Fünf Jahre Kampf ums Recht.
Was sich die Versicherungsbehörden leisten.
Wir hatten im Abend" vor einiger Zeit den Leidensweg eines Metallarbeiters geschildert, der seit fünf Jahren vergeblich sein Recht in der Invalidenversicherung sucht. Durch seinen schlechten Gesund heitszustand verliert er im April 1924 seine Arbeitsstelle. Der Arbeitgeber bescheinigte ihm, daß er alle Arbeiten zur größten 3u friedenheit ausgeführt hat, das Betragen lobenswert war, aber dennoch die Entlassung erfolgen mußte, weil feine ge. schwächte Gesundheit ihn an der Ausführung der erforder lichen Arbeiten behinderte. Bon der Krankenkasse wird der Arbeiter ausgesteuert. Alle späteren Versuche, Arbeit zu erlangen, scheitern. Der Facharbeitsnachweis für die Metallindustrie bescheinigt ihm, daß eine Unterbringung völlig ausgeschlossen ist, da er gesundheitlich die Arbeit nicht leisten fann".
Die im Rentenverfahren von den Versicherungsbehörden zur Begutachtung hinzugezogenen Aerzte bestritten nun nicht etwa eine starke Erwerbsbeschränkung, in ihrer unerforschlichen Meisheit halten sie jedoch den Mann noch für 50 Proz., einer der vereidigten Gerichtsärzte nur noch für 40 Proz. erwerbsfähig. Also: immer noch um 6% Proz. zuviel erwerbsfähig, um
Die Arbeitsrichterin.
Seit turzem amtiert am Arbeitsgericht Berlin zum ersten Male ein weiblicher Borsigender zugleich der einzige weibliche Borsigende aller deutschen Arbeitsgerichte. Der neue Richter ist Dr. Edith Klausner. Fräulein Klausner hat 16 Jahre lang den Arbeitsnachweis der Stadt Berlin geleitet. Nach der Revolution gab sie diesen Posten auf, besuchte wieder
die Universität und studierte Rechtswissenschaft.
als Invalide zu gelten! Der fachkundigste Arzt, der den Mann feit 1918 behandelt, hält allerdings in seinem Gutachten vom Oktober 1926 ihn für völlig erwerbsunfähig.
Bei solcher Sachlage hätte das Oberversicherungsamt schon aus eigenem Entschluß zur Bejahung der Invalidität kommen müssen. Diese eigentlich selbstverständliche Entscheidung wurde nicht ge.
troffen.
Gegen das ablehnende Urteil des Oberversicherungsamtes Berlin vom 26. Januar 1928 wurde Revision eingelegt. Der zwölfte Revisionssenat des Reichsversicherungsamtes hat in der Sitzung vom 15. März 1929 das Urteil des Oberversicherungsamtes aufge hoben und die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entfcheidung zurüdverwiesen. Hören wir die Gründe:
,, Der Revision fonnte der Erfolg nicht versagt werden. Die Feststellung des Oberversicherungsamtes, daß der Kläger noch nicht Invalide sei, ist nicht bedenkenfrei getroffen. Der Ge richtsarzt Dr. Romberg hat in seinem Gutachten vom 24. Juni 1927 vorgeschlagen, den Kläger in einer Klinit beobachten zu fassen, und es dabei für zweckmäßig gehalten, mit der Beobachtung zunächst die Nervenklinik der Charité zu beauftragen. Die Aerzte der Ersten medizinischen Universitätsklinik der Charité und der Psychiatrischen und Nervenklinik haben darauf am 2. und 15. November 1927 Gutachten erstattet. Dem Gutachten vom 2. November 1927 liegt nun nicht eine neuere Beobachtung zu grunde, sondern eine frühere Beobachtung vom 25. März bis zum 2. April 1927, also in einer Zeit, die noch vor Erstattung des Gutachtens des Dr. Romberg liegt. Das Gutachten vom 15. No vember 1927 ist im wesentlichen nicht auf eine neuere Beobachtung hin, sondern auf Grund von einzelnen Untersuchungen am 9., 10., 12. und 16. August 1927 erstattet worden. Der innere Wert beider. Gutachten ist demnach in erheblichem Umfange dadurch gemindert, daß eine ausreichende neue Beobachtung, die der Gerichtsarzt doch gerade für erforderlich gehalten hatte, nicht stattgefunden hat und vielmehr den Gutachten, abgesehen von einzelnen Untersuchungen, eine ältere Beob achtung zugrunde gelegt worden ist, die vor mehr als fieben Monaten vor Erstattung der Gutachten statt gefunden hatte.
