Nr. 279» 46. Jahrgang Oienöfog. 18. 3uml929
Flugzeugunglück Lns Meer gestürzt!- Paris . 17. Juai. Auf dem Weg von C r o y d e n«ach Calais ist heute mittag um tlX Uhr ein von dem Flieger Brailly gesteuertes Personenflugzeug mit P a s s a g i e» reu und 200 Kilogramm Post an Bord hinter der Höhe von Dungenest ins Meer gestürzt. Von der Imperial Airwah wird folgender Bericht herausgegeben: Das heute vormittag um 10.30 Uhr ab» geflogene Verkehrsflugzeug der Linie London » Zürich sandte Notsignale aus. als eS sich IS Meilen von der englischen Küste entfernt, über dem Kanal befand. Der Pilot kehrte um, mustte aber drei Meilen von der Küste entfernt niedergehen. Er teilte drahtlos mit, dast er längsseits eines Fischdampfers niedergehen werde, was geschah. Auf Grund der ständigen Not» standsvorkehrungen wurde» sofort nach Eingang des Notsignals weitere Schiffe an die Unglücksstelle ent» sandt. Bedauerlicherweise haben sieben Reisende ihr Leben verloren. Vier Reisende, der Pilot und der Mechaniker wurden verletzt, wie man hofft, nicht ernsthaft. Aus der Notlandung, über deren günstigen Verlauf noch am Spätnachmittag Augenzeugenberichte veröffentlicht wurden, ist da» nach ein Verkehrsunfall ersten Nanges geworden, da
Schiffsunglück in den LiSA. 32 Menschen vermißt. London . 17. Jnni. Einer Exchange-Meldung aus Portland (Oregon ) zufolge ist gestern der amerikanische Dampfer„Laurel" an der Mündung des Columbiaflusses bei schwerem Sturm gescheitert. Schiffe, die zur Hilfe herbeigeeilt waren, haben den ganzen Tag vergebens nach der Be» satzung von 32 Mann gesucht. Der Columbia-River fließt im Nordwesten der Ver» einigten Staaten von Nordamerika : er ist 2000 Kilometer lang und mündet in den Stillen Ozean. Ueber das Schiffsunglück wird weiter gemeldet: Der Dampfer -„Laurel" wurde von dem schweren Sturm auf die Klippen ge» warfen und brach mitten entzwei. Das Vorderschiff blieb auf den Klippen hängen, während das Hinterschiff wegtrieb imäTbic Nicht ung' Svf seichtes Waffer nahm. Die am Ufer stehend« Menge konnte durch Ferngläser 15 Mann beobachten, die sich an dem Wrack fe st klammerten. Die Seeleute, die auf dem fest» sitzenden Vorderschiff zurückgeblieben waren, sprangen, als die Rettungsboote erschienen, in die Fluten und wurden dann von den Rettungsbooten aufgenommen. Auch ein mit Holz beladener Dampfer erlitt bei dem Sturm Schiffbruch. Sein« Besatzung wurde von einem Lotsenboot nach A st o r i a gebracht. Abreise Fuads aus Verlin. König F u a d von Aegypten ver» ließ in Begleitung feines Gefolges Berlin , um sich zunächst nach . Hamburg zu begeben.
über dem Kanal. - 6 paffagiere getötet. neben den sieben Toten olle weiteren Jnsaffen des Flugzeuges, vier Reifende, Pilot und Mechaniker, verletzt wurden. Ein ähnliches schweres Unglück im englischen Lustverkehrsdienst hat sich am Heiligen Abend 1324 ereignet, als ein Flugzeug kurz nach Verlassen von Croyden notlanden wollte, sich überschlug und in Flammen aufging, wobei sieben Reisende und der Pilot ihr Leben verloren. Unter den Toten befinden sich drei Frauen, drei der Ver» letzten sind Frauen. Das Flugzeu war«ine zweimotorig« Handler- Page-Maschine und führte den Namen„Gity of citana". Es war heute Vormittag um 10l4 Uhr in Croyden au f g e st i e g e n, um über Paris und Bafel nach Zürich zu fliegen, als es sich etwa über der Mitte des Aermelkanals befand, begannen die Motoren aus- zusetzen. Der Pilot sandte Notrufe aus, die in Croyden aus- gesangen wtftden, machte einen vergeblichen versuch, Land zu er- reichen, und mußte etwa fünf Kilometer südwestlich von Dungeneß aus dem Kanal notlanden. Das Flugzeug stand seit 1926 im Dienst der In, perial Airways Company und hatte den Kanal bereits mehr als tausendmal überflogen. Ueber die Ursache des Verkehrsunglücks fehlen noch alle zu» oerlässigen Hinweise. Von den Toten sind bisher nur drei an Land gebracht worden. Zweites Klugzeugunglück in England. Wie das englische Luftfahrtministerium bekanntgibt, ist in der Nähe von Netheravon ein Siskin-Flugzeug des dritten Kampfgeschwaders a b» gestürzt, wobei der Pilot, ei« Fliegeroffizier und der Beobachter getötet wurden.
