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Beilage

Donnerstag, 18. Juli 1929

Tiere, die zusammenleben

Naturbetrachtung von Hans Hyan  

In den Pampas von Buenos Aires   bis Patagonien im nörd fichen Amerika   lebt ein Nagetier, das dort in großen Mengen auf tritt und in fultivierten Gegenden arg verfolgt wird, die Biscacha. Ein Nager, ein Mittelding zwischen Kaninchen, Hamster und Eichhörnchen, mit gedrungenem Leib, viel längeren Hinters als Vorderbeinen und einer sehr drolligen eigenartigen schwarzweißen Kopfzeichnung zu dem grauen Fell des übrigen Körpers. Diese übrigens ziemlich langgeschwänzte Biscacha ver mehrt sich, wie unser Wildfaninchen, außerordentlich start, ist wie Dieses ein Erdfier und unterminiert in raftloser Arbeit ganze Länderstreden. Sie wird vom Menschen nicht so sehr seines

Das Viscaya liebt die Höhleneule nicht, aber der kleine Nachtrogel läßt sich sein Versteck vor dem Tageslicht nicht rauben,

| Aber drüben in Amerifa sind weder Schlupfwespen noch Raupen fliegen vorhanden, und so dauerte es gar nicht lange, bis sich die beiden Spinnerarten derart vermehrten, daß fie ganze Wälder zugrunde richteten und nebenbei das Auftommen anderer Schab gesellen, zum Beispiel der Bortentäfer, sehr begünstigten.

Nun gibt es auch Tiere, die eine ganz ausgesprochene Freund schaft miteinander verbindet, menn man sich auch unter diesem Begriff menschlich etwas anderes vorstellt, als dort wahrscheinlich vorhanden ist. Das Rüglichkeitsprinzip, mas zweifellos auch dem homo sapiens legten Endes in allem seinen Tun richtunggebend ist, aber vom Menschen immer dem goldigen Mantel des Ideals umtleidet wird, das tritt in der Tierwelt überragend hervor.

Das afrikanische Nashorn, ebenso wie der Elefant, überhaupt wohl das meiste Großwild, das die endlosen Steppen des schwarzen Erdteils bevölkert, duldet gern die Gesellschaft gewisser Bogelarten, die auf seinem Rüden dauernd Wohnung nehmen. Besonders die Ruhreiher, aber auch andere starähnliche Vögel, die sogenannten Madenhader, find ständig über den großen Säugern und befreien deren Haut und Fell von den Parasiten, die sonst Entzündungen hervorrufen und den Groß­tieren gefährlich werden würden.

Ein weit seltsamerer Anblid aber ist es, wenn man in den Stromgebieten Afritas die Krotodile im Uferschlamm ober Röhricht beobachtet und man sieht, wie die großen Saurier mit aufgesperrtem Rachen daliegen und in diesem Rachen zwischen den Reihen furchtbarer Zähne Pleine Vögel stehen und hin und herlaufend, der Riesenechse Zahnpflege leisten. Rrofobile werden bis zu tausend Jahre alt. Ein paar hundert Jahr sind noch fein Alter für die Panzerechsen. Die taltblütigen Tiere haben nämlich einen weitaus langsameren Herzschlag, als die Warmblütler. Bei ihrem außerordentlich trägen Lebenstempo fönnen fie also leicht fehr alt werden. Aber fie müffen die Möglichkeit haben, zu freffen, zu rauben und ihre Nahrung zu zerreißen. Das Krokodil ist vor. wiegend as freffer und zwischen seinen eng gestellten Zähnen bleiben Reste dieser unappetlichen Nahrung in Mengen

Der Abend

Spalausgabe des Vorvoirs

fizen. Davon befreit sie der Wächtervogel. Läte er es nicht, so würden bald die blizenden Zahndolche faulen und das gepanzerte Ungetüm müßte weit früher zugrunde gehen.

