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Hugenvergs Sieg über Westarp. Der deotfchnatioaale Vorstand erklärt sich für souverän. Wie wir bereits mitteilten, hatte eine Sitzung des Vor» stand es de» Deutschnationalen Partei sich mit dem Kompetenzkonflikt zwischen der Reichstags- fraktion(Westarp) und dem Parteioorsitzenden Hugenberg   zu befassen. Ueber diese Sitzung wird ein offiziöser Bericht ausgegeben, der über die entscheidende Frage sagt: Ueber die Anregung Dr. o. Winterfeld ts wurde mit allen gegen die Stimme des Reichstagsabgeordneten Hartwig nach eingehender Aussprach« folgender Antrag angenommen Der Parteivorstand ist einmütig der Auffassung, daß es das Recht und die Pflicht des Parleivorflandes und seines vor- sitzenden ist. die Richtlinien der Politik der Peutschnalionalen Volks- parte! entscheidend festzulegen. Dazu gehört insbesondere die Ent- scheidung über die Frage einer Beteiligung au der R e gi e ru n g." Der Vorstand bescheinigt sich demnach selbst, daß er gegen- über der Reichstagsfraktion souveräne Gewalt hat. E r kann entscheidend" die Richtlinien der deutschnationalen Politik festlegen, die Fraktion hat zu kuschen, besonders wenn sie die Absicht haben sollte, wieder in die Regierung einzutreten. So weit ist es jedoch noch nicht. Und vor dieser Gefahr bleibt die Hugenberg  -Partei hoffentlich noch recht lange bewahrt, damit die Feldherrnkunst ihres großen papiergewaltigen Führers sich voll auswirken kann. * Der deutschnationale Parteioorstand hat sich in der gleichen Sitzung aber auch noch sehr ausgiebig mit der Reparation«- frage beschöftigt. Wie nicht anders zu erwarten, wurde dos W- kommen von Paris   in Grund und Boden verdammt. Darm wurde dieTaktik" auf folgenden Plan festgelegt: Die Deutschnationalen werden im Reichstag   den Antrag stellen, die Verkündung eines kommenden Tenehmigungs- g e s e tz e s für den Sachverständigenplan auf Grund des Artikels 72 der Reichsverfassung auf zwei Monate auszusetzen Danach soll ein Volksbegehren(!) gegen dieses Genehmigungsgesetz ein- geleitet werden. Dieser Plan bedeutet, daß die Deutschnationalen sich aus der praktischen Politik völlig zurückziehen wollen, um der P o l i t i k d e r leeren Demonstrationen zu huldigen. Um die Aussetzung der Derkündung eines kommenden Genehmigungsgesetzcs zu erzielen, müssen die Deutschnationalen«in Drittel des Reichstages auf ihren Antrag vereinigen. Selbst wenn neben den Landbund- Vertretern, den Nationalsozialisten, und der Dolksrechtspartei noch sämtliche Kommuni st en mit Hugenberg   gemeinsame Sache machen würden, so würde dieser Block immer noch nicht ein Drittel des Reichstage? ausmachen. Gesetzt den Fall aber, daß sich wirklich «in Drittel de» Reichstages bereitfinden würde, die Hugenbergschen Narrheiten mitzumachen, so wird es diesem Block niemals gelingen. einen Volksentscheid duhhzubringen, bei dem sich nach der Vorschrift des Artikels 7S der Reich«,erfassung dieMehrheitd«rStimm- berechtigten an der Abstimmung beteiligen muß. Und was märe dies für ein Volksentscheid! Ein Volksentscheid gegen die niedrigen Annuitäten des Voung-Planes für die höhere Summe des Dawes-Plan  «sl Mit diesem Dorschlag hat die fjugenbergsche Narretei den G i p se l erreicht: die Deutschnationale Votkt- Partei als Einleitsrin eines Dalksbegehrens'für den DächeS-PlaNl Die Herrschaften zweifeln selbst daran, daß ihnen dieser Plan gelingen könnte. Sie kündigen deshalb an, daß sie ein weiteres