?kr. 321» 46. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Kreiiag. 12. IuNl929
Glasindustrie in der Kartettzange. Glasmonopol, Golvaykonzern und Glasverbraucher.
In der deutschen Glasindustrie spielt sich zurzeit ein letzter, scharfer Konkurrenzkamps ab. nach dessen Beendigung die ganze Flachglaserzeugung an Syndikate aufgeteilt sein wird, die sich gegen keinen Außenseiter mehr zu wehren brauchen. Drei Sarkelle. Für Fensterglas besteht ein derartiges Syndikat bereits in dem sogenannten„Frankfurter Verein", genauer„Verein Deutscher Tafelglashütten G.m.b.H." in Frankfurt o. M.: er um- faßt alle Fensterglaswerke Deutschlands , die in technischer Beziehung auf der Höh« der Zeit stehen und nach maschinellen Ver- fahren arbeiten. Die wenigen kleinen Firmen, die darunter nicht fallen, sind seit dem Aufkommen des Libbcy-Owens- und des Fourcault-Systems rettungslos dem Untergang geweiht. Ein« nach der anderen von ihnen muß die Erzeugung einstellen, weil die Un- kosten zu hoch sind. Aehnlich ist es in der D i ck g l a s i n d u st r i e. Hier haben die Produzenten sich vor einem Jahr in der Kölner „Verkaufsstelle für gezogenes Dickglas G. m. b. H." zusammengefunden, die den gesamten Vertrieb unter sich hat und die Preis« ziemlich willkürlich festsetzen kann. Der.Kölner Verein" dagegen stellt ein« Gründung der Spiegelglasindustrie dar. Er unterscheidet sich von den beiden anderen Syndikaten vor allem dadurch, daß er noch gegen unabhängig« Firmen anzukämpfen hat, die sich recht kräftig wehren. Brutaler Kampf gegen Zlußenseiler. Allerdings sind von den Außenseitern jetzt nur noch die Bayerischen Spiegelglas fabrikcn vorm. Bechmann- Kupfer A.°G. und die alte Firma S. Bendit Söhn« übrig, beide mit dem Sitz in Fürth (Bayern ) und modernen Fabrikanlagen in der Oberpfalz . Auf sie entfallen schätzungsweise zehn bis zwölf Prozent der deutschen Spiegelglasproduktion. Das Syndikot sucht die beiden bayerischen Firmen mit all den Mitteln niederzuringen, die bei der Bekämpfung von Außenseitern im Zeitalter der Kartelle und Syndikate gebräuchlich sind. Da werden hohe Entschädigungen für Veilrillserflärungen zu den»vereinen" geboten, mit deren Hilf« man bei anderen Firmen zum Ziel gelangt ist: so bei den Dereinigten Spiegelfabriken A.-G., die im April dieses Jahres durch Zahlung von 600 000 Mark gefügig gemacht wurden. Heimlich arbeitet man mit Lestechnngsgeldern. Anfang September vorigen Jahres wurde der Direktor Hugo Dech- mann von seinen eigenen Verwandten plötzlich aus der Verwaltung der Bayerischen Spiegelglasfabriken glatt hinausgeworfen. Das er- regte damals großes Aufsehen; niemand konnte sich das rücksichtslose Vorgehen des Aufsichtsrates, das übrigens ein gerichtliches Nachspiel hatte, so recht erklären. