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Erscheinungen der Natur gefeßt: Die dünnste Hülle eines Kinderballons fann den mächtigsten Druckkräften standhalten, wenn der von außen und von innen fommende Druck sich die Waage halten. Der auf die Grenzen Polens   von außen her wirkende Drud ist von Bolen fast unabhängig; wir müffen und können daher vor allem den von innen herkommenden Drud regulieren."

Und er nannte die Ansicht veraltet, daß diesen Druck von innen eine gut gebrillte Armee schaffen fönne. Es fomme vielmehr auf die Organisation des Staates und die Dynamit der sozialen Kräfte an. Die Lösung des wirtschaftlichen Problems Bolens liege darin, fich des Meeres als aktiven ökonomischen Instrumentes" zu bedienen. Der Ausgangs­punkt dazu seien die Häfen von Danzig   und Gdingen  .

Mit anderen Worten: Der verantwortliche Wirtschafts­minister Bolens rechnet, daß die Wirtschaft Polens   fich start entwickelt, und daß die Konsumfähigkeit der Bewohner sich steigert. Diese Zukunftsmusik ist für beide Teile von einer erfreulichen Klangfülle. Es liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit, daß ein 30- Millionen- Staat zwei Häfen( wovon der eine ein Freistaat ist) sehr gut gebrauchen fann. Bor­läufig aber leben wir in der Gegenwart, und die sieht nie so rofig aus wie die Zukunft gemalt werden kann. In der Gegenwart werden die Politiker und die Juristen eins der schwersten Probleme des Ostens, wenn nicht zu lösen, so doch auf die reale Formel erträglichen Nebeneinanderarbeitens zu bringen haben.

Danzig   ist imstande, heute den gesamten feewärtigen Warenaustausch Bolens zu bewältigen. Der Internationale Hafenausschuß in Danzig   ist vertraglich verpflichtet ,,, den Ausbau und die Verbesserung des Hafens und der Berbin­dungswege sicherzustellen, um allen Bedürfnissen des Ver­fehrs zu genügen."

So gerät zwangsläufig der Ausbau Gdingens in Widerspruch zu den bestehenden Verträgen. Wie dieser Widerspruch aufgehoben wird- tatsächlich fann er es nur durch eine gewaltige Steigerung des polnischen Warenaus­tausches, die aber noch in weiter Ferne liegt das ist die Frage, an der Deutschland   genau soviel Interesse hat wie das in feinem Wirtschaftsleben von Polen   abhängige Danzig  .

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Groener über Schwarzrotgold.

Eine Rede über die Tradition.

Der Reichswehrminister hat bei einem Besuch der Marineschule Munoit eine längere Ansprache gehalten, in der er die Be­deutung der Tradition für die Reichswehr   be­iprach. Die Tradition stelle die Verbindung zwischen Vergangen­heit und Gegenwart dar. Das alte Heer sei ein wundervolles Kriegsinstrument gewesen, aber schwere Irrungen und Wir­rungen der Führung wären den Leistungen der Truppe nicht gerecht geworden. Darum müßten die Verbindungen der Tradition in erster Linie zurückgehen auf die Truppe.

Der Minister ging dann auf die Flaggenfrage ein, indem er ausführte:

,, Der jungen Wehrmacht obliegt aber noch eine ganz besondere Berpflichtung der Tradition. Wenn heute auf diesem Hause neben Der Kriegsflagge Schwarzweißrot die neue Reichsflagge weht, Schwarzrotgofb, so soll das bedeuten, daß die belden zusammengehören, daß nicht ein Gegensatz besteht, daß nicht daraus geschlossen werden kann, die Wehrmacht ist etwas anderes als das Reich, ist etwa ein Staat im Staate. Die Wehrmacht ist nichts als ein Teil, ein wichtiger Teil des ganzen Boltes und ist das Machtinstrument der Deutschen Republit, an dem von feiner Seite gerüttelt werden darf. Wenn die Flaggen oben friedlich zusammenwehen, so bedeutet das die Berbindung der Bergangenheit mit der Zukunft, und zwar die Ber bindung einer Vergangenheit nicht etwa nur von 1914 und furz vorher oder der Vergangenheit seit 1870, sondern es bedeutet die Berbindung mit einer sehr viel früheren Ver­gangenheit. Denn die Farben Schwarzrotgold haben eine jehr viel längere Bergangenheit als die schwarzweißroten. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten. Insbesondere hier in Schleswig- Holstein   muß es einem ja entgegentreten, daß der erste Befreiungsfampf von Schleswig- Holstein   stattfand unter dem Flattern von Schwarzrotgold. Und noch weiter zurück gehen die Farben auf die alten Burschenschaften, auf die Lützowschen Jäger, ja, letzten Endes bis auf die Hohenstaufen in den Farben schwarz und gold. Es ist in diesen Farben ein Vermächtnis aus uralter Zeit zu sehen. Wenn wir nun in Erinnerung an die Einigung des deutschen   Volkes und an die Waffentaten der alten Wehrmacht in unserer Kriegsflagge die Farben Schwarzweißrot führen dürfen, so entsteht daraus für uns Soldaten die ganz besondere Verpflichtung, auch die Farben der Deutschen Republit hochzuhalten, der wir Treue geschworen haben."

