Beilage
Sonnabend, 13. Juli 1929
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärt
Portier bei Tag und Nacht
Auf verantwortungsvollem Poften/ Das Herz der Hotelmaschine Lebendes kursbuch
Um es gleich vorweg zu nehmen, der Portier, von dem mir hier sprechen, ist nicht zu verwechseln mit jenem livrierten Mann an den Drehtüren der großen Restaurants und Cafés, dem wir ebenfalls den Namen Portier geben. Dieser führt den Namen nur zu Recht, wenn wir darunter den Türschließer verstehen, der den Gästen die Türe öffnet und hinter ihnen wieder zumacht. Der eigentliche Portier, derjenige nämlich, der in den großen 50 Ho= tels hinter einem großen Tisch figt und einen mit goldenen Streifen gezierten Gehrod anhat, ist eine viel gewichtigere Berjon. Ihm untersteht nicht mir der Pförtner und der Fahrstuhlführer; auf sein Kommando horchen auch die Boys, die in ihrer hübschen, schicken Uniform die Vestibüle der großen Hotels bevölkern. Er hat den verantwortungsvollsten Boffen im Haus. Wenn ein Gast ein Anliegen hat, fommt er zum Portier. Der Portier erfeit ein ganzes Aus funfts- und Verkehrsbureau. Er muß missen, wann die internationalen und nicht internationalen Schnellzüge ankommen, wann sie abfahren, welche Wagentlasse sie führen, ob Schlafwagen. Er muß aber auch wissen, wann sie in Madrid ankommen, in Warschau , in Paris , in Mailand usw. Der Portier ist ein lebendiges Kursbuch. Wehe ihm, wenn er nur einmal verjagt. Sein Ansehen ist dahin und nie mehr wendet sich der Gast an ihn.
Ortsfremde Gäste kommen und möchten die Stadt kennen lernen. Wo erfährt man am besten, was man sich ansehen soll?
wenn es sich um auswärtige Banken handelt. Also? Er nimmt das Risiko auf sich oder lehnt ab. Im ersten Fall wird er eine schlaflose Nacht verbringen, im anderen aber bestimmt den Gast beleidigen und vertreiben: Solche Fälle lassen sich aber nirgends vermeiden, und man wird es dem Portier nicht übelnehmen dürfen, wenn er sich vor Schaden schützen will.
Der Portier lebt von den Trinkgeldern. Das Gehalt, das er vom Hotelier bekommt, ist so minimal, daß man es eigent lich nicht gut Gehalt nemien tann. Die Höhe dieser Trinkgelder wird natürlich wieder von der Größe und dem internationalen Ruf des Hotels abhängen. In der Mehrzahl der Fälle dürfte das Ges sprechend niedriger find. Groß ist die Differenz jedenfalls nicht. halt in kleineren Hotels größer sein, da hier die Trinkgelder ent Dagegen sehr, mas die Trinkgelder anlangt. Genaues läßt sich freilich nicht feststellen. Sieht man einmal von den Berlusten ab, die dem Portier in seinem Berufe entstehen, so dürfte das Einkommen eines Portiers in einem mittleren Hotel dem eines mittleren Beamten, und das des Portiers in einem Großbetrieb dem eines höheren Beamten gleichfommen. Auch äußerlich wirkt sich dieser Unterschied aus. Der Bortier in einem ersten Betrieb wird die dem Portier eigentümliche Sorgfalt in der Garderobe verdoppeln. Sein Kragen wird nie benützt, seine Klei dung nie abgetragen erscheinen.