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß der entlassene Direktor, der nachträglich eine fürstliche Abgangsentschädi- gung von der Firma erhiell, den Bestechungsversuchen des Syndikats zum Opfer gefallen war; er wollte die Bayerischen Spiegelglas- fabriken an das Syndikat ausliefern. Jetzt tobt«in scharfer Preiskampf zwischen dem.Kölner Derein" und den beiden bayerischen Firmen, der 91 grotesken Zuständen führt. Eine Spezialität der bayerischen Firmen bildet die Herstellung feingeschliffener Spiegelgläser, die das Syndikat in derselben Qualität nicht zu liefern vermag. Dafür hat es kürzlich den Preis für fein« beste Sorte um 16 Prozent herunter- gesetzt. Es verkauft jetzt diese Gläser zu niedrigeren Preisen als die sogenannt« zweit« Sorte. Die beiden noch unabhängigen Firmen scheinen der weiteren Entwicklung- der Dinge recht zuver- sichtlich entgegenzusehen. Die Bayerischen Spiegelglasfabriken haben eben erst die Dividendenzahlung mit 7 Prozent für das Jahr 1028 nach längerer Pause wieder aufgenommen. Aber ihre Gegner sind so mächtig, daß man nur schwer an ein für die Konsumenten günstiges Ende dieses Kampfes glauben kann. Die Herrschaft des belgischen Solvay -Sonzeru». Die deutsch « Glasindustrie ist nämlich nicht nur durch Syndikat«. sondern auch kapitalmäßig ziemlich stark verfilzt. lleberragend ist der Einfluß des belgischen Solvay . Konzerns. der die Libbey-Owens-Patente besitzt und in neuester Zeit auch Einfluß auf das Fourcaull-Derfahren gewonnen hat; er arbeitet in den Syndikaten mit dem f ra n z ö s i s che n St.- G 0 b a i n- K 0 n zer n zusammen. Zu diesem gehören die Spiegelmanufaktur Waldhof A.-G. in Mannheim . Waldhof . die Herzogenrather Glaswerke Bicheroux
u. Co. G. m. b. H. in Herzogenroth bei Aachen und die Schlesischc Spiegelglas-Manusaktur Karl Thielsch G. m. b. H. in Obersalzbrunn . Die Führung des Konzerns liegt bei der Soc. An. des Glaceries et des Produits chimiques de St. Gobain Chauney et Cirey(Gesell- schaft für Glaswaren und chemische Erzeugnisse) mit dem Sitz in Paris . Umfang und Bedeutung des Konzerns. den sich die Brüsseler Familie Solvay aufgebaut hat und der nach ihr benannt ist, sind schwer mit wenigen Strichen wiederzugeben. Der Konzern zeigt in letzter Zeit eine starke Aktivität in der che m i- schen und in der Glasindustrie sowie auf dem Gebiet der Elektrizitätsunternehmungen. In Deutschland besteht sein Besitz, soweit bekannt ist, aus folgenden Beteiligungen:
Gesellschaft: Deutsche Solvay -Werke A.-G., Bernburg a.S(Kali-, Soda-, Salz-, Zement-, Braun- u Steinkohlen- gewinnung: Anlagen in Mittel-, Süd- und Norddeutschland)... -Bergwerksgesellschaft Dahlbusch A.-G., Gelsenkirch-Rotthaulen, mtt: Rotchausener Dampfziegelei G m.b.H., Gelsenkirchen-Rotthausen.... Gelsenkirchener Zementwarenfabrik Ostermann u. Co A.-G., Gelsen- kirchen-Rotthausen...... Rheinisch- Westfälische Grubenholz- Einkaufs-Ges m b.H. ,Charlottenbg. Ges. für Teerverwertung m. b. H., Duisburg-Meiderich...... Westfälisches Kohlentontor Naht- Emschermann u. Co, Hamburg . A.-G. für Kohleoerwertung.., Steenkolen- Handelsvereeniging, Utrecht .......... Kohlechemie A.-G, Essen .... Deutsche Libbey-Owens- Gesellschaft für maschinelle Glasherstellung, Gelsenkirch.-Rott- hausen.......... Hansen, Neuerbura u. Co., Frank- furt a.M.(Kohlenhandelu. Reederei)
Kapital Mk.