Die Regierungsbildung in Mecklenburg  . Wahl des Präsidiums.- Rüd. tritt der alten Regierung.

Eröffnung des Landtags.

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Schwerin  , 9. Juli. In der heute nachmittag um 3% Uhr von dem Abg. der Einheits: lifte Suchthausen als Alterspräsident eröffneten ersten Sigung des 6. ordentlichen Landtags wurde mit 45 von 51 abgegebenen Stimmen der Abg. der Einheitslifte, der Wirtschaftsparteiler Lau­ bach  , zum Präsidenten gewählt. Laubach   nahm die Wahl an und versprach, die Geschäfte unparteiisch führen zu wollen. Zum Bizepräsidenten wurde der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete höcker. Amishauptmann in Gü­strom, der im 5. ordentlichen Landtag das Amt des Landtagspräfi­denten innehatte, gewählt.

Das Staatsministerium hat heute vormittag beim Land­tagsvorsitzenden die Erklärung abgegeben, daß die drei Minister des Staatsminifteriums zurüdtreten werden. Diese Erklärung wurde in der heutigen Sigung des neugewählten Landtages nach der Mahl des Landtagspräsidenten verlesen.

Dic

Roalitionsverhandlungen

in Mecklenburg  zwischen der Einheitsfraktion nationaler Mecklenburger, den National­sozialisten und dem Bauernbund wurden gestern abend bis 1 hr nachts fortgesetzt und dann bis morgen 10 Uhr vertagt. Ueber das Regierungsprogramm wurde im großen ganzen eine Einigung erzielt. Es wurde beschloffen, bei der Bildung einer Rechtsregierung die Zahl der Minister von drei auf zmei zu be schränken. Als Ministerpräsident wurde der Spitzenkandidat der Einheitsfraktion, Landwirtschaftskammerpräsident Eschenburg   in Aussicht genommen. Ueber die Person des zweiten Ministers wurde man fich bis gestern abend innerhalb der Einheitsfraktion noch nicht endgültig schlüssig.

Koltschak kommt!

Finden Sie, daß Towaritsch sich richtig verhält?

( OE.) Die äuberung des Somjetapparates von| Die aus dem Schlaf aufgeschreckten Prüffinge", bie fich plotzlich unzuverläffigen Elementen und die Untersuchung der Zustände in den unzuverlässigen Elementen und die Untersuchung der Zustände in den von bewaffneten Offizieren einer längst verschwundenen Armee um­Zellen der Kommunistischen Partei scheint trotz der lange Zeit hin- ringt fahen, zeigten natürlich in vielen Fällen nicht die eifernen durch betriebenen Borbereitungen in den entlegeneren Bezirken zu Nerven, die sie nach dem Wunsch der Arrangeure dieſes Poſſenſpiels recht sonderbaren Bortommnissen zu führen, die gezeigen follten. legentlich einen start tomischen Beigeschmad haben.

In Noschenstoje, einer sibirischen Ortschaft, hatte die Lei­tung der örtlichen Parteizelle einen höchst seltsamen Plan entworfen, um die Zuverlässigkeit und Geistesgegenwart der Barteigenoffen zu prüfen. Die leitende Gruppe überrumpelte in Berkleidung, und zwar in der Uniform von Offizieren der alten taiser lich ruffischen Armee, um Mitternacht die einzelnen Kommunisten, wobei ein angeblich erfolgter

Jowjetfeindlicher Umfturz fingiert

Einer sprang im Hemd aus dem Fenster und verschwand im nächtlichen Dunkel der Tundra, ein anderer fiel vor Angst in Ohnmacht ufm. usw. Die Parteizelle von Noschenstoje berät nun eifrig, mer von den Geprüften das Examen be= standen hat, ob beispielsweise der durch das Fenster Geflüchtete Feigheit oder Schlauheit bezeigt hat usm. Dabei zieht sich aber über der Leitung der Parteizelle bereits ein Gewitter zusammen, denn in der Parteizelle wird diese operettenhafte Säuberungsaftion" selbst­verständlich nicht gebilligt.

