Sonnabend 13. Juli 4929
Unterhaltung unö �Wissen
Beilage des Vorwärts
Utax 3)orlu:
Sonnlagsfrewde
.ftallo— Achwn-;: Platz da— hier sind si«: der 5)ans und der Fried! Hans und Fried: zwei echte Jungens— frisch wie sprudelnde Fontänen, kühn wie junge Sperber, gesund wie Forellen im Bach. Hans und Fried sind Lehrbuben— Schlosscrlehrlinge, Lehrlinge in der Fabrik. Gewiß, der Awang in der Fabrik ist hart, der Meister ist streng, die Arbeitszeit ist vie! zu lang, die Entlohnung— och, von Entlohnung ist ja kaum zu reden. Aber sei mal ruhig, heut« soll nicht von Fabrik, Awang und Härte die Rede sein— heute ist die Welt voller Freude und Lust: heute ist Sonntag, heute sind der Hans uitd der Fried die reichsten Menschen der Welt: sie sind frei— frei, frei, sreil Frei wie die Schwalben, frei wie der Wind, der in Schwung und Wirbel um die Schlote der Fabrikstadt tanzt. Tatatarü— wich juchheirassa ssa: der Hans und der Fried fahren in die Welt! Es ist noch ganz sriihe, die meisten Leute schlafen noch— aber die Sonne spielt schon auf der goldenen Zieh- Harmonika— und weiße Wolkenjungs ern tanzen ihren lustigen himmlischen Reigen: in blauen Schuhen! Wenn du Sonntags wandern gehst, dann muh eins gepfiffen werden— und der Hans und der Fried marschieren mst pfi-psa- pfiff zur Heimatstadt hinaus. Die Landstraße: hu, sie ist grau und staubig— wi« Zigarrenasche. Und wenn ein frühes Auto vorübersaust, dann halten sich der Hans und der Fried mit der Hand den Mund zu: der Staub, der Staubl Bonbons schmecken besser als Staub. Aber sonst est e» an der Landstraße doch schön. Am Graben- rand blühen die hellblauen Glockenblumen— und weiße Schaf- garte breitet stolz ihr« lichten Dolden. Und das Gold der Kuh- blinnen— und der violette Salbei— hei: Jungens, so'n blühender Salbeiwedel, der ist wie'ne bunte Fasanenfeder— brecht euch mal so'neu Salbeistiel ab— und an die Mütze damit—— so, schön, richtig: di« violette Vlütenseder an der blauen Mütze, das steht euch gut, das gibt euch Kühnheit und Schwung. Du, Fried, was sind das hier an der Chaussee denn für Bäume? Bäume— die sind ja am Stamm alle geringelt-- jei, Hans, so, du Dunnerkeil, so guck« doch mal da oben nnff, da sind dir lauter rote Knöppe droben im Baum. Ouhei, das sind Kerschen! Und es waren Kirschbäume, alt« schön« Kirschbäume, die �voller roter Frücht« hingen. Was nun? Was nun— dumme Frage, was geschehen mußte, ist schon geschehen, wie zwei junge Aesschen sind der Hans und der Fried aus den breitesten Baum hinauf— und— na. ihr könnt's euch woll denken: die Kerschen. die Kerschen — nix wie in den Schnabbel damit! Was wächst— wächst für alle. Aber dein Magen, der ist nicht größer als wie'ne gute Mütze — wenn du'ne gute Mütze voll Kerschen im Magen drin hast, dann ist der Magen voll— und wenn der Magen voll ist— dann mußte üffhören. Jungens, nun rutschl mal wieder den DamN herunter— und weiter geht die Reise._______ Es wird heiß. Frau Sonn« bläst am Himmel mit ihren' gell- denen Backen das Schrmedefeuer an, sie schmiedet blaue Sensen bald werden sie gebraucht: denn links und rechts von der Land- straße reisen die Felder der Ernte entgegen. Silbergrüner Roggen, schon aufgeblüht: smaragdgrüner Weizen: und die langen Stachel- ähren der Gerste zeigen schon einen leichten goldenen Reifeton. lind— Junge, Junge: das ist dir was, nu