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Der Spitzelprozeß in Besançon .

Autonomist Roos vor Gericht.

Besançon ( über Paris ), 15. Juni. ( Eigenbericht.)

sm Prozeß Roos trat als Hauptbelastungszeuge der aus dem Kolmarer Prozeß bekannte Polizeikommissar Bauer auf, der die schon hundertmal wiederholte Geschichte der Autono­mistenbemegung zum besten gab, wie man sie in Bartz zu schreiben pflegt: ein Kongreß 1925 in Baden- Baden , einige Zitate aus der Locarno Debatte im Reichstag, die berühmte Gesell schaft Erwinia" u. a. m. tam in langen Ausführungen zur Sprache, ohne daß bis jetzt recht ersichtlich wäre, wie dadurch das Bestehen eines regelrechten Komplotts und die Teilnahme des An­geklagten daran bewiesen werden soll.

B

Dann wurde ein Herr Schneider aus Straßburg vernom­men, der lange in der autonomistischen Bewegung gestanden und mit Baron Klaus 3orn von Bulach die elsässische Partei ge­gründet haben soll. Er erklärt, daß

Regierungspartei im Elsaß lediglich die Polizei

sei und berichtet über ein Abenteuer, das er in Appenweier in Baden gehabt habe. Auf Grund einer Korrespondenz mit einer unter dem Pseudonym Erika Schulz" verborgenen Persön­lichkeit habe er sich nach Appenmeier begeben, sei jedoch auf einen deutschen Gendarmen gestoßen, der ihn über die Grenze zurüd­weisen wollte. Plöhlich seien zwei andere Personen auf ihn zugetreten, die der Gendarm anscheinend tannte. Sie hätten ihn um Auskünfte über die Brüdentöpfe und Straßen, sowie um die Beschaffung von Militärausweisen gebeten, ihm 100 Mark und Bigarren gegeben. Er sei nach Straßburg zurüd­gekehrt und habe all das dem Polizeikommissar Bauer erzählt. Erstaunt sei er darüber gewesen. daß Bauer ihm vor Beginn des Berhörs 50 Francs in die Hand gedrückt habe. Die fran­ zösische Polizei scheint allerdings mit Schneider nicht sehr sanft um­gesprungen zu sein. denn er beklagt sich darüber, daß, als er über den angeblichen Spionagefall Baumann- Köhler hätte Auskunft geben sollen, die Polizei seine Auskunft für nicht ausreichend be­funden habe. Darauf habe man ihm mitsamt seinen fünf Kindern auf die Straße gefeßt. Ich hasse Frankreich nicht, so er flärte der Zeuge, aber

ich verabscheue diejenigen, die an dem elsässischen Mißbekagen wirklich schuld find.

Leute, wie Polizeikommissar Bauer suchen überall zu stänkern und richten dadurch im Elsaß Unheil an. Auf eine Frage, welchen Eindruck er von seinem Appenweier Abenteuer habe, antwortet der Zeuge, ich habe gemeint, daß ich durch den französischen Gegenspionagedienst in eine Falle gelockt worden bin. Der Vorsigende fragt: Haben Sie dafür einen Beweis?" Der Zeuge antwortet: Ich habe niemals den Beweis des Gegen teils gehabt.

Nächster Zeuge ist der Bürgermeister von Hagenau , Reppi, früherer Generalsekretär des Heimatbundes. Reppi ist aus persönlichen Gründen vom Heimatbund geschieden, erklärt aber, er sei Autonomist geblieben und gibt u. a. an, Ministerpräsi­dent Poincaré habe feierlich versprochen, daß man nicht an der fonfeffionellen Schule rütteln wolle. Man habe von der Regierung hierüber ein bindendes Versprechen haben wollen, sei jedoch niemals erhört worden.

Nächster Zeuge ist der Senator des Departements Ober­ rhein , General Bourgeois, der als den Ausgangspunkt der autonomistischen Bewegung die Gründung der Zukunft" ansieht. Die Zukunft habe schließlich auch den Gedanken einer Los­lösung des Eisaß von Frankreich verteidigt. Bourgeois bespricht dann das Programm des Heimatbundes und legt den

