Donnerstag 43.3uni 1929
Unterhaltung unö Wissen
Beilage � des Vorwärts
John Oatsmorlhy: fDßf
Im Frühling des Jahres 19Z0 sah«in Rechtsanwalt mit seinem s Freund bei einem Glase Wein und Nüssen. Der Rechtsanwalt sagte:„Ms ich unlängst in den Akten meines Daterg blättert«, fand ich diesen Zeitungsausschnitt. Er ist vom Dezember Ig— datierr. Ein merkwürdiges Dokument. Wen» du willst, lese ich es dir vor." „Nittel " sagte der Freund. Der Rechtsanwalt begann zu lesen. „Vor dem Londoner Polizeigericht erregte ein ärmlich gekleideter, sedoch anstgndig aussehender Mann einiges Aussehen, als er oen Richter um einen Rat bat. Wir geben das Gespräch wörtlich wieder. „Darf ich an Euer Gnaden ein« Frage richten?" „Wenn ich sie beantworten kann." „Ich mächt' nur wissen, ob ich lebe." „Machen Sie keine dummen Witze." „Es ist mir vollkommen ernst damit. Euer Gnaden. Alles hängt für mich davon ab, es zu wissen: ich bin von Beruf Ketten- schmied," „Sind Sie bei Sinnen?" „Ich bin ganz bei Sinnen, Euer Gnaden." „Wie kommen Sie dann dazu, eine derartige Frage an mich zu stellen?" „Ich bin arbeitslos. Euer Gnaden." „Was hat das damit zu tun?"" „Gestatten Euer Gnaden, dah ich es erkläre. Seit zwei Monaten bin ich ohne mein Verschulden arbeitslos.. Euer Gnaden haben be- stimmt gehört, daß es Hunderte und Tausende in meiner Lage gibt." „Gut, fahren Sie sort." „Ich gehöre keiner Gewerkschaft an, Euer Gnaden: Sie werden doch wissen, daß mein Gewerbe nicht organisiert ist." ..Ja. ja." „Euer Gnaden, seit drei Wochen bin ich gänzlich mittellos. Ich habe mein möglichstes getan, um Arbeit zu finden, aber es war alles umsonst." „Haben Sie sich an den Armenrat Ihres Bezirkes gewandt?" „Ja, Euer Gnaden, aber der kann keine weiteren Unterstützungen mehr geben." „Bei Ihrer Kirchspielbehörde sind Sie auch schon gewesen?" „Jawohl, Euer Gnaden, und auch beim Pfarrer." „Haben�Sie kein« Verwandten oder Freunde, die Ihnen helfen könnten?" „Die Holste von denen ist genau so übel dran wie ich. Euer Gnaden, und den anderen Hab' ich schon alles abgeknöpft." „Was haben Sie—?" „Ihnen alles abgeknöpft— ihnen alles Entbehrlich« abge- Nammen. "*
„Haben Sie Frau und Rinder?" „Nein, Euer Gnaden, das ist auch ein Hindernis, überall komm' ich deshalb zuletzt dran." „Freilich, freilich— aber es ist schließlich noch die Obdachlosen- sürsorge da: Sie haben das Recht zu—" „Euer Gnaden, ich bin in diesen zwei Heimen gewesen, aber gestern abend wurden Dutzende von un? wegen Raummangel ab- gewiesen. Euer Gnaden, ich habe Hunger: Hab' ich denn kein Recht zu arbeiten?" „Nur im Armenhaus." „Ich Hab' Ihnen schon gesagt, Sir, daß ich gestern abend nicht mehr hineingekommen bin. Kann ich denn niemanden zwingen, mir Arbeit zu geben?" „Schwerlich." „Euer Gnaden, ich habe argen Hunger. Können Sie mir erlauben, auf der Straße zu betteln?" „Nein, das kann ich nicht: Sie wissen sehr gut. daß es nicht geht." „Vielleicht darf ich dann stehlen, Euer Gnaden?" „Aber, aber! Sie halten das Gericht unnötig auf." „Aber, Euer Gnaden, es ist mir bitter ernst. Ich verhungere buchstäblich, aus Ehre und Gewissen! Können Sie mir nickst erlauben, daß ich meinen Rock oder mein« Hosen verkaufe--?" Der Eilt- steller knöpfte den Rock auf und enchüllte seine nackte Brust.„Ich habe sonst nichts zu—" „Sie dürfen in keinem unschicklichen Aufzug herumlaufen Gesetzesübertretungen kann ich nicht gestatten." „Bekomm' ich dann wenigstens die Erlaubnis, im Freien zu schlafen, ohne wegen Dagabondage verhastet zu werden?" „Ich erkläre Ihnen ein für allemal, daß ich Ihnen nichts der- gleichen erlauben kann." „Was soll ich also tun, Sir? Ich spreche die Wahrheit. Ich will das Gesetz nicht übertreten. Können Sie mir sagen, wie ich ohne Nahrung weiterleben soll?" „Ich wünschte, ich könnte das." „Dann, Sir muß ich Sie fragen: Bin ich nach der Ansicht des Gesetzes überhaupt am Leben?" „Das ist eine Frage, guter Mann, die ich nicht zu beantworten vermag. Für das G«setz, scheint es, existieren Sie nur dann, wenn Sie es verletzen: aber, das werden Sie hoffentlich nicht. Sie tun mir herzlich leid: Sie können einen Schilling aus der Sammelbüchse haben. Der nächste Fall." ... Der Rechtsanwalt hielt inne. „Jawohl," sagte sein Freund,„das ist ja sehr interessant. Wirk- llch höchst sonderbar. Merkwürdige Zustände waren das damals!" lAutorisierte Uebersejung»«Ii Leon EchaNI)