gucke du doch bloß niol: all die blauen Kornblunien und di« roten Raden— und die Bienen und die Hummeln da herum: summ— summ, brumm— brumm! Hans, weihte was-- jei, schon sind die Jungens dabei: beim Pflücken der Blumen-- jeder hat nun einen blauroten Kornblumen- und Radenstrauß in Händen— haste Bindfaden? Ei, natürlich doch— na, da im mal die.Sträuße oben an die Wanderstäde gebunden— und die Wanderstäb« sind nun bunt geschmückte Tambourstäbe— die linke Hand in die Hüfte— und die Beine geschmissen— und das Maulwerk zur Pfeife gespitzt und di« Mütze sitzt im Racken— und marschiert und marschiert: Platz da, hier kommt die sozialistische International«: der Hans und der Fried erobern die Welt! Dann kam das Dorf. Das Dorf— mit roten Dächern und weißen und gelben Häuschen— das Dorf: mit lustigen Gänsen, mit krähenden Hahnen, mit einem lausenden Brunnen unter einem alten breiten Lindenbaum. Du, Fried, da hängt'n buntes Wirts- schild— juhu, wahrhastig:'n goldener Schlüssel ist drufs gemalt, 'n Schlosstr-Wirtshaus— hö: da müssen wir'rinl Das Wirtshaus. Di« Gaststube war leer. Hans und Fried fetzten sich bescheiden an einen de-r weiß gescheuerten Tische— dann kam di« dicke Wirtsfrau: fchu, was'n Luder, so streng, wie der Meister in der Fabrik— und sie hat'n bisset was von schwarzem Schnurrbart über der dicken Pnrpnrlippe, und sie hat gelbe Zähne wie ein Gaul—. Du, wenn die uns bei den Kirschen getroffen hätte!? Der Hans und der Fried bestellen: ganz schüchtern: jedem zwei gekochte Eier— und ein Butterbrot dazu, lind dann, man muß doch aus die Dicke'n bißchen Eindruck machen: jedem ein Glas Bier! Di« Eier waren gut, das Brot war zu trocken und di« Butter war zu dünn«— das Bier schmeckte nach Bleh es stand seit gestern abend in der Leitung: der Hans und der Fried waren im Dorfwirtshaus heute die ersten Gäste. Nach dem schalen Bier ward es den Buben so'n bißchen schwnbbelig im Magen— aber Eindruck wollen wir doch machen: Frau Wirtin, zwei Zigaretten! Und dann waren der Hans und Fried wieder zum Dorf« hinaus— doch es war ihnen nicht gut zumute: sie schwankten wi« zwei Schiffe im Sturm— pui Deubel: das Bier, die Ziga- retten— nä: nie wieder— pfeif uff den Eindruck— klar Wasser und frische Luft schmeckt besser, da bleibste ein fixer Kerl bei! Alles vergeht— auch eine teuer bezahlt« Uebelkeit. Der Hans und der Fried singen schon wieder, es geht ihnen besser, sie singen: daß der ganz« Wald von dem frischen Burschengesange widerhallt. Jajei: nun waren die Jungens im Wald«, im schönen Hochwald, im Buchenwald . Grüne Gewölb« über die Sttaße hin, die silbernen Säulen der Baustämm«, der Gesang verstummte, es war ordentlich feierlich-hier im Walde, es war fast wie in einer Kirche. Und in der Waldeskirch« klang ein leise» Orgelspiel an: das war der Wind m den Wipfeln der Bäum«. Und prächtige Felspartien tauchten auf, braungolden« Felsstufen: breithängende Farrenkräuter wuchsen draus, ein Sonnenstrahl brach durch das Laubdach des Woldes— und er fiel auf ein silbernes Kunstwerk: auf das Netz einer kleinen fleißigen Spinn«: sie webte»ich schwebte. Und hörst du«in leises Getriller? Das ist die Ouelle, die aus dem Felsgestein heraus- springt. Mensch, hier müssen wir lagern! Dam, lagen die brüderlichen Schlosserlehrlinge, der Hans und der Fried— rücklings im weichen grünen Waldmoos. Arme mch
