Nr. 297 46. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Grundeigentümer und Straßenreinigung.
Das Oberverwaltungsgericht gegen die Stadt Berlin .
Zur Aufbringung der Straßenreinigungstoften werden die Grundeigentümer herangezogen. Das diese Frage regelnde Ortsgesez der Stadt Berlin ist durch ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts für ungültig erflärt worden. Bisher wurden 95 Proz. der Straßenreinigungskosten durch Beis träge der Grundeigentümer gedeckt. Nach Ansicht des Oberverwal tungsgerichts wäre aber der Anteil der Grundeigens tümer niedriger zu bemessen, weil ihr Vorteil aus der städtischen Straßenreinigung nicht so viel wert sei. Dem Magistrat blieb daher nur übrig, sich zu einer Neufestsetzung zu entschließen. Er will jezt die Grundeigentümerbeiträge zu den Straßenreinigungsfoften von 95 Proz. auf 75 Pro3. herabsetzen. Gleichzeitig will er aber, weil durch diese Ermäßigung eine Mindereinnahme im Stadthaushalt entsteht, zur Deckung des Fehlbetrages den Grund vermogenssteuerzuschlag von 200 Proz. auf 219 Proz. erhöhen. Im Geldpunkt wird für alle Beteiligten durch diese Ermäßigungen und Erhöhungen nichts geändert. Die Grundeigentümer müssen dieselbe Summe aufbringen, dem Stadtsadel werden seine Einnahmen gesichert und auch die Höhe der Mieten wird trozz der Abwälzungsmöglichkeit nicht beeinflußt, weil ja Ermäßigung und Erhöhung einander aufheben. Nur Scherereien entstehen der Stadtverwaltung aus dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts. In der Stadtverordnetenversammlung, die zu der Angelegenheit Stellung zu nehmen hatte, wurde auf bürgerlicher Seite geäußert, daß auch 75 Broz. für die Grundeigentümer noch zu viel feien. Auch die Deutschnationalen scheinen sich um den Schutz der Grundeigentümer bemühen zu wollen. Die Magistratsvorlage ging in einen Ausschuß.
Die Stadtverordneten erledigten in schneller Arbeit eine Reihe Vorlagen, von denen die Uebernahme des Lehrlingsheims in der Schönhauser Allee 140 in städtische Verwaltung die Bewilligung von 4 455 000 m. für den Neubau des Gewerbeja ales in der Stralauer Allee und die Neufestlegung einer Anzahl Baufluchtlinien nennenswert sind. Bei der Aenderung der
Straßenreinigungsbeiträge
bestritten die Deutschnationalen die Dringlichkeit der Borlage, sie holten sich aber eine Abfuhr indem die übergroße Mehrheit der Berjammlung die Dringlichkeit anerkannte. In der Debatte erklärte der Stadttämmerer Dr. Lange die auf Grund eines Verwaltungsgerichtsurteils notwendig gewordene Neufestjeßung als eine durch nichts gerechtfertigte komplizierung in der Berechnung zwischen Stadt, Hausbefizer und Mieter. Die Reinigungsgebühr muß nach dem Urteil herabgesetzt werden, im Stadtjäckel entsteht ein Loch, das man durch eine Erhöhung der Grundvermögenssteuer zuftopfen will. Die Hausbesizer legen diese Erhöhung auf die Mieten um und die erhöhen sich im etwa ein Prozent; um ein meniges davon fönnen die Mieten aber wegen der Herablegung der Reinigungsgebühr er mäßigt werden- mer das also nachrechnen fann, wird finden, daß der Kämmerer recht hatte, als er von einer unnötigen Komplikation sprach. Genosse Dr. Löwy polemisierte gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichts. Die Interessen der Anlieger( Hausbefizer) feien mit einem Beitrag von 75 Prozent zu den Straßenreinigungsfoften durchaus gewahrt, sie fahren sehr gut dabei. Ein Abänderungsantrag der Kommunisten fäme nach den Ausführungen des Genossen Löwn in feiner Wirkung nur den Haus befizern, dem Reiche und der Kirche, zugute. Mit der Annahme der Vorlage bewilligen wir Sozialdemokraten nicht eine Mieterhöhung, sondern
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Deutschnationalen den zweiten Reinfall, da ihr Herr v. Jedlin ständig so tat, als sei die sofortige Verabschiedung beabsichtigt; umso größer war ihre Berwunderung, als auch die anderen Fraktionen eine Vorberatung im Ausschuß für nötig hielten.
