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Nr. 297 46. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Schluß mit der Zersplitterung!

Appell an alle Berliner Bauarbeiter.

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Leiffungen der Organisation auf lohn- und tarifpolitischem Gebiet,

Freitag, 28. Juni 1929

Einigung im Kohlengroßhandel.

Schiedsspruch von den Unternehmern anerkannt.

wegen ihrer zahlenmäßigen und finanziellen Schwäche bedeutungs Splitterorganisationen, ob sie sich nun Industrieverband, Syndifa. 3um 30. April 1930 festgesetzt worden.

Solange es in Berlin eine freigewerkschaftliche Bauarbeiter­bewegung gibt, ebensolange gibt es schon Aucharbeiterführer", die es für zweckmäßig erachten, neben der freigewerkschaftlichen Dr­ganisation Splitterorganisationen zu erhalten, die zwar los sind, die aber doch bis zu einem gewissen Grade die Gesamt­bewegung hindernd beeinflussen. Diese Sonderorganisationen haben den Aufstieg der freigewerkschaftlichen Bauarbeiterbewegung nicht zu hindern vermocht, noch ihren eigenen Mitgliedern besondere Borteile erkämpft. Ihr Vorhandensein hat aber oftmals dazu bei­getragen, daß das Gros der Berliner Bauarbeiterschaft, das frei gewerkschaftlich organisiert ist, nicht immer die Erfolge erringen fonnte, die es erzielt hätte, wenn es in einer einzigen Organisation

zusammengeschlossen gewesen wäre.

Inwieweit sogenannte Ruhmsucht oder rein persönlicher Egois­mus die Führer" dieser Zwerggebilde bisher davon zurückgehalten haben, ihre Hand zur organisatorischen Einigung der gesamten Berliner Bauarbeiterschaft zu bieten, soll hier nicht näher untersucht werden. Fest steht jedenfalls, daß die Leitung der Baugewerkschaf Berlin des Deutschen Baugewerksbundes mehrmals aber leider ergebnislos versucht hat, durch Berhandlungen die

gewerkschaftliche Einheitsfront aller Berliner Bauarbeiter herzustellen. Einen neuen Schritt in dieser Richtung hat die Bau­gewertschaft Berlin jezt wieder unternommen, indem sie, wie im Vorwärts" bereits mitgeteilt wurde, in ihrer letzten Beirats­fizung am 19. Juni eine Entschließung gefaßt hat, die sich

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daß alles, was bisher für die Berliner Bauarbeiter errungen wurde, nur durch den Baugewerksbund erreicht worden ist, während alle listen oder sonstwie nennen, tatenlos daneben gestanden haben. Mit Ausnahme einiger Augenblic serfolge auf einzelnen Baustellen haben diese Organisationchen nicht den geringsten Erfolg aufzuweisen. Sie besigen auch nicht eine Einrichtung, die sich mit den sozialen entferntesten messen könnte. Ihre Mitglieder zahlen wohl um etwa Einrichtungen des Baugewerksbundes auch nur im ein Drittel niedrigere Beiträge, als sie im Baugewerksbund erhoben werden, ſehen aber auch von ihren Beiträgen so gut wie nichts

wieder.

Rampfzwede bisher ausgegeben haben, behaupten die Führer" Ohne selbst bekanntzugeben, wieviel sie von den Einnahmen für dieser Organisationen, daß der Baugewertsbund feine Rampforganisation ist, obwohl nachgewiesen werden kann, daß der Baugewerksbund im letzten Jahrfünft durchschnittlich

