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BERLIN Dienstag 16. Juli 1929

Der Abend

Erfdetuttigliezßer Sonntaga Sugleich Abenbausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Vf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition; Berlin SW 68, Lindenstr. 3

Spätausgabe des Vorwärts

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Nr. 328

B 163

46. Jahrgang.

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Amerika als Schiedsrichter?

Moskauer Friedensvorschläge für den Fernen Osten.

London , 16. Juli. ( Eigenbericht.) Genesungsheim Sieberhübel in Oberschreiberhau

Die amerikanische Presse meldet aus Moskau ,

daß Litwinow für den Fall einer negativen Antwort der chinesischen Regierung auf die russische Note die Absicht habe, Amerika um einen Schiedsspruch in dem russisch- chinesischen Streit über die pstchinesische Eisen­bahn zu bitten. Angeblich beabsichtigt sich Litwinow bei diesem Schritt darauf zu stüken, daß die Regierung der Vereinigten Staaten Rußland seinerzeit eingeladen habe, den Kellogg Pakt zu unterzeichnen. Die amerikanische Presse weiß ferner zu berichten, daß die Note an China zu einem heftigen Konflikt zwischen Litwinow und Karachan geführt hat. Litwinow soll der Auffassung sein, daß Rußland durch den Kellogg - Paft gebunden sei und das dreitägige Ultimatum an China daher einen Bluff bedeute.

Moskau wünscht Konferenz. Ruhiges Abwarten der Sowjetregierung proflamiert.

Mostau, 16. Jufi.

Die Cage wird jeht bereits ruhiger angesehen. Man rechnet mii einem Einlenten Chinas , wodurch die Grundlage für Ber­handlungen gegeben wäre. Die Kundgebungen gegen China gehen aber weiter. Die Blätter veröffentlichen zahlreiche Ent­ichließungen von Arbeiterorganisationen, die gegen die, räube­rijchen Gewalttaten" der Chinesen in Charbin protestieren. Die offiziöse Jfweftija" tonftafieren den Ernst der Lage, befonen aber, daß die Sowjetregierung sich auch jetzt nicht von ihrer berechtigten Empörung leiten laffe, sondern von echter Friedensliebe, und daher hoffen dürfe, daß die vorgeschlagene Konferenz zuftande tommt.

Japan bleibt neutral.

London , 16. Juli. ( Eigenbericht.)

Der japanischen Regierung ist bisher über das russische ulti­matum an China eine offizielle Mitteilung noch nicht zugegangen. Das japanische Kabinett hat sich deshalb mit der Angelegenheit noch nicht befaßt. Offiziös wird jedoch mitgeteilt, daß die maßgebenden Kreise Japans die politische Entwicklung in der Mandschurei mit äußerster Sorge betrachten und Japan im Falle einer bewaffneten Auseinanderseßung sich streng neutral verhalten werde.

Zwischen Krieg und Frieden.

London , 16. Juli.

In Beting find Berichte eingegangen, wonach russische Friedensunterhändler im Flugzeug aus Mostau in Irkutsk in Sibirien eingetroffen sind. Es wird versichert, daß sie fich in Bereitschaft halten für eine Konferenz mit Bertretern der chinesischen Regierung für den Fall, daß die Nankingregierung folche Verhandlungen wünschen sollte, um die in dem sowjetrussischen Ultimatum angefündigten ernsten Folgen zu vermeiden. Sowohl in Nanting wie in der Mandschurei wird die Lage sehr zuper fichtlich beurteilt. Marschall Tschanghsüliang befindet fich an der Küste auf Urlaub und zeigt feine Neigung, ihn

abzubrechen.

Bis zur Beantwortung der Note, deren Frift am Mittwoch abläuft, segen die chinesischen Behörden alles daran, um ihre Kon= trolle über die chinesische Ostbahn durch Beseitigung der Russen so vollständig wie möglich zu machen. Inzwischen sind faft sämtliche russischen Staatsangehörigen entlassen worden.

Die Nanting- Regierung glaubt offenbar, daß das sowjetrussische Ultimatum nur dazu bestimmt ist, die chinesische Regierung zu Ver handlungen zu zwingen. Die Lage der Sowjetregierung wird als nicht ausreichend gefestigt angesehen, um Moskau in die Lage zu versehen, die Kriegsdrohungen gegenüber China durchzu führen. Trotzdem sind für alle Fälle ziemlich umfangreiche mili tärische Gegenmaßnahmen in der Mandschurei getroffen morden. Sechs Panzerzüge verkehren auf der chinesischen Ostbahn zwischen Charbin und Mandschurija.

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errichtet für die Betriebskrankenkasse der Stadt Berlin durch Architekt Albert Gottheiner , wird dieser Cage eröffnet.

verteidigt die Sowjetunion !" Ausdrud gaben. Ununterbrochen er- von ihren Opfern ab. Unter Zurücklaffung ihrer Beschmier hielten die Demonstranten Verstärkung, und es fam zu einer utensilien suchten die Rowdys das Weite. muchtigen Demonstration. Aus den Reihen der Massen flogen Die Berlegungen der Reichsbannerfameraden stellten sich glück­Steine gegen die Fenster des chinesischen Konsulates, die sämtlicherweise als nicht gefährlich heraus und beide konnten in lich in Trümmer gingen. Bei Eintreffen der Schupo- Ueberfalls ihre Wohnungen gebracht werden. tommandos war die wirkungsvolle Demonstration bereits be= endet."

Die Fenster im Nebenhause zertrümmert. Tatsächlich spielte sich der Vorgang folgendermaßen ab: Am Montag abend tamen drei oder vier üble Ge= stalten in russischer Tracht in die Nähe des chinesischen Konsulates und warfen zwei Fensterscheiben in Trümmer, aller­dings nicht die des Konsulates, sondern des Nebenhauses, das sie mit dem Konsulat verwechselten.