noch auf drei, vier andere Sprachen zu antworten weiß. 3mei| Sched gededt ist? Nachfragen laffen sich nicht gut anstellen, davon fließend ist unerläßlich. Die meisten Portiers find in jungen Jahren im Ausland gewesen und kennen die Sitten und Gebräuche fremdländischer Nationen bis auf ihren Nationalfeiertag. Im Um gang mit den Hotelgästen besitzt der Portier bei aller Höflichkeit, die selbstverständlich ist, eine gewisse 3urüdhaltung. Der Bortier hat die Würde des Hauses zu wahren. Er darf nie das Gleichgewicht verlieren und muß immer auf dem Posten sein. Und dieses Auf- dem- Posten- sein heißt nichts anderes, als darauf zu achten, daß sich fein zweifelhaftes Gelichter in das Hotel einschleicht. Aber auch das schärfste Auge fann natürlich nicht verhindern, daß sich Gäste einfinden, deren Gehen man lieber sieht als ihr Kommen. Ein unauffälliges Beijeitenehmen, so daß es niemand auffällt, eine Und da beginnt nun die besondere Geschicklichkeit des Portiers. diskrete Anfrage und der Gast verläßt, so rasch wie er gekommen ist, wieder das Haus. Verdächtige Gesellen, die an an: deren Orten aufgefallen sind, werden durch die Organisationen avisiert und ihr Aeußeres beschrieben. Der Portier hat für derlei Leute einen scharfen Blick und erkennt sie mit oder ohne falschen Bart. Ein Anruf bei der Kriminalpolizei, und der Hoch stapler wird in liebevolles Gewahrsam genommen. Der Portier wahrt bei dieser Vorsorge nicht nur die Interessen seines Chefs, des Hoteldirektors, sondern auch die seiner Kollegenschaft, die ja meistens zu den bevorzugten Opfern dieser Art Weltreisenden gemir auf meine diesbezügliche Frage, daß er mit dem Geld, um das er von solchen Leuten gebracht worden ist, mit seiner ganzen Fa milie eine vierwöchige Mittelmeerreise machen könnte. Aber auch sonst bringt der Portierberuf manche unliebfamen Folgeerscheinungen mit sich. Da läßt ein Gast beim Bortier einen Berjerteppich abgeben. Bevor er noch auf das Zimmer gebracht werden kann, wird er in einem unbewachten Augenblick gestohlen. Wer haftet für den Verlust? Der Bortier. Solche und andere Fälle machen den Abschluß einer Schutzversicherung zu einem dringenden Bedürfnis. Wie wir erfahren, stehen diese Verhand lungen nahe vor dem Abschluß.
Beim Portier! Der Portier, ein in Erfahrung und Höflichkeit er: hören. Ein Portier in der Nähe des Anhalter Bahnhofes erzählte einer lebendigen Maschine machen. Er ist sozusagen das Herz
jahrener Mann, weiß auf den ersten Blick, was er gerade diesem Gast zu empfehlen hat. So rät er dem einen also zur Oper, dem anderen zur Revue oder zur Operette. Zwischen diesen beiden ist ja fein großer Unterschied mehr. In Berlin wird zurzeit eine Operette gegeben, die beides in einem ist. Auch nach Kinos und Filmen wird gefragt, aber das sind dann schon die weniger anspruchsvollen Gäste. Hoch steht auch das Lustspiel im Kurs. Der Reisende will teine schmere Roft oorgelegt bekommen. Er will sich erholen, und dazu ist ein luftiger Schlager gerade recht. Der Bortier lächelt. Er, der nie Zeit hat, sich ein Stück auf der Bühne anzusehen, erzählt mit der freundlichsten Miene von der Welt, was sich in dieser Komödie alles begibt. Der Gast hört interessiert zu und entschließt sich, diesen Abend im Lustspielhaus zu verbringen. Dem Portier trägt er auf, die Karten zu besorgen. Der Portier ist der gebildetste Mann von der Welt
Woher aber weiß der Portier, was in diesem Stüd gespielt mird? Er lieft die Kritik. Da er selber nicht zum Besuch des
Neben der Würde hat der Portier aber auch die Gast freundschaft des Hauses zu vertreten. Er muß jederzeit freund lich sein und den Gast auf das zuvorkommendste behandeln. Selbst da, wo es ihm schwer fällt. Deshalb erfordert dieser Beruf die größte Selbstzucht und Selbstverleugnung. In die schwierigste Lage fonumt der Bortier dort, wo die geschäftlichen Prinzipien mit denen der Gastfreundschaft in Widerspruch gerátén.