57 Prozent aller Ausgaben für Kampfzwede aufgewendet hat und die Verwaltungstosten der Berliner Baugewerk­schaft noch um rund 10 Proz. niedriger liegen als z. B. die der schaft noch um rund 10 Proz. niedriger liegen als z. B. die der Raiser- Organisation. Wenn schon diese Splitterverbände seit ihrem Bestehen nur ein Schattendasein führen, so ist es wirklich an der Zeit, daß man die Berliner Bauarbeiterschaft mit allem Nach­druck auf die Zwecklosigkeit der Beibehaltung dieser ohnmächtigen Verbändchen hinweist und sie auffordert, endlich zu ihrem und aller Bauarbeiter Nutzen mit der Sonderbündelei Schluß zu machen. Genosse Drügemüller empfahl der Generalversammlung die An­nahme einer Entschließung, in der der Beschluß des Vereins beirats vom 19. Juni gutgeheißen wird und die Mitglieder der Splitterorganisationen aufgefordert werden, sich restlos dem Bau­gewerksbund anzuschließen. Allen denen, die bis zum 1. Oftober dieses Jahres ihren Uebertritt vollziehen, soll ihre alte Mitglied Dieser für die Berliner Bauarbeiterschaft sehr wichtige Beschluß schaft im Baugewerksbund und ihre Mitgliedschaft in den anderen lag am Mittwoch der örtlichen Generalversammlung der Baugewert- Berbänden, wenn sie lückenlos ist, angerechnet werden. Diese Ent­fchaft Berlin zur endgültigen Entscheidung vor. Der Vereinsvorschließung wurde entsprechend dem Antrag eines Generalversamm­sigende, Genosse Drügemüller, zeigte an den lungsdelegierten ohne Debatte gegen eine Stimme angenommen.

an alle Berliner Bauarbeiter wendet mit der Aufforderung, mit der Zersplitterung Schluß zu machen und sich dem Baugewerksbund an­zuschließen. Der Hauptvorstand des Baugewertsbundes wurde in dieser Entschließung ersucht, allen zum Baugewerksbund zurüd­tehrenden Mitgliedern die alte Mitgliedschaft und die in den anderen Verbänden erworbene Mitgliedschaft anzurechnen, welchem Ersuchen der Hauptvorstand auch nachgekommen ist.

Verbandstag der Kupferschmiede.

Urabstimmung über die Verschmelzung. In der Frage des Anschlusses an den Deutschen Meta11. arbeiterverband wurde folgende Entschließung angenommen: ,, Die Generalversammlung nimmt Kenntnis von den Aus wirkungen des Kartellvertrages mit dem DMV. und dem Stande der Vereinigungsverhandlungen mit demselben. Sie hält nach wie vor den Zusammenschluß mit dem Deutschen Metallarbeiter­ verband für geboten und erwartet einen baldigen Abschluß der Bereinigungsverhandlungen. Unter Ablehnung aller weitergehenden Anträge beauftragt die Generalversammlung den 3entral vor stand, nach Abschluß dieser Verhandlungen mit dem DMB., das Er gebnis derselben unseren Mitgliedern in geeigneter Weise zur Kennt nis zu bringen und eine erneute Urabstimmung zweds Bereinigung mit dem DMV. vorzunehmen. Das Ergebnis der Ur­abstimmung ist einer Konferenz der Verbandskörperschaften vor­zulegen. Im Falle der Ablehnung der Vereinigung mit dem DMV. ist die Konferenz ermächtigt, eine Neueinteilung der Bezirke vor­zunehmen."

Der Verbandsvorsitzende Jahrmartt erflärte, daß der Zu­sammenschluß nur durch eine Urabstimmung beschlossen wer­den könne, da sonst der Verband zerrissen werde. Die Unter­ftüßungseinrichtungen der Verbände seien sehr verschieden; sie ließen sich nicht so einfach ändern, vor allem mache die Invalidenunter­stüßung Schwierigkeiten. Bei den Kämpfen würden viele Schwierig­teiten wegfallen, wenn die Kupferschmiede dem Metallarbeiterver­band angeschlossen wären. Es bestehe ja auch im Metallarbeiterver­band die Möglichkeit, Sonder tarife für die einzelnen Gruppen abzuschließen. Entscheidend sei nur die Frage, ob das gute Dr­ganisationsverhältnis der Kupferschmiede nach dem Anschluß be­stehen bleibe. Das sei aber sehr wohl möglich. Die Kupferschmiede hätten in ihren Kämpfen einen besseren Rückhalt, wenn der große Metallarbeiterverband hinter ihnen stehe. Für den Anschluß sei unbedingt eine 3 weidrittelmehrheit notwendig, um von vornherein Mißhelligkeiten aus dem Wege zu gehen.

