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Kinderausbeutung im Paradies Die Wirklichkeit in(Sowjetrußland.
Thron und Mar in Spanien  . Verfallenes Veich absterbende Dynastie.
Das Mufeo del Prado   ist neben dem Pariser   Louvre die herrlichste Gemäldegalerie der Welt. Nirgends in Europa   findet man, abgesehen natürlich von den Klassikern der spanischen   Malerei, so viele Kunstschätze beisammen: Alt-Niederländer und italienische Primitive, Werke von Dürer  , Holbein   und Cranach  , von Rassael, Tizian   und Giorgione  , von Brueghel  , Teniers  , Rembrandt  , von Dyck und Rubens  , von Poussin   und Claude Lorrain  , alle europäischen  Schulen bis zum XVIl. Jahrhundert sind dort in einer Fülle und Anserlesenheit vertreten, die bei der geographischen Abgelegenheit Madrids   staunenswert ist. Da erinnert man sich aber, daß Spanien  vor 400 Jahren Weltreich war, daß von Madrid   aus unter Karl V.   und Philipp II.   halb Europa   regiert wurde. Und diese Gemäldesammlung des Prado, in der heute Milliardenwerte stecken, ist einer der letzten Zeugen jener verflossenen Vorherrschaft, die sich einst aus die Niederlande  , auf Norditalien   und Neapel  , auf Bayern   und auf Oesterreich   erstreckte. Es ist bezeichnend, daß von der Mitte des XVII. Jahrhunderts an die fremden Klassiker der Malerei im Pradomuseum immer spärlicher oertreten sind. Von da an dominieren die Spanier  : Velasquez  , Greco, Ribera  , Zurbaran  , Murillo  , und als letzter Erb« dieser großen Tradition vielleicht der größte von allen: Goya  . Durch die langen Galerien hindurch kann man an den Porträts der spanischen   Herrscher den körperlich und geistigen verfall der spanischen Habsburger  oerfolgen: vom energischen aber verbitterten Antlitz des allmächtigten Karls V., das Tizian   und andere verewigt haben, über den schmerz- vollen Blick Philipps II., den die Syphilis langsam zerfrißt, zu dem totenblassen, schmalen Gesichtchen Karls II.   mit der vorhängenden Unterlippe. Es folgen dann die Bourbonen  : seicht, fett, geistlos, von Goya   mit grausamer Naturähnlichkeit auf die Leinwand fixiert. Spanien   ist unterdessen eine Macht zweiten Ranges am Rande der Weltgeschichte geworden. Durch alle Palastintrigen, Militärreoolten, inneren und äußeren Kriege, Attentat« rettet sich aber die D y n a st i e hindurch. Ihr letzter, gegenwärtiger Träger, Alfons XIII.  , hat eine ungeheure historische und erbliche Last über- nommen. Seit dem Ausammenbruch der habsburgischen Dynastie Oester- reich? ist der König von Spanien die letztekatholische Majestät". Als solcher wird er von der römischen Kirche mit besonderer Lieb« und Sorgsalt behütet und gestützt. Thron und Altar sind:n Spanien   unlöslich miteinander verbunden. Der Klerus weiß, daß seine geistige Macht und vor allem sein materieller Reich- tum nur im Kampfe gegen alle Kräfte des Fortschritts behauptet werden können. Seine stärkste Kraftquelle ist der Analphabettsnms, der besonders aus dem Lande und vor allem in den südlichen Provinzen, in einem enonnen Prozentsatz der Bevölkerung herrscht. �bie systematisch gepflegte Ignoranz eines großen Teiles des Land- volles ist der stärkst« Trumpf in der Hand der Kirche. An der Wand des Vortragssaales im Gewerkschaftshaus zu Madrid   liest man den