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Sonntag 16.3um 1929

Äntechaltung unö AAissen

Beilage des Vorwärts

martin Johnson: 3) HS fllljfiojfcjffC

Unter ständiger Lebensgefahr, oft nur wenige Schritte von den Tieren der Wildnis entfernt, gehen Martin Johnson und sein« Arau Osa ihrem abenteuerlichen Beruf al» Großwildsilmer nach. Es ist er­klärlich, daß fie dabei nicht gerade vor Langeweile umkommen, sondern oft in(befahr geraten, dieses Geschick durch wlltende Bestien zu er- lcioen. Dennoch ist das demnächst im Verlag F. A. Brockhaus vor- liegend« Buch des EhepaarsS i m b a". �ilmabenteuer in Afrikas Busch und Steppe, lSchestet 6 M., Ganzleinen 7L0 M,) nicht blul- rilnftig. sondern trog aller Wildheit voll tierfreundlicher Heiterteil. Denn Martin und Osa Johnson verabscheuen es, Geschöpfe der Erde durch Kugel und Blei zu lötcn, Sie wissen sich mit List und ohne Blutvergießen aus den meisten brenzlichen Lagen zu ziohcn. Das Werk, dem wir mir Genehmigung des Verlags die nachstehenden seilen enl. nehmen, ist die schriftstellerische Ergänzung zum gleichnamigen ssilm, Ohne die Eirafs« am Tage und die kelternde Hyäne des Nachts wäre Afrika nicht Afrika . Die Giraffe ist«ins der ersten Geschöpfe, das einem bei der Ankunft zu Gesicht kommt, und«ins der letzten, dos einem auf dem staubigen Wege beim Abschied nachschaut. Eines Tages, kurz vor Mittag, hatten wir in der Kaisoot- Wüste«inen betrübenden Anblick: da lag mit gebrochenem Genick ein« sterbend« Giraffe. Ueber den Rücken des unglücklichen Wesens liefen eine Anzahl furchtbarer Wunden. .Löwen!" rief Osa. Boculy zuckte die breiten Schultern und sagte nur«in Wort: Simba", so nennen die Eingeborenen den Wüstenkönig. Die sanften braunen Augen des armen Tieres sahen mich einen Augenblick flehentlich an, dann wurden sie starr und gläsern. Traurig stellt« ich mir vor, was sich wohl kaum zwanzig Minuten vor unserer Ankunft hier abgespielt hatte. An der Wasserstelle hatte dos unglückliche Opfer seinen Durst gelöscht, als der Mörder darüber herfiel. Ein paar Meter abseits standen einige junge Bäume, deren Spitzen grün und zart waren; das gab weiteren Auffchlutz. Die Giraffe hatte dort geäst und dann getrunken. Als sie sich unbeholfen über das Wasser beugte, schob sich in ihrem Rücken ein gelbbrauner Schotten heran. Ich sah den wedelnden Schwanz der groß«» Katze, sah, wie sich das Raubtier geduckt herb«ischlich. Wohl hatte die Giraffe von Zeit zu Zeit ängstlich gesichert, aber, um trinken zu können, mußte sie die Schnauze tief ins Wasser stecken und ihr Gesichtsfeld verhäng- nisvoll«inengen. Dann schnellte sich d«r Löwe jedesmal in gewal- tigem Sprung vorwärts. Endlich verschmähte er j«de Deckung. Der Giraffe schwante Unheil; doch schon kam der Angriff: ein letzter rasender Satz das entsetzte Geschöpf erblickte undeutlich etwas über sich, und schon war es geschehen. Tief gruben sich die Krallen des Raubtieres in das Fleisch der Uebersallenen. Mit wild jagendem Herzschlag setzte die Giraffe aus ollen Kräften zur Flucht an. Doch all ihr Laufen und Rennen war