VolksbegehrenfürdenWiderrufderKriegsschuld- lüge einbring«» werden. Zu der Aussicht auf das Stahlhelm- Volksbegehren wann steigt es endlich? erhalten wir die Auf­sicht auf zwei weitere Volksbegehren von ähnlichem Kaliber. Da haben die Deutschnationalen in Ermangelung praktischer Politik wemgstens etwas, wovon sie in ihren Versammlungen reden können. Wie eineEnihülwng" entsieht. Hilferding  :Hier, meine Herreu, überreiche ich die Oenkschrist, die ich über die Llnregelwäßigkeiten bei Aufwertung der Kriegsanleihe verfaßt habe." Ei, ei, da stehen ja interessante Dinge drin. Davon Hab ich gar nichts gewußt!" Na, das wollen wir mal gehörig ausschlachten! Das muß e»ne Senfotton geben!" Wie die Auswertung sich gestaltete Löblich unterworfen... Teddy befiehlt Gwert muß zu Kreuze kriechen. Oer Spionageprozeß Kaloui. presse-Information bei einem anderen Offiziersprozeß. Prag  , 15. Juni. Nach fünftägiger Verhandlung verurteilte heute das Präger Divisionsgericht den wegen Betrugs mit Baulosen ange- klagten Rechnungs-Oberleutnant Hugo Sidek zudreiIahren schweren Kerkers, verschärft durch Einzelhaft m je sechs Monaten und einmaliges Fasten und hartes Lager in jedem Monat sowie zum Verlust des Wahlrechts. Gleichzeitig wurde ihm die mili- «arische Charge aberkannt und der Verlust seiner Auszeichnungen ausgesprochen. In der Pause vor der Urteilsverkündung informierte der Justiz- major Dr. Denacek dl« Journalisten über den Stand der Unter- suchung gegen den Kapitän F a l o u t: es sei bereits festgestellt, in welcher Zeit Falout Spionagedienste geleistet, was er verraten, für wen er Spionage getrieben habe und für welche Entlohnung, von wem er den Paß hatte, ob und wie oft er als Spion tätig gewesen sei. In ungefähr einer Woche würden die Sachverständigen des Gsneralstabs ihr Gutachten erstatten. Zur Perhandlung dürfte es in der ersten Hälfte des Juli kommen. Die Verhandlung wivd g e- heim sein. Berliner Festspiele. Florian Geyer  " im Staatstheater. Nach der Weber-Vorstellung folgte das Spiel vonFlorian G e y e r", die Tragödie von der deutscheu Zwietracht. Es war die elte, wirklich großartige Inszenierung Leopold Zehners mit den wohlbewährten Kräften. Klopfer spielte den Florian Geyer   mit seiner unendlichen Ausdauer, aber auch mit seiner großen Herzlich. keit und schlichten Natur. Dieser Abend bot wirtlich«in Festspiel. Gerhart Hauptmann   wollt« erscheinen. Kvankhe'it hinderte ihn daran. Doch das volle-Haus bewies, wie sehr es mit diesem Werke verbunden, wie sehr es willens ist, dem Szenenmeister Jeßncr nach seinen wirklichen Verdiensten gegen alle parteiischen Anfein- düngen zu verteidigen. M. H. Andr6 Eh6mer" in der Lindenoper. Im Rahmen der Berliner Festspiele gelangte gestern Umberto Giordanos musikalisches DramaAndre Ehenier" zur Erstauf- führung. Das Werk des Puccini  -Zeitgenossen vermag heute nur mehr in einzelnen Teilen stärker anzusprechen, findet aber Dank überaus glücklicher Besetzung der Hauptrollen und in wirkungsvoller Insze» nierung lebhaften Erfolg, der den anwesenden Komponisten mit den Mitwirkenden oft vor die Rampe ruft. 9. P. Der kommunistische Parteitag hat geendet, wie vorauszusehen war: die Versuche derVersöhnler", irgendwie eine Anerkennung ihrer Absichten zu erreichen, wurden durch den großen Bannstrahl zerschmettert. Teddy Thälmann   stellte in seinem Schlußwort das Verlangen nach völliger Unterwerfung. Und sie unter- warsenf uht�Der Antrag Thülmanns, der von den Versöhnlern entweder b e d i n g u n g s lo s e' U