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Kerienwetter.
, Linter   allem Gtresemann?- ,Was heißt das? Achtmal'n Silberstreifen am Horizonts
Eiertanz um den �oung-plan. Kafil und Voegler sprechen bei den Gchwerindustriellen.- Paul �eusch's Angst um die Enkel.
Nun ist auch die grobe demonstrative Tagung, die der Lang» I n a w- Verein für die Ruhr» und Rheinlandindustrte� zur Besprechung des Houng-Planes in Düsseldorf   veranstaltet hat, vorüber.Die führenden Männer der Wirtschast waren fast aus- nahmslos versammelt", so meldet der ausführliche Bericht des WTB. Aber diese führenden Männer der Wirtschaft haben kein erfreulicheres Bild von Verantwortungsbewußtsein dem deutschen   Volk zu bieten vermocht, als bisher schon der Reichsverbond der Deutschen   Indu- strie, der Bankenzentraloerband und andere deutsche Unternehmer. orgonisationen, als ste zum Houng-Plan Stellung nahmen. In dem Bewußtsein, große Politik auch dem Ausland gegenüber machen zu wollen, wurden große Worte geredet. denen im Ausland niemand glaubt, weil kein« wohlüberlegt« Argu. mentation, sondern nur Schelten oder Jammern dies« Reden charak- tertsierten. Um so deutlicher freilich Hai man der deutschen Reich». regiernng, der mau allein die Verantwortung für die Annahme des ZZoung-Plane» zuschieben will, mit demagogischen Argumenten Richtlinien für eine« reaktionäre und dl« Lasleu aus die Masten abwälzend« goung-politlk noch innen zu geben versucht. Dr. Schacht war nicht da. dagegen Kosil, Melchior und Voegler. und das legitime Kind dieser Unternehmervertreter in Paris   Hot man so schlecht gemacht als möglich, um schließlich die ganze Topser. teit der so selbstbewußten cherren von Ruhr und Rhein   in folgende pflaumenweiche Entschließung zusammenzusassen: Der Voung-Plan stellt ein« politische und keine Wirtschaft- liche Lösung der Reparationsirage dar. Die im Langnamnereui zusammengeschlossenen rheinisch-westsälischen Wirtschostskreise leh­nen daher die Verantwortung für die Möglichkeit der Erfüllung de» Planes ab." Nichts anderes haben die deutschen   Sachverständigen In dem von ihnen unterzeichneten Pariser Bericht auch gesagt und man fragt sich, was der ganze Unternehmerrummel in Düsteldorf soll, wenn er mehr sein sollte, als ein« demagogisch« Demonstration. Herr Paul Reusch   führte da» große Wort. Würde der Poung-Plan angenommen, werde er so konsequent durchgeführt, dann sinke Deutschland   zu einem geographischen Begriff herab. Aber bei Herrn Reusch zeigt es sich sofort, daß er im Ernst viel weniger gegen die Annahme des Poung-Planes ist, als besorgt darum, daß möglichst die breiten Massen und nicht die Unternehmer die Lasten aus dem Poung-Plan tragen. Und darum wird die Lag« der Wirtschaft" so düster gemalt als möglich. Ueber 18 Milliarden hätte diedeutsche   Wirtschaft" seit 192S mehr zu tragen und Haupt- sächlich durch Lohnerhöhungen.Wenn di« Theorie von der Wirt- schastssührung durch sortgeseßten Mehrauswand an Löhnen und sozialen Abgaben richtig wäre, müßt« sich di« deutsch  « Wirtschaft angesichts dieser Ziffern in lebhaftestem Aufstieg befinden." Leute wie Herr Reusch sind so sehr an das großzügige Jammern und an die rücksichtslose Wahrung ihrer Interesten gewöhnt, daß ste an die Wirklichkeit, die tatsächlich ein ungeheuerlicher Aufschwung In den letzten vier Jahren war, gar nicht mehr denken. Und es ist deshalb gut, daß Unioersitätsprofestor Dr. Weber aus München   freilich in anderem Zusammenhang und um di« unverwüstlich« d e u ts che Kraft zu feiern mit Befriedigung ausrief:
Unsere Arbeiter, Angestellten, Beamten werden ebenso gut, manche Schichten noch besser bezahlt, als in der Vorkriegszeit. Unsere sozialen Aufwendungen übersteigen die Ziffern der Vor- kriegszeit um das Dreisachs,«s gelingt uns trotz unserer Kapital- not der Arbeitslosigkeit besser Herr zu werden, als die Engländer. obwohl wir aus dem uns verbliebenen Boden 4 Millionen mehr beschäftigen müssen als vor 1914. unsere zerstörte Handelsflotte haben wir wieder aufgebaut, unser auswärtiger Handel übersteigt die Ziffern der Vorkriegszeit, in wenigen Jahren haben wir eine Rationalisierung unserer Industrie durchgeführt, die das Staunen und den Neid des Auslandes erweckt... Das d e ut s ch e Volk hat gezeigt, daß es auch Unmögliches möglich machen kann." Dann kommt die Bemerkung, daß man mit der deutschen  Zauberkraft im Interesse der ganzen Welt keinen Mißbrauch treiben solle. Wenn solche Erfolg« das Ergebnis einer sagenannten Mehr- belastung von 18 Milliarden Mark sind, dann erübrigt es sich wahr- haftig auch für dos Ausland dos Klagen von Unternehmer- führern wie Paul Reusch   tragisch zu nehmen. Herr Reusch bringt es ierrig wehklagend auszurufen in einer Pos« fast wie Hugenberg in Marburg  , der mit dem Bolk Proletarier werden will: Wer wie ich Enkelkinder hat, welche bereits die Schul- bonk drücken, muß bei Durchführung des Abkommens mit der geradezu erschütternden Tasache rechnen, daß seine Nachkommen bis in die fünfte Generation tributpflichtig bleiben." Wir wisten nicht, wie Herr Reusch und mit ihm die anderen großen Magnaten bis ins fünfte Glied ihrer Nachtommenschaft ge- sorgt haben. Mit Sicherheit aber wissen wir, daß Herr Reusch, ebenso wie Herr Hugenberg und mit ihnen die demonstrierenden Zwölshundert in Düsseldorf   bis zum heutigen Tag« trotz der Repa- rotionslast noch nichts entbehrt hoben, während die Ar- beiterschaft furchtbare Arbeitslosigkeit, tausendfachen Berufswechsel. wachsende seelische und körperliche Ausbeutung schon seit Iahren auf sich genommen hat, und auch in der Zukunft noch wird auf sich nehmen müssen! In der Diskussion sprachen u. a. auch Dr. Kastl und Dr. Doeg- ler. Auch Dr. Kastl weicht der Verantwortung aus mit den Worten, daß er nicht entscheiden wolle, ob es richtig oder falsch gewesen sei, den Poung-Plan anzunehmen. Er für seinen Teil muß das doch wenigstens wissen, da er unterschrieben hat. Aber es zu sogen, hat er offenbar nicht gewagt. Dr. Voegler bc- kannte ausdrücklich, daß in Paris   nicht»sehr hätte erreicht wer- den können als geschehen ist. Dennoch aber ist er trisenfreudig, wie es Herr Thyssen gewesen zu sein scheint: denn er ist der Meinung, daß dos Zurückgehen auf den Dawes-Plan   zwar«Ine Krise gebracht hätte, aber doch glaub«, daß auch diese Krise über- wunden worden wäre. Noch den Opfern dieser Krise hat er freilich nicht gefragt. Das Schauspiel von Düsseldorf   war unerfreulich bi» ins letzte. Dem Ausland und dem Inland gegenüber. Um billiger agitatorischer Effekt« willen haben di« Wirtschastsführer von Ruhr und Rhein   einen Mangel an Verantwortungswillen bewiesen, der. hätte er bei der Arbeiterschaft seit 192S geherrscht. Deutschland   in der Tat heruntergebracht hätte.
