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Copyright Bücherkreis ausViermännerbuch
Zeckleins Haus, c«- Fortsetzung) Eines Abends kam der Dater heim und sagte:..Frau, setzt gibt's Konkurrenz! Der Zecklein aus dem Unterdorf will in die Nähe kommen, zwei Häuser weiter hat er sich angekauft!" Die Mutter aber sogt« nichts, als:O weh der armen Kinder! Der Mann hat sich verkauft!" Die!Wtter hat recht behalten. Soviel ist sicher, als der rothaarichte Zecklein ein paar Tage später mit dem Baumeister die lange Notariatstreppe herunter» hinkte und übers ganze Gesicht glänzte, wie ein austauender Schnee- könig, wußte er nicht, was er sich für einen Stein um den Hals gehängt hatte. Stnrft hätte er das Händereiben sicherlich bleiben- lassen. Zwar mußte jeder, der nicht gerade von der Konkurrenz war, eine Freude an Zeckleine Anwesen haben, wenn er's ansah. Cs lag so schön am Bahndamm zwischen Wickys Garten und zwischen dem vom Zagula. Wie hingemalt sah e« aus, und wenn es auch nicht so groß war wie ein Loch in der verfluchten Kaserne, Platz für die sechs Köpfe der Zeckleins hatte es doch. Freilich war das Häuslein teuer gewesen, sündhaft teuer sogar, ganze dreieinhalbtouseiid Mark, die Kosten der Derschreibung und die Steuer noch nicht mitgerechnet. Der Zecklein hatte, das wußte der Vater gewiß, von sich aus nicht mehr als fünfhundert Mark anzahlen können, und selbst die waren bei guten Freunden entlehnt, und so rund und glitzrig und sauber die Goldvögel auch aussahen, es klebte dennoch viel Demütigung und eine dicke Schicht Angst- schweiß daran. Aber der Zecklein in selbem Schuhmacherverstand dachte, ich schosf's doch! Ich habe mein« zwei Hände und meine Frau ist auch nicht ungerad, die kann hausen, und die vier Gotts- allmachtsmäuler der Kinder werden schon noch so viel llbriglasien, daß es zur Verzinsung reicht. Denn das ist das wichtigste: der Zins muh genau entrichtet werden. In diesem Punkt versteht der Hypothekenherr, der Baumeister Stammler, keinen Spaß, so jokos er sonst auch ist. In seinem Besitzerstolz ging der Zecklein viel mehr unter di« Leute als jemals zuvor, damit er Gelegenheit hatte, beim Heim- kommen sein eigene» Häuslein von außen betrachten zu können. Das gab dem Ballon seines Selbstgefühls immer neuen Auftrieb, und eines Tages konnte er nicht mehr anders, er nahm ein Stück Kreide und schrieb mit ungelenker Schrift an die braun gestrichene Haustür:Dies Haus ist mein Haus!" Und das Wortmein" in dem Satz hatte er mit drei dicken Strichen unterhauen, einen mäch- tiger als den andern. Ja, dies Haus ist mein Haus! Im ersten Jahr ging auch alles gut, wie am Schnürchen. Dem Zecklein schmeckten die Sachen, die er im eigenen Garten zog, viel besser, als wenn er sie im Unterdors auf dem Markt für teures Geld hätte kaufen müssen, und wenn's auch nur räudige Sellerie- knallen waren. Zeckleins Zufriedenheit mit sich selber im besonderen und mit der Weltordnung im allgemeinen stieg, und wer genauer hinsah, konnte merken, daß sein Schusterbäuchlein, dos sich bisher nur nach einwärts gebogen hatte, anfing, sich ein Speckpolster zuzulegen. Im zweiten Jahre aber war olles wie abgeschnitten. Im Garten fing's an. Die Erdflöhe traten massenweise auf, mehr als Soldaten im Manöver, und überwältigten mit ihren gefräßigen Mäulern die jungen Setzlinge. Die Schnecken und die Regenwürmer fraßen den Salat, und was von Kappes und ähn- lichem Zeug da war, dos wurde von den elenden Raupen kaputt- gemacht.., Noch vor mittlings Sommer war nichts Grünes mehr in den Beeten, alles hing lummlig und stummlig, und die Gartenerde sah aus, als sei sie mit Feuer abgesengt worden. Uebrigen» ging's nicht nur dem Zecklein so, sondern allen im Dorf, die eigenen Garten hatten: den Aecklein jedoch traf es am härtesten, weil er am abhängigsten war und nichts zuzusetzen hatte, Dazu kam, daß die großen Seidensärbereien und die Webereien in der Gegend stillstanden, weil keine Arbeit mehr da war. Hat aber der Arbeiter kein« Arbeit, so hat er kein Geld und hat er kein Geld, so kann er keine Schuhe sohlen und riestern