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Sehr interessant find die Symbiosen der Meertiere, wenn­gleich wir die Zusammenhänge bei diesen oft nicht fennen. Der Rorallenfisch trägt einer Actinienart( Seenelfe) birefr Nahrung, Würmer usm. zu. Warum er es tut wir wissen es nicht. Vielleicht hilft sie ihm beim Laichgeschäft, wenn der männ liche Fisch die abgelegten Eier des Weibchens befruchten will. Diese zwischen Pflanze und Tier schwankenden Seegeschöpfe find überhaupt äußerst anschlußbedürftig. Wenn der Einsiedler. trebs ein Schnedenhaus sich aussucht, um seine un geschüßte Hinterfront auf diese Weise widerstandsfähiger zu machen, so ist das verständlich. Weshalb aber die Actinie, die doch auf jedem Felsen sich ansiedeln kann und durchaus be­

H. V. Han

Der rol gelb geftreifte Korallenfifch trägt der Seenelke Würmer als Speise zu.

wegungsfähig ist, gerade die Muschel aussucht, die der Einsiedler. trebs als Schußgehäuse erwählt hat, das ist nicht so leicht zu ent rätseln. Wir müssen uns damit trösten, daß die tiefe Logit, die m allem Geschehen unwandelbar mächtig ist, vor unseren etwas furz­fichtigen Augen häufig verborgen bleibt.

mesonten istadions" in finden fins, lich bas ettente, at Gotthard Brodt: Prophezeihungen über das Weltende

Fleisches wegen gejagt, als feiner Schädlichkeit halber vernichtet. Wie alle Nager hält sie sich in der Nähe von Ansiedlungen auf, tatsächlich auch hunderte, ja felbft tausende der soge. nannten Viscacheras" zu Und seltsamste, mas mich veranlaßt, hier von der Biscacha zu reden, ist ihre Lebens­gemeinschaft mit einer Vogelart: der Höhleneule. Diese ist eine Berwandte des Steinkauzes, nicht höher wie eine Hand lang. Lebt im südlichen wie im nördlichen Amerika   und jagt gegen Abend und nachts die besonders in Argentinien   außerordentlich zahlreichen sehr großen Misttäfer. Auch Kanincheneule ge nannt, ist sie, immer paarig lebend, durchaus vergesellschaftet mit den Biscachas, obwohl die immer unsaubere Eule dem Nager ein Breuel mit ihrer Unreinlichkeit ist. Aus diesem Grunde verlassen Denn auch die Viscachas ihre Höhlen immer wieder und eröffnen neue Siedlungen, wobei sie meilenweite Landstrecken für die Kultur unbrauchbar machen. Die beiden Tierarten sind aber feineswegs Alleinbewohner der Viscachahöhlen, sondern hier halten sich auch Präriehunde und eine Giftschlangenart auf, die von der so zierlichen Eule mutig bekämpft wird.

Derartige Lebensgemeinschaften, auch Symbiosen genannt. findet man in der Tierwelt immer wieder. Darwin  , vielleicht der genialfte aller Tierbeobachter, fand als erster die Zusammenhänge und gegenseitigen Beweggründe solcher Symbiosen, z. B. der Wiesenflee ist für seine Bestäubung auf die Hummeln an gewiesen; ohne deren Besuch bringt er feinen Samen. Den Hummelnestern aber stellen die Mäuse eifrig nach. Und die Mäuse werden von den Razen gefressen. Wo viele Kazen sind, in der Nähe der Dörfer etwa, find wenig Mäuse, und man wird be.

H.V.Horn

Der Einsiedlerkrebs, felbft Gast im Schneckenhaus, dient der Seenelke als Reitpferd.

merten, daß um die Dörfer herum der Klee besser gedeiht, weil dort eben reichlich Hummeln vorkommen. Man darf also sagen, daß Klee, Hummeln, Mäuse und Kazen eine Lebensgemeinschaft bilden, die ja teineswegs immer eine Freundschaft sein muß. sondern sehr wohl, wie in diesem Fall, auf absoluten Feindschaften fußt. die aber doch in ihrer gesamten Auswirkung zu der Existenz und zum Fortkommen der Geschöpfe und Pflanzen notwendig ist. Bekannt ist, daß über Hunderte und Tausende von Meilen burch Eisenbahn- und Schiffsverkehr, jegt vielleicht sogar mit dem Flugzeug tierische und pflanzliche Besen von einem Erdteil oder Bande in das meit entfernte andere Gebiet verschleppt merden. Die ehemals nur in Europa   vorkommenden Nachtschmetterlings. arten: der Schwammspinner und der Goldafter, find in die Neue Welt" auf solche Weise eingeschleppt worden. Dies feits des Meeres tonnten die beiden Spinnerarten nicht allzu ges fährlich werden, denn Schlupfwespen und Raupenfliegen töteten hier den größten Teil der Nachkommenschaft jener Schmetterlinge,

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die Welt untergehen, aber sie ist glücklicherweise noch immer vor­Im Jahre 1926 sollte nach den Prophezeiungen der Adventisten handen. Nun sagen die hereingefallenen Propheten: der Weltunter­jegt teilweise untergehen. Wir brauchen uns aber deswegen teine gang stehe nahe bevor, und der Prophet Weißenberg sieht sie schon jetzt teilweise untergehen. Wir brauchen uns aber deswegen keine große Sorgen zu machen, denn es liegen uns eine große Anzahl von derartigen Prophezeiungen aus allen Zeiten der Geschichte vor, die, wie wir wissen, nicht in Erfüllung gingen, aber damals bitter

ernst genommen wurden.

