Der Weg der Verständigung.
Die Friedensaftion im Fernen Offen.
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Die amerikanische Bermittlungsinitiative tommt zur rechten Zeit. Der Notenwechsel zwischen Moskau und Nanking hat die gefahrdrohende Situation nicht gemildert, sondern nur verschärft. Auf beiden Seiten der Grenze Kriegspsychose, Säbelraffeln, Truppenkonzentration. Mostau hat inzwischen sogar von den Protestnoten zu den entschiedenen Maßnahmen" gegriffen, einstmeilen nur in der Form vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen und von Sperrung der Ostasiatischen Eisenbahn.
Merkwürdigerweise ist auch diesmal der Bölterbund, der für den mandschurischen Konflikt sozusagen amtlich zuständig ist, fo gut wie ausgeschaltet, was sicherlich sein Ansehen in der Welt faum zu heben vermag.
Immerhin ist die erfie Lehre aus den lehten Ereignissen, daß in Konfliktfragen die größte Gefahr im Verzuge ist und daß die Bermittlungsaffionen ganz gleich ob es um den Bölkerbund oder um den Kellogg - Paft fich handelt, beschleunigt werden. müssen. Sonst laufen fie Gefahr, zu spät zu kommen!
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Der amerikanische Staatssekretär Stimson teilte in seiner Erflärung mit, daß seine Regierung die Berbindung mit den Botschaftern Englands, Frankreichs und Japans aufgenommen habe, um einen gemeinsamen Schritt der Mächte zur Berhinderung eines russisch- chinesischen Krieges herbeizuführen. Dieser Schritt Ameritas ift nur zu begrüßen. Er scheint durch zweierlei Gründe veranlaßt zu sein. Erstens ist Amerita ais Initiator des Kellogg - Battes moralpolitisch dazu verpflichtet. Es gilt nämlich zu beweisen, daß diefe amerikanische Methode der Kriegsverhütung, die zum Unterfchied vom Völterbundspatt feine Santtionen, feine Friedens organisation und fein Kriegsverhütungsverfahren tennt, trotzdem gut funttionieren und sich bewähren fann. 3weitens entspricht es dem Interesse der Vereinigten Staaten , als Vermittler und Friedensstifter in Asien aufzutreten, und dabei den Rivalen am Pazifischen Ozean , Japan , durch seine Hineinziehung in die Vermittlungsaktion zu binden und auf diese Weise von attiven Schritten in der Mandschurei abzuhalten. Nicht umsonst stüßt sich die amerikanische Bermittlung in erster Linie auf Artikel 2 des im Dezember 1921 in Washington abgeschlossenen Biermächte vertrages über die Erhaltung des allgemeinen Friedens im Fernen Often.
Beide Seiten scheinen sich zur Annahme der amerikanischen Vermittlungsvorschläge bereit zu ertlären. Mit Recht hat der ameritanische Staatssekretär Stimson darauf hingewiesen, daß die Ansprüche beider Böller solcher Natur feien, daß sie einem Schiebsgericht zur Lösung unterbreitet werden fönnten. Die heifle Prestigefrage spielt zwar in dem Konflikt zwischen beiden Ländern eine beträchtliche, aber trotzdem eine untergeordnete Rolle. Es wirft übrigens befremdend, daß gerade Sowjetrußland mit besonderem Nachdruc cine Prestigepolitif in dem gegenwärtigen Ronflitt treibt. Aber das wirkliche Konfliktsobjekt ist die Ostchinesische Eisenbahn. Beide Seiten wenden ein, daß die Berträge von 1924 betreffend die Ausbeutung und die gemeinsame Berwaltung der Dftchinabahn gerabe von der Gegenseite verlegt worden sind. Das bevorstehende Schiedsgericht hat es zu prüfen und zu entscheiden, mer in dieser Hinsicht Recht und wer Unrecht hat. Aber damit wird freilich der Ditchinesische Konflikt nicht vollinhaltlich gelöst, sondern nur aufgeschoben. Es gilt nicht nur eine zwischenlösung zu finden, sondern es handelt sich vielmehr um eine grundsäg liche Revidierung der Berträge von 1924. 3war bedeuteten fie feinerzeit einen Schritt vorwärts, im Bergleich mit dem Zarenvertrag von 1896, aber sie bleiben im Grunde genommen imperialistische Berträge. Und zwar blieb auch nach 1924 die Ostchinesische Eisenbahn sozusagen Staat im Staate, was mit der Souveränität des neuen Chinas auf die Dauer unver einbar ist. Das durch die Verträge von 1924 festgelegte con= dominium beider Staaten in bezug auf die Ostchinabahn muß
aufhören.
