Putſchauregung eines Pilsudsſtimannes. 119 Rein Republifschutz mehr! Inigo
Die Sozialisten sollen losgehen!
Waridjau, 28. Juni.
Sm Prozeß gegen den früheren Finanzminister Czechowicz führte der Verteidiger Basta al st ti aus, die Angelegenheit Czechowicz könne nicht den Ausgang eines Streites zwischen dem Sejm und dem Marschall Biljudski bilden. Das würde ein un. gleicher Streit sein, denn es gebe hier niemand, der mürdig sei, den größten Mann Bolens zu vertreten. Auch er könne diese schwere Aufgabe nicht übernehmen. Im übrigen entspringe die Unflage nicht rein politischen Beweggründen, die Einbringung der Verfassungsreform im Sejm habe den Anstoß gegeben. Die polnische sozialistische Partei sei vordem für Pilsudski gewesen. Nach Einbringung des Verfassungsprojektes durch den Regierungsbloc habe sie aber alle Hoffnungen aufgegeben, sich wieder die Gunst des Marschalls zu erwerben. Sie wolle nun den Staats. gerichtshof zum Kampf gegen den Marschall benutzen, den sie meder im Sejm noch auf der Straße zu führen wage. Sie hätte überhaupt nicht gewagt, die Hand gegen die Regierung zu erheben, märe nicht die schwere Krankheit Pilsudstis gewesen. Die Ankläger aber wüßten sehr gut, daß weder der Finanzminister noch irgend jemand gegen den Willen Pilsudskis auftreten könne. In Erinnerung an den Appell Liebermanns an den Staatsgerichtshof, fich zu fragen, ob nicht auch der größte Mann Polens fich Gesez und Gerechtigteit unterwerfen müsse, erflärte der Verteidiger schließlich: Es gibt in Polen einen Mann, der nicht vor den Staatsgerichtshof gestellt werden kann, vor fein menschliches Gericht, es sei Denn das Gericht der Geschichte.
Der großen sozialistischen Friedenstundgebung mit Cramp London , Löbe- Berlin und Bandervelde- Brüssel als ausländischen Rednern ist eine deutsch - französisch- polnische Manifestation gefolgt. Den Delegierten der deutschen und der französischen Landesgruppe des Verbandes Les Amitiés Internationales" wurde von der neugegründeten polnischen Landesgruppe ein festlicher Empfang bereitet. An einem Ehrenbankett beteiligten sich zahl= reiche Politiker sowie Vertreter von Kunst und Wissenschaft. Die Deutsche Gesandtschaft war durch Gesandtschaftsrat
FORT
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MOSTRICH, HÜHNEREIGELB
UND DEN KÜMMERLICHEN SURROGATEN!
MOSTRIC
mir
ZURÜCK ZUR NATUR!
UND IHREN HERRLICHEN URSTOFFEN! Es ist eine Lust, zu leben
Der Reichsetat für 1929.
v. Rintelen vertreten. Die offiziöſe„ Epoka“ hebt in ihrem Bericht Der Reichsrat nimmt ohne Einspruch Kenntnis von den Reichstagsbeschlüffen.
hervor, daß Delegierte Deutschlands , Frankreichs und Polens fich zusammenfanden, mas ein sichtbares Symbol der Verbrüderung und Freundschaft der Bölter sei. Die deutsche Gruppe des Verbandes war durch Reichstagsabg. Dr. Ludwig
Haas vertreten.
Die polnische Regierung setzt, ungeachtet ihrer Madrider Erflärungen, die Enteignung deutscher Grundbesitzer fort.
Berhinderte Filmfälschung.
Der Reichsrat beschäftigte sich in seiner Bollfizung am Freitag| Verhandlungen noch nicht zu übersehen war und der Reichsrat fich daher auf mehrere Jahre mit voller Dawes- Belastung einstellen mittag mit den Beschlüssen des Reichstags zum Etat. Der Generalberichterstatter, Ministerialdirektor Dr. Brecht , mußte. Die Ausschüsse haben nichts dagegen einzuwenden, daß führte aus: der Reichstag sich jetzt hierin etwas freier bewegt hat.