3>ie Eroberung der Xufthöhe
Am 26. Mai 1929 hat der Iunkersflieger Neuenhöfer in Dessau eine Höh« von 12S00 Meter über der Erde im Flugzeug erreicht. Derartig« Höhenrekord« haben keineswegs nur sportliches, praktisch wertloses Interesse, sondern sind von«erheblicher Bedeutung im Hinblick auf die ganz systematisch verfolgten Pläne, den Schnellflug- verkehr der Zukunft in außerordentlich großen Höhen von 12 bis 15 Kilometern vor sich gehen zu lassen, wo der Lustwiderstand minimal ist. so daß man daselbst mit der Erreichung märchenhaft großer Geschwindigkeiten(1000 Kilometer und mehr In der Stunde) rechnen kann. Was«ine Verwirklichung derartiger durchaus ernst zu nehmender, wenn auch wohl erst in etwa zehn Jahren zu ver- wirklichender Pläne allein schon für die Postbesörderung zu be- deuten haben würde, bedarf nicht erst eines Nachweises. Insolge- dessen ist die allmähliche Bezwingung der großen Höhen der Atmo- sphäre durch den menschlichen Willen auch ein praktisches Verkehrs- Problem von nicht geringer Bedeutung, und es lohnt sich, den ein» zelnen Etappen nachzugehen, wie dies« Bezwingung bis zum heutigen Tage vor sich gegangen ist. Höhen von etwas mehr als 5000 Meter sind vom Menschen sicher schon im Altertum nicht ganz selten überwunden worden. Der stets außerordentlich wichtig gewesene Seidcnhandel zwischen Ehina und der Mittelmcerwelt spielt« sich lange Jahrhundert« über die Päsie des Pamirplateaus ab, die durchweg um LÜG) Meter Höhe aufweisen. Der für den Verkehr am wichtigsten gewesene»Terek - Dawan-Paß erhebt sich z. B. über 5000 Meter über das Meer. Da- gegen sah sich die Menschheit bis zum Ansang des vorigen Jahr- Hunderts nicht veranlaßt, jemals in größere Höhen hinaufzusteigen. Erst als das groß« physikalisch« Interesse und etwa gleichzeitig, seit Sausiures Montblancbesteigung(3. August 1787) die Freude an der hochalpinen Bcrgwelt erwacht«, drangen wagemutige Gelehrte in immer höhere Regionen hinauf. Alexander v. Humboldt erösfnete den glänzenden Reigen, als er am 23. Juni 1802 aus dem Chim- borasso zwar nicht bis zum höchsten Gipfel, aber doch bis 5810 Meter «mpordrang, einer Höhe, die nie zuvor«in Mensch erreicht hatte. Der Rekord blieb jedoch nicht lange bei ihm, den schon zwei Jahr« später wogt« sich der große französisch« Physiker Gaychussac im Freiballon bis auf etwa 7000 Meter Höhe hinauf, um physikalisch« Mesiungen anzustellen. Dies« Leistung blieb ein halbes Jahrhundert unübertrofien und wurde erst im Jahre 1852 von dem englischen Gelehrten Welsh in Kew wiederum erreicht. Bald darauf aber fanden die berühmten Ballonaussticge des Engländers Gloisher zu wissenschoftlichen Zwecken statt, die fünfmal die 700v<Meter. Höhe bedeutend überschritten. Der höchst« Ausstieg führt« am 5. Sep- tember 1862 in ein« Höhe, die zwischen 8500 und 9000 Meter g«. legen haben muß. Der genaue Wert ist nie ermittelt worden, denn die Apparate waren noch unvollkommen, und Gloisher selbst siel infolge des Sauerstoffmangels in Ohnmacht. Longe nahm an, die Gloishersche Leistung sei überhaupt nicht zu überbieten, und der Respekt vor den sehr großen Höhen wurde um so nachhaltiger, als am 15. April 1875 die beiden Franzosen Crocö.Spinevi und Sivel bei einer Wiederholung de, Glaisherschcn Versuchs in etwa 8000 Meter Höhe zu Tod« gekommen waren. Erst die Mitnahme komprimierten Sauerstoffes zum Einatmen Ermöglichte die Ueberschrestung der sonst todbringenden böllü-Meter- Grenze. Am 4. Dezember 1894 gelangte der Meteorologe Arthur Berson von Bitterfeld aus im Freiballon bis 9150 Meter Höhe hin- aus und überbot selber diesen Rekord, begleitet von Professor Süring. am 31. Juli 1901 durch das Wagnis einer Fahrt b-s 10800 Meter Höhe, wobei die beiden Gelehrten fast nur durch einen Zufall dem Geschick entgingen, das Los Sivel» und Grocö-Spinellis zu teilen.
