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Dienstag

18. Juni 1929

Unterhaltung und Wissen

Hasse Zetterström: Leibesübungen

Es gibt nichts, was ich so hoch schätze wie Leibesübungen, und es gibt nichts, was ich so hesse wie Sport. Das heißt: ich schätze auch schöne Frauen und schicke Anzüge, und ich hasse auch Konturrenten und warmen Bunich. Das gehört aber nicht hierher.

Schon als fleiner Junge hatte ich Leibesübungen gern. Ich mar erst fünf Jahre alt, als ich steile Straßen hinunterrodelte. Und ich hatte kaum meinen fünfzehnten Geburtstag hinter mir, als ich auf einer großen Eisscholle den Strom hinabsegelte. Es war im Frühjahr, und die Strömung war start. Ich bestieg die Scholle am jüdlichen Ufer, und als ich die erste Brücke erreicht hatte, barst das Eisstück in zwei Teile. Ich setzte auf jeden Teil einen Fuß und segelte weiter.

Die Ufer maren voll von Schauluſtigen, und als ich an die zweite Brücke fam, tam ein Polizeikommissar in einem Rettungs­boot angerudert, um mich zu retten. Da war die Eisscholle in drei Teile geborsten, ich stand aber mit einem Fuß auf jedem. Ich meigerte mich, mich retten zu lassen, es war meine Absicht, erst jenseits der Stadt bei ein paar fleinen Inseln, die da lagen, an Land zu gehen. Die Zuschauer am Rai ermunterten mich mit fröhe lichen Zurufen, und als ich an die dritte Brücke fam, barst das Eisstück in achtzehn Teile, und ich fiel augenblicklich ins Wasser

und ertrant.

Mit sechzehn Jahren beteiligte ich mich an einem Schlittschuh mettrenen. Kurz bevor das Rennen anfing, fühlte ich mich unwohl und schied aus dem Rennen aus. Es waren zehn Grad Kälte, und ich war nicht gewöhnt, in Trikots zu gehen. Am nächsten Tag

schrieb die Zeitung:

geschieden.

H. Zetterström ist schon vor Anfang des Rennens aus Ich schnitt diese Notiz aus und trug fie zwei Jahre in meiner

Brieftasche.

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Als ich siebzehn wurde, gründete ich einen Athletenklub im öft­lichen Stadtteil. Ich wohnte im füdlichen, also führte ich gegen die Leute meines eigenen Stadtteils nichts Böses im Schilde. Ich war der Kräftigste im ganzen Klub, und auf dem Programm unserer großen Aufführung am zweiten Weihnachtsfeiertag stand mit großer Schrift:

Gastauftreten des Amateurathleten H. Zetterström. Champion of Dst und Süd. Herr Zetterström wird eine Kugelstange von 170 Kilogramm heben.

Ich war an diesem Abend verhindert aufzutreten. Meine Mutter war im Besiz eines Schlüssels zu einer Dunkeltammer, und in der Kammer saß ich.

Im Sommer vor diesem Ereignis sprang ich vom höchsten Sprungbrett in der Badeanstalt. Ich wäre nie gesprungen, wenn nicht ein gewisser Jemand, dessen Namen ich heute noch in einem besonderen Buche notiert habe, mich gestoßen hätte. Ich fiel auf auf den Rücken, auf den Rücken eines älteren, fetten Mannes, von

dem man später nichts mehr gesehen hat.

Natürlich bin ich auch Rad gefahren. Auf mein erstes Rad befam ich 150 Kronen.( Bom Pfandleiher.) Es war natürlich in der ersten Zweiradzeit. Heutzutage friegt man teine 75 Kronen.

Im Alter von 23 Jahren schoß ich viel nach der Scheibe. Scheibenschießen ist eine ausgezeichnete Uebung. Es schärft den lid, wenigstens bei einer Scheibe auf drei Meter Entfernung. Außerdem ist das Schießen sehr angenehm, wenn man es in der Wohnung betreibt. Man fann so gemütlich dabei trinken. Ich

habe mehrere Medaillen vom Scheibenschießen mit nach Hause ge­bracht. Sie sind sehr hübsch, und auf der Rückseite steht: Ber­gnügungspart Tivoli und dann die Jahreszahl des Schießens.