Wunsch der Autonomisten, daß der Elsässer im Elsaß Militär­dienst fun und von deutschsprechenden Offizieren befehligt werden folle,

so aus, daß die Autonomisten im Elsaß ein kleines deutsches eer schaffen wollten. Die Verteidiger legen gegen diese Aussage Protest ein. Der Generalstaatsanwalt läßt sich von dem Zeugen bestätigen, daß die autonomistische Bewegung das Vorspiel für eine neue 3ertlüftung Frankreichs sein würde und diese wieder ein Casus belli wäre? Rechtsanwalt Fourrier: Sind Sie nicht felbft für eine gewisse Autonomie? Bourgeois verneint und erklärt, er sei nur Regionalist, wie sehr viele Leute, darunter auch Millerand. Der Anwalt behält sich darauf vor, den Zeugen noch einmal zitieren zu lassen, wenn zwei andere an der Verteidi­gung geladene Zeugen, nämlich Abbé Haegy und Senator Abbé Müller, gehört sein werden.

Polizeikommissar Beder machte Aussagen, die verschiedentlich den Protest der Berteidigung und zum Schluß die Erklärung des Dr. Roos veranlaßten, daß die Behauptungen des Zeugen er. 1ogen feien. Beder habe u. a. erklärt, daß

in der Autonomistenangelegenheit drei Berräter tätig feien: Bind, Hirzel und Roos. Dr. Ridlin felbft habe ihm erklärt: Ich überlasse Ihnen diese Leute Beder behauptete, Roos stehe im Dienst der deutschen Spionage. Auf die Frage des Rechtsanwalts Fourrier, worauf er diese Behauptung stüße, erwiderte der Zeuge, er wolle nicht die Namen derer nennen, die ihn unterrichtet hätten. Fourrier erwiderte, die Gewährsleute des Zeugen seien bekannt; es handle sich um eine in der Schweiz lebende Persönlichkeit, die bereits dreizehnmal vorbestraft sei.

Reichswehrminifter Groener

erwidert dem Abg. Schöpflin: Ich weiche heute ab von teinem Wort, das ich im Ausschuß gesprochen habe. Ebenso bleibt die Reichswehr der Republik fest und ohne Schwanken treu. Benn Abg. v. Lettom befürchtet, daß ich ins Schlepptau des Innen­ministers geraten werde, so fann ich versichern, mein Motor ist so intatt, daß ich fein Schlepptau brauche.

Der Innenminifter, mit dem ich vorzüglich zusammenarbeite, will sicherlich auch fein Schlepptau nach mir auswerfen. Ich habe gar nichts dagegen, wenn bis in die tiefsten Tiefen des Etats hinein­geleuchtet wird. Ich gebe zu, daß die Sparsamteit noch ge­steigert werden tann; es fommt mir darauf an, was man darunter versteht. Die Ausstellungen, die der Rechnungshof macht, bekomme ich alle persönlich vorgelegt; wir arbeiten mit dem Rechnungshof zusammen, um den größten Nuken für die Allgemein­heit herauszuholen. Ueber das Wahlrecht für die Sol­baten empfehle ich den Sozialdemokraten, sich von ihrem Partei­genoffen Julius Deutsch , dem ehemaligen österreichischen Wehrminister, seine Erfahrungen damit erzählen zu laffen. Bei der Schaffung einer neuen Tradition, für die Reichswehr soll natürlich manches Unangenehme aus der alten Tradition weg. gelassen werden. Die Reichswehr freut sich, wenn sie irgendwo der Bevölkerung Hilfe leisten kann; zur Hilfe bei der Erntearbeit müßten wir die Zustimmung des Arbeitsamtes haben. Wir wollen durch unsere Hilfeleistung nicht Erwerbstätige ausschalten.

Abg. Schneller( Komm.) fieht in der ersten Rede Groeners am heutigen Tage eine neue Bestätigung deutschimperialistischer Kriegs­abficht. Die zehnjährige Geschichte der Reichswehr ist die Geschichte ber Niederknüppelung der Arbeiterschaft, die mit Haß und Ver­achtung dieses Jubiläums gedenkt und diese Wehrmacht samt dieser Republik zerstören und zerschlagen will. Die Begrüßung des fran zösischen Wehrsystems und feines sozialistischen Baters Baut Boncour durch Groener beweist, daß die Militaristen der ehemals feindlichen Länder eines Sinnes find: gegen die Sowjetunion . Die Mission Seedts in Rumänien in Gemeinschaft mit Vertretern von Krupp, Stoda usw. war ebenso bezeichnend wie die Ostmanöver der Reichs­ wehr und Flotte.

