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Mittwoch 26. 3uiti 1929

Unterhaltung unö ÄVissm

Beilage des Vorwärts

Sin �Dichter des Proletariats Vlartin Anderien llexö mum 60. Geburtstag

i. Die medijinrschc Psychologie roirö sich immer mehr der Wichtig- keit bewußt, die die Hemmungen und Lösungen der sugendlichen Psyche für dos spätere Leben bedeuten. Di« Rolle ober, die im Leben des schöpferischen Menschen und in seiner Leiistung. dem Kunst- wert, die Kindheitserfahrung spielt, ist tanm in ihrer Bedeutung erkannt. Und doch ist es so. als ob die Heftigkeit der Erlebnisse und die Unmittelbarkeit, mit der diese Erfahrungen aufgesogen werden, Urgrund bilden können für die gesamte spätere Leistung eines Künstlers. Man kann rückschließend sagen, daß in manchen Fällen nur Erlebnisse, die mit der Innigkeit und Hemmungslosigkeit der Jugendperiode erfaßt wurden, zur dichterischen Gestaltung reif werden. Bei vielen Dichtern reißt die Kindheitserinnerung das Tor zur schöpferischen Leistung auf, und die Jugendeindrücke bleiben das reichste und echteste Material. Zu diesen Dichtern gehört Martin Andersen Nexö . n. Gewiß: Nexö ist Sozialist. Ein Kämpfer für die Sache der Eni- rechteten: ein optimistischer Gläubiger an den Sieg der Gerechtigkeit. Aber Grund und Unterlage seiner Werke sind ine Erlebnisie des Knaben Nexö, die sich mit ungeheurer Heftigkeit in fein« Seele ge- schrieben haben. Die Bilder, die sein« Romane wiedergeben, sind tn tiefer Unbewußtheit erlebt und ausgenommen; mit aller Zärtlich­keit und Wärm« umhüllt, wie es das warme lebendig« Gefühl des sensiblen Knaben zu geben hatte. Der Dater Rexös war Steinmetz , der einem alten Bornholm er Bauerngeschlecht entstammte. InPelle, der Eroberer', dem großen Wert, das Rexös ganze Entwicklung wiedergestaltet, ist erzählt, wie der Junge spielender Knabe und Mann zugleich, der für sich selbst aufzukommen hat seine Erfahrungen macht; wie er sich den Schädel an den Widerständen des lebendigen und toten Objekts«inrennt, bis«r wie«in wildes Füllen lernt, ihnen aus- zuweichen; wie das Leben sich ihm zugleich kindlich zauberhast und nüchtern-sachlich darstellt; wie er den alten armseligen Dater mit der göttlichen Gloriole der Allmacht umkleidet.Er war einfach da, stand wie eine schützend« Mauer hinter allem, was man unternahm. Er war die eigentliche Vorsehung, die große Zuflucht in Gutem wie Bösem; er konnte olles, was er wollte Bater Lasse war all- mächtig". Der zweite Band schildert PellesLehrjahre"; der dritte BondDer große Komps" ist nicht mehr allein Pelles Kampf und Wachstum, sondern das Ringen der Arbeiterklasse, des Proletariats. Jetzt erst dämm«rt ihm das Bewußtsein, daß es notwendig ist, die zersplitterten Kräfte zusammen zu fassen, und daß nur die geschlossen« Gemeinschaft den Sieg über die Bedrücker erringen kann. Der letzte BandMorgenröte" gibt durch das Beispiel der Tat den ersten Sieg des vierten Standes. Nexö hat abgesehen von einigen Versen erst spät zu schreiben angefangen. Vielleicht hätte sich diese dichterische Kraft nie so stark entfaltet, wenn sie nicht der Sozialismus ergriffen lind begeistert hätte. Unter welch schweren Umständen Nexö sich seine Bildung erwarb, beweisen die Schilderungen semer Lehr- und