Im Jahre 960 prophezeite z. B. der Astrologe Bernhard aus Thüringen   das baldige Weltende und nannte sogar den Tag und die Stunde genau, an dem es fommen würde. Er sagte, daß der Tag, an dem das Fest Mariä Berkündigung auf einen Karfreitag fiele, der Tag des Weltunterganges sei. Dies war im Jahre 992 der Fall, aber die Welt zeigte nicht die geringste Neigung, unter­hunderts alle fürstlichen Erlasse mit den Worten: Da das Ende zugehen. Trotzdem begannen aber während des nächsten Jahr­

der Welt nahe ist..

Im Jahre 1186 setzten die Astrologen wiederum die ganze Welt in Schreden durch die Borausfagung, daß alle Blaneten zusammen stoßen würden, und zu Beginn des 14. Jahrhunderts verkündete der Alchemist Billeneuve, daß im Jahre 1335 der Anti­christ tommen würde.

Der berühmte spanische Wahrsager Bincento Ferrier versicherte, daß die Welt nur so lange, d. h. so viele Jahre bestehen wird, als die Psalmen Berse enthalten. Da dies ungefähr 2500 find, so haben wir, die wir augenblicklich leben, in dieser Hinsicht nichts mehr zu befürchten.

Für das Jahr 1832 war ebenfalls ein Weltuntergang vorgesehen und prophezeit, aber er blieb aus. Trotzdem machte die Boraussage, daß das Schreckliche bestimmt im Jahre 1840 eintreten würde, gewaltigen Eindrud. Am 6. Januar war der furchtbare Tag. Tausende von Menschen machten ihr Testament und er­warteten zitternd den Tod.

Wir dürfen nun nicht etma glauben, daß der Weltuntergang unbedingt in das Gebiet des reinen Aberglaubens zu verweisen ist. Dies wäre insofern unrichtig, als auch bedeutende Gelehrte und Aftronomen solche prophezeit haben, wie wir gleich sehen werden. Wir wollen es also bei den eben aufgeführten aftrologischen und fabbalistischen Prophezeiungen belassen und uns den modernen wissenschaftichen Theorien zuwenden, die sich mit der Frage des Welt oder besser Erdunterganges beschäftigen.

Der berühmte, unlängst verstorbene französische   Astronom, der Direktor der Pariser Sternwarte  , Flammarion, mar es nämlich, der den Weltuntergang für den 18. Mai 1910 prophezeite. Er glaubte, daß dieser durch den Hallenschen Romeien, der an diesem Tage die größte Sonnennähe erreichte und infolge dessen nur 25 Millionen Kilometer von der Erde entfernt war, hervorgerufen werden würde, da die Länge der Kometenschweife von ihm und anderen Astronomen auf 32 bis 56 Millionen Kilo. meter gefchäßt murde. Hatte daher der Schweif des genannten Rometen die Richtung nach der Erbe zu, so mußte diese burch ihn hindurch. Sie ist aber nicht durch ihn hindurch gegangen, hat also auch infolgedessen, wie wir wissen, teinen Schaden durch den Kometen genommen Schaden tönnte ihr höchstens ein Zusammen­Rometen genommen Schaden tönnte ihr höchstens ein Zufammen ftoß mit dem Kometen selbst. Aber zu einer eigentlichen 3er. trümnerung der Erde würde es auch hierbei nicht kommen, sondern es würde lediglich eine chemische Bereinigung des verdichteten Schweifes des Kometen mit dem Sauerstoff unserer Atmosphäre stattfinden, wodurch dann auf Millionen von Meilen im Weltraum die schönsten bengalischen Feuer entstehen würden. In dieser groß­crtigen Jumination würde dann in einem Moment das ganze irdische Leben erlöschen.