Brandes vom Hauptvorstand des Metallarbeiterverbandes betonte, daß teine Vergewaltigung eintreten dürfe. Der Deutsche Metallarbeiterverband wünsche einen freien Entschluß der Kupferschmiede. Ueber die Unterſtügungsfragen, ausgenommen die Invalidenunterstützung, fomme man leicht hinweg. Bei der Ver­schmelzung müßten die Mitglieder, die bereits Invalidenunterstügung beziehen, sichergestellt werden.

Reichel, der Borsigende des DMV. und Vertreter des ADGB. , wies auf die Breslauer Beschlüsse hin, durch die der Weg zum Zusammenschluß gegeben fei Er zeigte an verschiedenen Bei­spielen, wie bei einzelnen Branchen des DMV. die Arbeits­bedingungen verbessert wurden. Nichts stehe im Wege, auch für die Kupferschmiede ähnliche Erfolge zu erzielen. Die Auffassung, daß die Vereinigung das Organisationsverhältnis der Kupferschmiede ver­schlechtere, sei irrig. Weiterbildung der Funktionäre nach der Arbeit genüge heutzutage nicht mehr; deshalb nehme der DMV. den Funktionär für Wochen aus der Tagesarbeit heraus. Das könne nur im großen Verband durchgeführt werden. Der Gesichtspunkt der Bildungsarbeit dürfe nicht gering eingeschätzt werden. Komme es nicht zur Verschmelzung, dann werde eine eigene Branchen­organisation der Kupferschmiede im DMV. gebildet.

Sonnenwendfeier der Gewerkschaftsjugend.

Das Wetter hatte ein Einsehen: der Regen hatte zwar bei Be­ginn der Feier im Volkspart Jungfernheide nicht ganz aufgehört, aber es tröpfelte. nur so fein, daß man es selbst ohne Regenschirm ein paar Stunden im Freien aushielt. Das Kammerorchester der Schüler von der Hochschule für Musik mußte zwar seine Darbietungen etwas verkürzen, denn die himmlische Feuchtigkeit war auf die Dauer den Instrumenten wenig zuträglich. Aber sonst verlief alles programmgemäß: Der Sprech- und Bewegungschor der freigewerkschaftlichen Jugend trotzte in seinen Gymnastiktrikots dem Wetter ebenso wie Heinz Thiesens Junger Chor" und wie Alfred Beierle , der den Hymnus Sonnenwende" von W. Bulam rezitierte.

Wie im Vorwärts" bereits vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, war nach ergebnislosen Verhandlungen mit dem Verband Berliner Kohlenhändler vom Schlichtungsausschuß am 17. Mai ein Schieds­[ pruch gefällt worden, wonach die Löhne der ständigen Arbeiter Don 1,20 m. auf 1,25 m. und die der übrigen Arbeiter im gleichen prozentualen Verhältnis erhöht werden sollten, der Manteltarif jedoch unverändert um ein Jahr verlängert werden sollte. Für das Lohnabkommen war im Schiedsspruch eine Geltungsdauer bis fierten Arbeitern in einer Versammlung zwar abgelehnt worden, Dieser Schiedsspruch war von den im Verkehrsbund organi­galt aber, weil eine Urabstimmung die nicht ftatutarisch not­wendige Streifmehrheit ergab, als von den Arbeitern angenommen. Da der Schiedsspruch von den Unternehmern abgelehnt worden war, gestern, Donnerstag, geführt wurden, kam noch vor der Entscheidung beantragt. In den Verhandlungen vor dem Schlichter, die hatte die Organisation die Verbindlich feitserklärung des Schlichters eine Einigung dadurch zustande, daß die Unternehmer den Schiedsspruch nachträglich anerkannten. Die Nachzahlung der Lohnzulage soll möglichst noch in dieser Woche, spätestens jedoch in der nächsten erfolgen.