lassen, da muß er seine Alltagsschlurpen ablaufen bis auf den Rahmen oder bis auf die Brandsohle. Und läßt der Arbeiter keine Schuhe mehr sohlen, dann hat der Hausbesitzer Zecklein nichts mehr zu tun, und hat er nichts zu tun, so fließt keine Einnahme und dann müssen die roten Kupferofennige aus den Kastenritzen herausgescharrt werden, und dann langt es kaum zum Leben, geschweige denn zum Zinsen! Das war eine traurige Zeit, die sich da hinfätzte. Aber die Leute hätten lange voraus wissen können, daß es so kommen würde und sie hätten sich danach einrichten können. War nicht im ver- wichenen Winter drei Wochen lang abends ein Schweifstern am Himmel gestanden, sehr zur Verwunderung aller? Und hatte nicht damals io Hannsbattles Theres aus dem Schatz ihrer Erfahrung dem Satz herausgeholt: So ein Stern ist eine Rute Gottes und bedeätet niemals etwas Gutes, sondern nichts als Krieg, Pestilenz, Hunger, Mißwachs, zum Zeichen der Mahnung an den Himmel geschrieben. Gewiß, auch der Zecklein hatte diesen Ausspruch gehört, ihn jedoch für Altweibergesabber gehalten. Aber selbst, wenn er darin geglaubt hätte, was würde es ihn genützt haben? Nichts und drei- mal nichts! Denn so ist es in dieser Welt eingerichtet, daß nur dem geholfen wird, der etwas hat. Dem anderen nicht. Der arme Teufel mag sich begraben lasten. Sein alleiniger Zweck ist Wurmfraß. Das mußte der Zecklein in diesen zwängenden Tagen oft spüren. Er machte manchen vergeblichen Bittgang und rannte von Pontius  zu Pilatus, um wenigstens so viel Geld aufzunehmen, als die schuldigen Zinsen ausmachten, die oerfallen waren. Denn der Stammler hatte schon den zweiten saugiftigen Brief losgelassen und geschrieben, falls er von Zecklein nickst innert acht Tagen den Zins hätte, hall» er sich an den Vertrag und tündig« fristlos die Hypothek. Nicht umsonst hatte der Stammler so scharf geschrieben. Dieser Baumeister war ein Krowattenmacher, wie er im Buche steht. Der würgte rücksichtslos, wo er nur konnte. Do« hatten olle im Dorfe gewußt. Nur der Zecklein nicht, sonst würde er sich schon gehütet haben, dem Henker die Köpfmaschine abzukaufen und sich selber an Brett und Messer zu liefern. Wo der Zecklein auf seinen Bittgängen auch anklopfte, nirgends fand er Hilfe. Alle, die ihn anrücken sahen, knöpften die Kittel zu, sogar die. die seine besten Spezi gewesen waren und ihm das Kauf.
geld vorgestreckt hatten, sagten: Verehrter, uns steht selber das Wasser bis zum Hals. Wir müssen unser geliehenes Geld wiederhaben! Dalli! Dalli! Da wußte der Zecklein nichts Gescheiteres zu tun, als zum Lemius hineinzusitzen und die Geldsorgen im Alpirsbacher   Lagerbier zu ersäufen. Aber zu einem solchen Sorgentod ist verdammt viel Flüssigkeit nötig, da muß tüchtig nachgeschwenkt werden, eher sinken die schwarzen Gehirnspinnen nicht unter! Schließlich hatte es der rotgesichtige Häuserschlächter so weit, daß alles vergantet werden mußte. Nicht nur das Häuslein allein, nein, auch das Feld und der Hühnerhof und der Hasenstall, auch ein Bett und zwei Kästen und ein Küchenschrank, dazu der ganze Laden, alles was darin war, alle die hohen Schuhschäfte, die so schön nach Leder rochen, die weißen Schachteln, ans denen großmächtig die Nummern standen, die schwarzen und die gelben Schnürsenkel, die zu je hundert gebündelt waren, die Knopfhaken, die Schuhlöffel, das Schlupfpulver, der breite nußbaumene Tisch. Ja sogar die Hasen aus dem Stall, die vier belgischen Riesen, mit einem Fell wie Silber, mußten daran.