Einzelbild herunterladen
 
  
4leiIoge Donnerstag, 27. Juni 1929
SprÄbmd l| 0ft tfg WiM l�i'Kte/'A
Schmeling schlägt Beethoven k.o Artverschiedenheiten der Popularität/ Von Dr. Bruno Altmann
Stus dem heuklgen Rundfunkprogramm: Etwa Z Uhr nachts: Ueberlragung Rem Jork: Endausscheidung um die weltmeislerschost im Boxen, Schmeling Paolino. Im März dieses Jahres kehrte Max Schmeling   von Amerika   nach Berlin   zurück. Die so viel beschäftigte chauptstadl entsandte AioW 50 000 Menschen an den Lehrter Bahnhof  , um den neuen Nationalhelden zu begrüßen. Man brauchte nicht dort gewesen zu sein, um miterlebt zu haben, was passiert ist. Wer «inen Radioapparat hat, dem teilte der Reporter des Ber  - liner Rundfunks mit, wie das Publikum sich bei der Ankunft des Boxermatadors benommen hat: «Max Schmeling   ist soeben 11 Uhr 41 Minuten auf dem Bahnhof eingetroffen. Sie hören, mein« Damen und Herren, wie er bejubelt wird." Man vernahm am Apparat ein beständiges Schreien und Ueberschreien von Hochrufen, Bravorufen und Begrüßungs- warten. Das ging gute 10 Minuten lang. Es müssen immer mehr und mehr Tausende zugeströmt sein. Dann ließ stch der Ansager wieder vernehmen: Die Menge hat die polizeiliche Sperre durchbrochen. Sie dringt sogar über die Eisenbahnschienen vor. Einige Hundert haben den Waggon erreicht, vor dem Schnieling noch steht. Schmeling ist es endlich gelungen, zu seiner Mutter zu kommen. Er begrüßt sie zärtlich... Der Jubel ist Sie hören es ja immer noch grenzenlos... Einige Männer haben Schmeling auf die Schultern gehoben und tragen ihn den Bahndamm herunter... Er ist auf dem Platz vor dem Bahnhof angelangt... Man verlangt, daß er eine Ansprache halte. Sie hören, meine Damen und Herren, die Zurufe: Reden, roden, Schmeling... Schmeling hat noch nicht gesprochen... Er sitzt bereits im Auto und fährt, nach allen Seiten freundlichst grüßend, davon." Nach ein paar Minuten meldete sich der Ansager wieder. Er verkündete, daß der Bericht über die Begrüßungsszenen bei der An- kunst Schmelings sich wider Erwarten lang hingezogen habe. In- folgedesien müßten die nächsten beiden Programm- Nummern einstweilen ausfallen. Es sollte ein Beethovensches Quartett gespielt und ein Vortrag wenn ich nicht irre von Hans Driesch   über naturwissenschaftlich-weltanschauliche Fach- gegenstände gehalten werden. Schmeling hatte Beethoven   und Driesch sozusagen vor der ersten Runde k. o geschlagen. Am nächsten Tage berichteten sämtliche Berliner   Zeitungen, Phase für Phase und mit reichlicher Anfügung von Stimmungs- berichten, welchen Empfang Verlin dem Nationalheros bereitet htlt«. Dann setzten die Interviews ein und an die vier Wochen wurde den Lesern erzählt, wie Schmeling seinen Aufenthalt in Deutschland   ausnutzen wolle, welches seine Tagestost sei, welche Meinung er über den Sport und den Boxsport im besonderen ver- trete usw. Andere Länder machen es übrigens, wenn sie mal über so einen Faustgewaltigen verfügen, nicht bester, sondern vielleicht noch schlimmer als die Sportbcwunderer in Deutschland  . Wenn das Berliner   Publikum und das deutsche   überhaupt einer Schmeling- Hysterie verfallen war, so haben die Pariser   und fünf Achtel