Zu Hause in meiner Wohnung schieße ich viel. Mein Beruf bringt es mit sich, daß ich eine gewisse Fertigkeit darin haben muß. Ich pflege meiner Frau oder meinem Sohn einen Apfel oder eine Apfelsine und ein Ei auf den Kopf zu placieren. Am drolligsten ist es, wenn ich nach Eiern schieße. Eier fämmen sich ziemlich schwer aus. Ab und zu fann es passieren, daß ich daneben treffe, aber das schadet nicht viel. Die Pfeile gehen nie tiefer als zwei Bentimeter.

Im Bogen bin ich start. Daß ich mal unseren Meisterschafts­boger befiegt habe, und daß mir mal freie Fahrt nach Amerita von einem Todfeind von Amerifas erstem Boger angeboten war, ist so allgemein bekannt, daß es an dieser Stelle nicht erwähnt zu werden braucht. Bogen ist überhaupt sehr wertvoll. Er stärkt einen selbst und schwächt die Umgebung.

Natürlich laufe ich auch Sti. Die Umgebung meiner Stadt eignet sich jedoch nicht recht für diese Art Bewegungsspiel Sie ist viel zu hügelig. Ich war vor einiger Zeit mit meinen Stiern draußen. Ich kam an einen Hügel, und da fuhr ich hinunter. Unter halb des Hügels war eine Chauffee, und auf der Chauffee tam eine Droschte angefahren. Durch freundliches Entgegenkommen der Insassen wurde ich nach Hause gefahren.

Ich bin auch sehr für Schlittschuhsegeln. Um ein tüchtiger Schlittschufegler zu werden, fauft man einen grauen Sportanzug, ein Paar hohe Schnürstiefel, eine Müße, die man über die Ohren ziehen fann, ein Paar wollene Handschuhe, die bis an die Achsel­höhle reichen, ein Paar Pulswärmer, die bis zum Handgelent gehen, ein Rettungsfeil, ein paar Eispidel, um in das Eis zu hauen, menn man in eine Bate fällt, und ein Baar lange Wickelgamaschen, um die Beine zu wickeln, damit sie sich nicht biegen. Ein Schlitt­schuhsegel fann auch dabei sein. Es muß fünf Quadratmeter sein. Sollte es windig werden und man allein auf einem großen Gee sein, dann ist es schon am besten, das Segel loszulassen und um Hilfe zu rufen. Wenn man zu zweien mit einem Segel segelt, dann richtet man es so ein, daß der andere vorn steht, wobei man fich bei einiger Uebung sehr leicht von allem drücken und den anderen sich allein erfälten lassen tann.

Rodeln ist auch nach meinem Geschmad. Besonders Rennwolf. Ich bin mal mit einem hübschen jungen Mädchen Rennwolf ge­fahren. Ach! das war in meiner Jugend! Sie war blond und hatte blaue Augen, und niemand war in der Nähe. Ich beugte mich vor und füßte sie ganz leicht auf die rechte Wange. Sie schrie, daß ich das nicht tun dürfte, und sagte, ich solle sie sofort nach Hause zu ihrer Mama fahren. Ach! Das war in meiner Jugend! Ich fuhr weiter. Es ging mit rasender Geschwindigkeit, und ich beugte mich leise vor und füßte sie leicht auf die linke Wange. Sie schrie, daß ich das nicht tun dürfte und sagte, ich solle sie sofort nach Hause zu ihrer Mama fahren. Ich fuhr sie nach Hause. Ein Mädchen, das ich ganz leicht auf die rechte und auf die linte Wange tüsse, und das doch nach Hause zu ihrer Mama will mit solchem Mädchen will ich nichts zu tun haben.

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Beilage des Vorwärts

Für den Vererbungsbiologen ergibt sich aus dieser Berechnung eine bedeutungsvolle Folgerung: durch diese mannigfach verknüpften Berwandtschaftsbeziehungen hat jeder einzelne Menfch von seinem Borfahren einen sehr umfangreichen Schatz von Erbanlagen erhal­ten. Und ein sehr großer Fortschritt für die Weiterentwicklung der Menschheit wäre es, wenn es einst gelingen sollte aus Stammbaum­aufzeichnungen oder Erbfolgekarteien die besonders wertvollen An­lagen zu erkennen und durch geeignete Umweltsverhältnisse auch zur Entfaltung zu bringen. Dann würde das Dichterwort eine neue Bedeutung erhalten: Was du ererbt von deinen Vätern haft, er­wirb es, um es zu befizen!"

"

Jedenfalls besteht große Wahrscheinlichkeit dafür, daß die meisten heute in einer Gegend Lebenden auf diese Weise miteinander ver­mandt sind. Vielleicht hat auch einmal ein uns unbekannter gemein­samer Vorfahr gelebt, der mir das Recht geben würde, mich von meinen Lesern und Leserinnen mit Gefühlen verwandtschaftlicher Vertraulichkeit als von Vettern und Basen rten Grades zu verab­schieden.