(Hätte der Simpel sie lieber vorher gefressen, sagte Lieni, der Schmied.) Der Zecklein sagte den Tag zu seinen Kindern, er überlebe die Schande nicht. Aber die Kinder waren noch nicht so groß, daß sie hätten wissen können, was Schande eigentlich ist. Für sie war da» alles, was da vor sich ging, eine willkommene Unterbrechung des häuslichen Allerleis. Darum holten sie alle Spielgefährten zusammen, alle Kinder in der Nachbarschaft, und sagten wichtig zu uns:»Kommt mit, heute ist was los, Perle, heute wird bei uns versteigert!" Da» ließen wir Rassell'änderlche uns* nicht zweimal sagen. Neu- gierig kamen wir angesummst, wie die Wespenschar vor den Ein- schlupf, setzten uns auf die ausgetretenen Sairdsteinstaffeln de» Zeckleinschen Häuslein» und schauten zu, wie sich die Leute drängten, wie ein fremder Mann mit einem preußischen Veamtenschnurrbart einen großen Tisch vors Haus stellen lieh, auf dem er die Sachen, die versteigert wurden, ausbot. Wir paßten auf wie die Luchse und merkten uns alle Einzel- heiten, wie der Fremde eine Zahl ausrief, wie die Leute dann im Elfer kamen und boten, einer über den anderen, wie der Fremde dann überlaut schrie: Zum ersten-, zum zweiten- und drittenmal! und wie er dann jedesmal danach mit einem Holzhammer einen lauten Knall auf den Tisch tat. Das machte Krach. Das war fein! Uns Kneckes war das neu und ungewohnt, und noch lange Wochen hinterher spielten wir nichts anderes alsVersteigerung". Die Leute, die bei der Gant waren und etwas ersteigert hatten, zeigten alle frohe Gesichter und lachten prositlich: so billig, wie jetzt bei der Zeckleinschen Versteigerung hätten sie in ihren, ganzen Leben noch nicht gekaust. Es ginge ja alles fort um ein Nasenwasser.
Nur die Frau Zecklein war nicht froh. Die stand ganz allein vergessen im Hausgang, hatte ein nasses Taschentuch in der Hand und heulte und wurde gar nicht mehr fertig mit dem Abwischen der Tränen. Jedesmal, wenn ein Stück Hausrat hinausgetragen wurde, ging ihr Gewein von neuem los. Das Wasser lief von ihr, wie von einen, »offen Regenschirm, und zum Schluß stand sie in einer wahrhaftigen Lache von Tränen. Der Zecklein war von diesem Tag an verschwunden. Die im Dorf, die immer gern die Zungen heraushenken, sagen, er sei ab Amerika  . Nichts ist von ihm zurückgeblieben als Sprichwort, das noch Manchmal im Mund geführt wird: Dies Haus ist mein Haus! Thorska. Wenn Thorska an fein Leben zurückdenkt, so sind Prügel das erste, auf das er stößt. Prügel zu allen Zeiten: am Morgen beim Aufstehen, am Mittag beim Essen, am Abend vor dem Verschwinden in die Klappe. Prügel bei jeder Gelgenheit: beim Fortgehen, beim Heim- kommen, beim nichtsahnenden Verweilen oder Dasitzen. Prügel in jeder Form, mit der flachen Hand, mit der geballten Faust, mit dem Spannriemen, mit dem Waschseil. Prügel mit dem Stecken, mit dem Besenstiel, mit dem Teppichklopfer, mit schmalen Kistenschwarten, einem ausgefallenen Stuhlbein oder mit dem Ende eines Lattenhags. Prügel in jedem Ausmaß: von der einfachen Ohrfeige über tückische Knüffe und Püsse und Rippenstöße zu erniedrigenden Fuß- tritten ins Gefäß bis zu einem Auskroch von Schlägen, in dem sich die West dreht und jede Besinnung schwindet. Prügel, nichts als Prügel! Soweit Thorska zurückdenken kann, nichts als Prügel! Alle Vorkommnisse des Lebens stehen als drohende Vorwände für Prügel da Ein Iugendhorizont voller Angst, voller Schrecken! Thorska möchte nie mehr Kind sein. Auf so gepeinigtem, versteinlgtem Boden gehen die Wurzeln nicht tief, und als der Burschen seinen ersten freien Aufschnaufer tun tonnte es mochte so in seinem sechzehnten Jahr sein riß er aus. Aber er kam nicht weit. Da er die Gesetze der Landstraße nicht kannte, von Anpassung an die Schweinereien des täglichen Leben» wenig wußte, so tapple er dahin wie ein junger Hund, der sein Dasein nur nimmt als Gelegenheit zu Rannst und Spiel und sanften Brocken. Was bewirkte, daß er mit seiner jungenhaften Hunds- tappstgkeit schon in Mülhausen   der Polizei in den Weg lief, die ihn ein wenig im grünen August umherschaukelte und ihn dann zurück in seinen Heimort schubte. Heini! In das alte Elend! Da sing Gottes Unmut erst recht auf ihn herabzusausen an! Klatsch! Patsch! In einem unerhört synkopischen und schmerzhaften Rhythmus. Als Thorska sich wieder auf die Straße und unter Menschen wagen konnte, da waren fünf bis sechs Wochen vergangen: denn so lange hotte es doch gedauert, bis olle die blauen und grünen und gelben Flecken von der Haut weg abgeblaßt und die Beulen vom Kopf verschwunden, die Schrunden und Löcher zugeheilt und die armen, kranken Augsdeckel wieder abgeschwollen waren.(Fortsetzung folgt.)