der französischen   Bevölkerung seinerzeit einen wahren C a r p e n- tier-Beitstanz aufgeführt. In einer Iulinacht strömten an die drei Millionen Menschen nach den Boulevards, um von den Zeitungen Nachrichten über den Verlaus des W e l t m e i st e r- schaftskampfes Dempse y C a r p e n t i e r einzuholen, dieser Weltsensation, die im Jahre 1920 in New Port vor sich ging. Gegen 2 Uhr morgens, nach Pariser Zeit, wurde bekannt- gegeben, daß Carpentier den Kampf mit einem ungestümen Angriff begonnen habe. Durch die geöffneten Fenster, von den Dächern, auf den Straßen brachten die Menschen mit Aufgebot ihrer Stimm- kräfte Hochrufe auf den schönen Boxer Georges aus. Und nun warteten sie. Aengstlich beklommen, als ob jetzt die Entscheidung über nationale und persönliche Existen.zangelegcnheiten getroffen würde. Ihre Ueberreizung erfuhr eine wohltuende Ablenkung. Es verbreitete sich das Gerücht, daß im Haus« des Kultus- Ministers Dupuis die Fenster eingeschlagen worden seien. Die Nachricht wurde stürmisch gebilligt, weil dieser verwegene Diplomat ein paar Tage zuvor gewagt hatte, den Welt- meisterschaftskampf als eine reine Sportangelegenheit zu bezeichnen. Das etwas lange Ausbleiben hat einige Ungeduldige wohl pessi- mistisch gessimmt. Sie äußerten Zweifel am glücklichen Ausgang des Matches für Carpentier. Prompt fiel die Menge über diese Defaitisten" her und schlug ein paar von ichnen windel- weich. Dann stieg plötzlich ein Flugzeug vomTemps" auf und umkreiste die Boulevards. Es hatte mit roten Lichtern Illuminiert, und so erfuhr Paris  , dem derTemps" zuvor die Bedeutung dieser Farbenwahl bekanntgegeben hatte, die furchtbare Kunde, daß Ge� orges den Kampf gegen Dempsey verloyen hatte. Männer und Frauen schrien, fluchten, weinten. Sie beschuldigten den Ringrichter der Parteilichkeit, stießen Beleidigungen gegen Amerika   aus, zogen vor die a m e r i ka n i s ch e Botschaft und tobten sich in stundenlangen Skandalszenen aus. Zufällig kehrte um diese Stunde Madame de Curie, die Mitentdeckerin des Radiums, nach Paris   zurück. Ihre Ankunft war tags zuvor von den Zeitungen avisiert worden. Sie hatte in Amerika   Vortragstourneen gehalten, Anleihen und Spenden für französische   Forschungsinstitute zustandegebracht und die schon mm- lich schwindende Popularität Frankreichs   in den Vereinigten Staaten  an ihrem Teil wiederhergestellt. Niemand, außer ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn, war am Bahn- Hof. Als sie nach Hause fuhr, war sie Zeugin des Gebarens, da, «in großer Teil der Pariser Bevölkerung wegen der Niederlage Carpentiers äußerte. Und diesen Veitstanz führte eine Stadt auß die genau zwei Jahre vorher das Einschlagen der deutschen   Ge- schösse aus den Ferngeschützen gefaßt hingenommen und den letzten Offensivstoß der deutschen Armee mit Vertrauen auf sein endgültiges Scheitern ertragen hatte. Aus der Häufung so ähnsicher Vorfälle hat man ziemlich ent- mutigende Schlußfolgerungen gezogen. Der Ruhm, so ist jetzt die öffentliche Meinung, gehört heute dem Sporthelden: die geistig- künstlevisch« Großleistung, selbst die technisch«, hat fast aufgehört. Gegenstand der allgemeinen Bewunderung zu sei«.