fennt. Schwieriger liegt der Fall schon, wenn es sich um einen Schwieriger liegt der Fall schon, wenn es sich um einen Stammkunden handelt. Aber wie kann der Porter willen, ob der
Beim Portier laufen alle Fäden zusammen, die das Hotel zu dieser Maschine. An seinem Aeußeren wird man erkennen, mie das Hotel international einzuschätzen ist, an seiner Umficht und Beweglichkeit, wie es geleitet wird, welche Annehmlichkeiten es bietet. Dem Portier selber wird man nie ansehen, mii welchen Kleinigkeiten und Binzigkeiten des Berufes er sich außerdem noch abgeben muß. Bei ihm melden sich die neuangekommenen Gäste und tragen sich in das Fremdenbuch ein. Bei ihm befinden sich die Bimmerschlüssel in Verwahrung, wird die Bost abgeliefert und abgeholt, werden Bestellungen aufgegeben und angenommen, Kleinig teiten, die fich zu einer ungeheuren Tagesleistung summieren. Da neben die vielen Anfragen und Auskünfte, die von ihm eingefordert werden. Da muß angeordnet werden, daß ein Gaft statt des Feder. bettes eine Steppdecke erhält, da, daß das Kopfende des Bettes nach der Türe gestellt wird, daß die Fenster dichte Borhänge haben, daß das Zimmer geräuschlos ist, und wie die Wünsche alle lauten, die von empfindsamen und anspruchsvollen Gästen gestellt werden. Für alles ist der Portier zuständig. Auf feinen Wint eilen die Boys und schleppen das antommende Gepäck in den Vor
raum, auf seinen Wint heben sie es in den Wagen. Seine domi nuen und geleitet ihn mit einem Wiedersehensgruß aus den Haffen. Der Portier, das Herz des Hotels und nicht selten auch sein Berstand.
P- g
Der Brandstifter von Moskau
Theaters tommt, muß er sich doch irgendwie über den Inhalt orien, Darf der Portier einen Scheck in Zahlung nehmen? tieren. Was er nicht von Hotelgästen erfährt, das: eignet er sich so aus den Zeitungen an. Es gibt noch viele andere, unzähmit gutem Grund wird er es ablehnen, menn er den Gast nicht lige Dinge, die er verfolgen muß, uni Rede und. Antwort jfehen zu können. Da ist zum Beiſpiel das Wetter. Es kommen Göfte, die ihre Zeit nicht auf dem Zimmer verschlafen wollen. Die wollen wiffen, was es für Wetter gibt, ob es schön bleibt, ob es aufheitert, ob mit einem langen Regen zu rechnen ist. Danach treffen sie ihre Dispofitionen, Und immer wenden sie sich an den Portier, von dem sie annehmen, daß er es so eo ipso wiffen muß. Der Portier ist nicht nur eine Respekts, er ist auch eine Vertrauens person. Und in diesem Sinn wird er auch von den Gästen vehandelt. Gerade die weitgereisten und weltgewandten Gäste sind es, die fich mit allen wichtigen, ihren Aufenthalt angehenden Fragen an ihn wenden. In schwierigen Fällen ziehen sie ihn sogar in ihr Vertrauen und pumpen sich mal rasch ein paar Mark, die er ohne Bedenken gibt. Denn auch dieses gehört zu seinem, mie mir fehen, fehr verantwortungsvollen Amt. Und die Fälle sind nicht selten, daß er dieses Geld nie wieder sieht.
Man wird sagen, ja, marum pumpi der Portier eigentlich? Geld leihen ist immer eine figliche Geschichte! Stimmt. Aber ohne" geht es eben nicht. Es gehört einfach zu seinem Beruf, und will er seinen Bosten nicht verlieren, so muß er mit den Wölfen heulen und vorstrecken. Er fann von dem Gast, der ins Theater will und sich von ihm eine Karte besorgen läßt, nicht den Betrag im voraus verlangen. Erstens meiß er nicht, was es fostet und zweitens verträgt das Renommee des Hauses nicht, daß er Mißtrauen zeigt. Ungefähr weiß man natürlich schon, wem man Kredit geben tann und wem nicht. Aber so abgrenzen, daß man dabei nicht zu Schaden fommt, läßt es sich natürlich nicht. Wer weiß, ob der Gast, der schon duzend Male hier gewohnt hat und als vermögend gilt, es noch ist, wenn er zum dreizehnten Male eine Anleihe nimmt?