Flammarion noch vor wenigen Jahren geschildert wurden; er sagte darüber etwa folgendes:

Die Sonne ist ein Himmelsförper, der wie alles der Ver­fläche viele Flecken wahr, die sich unaufhörlich vergrößern und he änderung unterworfen ist. Schon jetzt nimmt man auf ihrer Ober­zeugen, daß die Sonne erfaltet. Während sie die Erde und die übrigen Planeten durch die froststarrenden Räume des Weltalls mit sich fortreißt, verliert sie ihre Wärme und ihr Licht. Es kommt also die Zeit, wo ihre erfaltete Oberfläche meder Licht noch Wärme ausstrahlt und somit aufhört, die Quelle allen irdischen Lebens zu sein. Aber das Menschengeschlecht wird diesen Tag nicht mehr erleben und die letzten Strahlen der erlöschenden Sonne nicht mehr sehen. Infolge der Berringerung der Sonnenwärme werden sich die Eisregionen immer weiter ausdehnen; in den Meeren und Ländern dieser Regionen wird fich fein Leben mehr erhalten tönnen, und alles Lebende wird sich allmählich unter dem Aequator fonzentrieren, wo die letzten Kinder der Erde den letzten Kampf mit dem Tode führen werden. 3Zuletzt wird die zu einer Wüste gewordene Erde nichts anderes mehr fein als ein riesiges Grab. Die Sonne wird erst rot, dann schwarz werden, und unser ganzes Planetensystem wird mur noch aus schwarzen Massen bestehen, die sich um eine ebenso schwarze Riesenfugel drehen.

Diese Hypothese Flammarions ist zweifellos interessant, aber ihr ist diejenige, die der berühmte Naturforscher Buffon auf. ftellte, gerade entgegengesetzt. Dieser berechnete nämlich, daß die Erde allmählich erkalte, die Menschheit aber noch nahezu 93 000 Jahre auf ihr leben fönne. So lange würde es dauern, behauptete er, bis die Erbrinde erfaltet sei und alles Leben aufhören muß.

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Eine andere Theorie bejagt wieder, daß das Innere der Erde aus einer feurigen, flüssigen Masse besteht, und daß, wenn die Bulkane die die Sicherheitsventile der Erde vorstellen einmal verstopfen würden, die Erde in Stüde   zerspringen müsse. Ihre Scherben müssen dann im Weltraum verschwinden, und wir Menschen würden auf diese Art nicht durch Kälte, sondern durch Feuer unifommen.

Es gibt noch mehr Theorien über das Erdende. So behauptet 3. B. eine, daß die Erde langsam und ruhig durch Verflachung der Oberfläche absterben wird; fie erklärt dies folgendermaßen: Wind und Regen führen allmählich die Oberfläche der Berge zu Tal, und die angeschwemmte Erde wird von Flüssen und Bächen dem Meere zugeführt. Die Unebenheiten der Erde verschwinden infolge. dessen mehr und mehr, während das Meer andererseits immer mehr über seine Ufer tritt, bis es die ganze Erde bedeckt und alles Leben auf diefer vernichtet hat.

Nach der Theorie von Adhemar fann der Weltuntergang ebenfalls durch eine Ueberschwemmung herbeigeführt werden. Diese entsteht nach seiner Meinung durch eine Verschiebung des Schwer punttes der Erde, die in etwa 6300 Jahren eintreten soll.

Das Auftauchen des ehemals verschmundenen Erdteils Atlantis fällt nach Berechnungen anderer Forscher ebenfalls in die von dhémar errechnete Zeit.

Biel   früher läßt aber der englische   Gelehrte Lord Kelvin  die Erde zugrunde gehen. Er behauptet, daß in 333 Jahren jedes menschliche Wesen durch den Mangel an Sauerstoff dem Erstickungs­tod geweiht sein wird. Er gründet diese seine Behauptung auf die Tatsache, daß, da jede Tonne Brennmaterial drei Tonnen Sauer­stoff verzehrt, der Vorrat an Sauerstoff in dem erwähnten Zeitraum ausgegangen sein muß. Die Menchen beschleunigen also demnach das Ende der Erde selbst durch jedes Feuer, das sie anstecken.

Troß allem: mie und wann die Erde nun wirklich einmal untergehen wird, entzieht sich freilich aller menschlichen Kenntnisse. tie werden mir es ergründen; denn: Grau, teurer Freund, ist

Aber hören wir nun, mie die Legten Tage der Erde son alle Theorie."