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BERLIN  Sonnabend 20. Juli

1929

Der Abend

erfeinttäslid außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Expedition; Berlin   SW 68, Lindenstr. 3

10 Pf.

Nr. 336

B 167

46. Jahrgang.

66 Anzeigenpreis: Die einfpaltige Nonpareillegeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Postfchecktonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin   Nr. 37 536. Fernsprecher: Donboff 292 bis 297

Spätausgabe des Vorwärts

Weltaktion für den Frieden.

Amerika   interveniert in Nanking- Frankreich in Moskau  .

Peting, 20. Juli..

Der amerikanische   Gesandte Mac Murrah hat am Freitag dem chinesischen Außenminister Dr. Wang telegraphiert, daß er von seiner Regierung beauftragt sei, mit der Nankinger Regierung über eine amerikanische  Vermittlung in dem Streit zwischen China   und der Sowjetunion   zu verhandeln. Der amerikanische   Gesandte bat die Nankinger Regierung, ihm mitzuteilen, ob sie bereit sei, die amerikanische   Vermittlung anzunehmen.

Kowno  , 20. Juli.

Wie aus Moskau   gemeldet wird, hat der franzö. fische Botschafter in Moskau  , Jean Herbette, am Spät abend des Freitag von Außenminister Briand   ein Tele. gramm erhalten, in dem er beauftragt wird, Schritte in der Frage der amerikanischen   Vermittlung in dem russisch­chinesischen Streit zu unternehmen. Jean Herbette hat die Vermittlungswünsche Amerikas   dem stellvertretenden Außenkommissar bereits zur Kenntnis gebracht. Wie sich die Sowjetregierung zu diesen amerikanischen   Bestre­bungen stellen wird, ist allerdings noch nicht bekannt.

Beide Parteien annahmebereit.

New york  , 20. Juli. Die Washingtoner Regierungsfreise äußern ihre Befriedigung darüber, daß die Wortführer der Sowjetregierung sich bereiterftärt hätten, den Kellogg  - Patt zur Grundlage weiterer Berhandlungen zu machen. Auch der chinesische Gesandte in Washington   hat in einer Unterredung mit dem Staatssekretär Stim­jon eine 3 ufagende Antwort erteilt: Obwohl der Kellogg  - Ber­trag noch nicht in Kraft getreten fei, beabsichtige China   nicht, in der gegenwärtigen ruffisch- chinesischen Meinungsverschiedenheit Ge­walt zu gebrauchen. Eine amtliche Antwort der chinesischen Re­gierung auf den ihr telegraphisch übermittelten amerikanischen Ver­mittlungsvorschlag liegt allerdings noch nicht vor. Trohdem erklärte Staatsjefretär Stimjon bereits dem Präsidenten Hoover, daß die Nanfinger Regierung den Berpflichtungen des Kellogg  - Pattes nach­tommen werde.

Die Vermittlungsaktion.

W

Anti

Kriegsteg

mit

China  

Das Mostaner Wetterhäuschen.

Rin in's Haus! Raus aus's Haus!

Fein Geschäft, Wie's trefft!

Zwei alte Leute niedergeknallt.

Raubmord bei Innsbruck  .

Innsbruck  , 20. Juli.

Auf dem Wege von Kramjach nach Branden= berg im Unterinntal wurden gestern um 7 Uhr abends der pensionierte Schuldirektor Wilhelm Hummel aus Hofstetten an der Pielach in Niederösterreich   und seine Frau, als sie auf einer Bank an der Straße rasteten, von einem Unbekannten aus dem Hinterhalt niedergeschossen und vollständig ausgeraubt.

Doppelmord bei Luzern  .

Der Täter verhaftet.

Luzern  , 20. Jufi.

