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Beilage

Montag, 15. Juli 1929

Der Abend

Spalausgabe des Vorwär

Un po'di dreccia

Eine romantische Reise/ Von Heinrich Hemmer

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gleichzeitig in alle drei Röhren hineinblasen und ihre Finger daran spielen lassen. Sie üben sich das als Kinder mit Strohröhrchen ein, blasen, ohne auszusetzen, in ein Wasserglas, und holen gleichzeitig durch die Nase Atem: probieren Sie's einmal! Auch Jäger traf ich da oben, die Jagd ist frei und die Hirten selbst fangen Füchse in einer Schlingenfalle: 5000 war der Jahresrekord. Gentleman jäger, darunter Engländer und Amerikaner, sezen den kleinen sar denischen Bären ihres seidenweichen, taffeebraunen Felles halber nach und dem Marder geht's auch nicht gut

Alberghi gab es teine, aber überall wurde ich gastfreundlich aufgenommen, selbst in einer Hütte, deren aus fotigem Lehm be stehende Wände ein Plazregen weggeschwemmt hatte, wurde ich zu dem Familientisch geladen, der mun, wie die Betten und das übrige Mobiliar, sich den Blicken des Wanderers weithin fichtbar darbot. Das Haus ist flein, aber das Herz ist groß" fagten mir die un­verdrossenen Insassen. Wochenlang habe ich im Inneren Sardiniens von der Gastfreundschaft der zutraulichen und vertrauenden, wenn auch in sich gefehrten Bevölkerung leben können, die man nur durch einen Vertrauensbruch zum Feinde machen kann, aber dann zum erbittertften. Selbst zwischen Familien, die sich Blutrache geschworen haben, wird die Gastfreundschaft heilig gehalten, der darum an fucht, wird wie ein Kind des Hauses aufgenommen, vielleicht aber zehn Schritte weit ab ermordet, wenn er es verläßt.

Ich fuhr in einer Maiennacht des Jahres 27 um Schafdärme Signor Giulio war ein Millionär; es gibt erstaunlich viel für Biolinseiten zu kaufen von Civitavecchia nach Teranova Millionäre in dem kleinen Ozieri, das durch Bieherport während auf Sardinien , oder Sardenien, wie man sagen sollte, denn die des Krieges reich geworden war. Fast zweihundert Millionäre gibt. Insel hat ihren Namen nicht von den Delsardinen, sondern dem es und sie sind so schlicht und einfach, daß man sie nicht von einem stillen, stolzen, noch immer etwas mittelalterlichen phön.zisch- römisch besseren Bauern unterscheiden kann. Ihr größter Lurus ist eine arabisch- spanischen und nur wenig italienischen Volke der Sarden. Billardpartie zu spielen und ihr größter Leckerbissen sind oh! Ein blaugrün phosphoreszierender Schimmer lag meilenweit auf oh! dreccia. Die Leibspeise der reichsten Millionäre und der Meeresfläche, von Medusen herrührend, Myriaden von treiben ihrer ärmsten Knechte sind Schafdärme. Auch Herr Giulio fonnte den Quallen. Frühmorgens waren wir am Ende eines zwei Kilo- mich meinen geschäftlichen Zielen nicht näher bringen, da man in meter langen Dammes vor Anker gegangen, der durch seichtes dieser Gegend die Eingeweide höher schäßt und teurer bezahlt als Wasser, in dem schildkrötenförmige Inseln lagen, zum Hafen führte: das Fleisch. in weitem Bogen ragt eine stahlfarbige, zerflüftete Gebirgsfette auf. Ich ritt mit einem von Giulios famosen Pferden tief in das Die Bahn brachte uns nach der Stadt und ich erfundigte mich meltabgeschiedene, menschenarme sardinische Gebirge im Insel fogleich nach dem Beterinär, der mir über die Schafschlach- zentrum. Berittene Ehepaare famen mir entgegen, der tungen des Bezirkes nähere Auskunft erteilen sollte. Ich ging über Mann im Sattel, die Frau mit baumelnden Beinen hinten auf große Quadern, an rohen, grauen Steinmauern entlang in einen dem Schweifteil sigend. Hirten trieben unendliche Schafherden vor alten Hof, wo Korfrinden berghoch aufgeschichtet lagen, aber der sich her, angetan mit der Ma strucca aus gegerbtem Schafpelz, Tierarzt war nicht zu Hause, er schien sich hauptsächlich mit Käses ein doppelseitig tragbarer, ärmelloser Rod, der im Winter gegen handel zu befassen und ich lenkte meine Schritte an dunkelfarbigen die Kälte, im Sommer gegen die Gewalt der Sonnenstrahlen, und ernsten Menschen vorbei nach Magazinen, wo der harte Schaftäse, zwischendurch gegen Regen und Nässe schützt: also ein wirklich praf der Pecorino Sardo, wie schwarzgefettete Mühlsteine aus- tisches Universalkleidungsstüd. Die Hirten find virtuose Bläser, die fehend, in Kolonnen aufgeschichtet lag, und wieder anderen, wo der auf einer altgriechischen, dreiröhrigen Flöte der Sauneda geräucherte Bravelone, den man für den Kinderreichtum Sar- ein merkwürdiges Kunststück vollführen, indem sie viertelstundenlang Liebe, langen Röcken, Gastfreundschaft und Blutrache. diniens verantwortlich macht, reihenweise aufgehängt ist, aromatisch duftende Kürbisse der Fruchtbarkeit.