Bergkletterer, die ungleich stärker« körperlich« Anstrengungen als Ballon- und andere Flieger zu überwinden haben und daher dem Sauerstofftnangel schwerer widerstehen können, gelangten lang« nicht viel über 7000 Meter Höh« hinauf. Die Besteigung des 7010 Meter hohen Aconcagua durch Zurbriggen und Dines 1897 und verschisden« Bergtouren Im Himalaya , die schließlich bis 7300 Meter führten, stellten Jahrzehnt« hindurch anscheinend dos Maximum des Erreich- baren dar. Schließlich aber hat die dritte der groß aufgezogenen englischen Expeditionen zur Bezwingung des Mount Everest Im Jahre 1924 doch dahin geführt, daß man, mit Hilf« guter Sauer- stoffatmung und sehr langsam vordringend, das letzt« Lager bei 8600 Meter Höh« ausschlagen tonnte. Beim Versuch, den höchsten Gipfel(etwa 8882 Meter) von dort aus zu erreichen, sind zwei jung« Teilnehmer der Expedition am 8. Juni 1924 in unbekannter Höhe eines nie aufgeklärten Todes gestorben..Der höchste Berg der Welt ist daher zurzeit noch unbezwungen. Natürlich wurde seit dem Aufkommen des Flugzeugs(1908) alsbald dieses in den Dienst der Höhenbezwingung gestellt. Die größten, von Flugzeugen erreichten Höhen steigerten sich ungemein rasch. Die sicheren Höhenrekordc betrugen: 1909 115 Meter, 1910 3100 Meter. 19lS 5610 Meter, 1913 6120 Meter. 1920 10 093 Meter. 1923 11 145 Meter, 22. Dezember 1927 11827 Meter(Donati), 26. Mai 1929 12 500 Meter(Neuenhöfer). Immerhin muß beachtet werden, dah im Freiballon seither derartig« Höhen auch schon erreicht und zum Teil übertroffen worden sind. Am S. August 1909 stiegen die Italiener Uliva und Piacenza bis 11 800 Meter«mpvr und der Amerikaner Gray im Juli 1927 sogar bis 12 872 Meter Höhe, so daß die Neucnhöfersch« Leistung doch noch nicht den absoluten Höhenrekord darstellt. Unbemannte Freiballons, nur mit registrierenden Instrumenten ausgestattet, sind seit langem in noch viel größere Höhen hinaufgesandt worden, so ein Ballon in Straßburg am 3. August 1905 bis 25 800 Meter, ein anderer in Ucl«(Belgien ) am 5. November 1908 bis 29 040 Meter usw. Di« Eroberung der großen atmosphärischen Höhen durch den Menschen schreitet also rüstig fort. Wir sind sicher noch lang« nicht am Ende angelangt und werden unser praktisches Berkehrsziel, einen Flug- verkehr in den ewig wolkenlosen größten Höhen einzurichten, wohl in den nächsten 10 b!» 20 Jahren erreichen. ___ Professor N. H« n n i g. VoltotgefundheH und Staut .Die Haut ein sozialhygienisches Problem---?" höre ich fragen. Wenn wirtschostliche oder kulturelle Vorgänge«in solche» bilden können, mag es verständlich sein: aber die Haut? Und doch zeigt sich, besonder» seit die Wisienschast sich mehr mit dem Studium der Physiologie der Haut befaßt, daß man vielen Krankheiten vor- beugend begegnen kann, wenn eine vernünftige Hautpflege getrieben wird. Es mag hier nickst geredet werdet, von der Reinlichkeit der Haut. Die- ist ein« selbstverständliche, wiewohl unter heutigen Verhältnissen nicht immer leicht zu erfüllende Forderung, sondern es soll die Rolle der Haut in den verschiedenen Berufen mehr in das Blickfeld des einzelnen gerückt werden. Seitdem man die Zu- sammenhänge zwischen Haut und Organismus und der«» Be- Ziehungen zu Krankheiten näher zu erforschen beginnt, sind uns viele Erkrankungen leichter verständlich geworden. Es sei nur er- innert an die Beziehungen zwischen Rheuma und schlecht durch- bluteter Haut— oder zwischen Erkältung und Hautabhärtung. Wenn man unter Berücksichtigung dieser Tatsachen bei den ver-