Beine weit von sich gestreckt, die Brust hob und senkte sich im Gleich- jchritt der Lungen— und das Herz hüpfte ihnen frei und froh in der Brust: gleich dem Triller einer Amsel. Die Augenlider werden schwer— alles wird ein bißchen verschwommen— di« Ohren hören dumpfer, der Schrei einer Elster klingt wie«in abenteuerlicher Fan- sarenrus— und Vogel Elster ward eine alte graue Waldsrau: da stand sie krumm und runzelig vor den beiden Jungen— und m:t spitzen Fingern hielt sie ihnen zwei goldene Ring« hin. Iuhei, die Ringe paßten— aber nur am Daumen, der Hans und der Fried drehten ihren Daumenring jeder dreimal herum— da kamen sie dann, die Wundertier«, die Zaubertiere: die Hirsche, di« Hirsche! Zwei prächtig« Edelhirsch«, groß wi« zwei kleine Ponypferdchen, jeder Hirsch trug breites silbernes Gewerh— und purpurne Schabracken am Rücken der Hirsche luden zu einem lustigen Waldritt ein. Der Hans uich der Fried reiten schon— hi— ha— husch, wir durchsausen den Wald: Freiheit, Erlebnis, Schönheit! Aber auf einmal war es mit dem Zauberritt vorbei— rauh und hart schrie der Rabe, ein aller neidischer Rabe: schab ab, schab ab, schab ab — mit dem schönen Waldtraum war es aus. Hans und Fried, nun wandert ihr weller— hinauf auf die wachsenden Berg«. Und ihr seid oben auf des Bergkönigs Aus- sichtsturm— und chr schaut weit hinan in schönes deutsches Land. Grün- und blauwell iges Gebirge, ein kreisendes Habichtspaar, die Luft würzig und reich— und drunten, in silberner Ferne: der große Strom: der Rhein , der Rhein !
Gegen Abend hatten die beiden Schlosserlehrlinge den Rhein aus Schusters Rappen erreicht. Der Rhein schimmert« im Golde der untergehenden Sonn«. Weiße Dampfer grüßten mll bunten Flaggen zum User hinüber. Auf der Terrasse eines Kaffeehauses saß eine laute Mädchenschar:„höher« Töchter" auf Rheinreis«. Auch Hans und Fried wollten ins Kaffeehaus einkehren, sie suchten an de» Tischen einen freien Platz. Hier und da wäre wohl ein Stuhl zu haben gewesen— aber die„höheren Töchter" rümpften beim Erscheine» der zwei Arbellerjungen ihre hochgeborenen Ras- chen. Hier fühlten sich Hans und Fried nicht wohi— sie gingen wieder. Sie bummelten so am Rheinufer unter den breitästigen Schirmplatarren dahin— und hier kommt eine Bank, zwei blonde Rheintöchter sitzen draus, zwei Volkstöchter: Mädels von Rhein- schisfern. Und die Mädels zwinkerten so ganz gemz leise mit den grünen Augen, das war wie das Winken von Rheinnixen— das hieß so viel als wi«: Ei, Jungens, nehmt doch Platz, hier sind ja auf der Bank noch zwei Sitze frei. Ja— dann saßen die vier jungen Menschen beieinander: zwei Buben, zwei Mädels. Kinder des Volkes, Kinder der?lrtell: Deutschlands Zukunft! Hier kommt ein Obsthändler vorbei. Was kostet das Pfund Erdbeeren? Hans bezahlte. Dann aßen olle viere. Was war röter— die Erdbeeren oder die Münder der Mädchen? Heimfahrt. Hans und Fried in der Kleinbahn. Zurück m die Heimatstadt. Im tanzenden Bahnwagen sprang Gesang auf, dos Lied der freien Arbellersänger. In der Ecke da hinten saßen zwei Betrunkene. Si« waren blaß und aufgedunsen— sie schnarchten — Speichel lief ihnen aus ihren fetten Mündern. Dem Hans und dem Fried ekelte es, sie dachten an das schale Bier vom Mittag. An das schlechte Bier der dicken Dorfwirtin. Und Fried sagt« leise ins Ohr des Hans: Du, nie wieder!