75 000 000 15 000 000 80 000 210000 600 000
10 500 000 2 700 000
Beteiligung des Solvaykonzerns
100 Proz. über 50 Proz. maßgebend maßgebend Minderhett Minderheit Minderheit Minderheit Minderheit Minderheit Kapttal zwischen Mutuelle Solvay u. Dahlbusch aus- geteilt 14 Proz.
Die Stammgesellschaft des Konzerns, Solvay u. Co. in Brüssel , ist zur Veröffentlichung ihrer Beteiligungen leider nicht verpflichtet. Die wichtigste Holdinggesellschaft des Konzerns, die Mutuelle Solvay , gab jedoch in ihrem Geschäftsbericht für das Jahr 1928 folgende Be- teiligungen zu, von denen die meisten maßgebende sind: 12 Beteiligungen an Großbanken und Finanzierungsgesell- schaften in Belgien , Oesterreich, Iugoslavien und Polen , 3 ch e m i- schen Gesellschaften in Belgien und Oestereich, 3 Textil- und Kunstseide- Gesellschaften, 5 Libbey-Owens-Gesellsthaften für maschinelleGlasfabrikation in Amerika , Belgren, Frank- reich, Deutschland , Italien und Spanien , ZKohlen-undKohlen- verwertungs- Gesellschaften, dazu Glühlampen- Fabriken, Grundstücksgesellschaften usw. Dieses Verzeichnis umfaßt bei weitem noch nicht alle Interesisn des Solvay -Konzerns. Kürzlich hat er sich erst wieder an einer neuen Holdinggesellschaft für Elektrizitätsunternehmungen beteiligt, der„Europel", die mit einem Kapital von 500 Mill. Franken in Brüssel gegründet wurde. Die Partner des Solvay -Konzerns waren dabei die Bank für elektrische Unternehmungen in Zürich und das Bankhaus Morgan u. C 0., ein Zeichen für die guten Derbin- düngen des Konzerns, der übrigens auch mit dem Schweden - t r u st zusammenarbeitet. Die Kapitalbasis von Solvay ist nach den wenigen, an die Oeffentlichkeit gelangten Bilanziffern schmal, aber die Gruppe verfügt über ungeheure Reserven in ihren Effekten- beständen und man kann ihr Vermögen ruhig auf einige Milliarden schätzen. Gegen dieses riesig« Gebilde sind die zwei bayerischen Konturren- ten und Außenseiter des deutschen Spiegelglas-Syndikats Zwerge. Es erscheint deshalb recht zweifelhaft, ob sie ihren Kampf gegen das Syndikat für die Dauer aufrecht erhalten können; im Interesse der Abnehmer, das ist vor allem im Interesse der Wohnung- suchenden(Fensterglas!) und der Automobilindustrie, die viel Glas braucht, wäre zu wünschen, daß es ihnen gelingt, die Stellung des Solvay -Konzerns in Deutschland zu erschüttern. Hn.
