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* Beilage

Montag, 17. Juni 1929

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärt

Der Wanderer durchs Nichts

Tragisches Intermezzo im australischen Busch

Er trägt einen" Billy", einen Blechtopf in der Hand, eine Art| lose, melancholisch- monotone, mondartig aussehende Landschaft, auf leerer Konservenbüchse: das ist alles, was er zum Kochen braucht; rotem, hartem Boden, in der sengenden Sonne. er hat einen swag, eine Art aufgerollter Pferdedecke über den Rücken geschnallt: das ist alles, was er zum Schlafen braucht; ein Dingo, ein gewöhnlicher australischer Köter, folgt ihm gefenften Kopfes nach: das ist alles, was er an Gesellschaft braucht, so wandert er durch die Unendlichkeit und Einsamkeit sonngedörter, australischer Ebenen, durch Steppen und Urwälder; so wandert er dreißig, vier. zig, er weiß nicht wieviel Jahre, denn Zeit und Raum und Men schentum und Gottheit und jeglicher Begriff sind ihm abhanden gekommen durch das ewige Wandern, das Wandern durch das nichts. Nun hat auch das Wandern aufgehört. Auf einer Buschwanderung fand ich ihn sterbend auf der roten Erde, sein aus tausend Wunden blutender Körper mit schwarzen Ameisen bedeckt, die ihn auffraßen. Wer war dieser Mann?

Er war ein Remittanceman", ein aus der Art geschlagener Sprößling eines vornehmen, englischen Hauses: mit einer Monats= pension( einer Remittance) nach Australien geschickt worden. Das schien feine Strafe vorerst und er hatte ja auch feine verdient, er war nur etwas sehr leichtsinnig gewesen. Die australischen Städte, ein Zufluchtsort( großenteils) der vom öden, leeren, melancholischen australischen Land Abgestoßenen oder dort Gescheiterten und die Beluftigungszentrale der auf dem Lande Florierenden, der Reich­

Er wurde ein Sundowner, wie es deren viele gibt in Auftra­lien. Er wanderte von frühmorgens, bis zur Zeit, wo der Tag ohne Dämmerung, mit einem Ruck in die Nacht übergeht Ehe die Sonne hinter der unendlichen Ebene untergetaucht war, mußte er eine Farm erreicht haben, das war seine letzte Sorge im Leben. Er trat in den Gefinderaum, befam seine Ration Tee und Fleisch ( mie jeder, der dort nach Essen verlangt), ohne darum zu bitten, als etwas Selbstverständliches, ihm, dem Wanderer von Gesetzes. wegen zustehendes. Er tochte, schlief, verließ wortlos das Haus und wanderte weiter, Meilen und Meilen, bis zur nächsten Farm. So wanderte er Jahre und Jahrzehnte, ohne Berührung mit der menschlichen Kultur, stumpf und stumm durch den ganzen Farm­gürtel des hartgebackenen, altersmüden Kontinents, der überreich an Sonne und Licht ist, aber arm an Mensch und Tier, Berg und

und Fluß und Tal. So wanderte er, ohne sich des Wanderns zu freuen und lernte die Natur und die Menschen und die Sprache verachten. Er sah nur mehr seinen Hund: das einzige Wesen, das er und das ihn verstand. Nach und nach verlor er die Erinnerung. Schließlich verlor er die eigene Identität. Er wußte nicht mehr, wer er war. Er wanderte namenlos, ein Niemand durch das Nichts. Er wanderte ewig durch Unendlichkeiten. Er wanderte....

Eines Tages wollte er rasten. Er setzte sich unter einen jener Eufalyptusbäume, die zwar nicht die Blätter, wohl aber die Rinde verlieren. Die Sonne schien grell auf den fahlen Etamm und den grauen Wanderer. Sie drang in sein müdes Gehirn und weckte einen letzten Funken. Er erinnerte sich plöglich an seine Jugend, hörte sanfte Stimmen, fühlte weiche Teppiche und den Blick einer Frau...., ein Kaminfeuer leuchtete, ein seltsames Licht.. sein Herz trampfte fich zusammen. Er fiel zu Beden. Jetzt kamen die Herren der australischen Erde. Die fleinen Ameisen kamen und machten sich über die große Beute her. Sie überrannten und fraßen diesen Menschenleib, der über Meere hier­bergekommen und vor ihrer Behausung ihnen als Beute zugefallen mar. Der Körper zuckte unter millionen von Bissen. Aber er fonnte sich nicht wehren. Er fam nicht von der Stelle. Es war zu Ende mit dem Wandern. Mit dem Leben. Der Dingo ledte Heinrich Hemmer. die Bunden und winselte.