N t�r r fun g unter die Partcidisziplin oder ihren Ausschluß verlangte, wurde gegen ein« Stimme zum Beschluß erhoben. E w e r t gab darauf die Erklärung ob. daß er und seine Freunde sich der Parteidisziplin und den Be- schlüssen des Parteitages unterwerfen wollten. Das genügte aber noch nicht, und so ergänzte er seine Erklärung auf ein« weitere Aufforderung Thälmanns dahin, daß er auch feine dem Parteitag vorgelegte Denkschrift zurückziehe! Mehr Ueberzeugungstreue kann niemand verlangen. Aber trotz ihr bleibf die Situation für dieVersöhnler" auswegslos. Sic sind zur zweiten Klasse des Soldatenstandes degradiert, sie stehen auf der Liste derer, die demnächst hinausgeworfen werden. Der geringste Anlaß, die leiseste Kritik an den politischen Dumm- Helten, die die Kommunistische Partei   unter der glorreichen Führung Thälmanns und seiner Hintermänner begeht, wird ihnen das Schicksal der Brandler und Thalheimer bringen. Lebendige politische Problematik ist nicht mehr in dieser Partei. Wo die feste, sichere politische Linie, wo der feste Blick für die Realität fehlt, da bleibt nur noch das gewissenlose Spiel politischer Ignoranten auf dem Rücken der Arbeiterschaft. Die Kommunisten von heute greifen nach dem Strohhalm der Un- organisierten. Das ist noch immer der Ausweg derer gewesen, die nicht warten können, weil sie innerlich rein putschistisch dachten, weil sie die große bewegende Kraft des Sozialismus niemals verstanden haben. Alles, das, was als Vertreter dieser sogenannten neuen Linie in der Gewerkschaststaktlk der Kommunist Paul Merker   dem Partei- tag erzählte, haben wir schon lange vor dem Kriege gehört. Die Hoffnung, mit Hilfe der Unorganisierten die Gewerkschaften zer- schlagen zu können und den geordneten stetig vorwärts schreitenden Kampf der organisierten Arbeiterbewegung zu ersetzen durch ziel- lose, zwecklose und aussichtslos« Kämpfe das ist genau das, was die Anarcho-Syndikalisten in der Vorkriegszeit vertreten haben. Aehnlich wie Merker auf diesem Parteitag hat bereits Wil- Helm Kosnen in der Zeit der Nationalversammlung   über das Problem der Unorganisierten gesprochen. Trotzdem ist die Entwick- lung der organisierten Arbeiterbewegung von Erfolg zu Erfolg vor- vorwärts geschritten. Die neue Gewerkschaftstaktik der Kommunisten wird nicht zu einer Zerstörung der gewerkschaftlichen Arbeiter- bewegung führen, sie wird die Kommunistische Partei   n o ch t i e f« r in den Bankerott hineinreiten. Schon wieder neue Opposition. Von kommunistischer Seite wird uns geschrieben: Wahrend Thälmann   auf dem Parteitag als der Zerschmetterer der Versöhnler auftritt, hat sich bereits eine neue Oppositionsgruppe in der KPD.   gebildet, die die Thälmami-Zentrale von links berennt. Diese Gruppe wird geführt von den Reichstagsabgeordneten B e r tz Chemnitz  , Reichstagsabgeordneten Dr. Neubauer(Polsekretär in Düsseldori) und dein, preußischen Landtagsabgeordnetcn Grub«, zurzeit Polfekretär in Magdeburg  . Die Spitzengruppe der Versöhnler soll nach einem Ausspruch der Thälmann  -Leute a t o m i s i e r t werden. Zunächst hat man das geistige Haupt dieser Gruppe Gerhard ein Bruder Ruth Fischers durch Stalin   nach M. ostau zftieren lassen, wo Ger­hard«ine Mission i n C h i n a erhielt. Eine ähnliche Kalistellung soll nunmehr. auch der. Reichstagsabgeordnete E w c rt erfahren, der noch vor einem Jahr in der KPD. der Allmächtige war und bereits anfing, Thälmann   in den Schatten zu stellen. Ter Reichstagsabge- ordnete