wi« da» unsichere Gehen eines Kindes, der Tod war hinter ihr. Auf ihrem Rücken hing festgeklammert der Löwe; die furchtbaren Riffe zeigt«», wo seine Tatzen einen Halt gesucht hatten. Rittlings saß d«r Räuber einen Augenblick auf dem todgeweihten Renner; dann zerbrach er ihm mit gewaltiger Kraft das Genick. Das ist der Mord in der Wildnis. Ich wüßte gern, wo in der weit«» Welt ein Wesen l«bt, das hilfloser als die Giraffe ist. Sicher kann sie schneller laufen als ein Regenwurm, sie oermag besser« Fußtritte als ein« Raupe auszuteilen, und sie ist scharfsichtiger als ein Maulwurf. Ab«r der Regenwurm hat sein Loch, in das er kriechen kann, die Raupe oersteht es, sich zu- sammenzurollen und sich unter einem Blatt totzustellen, und d«r Maulwurf lebt unter der Erde, wo keiner seiner Feinde ihn zu er- wischen vermag. Die Giraffe führt ihr Leben in der offenen Ebene zwischen Löwen und Leoparden, für die ihr Fleisch«in Leckerbissen ist. Ueber- oll fällt sie mit ihrer Figur auf. Der lange Hals steht in läch«r- lichem Mißverhältnis zum Körper, d«r plump und ungeschickt er- scheint. Die Beine sind steis und ungelenk; der schaukelnde Galopp ist durch da« Gewicht des langen Halses unsicher, Sie hat keine scharfen Klauen und spitzen Zähne zu Waffen. Selbst die Sprache ist ihr versagt: sie kann k»inen Laut hervorbringen, um ihre F«inde zu schrecken oder ihre Kameraden zu warnen. Sicherlich hat sich Mutter Natur g«irrt, als sie dos unglückliche Wesen gerade nach Afrika brachte. Man hat einmal gesagt, der best« Weg, d«r Ungerechtigkeit zu begegnen, sei, sie zu übersehen, So macht«s di« Giraffe. Sie nimmt olles Unrecht, das ihr zugefügt wird, mit vornehmer Ruhe und Würde auf. Ihr Familienleben ist vorbildlich. Wir sahen so viel von d«n Rüpeln und Strolchen der Wildnis, daß es unL ein wirkliches Ber- 0, lügen war, die freundliche Giraff« in ihrem Verkehr mit anderen Tieren zu beobachten, Sie trat und schnappte niemals um sich wie die Zebras und zeigte ni« ein so unleidliches Betragen mit Grunzen und Schnauben wie die Nashörner. Manchmal trafen wir eine Girasfenmutt«r mit ihrem Kind. Das Kleine steckte natürlich immer voller Neugierde. Der Anblick von uns zweibeinigen Wesen war ihm ganz neu; daß wir �vielleicht böse Absichten haben könnten, kam ihm gar nicht in den Sinn. Es war«in Bild rühmnder Mutterlieb«, das sich uns bot. Die Alte bebte vor Furcht. Sie wußte, daß wir keine fri«dlichen Ge- schöpfe waren, vielleicht erinnerten wir sie sogar an die großen Raubtiere, für die das zarte Fleisch ihres Jungen-in erlesener Bissen war. Doch sie ließ ihr Kind.nicht im Stich. Wicht eher wich sie vom Platz, als bis das dumme Geschöpschen sich endlich entschlossen hatte, ihr zu folgen. Natürlich erhielten wir erst den richtigen Eindruck von den Giraffen, als wir sie in aller Ruh« an den Wasserstellen beobachten konnten.' An einem glühend heißen Tag« saß ich lesend im Schirm: die Tiere draußen waren sichtlich von der furchtbaren Hitze bc- nommen Dichter weißer Staub, den die Tausende von 5)usen auf. gewirbelt hatten, log in der Lust. So. war