Morgenausgabe
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Sonnabend
13. Juli 1929 Groß- Berlin 10 pf. Auswärts 15 Pf.
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Was geht vor?
Bestellte Einmischung in innerdeutsche Angelegenheiten?
Die Berhandlungen zur Vorbereitung der internationalen Konferenz dauern jezt schon Wochen und Wochen, und einstweilen steht nichts fest außer dem Datum des Zusammentritts, das zudem auch noch geändert werden kann. Strittig, sehr strittig ist nach wie vor der Ort. Die englische Regierung besteht mit Gründen, die sich hören lassen können, Regierung besteht mit Gründen, die sich hören lassen können, auf London , die französische Regierung lehnt London hartnädig ab und wünscht eine Stadt in der Schweiz . Ihre Abneigung gegen den Sitz des Labour- Kabinetts rührt im wesentlichen aus allgemeinen Befürchtungen vor einem überwiegenden Einfluß Macdonalds und seiner Freunde her und außerdem ein wenig aus der Besorgnis, es fönne im Berfolg einer in London abgehaltenen Konferenz die englische Hauptstadt auch zum Siz der Internationalen Bant erforen werden, die die Franzosen am liebsten in dem ihnen befreundeten und ihrer Einwirkung leichter zugänglichen Brüssel sehen würden.
Aber wenn nun auch über den Ort eine Einigung erzielt wird und wenn die technischen Schwierigkeiten, die heute noch dem alsbaldigen Zusammentritt der sogenannten Organisationskomitees entgegenstehen, überwunden sind, bleibt immer noch die Festsetzung der Tagesordnung der großen Konferenz. Selbstverständlich ist der Young- Plan zu beraten, und wenn auch die Pariser Sachverständigen am Schluß ihres Berichts die unveränderte Annahme ihrer Bor schläge empfohlen haben, so werden sich die Bertreter der Regierungen nicht auf den Att einer einfachen Zustim mung beschränken lassen, sondern Aenderungen in Einzelheiten herbeizuführen suchen und dadurch eine lebhafte Disfuffion eröffnen. Aber ebenso selbstverständlich ist es, daß Deutschland nicht daran denkt, den Bericht an und für sich und losgelöst von allen politischen Fragen zu erörtern. Deutschlands Entscheidung ist sehr wesentlich abhängig von der Beantwortung der Frage nach der Räumung der Rheinlande und nach dem zukünftigen Schicksal des jetzt unter Völkerbundsregime stehenden Saargebiets.
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Die
Sonnabend unterzeichnung- Gegenseitige Zugeständnisse.
25 Millionen Mart gefordert. Die Einigung ist jedenfalls mur beutsch belgischen Verhandlungen dank weitgehender gegenseitiger 3ugeständnisse über die Markfrage sind am Freitag zum Abschluß ge- zustande gekommen. Der deutsche Standpunkt, wonach nicht die tommen und am Sonnabend wird das Ueberein vom belgischen Staat für die Einlösung der Mark ausgegebenen kommen von den Sachverständigen der beiden Länder Beträge, sondern der durch den 3wangsfurs der Markwäh unterzeichnet werden. Ueber die Ratifizierung wirklich entstandene Schaden als Grundlage der Berechmmg rung haben die Regierungen später zu entscheiden. zu dienen hat, ist zur Geltung gekommen. Andererseits hat Bel gien einen erheblichen Teil seiner Forderung durchgesetzt. Ferner sind die zur Regelung dieser Frage an Belgien zu leiſtenden Jahreszahlungen derart festgesetzt, daß Belgien in den Jahren höhere Zahlungen erhält, in denen es auf Grund des YoungBlanes sich mit geringeren Beträgen bescheiden muß. Auf diese Weise wird ein gewisser Ausgleich des Budgets erleichtert.
Ueber den Inhalt der Bereinbarung wird noch nichts Bestimmtes bekanntgegeben. Soviet steht fest, daß die Frage des Rücklaufs der Martbeträge von der Frage der in Belgien beschlagnahmten deutschen Güter gesondert behandelt wird. Letztere sollen nämlich einen Teil des Young- Planes ausmachen. Zahlen werden nicht genannt, aber wie verlautet, foll
Deutschland 25 Jahreszahlungen zu je 25 millionen Mark leisten. Belgien hatte bekanntlich in Paris 37 Jahreszahlungen zu je
Auf beiden Seiten ist man der Ueberzeugung, daß die Regelung dieser Frage für alle Fälle eine recht unangenehme Reibungsfläche zwischen den beiden Ländern beseitigt, und dadurch endlich die Möglichkeit befferer Beziehungen anbahnt.