Wanderjahr«. Zuerst war der schwächliche Knabe Hütefung« auf einem Bauernhof, dann vierundemhalb Jahr Lehrbub bei einem Schuster, dann Maurerhandlanger bei dein Bau von Fabrikfchorn- steinen. In den Zwischenzeiten der Arbeitslosigkeit besuchte er die Hochschulen zu Bornholm und Askow, und kam hier in einen Kreis von jungen Menschen, die dem von allen Möglichkeiten des Lebens abgeschnittenen Proletarier«in« neu« Welt eröffneten. Doch kaum, daß sich ihm das Leben zu lichten begann, da überfiel ihn Krankheit; eine mitleidige Seele pflegte den Todgeweihten, und als die schlimmste Gefahr vorüber war, reist« er mit wenigem Geld, dos man für ihn aufgebrocht hatte, nach dem Süden. Zur Heimreif« reichte es nicht mehr. Zwei Jahre oerbracht« Nexö in Italien und Spanien ,'.«bte unter den Armen,log krank in elenden Herbergen und ganz allein", ernährt« sich kümmerlich,indem er Artikel für dänisch « Provinz- blätter schrieb, doch war die Bezahlung gering". Als Nexö «ieder in die Heimat zurückgekehrt, machte er fein Examen und erhielt eine Stell« als Lehrer für dänische Sprach«.»Hier schrieb er fem« ersten Bücher des Nachts, wenn er mit den Vorbereitungen für die Schute fertig war. Doch dies« zweifache Tätigkeit nahm seine Kräfte in so starkem Maß« mit, daß er 1901 die Lehrtätigkeit aufgeben mußte. Und seit dieser Zeit hat er ausschließlich von der Feder gelebt." m. Die ersten literarischen Arbeiten NexSs sind ohne soztellistjsche Ausblicke, wenn sie auch in ihrer Anschauungswelt voller Mitleid mit den Unterdrückten sind. G l ü et" ist eine Legende vom traurigen Leben der Armen, wo selbst das Paradies von Schwermut bedeckt ist. DerTod" verheißt einem armen Steinbruchorbeiter mit vielen Kindern dos Glück und einen«einen Bauernhof auf eigener Scholle. Das Ersehnte erfüllt sich, wird von der armen Familie mit Schauern der Freude und unsäglicher Verwunderung begrüßt. Der Voter ist bei einer Sprengung im Steinbruch zum Krüppel geworden. Die' Unfalls- abfindung ermöglicht ihm zu erringen, für was feine Ahnen sich fruchtlos zu Tode geschuftet haben, ermöglicht ihm, ein rtlein zu kaufen amd sein Feld zu bestellen.Sonnentage, Reifebilder in Andalusien " zeigen die Psyche und das harte, heitere und fatalistische Sein des südlichen Menschen. InFamilie Frank" ist das Milieu grotesker und die Handlung steht auf der Grenze zwischen Komik und Tragik.M u t t e r" undU e b e r f l u ß", die in einer Zeit entstanden sind, da dieser von Geburt optimistische Dichter m Müdigkeit und Verzweiflung versank, sind die einzigen Bücher der Skepsis, die Nexö geschrieben hat.S t i n e Menschen- kind" ist das weibliche Gegenstück Pelles: die passive Kömpferin um das schwere und gdirirte Leben: um das nackte, traurige Sein eines mütterlichen Weibes. Nexös Werk ist aus Erlebnis entstanden und trägt darum das leuchtende Geheimnis des Dichters in sich. Weil dies Werk das künstlerisch rein«, also wahrhaftige Erlebnis eines arbeitenden und gläubigen Menschen spiegelt, wird es immerhin echt« Empörung und echte BegeisterlMg auslösen. Kurt O f s e n b u r g.

Anderien llexö:

Wenn dieWot am größten

In dem kleinen Fischerdorf Kaas war Schmalhans Küchen­meister; der Fang war während des ganzen letzten Jahres mehr oder minder fehlgeschlagen, und ein ehrliches Wrack gehörte nach- gerade zu den Seltenheiten. Die Seeleute waren von all dem Studium auf Steuermannsschulen und dergleichen so vertrakt klug und ausmerksom geworden; und dazu kamen noch die modernen Er­findungen: Leuchttürme und Sirenen, und wer weiß wie viele andere Einrichtungen, die fleißigen und strebsamen Leuten das Brot vom Munde wegnahmen. Man braucht« in dem kleinen Dorfe wohl noch nicht ganz und gor zu verhungern, aber zu mehr als gesalzenem Dorsch oder Hering, mit Kartoffeln gekocht und mit Mehlbrühe serviert, wollte«s eben durchaus nicht reichen. Fleisch! Wer dachte an Fleisch in diesen schlechten Zeiten! Man wußte kaum noch, wie das schmeckte, so lange war es her, seit man im Fischerdorfe kein Fleisch gesehen hatte. Und der Schnaps? Ja, den trank man freilich noch unten in der Fischerkneipe, aber es geschah aufPump", und gleichwohl drehte er sich einem im Magen um, wenn man dabei an Weib und Kind dachte. Es war wahrhaftig kein Pläsier, unter solchen Umständen Familienernährer zu sein: Denn was sollte man anfangen? Ein Boot zum Fischfang ins Meer zu lassen war unnütz und hieß nur umsonst die Geräte gefährden. Die wenigen Fische, die einst da gc- wesen waren, hatten sich anderwärts hingezogen»nd dursten nicht so bald zurückerwartet werden. Nein, das einzige Rettungsmittel war ein rechter dichter, klofterdickcr Nebel, der die Schiff« den Weg um die Landzunge verfehlen ließ. In Leset, das am Anfang der Bucht jenseits der Landspitze lag. sah es nicht besser aus. Nur mit dem Unterschied, daß man da drüben unter den Felsen geschützter hauste und eher etwas im Kachel- ofen eittbehren konnte. Auch da hatte man die Zuversicht auf sich selbst aufgegeben und sein Vertrauen auf die Vorsehung gesetzt; betete man aber in Kaas auf der Landspitze um Nebel, so betete man in Leset um einen plötzlichen Seesturm als zu der einzigen Macht, die Hilfe bringen konnte. Es schien, als sollten die Fischer in Leset zuerst erhört werden. Längere Zeit hatte ein gleichmäßiger Landwind geblasen, aber ollmählich wuchs er zum Sturm und brachte das Wasser in der Bucht tief unter den täglichen Wasserstand. Und Schiff auf Schiff kam um die Landspitze gestrichen und trieb in die Bucht hinein, um dem Sturm standzuhalten, bis zuletzt gegen zwanzig Ankerlieger ver- sammelt waren. Die Fischer in Koos wußten so gut wie jedermann, daß dieser Wind denen in Leset binnen zwei Tagen Fleisch auf den Tisch brin- gen müsse; und der Hunger ließ sie ihren Stolz überwinden und Boten hineinsenden mit dem Vorschlag einer Beteiligung an der Dergungsarbeit, die recht beträchtlich zu werden versprach.

Aber zwischen den beiden Dörfern war Feindschaft und so wies man sie ab. Hast du den Sack verloren?" fragte man dem lieb erbringer des Anerbietens, daraus anspielend, daß er auf einem Bettelgang be- griffen sei.Sollen wir dir einen anderen anschaffen?" Als die Leute in Kaas das hörten, wurden sie erbittert und gedachten sich zu rächen, indem sie zu den Ankerliegern hinausfuhren und sie warnten. Aber man gab es wieder auf. Es konnte doch allerlei auskommen, wenn man erst einmal in dieser Art anfing. Sie begnügten sich also damit, mißgünstige Zuschauer abzu» geben, als der Swrin ganz richtig noch zwei Togen umschlug und zu einem Seeorkan wurde. Oben auf den Anhöhen der Landzunge standen sie in Kruppen und warteten den Augenblick ab, da der Swrm sekundenlang rastete und dann plötzlich in kurzen heftigen Stößen ausbrach. Wie Explosionen schallten sie in den Felsen, bis der Sturm sich dann wieder eine Weile legt«, um zuletzt in endloses Toben zu verfallen. An Bord der Ankerlieger erwachte plötzlich eilige Geschäftigkeit. In einem Nu tummelt« sich die Mannschaft auf dem Deck, durch den Sturm peitschten landeinwärts abgebrochene Rufe, oder ein losgerissener Klang der Handspaken am Gangspill beim Holen der Anker, oder das heftige singende Kratzen der eisernen Ketten, wenn die Anker von dem Vorsichtigsten gekappt und im Stiche gelassen wurden. Man konnte an der Anspannung erkennen, daß die draußen wußten, was es gelte: die Mannschaften liefen wie Eich» Hörnchen in Wanten und Mastkörben umher, und Schiff um Schiff drehte sich ungelenk im Winde und stapfte weiter mit Wasser und Wind am Luvbug. Ein dunkler Streifen schoß von jeder Landzunge vor; die beiden Streifen stießen schräg in einer prustenden Spitze zusammen und wanderten landeinwärts, lus sie sich mehr und mehr der geraden Linie näherten. Es war Hochwasser, das den, veränderten Wind auf den Fersen folgte. Drinnen auf der Reede begegnete es dem auswandernden Wasser und bildet« Krapps«; die Schiffe schwankten heftig und hieben den Bugspriet in die Wellen, und wenn die See sie aus ihrer liegenden Stellung cmporschleuderte, schlug der Swrm in die Segel, so daß sie mit einem Krach zerrissen, dahmgen und in der Lust klatschten. Aber eines nach dem anderen legte sich wieder aus die Seite, daß die Raaen das Wasser küßten, kniffen sich im Winde fest und schlüpften um die Kaaser Landzunge. Werden sie herumkommen?" das war die spannendste Frag« für alle die Zuschauer da oben. Dort hinüber strebten sie nämlich, weil das Land dort nicht so weit hinoueging. Und jeder Segler wurde auf seiner Fahrt um die Landspitze von vielen begierigen Blicken verfolgt. Einen Augenblick sah es aus, als wollte ein großer Dreimaster hängen bleiben: er hielt plötzlich inns, und ein Mast knickte vornüber. Eine kurze Minute wiegte er sich wie ein Schaukelpferd auf den Wellen, dann aber glitt er wester, und die