Was die Abstriche angeht, so ist klar, daß sie, was auch der Reichstag nicht bestreitet, zu einem großen Teil nicht als endgültige Ersparnisse, sondern nur als Berschiebung auf fpätere Jahre zu beurteilen find.
Der Reichstag hat die Einnahmen aus neuen Dedungs. mitteln wesentlich herabgesezt, und zwar durch Streichung der Biersteuererhöhung um 165 Millionen, durch Streichung der Erbschaftssteuer. erhöhung um 20 Millionen, durch Berringerung des Zuschlags zur Vermögenssteuer um 64 Millionen, durch Auch solche Verschiebungen fönnen eine Entlastung bedeuten; die Berringerung der Erhöhung der Branntwein. Ausschüsse haben nach Lage der Sache dagegen teine grundsätzabgabe um 20 Millionen, zusammen um 269 Millionen. Bei lichen Bedenken. Bei einzelnen Abstrichen und Steuerschägungen behalten hat der Reichstag außer dem auf 3 Proz. gesenkten zu muß man allerdings nach Ansicht der Ausschüsse zweifeln, ob schlag zur Vermögenssteuer und außer der Branntweinabgabe den fie fich verwirklichen werden. Beim Nachtragsetat wird Borabzug des Reiches von den leberweisungen an die Länder in man hierauf zurückommen müssen. Eine Ablehnung des geHöhe von 120 Millionen. Der Reichstag hat den Vorabzug aber um famten Haushalts aus diesem Grunde konnte aber nicht in Frage 30 Millionen meiter nach hinten gerückt, d. b. es sollen die ersten 4530( statt 4500) Millionen der Einkommen und Umsatzsteuer nor. mal verteilt werden. Den gestrichenen Deckungsbetrag von 269 mil lionen hat der Reichstag zu erseyen gesucht durch folgende Mittel: Berminderung der Ausgaben um insgesamt 132 Millionen Erhöhung des Beitrags der Reichspoft um Höherschätzung der Tabakstener un
Danzig, 28. Juni. Polnische Photographen versuchter vor der Marienkirche einen Film aufzunehmen, in dem vor Danziger Baudenkmälern in vor polnische Filmschauspieler in polnischen Unibehalten formen auftraten. Die Menge, die sich dabei anjammelte und formen auftraten. Die Menge, die sich dabei ansammelte und hierin mit Recht eine beabsichtigte Fälschung des deutschen Charakters der Stadt jah, nahm eine drohende Haltung ein. Die Polizei mußte, um die Ruhe aufrechtzuerhalten, die Fortführung der Aufnahmen verbieten und nahm Photographen und Schauspieler in polizeilichen Schutz. Die polnischen Photographen haben Feantragt, ihnen ein Polizei aufgebot zu stellen, um die Filmcufnahme zu Ende führen zu können. Diesen Antrag hat die Bolizeinerwaltung selbstverständlich abgelehnt und zur Begründung auch auf die Gefahr einer Steigerung der Erregung hingewiesen.
Der polnische Generalfommissar Straßburger hat geglaubt, wegen Danziger Zeitungsartitel zum Versailler Zehnjahrestag den Senat erinnern zu sollen, daß solche Kundgebungen Danzigs Situation gegen Polen erschweren.de
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Danzig ist verpflichtet, die internationalen Bedingungen und Berträge zu achten und tut das auch. Es ist aber in seiner inneren Berwaltung vollkommen frei und unabhängig. Es ist ein sehrinden
übler Mißbrauch der Vormachtstellung Bolens, wenn es fie mißbraucht, um Danzig Nachteile für die Ausübung seiner Breßfreiheit anzudrohen!
Gegen die Flüchtlingsaftion.
Komno, 28. Juni.