Georg Winkler:
ffiadelebenimaUentRom
Wenn manche von uns meinen, die Liebe zum Badesport sei allerjüngsten Datums und ein Ergebnis der neuzeitlichen Hygiene und ihrer Einsichten, so befinden sie sich in einem schweren Irrtum; in den Städten des Altertums und des Orients waren Bäder aller Art höchst beliebt. Sehen wir uns einmal die Stadt Rom an. Im vierten Jahr- hundert n. Chr. gab es dort nicht weniger als elf Badeplätze, die so- genannten Thermen, die alle unsere heutigen Badeeinrichtungen well in den Schatten stellen. Daneben gab es 8S8 kleinere Badeanstalten, die teils Privatbesitz, teils aber auch der Oesfentlichkeit zugänglich waren. Ueber das Leben in solchen Volksbadeanstalten, den„Betrieb", wi« wir heute sagen würden, gibt uns der Philosoph Seneea einen Bericht, wenn er sagt: „Ich wohne einer Badeanstalt gegenüber. Stelle dir jede Art von Geräuschen vor, die einem in den Ohren gellen, wenn starke Leute Körperübungen machen und die schweren Bleigewichte schwingen. Ich höre ihr tiefes Seufzen, wenn si« sich damit abmühen oder doch so tun. Ich höre ihr Stöhnen und ihr lärmendes Ausatmen, wenn sie dem zurückgehaltenen Atem Luft machen. Wenn einer ganz faul ist und sich wie irgendein Plebejer mit Masiage begnügt, so höre ich das Klatschen der Hände, die seine Schultern berühren, bald hohl, bald mit ganzer Fläche. Kommt gar ein Ballspieler und beginnt die Bälle zu zählen, so ist es ganz toll. Füge noch einen Burschen hinzu, der schimpft, einen Dieb, der ertappt wird, und den Mann, der im Badebasiin seine eigene Singstimme genießt. Hinzu kommt noch das Geschrei der Wursthändler, der Bäcker mit süßem Backwerk und all der Inhaber der kleinen Wirtschaften, die mit ohrenbetäubenden Rufen ihren Kram verkaufen." Eine raffiniertere kleine Badeanstalt schildert Martialis , der um das Jahr 100 n. Chr. lebte.„Wenn du kein Bad in Etruseus Bade onstalt nimmst, wirst du ungewaschen sterben, Oppionus. Keine Wellen werden dich so schmeichelnd umgeben wie dieses Wasier. In keiner Badeanstalt ist eine so strahlend« Klarheit. Das Tageslicht ver- weilt dort lange, und der Tag verläßt sie später als jeden anderen Ort. Dort sieht man Taygetos ' grünen Marmor, und kostbare Stein- arten wetteifern mit der wechselnden Dekoration, Phrygiens violetten Marmor mit dem gelbroten Numidischen. Die mächtige Onyxplatte strahlt trockene Wärme aus, und der schlangenfarbene Marmor wärmt wie mit sanfter Flamme. Wenn die trockene Glut der lakonischen Bäder dir nicht mehr behagt und du genug davon bekommen hast, kannst du dich in dem kühlen Wasser von Aqua Birgo oder Aqua Marcia abkühlen. Das Wasser leuchtet so weiß und klar, daß du nicht ahnst, daß Wasser im Badebasiin ist, sondern glaubst, daß der reine Marmor dir entgegenstrahlt. Du kümmerst dich nicht um das, was ich sage, du legst die Ohren zurück und hörst nur halb zu. O, du wirst ungewaschen sterben, Oppianus!" Dr. Frederik Pohlstn, der ein ausgezeichnter Kenner Roms ist, untersucht die Verhältnisie dieser als«» Badeanstalten genauer und kommt zu manchen interessanten Ergebnisien. Die besterhaltene der alten