eine Ausnahme unmög- lich. doch hofft« ich. es wiitde im Lauf des Tages wieder klar werden. Plötzlich vernahm ich. wi« sich jemand am hinteren Dach der Schußwond zu schaffen macht«. Aha. dachte ich. wieder der Pavian. Der hatte sich nämlich in letzter Zeit hier schon mehrfach unnütz auf- geführt. Na. ich will ihn schon kriegen. Leise legte ich das Buch weg. kroch zu dem Eingangsschlitz und sah hinaus, bereit, dem Frechling kräftig, eine überzuziehen. Zu meiner U-berrajchung könnt« ich außer einer Herde Wildebeester und Zebras , di- in einiger Entfernung weideten, nichts sehen. Ich renkte mir fast den Hals aus. immer noch in der Hofsnung. daß ich den Eindringling?u fassen kriegen würde. Weil ich meinte, der Pavian hätte meine Anstalten b-m«rki und Jich davongemacht, wollte ich mich{chon Meder?leiner Beobachtung

zuwenden, als ich ein Rascheln über mir vernahm. Ich sah hinaus und� blickte gerade' in die freundlichen braunen Augen einer großen Giraffe. Sie hatte sich wohl an einige frisch.» Knospen in den Dorn- zweigen, die auf das Dach gelegt waren, herangemacht und war jetzt recht erschrocken. Aber sie dachte gar nicht an Verteidigung wie wohl ein anderes Tier. Ganz offensichtlich war sie traurig, daß sie gestört hatte. Ich glaubte fast zu sehen, wie sie sich leicht ver- neigte und mit leiser Stimme sagte:Ich wußte wirklich nicht, daß dies Ihr Platz war. Bitte, vcrzeichcn Sie, mein Herr." Ruhig und stumm schritt sie hinweg. Der Magen des merkwürdigen Wesens scheint ähnlich wi« der des Kamels gebaut zu sein. Im südlichen Teil des Landes haben mir Eingeborene und Führer erzählt, daß die Giraffe niemals trinkt. Einmal unterhielten Blayney Percioal und ich uns über diese Eigenheit der Giraffe. Keiner von uns beiden konnte sagen, wie es eigentlich damit bestellt war, obwohl es ja klar war, daß sie irgend- wie Flüssigkeit aufnehmen mußte. Mit einem Male ergriff Perci- val meinen Arm.Sieh!" flüsterte er. Rechts unter uns stchnd am Rande einer kleinen Wasserstell« eine ausgewachsene Giraffe. Nach einem langen spähenden Blick näherte sie sich langsam dem Wasser, nicht ohne vorher nochmals zu sichern. In der ganzen Runde war außer dem kleinen Hügel, wo wir saßen, keine Erhebung, die einem anschleichenden Löwen Deckung bieten konnte; die Gegend war flach wie ein Tisch. Lang« schien es, als hätte das scheue Geschöpf imr einen"Vlick auf das Wasser werfen wollen; doch trank es nicht. Endlich begann die Giraffe langsam die Beine auseinander zu spreizen; trotz des langen Halses konnte sie nicht anders zum Trinken kommen. Als sie in dieser unglücklichen Stellung dastand, schien sie es auch für das beste zu halten, so schnell wie möglich ihren Durst zu stillen. Der mächtige Hals schwang herab, di« lang« spitze Schnauze tauchte ins kühle Naß und trank und trank; wir sahen vergnügt zu. Später konnte ich vom Schutzschirm aus östers Giraffen an der Tränke beobachten. Sie gingen zaghafter als alles andere Wild zum Wasser: oft schreckte sie noch im letzten Augenblick irgend etwas zurück. Sie fürchteten dab«i andere Geschöpfe nicht; ich sah einst, wie ein Dutzend Giraffen dicht bei einem Nashorn vorbeiging und dem Dick- häuter gar keine Beachtung schenkte. Trotzdem kannten di« Tiere ihre Schwächen recht gut und waren stets auf dem Sprung, zu fliehen, wenn«ins d«r herumstreifenden Raubtiere einen Pflanzen- fresser angriff.-> 1