Jn hiesigen diplomatischen Kreisen sieht man mit beträchtlicher Spannung dem Eintreffen der neuen englischen Note über die bevorstehende Konferenz entgegen. Die aus Condon ftammenden Meldungen, denen zufolge die englische Regierung wiederum London als Siz der konferenz vorschlagen will, geben hier zu erheblicher Mißstimmung Beranlaffung. Man befürchtet zudem, daß England eine Abänderung des im Young- Plan vorgesehenen Berteilungsschlüssels vorschlagen könne. Die franzöfifche Regierung wird angesichts dieser Differenzen, ihre Delegierten zu der vorbereitenden Kommission Man muß sich wundern, daß es in Frankreich noch immer feineswegs bald ernennen. Man erklärt jetzt plötzlich, daß zuerst Leute gibt, die diesen Zusammenhang nicht erkennen oder der Young- Plan von allen intereffierten Regierungen im prinnicht erkennen wollen. Zwar scheint die ursprüngliche französip angenommen werden müffe, ehe die Kommiffion zusammensische Idee, zwei zeitlich getrennte Konferenzen abzuhalten treten fönne, Beruhigend fügt man hinzu, daß der Meinungsausund auf der einen den Young- Plan und auf der anderen die tausch fortgesetzt und mit dem baldigen Zusammentreten der diploRäumung zu beraten, erfreulicherweise aufgegeben zu sein. matischen Konferenz gerechnet werden könne. Aber immer noch werden Stimmen laut, die den Eindruck zu erwecken suchen, als habe das eine mit dem anderen im Grunde nichts zu tun, und als ich vor kurzem in einer Erflärung für den Pariser ,, Temps" den deutschen Standpunkt festlegte, beeilte sich die Redaktion des Blattes, einschränkende Bemerkungen im Sinne der Trennung der beiden Probleme hinzuzufügen. Man sollte sich jedoch in Frankreich völlig darüber im flaren sein, daß im Reichstag eine Mehrheit für die Ratifizierung des Parifer Berichts unterteinen Umständen vorhanden sein wird, wenn nicht zum mindeſten eine völlige Sicherheit für die unmittelbar bevorstehende Räumung des rheinischen Landes von fremden Truppen
gegeben ist.
Das aber will besagen, daß auch der neuerdings in gewissen, der französischen Regierung nahestehenden Kreisen aufgetauchte Gedanke einer Verbindung der Rheinlandräumung mit der Mobilisierung oder der Mobilisierbarkeit der deutschen Zahlungen für uns außerhalb der Diskussionsmöglichkeit steht. Man argumentiert in Paris so: Wir wollen den Rhein verlassen, aber bevor wir diesen Schritt tun, müssen wir die Garantie haben, daß die deutschen Zahlungen uns wirklich zufließen. Wir wissen indessen, daß die deutsche Finanzlage sehr schlecht ist und diese Finanzlage kann nur durch eine gründliche, auf einer inneren Ersparnispolitik aufgebaute Finanzreform gebessert werden. Diese Finanzreform müssen wir abwarten. Das alles sieht nach einer Ausrede des französischen Nationalismus aus. Aber man beruft sich darauf, daß diese Besorgnisse sowohl von Parter Gilbert wie von den amerikanischen Sachverständigen geteilt würden, ja, daß es eigentlich diese seien, die erst die bangen Ahnungen bei den Franzosen erweckt hätten. Pertinax, der befannte nationalistische Journalist, will ja auch wissen, Barter Gilbert werde sich in seinem nächsten Zwischenbericht mit der deutschen Finanzpolitik sehr eingehend beschäftigen und sie
fehr abfällig fritifieren. Ob diese Ankündigung richtig ist, wird sich bald herausstellen. Aber selbst wenn es der Fall sein sollte, wird uns das nicht veranlassen fönnen, unsere 3uſtimmung zu einer Berkupplung der Rheinlandfragen mit der Frage einer deutschen Finanzreform zu geben.
Die erwähnten Pariser Kreise gehen jedoch noch weiter. Sie werfen die zweifelnde Frage auf, ob die notwendige Reform der Finanzen sich anbahnen und durchführen laffe, solange die Sozialdemokraten Mitglieder der Regierung seien und solange das Finanzministerium von einem Sozialisten- der Name Hilferdings wird ausdrücklich genannt verwaltet werde. Auch diese Sorgen, so wird versichert, sind den Franzosen von dem a merita nischen Sachverständigen nahegebracht worden.