Vsrfsssungsksisi' des Reichsbanners! Das Reichsbanner Schwarz»Rot-Gold ver» anstaltet am 10. und 11. August in Berlin eine Bundesverfassungsfeier. zu der etwa ISO 000 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet werden. Auch 1400 Mitglieder des Oester» reichischen Schutzbundes in Wien haben Ihr Erscheinen angekündigt. Das Programm sieht am 10. August eine Kundgebung der republikanischen Eisenbahner Deutschlands und Oesterreichs vor. Am Abend findet dann eine groste Verfassungs» frier statt, bei der u. a. die Reichsminister S e v e- ring und W i r t h und der Reichsminister a. D. Koch» Weser sprechen. Der Sonntag bringt am Vor- mittag eine republikanische Jugendkundgebung und dann gegen Mittag einen Gesamtaufmarsch zu Ehren der Reichsverfassung im Lustgarten und Unter den Linden . Die Bannmeile ist für diese beiden Tage vom Reichsinnenminister aufgehoben wor» den. Am Nachmittag finden Volksfeste in allen Stadtteilen statt.
Ist Herbert Meyer der Täter? Widersprechende Zeugenaussagen. In der gestrigen Nachmittagssitzung der Verhandlung gegen den zwanzigjährigen Herbert Meyer, der sich vor dem Schwurgericht wegen Totschlages an dem Referendar Günther Schäffer zu verantworten hatte, wurde zunächst ein Teil der Sachverständigen vernommen. Zwei Aerzte erklärten zu der Daumenverletzung, dos; die Schilderung des Angeklagten, der sich beim Holzschnitzen den Daumen oerletzt haben will, ziemlich unwahrscheinlich aber doch nicht ganz unmöglich klinge. Obermedizinalrat Dr. Bürger erklärte zu dem Geisteszustand des Angeklagten, daß er ein normaler junger Mensch ist. Von dem Ausschluß einer freien Willens- bestimmung, im Falle, daß der Angeklagt« der Täter sein solle, könne nicht die Rede sein. Als erster Zeuge wurde der Schüler Wünsch vernommen, der mit Schäffer zusammen überfallen wor- den war. Nach seiner Darstellung war sein Freund Schäffer bei ihm im Hause Treskowallee 164 zu Besuch. Als er sich verabschiedete, wollte er ihn noch ein Stück begleiten. Als die beiden jungen Leute vor das Haus kamen, sahen sie den Demonstrationszug die Straße entlangziehen. Angehörige, die den Zug auf dem Bürgersteig be- glesteten, sahen, daß er und Schäffer das Abzeichen des Iungdeutfchen Ordens trugen. Auf den Ruf„Faschisten� Hunde", den ihnen einige Frauen entgegenschrien, stürzten sich einige Leute aus dem Zug mit erhobenen Stöcken auf sie und wollten ihnen die Abzeichen abreißen. Der Zeuge Wünsch zog sich sofort durch einen Seiteneingang in den Hausflur zurück, die Menge drängte nach und Schäffer vorlor dabei seine Brille. Während er sich bückte, schlugen verschieden« Leute auf ihn ein. Als Schäffer sich endlich im Haufe verbergen konnte und die Wohnung Wünschs betrat, erklärte er nur, daß er von einigen Stockschlägen benommen wäre. Erst als er die Jacke auszog, bemertte man, daß er voller Blut war. Von Stichen hatte er selbst nichts bemerkt. Während Wünsch nach einem Arzt telephonierte, brach Schäffer zusammen und fiel hin. Cr wurde dann in das Kranken- Haus gebracht. In dem Angeklagten will der' Zeuge einen der jungen Burschen wiedererkennen, der sich auf sie zustürzte und sie auch in den Seitengang hineinversolgte. Geschlagen hatte sich aber Schäffer nach seinem Eindruck mit einem älteren Mann in dunkler Kleidung. Von dem Zeugen wurden nun die widersprechend st en Aussagen darüber gemacht, ob der Angeklagte mit einem anderen sehr aufgeregten jungen Mann, der sehr genau beobachtet worden ist, identisch ist. Während zwei Zeugen fast mit Bestimmt- heit behaupteten und andere wieder eine große Aehnlichkeit kon- statierten, erklärte ein Geschwisterpaar, daß M e y e r a uf keinen Fall mit diesem Jüngling, der auf sie einen großen Ein- druck gemacht hat und deffen Erscheinung sie sich genau eingeprägt hätten, identisch sein könne. Die Verhandlung wurde dann abge- brachen und auf Dienstagfrüh vertagt. Oer Tod des Segelfliegers. Wie das Unglück geschah. Marienburg , 17. Zuni. Die Untersuchungen über die Ursache des Flug- zeugunglücks. dem Segelflieger Ferdinand Schulz zum Opfer fiel, haben folgendes ergeben:' Durch allzu steilen Gleitflug mit vollem Motor war die Geschwindigkeit für den A n st e l l w i n k e l der Flächen zu groß, so daß diese in starke Vibration gerieten. Beim Abfangen der Maschine ist wahrscheinlich eine Verspannung zerrissen. Die Vibration steigerte sich zum starken Flattern, dann zum Z« r- flattern in Fetzen. Größere Teile der Flächen am Rumpf kippten nach oben, um dann zur Erde zu satten, worauf der Rumpf zur Erde herabstürzte.