Neue Eisenrekorde. Die ProlduktionsentwicklUng in der deutschen Eisenindustrie hat den Charakter einer Hochkonjunktur angenommen. Auch im Monat Juni ist die Eisenerzeugung weiter beträchtlich gestiegen. Obwohl der Juni nur 30 Arbettstage hatte, der Mai dagegen 31. erhöhte sich die deutsche Gesamteisenerzeugung von 1,151 Millionen Tonnen im Mai auf 1,164 Millionen Tonnen im Ium. Die Ium- «rzeugung dieses Jahres ist um 0,143 Millionen Tonnen höher als die Iunierzeugung des Vorjahres. Pro A r b e i t s t a g'st ebenfalls eine Steigerung eingetreten. Die arbeitstägliche Gewinnung stieg gegenüber Mai von 37 129 auf 38 812 Tonnen oder um mehr a l s 5 P r 0 z. Gegenüber dem Juni vorigen Jahre» lsi die arbeits- tägliche Erzeugung um 4767 Tonnen oder um fast zwanzig Prozent gestiegen._ Landarbeiier und Agrarpolitik. Eine Schnsk des lLandarbeiter-Berbandes. Unter obigem Titel hat der Deutsche Landärbefter-Berband als Nr 26 seiner Schristenreche eine Arbeil von Dr. Curt Lomberg (Derlag Brockhaus G. m. b. H., 78 Sellen, Preis 2,50 Mk.) herausgegeben. von der man wünschen muß, daß sie ein« weite Verbreitung über den Kreis der unmittelbar Interessierten hinaus finde. Di« einfache Dorstellung des agrarpolitischen Problems ermöglicht die Lektüre auch allen, denen diese Dinge fremd sind. Der Zweck dieser Schrift ist. dem Landarbeiter die so notwendige Kenntnis der tat- sächlichen Lage der Landwirtschaft zu vermitteln; darüber hinaus will sie aber auch Weg« zur Ueberwindung bestehender Mängel zeigen. Der erst« Teil gibt an Hand de? Ergebnisse der Unter»
suchungen der Agrarenquet« und der Preußenkosse eine Uebersicht über die heutig« Lage; die Frag« der Verschuldung steht dabei mit Recht im Mittelpunkt; die Kreditpolitik wird stark kritisiert, da sie zunächst unter dem Druck der„Inftationspsychose", später unter dem der Phrase„Dos Volk von der eigenen Scholl« zu ernähren" ge- standen habe. Für den Arbeiter besonders wichtig sind die Abschnitte über Lohn, Sozialaufwand und Steuern. Trotz höherer Zlrbellsintensität sei der Lohnanteil an den Kosten heute niedriger als vor dem Kriege. Der Sozialaufwand bleibe weit unter den Sätzen, die in der politischen Debatte von den Landbündlern genannt würden. Und Steuern zahlt die Landwirtschaft well weniger, als chr durch Zölle auf Kosten der Verbraucher künsttich zugeführt werde. Verluste seien häusig Produkte der Buchführungskunst zum Zwecke der Steuerhntterzichung; vor ollem müsse Herabsetzung des land- wirtschaftlichen Existenzminimums von 15 000 M.(Verlustbetrieb« zahl«n erst bei Verbrauch über 15 000 M. Einkommensteuer!) ver- langt werden. Der zweite Teil dieser lehrreichen Schrift behandell die Sanierungsvorschläge. Die Rationalisierung habe mit der Schonung der menschlichen Arbeitskraft zu beginnen. Die Mecha- nifierung der Betriebsführung fei nicht gegen das Interesse des Landarbeiters: denn nur die hochgualifizierte Zlvbell fei imstande, den Lohndruck der ungelernten polnischen Arbell«r auszufchaltsn. Der Mssatz sei zu fördern durch OualitStsverbesserung und durch Uebergang zur Erzeugung weniger, gleichmäßiger Sorten. Dabei hätten die Genossenschaften ein« besondere Rolle zu spielen. Unter den staatlichen Hilssmoßnahinen verdien« das Getreidehandelsmonopol den Borzug. Aus dem Anhang ist besonders hervorzuheben der Abschnitt über„Landarbeiter und Bildung". Nach dem Beispiel der nordischen Staaten sollten staatliche Gelder für die Landwirt- schaft vor allem zur Errichtung von Kursen und Lehrdomänen gegeben werden.