Satz(Zuerer es poder"; es ist dies die spanische Ueber- setzung der Parole von Wilhelm Liebknecht  Wissen ist Macht". Und wohl nirgends in Europa   hat dieses Wort solche ties« Be- deutung wie im modernen Spanien  . So richtet sich der Kampf der Arbeiterbewegung und mit ihr des gesamten fortschrittlichen Spaniens   in e r st e r Linie gegen den Klerikalismus, und in zweiter Linie gegen die Monarchie. Das Proletariat ist republikanisch und hat es bei den letzten vor der Dj/tatur veranstalteten Parlamentswahlen in den meisten Städten, vor allem in Madrid   selber, deutlich bewiesen. Aber der tägliche Hauptkampf gilt deni Klentalisnrus, denn nur wenn dessen Vorherrschaft ausgehöhlt ist, wird das Volk aufgeklärt werden können und für eine Ergreifung der Macht auf rcpublikanisch-demo- kratischer Grundlage reif sein. Das Verhältnis des Direktoriums und insbesondere Primo de
Riveras zum König ist ein sehr unklares Kapitel. Es hat in den letzten Jahren oft den Anschein gehabt, als ob der König mit Hilfe anderer Generäle den Diktator, den er selber eingesetzt hatte, wieder loswerden möchte. Aber er scheint es nicht ernsthaft zu wagen, denn jede größere Kraftprobe kann für den Thron verhängnisvoll werden. So herrscht neuerdings wieder, wenigstens nach außen hin, ein scheinbar freundschaftliches Vertrauensverhältnis zwischen dein König und seinem Ministerpräsidenten. Aber auf wie lange? Die ganze Existenz der Monarchie ruht auf einer sehr unsicheren Grundlage: nämlich aus der Gesundheit des Königs. Dieser ist ein schwerkranker Mann: erbliche Schwindsucht nagt an seinem Körper seit frühester Kindheit. Er selber wurde von einem im letzten Stadium tuberkulösen Vater gezeugt und erst sechs Monate nach dem Tode des Vaters geboren. Wie sollte es auch anders sein bei der I n z u ch t, die die rezierenden Familien Europas   nach den Gesetzen desBlutes" zu treiben ge- zwungen sind und die in diesem Fall« noch durch konfessionelle Rück- sichten gesteigert wird? Was soll denn bei dieser ewigen Kreuzung zwischen Bourbonen  , Habsburgern und W i t t e l s<- b a ch e r n anderes herauskommen als eine Zusammenaddie- rungsämtlicherkörperlicherunhgeistigerDesekte, die sich seit Jahrhunderten in Madrid  , Wien   und München   ange» sammelt haben? Immer wieder machen sich bei Alfons schwere Gesund­heitsstörungen bemerkbar, Erkrankungen des Rachens, der Nase und der Ohren, deretwegen er häufig einen Spezialisten in Bordeaux  , den Professor Moure, konsultieren muß. Bisher hat er alle gefährlichen Krisen überwunden und das 43. Lebensjahr erreicht. Aber jeder Tag mag«inen Rückfall bringen, der dem Leben des Monarchen ein schnelles Ende setzt. Und was dann? An diesem Tage dürfte das ProblemRepublik   oder Monarchie" eine ganz automatische Lösung finden. Denn die Erbsrage ist nahezu unlösbar. Der Thronsolger ist koubskumm, der z w e i t« Sohn ist, wie einst der letzte Zarewitsch  , einB l u t e r". Das Verhältnis zwischen dem König und der Königin, einer ge- borenen englischen, zum Katholizismus übergetretenen Prinzessin Battenberg  , soll das denkbar schlechteste sein, weil sie sich gegenseitig die Schuld an dieser katastrophalen Nachkommenschaft zuschieben, und wahrscheinlich beide mit Recht: Die tuberkulöse Taubstummheit des Aelteren