Herr Groener fagt, daß jeder Reichswehrmann zum Führer ge­macht werden muß- damit gibt er zu, daß sie ein Kaderheer ist. Wird eine Geheiniformation aufgedeckt, wie das Feldjägerforps", so wird sie aufgelöst. Aus Sympathie für die schwarze Reichswehr Groener auch für Begnadigung des Paul Schulz eingetreten.

Wehrdebatte des Reichstags.hließlich polemiſiert der Redner gegen die SBD. und fündigt

Militärbegeisterung rechts- Reichswehrhaß äußerst links. In der geftrigen Reichstagsfigung Sprach nach dem Abg. Schöpflin( Soz.), dessen Rede wir schon veröffentlicht haben, Abg. Brüninghaus( DVP.) Er erinnert daran, daß vor zehn Jahren Noste die Grundlagen für die jetzige Reichswehr geschaffen habe. Das jozialdemokratische Wehrprogramm enthalte manche be­Sozialdemokratie schon Fortschritte gemacht gegenüber ihrer Haltung dentliche Stellen. Immerhin, jo fährt der Redner fort, hat die vor einigen Jahren, wo aus ihren Kreisen das österreichische System propagiert wurde. Wenn man die Republikanisierung der Reichs­ wehr fordert, so muß erst wieder unterschieden werden zwischen der demokratischen und der sozialistischen Republik. Bei den hohen An­forderungen, die unsere Offiziere erfüllen müssen, wird auf eine ab= geschlossene Schulbildung nicht. verzichtet werden können. Die Ver forgung der entlassenen Reichswehrangehörigen muß schleunigst ver­bessert werden. Das Wahlrecht wird man den Soldaten nicht geben fönnen, wenn man sie nicht politisieren will.

Abg. Dr. Külz( Dem.) äußert sich vermittelnd und ausgleichend über Traditionspflege und Republitanismus.

Abg. Sachsenberg( Wp.) mißbilligt in großer Militärbegeiſte rung die öffentliche Besprechung von Wehrfragen und lehnt den Begriff verwerflicher schwarzer" Rüstung ab.

Abg. v. Epp( Natjoz.): Wir erwarten, daß die gefürzten Bo­fitionen im nächsten Jahr wieder hergestellt werden.

dition der alten Armee gepflegt werden. Abg. Coibl( Bayer. Bp.): In der Reichswehr muß die Tra Darin liegt feine Ge­fährdung der Treue zum heutigen Staat. Eine Disziplin, die nur auf Furcht vor Strafe aufgebaut ist, wäre völlig unbrauchbar. Der Führer muß das Vertrauen der Mannschaft haben.

an, daß die KPD. in der Reichswehr weiter agitieren werde.

Abg. Dr. Wendhausen( Christlichnat. Bauernp.): Aus ihrer alten Gesinnung hat vor zehn Jahren die Wehrmacht die Republik gerettet. Da wäre es nur Dantespflicht, sich in diese Tradition zu verfenten und nicht den Obrigkeitsstaat ufw. zu schmähen. Nur durch Wehrhaftigkeit fönnen sich die Bölfer erhalten.

Nicht Frieden, sondern Kampf ist das Weien aller Dinge. Deutschland wieder Kriegsschauplah wird, deshalb für unsere Wehr­Kein Bölkerbund und fein Internationalismus wird verhindern, daß macht nur das Beste!( Beifall rechts.)

Abg. Graf zu Eulenburg( Dnat.): Die Abstriche an den Pferde­fäufen für die Kavallerie schädigen die Warmblutzucht schwer. Der ostpreußische Bauernwall wird bedroht durch die schwere Notlage der Landwirte. Rauhe Eingriffe in das Wirtschaftsleben des Ostens find darum höchst gefährlich.( Beifall rechts.)

Gegen 4 Uhr wird die Weiterberatung auf Montag 12 Uhr vertagt.

In dem Abend"-Bericht über die erste Rede des Reichswehr­ministers in der gestrigen Reichstagssigung ist infolge llebermitte lungsfehlers von einem Recht auf allgemeine Rüstung" die Rede; richtig ist natürlich A brüftung.

( Gewerkschaftliches fiehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Geyer ; Birtschaft: 6. Klingelhöfer: Gewerkschaftsbewegung: Ft. Egtorn; Feuilleton: R.$. Döscher; Lotales und Sonstiges: Frig Karftäbt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. H., Berlin . Drud: Borwärts- Buchbrucerci und Berlagsanstalt Paul Ginger u. Co., Berlin G. 68, Lindenstraße 3 Sierzu 4 Beilagen und Unterhaltung und Biffen".

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