Es kommt noch hinzu, daß für die ,, Regie" bei diesem Spektakel­ffüd ein echter" Offizier angeworben war, der früher in der Zarenarmee gedient hat

wurde. Das Berhalten der diefer Nerven probe unterworfenen Bersonen wurde dabei auf das genaueste beobachtet und danach foll nun über das weitere Berbleiben in der Partei entschieden werden. Begreiflicherweise führte diese fenfationelle Maskerade zu einer Barteizelle Iuftig zu machen.

anit.

Die Weiber liefen heulend durch die nächtlich dunklen Straßen und schrien, Koffchat( der bekanntlich längst erfchoffene Führer der gegenrevolutionären Armee in Sibirien  ) fei wiedergekommen.

Zur Konkordatsabstimmung.

Eine Erklärung.

Die unterzeichneten Mitglieder der Fraktion der SPD. des Breußischen Landtages find gemäß den Grundsäßen des Parteipro­gramms Gegner der Regelung der Verhältnisse des preußischen Staates zur fatholischen Kirche durch ein Kontordat.

und vermutlich hauptsächlich deswegen mitspielte, um sich über die

Die Prawda bemerkt mit bitterer Sronie in ihrem Bericht über diese Affäre, daß zu den vielen Fragen der Parteizelle von Noschenstoja jedenfalls noch die hinzugefügt werden müßte: ob die Leiter allesamt Dummföpfe seien...

Ozeanflieger gelandet.

Flugzeug Pathfinder" bei Santander eingetroffen. Madrid  , 9. Juli.

Das Flugzeug Pathfinder, das gestern in Ord Orchard zu einem Transozeanflug nach Rom   ge In der Fraktion mit dieser Auffassung in der Minderheit gestartet war, ist heute kurz nach 21 Uhr bei der spanischen blieben, fügen sie sich dem Fraktionsbeschluß auf Abstimmungs- Stadt Santander in der Nähe des Strandes gelandet. zwang, indem sie die Geschlossenheit der Fraktion und die Partei­cinheit ihrer persönlichen Auffassung voranstellen.

Berlin  , den 9. Juli 1929.

Richard Schallock  , Harnisch  ( Neukölln  ), Sabath, Georg Maderholz, Otto Meier  ( Berlin  ), M. Fechner, Eduard Zachert, Karl Weiner, Joh. Kleinſpehn, Franten( 3eiz), Wilhelm Weidemann, Otter ( Bochum  ), Georg Klaußner, Heinrich Mehrhof, R. Wick( Oberursel  ), Kirchmam( Stralsund  ).

Reichsgericht!

Es hält Sperrgesetz für verfaffungsändernd.

Der sechste Zivilfenat des Reichsgerichts als Schiebsgericht für

Macdonalds Mehrheit.

Erste Abstimmung im neuen Unterhaus. London  , 9. Juli. Bei der heutigen ersten Abstimmung im neuen Vor lament wurden für die Regierung 340 und gegen die Regierung 220 Stimmen abgegeben.

Verbotene Rheinlandmanöver.

Zom Shaws Erklärungen im Unterhaus. 12 de Condon, 9. Jull.( Eigenbericht.) die Frage der Rente des landgräflich beffischen Hauses hat in seiner Der englische Kriegsminifter Tom Shaw erklärte am Dienstag geftrigen Verhandlung das vom Reichstag beschlossene und von der unter lebhaften Beifallskundgebungen der Arbeiterpartei im Unter­Reichsregierung verfündete Sperrgefeß für verfaffungshaus, daß die brifische Bejahungsarmee in diesem Jahre feinerlei ändernd erklärt, fomeit es sich auf Schiedsverträge Manöver oder Brigade. Feldübungen im Rhein­bezieht, und ist infolgedessen in die Verhandlung über den land abhalten werden. Aufwertungsanspruch gegen den preußischen Staat eingetreten.

Der Senat hat in dieser Berhandlung einen Vergleichs­vorschlag auf der Basis einer Aufmertung von 68 Bros.

gemacht.

Die Parteien find aufgefordert worden, sich bis Ende Juli über Annahme oder Ablehnung des Schiedsspruches zu erklären.

Abrücken vom Stahlhelm.

Kriegervereine und Baterländische Verbände.

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Kiel  , 9. Juli.

Frankreich   und die dritte Zone.

Koblenz  , 9. Juli.  ( Eigenbericht.) Die franzöfifchen Belagungsbehörden heab fichtigen die voraussichtlich im Spätsommer oder Frühherbst aus der 3 meiten Zone abrüdenden Truppen nicht wie allgemein er­wartet nach Frankreich   zurückzuführen, sondern mindestens größere Truppentontingente in die dritte 3pne zu verlegen. Diese alarmierende Nachricht findet eine gemisse Bestätigung durchy Meldungen aus der Pfalz  , denen zufolge nach dem 3 meibrüdener Beispiel auch in Landau   und Germers= heim neue Militärquartiere vorbereitet werden.