Badeanlagen ist bekanntlich die Bade- anstatt Caracallas , die in einem sehr belebten Stadtviertel angelegt war. Der römische Kaiser Septimius Serverus begann den Bau dieser Anstatt um 200 n. Ehr. und sein Sohn Caracalla vollendete sie, geleitet von dem Wunsch, durch Anlage solcher Einrichtungen die Gunst des Volkes zu gewinnen. Im untersten Stockwerk befanden sich damals Läden und Kneipen, in denen man alles kaufen konnte, was zum Badeleben gehörte: Oel «, Solben, Medikamente, Badewäsche usw., außerdem Getränke, Kuchen, Würste. Von diesen Läden gingen die Verkäufer aus, die die Waren feilboten. Die Stuben des oberen Stockwerkes waren von den Sklaven der Badeanstalt bewohnt und standen durch unterirdische Gänge mit dem großen Bade räum in Verbindung. Durch diese Gänge wurden die Karren mit Wäsche gefahren. In der Mitte der Vorderssite befand sich der Haupteingang, wo das Eintrittsgeld erlegt werden mußt«, das nach unserem Geld« knapp 2 Pfennig betrug. Kinder in Begleitung Erwachsener brauchten kein Eintrittsgeld zu bezahlen. Reiche Leute, die sich die Volksgunst er. obern wollten, erlegten oft das ganze Eintrittsgeld für bestimmte Tage, so daß das Volk frei baden konnte. Wie ungeheuer diese Badeanloge von Caracalla war, kann man ermessen, wenn man hört, daß si« lKOO Personen gleichzeitig aufnehme» konnte. Uebrigens war sie, wie oll« großen Badeanstalten, den Männern allein vorbehalten. Es gab jedoch auch gemeinsame Badeanstalten für beide Geschlechter, doch galt es nicht für sehr tugendhaft, wenn eine Dame sdlche Bäder aussuchte. Die Damen trugen winzige Badehemden, die Männer waren unbekleidet. Die Kaiser 5)arjan, Marc Aurel und Alexander Serverus erließen Der-
böte gegen dieses gemeinsame Baden von Männern und Frauen in den Anstalten. In einem der Säle der Badeanstall fanden Vorlesungen und Vorträge statt, in einer offenen Halle wurden auf weichem Sande Turnspiele ausgeführt,«in kleinerer Saal mit Marmortänken an den Wänden war der Konversationssaal. Auch eine Bibliothek mit schön- geistiger Literatur war im Gebäude der Badeanstalt enthalten. Die Entkleidung ging in großen Räumen vor sich, wo Sklaven die Klei. dungsstücke bewachten, denn Diebstähle gehörten zur Tagesordnung. Nachdem man sich durch einig« Körperübungen genügend erwärmt hatte, begab man sich in das sogenannte lakonische Bad, den Heiß- luftraum, desien Porphyrbecken mit sehr heißem Wasser gefüllt war. Dieses lakonische Bad erinnert also an das kochendheiße Bad der Japaner..: In Nischen konnte man sich einer Extrabehandlung unterziehen, indem man mit warmem Wasser Übergossen' wurde. Das Kaltwasierbad hatte ein 55 Meter langes Marmorbassin, ia dem man seine Schwimmkünste erproben konnte. Es ist immer behauptet worden, daß die Badeanstalten an der Demoralisierung des römischen Volkes einen großen Anteil gehabt haben, weil sie die Menschen von der Arbeit ablenkten. Zudem waren sie durchaus nicht hygienisch in unserem Sinne, sondern häufig trugen sie zur Verbreitung der Epidemien wesentlich bei. Wir brauchen also jene Einrichtungen keineswegs mit neidischen Augen zu betrachten.