stammt vom Vater, die Blutkrankheit von der Mutter, die als Bottenbergerin der gleichen hessischen Familie entstammt, aus der die letzte Zarin hervorgegangen war. Es gibt freilich noch andere Kinder, bei denen, wie es heißt, ernste Gesundheitsstörungen bisher nicht festgestellt wurden, aber es ist kaum denkbar, daß im zwanzigsten Jahrlundert ein immerhin sich stark und modern ent- wickelndes Volk eine Dynastie, die ohnedies wenig populär ist, unter solchen traurigen Umständen beibehält. Durchaus nicht radikale Diplomaten, die an dem Empfang der Dölkerbundsdelegationen beim König im Schloß zu Madrid   teilgenommen hatten, haben mir über- einstimmend bekundet, daß der Anblick dieser kranken Königsfamilie und des chicht minder degenerierten" übrigen Hofes auf den ünsie» faygenen Zuschauer als die denkbar stärkste republikanische Propa­ganda wirkte. Wenn nicht alle Anzeichen trügen, ist also die spanische Dynastie und damit auch die Monarchie überhaupt im Absterben begriffen. Für diese vielleicht nicht allzu ferne Eventualität muß sich die spanische Arbeiterbewegung bereit halten und die Massen im republikanisch-demokratischen Sinne aufklären und erziehen, denn nur sie stellt die Macht dar, die fähig und berufen sein würde, das sich wirtschaftlich und technisch so schnell modernisierende Spanien  auch in p o l i t i s ch e r Hinsicht in ein modernes Land zu verwandeln. Victor S ch i s f.
Schlagzeilen in der kommunistischen   Jugendprawda:Kinder außerhalb des Gesetzes."Helsen   wir den kleinen Land- arbestern." Machen wir Schluß mit der Ausbeutung der Kinderarbeit." Das im kommunistischen   Paradies, wo Kinderarbeit verboten und der siebenstündige Arbeitstag als letzte Errungenschaft des bolschewistischen Wirtschaftslebens proklamiert worden ist! Das eiserne Gesetz der Wirtschaft," sagt das Blatt,trägt dem Sowjetgesetz keine Rechnung und hat es unter den Verhältnisien des Dorflebens völlig aufgehoben. In unserem Sowjet- darf ist die K i n d e r a r b e i t nicht nur Tatsache, sondern zeigt selbst die Tendenz zur Steigerung. Machte im Jahre 1926 die Zahl der Hirten unter 14 Jahren 12 Proz. aus, so waren es im Jahr« 1927 bereits 21 Proz. Der Prozentsatz der Kinder, die als Kindermädchen beschäftigt sind, wuchs in der gleichen Zeit von 8 auf 10 Proz." Den wahren Umfang der Ausbeutung von Kinderarbeit", setzt das Sowjetblatt fort,kennt man überhaupt nicht. Die Arbeitsinspektion ist im Kampf gegen die Kinderarbeit machtlos. Auf 285 Wirtschaften gibt es nur einen landwirtschaftlichen Arbeits- inspektor. Die Dorfräte registrieren die Verträge zwischen Arbeit- gebern und Arbeitnehmern, ohne nach dem Alter zu fragen. Da» ganz geringfügige Material, das über die Arbeitsbedingungen der Kinder vorhanden ist, besagt z. B., daß 50 Proz. dieser Kinder überhaupt keine Sonntagsruhe haben. 