WAS DBR TAG BRINGT.
Kampf badender Mädchen mit einem Adler. In dem Ostseebade Schwarzort   auf der Kurischen Nehrung hatten vor einigen Tagen einige junge Mädchen ein Erlebnis, wie es In unseren Gegenden nicht häufig Ist.. Während sie badeten, wurden sie von einem mächtigen Adler angegriffen, der schon eine Zeitlang über ihnen gekreist war und sich dann plötzlich auf sie herabstürzte. Es kam zu einem heftigen Kampf, in dem der Adler mit seinen gewaltigen Flügeln und seinem scharfen Schnabel auf die Mädchen einHieb. Sie tonnten sich nur mit Mühe vor dem Ungestüm dieses gewaltigen Raubvogels retten. Durch ihr Geschrei wurde er»er- scheucht, so daß die Mädchen nach Hause flüchten konnten. Auf die Mitteilungen von ihrem Erlebnis begab sich der Dünenwärter an den Strand, um den Adler zu erlegen. Der Vogel kreiste wieder in großer Höhe, kam aber niemals so tief herunter, daß der Dünen­wärter zum Schuß kam. Als er mehrere Stunden auf der Lauer gelegen hatte, ohne einen Erfolg zu erzielen, ginjj er nach Haufe, denn er hoffte, daß der Adler sich nunmehr von dieser Gegend ent- fernen würde. Dies« Annahme war aber salsch, denn kurze Zeit, nachdem der Dünenwächter den Strand verlassen hatte, gingen mehrere Männer an derselben Stell« vorüber, wo die Mädchen angegriffen worden waren. Kaum hatten sie den Adler in den Lüften erblickt, als der Raubvogel wiederum dazu überging, die Männer anzugreifen. Hier hatte er aber energischere Gegner als in den jungen Mädchen. Trotzdem mußten auch die Männer, die mit stärkst eichenen Spazierstöcken bewaffnet waren, einen heftigen Kampf gegen das wütende Tier führen, das wiederum von seinen Flügeln und seinem scharfen Schnabel den unangenehmsten Gebrauch
ManUz, 10. Juni. Berlin  . g 16.00 Ado» DeiBmauli; Die Ausirabunttn in Ephesnt. 16.30 Das Fremdwort in der Oelehrtenspraclie(Deutscher Sprachverein  ). 17.00 Unterhaltumsmusik der Kapelle RoAsx. Anschließend Mitteilungen des Arbeitsamtes Berlin-Mitte. 19.00 Adele Schreiber  : Das Weltparlament der Frauen in Berlin  . 19.30 Obermazistratsrat Dr. HüuBler; Turn- und Sponecschichte. 20.00 Musika-Anekdoten.(Gelesen von Theodor LooS  .) 20.30 Internationaler Piotrammauslausch. Orchcsterkonsert. Diriient: Bruno Seidlc-Winkler. I Mozart: Ouvertüre zu der Oper..Don Juan". 2. Haydn  : Konzert dir Violoncell und Orchester, D-Dur(Cmanuel Feuer- mann). 3. Beethoven:AbecheuUeher- Wo eilst du hin?", ans der OperFideilo"(Frieda Leider  , Sopran). 4 Marschner(bearbeitet von PfiUnet); Ouvertüre.Der Templer und die Jüdin". 5. Rieh. SlranB: Lieder(Frieda Leidtr). 6. Wagner: Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde  "(Frieds Leider: Funkorchester). Nach den Abendmeldungen bis 030 Tanzmusik. Wahrend der Faule Blldfuik. KSnltswusterhsusen. 16.00 Französisch(kolturkundlich-literarlsehe Stande). 16.30 Dr. H. Moler: Die Iranzöslsche und die deutsche Oper im IT. Jahr­hundert. 18.00 Georg Foerster: Neue Strömungen in der Philosophie. 18.30 Englisch   iür Antin»er. 18.55 Dr. Fritzsche: Wie heben wir die Erträge in unseren Binnengewässern? 19.20 Dr. P. �Landau  : Deutsche   Cenelligkeit.