Hoffnung war erloschen. Eine Woge mutzte ihn hinübergehoben haben, oder vielleicht war es der veränderte Druck auf die Segel, als der Achtermast brach, der ihn wieder slott machte. Unten m der Bucht lagen noch fünf Schifft, anscheinend in Ruhe sie bauten auf ihre Anker. Sie lagen da und ritten auf strammen Ankertaucn, den Steven nach außen und Deck und Takcl- werk remgefegt es kam darauf an, Wind und Wasser«inen mög- lichft geringen Widerstand zu leisten. Drinnen an der Küste bei Leset gingen die Fischer aus und ab oder standen in Hausen hinter den aufgezogenen Booten. Mit diesen Nachzüglern" hatten sie gerechnet, und sie ließen sich nicht davon beirren, daß die Schiffe sich anscheineird gut hielten, sondern trafen bedächtig ihr« Vorbereiwngeiy um Leute und Ladung zu retten Im Kaas sprach man viele Tag« lang von nichts anderem, als van dem Fang, den die Fischer in Leset gemocht hatten. Drei von den fünf Schiffen waren Wracks geworden, und der Bergungs- lohn würde sich wohl auf einige Hundert Kronen pro Mann be- laufen. Und hier m Koos nagte man nach wie vor am Hungerwche! Aber nicht genug damit! Derselbe Sturm, der jenen Wohlstand brachte, hatte hier den einen Hafendamm zerstört, so daß es vielleicht Taufende kosten würde, ihn wieder instand zu setzen, lind dieser Hafen war für teures Geld angelegt worden, teils um Handel nach dem Dorfe zu ziehen, haupffächkich aber, um den Einwohnern von Leset in die Nase zu stechen. Und da drinnen, wo sie nicht einmal einen Bootshafen hatten und die Boote auf das nackte Ufer hinauf- ziehen mußten, da hotten sie nun drei ganze Wracks zum Knabbert: und Beißen und konnten alle Nacht Festtafel halten, während man hier hungerte! Und die Rettung, die einzige Rettung, der Nebel, blieb aus! Aber eines Mvrgens, als die Fischer sich wie gewöhnlich am Hafenplatz sannnetten, war er da und hing so dick über dem Wasser, daß man nicht von Mole zu Molen sehen konnte. All die schwern Gesichter lebten merklich auf endlich schlug die Stund« der Vergeltung. Allerorten wurde die lärmende Arbest am Hofen untersagt, man sandte Knaben nach allen Sesteir mit dem Befehl, sich still zu ver- halten, und das ganze Dorf sprach buchstäblich im Flüsterton und schlich auf dm Socken umher, um durch keinen Laut dm Schiffen zu verraten, wo das Land sich befinde. Man stellte Wachtposten auf den äußefften Festen der Landzunge aus, und die Fischer zogen scharenweife hinauf zum Paltaesten, der Dorfkneipe, um ein wemg Borschuß auf das Glück zu nehmen. Allein der Tag verstrich und die Nacht dazu, ohne daß ein Schiff sich meldete. Selbst diejenigen, die stet» das Best« voraussahen, ver- loren den Mut, als sie am nächsten Morgen herauskamen und hörten, wie die Dinge stünden. Es konnte kein Zweifel herrschen, daß der Nebel sich vormittag» lichten würde, sobald die Sonne die rechte Macht«rhielle. Als sie jedoch am frühen Morgen am Hafen standen und dies erörterten, da ließ sich ein starkes Kratzen von Eisen auf dem Felsen vernehmen, und gleich darauf drang eine schrill« Bootsmannspfeife, von kräftigen englischen Kommandorufen gefolgt, durch den Nebel. Augeirscheinlich war es ein Dampfer, der ganz nahe herange­kommen war; welche Ladung mochte er wohl führen? Jeder riet auf das, was er augenblicklich als das höchste aller menschlichen Güter betrachtete; einer hoffte fest auf Speckware, ein anderer auf Kognak. Man traf bereits Verabredungm, was man für das Freimachen des Schiffes verlangen sollte, als der Lärm starker Schläge auf Tonnen über dos ruhig« Wasser herüberdrang. Kurz darauf folgte ein durchdringender Petroleumgeruch man war also schon dabei, sich der Deckladung zu entledigen! Rasch wurde die Diskussion ab- gebrochen und ein Boot hinausgcschickt, um Hilfe anzubieten. Allein der Kapitän, der sie mm plötzlich so leise vom Lande aus heran- kommen hörte, hatte wohl schlechte Erfahrungen mit Leuten ihres Schlages gemacht und empfing sie in schlimmer Laune. Er schimpfte und schwur, kein« Hilfe haben zu wollen, selbst wenn Schiff und Ladung in die Brüche gingen. Solche Schurken und Taugenichtse, die nicht eirrmol eine Hafenglocke läuteten, wenn e» neblig war! Aber noch ihm sollten sie sich nicht den Mund leckten! Haie und Strandräuber. die sie waren!(Schluß folgt.)