Jm Staatsanzeiger" wird das Sondergesetz veröffentlicht, das Todesstrafe folchen Personen androht, die einer im befehten Teil Litauens "( Wilnagebief) oder einer in einem fremden Staat bestehenden Organisation angehören, die den litauischen Staat oder einen Teil davon an einen anderen Staat angliedern oder die befiehende Regierung zu stürzen oder im litauischen Staat Unruhe zu stiffen strebt. Schon der Bersuch eines Affentats gegen Minister wie gegen Staatsbeamte überhaupt ist mit Todesstrafe bedroht, ferner den Mithelfern, sei es auch nur, daß fie Drucksachen einer der oben gelennzeichneten Organisationen aus dem Ausland einführen. Im letzteren Fall fann bei mildernden Umständen auf 3uchthaus erkannt werden. Die burteilung erfolgt durch ein Feld. oder Militär gericht. Das Gesetz ist mit dem Tage seiner Verkündung
in Kraft getreten.
Sozialistischer Dichter gestorben.
London , 28. Junt.( Eigenbericht.) In Guilford starb im 85. Lebensjahre der von der britischen Arbeiterbewegung hochperehrte sozialistische Dichter, Philosoph und Redner Edward Carpenter . Die Texte zahlreicher sozialistischer Lieder haben Carpenter zum Berfaffer.
Das Ebert- Denkmal in Rinteln beschädigt. Das hier, zu Pfing ften eingeweihte Ebert- Denkmal ist von einem unbekannten Täter beschädigt worden. Von der Inschrift: Des Bolles Wohl mar meiner Arbeit Ziel" sind viele Buchstaben vernichtet. Ferner wurde das Wort Reichspräsident", zerstört, so daß es nicht mehr zu entziffern ist.
Joseph Wauters im Sterben. Der Gefundheitszustand des belgischen Sozialistenführers und ehemaligen Arbeitsministers Joseph Wauters , der seit Monaten schmer trant war und deffen Befinden sich in den letzten Tagen start verschlimmerte, hat sich weiter verschlechtert. Seine Kräfte nehmen zusehends ab. Die sozialistische Peuple" stellt am Freitag abend fest, daß alle Hoffnung, Wauters am Leben zu erhalten, nunmehr auf gegeben werden müsse.
35
45
Biersteuer( ohne Aenderung) um 26 Budersteuer um
Versicherungssteuer imm
Zündarensteuer um
Leuchtmittelsteuer um.
Zölle um
Don verschiedenen Verwaltungs
einnahmen um
indoidud 150 Gejamfverufinder
Die erwähnte Gesamtverminderung der 132 Millionen fetzt sich zusammen aus Streichungen von
und Zusäßen von bleiben
..
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4804121
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10"
269
Millionen
tommen.
Namens der Ausschüsse beantrage ich, den vom Reichstage be chlossenen Erhöhungen und Reuonsägen von Ausgaben zuzuftimmen, und im übrigen von den Beschlüssen des Reichstags über den Haushalt und das Haushaltsgesetz für 1929 Kenntnis zu nehmen, ohne Einspruch zu erheben.
Das Wort murbe von feiner Seite verlangt. Der Reichsrat schloß sich dem Antrage des Berichterstatters an.
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Die nächste Bollsizung findet am Dienstag nachmittag statt, in der zu den weiteren Reichstagsbeschlüssen, insbesondere zu den Steuernove Ilen, Stellung geAgrargesehen und
nommen werden soll.
Landvolkberufung verworfen.
Ausgaben um Das Urteil gegen die Aufrührer von Hohenwestedt bestätigt. Kiel , 28. Juni. ( Eigenbericht.)
182 Millionen
30
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132 Millionen Unter den Streichungen bilden folgende Streichungen den 32,0 Millionen
Hauptteil:
Heer und Marine Luftfahrt
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Rapitalabfindungen bei der Kriegsversorgung Produktive Erwerbslosenfürsorge
Kanalbauten( Stredung des Programms) Andere Ausgaben für Wasserstraßen Neubauten usw. der Finanzämter.
Landwirtschaftliche Betriebsumstellung Notfonds für die Beamten
a
9
27,3
P
25,0
"
20,0 14,5
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5,8
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6,0
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5,0
5,0
11,0
Prozentuale Streichung der fachlichen Verwal waltungsfosten
152 Millionen
Die große Straffammer in Riel verwarf die Berufung von zehn Anhängern der Landvolkbewegung, die an dem völkischen Sturm auf das Gefängnis in hohen me stedt beteiligt gewesen maren und dafür Gefängnisstrafen von ein bis vier Monaten er. halten hatten. Fast alle Angeklagte sind Mitglieder der National sozialistischen Partei. Sie hatten den Sturm auf das Gefängnis unternommen, meil in ihm ein Nationalsozialist wegen Steuerver meigerung festgehalten wurde und sie der Meinung waren, daß jeder verhaftete Nationalsozialist ,, wieder herausgehauen" werden müßte. Jetzt baten sie u. a. auch um Bewährungsfrist, die allerdings eben. falls abgelehnt wurde.