Pferdebeine gegen Volkssouveränität

gewordenen, der Schaftönige, der Weizenfarmer, der Goldwäscher. Zum achzigsten Jahrestag der Sprengung des deutschen Revolutionsparlaments

Die australischen Städte sind der krasseste Gegensatz zur Dede und Eintönigkeit des Landinnern; eine sprudelnde Quelle der Lebens­luft. Ich lenne teine so forglosen, vergnügungsfüchtigen und ver= gnügungsreichen Städte der Welt. Er" war ganz entzückt von

dieser Frische und ursprünglichen Lebenslust. Und man war entzückt von ihm: ein Flirt mit einem Elegant" der alten Welt( in dieser neuesten Welt gibt es feine) ist für manche Australierin der In­begriff der Seligkeit.

Im Mai 1849 blieb kaum noch eine Täuschung darüber, daß die deutsche Revolution im Sterben liege, und es war nicht überall ein Sterben in Schönheit. Rasch waren die Auf­

wie ein Beffler aufgenommen.

Nur widerwillig überließ ihr die Kammer dreimal ihren Sizungs­Ictal wechselnd, sein Gewerbe gewissermaßen im Umherziehen aus­üben. Obwohl die württembergische Regierung die Reichsver­faffung anerkannt hatte, und der Ministerpräsident Römer der trauische König Wilhelm I. in den ungebetenen Gästen Brand­stifter, die in seinem Ländle Anarchie verbreiten" wollten gleich

stände in Sachsen und im Rheinland von der Uebermacht nieder- aal; nachher mußte das Parlament, noch zweimal das Tagungs­geworfen worden, und wenn auch in Baden und der Pfalz die re­volutionäre Flamme noch lohte, so rückten doch schon, um sie mit Gegenrevolution heran. Auch in der Frankfurter National versammlung, dem großen lebendigen Zeugen, daß das deutsche Biedermeierland wirklich so etwas wie eine Revolution zeit verschwand der Maimond des Jahres zuvor, da die Pauls firche Brennpunkt der Freiheits- und Einheitshoffmingen einer ganzen Nation gewesen war. Ja, es ging zu Ende mit der Revo­lution, zu Ende mit dem Revolutionsparlament!

Da man in Australien immer in Gesellschaft trinkt, auf Ein. Kommißstiefeln auszutreten, die Marschkolonnen der preußischen Stationalversammlung nach wie vor angehörte, witterte der miß­

Icdung, Revanche und fortgesetzter Gegenrevanche, tam er aus dem Trinken und den Bars nicht mehr heraus. Eines Tages blieb die Remittance aus. Bar sein Vater gestorben oder wieder verhei­ratet? Das fonnte er erst nach Monaten erfahren: mittlerweile gehabt hatte, brannte das Lämpchen trübe; fast im Nebel der Bor: daß ein schroffes Borgehen gegen die Erforenen des deutschen

mußte er verdienen.

Wohlan! Australien ist das Arbeiterparadies. Soweit man ein Bolt durch soziale Gefeßgebung glücklich machen fann, haben de futzeffiven australischen Regierungen ihre Pflicht getan. Jede Dienstbotenstube, jede Schusterwerfstätte wird gesundheitsamtlich in­friziert, ob sie hell und luftig genug sei und es wird streng darauf geachtet, daß niemand überlaftet, oder unterbezahlt wird Aber­um, in dieses Arbeiterparadies einzugehen, muß man vorerst einen Posten finden.

Wenn das Land von der Dürre verbrannt oder von der Ueber­schwemmung weggeschwemmt wurde, ist( von Nachkriegswehen nicht zu sprechen) Dürre und Ueberschwemmung auf dem Arbeitsmarkt der Städte, selbst für die geübtesten und tüchtigsten der boden­ständigen Leute.