Dietrich wurde wegen seiner Zugehörigkeit zur Der- söhnlergruppe setner Funktion als Redakteur der.Roten Fahne" enthoben und nach Moskau   befohlen, wo er wit dem Ressort der .Revolutionierung" Palästinas und Aegyptens   betraut wurde...1 Verlorene Liebesmüh. OerDerein zur Bekämpfung der(Sozialdemokratie". Während der kommunistische Parteitag die Reste der ..Versöhnler" in Staubanalysierte", müssen kommunistische Sendboten bekannten Sozialdemokraten Flugblätter in den Briefkasten werfen, die sich mit dem Magdeburger Partei« tag der Sozialdemokratie beschäftigen. Ein Parteigenosse, dem zum zweitenmal diese hektographierte Weisheit übermittelt wurde, sendet es uns zu, damit auch wir erfahren, in wie schwerer Gefahr die sozialdemokratischen Arbeiter sich be- finden, wenn sie sich nicht schleunigst unter die schützenden Fittiche Thälmann  -Stalins begeben. Mit welchen Gefühlen unsere Genoffen diese sorgenden Zuschriften der Kommunisten aufnehmen, mag de/ Be­gleitbrief sagen, den der Empfänger der letzten Sendung an unsere Redaktion schrieb. Er lautet: Werte Genossen! Beiliegender auf weißem Papier festgehaltener Blödsinn wurde mir heute morgen kurz noch Sonnenaufgang wahrscheinlich durch den Zeitungsboten derRoten Fahne" zugestellt. Ohne darauf näher einzugehen, muß man sich doch wundern, daß sich diese Eunuch«» immer dann an die sozialdemokratische Arbeiterschaft wenden, wenn s i e aus eigener Kraft ihren Porteikarren nicht mehr flott bekommen. Schon vor einiger Zeit wurde mir ein ähnlicher Wisch zugestellt, welchen ich meinem Abtcilungs- leiter übergab. Aber nicht alle Parteigenossen werden mit solchem Dreck bedacht, sondern nur einzelne. Wenn derVerein zur Bekämpfung der Sozialdemokratie" glaubt, aus unseren Genossen Gesinnungslumpen machen zu können, soll er sich arg getäuscht haben. Haben denn diese Volks- betrüger aus dem Panzerkreuzer-Volksbegehren und anderen Dingen noch nicht gelernt? Glauben sie denn, daß wir ihnen die Stiefel lecken, wenn sie uns mitArbeiterverräter",Arbeitcr- mörder",Sozialfaschisten  " u. a. titulieren bzw. uns tällich angreifen. sogar vor Morden nicht zurückschrecken? Nur weiter so, und desto fester wird der Block, an dem olle Angriffe zerscheslcn. Für uns und große Arbeitermasse» ist die Sozialdemokratie die einzige Partei, welche die Interessen der werktätigen Masse konsequent vertritt, während wir diese servilen Partei» bonzen der KPD. als Parasiten und Betrüger betrachten. Deshalb: nun erst recht Mitglied der Sszialdemokralie!" Die Antwort ist zwar kurz, ober, wie uns scheint, von u n m i ß v e r st ä n d l i ch e r Deutlichkeit. Vielleicht wird sie ausnahmsweise auch bei Pieck und Thälmann   verstanden, die sich ja etwas darauf zugute tun,volkstümlich" zu werden. Gialm läßi säubern. Tomiki erledigf. Am 15. Juni begann in Moskau   die große Säuberung der. Ortsorganisation der Kommunistischen Partei und der Moskauer   S o w j e t b e h ö rhe n. An der Spitze der Unter- suchungstommission steht Ziwziwadse. ein Landsmann Stalins. Zu- nächst werden die Organe des Arbeitskommissoriats und des Finanz- kommissariats, vom l. Juli ob die Sowjetgcrichie, die Staatsanwalt- fchaft und die Poüze!gesäubert". Das Exekutivkomitee der Gew.erks6)oftsinter- nationale in Moskau   verurteilte dle Rechtsströmungen, die sich in der russichen Gewerkschaftsleitung gezeigt hatten, rmd billigte deren Beschluß, aus der Leitung der russischen Gewerkschaften Tomski und einige andere Mitglieder abzuberufen.