Am Freitag mittag wurde in der abgelegenen alten Gerberei in Kastanienbaum auf der Horwer   Halbinsel des Vierwaldställer Sees eine in den 50er Jahren stehende Frau in ihrem Hause mit einer Art erschlagen. Der Täter raubte ungefähr 1000 Franken. Hierauf lockte er das vierjährige Enfelkind der Ermordeten in den abseitsgelegenen Hühnerstall und tötete es ebenfalls. Dann bestellte der Raubmörder ein Auto von Luzern   nach Kastanienbaum und ließ sich nach dem Luzerner Bahnhof fahren.

Bereits nachmittags wurde er von der Luzerner   Polizei fe ft­genommen. Er stammt aus dem Orte der Tat und hat sich seit längerer Zeit unftet herumgetrieben.

Die weiße Weste des Herrn Stinnes

Rechtsanwalt Alsberg spricht weiter.

Unter nicht geringerem Andrange eines erfitlaffigen" Publikums als gestern erhielt heute morgen im Stinnes­Prozeß Rechtsanwalt Dr. Alsberg das Wort zur Fort­jetzung seines Plädoyers.

Hatte er sich im ersten Teil seiner Rede mit den Unter­

London, 20. Juli. " Die Tatsachenmeldungen über die letzte Entwicklung im chinesisch- russischen Streit sind heute morgen außerordentlich ipärlich und verzeichnen taum irgendwelche neuen wesentlichen Ergebnisse. Im Mittelpunkt steht nunmehr die amerikanische   Versuchungsmethoden des Vorverfahrens auseinandergesetzt, so mittlungsaktion, der namentlich die Times" große Beachtung schenft. In einem Washingtoner Bericht des Blattes heißt es, daß in maß­gebenden amerikanischen   Kreisen sehr große Hoffnungen auf die Bermittlungsaktion gefeßt werden. Der Kreis der Personen, die überzeugt find, daß größere Feindseligkeiten vermieden werden. 24. Juli, an dem der Kellogg Batt in Kraft gefegt wer fönnten, sei sehr groß. In Washington   hoffe man, daß bis zum den soll, bereits ein Erfolg dieser Ausgleichsaftion zu verzeichnen sein werde und dieser Tag demzufolge Anlaß zu der Feier des ersten wirklich bedeutsamen Erfolges dieses Paftes gebe.

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warf er jetzt die Frage nach dem Zustandekommen der Beständ nisse von Waldow und Stinnes auf. Bei der Haßstimmung, sagt Rechtsanwalt Alsberg, die bei Waldow gegen Stinnes geherrscht hat, war es ihm unmöglich, unbeeinflußt und ruhig zu sagen, was er wußte, was er unter allen Umständen aufrechterhalten konnte, seine Aussagen gemacht? Das ist von ihm selbst einmal in der Vor­wofür er Unterlagen besaß. In welcher Atmosphäre hat Waldow untersuchung zum Ausdruck gebracht worden.

Sie haben, sagte er dem Untersuchungsrichter, Ihr Ziel erreicht. Ich bin zermürbt! Es kommt nicht darauf an, ob das, was mit Waldow geschehen ist, gut­gläubig oder nicht gutgläubig geschah. Der Ange­schuldigte gibt sich keine Rechenschaft über die Trag­weite seiner Bekundungen, er will seine Ruhe haben.