Unter Großfürsten

Der weiße Teufel in Neubabelsberg geschlossen zusammenzukommen. Zu einem Russenmeeting, ja zu Noch immer gibt der Film den Russen Berlins Gelegenheit, blicklich der Ufa - Film ,, Der weiße Teufel" geworden, der in Neu­einem gesellschaftlichen Ereignis russischer Aristokratie ist augen­babelsberg gedreht wird. Es ist der erste große Tonfilm der Ufa , jedoch soll die Sprache nur in den wichtigsten Szenen erflingen.

Man fährt also nach Neubabelsberg , geht eine halbe Stunde an gigantischen Hallen innerhalb des Aufnahmegeländes vorbei, brät dabei in der Sonne, um schließlich in einem Türloch zu ver. schwinden. Noch einige Schritte an Bühnenbaumaterial vorbei, und eine feierliche, ja drückende Atmosphäre einer großen Gesellschaft Don Menschen macht sich bemerkbar. Die Szene in der Petersburger Sofoper wird gedreht. Der Eindruck des Filmens ist vollständig vergessen. Kein Schreien oder Lärmen, dafür sehr schwere Musik. Biele hundert Uniformen von russischer Bracht bewegen sich zwischen den Sitzen. In mur einer Reihe sieht man Herren im Frad.- Ihre Träger find aber feine Komparsen, nicht einmal Edelkomparsen, denn weder ihr Aussehen noch ihre Bezahlung ist edel, sondern es sind ehemalige Mitglieder russischer höherer Gesellschaftsschichten, die sich begrüßen, beglückwünschen, sich einmal, wohlfühlen. Denn russisch ist nicht nur der Nimbus, sondern überhaupt alles, von den Darstellern und Operateuren an bis zur Produktionsleitung. Russisch wurfsvolle Blide treffen jedes neugierige Zusehen. Kein einziges ist die Sprache der Verständigung, russisch die Atmosphäre. Vor­geantwortet, wie man das von einem Offizier verlangt. Fast unbe­Lachen ist zu bemerken. Erkundigt man sich, so wird liebenswürdig giffeurs. Sie sollen dem auf dem Balkon erscheinenden Zarenbar­merkbar richten sich die Anwesenden nach den Angaben des Re fteller, Fritz Alberti , huldigen, aber mehr als ein hinaufschauen gisseurs. Sie sollen dem auf dem Balkon erscheinenden Barendar­kann der Regisseur von den ihn treffenden müden Augen nicht verlangen.

Das Durchschnittsalter der Darsteller liegt zwischen 50 und 70 Jahren. Ein Herr mit einem Gesicht aus Eis zieht nervös an seinem zu kurzen Uniformrod, wobei er ängstlich um sich schaut härtend, stärkend, erfrischend, nützlich und amüsant, besonders beim Hinausgehen einige Journalisten fest und wollten ihn um und murmelt. Einen auffallend aussehenden Herrn nagelten sich

Ja, Leibesübungen find eine herrliche Sache. Sie sind ab­mit Grog!

( Aus dem Schwedischen von Age Avenstrup und Elisabeth Trettel.)

Ernst Mühlbach: Unfrer Ahnen Reih' und Zahl

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zwei Großväter und zwei Großmütter, durch diese wieder vier Ur­großpäter und vier Urgroßmütter ufm. Und da es immer so war, daß ein Mensch Bater und Mutter hatte, muß jede weitere Gene­rationenreihe, die wir in die Vergangenheit zurückgehen, die Zahl rationenreihe, die wir in die Vergangenheit zurückgehen, die Zahl unserer direkten Vorfahren verdoppeln. Die sogenannte the o= retische Ahnenzahl" schwillt dadurch in der gleichen Weise immer rascher an, wie die Anzahl der Weizenförner, die sich der indische Erfinder des Schachschiels angeblich von seinem Fürsten als scheinbar recht bescheidene Belohnung erbat: aufs erste Feld ein Korm, aufs zweite zwei, aufs dritte vier usw.; das ergab auf dem 64. Felde eine so ungeheuer große Menge von Weizenkörnern, die beim besten Willen nicht zu beschaffen war.