Den Veterinär aber fand ich beim Barbier, wo er mich auf gut Neapolitanisch begrüßte und von tausenden, zehn- und hundert. tausenden von Schafen sprach, die geschlachtet werden sollten: mit ihren Därmen fönnte man alle Violinen Deutschlands besaiten, fagte er. Ich ging nach den Schlachthöfen und zu den Schaf- schlächtern, von zehn- und hunderttausend war natürlich feine Rede, aber es hing immerhin eine Anzahl geschlachteter Schafe an den Hafen, nur sollte ich für die Därme, die ich selbstverständlich als Abfall kaufen wollte, in dieſem billigsten italienischen Lande überall Liebhaberpreise bezahlen, ja, man wollte mir sie überhaupt nur ungern überlassen.

Mit einem einzigen Schlächter fonnte ich so halbwegs überein­fommen: es war gerade Schlachttag bei ihm, meine Erwartungen, als er mich in sein Mattatorio führte, waren hochgespannt, aber nur ein einziges Lämmchen wurde da getötet und ausge weidet. Bir tranfen nach Landesbrauch eine Flasche vino cotto auf den glücklichen Geschäftsabschluß; als mir zurüdtamen, mar der Darm des zarten Geschöpfes verschwunden." Favorisca" fagte die Schlächtersfrau und setzte eine duftende Platte vor, auf der ein 3opfartiges Geflechte lag, schön mit Tomatensaft übergossen, un po di dreccia", was ist das?" fragte ich neugierig. Das sind gedünftete Schafdärme- unser unser Nationalgericht."

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Ueberall gibt es andersfarbige Trachten, und überall sind sie über alle Borstellung malerisch: Sardinien ist heute das letzte Kostümland Europas . Aber auch dort räumt über furz oder lang die Kultur mit der Poesie auf. Nun: es war der schönste Mai meines Lebens. Sardinien ist die unberühmtefte und romantischyfte Mittelmeerinsel. Ein mittelalterlicher Traum, gewebt aus treuer

Der Bastillensturm

1789­

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- 14. Juli-

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1929 Von Hermann Wendel

Der 14. Juli 1789, Tag des Bastillensturms, ist einer jener seltenen

Frühlingstage der Menschheit,

deren Glanz nicht in Jahrhunderten erlischt. Sicher sind andere Daten für den Verlauf der französischen . Revolution nicht minder bedeutungsvoll, etwa der 17. Juni 1789, an dem sich die Deputierten des dritten Standes zur Nationalversammlung erklärten, oder der 10. August 1792, an dem Krone und Szepter des heiligen Ludwig aufs Pflaster rollten, aber mit Recht ist der 14. Juli unter allen Tagen des Jahres begnadet.