Jnck Xondon:
(Berediiigie üebersetzung von Erwin Magrais).
Wild wie ein Indianer, ein Mann ohne Moral, dessen Rachdurst nie erlosch, und der alle, die sich ihm in den Weg stellten, zu Boden trat— o ja, sie kannte alle die harten Namen, die man ihm gab. Und doch fürchtete sie ihn nicht. Der Name Burning Daylight hatte eine mächtige Bedeu- tung, die auf die Phantasie jeder Frau wirken mußte, wie sie jetzt auf die ihre wirkte, als sie, durch das Gatter ge- trennt, dem ernsten leidenschaftlichen Klange seiner einfachen Worte lauschte. Schließlich war Dede ja nur eine Frau, x mit der Eitelkeit ihres Geschlechts, und ihrer Eitelkeit schmeichelte es, daß ein Mann wie er sich in seiner Not an sie wandte. Aber noch mehr regte sich in ihr— ein Gefühl von Müdigkeit und Einsamkeit. Unbestimmte Gefühle und noch unbestimmtere Eingebungen: und tiefer und dunkler flüsterte in ihr das Sehnen längst vergangener Geschlechter, das sich wieder kristallisierte und feste Form annahm— un- geahntes, unergründliches Sehnen, flüchtig und doch mächtig, Geist und Wesen des Lebens, das unter tausend Verkleidun- ' gen hinausstrebte. Mit diesem Manne durch die Berge zu reiten war allein schon eine starke Versuchung. Aber dabei blieb'es auch, denn sie war fest davon überzeugt, daß seine Lebensweise nie die ihre werden konnte. Andererseits litt ' sie n-cht an der gewöhnlichen weiblichen Furcht und Scham. Sie zweifelte nicht daran, daß sie unter allen Umständen für sich einstehen konnte. Warum also nicht? Alles in ollem hatte es ja nicht viel zu sagen. Er war ein großer Junge, dieser mächtige Riese von Millionär, den die Hälfte der reichen Leute in San Fran » zisko fürchtete. Ein richtiger Junge! Sie hatte nie gedacht. daß er so sein könnte. Wie machen die Leute es, wenn sie fich verheiraten?" ' sagte" er'„Erstens treffen sie sich: zweitens gefallen sie sich äußerlich- drittens werden sie miteinander bekannt, und viertens heiraten sie sich oder lassen es bleiben, je nachdem,
ob sie sich leiden mögen oder nicht. Aber wie wir heraus» bekommen sollen, ob wir uns leiden mögen, wenn wir uns nicht selbst die Gelegenheit dazu schaffen, zum Donnerwetter, das geht über meinen Verstand. Ich möchte Sie besuchen, aber ich weiß Nicht, daß Sie in einem möblierten Zimmer oder in einem Pensionat wohnen, und da geht es doch nun einmal nicht." Plötzlich änderte sich Dedes Stimmung wieder, die Si- tuation erschien ihr lächerlich und sinnlos. Sie fühlte einen starken Drang zu lachen— nicht ärgerlich, nicht hysterisch, sondern nur lustig. Es war so komisch. Sie, die Sekretärin, er, der berüchtigte und mächtige millionenschwere Spieler, und zwischen ihnen das Gatter, über das hinweg sich seine Betrachtungen ergossen, wie man sich heiraten könnte. Dabei war es eine ganz unmögfiche Situation. So konnte es doch unmöglich weitergehen. Diese Begegnung mußte die letzte sein. Und wenn er ihr dann in Ermangelung dessen im Kontor den Hof zu machen versuchte, so mußte sie eben die sehr angenehme Stellung aufgeben, aber schließlich hatte ihr die Männerwelt,«besonders in der Stadt, nie sehr gefallen. Sie hatte nicht jahrelang fürs tägliche Brot gearbeitet, ohne einen Teil ihrer Illusionen einzubüßen. „Wir brauchen doch kein Hehl daraus zu machen," er» klärte Daylight.