Was Stlumen lieben und hafien Das Empfindungsleben und die„Sprache" der Pflanzen ist durch die neuesten Forschungen, die besonders von dem indischen Gelehrten Sir Iagadis Chunder Bose ausgeführt wurden, uns in naturwissenschaftlicher Weise enthüllt worden, so daß wir jetzt diesen Schöpfungen der Natur gan,; anders gegenüberstehen als früher, da man nur in verschwommenen Ahnungen und dichterischen Bildern etwas von ihrer„Seele" ahnte. So haben wir jetzt auch verstehen gelernt, daß die Blumen ihre Neigungen und Abneigungen haben so gut wie die Menschen, daß sie sich in der einen Umgebung wohl fühlen, während sie mit einer anderen unzufrieden sind, daß sie sich glücklich und unglücklich fiihlen können. Bei der zarten Natur der Blume äußern sich diese„seeli- schen Borgänge' sehr viel stärker als beim Menschen; sie welken dahin und sterben, wenn man sie in eine Gesellschaft bringt, die ihnen nicht zusagt. Wie oft hat man schon gesunden, daß Blumen, die man in einer schönen Base auf das beste pflegt, sich doch nicht recht halten wollen, sondern bald die Köpfchen sinken lasien und immer mehr vergehen. Man kann sich den Grund dafür nicht erklären, aber ihr Verhalten scheint auf die anderen ansteckend zu wirken, so daß man sie schließlich aus dem Gefäß nehmen muß, damit nicht auch die anderen rasch verblühen. Der Grund für dieses merkwürdige Benehmen liegt einfach darin, daß sie das Zusammensein mit anderen Blumen nicht ver- tragen. Sie fühlen sich nur zusammen mit Blumen ihrer Art wohl und hassen die anderen. Die herrlichen Winden z. B.. die mit ihren schönen Farben den Garten und das' Zimmer so wundervoll schmücken, dürfen nicht mit anderen Blumen in derselben Vase zu- sammengebracht werden, weil sie sonst sehr rasch dahinwelken. Das- selbe ist bei Rosen und Nelken der Fall, die auch in einem gemischten Strauß sehr viel schneller ihre Schönheit verlieren, als wenn sie von anderen Pflanzen getrennt aufbewahrt werden. Es scheint, als ob manche Blumen andere, die sich in ihrer Nähe befinden, geradezu töten. Auch gegen gewisse Geräusche sind die Blumen sehr empfindlich, weil die Tonwellen sie so verletzen, wie manch empfindliches Ohr. Man hat beobachtet, daß sich z. B. die großen Lilien und die kleinen zarten Sllpenveilchen, wenn sie die Musik einer Jazzband hören, mit ihren Köpfen von der Richtung wegwenden, aus der die Klänge kommen. Sünstlerhonorare von anno dazumal.„Diese Woche sechs Arien gesungen— sechs Gulden; einmal in dl« Luft geflogen— ein Gulden; einmal ins Wasser gesprungen— ein Gulden; einmal bo- gössen worden— 34 Kreuzer; zwei Ohrfeiqen bekommen— l Gulden. 8 Kreuzer; ein Fußtritt bekommen— 34 Kreuzer. Wo- ruber dantbarlich quittiere." Das ist der Wortlaut der Quittung eines Wiener«Schauspielers des achtzehnten Jahrhunderts. Merk- würdigerweise erhielten nur di« Betrofsencn, also die Geprügeilen diese Sonderhonorare für„extraordinäre" Leistungen. Die Prügel« Helden erhielten nichts, da man offenbar annahm, daß das Prügeln ein Vergnügen sei. Ein Glück für die Theaterdiroktoren jener Zeit war, daß der Boxkampf noch nicht große Mode war.