Der Sachverhalt tann demnach nicht als im genügenden Um fange aufgetlärt erscheinen. Die angefochtene Entscheidung war daher aufzuheben und die Sache an das Oberversicherungsamt zur erneuten Berhandlung und Entscheidung zurückzuverweisen." Die Durchführung der Revision hat über ein Jahr gedauer:. Nach weiteren drei Monaten seit Fällung des Revisionsurteils er. folgt nun nicht etwa die Bewilligung der Invalidenrente, sondern die
Aufforderung, sich zur Beobachtung in der Charité einzufinden. Bei diesem Tempo muß man fragen, ob es den Behörden über haupt bewußt wird, daß es sich um Menschenfchidiale handelt. Die Bersicherungsbehörden sollen nicht nur sozial go recht urteilen, sie sollen auch schnelle Hilfe leisten. Nur dann find fie ihrer fozialen Aufgabe gewachsen.
Es bleibt bei den Brotfarten. Der Rat der Bolkskommissare hat in seiner letzten Sigung den Beschluß gefaßt, das Brotkarteninstem auch im Wirtschaftsjahre 1929/30 beizubehalten. Außerdem hat der Rat der Boltstommiffare den Handelskommissar ersucht, die Staatlichen Antaufspreise für Getreibe auf derfelben Höhe zu belaffen.
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Sanierung und Stabilisierung des Berliner Philharmo| der Konzertwelt, deren finanzielle Leistungskraft durch sold; e Ziffern nischen Orchesters: die Notwendigkeit war seit langem von überboten werden mußte. allen an der Kontinuität des reichshauptstädtischen Musiklebens interessierten Seiten erkannt; immer wieder ist, auch im Vorwärts", die Wichtigkeit und Dringlichkeit der Aufgabe betont, ihre baldige Lösung als wünschenswert bezeichnet worden. Schon im Herbst des vorigen Jahres haben mit diesem Ziel Verhandlungen zwischen den maßTagen hat der Magistrat der Stadtverordnetenversammlung in Form gebenden Stellen eingesetzt; nun soll es Ernst werden. Vor einigen einer Dringlichkeitsvorlage einen Reorganisationsplan zugehen lassen, der eine der heutigen Lage entsprechende und, wie uns scheint, im wesentlichen durchaus zweckmäßige Neuordnung der Verhältnisse darstellt.
360 000 m.
Nach diesem Plan schließen Stadt und Reich sich in einer gemein nügigen Arbeitsgemeinschaft zusammen, zu dem zwed, durch finan: zielle Beihilfe die künftige Eriſtenz des Philharmonischen Orchesters zu sichern, und treten in die Gmbh. ein, zu der dieses umgebildet wird. Der jährliche Zuschuß beläuft sich auf 480 000 m., wovon die Stadt drei Viertel das Reich ein Viertel 120 000 m. zu tragen hat. Im Fall einer späteren Beteiligung Preußens, die vorgesehen ist, vermindert sich die Leistung der Stadt um 60 000 m. und würde in diesem Falle also 300 000 m. betragen. Wir haben oft darauf hingewiesen, daß für die Philharmoniter -mie übrigens heute für jedes Konzertorchefter die Frage des tünstlerischen Niveaus und seiner Stabilität nicht in letzter Linie eine finanzielle Frage ist. Die bisher gewährte finanzielle Unterstützung bat sich als unzureichend erwiesen. Immer mehr wuchs die Schwierig feit, für ausscheidende Mitglieder vollwertigen Ersatz zu schaffen; immer mehr wuchs die Gefahr, gerade die besten Kräfte des Orchesters nicht länger haften zu können. Durch die gedachte Rege lung werden den Mitgliedern des Philharmonischen Orchesters Vergütungs- und Versorgungsansprüche ungefähr in dem Umfang wie den Orchestermitgliedern der Städtischen Oper A.-G. gewährt. Da durch, so hofft man mit Recht, wird jener Gefahr wirksam begegnet, jene Schwierigkeit behoben werden. Neue Berpflichtungen der Stadt gegenüber sollen den Philharmonifern nicht erwachsen; es bleibt bei dem bisherigen Umfang von Gegenleistungen in Form von Volks= symphoniekonzerten, Kammermufitabenden und Schüler- Freikonzerten. Eine Neuordnung auf lange Sicht: mir dürfen den Zustand, der geschaffen werden soll, mit aufrichtiger Befriedigung begrüßen. Aber es wäre nur ein halber Zustand, menn nicht zugleich die Dirigentenfrage geregelt würde. Sie soll in großzügigfter Weise geregelt werden; Dr. Wilhelm Furtwängler wird als erster Dirigent des Orchesters untundbar auf die Dauer von zehn Jahren verpflichtet. Die Freude, den großen Künstler dauernd gewonnen zu haben, wird allgemein fein: in der Berliner Deffentlichkeit wie unter den Mitgliedern des Orchesters. Aber zehn Jahre, wir wollen es in der ersten Freude nicht vergeffen, find eine lange Zeit. Unwiderrufliche Bindung auf zehn Jahre wie alte Erfahrung lehrt, für die Be hörde allemal um eine Nuance unwiderruflicher als für den Künstler, der gebunden werden soll- es wird zweifellos nötig sein, alle Einzelheiten dieses Vertrages, der in der Musikwelt ohne Beispiel ist, sehr gründlich zu prüfen, bevor er abgeschlossen wird.