So steht es nun glücklicherweise doch nicht. Dieser Irrtum be» ruht auf der Verkennung des etwas komplizierten Charakters der Volksbeliebtheit. Die Popularität hat nicht nur Gradab- stufungen, sondern Artverschiedenheiten. Es gibt da harmo- nifche Zugehörigkeitsoerhältniste. Der Künstler, Forscher und iech- nische Schöpfer kann nicht so gefeiert werde», wie der Meister einer Muskelleistung. Für das Publikum ist es bei der Einstellung zum Gefeierten maßgebend, daß sich das Werk des geistig-künstle- rischen Produzenten von der Person des Autors sozusagen abgelöst hat und nun selbst mit der Heraus- forderung zur Stellungnahme der Oeffentlichkeit gegenübersteht. Wir haben im Grunde kein« Einstellung zu Richard Strauß   oder zu Pfitzner, sondern zu ihren Opern und sinfonischen Tondichtungen: wir haben keine Urteilshaltung gegenüber Einstein, sondern zur Relativitätstheorie. Freilich, wie sehr wir ergriffen worden sind von einer Oper oder einem Drama, wie dankbar wir sind für die Eröffnung neuer Einsichten, das können wir dem Werk nicht bc- zeigen, sondern nur seinem Schöpfer. Die Begeisterung hat.sich aber dadurch, daß sie doch der objektiven Leistung gilt, im besten Sinne des Wortes versachlicht, entpersönlicht und zu einer g e i st i- gen Bekundung abgeklärt. Infolgedessen ist es bei natürlicher Aeutzerung seiner inneren Erregung hier gar nicht möglich, in die lauten, polternden und zudringlichen Huldigungen zu oerfallen, die für den oberflächlichen Standpunkt als das Höchstmaß der Popu- larität erscheinen. Gegenüber der Muskelarbelt verhält es sich anders. Da wird die Leistung nicht von der Person getrennt. Wir bewundern, vorausgesetzt, daß wir sportliebend sind, den gediegenen Boxerhieb und den gelungenen Fechterstoß, nicht aber deren versachlichten Effekt, den Niederwurf des Gegners. Wir bestaunen die gelenkigen Gliederbewegungen und die Ringkampftncks, nicht aber die 20- Stunden-Kilometer des Schnelläufers und den auf dem Körper des Gegners liegenden Ringkämpfer. Well die Einstellung hier ganz auf die Person bezogen ist und kein Distanzgefühl durch einen objektivierten Effekt geschaffen wird, kann sich die Huldigung in allen Formen der bändigungslosen Entäußerung vollziehen. Des- halb geht es natürlich zu. wenn die Enthusiasten des Sports Max Schmeling   auf die Schultern heben und die Niederlage Carpentiers beweinen, und deshalb ist es sozusagen ganz normal. wenn Tausende und aber Tausende sich herandrängen, um die Nähe so eines Muskelhelden zu teilen. Es wäre aber nicht bloß eine Geschmacklosigkeit sondergleichen, sondern eine geradezu widernatür- liche Huldigungsweise, wollte man eine Madame de Curie, einen
Richard Strauß   oder einen Sigmund Freud   auf die Schultern heben und unter Gebrüll von Zehntausenden an das Auto geleiten. An diesem Verhalten hat sich durch die Jahrhunderte nichts geändert. Immer hat es zweierlei Arten von Volkstümlichkeit ge- geben: die hemmungslos-persönliche und die distanziert-sachliche. Und diese beiden Arten galten immer den verschiedenen Leistungs- typen: dem geistig-künstlerischen und dem des sportlichen Rekords. Den siegreichen Diskuswerfer, Speerschleuderer und Marathonläufer haben die Griechen bei ihren Olympiaden auf den Schild gehoben und zu den Schiffen getragen. Ihre S a p p h o, ihren Aeschylos, Sophokles   und E u r i p i d« s haben sie mit dem Lorbeer geschmückt und sich im übrigen begnügt, deren Werke im Vertrauen auf die allzeitige Gültigkeit ihrer Hoch- schätzung der Geschichte zu überantworten. Kants Biographen erzählen genuvon der Achtung, die seine Königsberger   Mitbürger dem Schöpfer deskritischen Systems" und der Weltentstehungstheorie entgegenbrachten. Sie melden uns aber nichts von Bcgeisterungsausbrüchen, die bis zu handgreiflichen Ovationen gingen. Um diese Zeit, so erwähnt die städtische Chronik, lebte ein Mann namens Karl L e p s in Königsberg  . Er war so stark, daß er fünf Zentner schwere Balken tragen konnte, und es hat nie einen Ringer gegeben, der ihm gewachsen war. Wenn dieser Herkules, meldet der Chronist weiter, sich zeigte, so sammelte sich das Volk und es wurden ihrer mehr und mehr. Die Bejubelungen endeten fast immer damit, daß man den Athleten an Armen und Beinen packte, ihn hochhob und Hintrug, wo er hin­gehen wollte. Nun, dieses Parallelverhalten ist heute noch das übliche. Wir wissen, wie Schmeling auf dem Lehrter Bahnhof   empfangen wurde. Lassen wir uns von einem süddeutschen Blatt berichten, in welcher Weise die Popularität stch gegenüber einem repräsentativen Kopf heute kundgibt:Unbeachtet geht nach Schluß der Sitzung von einer Tagung des Deutschen Museums in Berlin   ist die Rede ein Mann die Auffahrt hinunter, ein Mann, dessen Namen die Welt neben dem Stresemanns als den des berühmtesten Deutschen   kennt. Sein schwarzer Anzug flattert, nicht sehr gut gebügell, im Wind; sein Gesicht sieht gelb und kränklich von vieler Stubenluft aus, der schwarze Schnurrbart, aus tausend Bildern bekannt, kontrastiert zum graumelierten Haar, das in dichter und lockiger Fülle unter dem verbeulten schwarten Hut hervorquillt. Der Mann geht bis zumKnie" und drückt sich dann in den überfüllten Autobus, um nach Hause zu fahren. Der Schaffner ist der einzige, de? einen Augenblick stutzt und das Gesicht seines Fahrgastes betrachtet, che er ihm das Billdt gibt. Es ist Albert E i n st e i n."