Hier liegen die Risikoquellen, die der nicht übersehen darf, der dem Portier ein großes Einkommen zuschreiben möchte. Gerade darüber bestehen in der Deffentlichkeit sehr irrige Meinungen. Die Pressestimmen sind nicht selten, die wissen wollen, daß ein Portier in wenigen Jahren ein reicher Mann ist. Besondere Fälle ausgeschlossen, wird man wohl sagen dürfen, daß diese Darstellungen durchaus irrig sind. Die Portiers, mit denen ich darüber gesprochen habe, befinden sich alle in reiferem Alter, zum Teil über zwanzig Jahre an einem und demselben Ort. Keiner von ihnen hat Reichtümer gesammelt, obgleich sie zum Teil in internationalen Hotels mit einem großen Publikum beschäftigt find. Die großen Bermögen der Portiers find Märchen. Im Gegenteil fonnte ich feststellen, daß ihr durchschnittliches Einkommen in feinem. Verhältnis steht zu dem Aufwand von Mühe und Arbeit und dem Kraft- und Nervenverbrauch, der von ihnen im Dienst perlangt wird. Die Portiers sind vorzeitig alt. Die meisten sind dem Ansturm von Fragen und Antworten, die im Laufe eines Tages an sie geftellt werden, nicht gewachsen. Wenn sie am Ende ihrer Laufbahn nicht auf die öffentliche Fürsorge angewiesen sein wollen, müssen fie in der Lage sein, in der Zeit ihres besten Mannesalters Rüdlagen zu machen, von denen sie später leben fönnen. Es tcmmt natürlich auch vor, daß sich ein Portier nach einer gemissen Berufszeit selbständig macht und ein kleines Restaurant oder Hotel zur Verwaltung übernimmt. Aber diese Fälle sind nicht gar jo häufig.
Wo fommen die Portiers her?
In den meisten Fällen gehen fie aus dem Kellnerberuf hervor. Menschenfenntnis, Weltfenntnis, Sprachenfennt nis ist die notwendige Borousiezuma ihres Berufes. Der Typ von Bortier ist nicht selten, der neben Eng und Französisch auch
Unbekanntes aus dem Jahre 1812 Bon Gotthardt Brodt
Der Brand von Moskau war das Berk eines Mannes, der| Charakters und das Bolkstümliche seines Auftretens gewann ihm heute so gut wie vergessen ist. Es handelt sich um einen angeblichen Nachkommen Dschingis- Khans, den Grafen Fedor Rostopschin, der dem Feudaladel seiner Zeit wegen seiner natürlichen Dentweise und feines unaristokratischen Benehmens stets ein Dorn im Auge Er wurde am 23. März 1765 auf einem kleinen Landgut bei
mar.
3wny in damaligen Gouvernement Orel geboren. Seine Erziehung war selbstverständlich sehr sorgfältig. Er sprach mehrere Sprachen ebensogut wie seine russische Muttersprache und war selbst nach den Berichten französischer Historiker, die ihn im allgemeinen nur als Mordbrenner bezeichnen, außerordentlich gelehrt. Schon mit ein undzwanzig Jahren wurde er von Katharina der Großen in diplomatischer Mission nach Berlin geschickt und nach seiner Rückfehr mit der Gräfin Protasoff, einer intimen Vertrauten Katharinas, vermählt. Katharina schäzte den klugen weitblickenden Mann sehr; denn schon damals waren derartige begabte Männer in der russischen Aristokratie selten. Als sie ihm aber eines Tages zu= verweigerte er ihr den Gehorsam und hatte sogar den Mut, sich auf mutete, Spitzeldienste im Gefolge ihres Sohnes Paul zu leisten, die Seite Pau Is zu schlagen. Die Folge war seine sofortige Ver
banming.
Nach dem Tode Katharinas kehrte er wieder an den Hof zurück und fah hier mit steigendem Entsetzen dem tyrannischen Wüten feines einstigen Freundes zu. Er sah, wie die Gärung im Volte wuchs und wie fich der eigene Sohn Pauls schließlich von seinem Bater abwandte und sich mit einigen adligen Verschwörern, die unter Leitung des Grafen Pahlen dem Günstling Pauls die Ermordung des Zaren vorbereiteten, zusammentat. Er erhob seine warnende Stimme, aber sie verhallte ungehört, und er mußte zum Dank dafür in die Verbannung zurüd.
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Kurz darauf, am 24. März 1801, murde der 3 ar Baul dann auch von seinen vermeintlichen Freunden erdrosselt, und der Sohn, nunmehr Kaiser Alexander, überschüttete die Mörder feines Vaters mit Orden und Ehren.