Oer Wersttrust berichtet. Die„Bremen " in der Bilanz. - Bis 16500 Beschäftigte. Der größte deutsche Werftkonzern, die Deschimag (Deutsche Schiffs- und Maschinenbau A.-G.) berichtet über 1928. Die B«deu- tung dieses Konzerns für die deutsche Werstkonzentration wird klar aus der Mittellung, daß allein die Stillegungen innerhalb der Deschimag die Kapazität der gesamten deutschen Werftindustrie um 20 Prozent verringerte. Fertiggestellt wurden im Berichtsjahr 6t 200 Tonnen Schiffsraum, am End« des Jahres befanden sich 160 000 Tonnen im Bau. Das für die ganze Geschäftsführung maßgebend« Ereignis war der Bau der inzwischen abgelieferten„B r e m c n". Im Zusammen- hang damit stieg die Belegschaftsziffer bei den Werten in Hamburg , Warnemünde und Bremen weiter von 12 588 aus 14 389 Mann; in den letzten Wochen vor der Ablieferung der„Bremen " betrug sie sogar 16 500. In dem mit 56.94 Mill. M.(gegen 35.41 Mill. M. im Vorjahr) stark erhöhten Bilanzposten„in Arbeit befindliche Gegen- stände" ist der halbfertige Bau der„Bremen " sehr vorsichtig unter den Selbstkosten enthalten; die Verhandlungen mit dem Norddeut- schen Lloyd über Nachbewilligungen dürften für die Deschimag er- folgreich verlausen. Die Herstellung von Turbinen nach dem System Baber-Wack hat Erfolg gehabt; auch die Weitergabe von Auslands-Lizen- z e n auf dieses System war ein gutes Geschäft. Zudem ist es der Gesellschaft gelungen, Reichsmarineaufträge für die Dulkangetriebe des im Bau befindlichen Panzerschiffes„Ersatz Preußen" zu erlangen. Während die Werke des Stettiner Vulkan und das Wert Tecklenborg stillgelegt wurden, waren die übrigen Werke und Tochter- gesellschaften sowohl in Reparatur wie im Neubaugeschäst besser be- schäftigt. Nach der Entscheidung der Salamis-Angelegenheit dürfte der Kauf des Stettiner Vulkan, dessen Aktiven wohl inzwischen ganz abgeschrieben wurden, noch einen hübschen Ertrag liefern, sei es daß Griechenland die fällige Summe plus Reugeld zahlt, sei es daß es den Auftrag aus Bau des Kreuzers erteilt. Der R 0 h g e w i n n ist mit 4.86 Mill. M. um eine halb- Million höher als im Vorjahr. Die Abschreibungen wurden mit Rücksicht auf die Sonderonlagen für den„Bremen "-Bau um 400 000 Mark auf rund 3 Mill. M. erhöht; und die auch hier mit viel Fleiß aufgeführten sozialen Beiträge erforderten 1.85 Mill.(-i- 170 000 M.) infolge erhöhter Belegschaftsziffer. Als Reingewinn werden aber nur 38 000 M. ausgewiesen und wie in den Vorjahren vorge- tragen(Gesamtvortrag 550 000 M. Weiterhin fällt der Rückgang der Schulden(ohne „Bremen "-Bau) um 5 Mill. auf 11.38 Mill. M. auf, während Wert- papiere von 0.3 auf 2.76 Mill. M. anwuchsen. Die Waren- und Materialläger stiegen auf 11.58 Mill. M.(9.86), die Aufträge in Ar- beit werden mit 56.94 Mill. M.(35.41) ausgewiesen. Auf der Passivseite sind die Kreditoren stark von 64.41 auf 83.72 Mill. M. gestiegen: davon sind Anzahlungen 57,92 Mill. M.(etwa gleich„in Arbeit befindliche Gegenstände" auf der Aktivseite), sonstige Schuld- ner 11.84 Mill. M.(gleich Schuldner) und Bankschulden mit 13.96 Mill. M.(gleich Material und Wertpapiere). Die Bilanz ist durchaus slüssig. In den ausgeführten Aktivposten dürsten.«rhebliche.'Mllc Reserven stecken. Die Bilanz dürfte vielleicht frisiert, sein.. Bei Beurteilung dieses Ergebnisses darf man nicht vergessen, daß das ganze letzte Vierteljahr infolge der Unnachglebigkeit der Herten Unternehmer durch Streik und Aussperrrnng beeinträchtigt war. Man ließ sich lieber das besonders einträgliche Herbst-Reparatur- geschäft entgehen, als daß man den Lohn um einige Pfennige erhöhte. Das Ende des Hamburger Vulkans. Die Entscheidung über die Hamburger Vultan-Werft, heute ein Teil des Deschimag-Konzerns(Deutsche Schiffs- und Maschinenbau A.-G.), ist gefallen. Ein Drittel der Anlagen wird von dem Kaffee- großhändler Diederichsen gekauft, der schon die Howaldtswerte in Kiel und die Werft Janssen u. Schmilinsky in Hamburg erworben hat. Von den Docks, den größten des Hamburger Hafens, erhält eines Diederichsen, während die übrigen drei von der Deschimag ge- meinsam mit Blohm u. Boß betrieben werden. Der Rest der An- lagen wird als altes Eisen verkauft. Uebrigens soll Diederichsen für sein Drittel soviel bezahlt haben wie hie Deschimag seiner Zeit für die ganze Werft. Ob ein« Einigung der Deschimatz mit dem Hamburger Staat über Auflösung des Pachkertrages zu- stände gekommen ist, ist noch unbekannt.