59 Proz. der kleinen Kindermädchen arbeiten mehr als acht Stunden. Von den 135 000 Landarbeiterinnen unter 14 Jahren, die erfaßt wurden, arbeiten 130 000 10 bis IS Stunden: nur 4000 acht Stunden." Welche Trostlosigkeit spricht aus den Briefen der sogenannten Kinderkorrespondenten". Da schreibt z. B. solch ein Jugendlicher: Bei uns werden die Kinder bereits im Alter von 9 bis 10 Jahren als Landarbeiter gedungen. Sie arbeiten 15 bis 16 Stunden am Tage. Ihre Lebensbedingungen sind nicht besser als die chinesischer Kinder. Deshalb laufen sie auch wie die Hasen davon. Der Hase wird ober vom Jäger getötet, die Kinder dagegen werden von den Eltern wieder aufgestöbert und kommen dann in noch schlechtere Arbeitsverhältnisse: auch Schläge gibt es da" In einem anderen Briefe heißt es:Die kleinen Land- arbeiterinnen läßt der Arbeitgeber im Kuh st all wohnen, in dem sich fünf Kühe befinden. Sie arbeiten von Sonnenaufgang bis in die späte Nacht. Ist die Wirtin böse, so schlägt und speit sie den kleinen Mädchen ins Gesicht." In Kirgisien   gehören die 14jährigen Landarbeiter nicht der Arbeiterovrsicherung an: sie arbeiten 18 Stunden hindurch. Auf dem M u r m a n dingen die reichen Fischer neun- bis sechzehnjährige Jungen: sie werden scharenweise aus Karelien   hierher exportiert. Die karelischen Mütter sind froh, die hungrigen Mäuler loszuwerden. Als Zahlung für die ganze Sommerarbeit gilt ein Tönnchcn Salzfisch   und 5 Rubel. Der wirkliche Arbeitswert beträgt ober 50 Rubel monatlich. So ungefähr sieht es be! den Privatarbeitgebern aus. Es gibt aber auch landwirtschaftliche Sowjetbetriebe, die es nicht besser treiben. So wird z. B. aus dem Tulaschen Gouvernement geschrieben:In dem landwirtschaftlichen Sowjetbetrieb Pranst werden dreizehn- bis fünfzehnjährige Kinder beschäftigt: für den zehnstündigen Arbeitstag erhalten sie 40 Kopeken. Im September zwang man sie, schwere Säcke zu schleppen und ähnliche nur für Erwachsene bestimmte Arbeit zu leisten. Während der Ernte mußten die Kinder selbst 12 Stunden sür 50 Kopeken schuften. Versucht man der Verwaltung klarzumachen" sährt der kleine Briefschreiber fortd a ß Kinder so schwere Arbeit nicht leisten dürfen, so riskiert man, entlassen zu werden. Genossen Redakteure, es sind Maßnahmen notwendig, damit Kinder nicht solch schwere Arbeit machen müssen." Nicht immer tritt aber die Ausbeutung der Kinderarbeit so offen zutage. Nicht selten nimmt sie verkappte Formen an. So wird z. B. aus dem Gouvernement Tomsk berichtet, daß dies« Kinderausbeutung unter der Flagge des Verwandtseins, der Vormundschaft und der Adoptierung vor sich geht. Ein« kleine Landarbeiterin erzählt:Im Alter von vier Jahren bin ich Waise geworden. Da ich keine Unterkunft hatte, nahm mich ein Onkel zu sich. Im Alter von sechs Jahren begann ich, die Kinder auszuwarten, die Stuben aufzuwischen, die Kühe zu melken, Wasser zu tragen. Er prügelte mich und gab mir ganze Tage nichts zu essen. Erst jetzt habe ich zu begreifen angefangen, daß es nicht vorteilhaft sei, bei ihm zu leben." Nicht selten sind es tatsächliche Vormünder und die nächsten Verwandten, die für die Kinder Verträge abschließen und ihren Lohn oertrinken. Ein Kleiner schreibt:Mutter und Vater haben für mich den Bertrag geschlossen: was soll ich nun machen, ich muß arbeilen." Klagt aber so ein geprügelter und gequälter kleiner Landarbeiter sein Leid den Verwandten, so genügt in der Regel eine Flasche selbst- gebrannte», Schnaps, um die Sache in Ordnung zu bringen. Die Kommunistische Jugendprawda stellt zum Schluß eine An- zahl Forderungen auf, die den Kampf gegen die Kinder- ausbeutung zum Ziel haben sollen. In demeinzigen Arbeiter- staat der Welt" ist das trotz allem eine merkwürdige Forderung.