„Wir können ganz offen zusammen aus» reiten, und wenn uns jemand sieht, so schadet es auch nichts. Wenn man redet— schön, solange wir selbst uns nichts vor» zuwerfen haben, brauchen wir uns auch nicht darum zu kümmern. Sagen Sie ja, und Bob wird den glücklichsten Mann von der Welt auf dem Rücken tragen." Sie schüttelte den Kopf, zog die Zügel an, da das Pferd ungeduldig wurde, und blickte bedeutungsvoll auf die länger werdenden Schatten. „Es ist spät geworden," sagte Daylight schnell,„und wir haben noch keinen Entschluß gefaßt. Nur noch einen Sonn» tag— das ist doch nicht viel verlangt—, um das Weitere zu bereden." „Wir haben ja heute den ganzen Tag gehabt," sagte sie. „Aber wir haben zu spät angefangen, darüber zu sprechen. Nächstes Mal wollen wir nicht solange warten. Es wird mir bitterer Ernst, das kann ich Ihnen sagen. Also nächsten Sonntag?" Sind Männer je ehrlich?" fragte sie.„Sie wissen ganz gut, daß Sie mit„nächsten Sonntag" viele Sonntage meinen."»
„Dann lassen Sie es viele Sonntage sein," rief er un» bekümmert, und ihr schien, er sei noch nie so hübsch gewesen. „Sagen Sie ja. Nur dieses eine Wort. Nächsten Sonntag am Steinbruch..." Sie nahm die Zügel in die Hand, um weiterzureiten. „Gute Nacht," sagte sie,„und—" „Ja," flüsterte er mit einem ganz leisen gebieterischen Anflug in der Stimme. „Ja," sagte sie leise, aber deutlich. Im selben Augenblick galoppierte sie davon, ohne sich umzusehen, nur damit beschäftigt, sich über ihre eigenen Ge- danken klar zu werden. Bis zum letzten Augenblick war sie entschlossen gewesen, nein zu sagen, und doch hatten ihre Lippen ja gesagt. Oder es schien ihr doch, daß es die Lippen waren. Sie hatte nicht die Absicht gehabt, ihre Zustimmung zu geben. Warum hatte sie es dann getan?« Ihre Ueber- raschung und Verwirrung über eine so vollkommen unüber- legte Handlung wich der Bestürzung, als sie sich die Folgen klarmachte. Sie wußte, daß mit Burning Daylight nicht zu scherzen war, daß er mit seiner Einfachheit und Knaben- haftigkeit doch in erster Linie eine Herrschernatur war, und daß sie sich einer Zukunft überlassen hatte, die unvermeid- lich Sturm und Drang bringen mußte. Und wieder fragte sie sich, warum sie in dem Augenblick, als es am allerwenig- sten ihre Absicht gewesen, ja gesagt hatte. * Das Leben im Kontor ging seinen Gang. Weder durch Worte, noch durch Blicke räumten sie ein, daß die Situation sich irgendwie gegen früher verändert hatte. Jeden Sonntag verabredeten sie sich zum Reiten für den nächsten Sonntag. aber im Kontor wurde nie die geringste Anspielung darauf gemacht. In diesem Punkt war Daylight durchaus ritter- lich. Er wollte sie nicht verlieren. Der Anblick ihrer Person und ihrer Arbeit war ihm eine ständige Freude. Trotz aller guten Vorsätze lag eine gewisse Heimlichkeit über ihren Begegnungen. Sie ritten nicht frei miteinander im Angesicht der ganzen Welt. Im Gegenteil, sie trafen sich stets an Stellen, wo sie sich am wenigsten beobachtet wußten. Sie ritten auch nur auf den stillsten Wegen und zogen die zweite Hügelreihe vor, wo sie höchstens ländliche Kirchgänger trafen, die Daylight wahrscheinlich nicht einmal aus den Bildern in den Zeitungen kannte.(Fortsetzung folgt>