Berufsschulen als Bildungstätte
In Wiesbaden   fand in diesem Jahre der vom Landesverein der preußischen Gewerbe- und Handelslehrerschaft veranstaltete Preußische Berussschultag" statt. In der öffentlichen Haupt- Versammlung stand im Mittelpunkt der Vortrag des Genossen Magistratsschulrat Taenzer, Berlin  , überSie Werkstatt als Bildungsmittel der Berufsschule". Der Vortragende führte aus, wie feit Bestehen der Berufsschule heiß gestritten werde über Aufgaben und Ziel« derselben, wie sie sich trotz aller Angriff« weiterentwickelt habe als ein Kind unserer Zeit. Das Handwerk, das persönliche Schaffen, wie es früher war, bestimmte die Art der Ausbildung unseres gewerblich tätigen Nach- wuchses. Seit dem Mittelalter, der Blütezeit des Handwerks, fand diese Ausbildung in der Werkstatt unter der Anleitung eines selbst schafsenden Meisters statt. Das Verantwortungsgefühl gegenüber dem Werk und dem Kunden wurde durch diese Lehre und das Zu- sammenleben im Hause des Meisters unbewußt natürlich entwickelt. Heut«, in der Zeit der Normung, Mechanisierung und Spezialisierung ist das Schaffen in altem Sinne zur Arbeit geworden. Tätigkeit des Arbeiters und Werk stehen nur in losem Zusammenhang, oder berühren sich überhaupt nicht mehr. Eine vollständige Umstellung des äußeren wie des inneren Menschen aller Schichten un- seres arbeitenden Volkes war die Folg«. Nur die Lehr« ist geblieben, hat sich erhalten in alter Form, trotzdem das System unserer Wirtschast egoistisch eingestellt, der Betrieb auf Produktion nach Meng« und Leistung gerichtet ist. Di« Ausbildung unseres Nachwuchses, die praktische Ausbildung, tritt dabei in den Hintergrund. Zu beobachten ist, daß die Leistungs- fähigkeit des Arbeiters nachließ, die Forderung nach einer geeigneten Berufsausbildung laut wurde. Bestimmte Wirtschaftsgruppen er- kannten dies frühzeitig. Es entstanden Innungsschulen, Werkschulen, Schulwerkstätten, mit dem Ziele, praktisch tüchtige Qualitätsarbeiter heranzubilden. Die ergänzend« theoretische Ausbildung und die Erziehupg des inneren Menschen, der Befriedigung bei der Arbelt findet, der erkennt, daß Arbeit Dienst innerhalb der Volksgemeinschaft bedeutet, unterblieb. Unterblieb, bis die Arbeiter- schaft, die Gewerkschaften, selbst für ihre Mitglieder Bildungs­möglichkeiten schufen, bis die Gemeinden die Berufsschulen errichteten. Hier ist die Erziehung zur verantwortlichen Arbeit ein Ziel, Einsicht und Fertigkeit zu wecken, das ander«. Um diese Ziele zu erreichen, ist die Einrichtung von Schulwerkstätten innerhalb der Berufsschule unbedingt notwendig. Der Lehrversuch, entweder als Arbeitsbetätigung oder als Demonstration, hat im Mittelpunkt der Unterweisung, der Erziehung zu stehen. Damit soll nicht gesagt werden, daß die Lehre ganz in die Berufsschule zu verlegen ist. Die heutig« Einstellung unserer Wirtschastsbetriebe macht aber eine Umlagerung der Ausbildung notwendig. Die Aufgaben, die in den Betrieben heute nicht mehr zu lösen sind, hat die Berufs- schule zu erfüllen. Allerding» stellt diese neue Methode des Arbeits- unterrichte» hohe Anforderungen an die Berufsschullehrer- schaft. Sie setzt voraus«ine gediegene praktische Ausbildung in der Werkstatt, eine technische bzw. künstlerische Weiterbildung als Unterbau für eine pädagogische Ausbildung und einen dauernden Kontakt mit Werkstattbetrieben, damit der Lehrende ständig auf dem lausenden bleibt. Wir können uns den die Ausbildungsfrage unserer arbeitenden