Rostopschin fehlte dafür jedes Verständnis, und so zog er sich benn nach Aufhebung des Verbannungsurteils nach Woronowo bei Mostau zurüd, wo er elf Jahre in stiller Zurückgezogenheit lebte. Erst im Jahre 1812, als das ruffische Heer vor Napoleon immer mehr zurückweichen mußte, erinnerte man sich am 3arenhofe wieder Rostopschins und ernannte ihn zum Generafgouverneur von Moskau . Hier begann der Graf nun eine Emfigkeit zu entfalten, die niemand mehr von ihm erwartet hätte, Tag und Nacht gönnte er sich feine Ruhe; Brotflamationen erschienen, die mie es heißt ,, den Stempel rücksichtsloser Härte und Wildheit trugen". Tagsüber tauchte er plöglich in irgendeinem Menschenhaufen auf und hielt Haßreden gegen Frankreich und Napoleon .
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Rostopschin kannte das Volk und das Bolf hatte ihn, wenn man so sagen darf, gern. Sein Gerechtigkeitsfinn, die Geradheit seines
die Herzen der Moskauer mehr und mehr. Als dann die Schlacht bei Borodino für die Russen verloren ging und Napoleon auf Moskau zu marschierte, eilte Rostopschin auf dem schnellsten Weg ins russische Hauptquartier, wo Rutujom, der Chef der Armee, und Zar Alexander rat- und tatlos beieinander faßen. Befragt, was er von der Situation halte, antwortete Rostopschin nach einem Bericht des Herzogs Eugen von Württemberg :
,, Soll ich jetzt einen Rat geben, so ist es der, daß Ihr die heilige Stadt lieber niederbrennt, ehe Ihr sie dem Feinde - überlağt."
Der Zar und Kutusom stimmten zu und Rostopschin fuhr nach Moskau zurüd, wo er sich mit zwei Deutschen , dem ehemaligen Würzburger Arzt Franz Leppich und dessen Freund Schefler, -die der Regierung den Vorschlag gemacht hatten, die feindliche Armee mit Explosivstoffen zu vernichten zusammentat. Diese beiden Männer arbeiteten jetzt Tag und Nacht an der Herstellung Moskau , als die Franzosen schon vor den Toren der Stadt standen. von Projektilen, Zündern und Brandraketen und verließen erst Rostopschin aber befahl noch, ehe er Moskau verließ, daß die e. fängnisse geöffnet und sämlichen Berbrechern die Freiheit geschenkt werde. Er ließ die Brunnen zuschütten und sämtliche Löschapparate zerstören oder fortführen. Seine eigenen Häuser in Moskau und Woronom ließ er zerstören.
Am 13. September, morgen 9 Uhr, verließ Moskaus Generalgouverneur die dem Untergang geweihte Stadt. Auch die Einwohner 30gen ab und allmählich breitete sich jene unheimliche Stille in der
großen, alten Stadt aus, die den damals mächtigsten Mann Europas etwas später fast rasend machte. Und am Abend nach dem Einmarsch der Franzosen flacerten plöglich überall, wie auf ein ge gebenes Zeichen, Feuersbrünste auf und verbreiteten sich, durch den gerade herrschenden Sturm angefacht, mit rasender Schnelligkeit über die alte Riesenstadt. Ein gewaltiges Schauspiel bot sich dem unerfättlichen Eroberer dar. Die Holzbrücken der Stadt stürzten ein und trieben zwischen brennenden. Schiffen auf der Mostma dahin, frachend stürzten die Kirchen zusammen und aus Häusern, Hütten und Baläften loderten die Flammen hell in die Nacht hinein. Ein unabsehbares Flammenmeer dehnte sich vor Rapoleons Augen aus, der nur die Worte hervorbrachte: Was für ein Menich muß diefer Rostopschin sein! Er ist ein Barbarein Szythe!"- Roftopschin hatte Rußland einen großen Dienst erwiesen, was die zaristischen Gerichte doch nicht hinderte, ihn dafür der Barbarei anzuflagen und deswegen zu verurteilen.
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Fast völlig verarmt starb er dann am 12. Februar 1826, nach dem er die Inschrift für seinen Grabstein festgelegt hatte, die lautet: ,, Hier liegt, um immer zu liegen, mit verwandeler Seele, leerem Herzen und abgenügtem Körper ein alter foter Mensch; Meine Damen und Herren, machen Sie, daß Sie weiterkommen!"