Der Loslauf der Eisenbahn durch China ift die einzige richtige und endgültige Löfung, die die Ueberreste der imperialistischen Eindringungspolifit Rußlands in der Mandschurei beseitigen fann und muß.
Bis der Lostauf aber stattfindet, soll die Ostchinesische Bahn nicht als condominium beider Staaten, sondern als eine gewöhnliche, privatwirtschaftliche Eisenbahntonzession funktionieren.
Es ist im voraus anzunehmen, daß das Schiedsgericht sich mit der endgültigen Lösung der Ostchinabahnnfrage nicht beschäftigen wird und daß es sich vielmehr nur darauf beschränken wird, die unmittelbaren Ursachen des Konfliktes zu prüfen und zu beseitigen. Aber die Sowjetregierung muß, wenn sie wirklich auf die imperialistischen Ziele in der Mandschurei verzichtet, wie sie es behauptet, aus eigener Initiative weiter gehen und die end=
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10 Falsche Prognosen.
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Herr A. Meier ist zum Süden gereift In Orfordhemd und Leinen.
Er fand die Gegend ziemlich vereist, Jetzt friert er an den Beinen.
NIEDER
MIT DEM
KRIEG!
Rote Fahne
Es rüstet sich der Kommunist Gar feftlich zum Weltfriedenstage. Daß ganz falsch ausgerüstet er ist, Gtebt leider außer Frage!
Grundlage tonfolidiert, ändert nichts daran. Dem internationalen, wie dem russischen Proletariat einzureden, daß seine Klaffen pflicht ist, den Krieg für die Erhaltung der Oftchinabahn in den russischen Händen zu unterstützen, ist sowohl ein Blödsinn wie ein
Berbrechen.
Die internationale Arbeiterschaft fann und darf nicht in dem Streit am Pazifischen Ozean Partei nehmen, sondern muß mit allen Kräften für den Verständigungsweg eintreten.
Vor 25 Jahren hat der Zarismus das russische Bolt für die Baldtonzessionen in Jalu( Korea) in einen blutigen Krieg hineingehegt. Will die Sowjetregierung trotz der traurigen Folgen des zaristischen Experiments im Fernen Often einen neuen Krieg für die Eisenbahntonzeffion in der Mandschurei heraufbeschwören? Benn es nicht der Fall ist, muß sie einlenten und den er ständi. gungsweg mit China entschieden beschreiten. Peter Garmŋ.
Hoch die Schützengilde!
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Auch sie will vom Staate aufgewertet werden. Ueber neue Aufwertungs- und Rententuriosa weiß der Dem. Zeitungsdienst" zu berichten:
Daß die Stadt Schönlante in der Grenzmart Bosen- Bestpreußen eine besondere Rolle in der Geschichte gespielt hat, ist bisher nicht bekanntgeworden. Aber einen historischen Wert birgt sie doch, Wert birstie om das ist die Schüßengilde Schönlante 1794, vom Staat eine jährliche Gratifikation von 150 m. erhalten hat gültige Löſung auf dem Wege der Gleichberechtigung und um die Auswertung dieser Zuwendung vorstellig
suchen, der in den Berträgen von 1924 selbst angedeutet ist. Rußland hat in der Mandschurei nichts zu suchen. Die Transitinteressen des transsibirischen Verkehrs fönnen auf einem anderen Wege geregelt
werden.
Um die Sympathien und Unterstützung des Weltproletariats und vor allem des eigenen Bolles zu erwerben, bemüht sich die Sowjetregierung, das national- revolutionäre China als das Land der Gegenrevolution, als das gefügige Werkzeug der imperialistischen Großmächte hinzustellen, die mit der Hand Chinas das sozialistische Rußland im Blute zu erstiden suchen.