Ein neuer Fallschirm. Der Fallschirm ist für den Luftverkehr die Notbremse. Bei .,!elen Unglücksfällen konnte sich die Flugzeugbemannung durch Fallschirmabsprung vor dem sicheren Tode retten. Di« Kon- struktion der Fallschirme war aber immer noch insofern mangelhast, weil eine sichere Landung nicht immer möglich ist. In sehr vielen Fällen zogen sich die Abspringenden Verletzungen dadurch zu, daß der Ausprall auf der Erde zu stark war oder daß sie noch mehrere Male vom Boden wieder hochgerissen wurden. Auf dem Flugplatz Staaken   wurde vor einigen Tagen ein neuer Fallschirm ausgeprobt, bei dem eine absolut glatte und sichere Landung möglich sein soll. Der Fallschirmpilot Schreiber wogte einen Sprung aus einem Flugzeug, das mit einer Geschwindigkeit von 200 Kilonieter über den Platz sauste. Nachdem das Flugzeug einige Mal« in 500 Meter Höhe den Platz umkreist hatte, sprang Schreiber ab, und sofort'te sich sein Fallschirm, in ruhigem Gleitflug landete Schreiber einige 100 Meter vom Flugplatz entfernt. Der neue Fallschirm besteht vollständig aus Seide und hat 16 Luftlöcher, die ein pendel- freies Abgleiten ermöglichen sollen. Die Versuchsanstalt sür Luft- fahrt halt« den Piloten mit einigen Mcßapparaten ausgerüstet, um festzustellen, wie groß die Fallgeschwindigkeit und auch der Anprall auf der Erde ist.
Sozialistische Bildungsarbeit. Zwei Kurse: Staatsanschauungen und Kapitalismus  . Der Bezirksausschuß für sozial! st ische Bil- dungsarbeit veranstaltet in der Zeit vom 25. August bis 7. September d. I. in K l e i n- K ö r i s, im FerienheimReiher- hör st" der Naturfreunde zwei aneinander anschließende Ferien- k u r s e. Der erste Kursus beginnt am 25. August und läuft bis zum 31. August. Dr. Hermann Brill   aus Weimar   ist der Leiter dieses Kursus. Das Thema heißt:Die Entwicklung der Staatsanschauungen in der Nachkriegszeit." Es soll den Teil- nehmern ein Ueberblick über den Stand der Allgemeinen Staatslehre  gegeben werden in folgender Einteilung: Die bürgerlichen Staats- anfchauungen im 18. und 19. Jahrhundert; ihre rechtliche Aus- prägung in den herrschenden Verfassungen, insbesondere in der Weimarer Reichsverfassung. Die Reaktion des Faschismus, das faschistische Gednnkcnsystem. Das faschistische Rcchtssystem. Der Stand der Staatsanschauungen des Marxismus vor 1917. Die bolschewistische Staatslehre. Das bolschewistische Rechtssystem. Die Sozialisierung und das Privat- und Wirtschastsrecht. Die Demo- kratie und das Sowjetsystem. Erneuerungsoersuche der bürgerlichen Staatsanschauungen. Die Neuromantiker: Oswald Spengler  . Othmar Spann  . Das Jungdeutsche Manifest. Die reine Rechtslehre: Kelsen  . Die Soziologen: Max Weber  , Kjellen, Oppenheimer. Fort- bildung der sozialistischen   Staatsanschauungen: Kautsky  , Cunow, O. Bauer  , M. Adler. Neuere Parteiprogramme. Das Heidelberger und Linzer Programm. Das Programm der Menschewiki. Der zweite Kursus beginnt am 1. September und dauert bis zum 7. September. Leiter dieses Kursus ist der Redakteur der Leipziger Volkszestung", Georg Fuchs. Das Thema heißt: Der Kapitalismus in der Gegenwart." Der Kapitalismus, seine Ent- stehung, seine Lebensbedingungen. Warenmarkt und Geldmarkt. Industrie, Handel und Finanz in ihren Beziehungen. Von Einzelunter- nehmungen zum Trust. Die Formen der Unternehmung: Aktien- gesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung   usw. Die Formen der Konzentration: Kartell, Synditat, Konzern, Trust. Kapital- mangel oder Kapitalüberfluß. Verschiebung des wirtschaftlichen Schwergewichts durch den Krieg. Imperialismus oder Völker- Versöhnung. Die Kosten für jeden Kursus betragen 33,30 M einschließlich Fahrgeld, Verpflegung und Quartier. Wer über zwei Wochen Ferien verfügt, kann auch beide Kurse belegen. In diesem Falle verringert sich der Preis um das einmalige Fahrgeld. Anmeldungen erbeten an das Bureau der Arbeiterbildungsschule, Lindenstraße 3, 2. Hos II. Schluß des Meldetermins 1. August.