Sin Vogel, der lOOOO M. tverl ifl In der großartigen Sammlung seltener Vögel, die der Eng- länder Nichols zusammengebracht hat und die demnächst in London versteigert wird, befindet sich eine ganz besonder« Rarität, nämlich ein Riesenalk, eins der 79 ausgestopften Exemplare, die noch von diesem ausgestorbenen Seebewohner erhalten sind. Der Riesenalk, der früher auf Island , Grönland , in Labrador und Neu- fundland zu finden war und sogar bis an die deutsche Küste kam, ist seit 1844 infolge der rücksichtslosen Verfolgung durch den Menschen vollständig ausgerottet. Nichols hat für sei» Exemplar im Jahre 1902 6399 Mark gegeben, aber seildem sind die Pieise für den Riesenalk gesixegen; die amerikanischen naturhistorischcn Museen bewerben sich eifrig um diese Seltenheit, und so rechnet man mit einem Preis van mindestens IflOtK) Mark für den Vogel. Doch noch viel seltener und kostbarer als der Vogel selbst sind seine Eier. Das naturhistorische Museum zu Washington schätzt den Wert des einzigen R i e s c n a I k» E i e s, das es besitzt, auf gegen 4 9 999 Mark, und solche Eier sind in den letzten Jahren über- Haupt nicht mehr auf de» Markt gekommen. In einer englischen Zeitschrist werden einige Geschichten von den merkwürdigen Umständen erzählt, unter denen solche Riesenalk- eier ans Licht kamen. Saß da im Sommer des Jahres 1919 ein Mr. Shirlcy in seinem Garten zu Ettington und las in einer Zeitung einen Aussatz über den Riesenalk. Er erfuhr daraus, daß man dem Vogel in Frankreich häufig den NamenPinguin" bei- gelegt habe, und da fiel ihm plötzlich ein, daß sich in.dem kleinen Raritätenkabinett, das sein Großvater vor 199 Jahren in dem Garten angelegt hatte, ein Ei mit der AufschristPlnguinen-Ei" befand. Er lies in das..Museum", und da das Ei eine ausfällige Größe besaß, sandte er es an den Naturforscher Sir William Flover, den Direktor des Londoner Naturhistorischcn Museums. Dieser erkannte sofort, daß es sich um ein Riesenalkei handelte und war srob, die Rarität für die Summe von 3259 Mark zu erhalten. Doch »ixt) merkwürdiger war die Art. auf die ein Schuljunge namens Hewett in den Besitz von zweie» dieser Eier gelangte. Sein be- sonderes Glück bestand darin, daß er sich bei einem MuseuMsbesuch zufällig das Gipsmodell eines Riesenalk-Eies, dos hier ausgestellt war, genau einprägte. Infolgedessen siel ihm einige Tage später auf einer Versteigerung eineNummer" aus, die ausSeemuscheln, Fossilien und Dogeleiern" bestand. Di« Eier erinnerten ihn an die Form, die er im Museum gesehen hatte, und so kaufte er kurz ent- schlössen das Ganze für 39 M. Er entdeckte dabei zwei große Tier, die sich als Eier des Riesenalks herausstellten; er erhielt dafür 9299 Mark, machte also ein Geschäft, da? sich lohnte. B.

Vera 3nber: Wdne Wtiel!

