9 Monate G e f ä n g n i ß. Der Staatsanwalt hatte 3 Jahre Gefängniß beantragt. Aus dem Bericht geht nicht hervor, ob der Gastwirth, der durch den Hinweis auf vorübersahrende hohe Herr- schaften den Betrunkenen zu seinen inkriminirten Aeuße- ruugen reizte, den Denunzianten abgegeben hat, oder ob ein anderer diese Rolle gespielt hat. Hagen in Westphalen, 1. Februar. Vor der Strafkammer zu Hagen hatte sich heute der Bergmann Hermann Schmidt wegen Majestätsbeleidignng zu verantworten. Schmidt hatte am 19. Dezember v. I. auf der Herberge zu Hohen-Limburg in Gegenwart eines Gendarmen eine beleidigende Aeußerung über den Kaiser gemacht. Er wurde dem Antrage des Staatsanwalts gemäß zu drei Monaten Ge- s ä n g n i ß v e r u r t h e i l l. Es ist dies unter dem Sep- temberkurse der erste derartige Prozeß vor der hiesigen Straf- kammer. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffent- lichkeit statt. Das englische Parlament tritt nächsten Dienstag, den 11. d. Mts., wieder zusammen. Die Adrcßdebatten werden, angesichts der kritischen Weltlage, von ungewöhn- lichem Interesse sein.— *» « Deutsches Reich . — In der heute stattgehabten Sitzung des Kolonialraths wurde, wie ösfiziös mitgetheilt wird. Bericht erstattet über den Entwurf eines Auswandern ngs- Gesetzes, sowie über de» Entwurf, betreffend die Ableistung der Wehrpflicht in den Schutzgebieten. Der Bericht ist abgefaßt auf grund der Berathung des hierzu eingesetzten siebengliedrigen ikomitees. Nach anderen Mitlheilungen will man über die Be- rathungen wegen des Auswanderungswesens nicht in die Oeffent- lichkeit gelangen lassen, weil dabei auch die Frage der Ab- l e i st u n g der Wehrpflicht in den deutschen Schutzgebieten und die Stellung der katholischen Missionare hierin zur BeHand- lung kommt. Es ist aber auch die höchste Zeit, daß die schwarzen, braunen und iveißen Menschenbrüder in den Kolonien sammt und sonders langsamen Schritt und Knöpfe putzen lernen. --Der Landesdirektor derProvinzBranden» bürg, Herr v. Levetzow, der frühere Reichstagspräsident, bat mit Rücksicht auf sein vorgeschrittenes Alter und häusliche Berhältniffe den Provinzialausschuß gebeten, seine Entlassung aus seiner Stellung beim Provinzial-Landtage zu befürworten. Zum Nachfolger ist angeblich der Führer der Deutschkonservativen, Frhr. v. Manteuffel, seit lS72 Landrath des Kreises Luckau , Rittergutsbesitzer auf Kroffen bei Drahnsdorf ausersehen.— •— Ein Soldatenmißhandlungs-Prozeß. Im Juli v. I. erschien in der demokratischen Düsseldorfer„Bürger- zeitung"ein Artikel, in dem eine Reihe von Soldatenmißhandlungen aufgedeckt wurden, die der Sergeant Selzer vom 39. Regiment direkt veranlaßt haben sollte. Auch dem Gefreiten Jakobeit war eine Re- krutenquälerei vorgeworfen worden. Infolge des Artikels war gegen Redakteur S t o f f e r s Anklage erhoben worden wegen Beleidigung des Sergeanten Selzer und des Gefreiten Jakobeit. Diese Anklage gelangte nach der „Franks. Ztg." am 30. Januar zu Verhandlung vor dem Düssel dorfer Landgericht. Drei Zeugen wurden vernommen. Füsilier Vinn be- kündete: Im Juli lag die Kompagnie in Oberbilk in Quartier. Eines! Sonntags hielt Sergeant Selzer Appell und befahl dabei mehreren Rekruren, auch den Zeugen, da ihre Röcke nicht in Ordnung seien, an der Front der Korporalschaft vorbeizugehen und den„alten Leuten" die Röcke zu zeigen. Dabei wurden sie von den alten Leuten getreten und gestoßen. Er habe die Miß- Handlung gemeldet, die u. a. auch den Rekruten Hohagen und Weckauf zu theil wurde. Der Hauptmann und der Feldwebel haben ihm dann den Verkehr mit seinem ver- heiratheten Bruder, der ihm