schiedenen Berufen die Beanspruchung der Haut betrachtet, so ist der Schiüsscl. gefunden zu manchen Berufskrankheiten. Die Haut des Heizers, die monatelang dauernd der Einwirkung der auf sie strömenden Hitze des Oiens ausgesetzt ist, trocknet aus, verliert ihre Spannung und Durchblutung-fähigkest und ist insolge- Hess« nicht gut fähig, den sie hernach treffenden Kältereizen durch Erhöhung der Durchblutung(— Reaktion) zu begegnen. Sie bietet einen geringen Schutz gegen Abkühlung, Wärmeverlust und Er- kältung und fördert die Neigung zu Erkältungskrankheiten. Der Arbeiter, der, um die Haut recht gut zu säubern, dieselbe mit scharfen alkalischen Seifen, Sand oder Bimsstein bearbeitet. entreißt ihr das zur Anpassung an die Durchblutung notwendige Fett, hie Hautspannvng läßt nach, sie wird spröde und rissig und Bakierien ist der Weg gebahnt. Entzündungen und Wundsein sind die Folge. Berufe, die in freier Lust arbeiten und ihre Haut den n o r- malen klimatischen Reizen aussetzen, kommen noch am besten weg. So find« man in diesen Derusskreisen Erkältungen auch verhältnismäßig selten. Ihre Haut ist gut durchblutet, absolut fnnk- tionstüchtig und trainiert, den auf sie einbringenden Reizen sofort zu begegnem Denn entscheidend bei der Reizabwehr ist die Schnellig- keit der Reaktion. Warum ist die Grippe so häusig bei Bureaumenschen? Man braucht nur einen Blick aus die kalkweise, unreine(d. h. mit Pickeln übersäte) stecht durchblutete und deshalb nicht reaktionssähige Haut zu werfen, um zu wissen, daß diese Schutzdecke keine mehr ist. Diese besonders berufliche Beanspruchung der Haut erfordert eine«bcnso spezielle Pflege. Neben vorbeugenden Maßnahmen, wie regelmäßige Einfettung oder Anwendung von Zitronensäure (es fei In diesem Zusammenhang auf die besonder« Affinität zwischen Haut und Zitron«, säure erinnert, die einen häufigen Bestandteil von Hautcreme bildet), ist besonderer Wort auf ständig« Uebung der Haut durch Frottierübungen und Massage zu legen, was beim Sport schon zum Allgemeingut geworden ist. Die Hausfrau weiß heut« schon allgemein den Wert der Zitrone für die Hautpflege zu schätzen. Diel zu wenig ist aber bekannt, daß die Zitrone auch für die Fußpflege unentbehrlich ist, da einmal durch die Säure die Der- Härtungen der Haut auf der Fußsohle(Hornhaut) gelöst, die Blut- Zirkulation gefördert(Vermeidung von kalten Füßen) und die vor- stapften Poren geöffnet werden. Es ist' bes»r«i>ers zu begrüßen, daß unser moderner Sport nicht zum wenigsten ein Hanptspart ist und auf die Ausbildung dieses Organs einen so hohen Wert legt. Dr. A. R y s z k i e w i c z.