Im Süden besteht der Sommer aus Blumen, Obst, Sternen und Fischen. Die Blumen beginnen im April zu sprießen und je später es wird, desto üppiger blühen sie allenthalben,. Am grellsten und prächtigsten jedoch sind sie im September. Erst gibt es Erb- beeren und Veilchen, dann kommen di« Pfirsiche und Levkojen an die Reihe und endlich beschließen die Weintrauben und Georginen die ganze Herrlichkeit. Die Fisch« schwimmen den Sommer hin- durch am Ufer vorbei und der Sterne gibt es soviel«, daß sie es müde werden, ewig am Himmel zu stehen und wie ein Regen- schauer zur Erde fallen. Zwei Kinder, der Junge Arlin und das Mädel Ninel(das Wort Lenin von rückwärts gelesen) kommen im Sommer nach den Norden. Vom Bahnhof werden sie, ganz verschlafen wie sie noch sind, in die Moskauer Sommerfrische geführt, wo die hölzernen Häuser mi�Moos verkalsatert und von Fichten umgeben sind. Der Ayblick dieses Hauses versetzt die Kinder am nächsten Morgen in große Bestürzung: so etwas hoben sie»och nie gesehen. .Welch ein sonderbares Haus," sagt Ninel,ganz au, Holz. wie eine Schachtel." Arlin untersucht die seltsamen Wände. Das ist ein merkwürdiges Haus," meint er überzeugt.Ein zweites wird es wohl kaum geben; es ist eigens für uns gemacht." Nach einer halben Stunde bemerkt er ab«r, daß«s noch sehr viele ähnliche Gebäude gibt. In Sandalen, mit nackter Brust und bloßen Händen betreten die Kinder di« Veranda. Wo ist hier das Meer?" fragt Arlin eifrig.Rechts, links?" Meer gibt es keines. Dafür aber eine andere Entdeckung: die Kälte. Ueber den Gipfeln der Fichten kriecht eine groß«, zottige Wolke, der Wind ist feucht und unheimlich. Und die Haut der Kinder, die an die südliche Sonne gewöhnt ist, zittert zum Erbarmen. Der nördliche Sommer ist diesmal sehr arm an Sonnenschein. Der Regen läßt nicht nach. Die Nächte sind kalt, Blumen und Sterne gibt es nur ganz wenig, und das Obst ist- sehr teuer. Die Erdachse sollte verlegt werden, damit«s wärmer wird," sagten die Erwachsenen. Dieser seltsam« Satz, den Ninel und Arlin mitangehört haben, erfüllt ganz die Seele der Kinder. Sie sprechen sehr wenig und warten auf etwas. Ruhe! Pst!.. lispelt Arlin.jetzt geht'« los, hörst du?" ,La, mir scheint es auch so," pflichtet Ninel nicht ganz überzeugt bei.'Auf diese Art verfolgen die Kinder das Knarren der Erdachse, die an eine andere Stelle versetzt wird. » Und noch allerhand sonderbare Namen, die die Erwachsenen jetzt oft wiederholen, dringen ans Ohr der Kinder, di« unter d«m Lärchenbaum spielen. Nobile",Amundsen",Nansen"...Die künstige Ex- pedition... Der Nordpol muß mit den vereinten Kräften aller Länder besiegt werden." Ein abenteuerliches Wagnis wird kaum vom Erfolg be- gleitet sein..." Einmal, in der Nacht erwacht Arlin, weil Ninel nicht schläft und unruhig ist. Das Schwesterchen schläft wirklich nicht. Sie sitzt am Rande des Bettes und schreibt einen Brief an den Leiter der künftigen Polarexpedition Frithjof Nansen. Genosse Frichjof," schreibt sie,brauchen Si« nicht einen Menschen, der niemals weint und vor nichts Angst hat? Dieser Mensch bin ich. Ich glaube an Sie. Die Pole müssen mit vereinten Kräften aller Länder besiegt werden. Ich bin fest überzeugt, daß Ihnen alle» gelingen wird. Sobald Sie zum Start fertig sind, rechnen Sie aus mich." Was schreibst du dort?" fragt plötzlich Arlin. Er nähert sich feiner Schwester und liest den Brief.