Fememörder verhastet. Oberleutnant a. O. Eikermann in das Schweriner  llntersuchnngsgefängnis eingeliefert. Schwerin  , S. Juli.<DTB.) Wie wir vom Oberstaatsanwalt in Schwerin   erfahren, ist Ober, leutnant a. D. Eckermann jetzt aus Guatemala   in Deutschland  eingetroffen und am Sonntag ins Schweriner   Unterfuchungsgefäng, ms eingeliefert worden. Oberleutnant Eckermann wurde als An. st i f t e r dqz wegen Fememordes   zum Tod« verurteilten B o k d t ge, sucht. Er hatte sich seiner Verhaftung durch di« Flucht nach Mittel. amerika   entzogen. Auf Grund eines Steckbriefes wurde er zunächst in Mexiko   verhastet, konnte aber wegen der dort bestehenden Gesetze nicht an Deutschland   ausgeliefert werden. Eckermann wandt« sich von Amerika   nach Guatemala   und war doxt auf einer Farm tätig. Den Bemühungen des deutschen   Auswärtigen Amtes ist es dann gelungen. die Auslieferung Eckermanns bei der Regierung in Guatemala   durch- Zusetzen. Der Oberstaatsanwalt teilt weiter mit, daß es nach§ 87 der mecklenburgischen Landesverfassung möglich ist, das gegen Ecker. mann schwebend« Verfahren mit Zustimmung des mecklenburgischen Landtages auf dem Gnadenweg« niederzuschlagen: da er noch nicht in einem ordentlichen Strafverfahren verurteilt wurde. » Die Mitteilung des Oberstaatsanwalts in diesem Stadium klingt sonderbar. Sie läßt erkennen, daß der Staatsanwaltschaft an einem Verfahren nichts gelegen ist. Man kann nicht umhin, diese Mitteilung in Zusammen- hang zu bringen mit den Verhandlungen, die gegenwärtig in Mecklenburg   über die Bildung einer Bürgerblock- regierung mit Hilfe der Nationali st en geführt werden. Eine der Bedingungen der Nationalsozialisten für ihre Unterstützung einer Rechtsregierung ist di« Freilassung der Fememörder. Der Oberstaatsanwalt scheint diese Mitteilung aus einer gewissen politischen Besorg- nis in die Welt gesetzt zu haben.
Vie Entschädigung für Haas. Was ein unfähiger Untersuchungsrichter den Staat tostet. Magdeburg  , 8. Juli. Der Magdeburger   Fabrikant Rudolf Haas, der vor etwa drei Iahren im Zusammenhang mit der Ermordnung des Buch­halters Helling zu Unrecht verhaftet und längere Zeit in Unter- suchungshaft festgehalten worden war, hatte bekanntlich eine Ent- schädigungsforderung beim preußischen Innenministerium geltend gemocht. Do» Recht auf Entschädigung wurde ihm auch im Laus« des Prozesses gegen den wirklichen Mörder Richard Schröder vom Gericht zugesprochen. Nach nahezu dreijähriger Verhandlung ist jetzt zwischen den Beteiligten eine Einigung über die Höhe der Entschädigung erzielt worden. Sie beläuft sich auf 70 000 M.
Das Sperrgeseh. Oer Reichspräsident hat unterzeichnet. Reichspräsident v. Hindenburg   hat am Sonnabend abend da« sogenannte Sperrgesetz. daß di« Aussetzung von Strepig- leiten über die Renten der Standesherren anordnet, unter- zeichnet. Da» Gesetz ist bereits im Reichsgesetzblott veröffentlicht >nid hat damit Rechtskraft erhalten. Der Reichspräsident hat die Frage des versasiungsmäßigen Zustandekommens«ingehend geprüft. Neben dem Gutachten, dos im Reichsjustizministerium ausgearbeitet worden ist, hat der früher« Oberveichsanwalt Eber- meyer ein Gutachten erstattet, in dem er zu der gleichen Auffastung wie die Juristen des Reichsjustizministeriums gekommen ist, nämlich, daß das Gesetz keinen versassungsänderndcn Charakter trögt. Am Dienstag, dem S. Juli, findet vor dem Reichsgericht in- dessen der Termin für die Renten der Landgrafen von Hessen  statt, und zwar handelt es sich hie? um eine Entscheidung des Reichsgerichts, das in dieser Sache bereits vor längerer Zeit als Schiedsgericht angerufen worden ist. Der Vertreter des preußisch«» Finanzministeriums wird auf Grund des nunmehr verkündeten Gesetzes eine Aussetzung des Ver­fahren» beantragen. Das Schiedsgericht wird darüber zu entscheiden hoben._