Jn Wirklichkeit aber ist weder Rußland ein fozialistischer Staat, noch ist China ein blindes Werkzeug der ausländischen Imperialiffen, obwohl das national- bürgerlich tonfolidierte China ebenso eine Aussöhnung mit den Großmächten fucht, wie seinerseits Rußland nach Anerkennung und Kredit unter den Großmächten wirbt.
Hier und dort sehen wir bürgerliche Revolutionen im Ab. ftiege, wenn auch unter verschiedenen Decmänteln und auf den verschiedenen Stufen der Entartung. Hier und dort sehen wir trog
Berſchiedenheit der sozialen Baſis Barteidittaturen auf einer
wird.
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REISE FOHRER
ISLAND
Herrn B. Meier es nach Norden zog, Einen Pelz nahm mit der Gewitte. Jedoch die Wetterprognose trog, Weshalb Herr B. Meier schwitzte.
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18000,0 3,65
417,23 9000,00
25001,00
Liste
EINZEICHNUNG VOLKSBEGEHREN
AME STAND WOHNUNG
Herr Hugenberg für sein Bollsbegehr
Läßt zehntausend Listen drucken. Reuntausendneunhundert bleiben leer- Er hat die Kosten zu schlucken!
einer der wenigen, an denen bisher die republikanischen Studenten eine geringe Mehrheit hatten, siegten diesmal die rechtsstehenden Gruppen. Großdeutsche und Nationalsozialisten gewannen von 42 Gigen 24, haben also die absolute gewannen Majorität.
Da gibt es aber auch in Kiel die Große Grüne Schützengilde. Es ist lange her, daß der König von Dänemark Herr über Schleswig- Holstein war. Vor mehr als 200 Jahren, Anno 1725, hat er der damaligen ,, Großen Schieß- und Brandgilde" in Kiel das Privileg erteilt, daß in den Jahren, in denen ein stattfindet, der jeweilige Rönigsschießen Schüßentönig von allen Steuern befreit sein soll. 1776 ist dieses Privileg abgelöst worden durch eine an den jeweiligen Schüßenkönig zu leistende Zahlung von 40 Reichs talern. Diese Summe ist mehr als ein Jahrhundert über alle Aenderungen der Währung hinweg gezahlt worden. Die Inflation hat in das Schicksal dieses Erinnerungsstücks an Schleswig- Holsteins Dänenzeit mit rauher Hand eingegriffen, und es ist, wenn man sich die Ansprüche des hessischen Hauses, der Herren von Breidenbach und der Schützengilde in Schönlante vor Augen hält, mur zu verständlich, daß auch die Große Grüne Schüßengilde in die Aufwertung ihrer Königsrente Riel um prozessiert. Es ist wirklich ein Glück, daß leibliche Nachkommen des
berühmten Sagenhelden Siegfried in Deutschland nicht
bekannt sind.
Immer stärker macht sich auf den Hochschulen der Raftengeift bemerkbar. Die Mehrheit der Studentenschaft will von einem Staat nichts missen, der die Bevorrechtigungen und politischen Privilegien der Schichten, denen diese Studentenschaft entstammt, beseitigt hat. Um so mehr wird die Republik sich zu fragen haben, ob es bei dieser Gesinnung nicht eine Gefahr bedeutet, die tatsächlich noch vorhandenen Privilegien der Studierten aufrechtzuerhalten.
Sonst würden sie wahrscheinlich von der Republik Aufwertung des Nibelungenhortes ver langen, den der grimme Hagen im Rhein versenkt hat. Die Entscheidung des Reichsgerichts, daß für diesen Schaden die Republik als Rechtsnachfolgerin des burgundischen Königshauses in Worms haftet, wäre so gut wie sicher!