,, So ging also, wenn wir immer weiter in die Bergangenheit zurückblicken, unserm Vater der Großvater, dem Großvater der Ur­großvater usw. voraus. Nun, Jungens ich richte diese Frage aft Schüler der Oberstufe sagt mir mal, wieviele Väter sind das mohl zurück bis zur Zeit von Christi Geburt ? Ihr habt ja im Ge­schichtsunterricht erfahren, was sich alles seit der Schlacht im Teuto­ burger Wald bis zur Gegenwart Wichtigeres ereignet hat. Wieviele Bätergenerationen, meint 3hr, haben diese historische Entwicklung hervorgebracht? Aber bitte, nicht erst lange rechnen! Sagt mir raidh, wieviel Ihr schätzt!" Einer ruft: Dreihundert!" Ein anderer steigert: ,, Bier­hundert!" Das scheint mir aber doch zu viel! Denn 1928 Jahre durch 40 Väter gibt ja noch nicht mal ganze 5 Jahre und würde bedeuten, daß jeder der Vorväter bereits im Alter von 5 Jahren feinen erstgeborenen Sohn besaß!" Die Jungens lachen. Am nächsten Tage errechnen mir gemeinsam die Schüler haben sich über die Geburtsjahre ihrer Bäter unterrichtet daß das Durchschnittsalter der Väter bei der Geburt ihrer in der Klasse versammelten Söhne 32,7 Jahre betrug. Das stimmt gut überein mit statistischen Untersuchungen an größeren Bevölkerungs­gruppen, nach denen sich innerhalb eines Jahrhunderts drei Geschäßet würde", ergab sich eine Gesamtbevölkerung des römischen schlechterfolgen ablösen, also der Geburtstag des Urgroßvaters durchschnittlich rund hundert Jahre vor dem eigenen liegt.

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Bis zur Zeit vor Christi Geburt zurüd ergibt das also 19,29 mal 3 58 Borväter oder Generationen. Unser 58, Borvater fann also dabei gewesen sein, als unter Hermann dem Cherusker die römischen Legionen des Quintilius Varus im Teutoburger Walde vernichtend geschlagen wurden. Als unser 100. Vorvater aber lebte ( 14. Jahrhundert v. Chr.), lag ganz Germanien noch im vorgeschicht­lichen Dunkel; in Aegypten wurde ungefähr in dieser Zeit dem Könige Tut anch amon ein prunkvolles Grabmal errichtet. Und unser 200. Vorvater im 5. Jahrtausend v. Chr. genoß möglicherweise innerhalb seiner Menschenhorde besonderes Ansehen, weil er die Fertigkeit, aus Feuersteinen Werkzeuge und Speerspitzen. zu fchlager, recht gut verstand.

So läßt unsere Berechnung sicher für viele überraschend er­kennen, daß wir es innerhalb von ungefähr 200 Generationenfolgen von der Steinzeittechnik bis zum elektrischen Kochtopf, drahtlosen Fernsehen und Tonfilm gebracht haben. Und wie gewaltig hat sich während dieser Vorväterreihe auch die Vorstellungswelt der

Die gleiche Berechnungsart ergibt so für die 58. Borfahren­generation, die ungefähr am Anfange unserer Zeitrechnung lebte, die unvorstellbar große Zahl von 304 614 Billionen Ahnen für einen jeden heute lebenden Menschen. So viele unseres Geschlechts hat aber unser Planet selbst durch die paar Jahrhunderttausende hin­durch nicht getragen, seit Menschen sind. Heute leben auf der ganzen Erde etwa 1,5 milliarden, und damals ums Jahr 0 waren es sicher viel meniger; denn als Kaiser Augustus befahl, daß alle Welt ge­Weltreichs von rund 100 Millionen. Die germanischen Stämme um­faßten damals zusammen sicher nur einige Hunderttausende.

So besteht also zwischen unserer zweifellos doch richtig berech neten Ahnenzahl und den tatsächlichen Verhältnissen eine recht er­heblich große Differenz, die wir zu überbrücken verpflichtet sind. 3wei in logischem Zusammenhang stehende Tatsachen gestatten das in völlig befriedigender Weise:

Vor allem haben wir uns gegenwärtig zu halten: unsere Groß­väter und Großmütter sind zugleich auch Großpäter und Groß­mütter einer ganzen Reihe anderer, mancher wahrscheinlich sogar unbekannter Angehöriger unseres Berwandtschaftskreises. Das gilt von jeder weiter zurückliegenden Reihe im gesteigerten Maße.