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Befriedigung über den Young- Plan.
Amfterdam, 12. Juli.
Die Tagung der Internationalen Handelstammer besaßte sich am Freitag nachmittag bei dem Thema des allgemeinen Zahlungsausgleichs mit der Reparationsfrage. Zum Young- Plan wurde solgende Entschließung zur Aussprache vorgelegt:
,, Die Kammer stimmt in vollem Umfange dem Schritt zu, der das größte Wirtschaftsproblem der Gegenwart anerkannten Wirtschaftsfachverständigen anvertraut hat. Aus einer Betrachtung des fammer mit großer Befriedigung die Ansicht der Sachverständigen Young- Planes als einer Einheit hat die Internationale Handelsersehen, das Reparationsproblem aus dem Gebiet des politischen Meinungsstreites herauszunehmen und wirtschaftliche Formen zu finden, um zu einer Lösung zu kommen. Die Kammer drückt die Hoffnung aus, daß über den Young- Blan baldige wohlwollende Erwägungen stattfinden mögen und daß als Ergebnis eine endgültige und vollständige Regelung des Problems erreicht werden möge."
haben sicher feine Sympathien für die deutsche Sozialdemofratie. Aber waren diese Sympathien etwa bei den deutfchen Sachverständigen vorhanden? Ist nicht vielleicht im Laufe der langen Pariser Konferenz von ihrer Seite dies oder jenes Wort gefallen, das die Amerikaner- und auch die Franzosen - in ihrer antisozialistischen Einstellung bestärken konnte?
Gerade in diesen Tagen hat Günther Stein , ein Mitarbeiter des Berliner Tageblatts", der in Paris Herrn Schacht sehr nahestand und seine Politik warm verteidigte, es für bedauerlich erklärt, daß die einzige Einmischung in die deutsche Steuerpolitik, die der YoungPlan enthält, es handelt sich um die Empfehlung, die Industrie sofort durch die Aufhebung der Industrie= obligationen zu entlasten, nicht auf den Wunsch der Gläubiger, sondern offenbar auf das Betreiben von Mitgliedern der deutschen Delegation zurückzuführen ist.
Mit anderen Worten: die deutsche
Hier tun sich Schwierigkeiten auf, die rechtzeitig ins Auge gefaßt werden müssen. Es handelt sich um nicht mehr und nicht weniger als um einen Borstoß gegen die finanzpolitische Souveränität Deutschlands . Ihn recht- Delegation oder einzelne ihrer Mitglieder haben sicher zeitig abzumehren ist Pflicht, und es muß daher schon jetzt mit in diesem einen Fall bewußt die Interessen des deutschen aller Deutlichkeit ausgesprochen werden, daß wir uns teine Industrie kapitalismus wahrgenommen. Liegt die Verinmischung in innerdeutsche Angelegen mutung da so fern, daß sie sich auch bei anderen Gelegenbeiten, ganz gleichgültig, ob es sich dabei um einen sozia- heiten als Vertreter der kapitalistischen Sache fühlten, die listischen Minister handelt oder nicht, gefallen laffen sozialistische Beeinflussung der Regierung beklagten und die würden, und daß auch die Sozialdemokratie für die Rettung des Reiches aus seiner schwierigen Finanzlage als Ratifizierung des Young Planes nicht zu ein nur von den ihnen näherstehenden politischen Parteien haben wäre, wenn man ihn mit Vorbedingungen dieser zu lösendes Problem hinstellten?
Art belastete.
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Bei alledem quält uns indessen auch eine andere Sorge. Sind die Amerikaner ganz von selbst und von sich aus auf die Befürchtungen wegen der deutschen Finanzpolitit und wegen der Sozialisten in der Regierung getommen? Gewiß, die kapitalistischen Bankleute von jenseits des Ozeans
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nennen
Wir werden auf diese Frage, wie auf so manche andere, die schon gestellt ist, oder die vielleicht noch gestellt wird, faum eine flare Antwort erhalten. Aber wir werden fortfahren, uns unsere eigenen Gedanken über die wir es einmal- Einseitigkeit zu machen, mit der der eine oder andere Sachverständige in Paris an seine Aufgabe herangegangen ist.