Eine durchaus großzügige Regelung das gilt nicht zuletzt von der finanziellen Seite dieses Furtwängler- Bertrages. Dem Dirigenten wird darin ein festes Jahreseinkommen von 65000 M. zugestanden. Darüber hinaus sichert er sich eine Art von Optionsrecht für die Leitung auswärtiger Konzerte, soweit dieses nicht in seinen vertrag. lichen Pflichten einbegriffen ist. Und daneben soll er ja auch, so hört man, als Gastdirigent an der Städtischen Oper tätig sein, auch hier also im Dienste der Stadt, im Grunde von derselben Hand befoldet wie als erster Dirigent des Philharmonischen Orchesters. So lassen sich Ziffern errechnen, für die in unseren Verhältnissen faum eine Analogie zu finden ist. Immer wieder hören wir die unmäßige Höhe gewiffer Sängerſtargagen mit dem Hinweis auf fonbühnen begründet. Aber wir wüßten zurzeit von feiner Stelle furrierende Angebote auswärtiger, insbesondere ausländischer Opern
„ Erotif“.
Uraufführung im Capitol.
In den ersten Szenen trifft ein junger Mann, Don Juan im Beruf und sonst nichts, in einem Bahnmärterhaus, wo er übernachten muß, ein junges Mädchen, die Tochter des Bahnwärters. Der Bater muß Streckendienst verrichten, und die beiden jungen Menschen bleiben allein. Draußen planscht unaufhörlich der Regen. Beide sehnen sich nacheinander, und es fommt, wie es fommen muß.
In dieser Ouvertüre wird prachtvoll gespielt und inszeniert. Ita Rina und Olaf Fiord gestalten die aufkeimende Leidenschaft mit ganz zarten Nuancen völlig unaufdringlich und dezent und troßdem leidenschaftlich entflammt. Die Szenen sind völlig echt aus dem Milieu und aus der Situation herausgestaltet, sie werden um wittert von einer tragischen Ahnung. Aber das Bersprechen, das hier der Regiffeur und Manuskriptverfasser Gustav M a chain gibt, erfüllt sich später nicht. 3u viele konventionelle Momente mischen sich in die Handlung. Es entsteht ein Gesellschaftsdrama mit zwei übereinandergelagerten dreieckigen Verhältnissen, also ein Sujet, das reichlich bekannt ist. Hinzu kommt noch, daß Olaf Fiord später feinen individuellen Ausdrud mehr findet, und auch Ita Rina von Szene zu Szene blasser wird.
Der Auftakt ist einheitlich gesehen, ein großes Crescendo, das den Titel„ Erotit" rechtfertigt. Dann aber verliert sich der große Bug und Einzelheiten überwuchern. Machaty mißbraucht die Groß aufnahme. Es ist nicht notwendig, daß jeder Kuß besonders prägnant gezeigt wird, wenn er nicht handlungssteigernd wirft oder eine neue Wendung der Handlung zur Folge hat. Diese Details find allerdings von fünstlerischer Gestaltungskraft erfüllt, doch ihre Ueberzahl ſtumpft ab. So ist dieser Film trop feiner fultivierten Haltung äußerst problematisch. Wählt man einen Titel wie„ Erotit", dann fall man ihn auch zu erfüllen suchen. Bor Jahren lief einmal ein Maurig- Stiller- Film Erotit", ein zartes, abgedämpftes und wiziges Kammerspiel, eine fein ſtiliſierte Komödie, bie über das Thema
Erotik mehr brachte als dieses, etwas pompos aufgezogene Drama. Hervorzuheben sind noch drei Schauspieler, Sleichert, Pistet und Serpentini, Charatteristiker von hohem Talent.