Jugend vorwärtstreibenden Ausführungen voll und ganz anschließen. Gen. Taenzer ist bekannt als einer derjenigen, die verdienstvolle organisatorische Arbeit auf dem Gebiet« der Berufsausbildung in Berlin   geleistet haben. Er wird trotz der eigenartigen, von wenig Allgemeinsinn, absolut egoistisch vom Geiste der Arbeitgeberschaft getragenen Einstellung des Vertreters der Handwerkskammer   Wies- baden, Dr. Spitz, der in der Diskussion auch für die Industrie sprach, unbeirrt weiter arbeiten. Er kann der angekündigten be- sonderen Stellungnahme des Handwerks und der Industrie zu den angeschnittenen Fragen der Ausbildung in der Berufsschule ruhig entgegensehen. Selten sachlich und klar waren seine Ausführungen. Bor uns liegt ein Arbeitsfeld, reich und groß, das zu bearbeiten eine Freude für alle diejenigen fein muß, die an der Ausbildung unserer werttätigen Jugend beteiligt sind. Namens der Stadt Wiesbaden   begrüßt« Stadtrat Dr. O st e r- Held die Versammlung mit aus dem Herzen kommenden Worten. Der Vertreter des Ministeriums für Handel und Gewerbe, Ministerialrat Prof. Dr. Ziertmann, sprach den Dank für die Einladung aus und wünschte besten Verlauf. Er konnte bestehende Spannungen zwischen Ministerium und Lehrerschaft nicht ver- schweigen, führt« aber weiter aus, daß Gegensätze nicht beständen in Fragen der weiteren Entwicklung und des Ausbaues der Berufsschule. Zu den Wünschen wirtschaftlicher Art der Lehrer- schaft und zur Ausbildungsfrage der Gewerbelehrer nahm er kaum Stellung. Der Vertreter der im Reichs oerein angeschlossenen anderen Landesverbände, Oelkrug, nahm Gelegenheit, in deutlicher Weife daraus aufmerksam zu machen, daß gerade das in Preußen an» geschlagene Tempo sich hindernd bei der Behandlung aller Fragen in den außerpreußischen Ländern bemerkbar machen könnte.. In der Vertreteroersammlung der Gewerbe- lehrerschaft wurden Fragen der inneren Organisation des Landesvereins, die Ausbildungsfrage der Gewerbelehrer. Gehalts- und Arbeitsmaßfragen behandelt Der ungerechten Behandlung der Gewerbelehrerschaft in bezug auf Ausbildung, Gehalt und Arbeits- leistungsforderung, durch die die Gewerbelchrerschaft zu einer Lehrergruppc zweiter Ordnung innerhalb der Gesamtlehrerschaft ge- macht wird, und die der Bedeutung der heutigen Berufsschule un- würdig ist, muß mit aller Enerke entgegengearbeitet werden. Es wurde eine Entschließung angenommen, aus der hervorzuheben ist, daß die Verzögerung der längst notwendigen Neuregelung der Gewerbelehierbildung für Preußen in besonderem Maße zutrifft. Trotz der Aufforderung des Landtages an das Staatsministerium, die Ausbildung der Gewerbelehrer und -lehrerinnen in bezug auf Dauer und Bildungshöhe mit der Aus- bildung der Handelslehrer m Uebereinstimmung zu bringen, ist an der rückständigen Ausbildung der Gewerbelehrer bisher nichts ge- ändert worden. Di« Vertreterversammlung kann sich nicht dem Ein- druck entziehen, daß nicht bloß Widerstände außerhalb des Handels- Ministeriums die Ursache der Verzögerung sind. Sie sieht sich genötigt, gegen die Verschleppung der Ausbildungsfrage schärfsten Einspruch zu erheben. Umrahmt war di« Tagung von den von den Berufsschulen und der Kunstgewerbeschule   Wiesbaden   veranstalteten Ausstellungen, di« einen Einblick in das gut organisierte und beruflich stark gegliederte Unterrichtsgebiet gestatten. Hermann Rackrz*.