Um ungehobene Bodenschätze.
Bürgerliche und Kommunisten für arbeitslosen Gewinn der Grundeigentümer.
Der preußische Gesezentwurf über einen Staatsvorbehalt zur Aufsuchung und Gewinnung von Steinkohle und Erdöl in den Provinzen Brandenburg , Sachsen und Niederschlesien wurde am Donnerstag im preußischen Rechtsausschuß verhandelt. Das Gesetz hat eine interessante Borgeschichte. In geheimgehaltener Forschungsarbeit hatte die preußische Geologische Landes anstalt ein bestimmtes Gebiet nach Steinkohle und Erdöl er forscht. Dabei war man
in der Gegend von Kirchhain - Dobrilugt in 600 Meter Tiefe auf ein Steinkohlenflöh gestoßen, das mit einer Mächtigkeit von 12 Metern und einer Ausdehnung von vier Rilometern im Quer schlag( die Längsausdehnung ist noch nicht erforscht), Aussichten auf rentablen Abbau in dieser bisher völlig steinkohlenleeren Gegend eröffnete. Außerdem wurden auch Spuren von Erdöl erbohrt, so daß auch mit der Möglichkeit von Erdölvorkommen zu rechnen ist.
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Diese Notverordnung hat auf Einspruch des Preußischen Staatsrats der Staatsgerichtshof für ungültig erklärt, nicht wegen ihres Inhalts, sondern weil derartige Bestimmungen nur durch Gesetz hätten erlassen werden können. Für den Inhalt der Verordnung war die Entscheidung des Staatsgerichtshofs sogar außerordentlich günstig, denn sie sprach aus, daß es sich bei der Beschränkung des Grundeigentümerrechts nicht um eine Enteignung gemäß Artikel 153 der Reichsverfassung handle, weshalb eine Entschädigung für die Minderung des Rechts auf Aneignung von Kohle nicht gewährt zu werden brauche. Es fomme vielmehr Artikel 155 Absatz 3 der Reichsverfassung in Betracht,
wonach eine Wertsteigerung des Bodens, die ohne eine Arbeit und Kapitalsaufwendung des Grundeigentümers entsteht, für die Gesamtheit nutzbar zu machen ist.
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Die preußische Regierung hatte aus dieser Entscheidung die. Lehre gezogen, daß sie im Gegensatz zur Notrerordnung dem Gesetzentwurf die Entschädigung für die Grundeigentümer Um nun zu verhindern, daß durch spekulative Bohrungen etwa ft rich. Die bürgerlichen Barteien im Ausschuß kämpften nun mit vorhandene Erdöllager verwässert würden, um ferner zu verhindern, Händen und Füßen, um die Entschädigungspflicht für daß durch planlose Abteufung von Steinkohlenschäzen wilde Spetu- die Grundeigentümer wiederherzustellen. lation und stoffvergeudende Ueberproduktion gezüchtet würden, hatte Begründung dieses Anspruchs verstiegen sie sich zu den tollsten Ar seinerzeit die preußische Staatsregierung eine Notverordnung er gumentationen. So erklärte zum Beispiel der Abg. von Gers lassen, die im wesentlichen die Bestimmungen des allgemeinen Bergdorff( Dnat.), daß wir in Deutschland schon jetzt eine folossale gefeßes vom 24. Juni 1865 auf diese Gegenden übertrug. Nach leberproduktion an Steinfohlen hätten. Genosse dem Berggesetz ist die Steinkohle grundsäßlich vom Ver Osterroth sprach seine Berwunderung hierüber aus. Bisher sei fügungsrechte des Grundeigentümers man in Deutschland allgemein der Ansicht gewesen, daß durch die schlossen. Dieses Berggesetz gilt aber nur in den bergbaus Fortnahme der Saarkohle, der oberschlesischen Kohle, der lothringi treibenden westlichen Provinzen, während in dem ehemals fur- fchen Gruben usw., durch den Vertrag von Versailles , Deutschland sächsischen Mandatsgebiet" die Grundeigentümer ein unbe viel zu wenig Kohlen habe. Herr v. Gersdorff solle seine Angrenztes Eigentum, auch in die Tiefe ihrer Grundstücke gehend, sicht nur nicht unseren ehemaligen Gegnern mitteilen, sie würden haben. fich ins Fäustchen lachen!