Rechtsregierung in Holland  .

Die Königin empfängt die Führer der Reaktion.

Amfterdam, 9. Juft.( Eigenbericht.) Im Zusammenhang mit dem Rüdtritt der nieder= ländischen Regierung empfing die Königin am Dienstag die Borsigenden der Römisch- katholischen   Staatspartei, der Anti­reaktionären Partei und der Chriftlich- Historischen Union Diese Parteien bildeten bis zum November 1925 die reaktionäre Regie­

Auf dem 14. Abgeordnetentag des Preußischen Landes. trieger Verbandes, der am Montag hier abgehalten wurde, fam der erste Vorsitzende des Kyffhäuser   Bundes, General a. D., von Horn, in seiner Begrüßungsansprache auch auf das Verhalten des Landestrieger- Berbandes zu den Baterländischen Berbänden, insbesondere zum Stahlhelm, zu sprechen, wobei er erklärte, es liege eine Gefahr darin, daß diese Verbände bestrebt seien, die Kriegervereine vor ihren Wagen zu spannen. Die Bildung von Stahlhelmgruppen innerhalb der Kriegervereine müsse aufs schärfte betämpft werden. Wer da glaube, in den fei auf dem falschen Weg. Er warne die prominenten Führer in rung Colijn  . Reihen der Kriegervereine Stahlhelmpofitit treiben zu können, der ben Kriegerverbänden, ihre Namen für die Stahlhelmbewegung herzugeben, da daraus leicht der Schluß gezogen werden fönne, daß die Kriegerverbände hinter dieser Sache Ständen. Die Stahlhelmer follten ihren Weg, die Kriegervereine aber wollen ihren Beg gehen, In den Sagungen des Kyffhäuser  - Bundes sei tlar zum Ausdrud gebracht, daß sich jeder innerhalb der Organisation und jede Dr­ganisation als folche der parteipolitischen Tätigkeit zu entfalten habe.

Hakenkreuzstudentenpöbel.

Neuer Krach an der Münchener   Universität.

München  , 9. Juli.  ( Eigenbericht.)

Die nationalsozialistischen Zerroratte an der Münchener   Universität machen weiter Fortschritte. Die neueſte Tat richtet sich gegen den Rettor Bumte und die Universitäts­behörden, weil dem Fememörder Heines die Immatrikulation als stud. jur. verweigert worden ist. Aus diesem Grunde wurden am Montag vormittag im Lichthof der Universität von national­fozialistischen Studenten, die sich als solche, fentlich gemacht hatten, große Mengen von Flugblättern verteilt, die zum Massen protest der deutschen   Kommilitonen gegen die Uni versitätsbehörden aufforderten. Die Flugblätter, die weder eine Unterschrift noch den Namen des Druckers trugen, enthielten neben der Berherrlichung der Fememörder wüste Beschimpfungen der republikanischen Staatsform und eine Berhöhnung der medizinischen Fakultät der Münchener   Universität, meil sie ehemalige Schreiner und Bädergesellen zu Ehrendoktoren der Universität" ernannt hat. Damit sind der Landtagspräsident König- Bauer und der Münchener   Oberbürgermeister Scharnagl gemeint, die beide Mitglieder der Bayerischen Volkspartei   sind.

Bürgerblock in Estland  .

Gegen Sozialdemokratie und Kommunisten. Reval  , 9. Jult.( Eigenbericht.)

In Estland   murde eine bürgerliche Regierungs. toalition gebildet. Sie besteht aus dem Bauernbund, der Christ lichen Bollspartei, ber Bolfspartei, der Arbeitspartei und den Jung­mirten. Das Ministerpräsidium hat der bisherige Gesandte in Warschau  , Strandmann, übernommen. Außenminister murde bas frühere Regierungsmitglied Lattit. Die Koalition verfügt im Barlament über 61 von 100 Stimmen. Sozialdemokraten und Kommunisten stehen zu der Regierung in Opposition.

Geflogen.

Wieder einer weniger!

Saarbrüden, 9. Jult.( Eigenbericht.) Der frühere Redakteur der fommunistischen Arbeiterzeitung" und jetzige Ortsvorsteher von Ludweiler  , Ernst Becker, Mitglied des Kreisausschusses des Landkreises Saarbrüden, wurde aus der Kommunistischen Partei ausgeschloffen. Beder hatte sich erlaubt, den Stalinturs der Parteileitung zu friti­fieren.

gehren hat eine Arbeitssigung" abgehalten. Die Arbeit" bestand Der Adels- und Offiziersausschuß für das Hugenbergvolfsbe darin, die Front Hugenberg- Stahlhelm neu zu leimen. Das Wolffbureau besigt den guten Geschmad, in weitem Umfange für diesen famosen Ausschuß Propaganda zu machen,