Nachdem der Fremde einige Zeit an Bar- Eden herumgelungert hatte, auf Chancen zum Trinken oder Arbeiten wartend( dem Trinker ncrabreicht der Barmann ein Bratislunch), ging er aufs Land.

anderen.

Im einsamen Landinnern ist der Zuwandernde auf alle Fälle mill­tommen. Er besitzt Menschenwert, Seltenheitswert, wenn feinen Ais brauchbare Kraft muß man allerdings ampaden fönnen, im Reiten, Zimmern, Schlossern, Satteln, Viehtreiben und weiß Gott was noch alles zu Hause sein und er" hatte zarte weiße Hände which never did an houest days work"( die, wie man ihm sagte, nie eine ehrliche Tagesarbeit verrichtet hatten.

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Schließlich fand er eine Stellung als boundary- rider. Er mußte ein großes Hammeltönigreich umreiten und nach den Löchern im Zaune sehen, der da unten gleichzeitig Stallmauer ist. Es dauerte oft Monate bis er zurüd war, und außer ungezählten Schafmil­lionen auch einen Menschen zu sehen bekam. Es war die Lehrzeit einſamster Existenz. Er nächtigte in einem Sad voll Eukalyptus blättern unter dem flimmernden Sternenhimmel, einer magischen, fast irrealen Deckenbeleuchtung, die ihn anfänglich nicht schlafen ließ. Er fochte und az irgendwie und irgendwas, schoß Kaninchen, fchlachtete Schafe, briet Fleisch auf einer Schaufel und führte Ge spräche mit verdorrten Baumstrunken. Aber zweimal im Jahr fuhr er nach Melbourne , wo es europäische Bäume und Blumen gibt, Bars und Geschäfte und so schöne und gutgekleidete Frauen wie irgendwo auf der Welt und wo sein Smoking beim Portier im ersten Hotel hing und seiner wartete. Zweimal im Jahr verwan­delte er sich für einen Monat von einem schwitzenden Grenzreiter in einen betrunkenen Lord. Schließlich vergaß er sich in der lez­teren Rolle und verlor den Reiterposten.

Dann wurde er Rabbiter; staatlicher Kaninchenvertilger. Die Kaninchen haben sich in Australien ins ungemessene vermehrt und fressen den Schafen die ohnehin farge Nahrung weg. Daher mer­den sie von eigens dazu angestellten Männern, den Rabbitern, ver­giftet. Auch dieses ist eine gut bezahlte, wiewohl ebenfalls sehr einsame Arbeit. Und nachdem er sie im Stich gelassen, wurde cr Buschmann und rodete Urwaldland. Aber jedesmal, wenn er eine größere Summe Geldes erhielt, verwendete er sie nach der leicht­finnigen Art gar manches australischen Landarbeiters. Der über­gibt seinen Jahreswechsel dem ersten, besten Schankwirt und be­ginnt in der Hinterlandsbar zu zechen. Er zecht und zecht, bis man ihm sagt, sein Geld sei vertrunken. Dann bekommt er drei Tage das Gnadenbrot und schließlich einen Fußtritt. Er arbeitet wieder ein Jahr und trägt sein Geld zum nächsten Wirt. Auf seinen Wanderungen traf er Menschen, die jedwede Sorge um die Existenz abgeschüttelt haben. Das sind die sogenannten

Sundowners.

Wenn die

Der australische Sundowner ist ein Wanderer auf Erden, mit dem ein Bagabund der Welt sich meffen kann. Er wandert von emer emjamen Farm durch die Einode zur nächsten. Sonne untergeht( when the sun goes down), muß der Sundowner, der Dämmerer", eine menschliche Behausung erreicht haben, sonst muß er ohne Nahrung gehen. Das ist sein einziges, legtes Ziel auf Erden. Bei Tag wandert er einsam in der einsamen Natur, und die Nacht schläft er als Fremder unter fremden Menschen. Der Sundowner wandert immer, immer weiter, immer wo anders: hin. Meilen und Meilen wandert er, unter dem zitternden Kupfer­himmel, durch immer dieselbe schattenlose, troftloje, geruchlose, laut­