Troßdem würde dieser Umstand allein nicht genügen, die Be­rechnung mit den Tatsachen auszugleichen. Wir werden vielmehr mit zwingender Konsequenz noch zu einer anderen Erklärung ge­drängt: in den Generationen vor den Urgroßeltern müssen außer dem, ebenfalls in immer zunehmendem Maße, Verknüpfungen zwischen den heute nicht mehr als verwandt angesehenen und nach zuweisenden Familien erfolgt sein. Mit anderen Worten: wenige Geschlechter zurück hat innerhalb der einzelnen Bölter unbewußte Ueberrascht beim vorangegangenen Rüblid die niedrige Zahl, Inzucht in sehr starkem Maße stattgefunden. Diese uns unbekannten so ergibt sich für eine andere Betrachtung unserer Vorfahrenreihe| Berwandtschaftsbeziehungen umschließen je weiter zurüd desto bas Umgekehrte, größere Kreise, zu denen die meisten der heute Lebenden in Be­ziehungen stehen.

Menschen verändert!

Ein jeder von uns hat einen Bater und eine Mutter, durch diese

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Dor

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einige Auskunft bitten, aber seine Persönlichkeit zwang dazu, ihn nur nach seinem Befinden zu fragen; er stellte sich dann plötzlich mit seinem angenommenen deutschen Namen. Die Uniform war sein Eigentum. Sie hat sehr viel erlebt. Während des Krieges war er als deutscher Gefangener auf dem Königstein in Sachsen interniert. Er tennt jede große Stadt der tultivierten Welt, aber in Berlin bleibt er, meil er hier die meisten Freunde hat, außerdem gefällt es ihm, und vielleicht liegt es doch auch örtlich sehr nahe, na, so vorsichtig er fich auch ausdrückte, war sein Herzenswunsch doch zu erraten: Was er zwar als.Haßausdruck hinstellte, war nur das Berlangen, in seine Heimat zurüdzufehren, nicht um zu hassen, fondern um Ruhe zu finden. Ein allgemeines Aufbrechen, wie es in jedem Theater üblich ist, beschloß diese Szene.

1. d.

Die hohe Würde Früher war es auf der Universität Avignon Sitte, daß man die Doktorwürde erwerben konnte, wenn man nur zehn harte Taler dafür bezahlte.

Ein junger Advokat machte in jener Zeit eine Erbschaft, ging sofort nach der Universität, legte zehn Taler auf den Tisch des Hauses und erhielt prompt die Doktorwürde.

Der frischgebackene Doktor lächelte, zählte noch einmal zehn harte Taler auf den Tisch und bat den Delan mit schönen und wohlgefeßten Worten um die Freundlichkeit, auch gleich seinem Pudel, den er mitgebracht, und der dieser fleinen geschäftlichen Beremonie beigewohnt hatte, die Doktorwürde zu verleihen.

Der Defan, ein würdiger, alter, weißbärtiger Herr, sah den Advokaten an und betrachtete dann sehr eingehend und scharf den Budel. Dann entschied er: ,, Nein, der Pudel wird nicht Doktor! Wir promovieren nicht zwei Biecher an einem Tage!"

Wie in Tibet gedruckt wird. Dr. Joseph F. Rock, ein amerika­nischer Afienforscher, hat in den Klöstern Tibets das Leben der Mönche studiert. Viele von ihnen sind mit dem Druck heiliger Bücher, namentlich des Kandjur mit 108 und des Tandjur mit 209 Bänden, beschäftigt. 54 Mönche müssen neun Monate lang an der Herstellung dieser 317 Bände arbeiten. Sie werden, jede Seite einzeln, von Druckstöcken gedruckt, die aus Walnußholz gearbeitet sind. Jeder Druckstock enthält nur eine Seite, und seine Herstellung er fordert die viertägige Arbeit eines geschickten Lamas. Dieser be­tommt täglich etwa 20 Pfennig und daneben Naturalien von Lebens­mitteln. Von den Druckplatten sind nur zwei tomplette Säße ohne den geringsten Fehler vorhanden. Sie sind über fünfhundert Jahre alt und ausgezeichnet erhalten. Das Papier wird von Karawanen, die elf Tage unterwegs find, herbeigeschafft. Die Bücher werden auf der Gebetsmühle gedreht werden, so ist dies ein höchst gott. vom Volt in hohen Ehren gehalten, und wenn die einzelnen Blätter gefälliges Tun, Erkrankt eine einflußreiche Persönlichkeit, so wird bie große Gebetshalle des Klosters geöffnet; die 700 Mönche ver sammeln sich dort und lesen innerhalb eines Tages die 317 Bände jeder einen Band für sich, laut herunter. So sorgen fie für das Bohlergehen des Ertranften,