Ho blieben die 127 SEeppelin-Jßuflfetiitfe? Der„Graf Zeppelin " ist das 127. Zeppelin-Luftschiss, das seit der denkwürdigen Fahrt des ersten dieser Luftschiffe am?. Juli 1960 gebaut worden Ist. Unwillkürlich fragt man sich: Wo sind die 127 Zeppelin-Lustschifse geblieben? Sieht man die Listen durch und Zerfährt die Daten und Umstände, so werde» sich gewiß viete Menschen sogen: da« habe ich auch noch nicht gewußt. Nämlich daß beispielsweise 66 Zeppelin-Luftschiss« in den Kriegsjahren abgeschossen. zerstört und vernichtet wurden, daß sie in die Hän�e der Feind« fielen, vom Blitz getroffen, explodierten, als vermißt gemeldet worden sind usw. Eine ganz« Reih« der Zeppelin-Luftschiss« ist abgerüstet worden. Einig« wurden an Frankreich , England und Italien aus- geliefert. Das vorletzte ist vor viereinhalb Jahren an die Vereinigten Staaten gegangen und trägt seitdem den Namcn„Los Angele s". Die ersten Zeppelln-Luftschiffe sind vielfach Unfällen erlegen. 19'8 in C ch t e r d i n g« n ist das 4., 1910 in Baden-Oos das 6., 1912 in Düsseldorf die„Schwaben " verbrannt. Einige der Luftschiff« sind bei Manövern oeninglückt(z. B. 19lZ bei Helgo land ): einige waren veraltet und muhten wegen geringer Tauglichkeit abgerüstet werden: einige strandeten oder explodierten durry die Gasmischung, die sich als ungeeignet erwies. Während der Kriegsjahre wurden auch viele Luftschisse, außer den 66 oben angeführten, abgetrieben oder beschädigt, verunglückte» bei der Landung oder stürzten aus unbekannten Ursachen ab. Seit 1919 sind nur noch wenige gebaut, einige überhaupt nicht fertig- gestellt worden. Man muß sich wundern, daß die Heeresberichte die Berlust« der Zeppelin-Luftschiffe selten oder doch gor nicht er- wähnten. Zwölf wurden allein über London und der Themse abgeschossen, zerstört und vernichtet, eins fiel in die Hände der Engländer. Demnach existieren heut« von 127 Zeppelin-Luftschissen nur noch die„Los Angeles " und der„Graf Zeppelin ", Wenn'erst ein- mal die Luftschiff« ausschließlich ihrer wahren Bestimmung einer völkerverbindenden wirtschaftlichen Ausnützung dienen, dann werden auch die Verlustlisten kleiner und kleiner werden. G. S.
Vl&nner halbnackt! Seltsam ist dies« Zwiespältigkeit des menschlichen Wesens, daß das weidliche Geschlecht im Winter ebensosehr zu übermäßig leichter Kleidung neigt, wie das männliche zu übermäßig scknverer im Sominex. Di« einzig ideale Sommerkleidung wäre auch für Männer der wejße Waschanzug mit freiem Hals und nackten Armen. Doch bis der Mann sich aus der Sklaverei des Herkommens bis dahin durchgekämpft haben wird, muß wohl noch viel Zeit vergehen. 'Allerlei sonstiges läßt sich aber schon jetzt leicht verwirklichen.' Den Ansang macht insoweit die steigende Verdrängung des männlichen Sommerhutes durch den nackten Kopf. Ferner sollte wenigstens bei sommerlichen Ausflügen und dergleichen für jedermani, Rock unö Weste geächtet sein. Das Hemd geht regelmäßig ohne weiteres auch als Bluse mit Gürtel, also fertig. Jede Draußenarbcit, insbesondere bei Bauten aller Art. auf dem Felde und im Aaric», wird durch nackten Oberkörper ganz wesentlich erleichtert. Weiterhin sollt« der nackte Oberkörper selbstverständlich sein bei allen Leibesübungen. insbesondere Turnen. Laufen. Fußballen. Rüden,, auch beim Wan der» in einsamer Gegend. Gar öeim Baden ist der Rumpftnkat statt der Badehose ein unglaublich kläglicher Mißgriss, der auch i» Familienbadern nicht einen Schimmer von Berechtigung hat. Denn wenn die berufenen Weisen des Volkes über die Vorzüge von Luit und Sonne sprechen, dann meinen sie deren günstige Wirkung für die nackte Haut und nicht für die Kleidung. Da» wird neuerdings mehr und mehr richtig erkannt. Und glücklicherweise wird in der Tot mehr und mehr der bescheidene Rest von vermeintlicher Zivilcourage zu einem entsprechenden Handeln aufgebracht. Nachteilige Folgen werden tn ollen diesen Fällen kaum je eintreten, wenn man sonst gesund ist, die Haut gut ölt und das Tempo der Gewöhnung nicht überstürzt..„_____ H. V.