Jlus der Qefchidüe der Pfeife Nachdem Nicot die ersten Tabakpflanzen im Jahre lök» in Frankreich eingeführt hatte, wurde der Tabak schon bald sowohl zum Schnupfen und Kauen als auch zum Rauchen benutzt. Die ersten Tabakpfeifen kamen gegen Ende des 16. Jahrhunderts auf. Irdene Pfeifen gab es feit dem Anfang des 18. Jahrhunderts, während die jetzt so beliebten Bruyere-Pfeisen viel jüngeren Ursprungs sind. Pfeifen aus Holz waren schon lange gebräuchlich, aber erst 1854 hat ei» gewisser David in Ehaumont bei Saint Claude (Jura , Frank- reich) angefangen, die Holzwurzel des Heidekrauts dafür zu vsr- lveuden, weil diese« Holz fast unverbrennbar ist. Das Heidekraut kann nämlich außerordentlich große Wurzeln bekommen, deren Holz ungemein hart wird. Es gibt deren, die 50 Kilograim» und mehr wiegen. Zuweilen findet man Wurzeln, die 20V bis 200 Jahre alt sind. Aus dem Wurzelholz kann man je nach seiner Qualität«ine größere oder kleinere Anzahl Stücke schneiden, die zu Pfeifenköpfen verarbeitet werden. In Saint Claude ist eine große Industri« daraus entstanden, denn es gibt dort etwa 100 Fabrikanten, die 5000 bis 6000 Arbeiter beschäftigen und jährlich 45 Millionen Pfeifen- köpse in alle Welt liefern. 1914 wurden von der Weltoroduktion in Höhe von 65 Millionen 28 in Saint Claude , 17 in den Bereinigten Staaten von Nordamerika und der Rest in Deutschland , Italien , Oesterreich�und England erzeugt. Neuerdings macht aber die In- dusteie in Saint Claude eine schwere Krisis durch, weil der Gebrauch der Pfeif« abnimmt und das Zigarettenrauchen zunimmt. Das größte Fernrohr der well. Da, größte Spiegelteleskop der Welt aus dem Mt. Wilson in Kalifornien besitzt«inen Durchmesser von 2,58 Meter. Der dicke, parabolisch geschliffene Glasspiegel wiegt allein 4� Tonnen. Nachdem es sich wegen der plastischen Eigen- schaft des Glases als unmöglich herausgestellt hat, noch größere Blöcke dieses Materials mit der erforderlichen Genauigkeit zu bearbeiten und vor allem in den mathematischen Flächen auch zu erhalten. wird gegenwärtig van dem Präzisionsoptiker Ritchey am Mt. Wilson- Observatorium ein neuer Spiegel von 5 Meter Durchmesser aus ge- schmolzenem Quarz hergestellt. Quarz läßt sich nicht schwerer be- arbeiten als Glas und hat gegenüber diesem den Vorte'l, daß es gegen Temperaturändcrungen fast unempfindlich ist. Es darf wohl als sicher angenommen werden, daß dos Werk gelingt und der aftronomischen Forschung wieder einen weiteren Einblick in dte Tiefen des Weltalls vermittelt,