Weil der Hund über den Vasen lief. Dom Wachtmeister verprügelt und verklagt. Eine auftehenerregende Urteilsbegründung gab Amts- gerichtsrat Flieh in einem verfahren gegen den Z4jährigen Buchhalter Waller<S., der sich ivegen Widerslandes gegen die Staatsgewalt zu verantworten halte. Der Hund des G., der abends spazierengeführt worden war. war auf den Rasen gelaufen und von seinem Besitzer nicht sofort zurückgerufen worden. Der auf der Streife besindliche Polizeiwachtmeister B. rügte das Verhalten des G. und forderte ihn auf, zur Wach« mitzugehen, da er sich nicht ausweisen konnte, obwohl G, der dicht vor seinem Hause war. bat, mit dorchin zu kommen, weil er sich in einer dort befindlichen Gastwirtschast aus- weisen könne. Als der Festgenommene bat, durch eine belebtere Straße zu gehen, weil er fürchtet«, geschlagen zu werden, zog d e r Polizeiwachtmeister ohne jede Veranlassung einen Gummiknüppel und schlug den G. nieder, so daß er üb«r 20 Minuten bewußtlos liegen bli«b. Rechtsanwalt Dr. Sidney Mendel, der den Angeklagten ver- teidigte, stellte diesen Sachoerhalt durch Befragen von Passanten, die zufällig Augenzeugen dieses Vorfalls gewesen waren, fest. Trotzdem blieb der Polizeiwachtmeister trotz eindringlicher Vorhall« seitens des Vorsitzenden und des Staatsanwaltschafisrats Schmidt, sowie des Dr. Mendel dabei, daß G. ihn mit Schlüsseln bedroht und mit einer Taschenlampe auf das Ohr geschlagen habe, obwohl die anderen uninteressierten Zeugen, die den Vorfall von Anfang an gesehen hatten, dies eidlich in Abrede stellten. G., der schwer kriegsbeschädigt und Epilektiker ist, wurde schließlich in seine Wohnung gebracht. In der Wohnung bot der Polizeiwachtmeister, gegen ihn nichts zu unternehmen, dann würde er auch keine An- zeige erstatten. Als G. dieses Ansinnen ablehnte, erstattete der Polizeiwachtmeister Anzeige wegen Widerstandes gegen die Staats- gewalt und behauptete, nicht er, sondern der Buchhalter habe ge- beten, nichts gegen ihn zu unternehmen. Auch diese Darstellung des Wachtmeisters konnte durch unparteiische Zeug«» als falsch widerlegt werden. Der angeklagte Buchhalter wurde unter Ueber- nähme der gesamten Kosten durch die Staatskasse freigesproch«». Amtsgerichtsrat Fließ sührte in der Urteilsbegründung aus, daß die Freisprechung nicht aus Mangel an Beweisen, sondern wegen erwiesener Unschuld erfolgt sei. Der Polizeiwadstmeister habe in mehreren Punkten unter seinem Eide  , und zwar wisse nt- lich, die Unwahrheit gesagt. Gegen ihn wird ein©traf- verfahren wegen Meineids eingeleitet werden.