sind, werde ich den Ansstellen der Zelte wie der Mann, sie

Du, du willst fliegen? Unmöglich. Erstens werden keine Frauen an Bord genommen; zweitens, was wirst du denn dort machen?". Wenn die Erdachse wandert," amwortet Ninel,so muh man sie doch reparieren, sonst wird das schlimm enden. Und das läßt sich eben nur am Pol machen, dort, wo die Achse hervorsteht. Jetzt wirst du verstehen, warum dieser Nobile immer dorthin flog:< r hotte Angst, daß in Italien die Kälte einbrechen werde. Natürlich tonnte er allein nichts machen. Alle müssen die Erdachse aus- bessern!" Nun, und was wirst du dort machen?" Während all« mit der Achse beschäftigt Leuten ihre Sachen flicken. Ich werd« beim behilflich sein. Jetzt ist die Frau genau so versteht sich aus alles. Da, kannst es lesen, wie ich Nanjen- schreibe: Rechnen Sie auf mich." Alle diese Ideen und auch der Brief sind aus die Einwirkung des Nordens zurückzuführen. Hier begreift man so recht, daß Gefahren vorhanden sind, daß es Menschen gibt, denen man Helsen muß und daß die Erdachse reparaturbedürftig ist. lind Ninel. einer kleinen rotlwarigen Brun- Hilde gleich, ist gerne bereit zu fliegen, um den Norden zu bc- kämpfen. Mach' dir nichts daraus!" fügt Ninel nachsichtig hinzu. Du liebes Brüderchen, wirst zu Hause ebenfalls die Hände voll zu tun haben. Du wirst die Milch aufkochen und den Staub abwischen. Du wirst auf mich warten.... genau so wie Onkel, wenn Tante im Amte ist." An einem Sonntag wird Ninel in die Stadt geführt, um die Tiere im Zologischen Garten anzusehen. Der arme Arlin ist vor- läufig den Strapazen der Nordexpeditionen nicht gewachsen: wegen heftigen Schnupfens muß er leider zu Hause bleiben. Wirst du mir vom Löwen erzählen?" jragt er, mannhaft die Tränen zurückhaltend. Ich werde dir vom Löwen erzählen und das ist sogar besser. als ihn selbst anzuschauen. Im Tiergarten muß man doch viel herumgehen und dann tun einem die FUß« so weh, daß man nichts mehr sehen will." So spricht Ninel, doch sie glauÜt nicht an ihre eigenen Worte. Es ist eine Art Seelengröße, die ihr diese Wort« eingibt, die Groß- Herzigkeit und das Mitleid eines gesunden, impulsiven Weibes einem kranken, schlaffen Manne gegenüber. Sie fährt später weg voller Seelenruhe und Unerschütterlichkeit. Der kranke Arlin erwartet sie den ganzen Tag. Spät am Abend kehrt Ninel wieder zurück, doch ist si« jetzt sehr betrübt und schweigsam. Arlin bestürmt sie mit Fragen. Also los," zupft sie Arlin am Aermel. Nun wie war's? Erzähl doch! Weis hast du gesehen? Die Giraffe, den Tiger? Wi« groß ist der Elefant? Ist es wahr, daß das Känguruh seine Kinder in der Tasche trägt? Warum schweigst du denn? Und der Löwe? Host du den Löwen gesehen? Nun. wie ist er?" Ninel schweigt, dann antwortet sie ungern und kürz:Hab' d«n Löwen gesehen. Schaut ganz anders aus. Er hat beinahe gar kein« Mähne!" Und nach diesen Worten beginnt sie bitter zu weinen, obzwar sie Frithjof Nansen versprochen hatte, nie dergleichen zu tun. Sie weint, weil ihr die erst« große Eiütäuschung ihres Lebens zuteil wurde. Weine nicht. Ninel. Die Erdachse wird nicht sobald ihre Lage oerändern. Dein Leben beginnt ja erst. Weine nicht, Ninel! Zeutsch von S. 23 o r i f f 0 i f.)