Veihlen schielt nach Macdonald. Regierung Ungarns   möchte sich auf Gozialdemolratie stützen. Budapest  . 8. Juli. lEigenberichi.) In der bürgerlichen Presse de« In- und Auslandes wurde be- richtet, daß zwischen der ungarischen Sozialdemokratie und dem Ministerpräsidenten«ine D«reinborung über außenpolitische Fragen zustondegekommen sei. Demgegen- über stellt das Organ der ungarischen Sozialdemokratie, di« Nepszava  ", f«st, daß dies« Nachricht unrichtig ist. An der letzten Sitzung des Auswärtigen Ausschusses nahmen die sozialdemokratischen Mitglieder nicht teil, da sie verhindert waren. Sie wurden deshalb vom Grafen Bethlen nachträglich über den Verlauf der Tagung informiert. Bethlen svrderte von den Sozialisten in gewissen Fragen, so besonder» in der Frage der Ab rüstung und des Minderheitenschutzes, ihr« außenpolitischen Der- Kindungen auszunutzen. Die Sozialisten verlangten ol» Aequivalent die Verwirklichung der Demokratie in Ungarn  . Da? Gespräch mit Bethlen war damit beendet. Bethlen dezweckt« mit der Besprechung osfeNbar. die Oesfentlichkeit trr« zu führen und namentlich der englisch  «» Oesfentlichkeit gegenüber so zu tun. al» ob sich der ungarisch« Kurz g«änd«rt hätte. Man nennt das in Ungarn   den neuen englischen Kurs der ungarisch  «« Reaktion. Ein Vorstoß gegen Labour. Ei« konservativer Antrag. coadoa, 8. Juli. sEig«nb«richt.) Di« Konservative Part«! hat am Montag im Unterhou» einen Abänderungsontrag zur Thronrede eingebracht, in dem behauptet wird, daß das Fehlen jeder klaren Regierung»- erklärung hinsichtlich der sozialistischen   Politik mit Bezug auf den tog«nannt«n In dust r i e s chutz. die Mac Kenna und ähnliche Zölle, sowie hinsichtlich der Reichs-Vorzugszöll« eine Ungewiß- h«it geschossen habe, di« für Handel und Industrie ungünstig sei.
Benott freigesprochen. Selbst der Staatsanwalt für mildernde tlmstände. Part». 8. Zuli. Der Elsäster Georg« Benoi». der tm Dezember vorigen ?ohre» auf den Generolsiaolsanwalt im kolmarcr Prozeß. Fachol. mehrere Revolverschüsse abgegeben hatte und sich de,halb vor dem Pariser Schwurgericht verantworten mußte, ist heute frei- gesproch«» worden. Der Staatsanwalt selber hatte sich für die Gewährung mildern­der Umstände bei der Verurtestvug ausgesprochen.
Völkerbundsanklage gegen Mussolini  . Gens. 8. Juli.  (Eigenbericht.» Der Generalsekretär de  « Völkerbund  «» hat den Mitgliedern de» VStterbunde» sowie der Türkei   und Sowjetrußlond die Eingabe der
Dardanellenlommission über di« Uebersliegung der Meer» enge durch 34 italienisch« Marineflugzeuge zuge- sandt. In der Eingab« wird der Völkerbund gebeten, eine klare Auslegung der Bestimmungen des Dardanevenabkommens zu geben, daß kein Staat eine stärker« Streitmacht als die des stärksten Userstaates des Schwarzen Meeres   die Dardanellen passieren lasten dürfe. Die Note der Kommission betont schließlich, daß die stärkste von einem Uferstaat gemeldete Wosserflugzeugslotte die russische mit 21 Flugzeugen sei. und läßt durchblicken, daß danach der italienische   Propagandoflug nach dem Schwarzen Meere gegen da» Dardanellenobkommcn verstoßen habe.
Kirche und König. In allen Kirche» Großbritanniens   wurden am Sonntag Dankgottesdienste für die Genesung de, Königs abge- halten. Der König und die Königin, der Prinz von Wales   und Mit- glieder der königlichen Familie wurden auf der Fahrt zur West- minster Abtei von einer dichten Menschenmenge stürmisch begrüßt. Die dortige Meste wurde vom Erzbtschof von Eonterbury zelebriert.