Schon wieder deutsche Spionage?
Brüffel, 28. Juni. ( Eigenbericht.) Eine neue Militärspionageaffäre erregt in Brüssel beträchtliches Aufsehen. Am Donnerstag abend wurde ein Beamter des Kriegsministeriums, ein ehemaliger Leutnant, in seiner Woh mung verhaftet. Gleichzeitig veranstaltete die Staatsanwalt
Der Rest verteilt sich auf Einzelposten, z. B. Herabsetzung des Geheimfonds beim Auswärtigen Amt um 1,5 Millionen, der Nachrichtenfonds um 0,5 Millionen, der Notgemeinschaft der Wissen schaften um 1 Million, der fulturellen Fürsorge im beseßten Gebiet um 1 Million, der Dotation der Ausstellungen und Messen um 1,85 Millionen, der Beiträge für Flüchtlingsgelder um 2,2 Mil- schaft eine Haussuchung in der Kaferne eines Grenadierregimens. lionen usw.
Von den zugesetzten 50 Millionen entfallen die Haupt. beträge auf: 30 Millionen
Zinsen für Kaffentredite
Unterstügung der Deutschen Werke in Kiel Erhöhung der Arbeiterlöhne in der Reichsver. maltung Förderung der Getreideernte und landwirtschaftlicher Mustergeräte
6
4,5
5,0
"
2,0
Ocd- und Neulandsiedlung
4
SP
47,5 Millionen
Die belgische militärische Gegenspionage hatte vor kurzem in Erfahrung gebracht, daß eine deutsche Spionageorganisation in den Besitz eines Geheimdokuments über die Organisation der belgiichen Artillerie gelangt war. Nach längeren Bemühungen gelang es festzustellen, daß ein an die deutsche Spionageorganisation gerichteter Brief auf einer in den Diensträumen des Brüsseler Kriegsministeriums in Gebrauch befindlichen Schreib maschine hergestellt worden war. Bald darauf wurde auch der Urheber des Briefes in dem jegt verhafteten Beamten festgestellt. In feiner Wohnung fand man außerdem ein Geheimdokument über die belgische Militärluftschiffahrt. Der Verhaftete bestreitet indessen jede Schuld ab. Welche Bewandtnis es mit der Hausdurchsuchung in der Grenadierfajerne hat, war bisher nicht zu erfahren. Allem Anschein nach mehren sich die Militärbehörden mit allen Kräften dagegen, daß die Untersuchung von der Staatsanwaltschaft geleitet wird, um fo die Angelegenheit der bürgerlichen Gerichtsbarkeit und damit der Deffentlichkeit zu entziehen. Was die deutsche Epionageorganisation Die Ausschüsse sind mit der Tendenz des Reichstags, eine Er- anbetrifft, so scheint festzustehen, daß es sich nicht etwa um eine höhung der Steuerlaft zu vermeiden, im Prinzip vollkommen einamtliche deutsche Dienststelle, sondern, wie bei der Utrechter verstanden. Der Reichsrat hat im Februar dieses Jahres noch einen Fälschungsaffäre, um eine deutschnationale oder of ſtrengeren Maßſtab anlegen müſſen, weil der Ausgang der Pariſer tilge Geheimſt effe handelt nationale ober of tische
Der Rest von 2,5 Millionen verteilt sich auf fleiner Beträge. Die Reichsratsausschüsse haben den Erhöhungen der Ausgaben und den Neuansägen zugestimmt. Im übrigen hat der Reichsrat nicht das Recht, eine einzelne Aenderung zu beanstanden, sondern er fann nur wählen, ob er gegen den gesamten Haushalt Gin
spruch erheben will oder nicht.