Die amerikanische   Vermittlung stügt sich in erster Linie auf Artikel 2 des im Dezember 1921 in Washington   abgeschlossenen Biermächte vertrages 3mischen dem britischen   Weltreich, Frankreich  , Japan   und den Bereinigten Staaten über die Erhaltung des allgemeinen Friedens im Fernen Often und die Sicherung der Rechte und Besizungen dieser vier Bertragsmächte in jenen Ge bieten im besonderen. Dieser Artikel sieht vor, daß im Falle einer Aus diesem und auch noch anderen Gründen mählt er nicht so Bedrohung oder eines Angriffes auf die Rechte eines oder aller sorgfältig, mie es vielleicht erforderlich wäre, seine Worte, besonders, dieser Mächte die vertragschließenden Parteien sich miteinander in wenn er glaubt, daß ihm durch seine Aussage irgendwelche Bor Verbindung setzen und in einem vollkommenen und offenen Meiteile winken. Für Baldows Gemütseinstellung in der kritischen nungsaustausch über die wirksamsten Maßnahmen sich einigen Zeit wurde der Artikel des otal- Anzeigers", in dem sollen, um der jeweils bestehenden Lage am wirfsamsten Stinnes angeblich von ihm abrückte, von entscheidender Bedeutung. begegnen zu können. Rriminalfommissar Grassow hat aber diese Gemütsstimmung in ihm ganz bewußt genährt. Sie wurde noch gesteigert, als der von Stinnes zu ihm gesandte Berteidiger Dr. Solf sich auf eine rein in ihm die Vorstellung wedte, Stinnes feien alle Mittel gut genug, felbst ein Giftmord, um ihn unschädlich zu machen. Der Refrain

New York   erwartet ,, Bremen  ". formelle Aussprache beſchränken mußte und der Untersuchungsrichter

Eine Genfation.

New Borf, 20. Juli. Das Publikum sieht dem ersten Einlaufen des neuen Lloyd­dampfers Bremen  " mit jo regem Interesse entgegen, daß be­

Bericht über das Nürnberger

reits jest großer Andrang nach Karten zur Besichtigung des Schiffes Bundesfest der Arbeitersportler

während seines New- Yorker Aufenthaltes herrscht. Es sind schon etma 8000 Rarten ausgegeben worden.

Siehe in der Sportbeilage.

der Detektive, die der Kriminalkommissar Grassam in ihn hinein­pflanzte, lautete: Sagen Sie für Stinnes aus, so schaden Sie sich, fagen Sie gegen Stinnes aus, so n ühen Sie sich.

Pflicht des Untersuchungsrichters wäre es gewesen, zu sagen: In dieser Verfassung nehme ich von Ihnen feine Erklärungen entgegen. Daß seine Seelenver­fassung sich an der Grenze des Gesunden bewegt habe,

ist von Dr. Leppmann bestätigt worden. In diese Zermürbungstaftit der Boruntersuchung paßt auch vor­Strafprozeßordnung. Man hat Waldow nie zur ruhigen Besinnung züglich die Art hinein, in der die Bernehmungsprotokolle aufgenommen wurden ein Hohn auf die Forderungen der

tommen lassen; hat die Protokolle mit Stinnes herabseßenden Be­mertungen gespickt, man hat nie und nirgends den Versuch gemacht, die Aeußerungen, die zur Belastung Stinnes' dienen fönnten, auf ihre tatsächliche Grundlage zu prüfen. In dem Be­streben, Bela ftung auf Belastung zu häufen, hat man dabei von Waldows Aeußerungen abgesehen, die erweislich unrichtig waren und für die es nur die eine Erklärung gab, daß Waldom eben ge= sehen habe, seine einzige Rettung sei, Dinge zu befunden, die man von ihm hören wollte und die Stinnes belasteten. Schritt für Schritt hat man versucht, den Sentpunkt, in dem Stinnes von dem betrügerischen Charakter des Geschäfts Kenntnis bekommen habe, vorzudatieren.

Der Verteidiger versucht dann, an Hand der angeb­lichen ursprünglichen unbeeinflußten Erklärungen Waldows, an Hand der Zeugenaussagen und der Kor­respondenz den Nachweis zu führen, daß Stinnes von dem Betrug erst in einem Zeitpunkt Kenntnis er halten hat, in dem bereits sämtliche Täuschungs­manöver durch die Ausländer verübt seien und daß durch nichts, was Stinnes nach dieser Kenntnis getan habe, der Betrug der Ausländer habe gefördert werden können.

Nun das angebliche eigene Geständnis des Stinnes! Trotz­dem, so sagt der Verteidiger, sich die Bernehmung, bei der Stinnes ein Geständnis abgelegt haben joll, unter Umständen abgespielt hat,