durch Rath und That beistand, verboten. Der Gefreite Jakobeit hatte ihn andere» Tages zu sich bestellt und sich den sechsten Rock vor- zeigen lassen; er habe daran alle Futternähte auf- getrennt und befohlen, ihn bis zum andern Tag« fertig zu nähen. Auf seine Beschwerde beim Hauptmann habe Zeuge dann Straf-Flickstunden erhalten. Füsilier Hohagen bestätigt, daß auch er beim Appell in der geschilderten Weise mißhandelt worden sei; später sei er auch auf der Stube von„alten Leuten" mißhandelt worden, drei Mann hätten ihn im Bett überfallen und mit Stöcke» und Klopfpeitschen blutrünstig geschlagen. Wegen der vielen Mißhandlungen, die er auch dem Sergeanten Selzer gemeldet, habe er sich tödten wollen. Zeuge Weck auf, der jetzt Gefreiter ist, bestritt da- gegen, daß er oder ein anderer bei dem Appell miß« handelt worden sei. Sergeant Selzer habe keinen Rekruten die Front entlang geschickt. Weckauf blieb trotz eindringlichster Verwarnung bei dieser Aussage. A l s dann aber der Staatsanwalt wegen Verdachts eines Meineids Protokollirung der Aussagen der Zeugen Vinn und Weckauf beantragte, widerrief vieser seine Aussage und b e st ä t i g t e alles, was Binn und Hohagen gesagt hatten; in einem vor dem Militär- gcricht aufgenommene» Pr. okoll fand sich den» auch noch, daß Weckauf vor dem Militärgericht schon das Gegentheil beeidet hatte. Nach diesem Beweisergebniß erkannte das Gericht auf Freisprechung, weil in vollem Umfang der W a h r h e i t s- beweis erbracht worden sei. Der Bericht über diese Ver- Handlung reiht sich anderen Sensationsprozcffen neuerer Zeit würdig an, in denen gleichfalls nicht die Angeklagten, sondern andere Leute dem Urtheil der Oeffentlichkeit anheimfielen. Hannover , 3. Februar. Der Provinzial- Landtag der Provinz Hannover wurde heute Nachmittag durch den Ober- Präsidenten v. Bennigsen eröffnet. — Die Instruktion der Bundesraths-Bevoll- m ä ch t i g t e n im b a d i s cd e n Landtage. In der letzten Sitzung der Kommission zur Berathung der Verfassungsrevisio» gab die Regierung folgende schriftliche Erklärung auf den An- trag Muser und Genössen, die Instruktion der Bundesraths- Bevollmächtigten betreffend, ab: Der Antrag des Herrn Muscr und Genossen erscheint der großherzoglichen Regierung unannehmbar. Die großherzogliche Regierung anerkenin ihre verfassungsmäßige Verantwortlichkeil für die Jnstrnirung der Bundesraths-Bevollmächtigtcn, wie für alle Regierungshandlungen; sie ist daher jeder Zeit bereit, ihre Auf- fässung in denjenigen, die Landesintercssen berührenden Reichs- ongelegenheiten, die von den Ständen erörtert werden, auf Anfrage darzulegen, insoweit dies mit ihren bundesrechtlichen Verpflichtungen und den Staatsinteressen verträglich erscheint. Dagegen vermag die Regierung eine Verpflichtung zur nachträglichen Mittheilung aller ihrer Weisungen an die Bundcsraths> Bevollmächtigten nicht zu übernehmen. Eine ständige Mitwirkung bei diesen Regierungsaktcn läßt sich verfassungsmäßig nicht begründen und ein solches Versal, ren würde zudem thatsächlich zur Verletzung des im Reiche geltenden, in§ 26 der Geschäftsordnung niedergelegten Grundsatzes der Nichlöffentlichkeit der Verhandlungen des Bundesrathes durch die badische Regierung führen. � Auf grund dieser Erklärung der Regierung kam die Kom- Mission i» ihrer nationalliberale» und konservativen Mehr- beil unter Ablehnung des Muser'schen Antrages und zweier Eventualanträge des Zentrums, welche die Berichterstattung auf im Bundesrath bereit? erledigte Sachen beschränkt wissen wollten, zu folgendem Antrag: Nachdem die Regierung ihre Verantwortlichkeit für die In- firuirung