Nicht zuletzt deshalb, weil es sich alle Zeit zu menig als Re­polutions parlament gefühlt hatte! Um die für ihre Kaffen­schränke zitternden Mastbürger mit den Farben Schwarzrotgold zu verföhnen, vergaß man nur allzu bereitwillig, mit dem Dichter zu reden, daß non Aufruhrs Gnaden zu Frankfurt man tagte". Man empfand Stolz darauf, eine refpettable, eine honette, eine gesez­liche Revolution zu haben, die vor jeder Verbotstafel ängstlich Halt machte, der Danton , Robespierre und Marat Gott sei Dant entriet und trotz der pomphaft ausgerufenen Souveränität des Parlaments das neue Deutschland friedlich- schiedlich mit den Fürsten zu vereinbaren trachtete. Um freilich statt dessen die Unterschrift unter der Charte des neuen Deutschland den Fürsten abzu pressen, fehlte es der Nationalversammlung an Macht. So durchdrungen waren die Ideologen der Baulskirche von dem Glauben an die werbende und siegende Kraft des Rechts, daß fie, fäumten, ein Barlamentsheer hinter sich zu scharen, während die alle Erfahrungen der Geschichte in den Wind schlagend, es ver­Fürsten, nach dem ersten Schred aufatmend, die Säbel schleifen und die Flinten laden ließen, eingedent des Sprüchleins:

Gegen Demokraten

Helfen nur Soldater.

ezt, da die Bataillone der Gegenrevolution heranrüdten, stand denn die Nationalversammlung schußlos und mehrlos da und hatte nicht einmal einen Nachtwächterspieß zur Verfügung, um die Frei­heit zu verteidigen.

Auch lichtete sich die Paulskirche, in der sich einst an die 700 Boltsvertreter gedrängt hatten, täglich bedenklicher. Im April wurden die österreichischen, im Mai die preußischen und sächsischen Abgeordneten von ihren Regierungen abberufen, und wenn auch nur die der Reaktion von vornherein Verhafteten dem ungesetz­lichen Verlangen willfahrten, so riß ihr Austritt doch breite Lücken in die Versammlung. Als oudh die Erbkaiserlichen, die Rotte Gagern, 75 Mann hoch, dem Parlament so den Rücken fehr­ten, wie Ratten das sinkende Schiff verlassen, befam die Linke das Heft in die Hand. Aber auch sie hielt, statt sich die letzten Illusionen aus den Augen zu wischen, an der Zentralgewalt des famosen Erzherzogs Johann fest, der, ein wahrer Reichsver weser ,

für die Verwefung des Reichs sorgte

und mit der Nationalversammlung Schindluder spielte. Daß er ihr nach dem Rücktritt Gagerns ein Ministerium, bestehend aus den komischen Figuren des Parlaments, auf die Nase setzte, nahm es zwar mit einem Mißtrauensvotum auf, aber da der Habsburger num einmal für die dem Spießbürger wohlgefällige Legitimität der Revolution bürgte, waren die Pfuis sehr laut und die Entrüstung sehr allgemein, als erst Schlöffel den Antrag stellte, den Reichs­verweser zum Feind des deutschen Volkes zu erklären, und zwölf Tage später Wilhelm Wolff , der Freund von Karl Marg vor­schlug, den ersten Volksverräter, den Reichsverweser für vogelfrei

zu erklären.

der in Baden und in der Pfalz ", aber da er nicht minder fürchtete, Volkes ihm von seinen Untertanen böse angefreidet würde, übte er zunächst erzwungene Duldung.

Da die Konstituante auf taum mehr als hundert Abgeordnete zusammengeschmolzen war, die fast alle der Linken oder entschie­denen Linken zuzählen, schüttelte sie jetzt den Erzherzog Johann und setzte eine fünfföpfige Reichs­regentschaft ein, die nicht ganz mit Unrecht Karl Heinzens Spott herausforderte:

als Bolksverräter ab

Erst hatten sie das Reich,

Doch feinen Regenten gefunden,

Dann hatlen fie fünf Regenten zugleich, Das Reich war unterdessen verschwunden.