F. S.
Austlang des Volfsbühnentages.
Mit einer öffentlichen Aundgebung im Stadttheater schloß die diesjährige Boltsbühnentagung in Danzig . Der Schriftsteller Billi bald Omankomfti eröffnete den Reigen der Redner. In dichte rischen Worten sprach er von der seelischen Verfassung der heutigen arbeitenden Menschen, von ihrer inneren Not und von der brennenden Aufgabe, diesen Menschen Auflockerung des Ichs, Befreiung, Beglüchtung somit überhaupt erst das Beben zu geben. Das
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Furtwänglers Gegenleistung? Er dirigiert jährlich dreißig Konzerte. Das ist nicht sehr viel. Es ist, glauben wir, noch viel weniger: diese dreißig werden nur zwanzig, zehn davon werden nur, wie bisher, die öffentlichen Generalproben der Philharmonischen Konzerte sein. Dazu kommen fünf auswärtige Konzerte, zwei Chorals drei. Wir haben den Eindruck, daß das zu wenig, um nicht zu tonzerte und drei volkstümliche Konzerte. In der Tat: nicht mehr sagen, lächerlich wenig ist. Die Interessenten der Philharmonischen Konzerte, deren es jährlich zehn gibt, zählen in Berlin nach Taufenden; die Interessenten volkstümlicher Konzerte nach Hunderttausenden. Von denen sollen sich nur 6000 im Jahr an der Leistung des großen Dirigenten persönlich erfreuen dürfen, von der alle Beitungen voll sind, und die nun einmal aus öffentlichen Mitteln teuer bezahlt werden muß. Wir hoffen, daß es nicht bei der bescheidenen Zahl dieser drei Konzerte bleiben wird.
Es gibt in diesem Bertrag noch andere Punkte, die uns bedentim voraus die Autorität des Aufsichtsrates, der gebildet werden soll, lich scheinen müssen. Zur Stunde mag es nicht unsere Sache sein, scheint uns eine flare Scheidung der administrativen und der künftzu stärken. Aber, wie die Trennung der Gewalten im Staat, so ferischen Leitung in diefer GmbH. von vornherein unerläßlich. Bon diesem Grundfah würde abgewichen, wenn dem ersten Dirigenten irgendein Einfluß auf die Wahl und Ernennung der Geschäftsführer pertragsmäßig eingeräumt wird. Und auch in anderer Hinsicht scheint es uns notwendig von vornherein, der Gefahr zu begegnen, die sich aus der Verbindung fünstlerischer und verwaltungsmäßiger Interessen allzu leicht ergeben kann. Furtwängler ist Künstler, er übt einen Künstlerberuf aus, und alle psychologischen Voraussetzungen dieses Berufes müssen auch in seiner Person unterstellt werden. Das ist kein Vorwurf: das ist eine selbstverständliche Feststellung. Der Künstler, der in der Deffentlichkeit steht, sei es auch noch so hoch im Erfolg, steht doch immer wieder im Kampf um diesen Erfolg; er hat das Recht, ja er hat sich selbst gegenüber die Pflicht, immer wieder an die Wahrnehmung seiner persönlichen Interessen zu denken. Er hat feinen fünstlerischen Ruf seine Stellung als Dirigent des Orchesters im Herbst der Behörde gegenüber erklärt, daß er mit Rücksicht auf aufgeben müsse, falls dem Orchester nicht die Möglichkeit gegeben werde, sich auf seiner fünstlerischen Höhe zu halten.