Die in zwei Sigungen diskutierten Anträge der Kommunisten wegen des Verbotes des Stückes Giftgas über Berlin " und der Sozialdemokraten wegen der Wiedereinführung einer Theaterzensur wurden, sofern es sich um das Verbot handelte, abgelehnt, sofern der sozialdemokratische Antrag in Frage fam, angenommen. Bei der Beratung von Grundstückssachen paßte es den Deutschnationalen und den Wirtschaftsparteilern nicht, daß
die Stadt der Konsumgenossenschaft ein Haus am Cuisenufer verkaufen will,
das zur Erweiterung des Kaufhauses am Oranienplatz gebraucht wird. Sie stimmten als einzige dagegen! Der zweiten Beratung zu widersprechen versäumten die Deutschnationalen, worauf es in ihren Reihen eine stimmlich gedämpfte, aber deswegen nicht heftige Auseinanderlegung gab. Ein Antrag, die öffentliche Sigung ab. zubrechen und in einer geheimen Sizung wichtige Sachen zu be
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Freitag, 28. Juni 1929
Magistrat gegen die den Kindern drohende pädagogische und ges sundheitliche Gefahr" tun will. Da die Anfrage geschäftsordnungsmäßig behandelt wird, kommt sie erst nach den Stadtverordneten ferien zur Verhandlung, d. h. der Verfassungstag ist inzwischen längst gefeiert!
Eine Krone verschwindet. Der Magistrat hat in seiner gestrigen geländer an der Weidendammer Brüde sofort entfernen Sigung beschlossen, die Krone über dem Wappen am Brüstungszu lassen. Der„ Vorwärts" hat mehrfach auf dieses unnötige monarchistische Erinnerungsmal hingewiesen. Auch die Republi tanische Beschwerdestelle hat nachdrücklich die Entfernung, die ohne Kosten vorgenommen werden kann, verlangt.
Sport.
Rennen zu Ruhleben am Donnerstag, dem 27. Juni.
1. Rennen 1. Puter( Ch. Mills), 2. Heldin, 3. Hutschachtel. Toto: 14:10. Blat: 11, 12, 21: 10. Ferner liefen: Fehrbellin o. W., Belletrist, Fab renheit, Eudoria, Copland, Tullia agb., Cara Bella, Natator, Pride the Great, 2. Rennen. 1. Dorier( Ch. Mills), 2. Lindowtind, 3. Arnim. Toto: 18:10. Blas: 19, 23, 19:10. Ferner liefen: Michael, Lebemann, Lord Arco,
Charade o. B., Siegrimm, Schnadahüpft, Planet agh.
3. Rennen. 1. Gondel( B. Hedert), 2. Alarich , 3. Propeller. Toto: 34:10. Plat: 15, 20, 30: 10. Ferner liefen: Kasimir, Schneepeter 2. disq., 80 Proz. Pl. zur., Wintermärchen, Einsicht.
4. Rennen. 1. Semper idem( 3. Mills), 2. Cordula, 3. Alabama . Toto: 16:10. Platz: 13, 18: 10. Ferner liefen: Carol, Fechtmeister, Dr. Wagner. 5. Rennen. 1. Lebenstünstler( Ch. Mills), 2. Königsadler, 3. Morgentau Aga agb., Quitte B.
raten, fand Annahme, so daß die Sitzung vorzeitig abgebrochen Toto: 16:10. Plas: 11, 12, 17:10. Gerner liesen: Fels, Champion Goud. wurde. Die Stadtverordneten gehen in die Ferien. Die Vorlage des Magistrats wegen der
Reorganisation des Philharmonischen Orchesters
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der Vorwärts" hat darüber eingehend berichtet wurde gemeinsam mit dem Antrag der sozialdemokratischen Fraktion dem Haushaltausschuß überwiesen. Der Antrag lautet:
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Wir beantragen, dem Berliner Sinfonie- Orchester eine größere Unterstügung als bisher zu gewähren ent. in Verbindung mit der Regelung, die für das Philharmonische Orchester getroffen werden soll.
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Die Kommunist en leisteten sich vor den Ferien noch einen fleinen Scherz. Sie stellten in einer Anfrage fest, daß zur Verfaffungsfeier 20 000 Berliner Schulkinder im Stadion vor dem
Reichspräsidenten Hindenburg sinigen sollen, bezeichneten das als eine „ einseitige politische Demonstration" für die kapitalistische Republik einseitige politische Demonstration" für die fapitalistische Republik und einen Mißbrauch der Kinder" dazu und fragten, was der
Funkwinkel.z
Alfred Braun setzt sich mit seinem Mikrophon in den Schnell. zug oder in das Auto und entdeckt deutsche Städte. Diesmal ist es Magdeburg . Braun erzählt poetisch umrandet, was er auf seiner Reise sieht. Diese Einleitung dauert etwas länglich, und der ganze Vortrag ist eigentlich nur eine einzige Einleitung, eine Beschreibung, die Originalautotuten begleitet. Die Autos futen übrigens zum Verwechseln ähnlich wie die Berliner Bagen. Grenzt das nicht an das Wunderbare? Im Grunde ist es ein Vortrag, der auch in Berlin gehalten werden könnte und der außerdem ein Vortrag ist, wie er nicht sein soll. Aufzählung von Tatsachen, von Gesichtseindrücken, mit denen der Hörer menig anzufangen weiß. Etwas für Magdeburg Charakteristisches fommt dabei nicht herans. Wozu also diese llebung? Um das Unglück voll zu machen, hat Braun feinen günstigen Tag, seine Improvisationsgabe scheint augenblick lich auf Urlaub zu sein. Darauf singt Emmy Don Stetten Lieder Don Wolf, Beethoven , Händel und Haydn . Ihr Sopran, flein, aber
6. Rennen. 1. Titania( H. Baumgart), 2. Adresse, 3. Nelly Arnold, 4. Theofrat. Toto: 27: 10. Plat: 20, 29, 24, 33: 10. Ferner liefen: Bieder mann, Eelamlif, Zierde, Roblesse o. B., Mar Kuser, Arizona , Mairuth, Rushaga Boy, Piaster. Heini Dussy, Haga Burton, Sadana.