Daß an diesem Tage das Bolt von Paris gerade die Bastille berannte, hatte taktische Gründe und politische Wirkungen. Da die feudale Gegenrevolution, verförpert in König und Hochadel, aus der Provinz vermeintlich ergebene Truppen nach der Hauptstadt 30g, um die Revolution mit roher Gewalt im Keim zu ersticken, schien die Bastille als strategischer Stüßpunkt

gegen das Volk ausersehen, das sich nicht umsonst in den Besitz von 28 000 Flinten und 5 Geschützen gesetzt hatte. Darum mußte sie fallen und fiel, nicht zulegt, weil sich ein Teil des Militärs auf die Seite der Aufständischen schlug. Durch diese Niederlage wurde Lud­ wig XVI . so eingeschüchtert, daß er zwar noch mit allerhand Ränken bis zum vollendeten Hoch- und Landesverrat, aber, nie mehr mit offenem Angriff gegen die Revolution vorzugehen wagte. Der Bestillensturm entschied!

an den Beiwachtfeuern von Balmy: Von hier und heute beginnt eine neue Epoche der Weltgeschichte!"

Auch als sich die Revolution unter der Schredensherrschaft mit dem Blut Unschuldiger befleckte, als die Diftatur der Demokratie in eine Dittatur des Cäsarismus mündete und als die Verteidigungs friege der Republif in Eroberungskriege des Kaiserreichs ausarteten, ging das große Werf, das mit dem Bastillensturm so glorreich be gonnen hatte, nicht allmählich unter. Trog allem war Napoleon insofern

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der Teftamentsvollstreder der Revolution, als er ihre sozialen Errungenschaften schüßte; die Niederlegung der ständischen Schranken, die Rechtsgleichheit aller Bürger und der llebergang des feudalen Grundbesizes in die Hand der Bauern schaft und Bourgeoisie alles das blieb und wirfte werbend auf die anderen Völker. Aus den Gebieten, aus denen wie aus dem linksrheinischen Deutschland die französische Verwaltung Feudalis mus und Leibeigenschaft hinausfegte, sprühten die Gedanken der Großen Revolution wie Feuerfunten in alle Welt, und wann und wo immer im neunzehnten Jahrhundert der dritte Stand, sein Recht heischend, an die Pforte des absolutistischen Staates flopfte, berief er sich auf das Jahr 1789.

Im innersten Wesen war die Revolution so sehr

eine bürgerliche Bewegung,

Ich verließ Terranova, wo man die Schafdarme, nach denen ich fahndete, als Delikatesse verspeist, und fuhr mit der Bahn berg. auf, bergauf, zwischen Feldern und Korfeichenwäldern nach zwei Stunden Fahrt jah ich ein anscheinend zwischen Bergen einge flemmtes Rastell, fast greifbar nahe, auf das wir in weitem Bogen zufhren. Es entpuppte sich nach einer Stunde als eine, um einen Marktplay amphitheatralisch aufgebaute Stadt: Dzieri. Dorthin mar ich an einen Großzüchter empfohlen worden. Durch enge, malerische Gassen und Treppen fam ich zu einem Café, das vollgepfropft von Menschen war, wie ich noch feines gesehen, fleine Männer mit orientalisch dunklen, scharfgeschnittenen Gesichtszügen, in malerisch bunten Trachten, mit hausgewebten weißen Wollbein kleidern, beim Knie mit roten Bändern eingezogen, über den Kopf einen schwarzen Strumpf gestülpt, der verwegen herabhängt nach vorne, hinten oder nach der Seite, standen( zum Sizen war fein Platz), wie eine Mauer, in atemloser Spannung um zwei Billard: tische herum, als sollten die gestoßenen Kugeln über das Schicksal der Insel Sardinien , die so oft ihren Besizer gewechselt hatte, end. Schwanden, war das aufreizendste Sinnbild für die Macht geoifie. Wohl aber hatte der 14. Juli 1789 noch die Bedeutung,

gültig entscheiden. Es war eine Art Massenpsychose, es war die Apotheose des Billardspieles.