der Bundesraths- Bevollmächtigten, ihre Pflicht zu Auskunstsertheilung über ihre Auffassung in die Landesinteressen berührenden Reichsangelegenheiten anerkannt habe, sei dem An- trag Muser und Genoffen keine weitere Folge zu geben. Oesterreich. Wien , 3. Februar. Im niederösterreichischen Landtage kündigte der Statthalter Graf Kielmannsegg namens der Regierung an. daß beim Wiederzusammentritt des Reichsrathes ein Gesetzentwurf vorgelegt werde betreffend die berussgenossenschaftliche Organisation der Landw irthe unter Berücksichtigung der Besonderheiten der einzelnen Kronländer; in dem Gesetzentwurf werde der autono- mistische Standpunkt eine stärkere Betonung erfahre».— Der Landtag nahm die Regierungsvorlage betreffend Abänderung des Programms für die finanzielle Cicherstellung der Aus- sührungen der Wiener Verkehrsanlagen einstimmig an. Ungarn . Budapest , 3. Februar. Nach Angaben von sozialistischer Seite plant die Regierung für die Dauer der Millenniumsfeier vollständige Unterdrückung der sozialistischen Organisation, die Auflösung zahlreicher Fachvereine, die Ausweisung ortsfremder Personen, besonders der Polen , die Jntcrnirung der ansässigen Arbeiterführer und die Stellung notorischer Sozialistensührer unter Polizei-Aussicht. Budapest , 3. Februar. Die rumänische Liga richtete an sämmtliche Filialen ein Zirkular, in welchem sie zur Neu- tralität gegenüber den politischen Vorgängen in Ungarn und Rumänien auffordert. — Das neue Patentgesetz tritt am 1. März dieses Jahres in krast.— Frankreich . Paris , 1. Februar. Die Deputirtenkammer ver- warf nach langer Debatte in Gemäßheit des Antrages der Re- gierung den Artikel 1 der Vorlage betreffend die Ver- sälschung der Butter. Dieser Artikel sollte eine Ver- niischung der Butter mit Margarine durchaus untersagen. Die Berathung über die Vorlage wird am Montag fortgesetzt werden. Julien(Radikal) stellte«ine Anfrage über die Aussage eines Zeugen vor dem Schwurgericht zu Moulins , in welcher der Regierung unterschoben wird, sie hätte an der Veröffentlichung der Liste der 104 theil gehabt und der„France " geheime Fonds gegeben. Ministerpräsident Bourgeois erklärte. die Aussage des Zeugen verdiene keinen Glauben; die Aussage sei lediglich ein Manöver gegen das Kabinet, welches demselben aber nicht schaden könne. Marineminister Lockroy und Ackerbauminister Viger protestirten mit Entrüstung gegen de» Zeugen, der ihre Name» erwähnt hatte. Der Zwischenfall ist damit beendet. Die Sitzung wurde sodann geschlossen.— — Der Duellunfug. Vor einigen Tagen züchtigte der Sozialist Mirman—„der Abgeordnete und gemeine Soldat"— in der Kammer eine Anzahl von Lumpen, darunter auch Herrn Arthur Meyer , einen Revolverjournaliste», der erwiesenermaßen Panamagelder bezogen hat. Der ehrenwerthe Arthur Meyer , der in Hammersteln'scher Weise seine„Ehre" mit der Pistole be- weisen wollte, forderte Mirman zum Duell. Dieser verweigerte die„Genugthuung", weil Meyer„nicht salisfaktionssähig"! sei; ein„Ehrenrath" trat zusammen, der die„Ehre" des Meyer durch die Panamngelder nicht befleckt fand— was wohl auch richtig, da an dem schmutzigen Burschen nichts mehr zu„beflecken" war— und Meyer für satlsfaktionssähig erklärte. Mirman glaubte den Herren„Ehrenräthen" jedoch nicht und erklärte seinerseits, ei» erwiesenermaßen mit Panamageld Bestochener sei in seinen Auge» ein Lump und mit einem Lump schlage er sich nicht. Das war recht. Besser wäre es freilich gewesen, unser Genosse hätte sich auf den Duellblödflnn überhaupt nicht eingelassen. Mit der Pistole kann man weder die Ehre noch die Ehrlosigkeit beweisen.