Seit heute morgen steht ein Schupodoppelposten vor dem Kon­

fulat, um rechtzeitig einzugreifen.*

befoldet. So müssen sie von Zeit zu Zeit ihre Leistungsfähigkeit Die Herrschaften im Karl- Liebknecht- Haus werden von Moskau beweisen. Rönnen sie nicht mit muchtigen Demonftrationen und empörten Massenleidenschaften in der Wirklichkeit aufwarten, so werden eben Phantasieprodukte serviert. Das wird ihnen in Mos­tau durchaus nicht übel genommen: haben sie doch auch damit ihre Brauchbarkeit und Tüchtigkeit wenigstens im Schwindeln erwiesen.

Rotfrontüberfall auf Reichsbanner.

Zwei Reichsbannerkameraden verletzt. Ein feiger tommunistischer Ueberfall wurde in der vergangenen Nacht auf einen Kleinen Trupp Reichs­bannerfameraden im Osten Berlins verübt. Ein Reichsbannermann erhielt einen Messerstich, der andere wurde durch Hiebe mit einem Schlagring übel zugerichtet. In allen Gegenden waren in der vergangenen Nacht tommu­nistische Haufen, sogenannte Schmiertolonnen" eifrig dabei, die Bürgersteige mit allerlei unfinnigem Zeug zu bemalen. An der Ede Petersburger und Matternstraße waren es gleich 30 Rotfrontleute, die mit Maltopf und Pinsel für Sowjetrußland gegen China Stimmung" machten. Man braucht eben mal wieder eine Abwechslung, und so ist der chinesisch russische Kon­flift für die Berliner Kommunisten ein willkommenes Fressen. Als die Mostaujünglinge inmitten ihrer Arbeit waren, famen mehrere Reichsbannerleute des Weges, die sich nach einer Versamm lung auf dem Heimweg befanden.

,, Massendemonstration" gegen China . 30 Rotfrontleute, die mit Maltopf und Binsel für Sowjetrußland

ausgabe:

Ein Bericht und die Tatsachen.

Die Rote Fahne " erzählt in ihrer Dienstag- Morgen Gestern abend gegen 10 Uhr fammelten sich vor dem House des Berliner chinesischen Konsulates in der Beuthstraße mehrere hundert Arbeiter, die ihrer Empörung über, die friegerischen Borbereitungen der chinesischen Regierung an der sowjetrussischen Grenze und den feigen Ueberfall der chinesischen Militaristen auf die sowjetrussischen Angestellten der oftchinesischen Eisenbahn durch Laute Rufe: Nieder mit den Nantinger Kriegshegern!",

Sofort fam es zu einem Streit, bei dem von Rotfront" mit den geistigen Waffen der KPD., mit Messern und Schlagringen, gekämpft wurde.

Die dreißig Mann fielen über die fleine Gruppe her, und erst

So wird's gemacht!

Die KPD. bestellt alles, was fie braucht.

Bor uns liegt ein in Schreibmaschinenschrift vervielfältigtes Rundschreiben folgenden Wortlauts: Berlin , den 13. Juli 1929.

Werter Genosse!

Ich bitte Dich, sofort einen Brief zu schreiben, welcher an die französischen Arbeiter*) gerichtet wird, in dem Du über die deutschen Zustände, politisch und wirtschaftlich, Wachsen des Faschismus, sozialdemokratische Ber­die Notwendigkeit der Antikriegstampagne gegen den imperialistischen räterei und die schweren Kämpfe der KPD. schreibst, sowie über Krieg und für die Verteidigung der Sowjetunion . Du mußt darin Bezug nehmen auf die gesteigerte Notwendigkeit der internationalen Verbindung der Arbeiterkorrespondenten.

spätestens in einigen Tagen in unseren Händen ist. Dieser Brief Ich bitte Dich, diesen Brief sofort zu schreiben, so daß er wird zwar für die RF." verwertet, ist aber in der Hauptsache für unsere Bruderzeitung gedacht. Er darf keinesfalls länger als 1 bis Seiten sein, nur einseitig, möglichst mit Tinte geschrieben und besonders ist zu beachten: Name des Betriebes, Belegschafts­stärke, Dein Beruf müssen angegeben werden. Anstatt Namen schreibst Du Deine Nummer unter:

Wir erwarten diesen Brief, auch wenn Du arbeitslos biſt. Mit famerabschaftlichem Gruß

AK. und Betriebsredaktion der Roten Fahne". gez. Möller.

*) Diese Zeile ist beim Schreiben freigeblieben und die Worte: franzöfifchen Arbeiter" handschriftlich eingefügt. Das ist ganz praktisch, meil je nach Bedarf, die Adreffe eingefügt werden kann, an die die Entrüstung geliefert werden soll.

Reichskanzler an Delbrücks Witwe.

die Wite des verstorbenen Historikers Hans Delbrüd folgendes Reichstanzler Hermann Müller hat aus Bad Mergentheim an Telegramm gesandt: 3u dem schweren Verlust, der Sie durch das Hinscheiden Ihres Gatten betroffen hat, spreche ich Ihnen und den Ihrigen zugleich im Namen der Reichsregierung meine aufrichtigſte Anteilnahme aus. Hans Delbrücks Verdienste als Forscher sichern ihm ein bleibendes Andenken. Er starb mit 80 Jahren immer noch

Rieber mit den Arbeitermördern der Kuomintang!". Schüßt und als die Bolizei herbeieilte, ließen die tommunistischen Helder zu früh, weil er zu den Begnadeten gehörte, deren Arbeitskraft

schien,"