Sozialdemokratie und Kölner Gasverirag. Die Empfehlung der kölnischen Stadtverwaltung, das Ruhrgas« A.-G.- und Thyssen-Angebot anzunehmen, dürste noch auf Schwie» rig leiten stoßen. Die sozialdemokratische„Rheinische Zeitung " verwahrt sich dagegen, daß angesichts der am 17. November statt- fiitdeirden kommunalen Neuwahlen das abtretende Kölner Stadtparlament die Gasvorlage durchpeitschen soll. Die„Rheinische Zeitung " verlangt, daß sowohl über den Ferngasplan wie über andere Pläne erst die neugewählte Stadtverordnetenversammlung entscheiden soll, damit auf diese Weise auch dieWählermassenumihreAnsicht befragt werden können.
Geuossenschaftkiche Verschmelzung in Mecklenburg . Die Per- schmelzung der landwirtschaftlichen Genossenschaften in den einzelnen Landesgebieten kommt jetzt schnell in Gang. Nach Schlesien ist Mecklenburg gefolgt, obwohl die dortigen Verhältnisse ziemlich schwierig lagen. Unter dem Vorsitz von Dr. Klepper, des Prä- sidenten der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse, haben sich die mecklenburgischen Teilverbände des Reichsverbandes und des Raiff- eisengeneralverbandes zum 1. August unter dem neuen Name» „Landesverband mecklenburgischer landwirt- schaftlicher Genossenschaften— R a i f f e i s e n— in R 0 st 0 ck" zusammengeschlossen. Die bisher zum Reichs- verband gehörende mecklenburgische Landesgcnossenschoftskasse in Rostock oereinigt sich mit der Filiale Schwerin der Deutschen Raiff- eifenbank A.-G., nennt sich künstig„Mecklenburgische Landesgenossen- schaftskass«— Raiffeisen"— und wird das Einheitsgeld- Institut für Mecklenburg . E i n h e i t s wa r« na n sta l t wird die Zentralgenossenlchaft Raiffeisen in Schwerin , die ihren Sitz nach Rostock verlegt und das bisherige mecklenburgische Warengeschäft der Reichsverbands-Hauptgenossenschaft in Bertin übernimmt. Zur Berlustdeckung gewährt die Preußenkasse an die Zentral- Warengenossenschaft Raiffeisen einen Nachlaß von 2,39 Millionen und für das mecklenburgische Geschäft der Berliner (Reichsver- bands-) Hauptgenosienschast einen Nachlaß von 300 000 Mt Außer- dem schreibt die Zeniralwarengenossenschaft Raiffeisen ihre bisherigen Geschäftsguthaben aus 20 Proz. ab und erhält von der Preußenkasse zur teilweise» Wiederauffüllung der Geschäftsanteile «tuen Härtefonds.