— Holland. Amsterdam , 30. Januar. (Eig. Bericht.) Die Arbeiter und die Statistik. Wie lähmend der Umstand, daß die Rcaierung den Arbeitern noch immer das Wahlrecht vor- enthält, auf ihre eigene Thätigkeit wirkt, zeigen die Ersahrnnge», welche eine von ihr eingesetzte„Zentrale Kommission für Statistik" macht. Diese Kommission hat auch die Auf- gäbe, sich mit den gewerbliche» Fachvcreinen in Verbindung zu setzen, und diese um Auskunft zu ersuchen Über alles, was die Or- ganisation derArbeiter und ihreLage betrifft. Obgleich die Regierung einen bekannten sozialdemokralische» Agitator, das Provinzalraths- Mitglied v a n Z i n d e r e n B a k k e r in die Kommission gc- wählt hat, konnte diese Maßregel noch nicht den Arbeitern das nöthige Vertrauen in die Absichten der Regierung einflößen. Daß der wortbrüchige Renegal van Honten, dessen Wahlrechts- Gesetzentwurf sich bekanntlich als ein elendes Machwerk entpuppt hat. Minister des Innern ist, gereicht der Regierung auch nicht gerade zur Empfehlung. Unter diesen Umständen ist es nur zu erklärlich, daß zum Beispiel die Abtheilung Middelburg des Allgemeinen Niederländischen Tischlergesellen-Vereines, aus die Anfrage der Kommission. Auskunft über ihre Organisation zu ertheilen, mit der kategorische» Aufforderung, man möge den Arbeitern erst das Wahlrecht gewähren, eine abschlägige Antwort gab. Diesen oder einen ähnlichen Bescheid erhielt die Kom- »lission fast bei allen Fachvereinen, wobei in vielen Fällen allerdings die unüberlegte Abneigung gegen alles was nach „Politik" riecht, mit im Spiel ist. Nur sehr wenige Arbeiter- vereine, unter denen der bedeutendste niederländische Fachverein, der„Allgeineine Niederländische Diamantarbeiter- Bund", waren bereit, die Fragen der Regierung zu beantworten. Man kann es bedauern, daß durch diese Haltung der Ar- beiter das Zustandekommen einer offiziellen Statistik, was unseres Erachtens nur im Interesse der Arbeiter sein könnte, vereitelt wird, das Mißtrauen des Volkes in die Regierung hat trotzdem seine guten Gründe, und mit Recht schreibt das Organ der sozialdemokratischen Arbeiterpartei, das übrigens für eine ge- wissenhaste Beantivortung der Fragen eintritt:„Dies ist der Fluch, der sogar auf den: Guten, das die Regierung schaffen will, ruht, daß das Volk mit recht kein Zutrauen zu ihr hat. Dadurch wird sie, auch wenn sie Gutes w ill, mit Ohnmacht geschlagen. Will die regierende Klasse wirklich etwas für die Arbeiter zu stände bringen, dann muß sie mit dem Dringendsten beginnen und den Arbeiter« das Wahlrecht geben!"— Italien . Rom » 1. Februar.(Eigener Bericht.) Die Fraktion der äußersten L i n k e n des italienischen Abgeordnetenhauses hat eine Sitzung abgehalten, in welcher sie einen Protest gegen die dem Kriege in Abesiynien gegebene Ausdehnung, sowie gegen die verfassungswidrige Vertagung des Parlaments ausgesprochen und die sofortige Wiedereinberuflmg des letzteren verlangt hat. Die Erklärung kann nur von Wirksamkeit sein, wenn auch die anderen oppositionellen Fraktionen des Parlaments sich ihr anschließen. Bisher hat man nämlich voraussetzen können, daß alle Fraktionen der Opposition die Ausdehnung des Kriegs und die Parlamentsvertagung mißbilligen; wen» jetzt die Erklärung der äußersten Linken isolirt bliebe, so würde der Schein eriveckt werden, daß diese Voraussetzung irrig gewesen sei; die Lage würde also verschlechtert werden. Es wäre also vorzuziehen ge- wesen, daß die Fraktionen der Opposition, anstatt einzeln vorzugehen, sich über ein gemeiusames Auftreten verständigt hätten. Vor- läusig betont die Regierungspresse auch nach der Versammlung der äußersten Linke», daß der