Karl Kirschnick

Einen schweren Verlust hat der Zentralverband der Maschi­nisten und Heizer Deutschlands erlitten. Am 24. Juni starb der Mitbegründer dieser Organisation, Karl Kirschnid, im Alter von 80 Jahren. Der Zentralverband, der im Jahre 1892 gegründet wurde, ertor sich Kirschnid zum 1. Vorsitzenden, welchen Posten er 14 Jahre lang verwaltete. Berbandsorgans, das er weitere 15 Jahre leitete. Im Im Jahre 1906 übernahm er die Schriftleitung des Jahre 1921 trat er in den Ruhestand. Seine ganze Kraft setzte er in den Dienst seiner Berufsorganisation. Unermüdlich war er tätig. den Gewerkschaftsgedanken in den Köpfen und Herzen seiner Bes rufskollegen zu verankern.

Gerade die Maschinisten und Heizer hatten unter doppelter Ausbeutung zu leiden, einmal durch die überlange Arbeits­beit und dann durch die färgliche Entlohnung. Hier den ersten Hebel zur Besserung der sozialen Lage seiner Berufskollegen angesetzt zu haben, bleibt das Verdienst des nun so plöglich Dahingegange nen. Seine Organisation dankt ihm für seine Liebe und Treue über das Grab hinaus.

Tagung des englischen Generalrats.

Der Generalrat der Gewerkschaften hielt am Mittwoch in Lon don eine Tagung ab, die vor allem der zurückziehung des im

Anschluß an den Generalftreit im Jahre 1926 angenommenen Ge.

schaftsführer 3uficherungen erhalten, daß dieser Gewerkschaftsaft in wertschaftsattes galt. Wie verlautet, haben die Gewerks Kürze fallen wird.

Jm fchlesischen Tegfilfonffitt finden am Freitag im Reichs­arbeitsministerium nochmals Verhandlungen statt. Es handelt sich beizuführen, nachdem die Verhandlungen über den von den Tertils um einen letzten Versuch, eine Einigung zwischen den Parteien her arbeitern gestellten Antrag auf Berbindlichkeitserklärung gescheitert sind. Die Entscheidung über die Schiedssprüche für den Ruhrberg bau und den oberschlesischen Steinfohlenbergbau. dürfte ebenfalls am Freitag fallen.

Freie Gewerkschafts- Jugend Groß- Berlin

Seute, Freitag, 19% Uhr, tagen die Gruppen: Charlottenburg : Jugend heim Spreeftr. 30. II. Abend. Erlebnisse im Betrieb. Rechtsfragen. Zeppelinplay: Jugendheim des Bezirksamts Wedding, Turiner Ecke Seestraße. Vortrag: Berufsschule, Berufsschulbeiräte und Gewerkschaften". Hermannplag: Jugendheim Sanderstr 11, Ede Sobrechtstraße. Vortrag: Jugend im Strafrecht". Eüben, Cüdwesten: Gruppenheim Wasserforstr. 9, Dorn pt. Wir besuchen den Ortstreis im Flußbad Klingenberg. Treffen um 18 Uhr am Hochbahnhof Prinzenstraße. Nordring: Jugendheim , Schule Sonnenburger Str. 20. Vortrag: Jugend und Arbeiterschußgefeh". Wir spielen und baben ab 18 Uhr: Gruppe Weißensee : Stadion am Faulen See in Weißenfee. Gruppe Südost: Auf dem Sportplag am Urban. Ditreis: Baden im Flußbad Klingenberg. Die Beisehung der Kollegin Hertha Schröder findet am Connabend, 29. Juni, 15 Uhr, auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde statt. Treffen um 144 Uhr an der Endhaltestelle des Auto­buffes Nr. 19. Nachzügler begeben sich direkt zum Friedhof.

Jugendgruppe des Zentralverbandes der Angestellten

Heute, Freitag, finden folgende Beranstaltungen statt: Bankow - Nicber schönhausen: Jugendheim Görschstr. 14( großes Rimmer). Bortrag: Bom Zunftgesellen zum freien Gewerkschafter". Referent: Georg Heilbrunn. Oberspree: Jugendheim Laufener Str. 2. Spielabend im Freien. Köpenid: Gübweft: Jugendheim Belle. Alliance- Str. 7-10. Aussprache über Alte und neue Runft". Referent: Franz Lepinski. Reukölln und Urban: Ab 20 Uhr Spielen auf der Spielwiese im Neuköllner Volkspark.

Jugendheim Grünauer Str. 5. Lefeabend.

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