7. Rennen. 1. Arnulf( 3. Mills), 2. Friese, 3. Peter Ford. Toto: 97:10. Blat: 46, 40:10. Ferner liesen: Herostratos, Norton B., Florian, 8. Rennen. 1. Elex( J. Mills), 2. Bompadour, 3. Fallenstein o. W. Toto: 47:10. Blak: 12, 12, 11:10 Ferner liefen: Marone, Silvaplana , Alma Mater, Eldgaffeln, Brigitte , Silberpappel.
Toto: 78:10. Biak: 27, 35, 31:10. Ferner liefen: Flaggenlted, Heide 9. Renne 1. 1. Pirus( Ed. Mills), 2. Ludzina, 3. Meisterstud. blume, Beate, Statadu I, Harjenmädchen, Helling.
Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Umgegend. ( Nachdr. verb.) Wechselnd wollig, noch vereinzelt Schauer, in den Mittagsstunden nur wenig höhere Temperaturen als bisher. Für Deutschland : Im Süden vielfach Gewitterregen, sonst Neigung zu Regenschauern, besonders im Besten wärmer als bisher.
Abmagerungsfuren.
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Es ist nicht meine Absicht, ins einzelne gehende Borschriften für die Ari der Durchführung von Abmagerungskuren zu geben. Hier soll nur auf einen Punkt hingewiesen werden, der oft uns beachtet bleibt, das ist die notwendige Vermeidung von Nerven giften, wie Alkohol, Coffein und Nikotin. Jede Abmagerungsfur. bedeutet einen intensiven Eingriff in den Stoffwechsel des Organis mus: der Körper befindet sich in einem labilen Gleichgewicht und ist Schädigungen leichter ausgesetzt. Bei vielen Menschen macht sich Arbeitsunluft und Müdigkeit geltend, wobei es ein Fehler wäre, diese Müdigkeit durch starkes Rauchen oder durch Konjumierung großer Coffeinmengen zu verscheuchen. Im Gegenteil, der normale Rauchkonsum ist einzuschränken und der Kaffee durch coffeinfreien Kaffee zu erseyen, Was die Ausschal... tung der Nervengifte betrifft, so werden die durch die Kur ohnedies nervös gewordenen Menschen durch Zufuhr großer Mengen Coffein erregt und es besteht Gefahr, daß sich Erregungszustände einstellen, die zum Abbrechen der Kur zwingen. Da Kaffee und Tee nur um den Magen zu füllen gegeben werden, für die Kur selbst unbedentend sind, so lassen sie sich gut durch vollkommen unschädliche Ge tränke, wie z. B. den Hag Kaffee, dem bei unverändertem Geschmack das Coffein entzogen ist, ersetzen.
kommen nur dem nach, was das Oberverwaltungsgericht von der flangvoll und gut gebildet froß vorsichtiger Höhe, verfügt über Aus. Bei Kopf- und Nervenschmerzenie
Stadt verlangt. Der Kommunist Gehlmann und der Deutschnationale v. Jedlin wetteiferten darin, sich als die Hüter der Interessen der Bevölkerung von Berlin zu empfehlen. Beide behaupteten am Schluß ihrer Ausführungen, bei den Stadtverordnetenwahlen die Sozialdemokratie vernichtend schlagen zu wollen wegen des Urteils des Oberverwaltungsgerichts! Schließlich wurde die Vorlage ein stimmig(!) dem Steuerausschuß überwiesen. Dabei erlebten die
drucksvermögen, er fann ein Bild einheitlich formen. Leider gelingt dies nicht Gertie Ost im Nachmittagskonzert. Sie singt, obgleich fie gutes Material hat, ausdruckslos, fie gelangt nicht zu einer künstlerischen Durchdringung des Liedes. Gut der Bariton Mar Raplid, dessen Stimme fast tenoralen Klang erhält. Es ist aber nicht notwendig, daß man einen Liederabend veranstaltet, wenn am Nachmittag bereits ähnliches geboten wurde. J. S.
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