Theater, Lichtspiele usw.
Sonnabend, 6.7.
Staats- Oper
Unter d. Linden
A.-V. 170 20 Uhr
André
Chenier
Sonnabend, 6. 7. Städt. Oper
Bismarckstr.
Gefchlossen
Staats- Oper Staatl. Schausph.
Am Pl.d.Republ.
A.-V. 28
20. Uhr
Neues
am Gendarmenmarkt
Geschlossen!
vom Tage
Staatl. Schiller- Theater, Charith.
Geschlossen.
SCALA
8 Uhr
ausge=
weint u. lacht Friederike 5,30 Uhr: Konzert u. 9 Varieténummern 8,15 Uhr: Die geschiedene Frau vom 8. bis 11. Juli Großes Rosenfest
Theater am Schiffbauerdamm. Norden 1141 u. 281
8 Uhr
Gruppe junger Schauspieler Revolte im
Ilse Muth, Hanns Wilhelm Telephon Steinplatz
0931 u. 5121
Metropol- Th.
Tägl. 81 Uhr Sonntags 3 u. 8
( Uraufführungsbesetzung)
Deutsches Theater
D. 1. Norden 12 310 8U, Ende gegen 11
Zum 25. Male:
Operette
Die Fledermaus Theat. am Kottb.Tor
Musik v. Joh. Strauß.
Regie:
Max Reinhardt . Musik. Einrichtung und Leitung
E. W. Korngold . Ausstattg. L. Kainer
Die Komödie
J1 Bismck.2414/ 7516
Kottb.Str.6
Tägl. 8 Uhr
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Neues Programm!
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8 Uhr Zentr. 2819 Rauchen erlaubt
Große Varieté- Schau Sonnabend und Sonntag Je 2 Vorstellungen
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16 Uhr Sternbilder des Sommers
Königgrätzer Straße B.5 Barbarossa 5578. Bergmann 2110 Täglich 8% Uhr Rivalen
Komödienhaus Norden 6304 Täglich 8 Uhr
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Dann baute ber Abg. Bonfid( D. Fr.) die Theorie, daß bte Auffindung von Kohlen( durch die preußische Geologische Landesanstalt!) auf einem Privatgrundstück gar teine Wertsteigerung des Grundstücks darstelle, denn die Kohlen seien
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vorher auch schon dagewesen! Ihm erwiderte der Genosse Kutt ner, daß eine solche famose Werttheorie nur einmal in der Literatur aufgestellt sei, allerdings nicht in der nationalökonomischen Litera tur, sondern im" Faust", 2. Teil, wo Mephisto noch unaufgefundene Bodenschäze als Deckung für sein Papiergeld benutze. Der Erfolg sei allerdings entsprechend!
Da nach der Debatte der Artikel III des Gesezes, der die Nichts entschädigung der Grundeigentümer vorfah, teine Aussicht auf An nahme hatte, und sich die bürgerliche Mehrheit für einen deutsch nationalen Antrag auf uneingeschränkte Entschädigung der Eigentümer aussprach, stellte der Berichterstatter, Genoffe Ofterroth, einen Kompromißantrag, wonach wenigstens die Wertsteige rung des Bodens, die gemäß Artikel 155 ohne Arbeits- und Kapitalsaufwendung des Grundeigentümers entſtände, nicht entschädigt werden solle. Jedoch stimmten für diesen Antrag nur die Sozialdemokraten und Demokraten.
Gegen den Antrag, also für ungehemmten Bodenwucher, stimmfen Rechte, Zentrum und Kommunisten,
die sich an der fünfstündigen Aussprache im ganzen mit einem Satz beteiligt hatten, jetzt aber bei der Abstimmung glorreich den Bodenwucher zu einem Erfolge verhalfen.
Die Sozialdemokratie wird den Antrag im Plenum erneut ein bringen, und es dürfte sich dann in namentlicher Abstimmung zeigen, welche Parteien den nadtesten Bodenwucher begünstigen wollen.
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