Drchester auch weiterhin nur einen Teil seiner Beschäftigung aus Die Furtwängler- Ronzerte werden für das Philharmonische machen; es werden auch weiterhin andere Dirigenten am Bult er scheinen müssen. Aber es wäre bedenklich, wenn bei ihrer Auswahl und Berufung der Dirigent Furtwängler ein entscheidendes Wort mitzusprechen hätte; er steht anderen Dirigenten als Kollege gegen: über, und es kann geschehen, daß sie ihm als Rivalen, als Konfurrenten gegenübertreten im Wettbewerb nicht um ein Amt, doch um Erfolg und Geltung. Es erscheint uns nicht minder bedenklich, wenn dem ersten Dirigenten Gewalt über die wirtschaft liche Eristenz der ihm fünstlerischnur: fünstlerisch unterstellten musiker gegeben wird. Er fordert sie, indem er sich bezüglich der Einstellung und Anstellung neuer Mitglieder das entscheidende Wort vorbehält. Die künstlerische Selbstverwaltung des Orchesters, das fich aus eigenen Sträften zu einem der ersten in der Welt aufgeschmungen hat, ist im Laufe von 50 Jahren bewährt.
erteilen; sonst würden wir ihm sagen, daß die Stellung, die er im Wir haben Herrn Dr. Furtwängler gewiß feine Ratschläge zu Mufifleben als Leiter der Philharmonischen Konzerte einnimmt, und die Wirkung, die von seiner großen Künstlerpersönlichkeit aus. geht, ihm eine überragende, wahrhaft unangreifbare Bosition nach allen Seiten gewährt; und daß er auf so umfassende, dichte Sicherung dieser Position nicht bedacht zu sein braucht. Aber die verantwort lichen Männer der neuen G. m. b. 5. sollten wohl darauf bedacht befugnissen in der Person des künstlerischen Führers zu vermeiden. sein, eine unnötige und nicht ungefährliche Häufung von Macht
Theater murde von dieser Forderung her in seine Funktionen eingewiesen Sein letzter 3wed ist. Freude zu bringen in dieses Dasein, die Kräfte auszulösen, machzuhalten und einzusetzen zum Kampf um eine schönere Welt. Der zweite Redner, Professor Dr. S. Mard( Breslau ), stellte die Volksbühnenarbeit den mich. gegenüber. Das Problem der Gegenwart lautet: eine Massentigsten zivilisatorischen Mächten der Gegenwart: Film, Sport, Radio fultur zu schaffen ohne Verlust des Niveaus. Hier Mysterium des Theaters. Die Bolfsbühne aber muß das fulturelle Hier liegt das Gewissen dieses Theaters, daher dieser Zeit sein. Den Abschluß bot die ausgezeichnete, von Temperament, Geist und Begeisterung getragne Rede von Professor August Ziegler( Hannover ). mal rückte er Bolt und Kunst nebeneinander, betonte, daß dieses Noch einThema im Brennpunkt der Ideenwelt der praktischen Boltsbühnenarbeit stehe.
Alltägliche Operette.
" Phips" in der Komischen Oper.
,, Phips, laß dich nicht erwischen." Das Stüd ist nicht ganz so schlimm, wie sein Titel vermuten läßt. Immerhin, bloß Operettenmaffenware. Genormte Dialoge, genormte Situationen, genormte Typen. genormte Typen. Alles ausgewalt in erstaunlichen Längen. Streichen, streichen, Herr Regisseur Edmund! Es ist zum aus wachsen. Selbst einige wirklich temperamentvolle( und einige leider unangenehm überhitte) Szenen können über die Langeweile nicht wegtäuschen. Der größte Heiterfeitserfolg: In der großen Pauſe verirrt sich eine Maus im Parkett. Da freischten alle Mäuschen.
Von Gustav Bertram fönnte man behaupten, daß er einen flotten Lebemann abgibt, wenn er einige Uebertreibungen mildern mürde. Seine Partnerin, Marga Peter, verfügt über gutes Aeußere und angenehme Stimme. Lotte aué hat ausgezeichnete Momente im Grotesken. Hans Bergmann verzerrt unangenehm die Rolle eines obskuren Brafilianers. Für die Bühnenbilder nehmt euch nächstesmal einen fünstlerischen Beirat.
Die Claque sorgte in wohltuender Zurückhaltung für Beifall.
Die Ausbreitung der Lepra . Entgegen der Annahme, daß die Lepra in Europa vollständig ausgestorben ist, wird jezt aus Griechen land gemeldet, daß bort 1500 bis 1600 Lepraertrantungen festgestellt worden sind. Allein in Athen befinden sich 40 bis 50 Fälle in Behandlung. Seltsam mutet an, daß sich diese Kranten frei in der Stadt bemegen dürfen und nur vom Pasteur- Institut kontrollieri
werden.