Krieg fortgesetzt und die Ver- tagung der Ka»»»crn ausrecht erhallen werden müsse. In Sizilien hat sich in den letzten Tagen deS Januar mittels einer in Palermo abgehaltenen Delegirtenversammlung die sozialistische Partei, welche durch den Belagerungs- zustand aufgelöst worden war. aufs neue konftituirt und den Anschluß an die sozialistische Organisation in Italien beschlossen. In Palermo , Messina und anderen Städten der Insel werden sozialistische Vereine gebildet und demnächst wird ein allgemeiner sozialistischer Kongreß für die Insel abgehalten werden. Die aus den letzten Monaten vor dem Belagerungszustand bekannte Benennung tasoio(Bündel) hat man für die neue Organisation aus Opportunitätsgründen fallen lassen und dafür den Namen „Sozialistische Föderation" angenommen.— Btilgarie». Sofia , 2. Februar. Wie die„Agence Balcanique" meldet, erklärte der Ministerpräsident Stoilow nach der Audienz bei dem Prinzen Ferdinand im Klub der Nationalpartei, die Krise sei beendigt, der Prinz stimme dem Nebertritt des Prinzen Boris zum orthodoxen Glauben bei, die hierauf beziiglche Bekannt- machung werde morgen veröffentlicht werden.— Türkei . — Wie„Volksbewegungen" gemacht werden. Der „Allgemeinen Zeitung " wird aus Sofia geschrieben: Interessant sind die Vorgänge im hiesigen m a k e d o n i> s ch e n K o m i t e e. Die Herren, die in diese»,; Sitz und Stimme haben, beschuldigten in den Zeitungen einander des Verraths von„Amtsgehelmnissen" und Beschlüssen des Aktionskomitees an den hiesige» türkischen Kommissar Nebil Bey. Um den Preis von 10 000 Fr. soll sich ein Verräther unter ihnen befunden haben. Das nachstehende Selbstbekenntniß des Komitee- Organs „Glas Makedonski " über die makedonischen Unternehmungen und deren Mißerfolge verdient auch verzeichnet zu werden.„Bisher wurden alle makedonische» Unternehmungen vereitelt, sei es infolge von Mißbräuchen oder infolge des Mangels an höheren moralischen Elementen. Daß keine Gruppirung von ehrliche» und patriotischen Leuten zu stände kommen kann. daran sind zum nicht geringen Theil die Parteiungen in Bul - garien schuld, die unter makedonischer Maske ihre eigenen Interessen fördern wollen, ohne zu bedenken, daß sie damit dem bulgarischen Ideal— der Befreiung Makedoniens und des Vilajets Adrianopel— empfindlichen Schaden zufügen. So- lange als die Kandidatenlisten für makedonische Komitees und Vereine von Seite einiger Parteiführer ausgehen, so lange wird keine solide Gruppirung und keine dauernde Einigkeit existiren." So spricht das Leiborgan der Makedonier. Die bulgarischen Parteien, die„unter der makedonischen Maske ihre eigenen Interessen fördern" sind die Agenten der russischen Regierung. — Amerika . Washington , l. Februar. Der Senat nahm mit 42 gegen 32 Stinnnen einen Gesetzentwurf betreffend die freie Silberprägung an. Diesen Gesetzentwurf hat die Finanz- kommission des Senats an die Stelle des Gesetzentwurfes über die Ausgabe von Bonds, welche» die Kammer angenommen hatte, gefetzt. Alle Amendements wurden verworfen.— New-Rork, 3. Februar. Zum Venezuela - Streit Die„New-Iork World" meldet aus Caracas , daß der Mi- nister der öffentliche» Arbeiten Maurique dem englischen Oberaufsichtsbeamten der Juanta-Barcelona-Eisen- bahn eine Geldstrafe von 100 D o l l a r s pro Tag ans- erlegte, weil dieser sich weigerte, den von ihm wegen Geschäfts- stille eingestellten Passagierdienst wieder aufzunehmen. Die Eisen- bahnverwaltung wird von der Presse aufs heftigste angegriffen. Ncwyork, 15. Jan. Kassendiebstahls-Statistik. Einem Answeise der„Chicago Tribüne" zufolge beliefeu sich die bekannt gewordenen Unterschlagungen und Kassendiebstähle im Jahre 1395 aus nur 1 423 205 Dollars, gegen 25 234 112 Dollars im Jahre 1394.