Am Marktplay, wo sich die Frauen in fonntäglichen, buntge­webten, und noch bunter bestickten, reich mit feinsten Spizen ver Lrämten, wahrhaft prunt- und geschmackvollen Nationaltostümen zur Kirche drängten, schwenkte ich in das gastliche Tor des Albergo Marchetti ein. Alles ist so häuslich solide hier, überaus solide, 3 u solide: fann man sich, überlegte ich, zwischen diesen dichtge webten, stachelig neuen Leintüchern, mit der gut. 20 Kilo schweren Schafwolldecke, die darüber herabhängt, gegebenenfalls auch um drehen, ohne sich jämmerlich zu zerfragen; solide sind auch Küche und Keller, die harte, dunfelgelbe Butter bekommt man in ganz Italien nicht, noch das gute Delbrot, das überreiche Nuß - und Mandelbackwert, und der vino cotto, der gleich nach dem Pressen gefocht wird; muß seine 30 Prozent Altohol enthalten, nach dem Effekt zu urteilen. Aber eines verdroß mich, als ich die Speise Parte ansah, gleich wieder. Warum will dieses edle, stolze, unab= hängige, selbst von den Römern nie ganz unterworfene und auch heute noch privilegierte, dieses offenherzige, biedere, moralisch hoch­stehende Bolk, warum will es überall und unbedingt von den oll den guten Dingen, die es auf der Insel gibt, am liebsten dreccia, meine Schafdärme, essen und mir das Geschäft verderben?! Signor Giulio begegnete ich zufällig auf dem Landweg droben, bei einem der merkwürdigen, fomischen, aus losen Steinen muraghe zufammengefügten vorrömischen Befestigungstürmen die man zerstreut in ganz Sardinien antrifft. Er bog fich von einem Schimmel herab, auf den er mächtig stolz war. Eine vorzügliche, dort allgemein gezüchtete arabisch- sardenische Kreuzung, erklärte er, die die besten italienischen Kavalleriepferde abgibt. Etwas flein find die Tiere aber gescheit: der Schimmel ver stand den schwierigen fardenischen Dialekt, daß es eine Freude war. Warum gehst du schon wieder auf den Steinen," sagte Giulio zum Schimmel, macht es dir etwa Spaß?" Der Gaul schüttelte ben Ropf und trat sogleich aufs Weidegras hinüber, dort brehte er sich auf das Geheiß seines Herrn wie eine Lokomotive auf der Dreh­scheibe herum, und als dieser ihn fragte, warum er heute so faul sei, schnaubte das Tier, machte einen Sprung und schoß wie ein Pfeil von hinnen. Giulio saß ohne Bügel und Zügel hoch" zu Roß, wie es in Sardinien Sitte ist. Das sind nur Zirkuskunft stücke," sagte er, zurückommend, aber wenn ich ihm die Hand ein Zittern durch den Körper des Schimmels, er fennt teine Hinder nisse mehr und trägt mich wie ein Walkürenroß über Stock und Stein."

genannt

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Aber mindestens ebenso tief reichte die moralische Bedeutung des 14. Juli. Kein Gebäude in Paris war so verhaßt wie die Bastille , an deren Mauern der Fluch Unzähliger flebte, denn dieses düstere Staatsgefängnis, in dem Mißliebige ohne Anklage, ohne Berhör, ohne Urteil, nur auf einen Wink des Königs oder eines Ministers oder einer föniglichen Kebse oft auf Lebenszeit ver­der Willkür und die Ohnmacht des Rechts im alten feudalen Frank­ reich . Daß das Volk in blutigem Kampf diese Zwingburg nahm, dem Erdboden gleich machte und ihre Niederlegung durch fröhlichen Tanz auf der Stätte einstigen Grauens feierte, war wirklich das Zeichen für den

Anbruch einer strahlend neuen Zeit.

Die Erinnerung an diesen Tag, da sich das Bolt aus eigener Kraft, mit der Tyrannei abrechnend, seine Souveränität errungen hatte, trieb wie herrischer Fanfarenstoß die Revolution auf ihrer vor­gezeichneten Bahn weiter.

Da die Revolution, die seit einem Jahrhundert und länger in den Eingeweiden Frankreichs wühlte, um am 14. Juli 1789 unwider stehlich hervorzubrechen, den Machtantritt des Bürger­tums auf Kosten der abgelebten feudalen Schmarozerschichten brachte und in aller Welt die Bourgeoisie für das neunzehnte Jahr hundert zur Herrschaft berufen war, handelte es sich beileibe nicht um ein lokalfranzösisches Ereignis, sondern es war, mit Karl Marg zu reden,

eine Revolution europäischen Stils:

nicht der Sieg einer bestimmten Klasse der Gesellschaft über die alte politische Ordnung, sondern die Proklamation der politischen Ord. nung für die neue europäische Gesellschaft. Darum zuckte die Kunde vom Fall der Bastille wie ein elektrischer Schlag über den ganzen Erdball. In Deutschland empfanden die edelsten Geister, wie der Historiker Johannes Müller, der den 14. Juli ,, den schönsten Tag seit dem Untergang der römischen Weltherrschaft" nannte; zu tiefft bewegt durch die Nachricht, vertraute der greise Dichter Klop­ftod einem Freunde an: Großes ist geschehen für Gesetzlichkeit der Obermacht! Aber Größeres steht bevor:

Kampf der Patrizier und der Plebejer durch ganz Europa , und selbst in dem fernen und finsteren Petersburg umarmten sich die Menschen auf der Straße, einander Glück wünschend ,,, als ob ihnen alle die Kette abgenommen wäre". Wer immer des künstlich verlängerten Mittelalters überdrüssig war, fühlte, daß in Baris an diesem Julitag seine eigenste Sache gefiegt hatte. Auch als Kaiser und Könige sich verschworen, den Drachen der Revolution zu erlegen und ihre Söldnerscharen vor den Freiwilligenheeren der jungen Frankenrepublik auseinanderstoben, schlug das Herz aller für die Freiheit Erglühten dort, wo die Trikoloren wehten. Hölder 1in schrieb im Sommer 1792 seiner Schwester: Bete für die Fran­zojen, die Verfechter der Menschenrechte!" Und Goethe verfündete

783 Abgeordneten zwar 29 zum Bürgertum übergelaufene Adlige, daß in ihrer radikalsten Vertretung, dem Nationalfonvent, unter der Reichtum hart mitgenommen wurde. famen solche Vorschläge aber mur 2 Arbeiter saßen, und wenn zuweilen in Wort und Tat und Verfügungen auf das in belagerten Festungen Uebliche heraus und hatten nichts mit Sozialismus zu tun; die Danton , Robes. eingefleischte Sachwalter der Bour

daß er

das arbeitende Bolt, die Maffe, das Proletariat, handelnd neben das Bürgertum auf die Bühne stellte. Arbeiterblut floß beim Bastillensturm für die Freiheit, denn unter den rund hundert Toten, die der Tag kostete, war eine Anzahl so arm, unbe­fannt und verlassen, daß mehrere Wochen Nachforschens ihre Namen nicht aus dem Dunkel zu ziehen vermochten; mit Recht sagt Jean Jaurès von diesen proletarischen Bastillenstürmern, daß sie durch ihren Mut und ihre Kraft dem großen revolutionären Tag das Mertzeichen ihrer Klasse aufgepreßt hätten, so daß es dank diesen Waderen heute unter der Sonne nichts gibt, was völlig der Bour­geoisie gehört, nicht einmal ihre Revolution".

laffe auch Aber die historische Entwicklung machte die Arbeiter.

zum Verwalter eines guten Teiles des Gedankenguts, das 1789 und in den Jahren danach seine verständlichste und mit reißendste Form erhielt. Gehemmt durch Eigensucht und zerfressen Don Gewinngier, zeigte sich die Bourgeoisie weder willig noch fähig. die besten ihrer eigenen Forderungen in die Wirklichkeit zu über. tragen; von der erhabenen Ertlärung der Menschen. rechte" blieb das meiste totes Papier, als die Klasse, deren wirt. schaftliche Macht auf dem Kapitalbesig, statt auf dem Grundbesitz ruhte, zur Herrschaft tam. Darum hat die Arbeiterklasse, die neben dem Sozialismus auch die Demokratie, die den Sozialismus durch die Demokratie erstrebt, mit Fug die hohen Prinzipien von 1789

aufgegriffen:

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

heißt auch ihre Losung, und ihr Kampf gilt nicht minder dem Ideal, für das die Männer des 14. Juli ihr Leben ließen. Nicht von unge­fähr begann der erste Kongreß der Zweiten Internationale zu Baris am Jahrhunderttag des Bastillensturms, am 14. Juli 1889, und wenn Lenau zum Bemeis, daß sich der Sonnenaufgang nicht mit Purpurmänteln oder dunklen Rutten verhängen lasse, die kühn vorwärtsdrängenden Geister und Gruppen der Menschheitsgeschichte aufzählt, nach Huß und Zista Luther und Hutten:

Die dreißig Jahre, die Gevennenstreiter, Die Stürmer der Bastille, und so weiter so umspannt dieses und so weiter" heute vor allem die Bataillone, die sich unter den Fahnen der Sozialdemokratie zum Sturm auf die letzten Bastillen der Vergangenheit zusammenschließen.