase flieht: Nur wer nicht niesen muß, genießt. Als der Herr die Vergeblichkeit seiner Bersuche einsah, die Menschheit von ihrer Sündhaftigkeit durch verhältnismäßig milde Raditalkuren zu heilen zuerst mit Kaltwasser, zum andernmol mit Pech und Schwefel, da ergrimmte der Herr uifo beschloß, sie zu strafen bis ins tausendste und abertausendste Geschlecht. Und der Herr erfand den Heuschmipfen. Alljährlich in den Juniiagen wird ein Teil der Menschheit ans Kreuz geschlagen für di« Sünden der gesamten Menschheit. Wer den Heuschnupfen nicht selbst hat, gehabt hat oder mit einem Heu» schnupfenbesitzer verwandt, verschwägert oder gar verheiratet ist, kann nie ermessen, was es bedeutet, mit dieser Pest behaftet zu sein.Cr' ist das einzige Gesprächsthema schon Wochen vor seinem Eintreffen, beherrscht alle Gedanken, durchkreuzt olle Pläne, wenn sie nicht von vornherein mit Rücksicht aufIhn' aufgestellt werden. Wenn ein gewöhnlicher Mensch einmal niest, so reflektiert«r darauf, daß ihm von allen Anwesenden promptGesundheit' ge- wünscht wird. Wenn ein Heuschnupfenfranker einmot niest, so niest er sofort noch einmal, wieder und wieder, bis er sich restlos in Flüssigkeit aufgelöst hat Alles juckt, brennt und läuft: der Gaumen, die Nase, der Hais, die Augen. Besonders die letzteren hören über- Haupt nicht mehr auf zu brennen und zu tränen. Der Heuschnupfen  - besttzer läuft herum wie ein Mensch auf der Beerdigung seines liebsten Derwondten und weint, w«int. weint. In besondere nett gelagerten Fällen ist der Heuschnupf«» mit Krämpfen in Armen und Beinen, bei anderen Leuten mit hohem Fieber, wieder bei anderen mit asthmatischen Anfällen verbunden.Er' reagiert vor allem auf Blütenpollen und Kohlenstaub auf letzterem am stärksten in der Eisenbahn  . Für den Heuschnupfenbesitzer existiert weder Lenz noch Lieb«. Ein Blumenstrauß auf hem Tisch jagt ihn in di« Flucht, ein« blühend« Wiase bringt ihn in Ekstasen der Verzweiflung. Erst wenn die Heuernte beginnt, geht der Heuschnupfen seinem Ende ent­gegen. Daher sein Name. Ein Trost ist der Gilde der Heuschnupfenbesitzer verblieben:
ihre Krankheit ist eineKrankheit der Jugeitt»',«in« ausgesprochen moderne Krankheit. Sie greift von Jahr zu Jahr um sich, und schon heute dürften etwa drei Prozent aller Menschen(merk­würdigerweise meist Männer) heuschnupsenbehaftet sein. Und das bietet, abgesehen von der Halbierung geteilter Leiden, den Heu- schnupsenbesitzern«inige Zukunftshossnungen: denn, wenn einmal die Hälft« der Menschheit im Juni mit grünen Brillen in der Welt umherniest, wird dem Heuschnupfen   seine schlimmste Seite, die Lächerlichkeit, genommen sein. Es gibt ungezählte Mittel gegen den Heuschnupfen, die alle ein Gemeinsames haben: keines hilft. Ihm zu entgehen, gibt es nur zwei Möglichkeiten: will man für das eine Jahr Ruhe hoben, so flieht man nach Helgoland  , ins Hochgebirge oder auf eine süd- liche Insel. Will man ihn für immer los sein, so bringt man sich um. iüte. Nansens Plan für den Zeppelinflog zum Nordpol  . Für den seit längerer Zeit in deutschen   Kreisen erörterten Plan einer neuen großen Polarexpedition mit dem Zeppelin im nächsten Frühjahr hat Frithjof Nansen bedeutsame Richtlinien aufgestellt, die die Zu- ltimmung der anderen Teilnehmer gefunden haben. Nach der Mel- dung Osloer Blätter soll die europäische Basis für die Ervedition nicht an der Murmanküste, sondern an der Finnmarkentüste van Nordnorwegen errichtet werden, während für die amerikanisch« Basis anstatt Nome Fairbanks in Alaska   aueersehen ist Die Er- richtung von Ankermasten an diesen beiden Stellen soll so schnell wie möglich begonnen werden. Als die Hauptaufgaben der Erpedition bezeichnet Nansen die Festlegung der Grenzen des tieien Polar- meeres und eine Untersuchung der möglichen Landungsplätze für Luftschiffe. Dabe.i sollen verschiedene Versuche zu landen gemacht werden. Die Fahrt zum Nordpol   wird demgegenüber als meh" nebensächlich bezeichnet, aber große Ansttengungen sollen gemacht werden, um die sibirisch« Küste photographisch aufzunehmen, um ein« genau« Karte herzustellen. Die Expedition soll drei Wochen dauern und Ansang April 1930 beginnen. Während des ganzen Fluges wird der Zeppelin eine doppelte Monnschast haben. it Heiraten in der Stunde. Ein Statistiker hat ausgerechnet. daß in New Park in jeder Stunde 17 Heiraten geschlossen werden, wobei allerdings der.Arbeitstag' nur mit 8 Stunden angenom- men wird. Derselbe Gelehrte hat auch die Zahl der täglichen Tele- phongespräche in der Riesenstadt stattstisch zu erfassen gesucht. Da­nach werden innerhalb von 24 Stunden 16 410 000 Anschlüsse ver mittelt, so daß 1l9 Anrufe aus die Sekunde entfallen. Eine«u,s>ell»ng zur Getchichte, Technik und Lehandlung de» waudbilde» findet vom 13. 27. Juni im großen Saale de« Zentralwstbnts für Erziehung und Unterricht statt.