Die Vorgänge an den Hochschulen bedeuten eine ernste Mahnung an die bürgerlichen republikanischen Parteien, endlich am Abbau des Berechtigungswesens mitzuhelfen, das sich bisher durch ihre Unterstützung noch aufrecht erhalten hat. Dieser Studentenschaft ein Privileg auf den größten Teil der fünftigen Staatsämter zu schaffen, besteht wirklich kein Anlaß. Wenn heute ein tüchtiger Mann Minister, Oberpräsident usw. werden kann, ohne im Besiz eines Berechtigungsscheines zu sein, so ist gar nicht zu erkennen, warum für so und so viele untergeordnete Posten das Eramens- und Berechtigungswesen aufrechterhalten werden muß. Die Parole„ Freie Bahn dem Tüchtigen" wird zwar von allen im Munde geführt. In Wirklichfeit aber wird dem Tüchtigen in neunzig von hundert Fällen die Be= Bahn verbaut durch die Barrieren des rechtigungswesens. Will sich die Republik nicht selber ihren Feinden ausliefern, so müssen diese Schranken endlich niedergerissen werden
und derselben organisatorischen Grundlage aufgebaut.( Bekanntlich wurden seinerzeit die Kuomintangpartei und ihre wichtigste Stüße, die Nationale Armee, durch die bolschewistischen Instruktoren nach russischem Muster„ reorganisiert".) Hier und dort sehen wir eine unverantwortliche und oft abenteuerliche Außenpolitit, die durch das Bolt nicht kontrolliert wird und darin liegt die größte Gefahr für den Weltfrieden. Die sozialistische Arbeiterschaft Westeuropas fann deswegen nur in der Wiederherstellung ber Demokratie und insbesondere in der freien Gelb ft betäti gung der Arbeitertiaffe die notwendigen Boraussetzungen 3mmer weiter rückwärts.- Bo bleibt der Abbau des und Garantien auch für den dauernden Frieden im Dsten sehen.
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Die vorherige Losung der Komintern : än de weg von China " wird jezt durch die neueste Parole: hände weg von her ost chinesischen Eisenbahn!" abgelöst. Aber diese Losung fann feineswegs die Parole der Arbeiterinternationale fein. Denn die oftchinesische Bahn ist nur ein Werkzeug der rotimperialistischen Politik Mostaus in der Mandschurei und dadurch in China . Das China ein Staat ist, der sich auf der national- bürgerlichen
Studentisches.
Berechtigungswesens?
In Hannover ist am Sonnabend ein sogenannter Studen tentag zusammengetreten. Aus den Ansprachen und Reden stieg immer wieder der Gedanke hervor, daß es Aufgabe der Studenten. fchaft fei, die angeblich fo herrlichen Zustände der Borfriegszeit in Deutschland wieder herzustellen.
Sozialisten in Ungarn vogelfrei!
Der Staatsanwalt feiert die Mörder. Budapest , 20. Juli. ( Eigenbericht.)
Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr auch das Verfahren gegen die letzten im Berdacht der Ermordung der sozialistifchen Redakteure Somogyi und Bacso stehenden ungarischen Faschisten eingestellt. Die Einstellung des Berfahrens gegen den Hauptbeteiligten Fejas erfolgte bereits vor mehreren Wochen.
In der Begründung des Schriffes des Staatsanwaltes wird die beffialische Mordtat geradezu verherrlicht und u. a. gesagt, daß die Mörder mit der Tat die Absicht verfolgten, dem nationalen Gedanken zu dienen.
„ Dynastie Pilsudski?"
In dem Wilnaer Blatt ,, Glamo" empfiehlt der auf dem rechten Flügel der Regierungstoalition stehende Sejmabgeordnete Mackie wicz die Schaffung einer Dynastie Pilsudskis. Ein solche Dynastie könnte die Fortsegung einer fräftigen Außenpolitik und die Einschränkung gefährlicher innerer Kämpfe um die Macht garantieren.
An Stelle des verstorbenen Abgeordneten Lünenschloß tritt der Kaufmann Robert Schulte, Wanne- Eickel( Wirtschaftspartei), in den Reichstag ein.
Zunahme der ametitanischen Staatsausgaben. Das Weiße Haus rechnet mit einer Erhöhung der jährlichen Staatsausgaben um Allein das Gesetz schägungsweise 240 bis 300 Millionen Dollar. über die Farmerhilfe wird 150 Millionen im Jahr beanspruchen. Außerdem weisen die Ausgabenvorschläge für öffentliche Arbeiten, Bost und Heer beträchtliche Ausgabenfteigerungen auf. Demnach beruht die Hoffnung auf eine Senfung der Steuern einzig und allein noch darauf, daß es gelingt, eine Lösung der Kreuzerfrage herbeizuführen.