„Bessern wir uns. oder werden wir nur wach- famer?" bemerkt dazu die„Illinois Staatsztg." Dem amerika » nischen Blatt läßt sich darauf erwidern, daß zwar niöglicher- weise solche„moralische" und äußerliche Einflüsse auf die Zahl der Veruntreuungen in einem Lande einwirken, daß aber das soziale Moment der größeren oder geringeren Roth in weit bestimmenderem Maße bei derartigen Erscheinungen zur Geltung kommt.— — DieVostbeamten scheinen die internationalen Ver- suchsthiere des Staatskapitalismus zu sein. Dieselben Klagen ertönen ans fast allen Ländern. So schreibt z. B. unser amerikanisches Bruderorgan, die„New-Iorker Volks- zeituug" unter der Ueberschrrft:„Die Klagen der Post- beamten" in einer ihrer letzten Nummern:„Die Postangestcllten behaupten, daß die Postbehörde in einer infamen Weise, die des rücksichtslosesten Privatausbeuters würdig gewesen wäre, eine Herabdrückung der Saläre durchgeführt habe. Maschinen sollen eingeführt worden sei», um besser salarirte Angestellte zu ver- drängen, und nachdem dies geschehen war, wurden an stelle der Maschinen bedeutend schlechter salarirte Leute ernannt. Die Unzufriedenheit über dieses abgefeimte Ausbeutermanöver ist sehr groß unter de» Postangestellten, und seil Monaten wird unter ihnen dafür agitirt, daß mit allen Mitteln für eine�Regelung der Saläre durch Kongreßakte gewirkt werde."— Kuba . — Vom Aufstands gebiete. Nach einer Draht- Meldung aus Havannah, die den Zeitungen über Madrid zugeht, hat bei Caumao ein Znsammenstoß zwischen den spani - scheu Truppen und den Aufständische» stattgefunden, bei welchem die letzteren 40 Tobte verloren, darunter den Führer Rojas.— Die Regierung der Aufständischen aus Euba hat sich nach Sierra-Maeslra zurückgezogen.— Afrika . Massanah, 2. Februar.(„Agenzia Stefani".) Nach Be- richten der Haussa hätten die Schoaner an de» Dankales, mit denen sie in friedliche» Beziehungen standen, Verrath geübt und dieselbe» überfallen. Die Schoaner sollen Hadele Gubo nieder- gebrannt, etwa 600 Dankales getödtet und eine große Anzahl derselben als Sklaven fortgeschleppt haben.— — Ueber den Fall von Makalle wird von italienische» Blättern noch berichtet: Als die Garnison Makalle verließ, war das Wasser vollständig verbraucht und die Atmosphäre durchaus verdorben infolge der von den ringsuniher seit mehreren Tagen liegenden Leichen der gefallenen Schoaner. Die Feinde haben mehrere Verwundete gransam verstümmelt.— — Vom italienisch-schoa nischen Kriegs- schauplatze. Entgegen der Nachricht, daß die Offiziere der Kolonne Galliano's von Menelik als Geiseln zurückbehalten seien. wird in Regicrungskreisen behauptet, daß diese Offiziere bereits in der Schlacht von Amba Rladsch gefangen genonnncn wurden. Im Publikum wird diese offizielle Darstellung für wenig glaubhaft ge- halten. Man istvielinehr der Ansicht, daß das Leben der betreffenden Offiziere durch Ablehnung der Friedeusbedingungen in Gefahr sei.— Die Oppositionsblätter suchen nachzuweisen, daß die ganze Expedition mit der größten Fahrlässigkeit zur Ausführung gc- bracht sei und daß man für den Feldzug keine Vorbereitungen getroffen habe. Dem„Corriere della Sera " wird aus AdahagamuS tele- graphirt. daß Galliano lediglich auf Befehl Baratieri's, den der Nuterhändler Felter überbrachte, Makalle übergeben habe. Makoune» habe darauf neun Offiziere als Geiseln zurückbehalten. weil dicS in dcm Vertrage zwischen Menelik und Felter aus- drucklich ausbedungen gewesen sei.
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten