Einzelbild herunterladen
 

Die Republikaner sind wach!

Weihe eines Ebert: Brunnens in Zehdenik.

Das Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold hat in 3ehbenid mit Unterstützung der republikanischen Berbände einen Springbrunnen errichtet, der eine Bronzeplafette mit dem Bildnis des Reichspräsidenten Ebert trägt. Diese vom Regierungs­baumeister Rohr ges.hmackvoll geschaffene Erinnerungsstätte wurde am Sonntag mit einer weihevollen Feier der Stadt Zehdenid vom Reichsbanner übergeben. Aus der Stadt und den umliegenden Dörfern war die Bevölkerung zu Tausenden, von Berlin   waren Reichsbannertameraden auf sechs großen Lastwagen zur Feier herbeigeeilt. Auch der republikanische Motorrad flub beteiligte sich an der Feier. Auf 60 Motorrädern waren die Kameraden nach Zehdenick   gefahren. Als der Festzug sich formierte, umjäumten Taufende die Straßen und marschierten zu beiden Seiten des Zuges mit. Biele Geschäftshäuser und alle Behörden hatten geflaggt. Am Marktplak begrüßte Oberbürgermeister Thurau die Festteilnehmer und marschierte dann mit seinen Beamten an der Spitze des Zuges zum Feſtplag. Der Ebert- Brunnen steht inmitten einer herrlichen Grünanlage. Als der Festzug am Dentmal eintraf, waren die Straßen ringsherum schon von der Menge besetzt. Nach einem Gesangvortrag der Zehdenider Schulfinder vollzog Genoffe Arno Scholz   mit einer Gedenkrede an den ersten Reichspräsidenten  Friedrich Ebert   die Weihe des Denkmals. Friedrich Eberts   Wert wird in seiner Größe erst heute erkannt. In Friedrich Eberts   Geiste arbeitet das Reichsbanner, wenn es alle Kräfte für den Ausbau der Republik   zu einem sozialen Boltsstaat einsetzt, in der nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Gleichberechtigung garan­tiert ist. Der Ortsvereinsvorsitzende Hilgert übergab dem Ober­bürgermeister den Brunnen, der ihn mit den Worten übernahm: Wir denken nicht nur an Friedrich Ebert  , wir danken ihm auch für sein Wert. Er sei allen ein Vorbild.

Mit einer Ansprache eines Vertreters des Regierungspräsidenten von Potsdam   schloß die Kundgebung.

Das Reichsbanner läßt sich nicht ärgern! In dem uckermärkischen Dörfchen Heinersdorf bei Schwedt   besteht seit über einem Jahr eine Ortsgruppe des Reichs. banners; eine kleine Schar hat sich zusammengetan und ficht für die Republit mit Opfermut und 3ähigkeit. Seit der Gründung der Ortsgruppe ist den Gegnern tein Mittel zu schlecht, um die Aus breitung aufzuhalten. Es wurden die Führer verleumdet, die

Die Frau mit der Mauerfrone.

Ein Berliner   Stückchen.

Es sind gegenwärtig drei Angelegenheiten, die die Aufmerksam feit der Bevölkerung Berlins   in Anspruch nehmen. Das ist einmal die ständig zunehmende Verhäßlichung unserer Straßen durch radikale Abholzung aller Bäume, zweitens das Schicksal des volkstümlichsten Berliner   Dentmals, der Bero. lina, und drittens die drohende Vernichtung eines schönen alten Berliner   Baudenkmals, der Kolonnaden in der Leipziger Straße  . Wenn die letztere Angelegenheit der Bevölkerung als nicht so sehr wichtig erscheint, so eigentlich nur deshalb, weil sich jahrzehntelang niemand um dieses Denkmal gefümmert hat und weil man es geduldet hat, daß es verwahrlofte und verkam. Anders aber mit der Berolina.

Die stattliche Frau, die unser Berlin   verkörpern soll, trägt, was bisher nicht beachtet wurde, eine sogenannte Mauertrone auf dem Haupt. Das ist das uralte Symbol der freien Stadt im Gegensatz zu der Krone der Fürsten   und Könige und Kaiser. Daß dieses Symbol auch heute noch seine große Bedeutung hat, geht daraus hervor, daß die sämtlichen Fahrzeuge der BB G. neuerdings nicht nur mit dem Berliner   Bärenwappen schlecht. hin geschmückt werden, sondern daß dieses Wappen wiederum das Symbol der freien Stadt, die Mauerkrone trägt. Es scheint uns demnach keineswegs gleichgültig zu sein, daß das Denkmal, das immer noch als einziges bisher die freie Kommune symbolisiert, fang- und flanglos verschwinden oder faltschnäuzig irgendwohin gestopft werden soll, während die Duzende von höchst überflüssigen und gleichgültigen Denkmälern der ebenso gleichgültigen Dynastien unangetastet auf ihren bevorzugten Bläzen bleiben sollen. Mitten in Berlin  , auf dem Leipziger Play, stehen z. B., der Republik   und allen Republikanern zum Hohn, die Denkmäler jener Männer, die die 48er republikanische und deutsche Einheitsbewegung in Berlin  abwürgen halfen, der Graf Brandenburg   und der General Wrangel  . Der letztere wurde in einem Flugblatt jener Zeit, das vom Demokratischen Klub und dem Demokratischen Berein der Königstadt ausging, offen als Bolfsverräter bezeichnet.

Mögen immerhin der Berolina feine sonderlichen fünstlerischen Qualitäten innewohnen. Wenn man sie mit dieser Begründung verschwinden laffen wollte, fönnten in Berlin   Dugende von Kirchen und Denkmälern und Tausende von Häusern verschwinden. Will man sie aber durchaus nicht auf den Alexanderplatz   zurückkehren laffen, dann soll man jie, so wie sie ist, auf einem anderen repräsen tativen Platz aufstellen, weiterhin allen Berlinern und allen Fremden als Symbol einer großen und freien Stadt. Verschwinden aber tönnten wohl endlich und schnellstens vom Leip. ziger Platz die Herren Brange! und Brandenburg  , verschwinden fönnten vielleicht und mit einigem guten Willen die pom­pösen Kaiserkronen von der Brüde am Schiffbauerdamm und ver

Birken

-G

Haarwasser

Kameraden gemaßregelt, aber fogar" Freibier und der scharfe Drud für den Stahlhelm brachten feinen Rüdgang, sondern eine 3u nahme der Bewegung. Innerhalb eines Jahres war es gelungen, die Mittel für ein neues Banner zusammenzusparen. Am 2 Juni wurde es würdig bei reger Anteilnahme der Ortsgruppen aus der Umgegend geweiht. Die Heinersdorfer Kameraden hatten alles getan, um den Gästen einige angenehme Stunden zu bereiten. Vor allem war der Fest play schön gesäubert und eine Redner | tribüne aufgebaut worden. Die Heinerdorfer Kameraden freuten sich über die Arbeit. Aber es sollte anders kommen, sie hatten ihre Rechnung ohne den Gutsbesiger gemacht. Neben dem Fest platz ist ein Dorfteich, im Volksmund Ja uch tute genannt. Am Rande dieser Jauchtute liegen seit über 100 Jahren große, dreckige, kantige Steine. Am Sonnabendnachmittag tamen mun plötzlich mehrere Arbeiter mit Pferden und Ketten, die Steine wurden mit Ketten umspannt und auf den Festplatz geschleift. Ueber 40 Steine wurden kreuz und quer hingelegt. Der Festplatz gehört der Ge. meinde, auf ihm steht auch das Denkmal der im Kriege Gefallenen; selbst vor dem Gittertor wurden die größten der Klamotten hin­belanciert. Wollte man den Kameraden Steine in den Weg werfen, damit diese den für die Gefallenen gestifteten Kranz nicht niederlegen

tönnen?

Die Kameraden sagten: ,, Der Herr Gutsbefizer ist doch sehr auf das Reichsbanner bedacht; ein Teil der Kameraden hat einen weiten Marsch hinter sich, und nun wollte der Herr Gutsbesitzer für die Ermüdeten eine Siggelegenheit schaffen, deshalb die Steine! Nicht um uns zu ärgern, sondern aus Mitgefühl!"- Herein­gefallen, Herr Gutsbefizer!

-

Straßenfundgebungen des Reichsbanners.

Seit der Aufhebung des Demonstrationsverbotes zeigte sich gestern abend zum erstenmal wieder das Reichs banner in den Straßen Berlins  . Die Kreise Süden, Osten und Westen marschierten durch die Stadtbezirke Neukölln, Lichtenberg   und Wil­ mersdorf  . In Neukölln trafen sich die Kameraden am Bahnhof Kaiser- Friedrich- Straße und durchzogen die Hauptstraßen Neuköllns und Kreuzbergs   bis zum Görlitzer Bahnhof. Ueberall wurde der 1500 Mann starte Zug von der Bevölkerung herzlich it begrüßt. Die Kundgebung im Westen schloß am Witten­bergplay mit einem außerordentlich starken Aufmarsch der Ka­meraden ab. Die Kundgebungen verliefen ungestört.

schwinden könnten schießlich eines Tages dann die Gespenster aus der Siegesallee  .

Neue Zeiten brauchen neue Symbole, und so steht dem nichts im Wege, daß sich die Stadt Berlin   für das alte Unmoderne ein neues Beitgemäßes sucht. Die Künstler und Kunstschriftsteller, die jetzt die alte Berolina verschwinden lassen wollen, sollten Vor­schläge machen, wie man eine Stadt wie Berlin   in modernen Aus drudsformen versinnbildlicht. Frau Berolina mit der Mauerkrone aber gebührt ein ehrenvoller Plaz, nicht in einem Außenbezirt, sondern dort, wo die Berliner   selbst zu Hause sind.

Briefe, die man aus Versehen öffnet.

Der Kavalier zahlt alles.

Eine angebliche Verlegung des Briefgeheimnisses lag einer Privatflage zugrunde, die vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte zur Privatklage zugrunde, die vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte   zur Berhandlung ftand. Die Tänzerin Rita Adler- Andersen hatte gegen den Hotelbefizer Louis Adlon   eine Strafanzeige er­stattet, weil er Briefe von ihr geöffnet hätte; sie war aber auf den Weg der Privatklage verwiesen worden. Infolgedeffen stand jezt Louis Adlon   als Privatbeklagter der Tänzerin gegenüber.

Die Klägerin war für das Hotel als Vortänzerin mit einem sehr langen Vertrag verpflichtet worden. Neben­her stand sie aber, wie auch von beiden Seiten zugegeben wurde, zu dem Beklagten in freundschaftlichen Beziehungen. Es tam dann zu einer Entzweiung. Die Tänzerin behauptet, daß sie plötzlich ohne rechtlichen Grund entlassen worden sei. Die Ursache waren zwei Briefe, die die Klägerin an einen Freund, den sie furz vorher auf einer Reise in Wien   kennengelernt hatte, gerichtet hatte und die wegen ungenauer Adresse an die Absenderin, die im Hotel wohnte, zurückgekommen waren. Diese Briefe hatte Adlon   ge öffnet und gelesen. Den Inhalt der Briefe hatte er ihr dann vorgehalten und sie Knoll und Fall weggeschickt. Nach der Behauptung der Klägerin soll es aus Merger über ihre Untreue geschehen sein. Die Klägerin hat nebenher einen Zivilprozeß wegen Schadenersatz angestrengt, ist aber vom Landgericht abgewiesen morden. Der Prozeß schmebt jedoch noch vor dem Kammergericht. Der Beklagte bestritt, die Briefe absichtlich geöffnet zu haben, es sei aus Bersehen geschehen, da sie unter den Briefschaften des Hotels gelegen hätten. Als der Borfizende dann den Vorschlag machte, daß Herr Adlon   sein Bedauern über die Deffnung der Briefe ausspreche, die Gerichtstosten und auch die Anwalts. to sten, bie übrigens nicht unbeträchtlich sind, da die Klägerin fich einen der teuersten Anwälte Berlins   genommen hatte, trage, er flärte Herr Adlon   mit einer chevaleresten Handbewegung:" Ich unterschreibe alles," obwohl sein Rechtsbeistand Dr. Adolf Hamburger unter großer Heiterfeit ausrief: ch täte es nicht!" Das Berfahren wurde darauf eingestellt.

Säfte der Birken Kräfte

die' wirken

Elf Opfer einer Zelluloidexplosion. Kinderarbeit im faschistischen 3talien... Mailand  , 11. Juni.

In einer Zelluloidfabrit entstand heute, wahr. scheinlich infolge Selbst entzündung, Feuer, das rasch um sich griff. Unter den vielen in den Magazinen beschäftigten Arbeiterinnen und Kindern brach eine Panik aus. Neun Arbeiterinnen wurden schwer ver­

lett, von den Sanitätsmannschaften erlitten zwei bei der Rettung von Verunglückten schwere Brandwunden. Ein Kind wird vermißt, es dürfte in den Flammen umgekommen sein.

Zwei Zugfatastrophen.

Bei Madrid   und in Kolumbien  ( Südamerika  ). Ein von Avila fommender Zug entgleiste infolge falscher Weichenstellung bei der Einfahrt in den Madrider Nord­bahnhof. Der dritte Wagen des Juges wurde völlig zer­trümmert. 3wei Reisende waren sofort fot, zwei weitere wurden schwer verletzt. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Um 1 Uhr morgens war die durch den Unfall hervorgerufene Ber­fehrsstörung beseitigt.

Wie Affociated Pres" aus Bogota  ( Kolumbien  ) meldet, ist bei Javier ein Eisenbahnzug der Girardot- Linie entgleift. vier Personen wurden getötet, 25 verlegt. Da das Unglück auf übermäßige Geschwindigkeit beim Passieren einer gefährlichen Stelle der Strecke zurückgeführt wird, wurde eine be­hördliche Untersuchung eingeleitet.

" Sverige  " zweimal umgekehrt.

Reykjavik  , 11. Juni.

Das schwedische Transozeanflugzeug Sverige" startete heute früh um 4 Uhr 10 min. nach sorgfältiger Prüfung der Wetter­verhältnisse zum Weiterfluge nach Joigtut auf Grönland  , kehrte lich infolge zu schwerer Belastung. Um 6 1hr 35 min. stieg die aber nach 45 minuten in den hiesigen Hafen zurüd. wahrschein­" Sverige  " abermals auf und nahm Kurs auf Joigtut. Sie fehrte jedoch gegen 9 Uhr erneut zurüd.

Und wieder gestartet. Die ,, Sverige  " ist kurz nach 16% Uhr abermals in Richtung vigtut gestartet.

Drei Ertrunkene in Meißen  .

Aus Meißen   wird gemeldet: Nach den polizeilichen Fest­stellungen ist nunmehr als sicher anzunehmen, daß das verunglückte Fährboot Forelle" außer dem Fährmann von sieben Per fonen zur Ueberfahrt benutzt worden war. Demnach hat das Fährbootunglück drei Todes opfer gefordert. Die Zeichen der beiden Vermißten konnten noch nicht geborgen werden.

Kunstwissenschaftliche Fahrt nach Dresden  . Das Bolfsbildungs­amt Wilmersdorf veranstaltet bei genügender Beteiligung am Sonntag, 16. Juni, eine tunstwissenschaftliche Fahrt nach Dresden   unter Führung des Kunstmalers Ferdinand Krog mann. Neben einer Führung durch die Gemäldegalerie ist die Besichtigung des 3 wingers, der Hofkirche, der Frauenkirche, des Palais im Großen Garten   und anderes vorgesehen. Die Abfahrt erfolgt am Sonntag, 16. Juni, vom An­ halter Bahnhof   mit dem D- 3ug 8.01 Uhr, Ankunft in Dresden  11.12 Uhr, die Rückfahrt abends ebenfalls mit dem D- 3ug ab Dresden   19.23 Uhr, Antunft in Berlin  , Anhalter Bahnhof  , 22.25 Uhr. Die Teilnehmergebühren sowie der Fahrpreis für die Hin- und Rückfahrt einschließlich der D- Bugzuschläge betragen ins­gesamt nur 13,20 M. Anmeldungen zur Teilnahme an dieser Fahrt unter Einzahlung des gesamten Betrages nimmt das Volts= bildungsamt Wilmersdorf, Kaiserallee 1-12( Stadt­haus, Zimmer 15), werftäglich von 8 bis 15 Uhr, bis spätestens 12. Juni entgegen.

Lunapark- Kabarett. Auch das Juniprogramm hat unter dem

Wettergott allerhand zu leiden. Schade, denn es mühen sich wirklich

verschiedene gute Kräfte um das Gelingen eines fröhlichen Klein­funstabends. Ina Neubauer singt mit sympathischer Stimme, die Harvey Sisters meistern mit Humor und können allerlei Musikinstrumente, und Carl Stöhr ist ein überaus launiger Schnelldichter. Die Lachmustein versteht das Duo Otto Hoppe Ferdinand Grüneder in einer wirklich humorigen Gerichts­fzene in Bewegung zu versehen. Wenn dann zum Schluß Baul Westermeier seinen Abstecher nach dem Orient macht, um sich dort mit heimischem Wesen und Humor die arbeitslofe" Odaliste Vicky Werkmeister für wenig Geld zu erstehen, bleibt tein Bikelei, und eine gute Tangkapelle sorgt für das notwendige musi­

Auge trocken. William Berner tonferiert mit liebenswürdiger talische Geräusch.

Goldere Hod zeit feiern beute die langjährigen Abonnenten und eifrigen Refer des Vorwärts" Schloffer Emil Biegler und feine Ehefrau da, geb.& a ap, in Berlin   N., Drontheimer Str. 7, born I, im Streise von Kindern und Enkellindern.

Im Auftrag des Bezirksamtes Neutöln fingt der Freie Männerchor, M. d. DASB., am Sonntag, dem 16. Juni, 15 Uhr, im Neuköllner Bolts part, auf dem Plaz zwischen Aller- und Dfe: ftr.

Фе

bralle

Birkenwasser

1

*

Preis: RM 2.40 und RM 4.20 Liter RM 6.80 Liter RM 12.­

S