machte. Nach einem sehr wilden Kamps, bei dem mehrere Mäimer verwundet wurden, gelang es den Angegriffenen endlich, den Adler zu erschlagen. Sein« Größe ist sehr beträchtlich, denn seine Flügel haben«i.ne Spannweite von 2,60 Meter. Di« Hasendirektion Meine!, die den toten Vogel in Verwahrung nahm, hat die Absicht, ihn der Universität zu Kowno   für ihr ornithologisches Institut als Geschenk zu überweisen. In Amerika   wird oft von dem Ueberfall großer Raubvögel auf Menschen berichtet. Ja, es werden sogar Fälle erzählt, wo Adler Kinder in die Lüfte entführt haben. Bei uns aber dürste dieses Vorkommnis wohl ziemlich vereinzelt dastehen. Fische als Meisterspringer. Der englische Aufsichtsbeamte des Ouellgebiets des Weißen Nil  , E. B. Worthington, hielt kürzlich vor der Londoner Geographischen Gesellschaft einen Vbrtrag über die Kraftleistungen. die 1520 Pfund schwere Fische vollbringen, um über die reißenden Riponsälle, die eine Höhe von über 5 Meter haben, zu springen und zum Viktoria- sc« aufzusteigen. Nicht ollen gelingt es freilich, das Ziel zu er- reichen, da sie von den eingeborenen Fischern unterioegs gefangen werden. Kurz vor den Fällen befindet sich ein Strudel, wo die durch die lange Reise erschöpften Fische Rast inachen, um für den großen Sprung über die reihenden Gewässer des Falls Kräfte zu sammeln. Dort werden sie von den Fischern leicht geangelt, da die hungrigen Fische allzu gierig an den Köder gehen. Der eingeborene Fischer kann deshalb im Verlause eines Tages gut ein Dutzend großer Fische voR je 15 20 Pfund erbeuten. An einer anderen Strudel- stelle iii einer Felshühl«, die gleichsalls als Rast- und Sammel­stelle der wandernden Fische dient, erlegen die Eingeborenen die haufenweise zusammenliegenden Fische mit den Speeren. Teure Zutaten. Der Geschmack hat Im Wandel der Zeiten mannigfache Aende- rungen durchgemacht, die in der Entwicklung der Kochkunst ihren unzweideutigen Ausdruck finden. So liebt beispielsweise das Mittel- alter, dt« Speisen übertrieben stark zu würzen, und wie alles, was teuer Ist, auch in der Küchenmode und in Geschmack besondere Weit- schätzung erhält, so waren auch die kostbaren Spezereien zum Mode- luxus geworden, der die Küche der Reichen von der der Armen unterschied Kostete doch der Pfeffer vom 13. bis 16. Jahrhundert, nach unserem Geld« umgerechnet, 24 bi» 40 Mark das Kilogramm. und Zimt und Ingwer bedangen einen Preis, der zwischen 32 und 123 Mark für das Kilo schwankte. Di« Gewürznelken und Muskat­nüsse kosteten 48 bis 130 Mark, Safran gar 200 bis 400 Mark das Kilo. An di« Kostbarkeil dieser Spezereien gemahnt noch heule in Florenz   der Brauch einer Bruderschaft, die jährlich einmal ihren Mitgliedern ein Mahl gibt, bei dem ein Pfefferpudding das Haupt- gericht bildet. Montaigne   berichtet von einem Bei von Tunis  , der bei der Fletschbereitung solche Mengen von Gewürzen verwenden ließ, daß«in Pfag und zwei Fasanen, die auf den Tisch kamen. an Zutaten mehr als 1500 Mark gekostet hatten, während unter den Kesten eines Festmahl«, da» der französisch« Herzog d« la Frö- nwuile seinen Gästen darbot, da» Fleifch mit 1000 Mark und die dazu verwandten Gewürze mit 570 Mark berechnet wurden. Auch di« inländischen Würze wareck in der guten alten Zeit so kostspielig. daß sie sich nur reich« Leute gestatten konnten. Selbst da« Salz er- brachte zur Zeit Richelieus, wo Frankreich   damals zweieinhalbmal weniger Einwohner hatte als heute, allein 130 Millionen Mark an Steuern.