Der Bille, das nötige zu tun, war jetzt zwar da; aus der Stim­mung der Mehrzahl heraus erklärte 3 immermann, der Ge­schichtsschreiber des Bauernfrieges, wenn es denn sein müsse, halte

er es mit Machiavellis Wort: Heilig sind die Waffen, besonders dann, wenn keine Hoffnung ist als die Waffen." Aber mit dem Willen allein war es nicht getan. Was mehr denn je

fehlte, war Macht, und sie zu schaffen, war es längst zu spät. Da nicht einmal die demokratischer Gesinnung verdächtige Stuttgarter Bürgerwehr es magte, mit gefälltem Gewehr zum Schuße vor die Nationalversammlung zu treten, blieb es eine leere und hoffnungs­lese Geste, wenn die Regentschaft den Oberbefehl über die Reichsarmee übernahm. Um die Befehle der Fünf kümmerte fich in ganz Deutschland niemand mehr als um den Mann im Mond, und dein König vollends ward die Geschichte zu dumm, als auf dem Papier! es unternahmen, einen die Reichsregenten württembergischen Difizier wegen Ungehorsams seiner Stellung als Reichsgeneral zu entheben und von der Stuttgarter Regierung 5000 Mann als Kern eines aufzubauenden Reichsheeres zu ver­langen. Auch sein Handlanger Römer war jetzt bereit, Demo­fratie hin, Demokratie her, die lästigen Zuzüglinge auf den Schub zu bringen.

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Der entscheidende Anstoß aber kam von der Vormacht der Gegenrevolution, von Preußen. Die Berliner Machthaber forderten die württembergische Regierung in höchst unwirscher Drehnote auf, dem Unwesen jener aufrührerischen Versammlung ein Ende zu machen", widrigenfalls die freundliche Hilfe preußischer Truppen zu erwarten sei. Da die württembergische Majestät vor nichts einen höllischeren Respekt hatte, als vor dem Einmarsch der Pickelhauben, verbot seine Regierung am 17. Juni der National­versammlung ein weiteres Tagen. Als sich gleichwohl am folgen­den Tage die Abgeordneten in feierlichem Zuge zur Frigichen Reithalle begaben, voran der greise schwäbische Dichter der Altvater des schwäbischen Liberalismus" Uhland und

Schott,

versperrte ihnen ein Bataillon des 6. Infanterie- Regiments den Weg.

Einwände gegen die Aufforderung eines zivilen Regierungsfom­missars, auseinanderzugehen, schnitt brutaler Trommelwirbel ab; aus einer Nebenstraße sprengte eine Schwadron des 2. Reiter- Re­giments, naďte Klingen blizten in der Luft. Befehlsstimmen Aber gerade wegen der faum noch zweideutigen Haltung dieses schrien: Einhauen, aber wie der die Aktion leitende General be­Erzherzogs fühlte sich die deutsche Konstituante in Frankfurt von richtete, mit Anwendung von ein paar flachen Säbelhieben" er­Tag zu Tag unbehaglicher; in den Straßen der Mainstadt lief das ledigte sich der nur platonische Widerstand; der Einsatz von Militär der Mächte, die gegen die Reichsverfassung offen Krieg Pferdebeinen gegen die Volkssouveränität ge­führten, immer herausfordernder herum. Am 30. Mai beschloß nügte. Noch einmal versammelten sich die also Auseinanders barum die Bersammlung mit 71 gegen 64 Stimmen ihre le beigesprengten nachmittags im Hotel Marquardi und beschlossen, am 25. Juni in Karlsruhe einzufinden, aber da an diesem Tag fieblung nach Stuttgart , obwohl das revolutionäre Baden nicht nur geographisch, sondern auch politisch viel näher lag und statt der Nationalversammlung die Soldateska des Prinzen von Heidelberg die Bolksvertretung in seine Mauern eingeladen hatte. Breußen in die badische Hauptstadt einzog, dauerte es volle sieben Da ganz im Gegenteil Stuttgart gar nicht nach der Ehre geizte, Jahrzehnte. bis wieder, als Ausdruck der Souveränität der Na­Die Ueberbleibsel des Revolutionsparlaments zu beherbergen, schlich tion, ein deutsches Revolutionsparlament unter Schwarzrotgold zu­fich die Versammlung, bie immer noch die Souveränität der Na- fammentrat. Bon Stuttgart nach Weimar war der Tag tion verförperte, wie ein Bettler in die württembergische Hauptstedt lang und steinig, aber schließlich machte doch der 11. August 1919 den 18. Juni 1849 mett. ein, und wurde

Hermann Wendel .