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Kein Republikschutzgesetz mehr. Republikaner, schützt die Republik und die republikanische Flagge! Der gesetzliche Schutz der Republik und ihrer Flagge tritt heute mit dem Erlöschen des Reoublikschutzgesetzes außer Kraft. In der radikalen Rechtspresse spürt man erleichtertes Aufatmen. Ein Hetzblatt wie dieDeutsche Zeitung" fühlt sich zu der Feststellung berufen, daß das Gesetzüberflüssig" gewesen sei, wahrscheinlich deshalb überflüssig, weil nach ni«' mals ein Leser derDeutschen Zeitung" die republikanische Flagge in den Schmutz getreten oder mit Ausdrücken aus der kotigen Sphäre besudelt hat! Ein Blatt, das wie die Deutsche Zeitung" die Mörder Erzbergers und Rathenaus für nationale Märtyrer hält, denen von Rechts wegen ein Denkmal nebst lebenlänglicher Pension gebühre ein solches Blatt wird allerdings jedes Gesetz als ganz überflüssig emp- finden, das die Staatsform und ihre Vertreter gegen Buben und Meuchelmörder sichert. Interessant ist folgende Fest- stellung derDeutschen Zeitung": Das Republikschutzgeseß wurde fast nur gegen rechts angewandt, die Kommunisten griff man nur, um gelegentlich die Unparteilichkeit" zu beweisen." Bekanntlich behaupten die Kommunisten das genau« Gegenteil, denn jede der extremen Richtungen sieht von den wirklichen Dingen nur soviel, als jeweils in ihrem Kram paßt, und deshalb freuen sich die Kommunisten mit den Deutsch - nationalen und Völkischen über den Ablauf des Gesetzes. Für die Republikaner aber entsteht die Pflicht, doppelt für die Republik wachsam und tätig zu sein. An Stelle des Gesetzes müssen die Republikaner selber den Schutz der Republik und ihrer Farben übernehmen und die' not- wendige Achtung vor der Selbstverwaltung des Volkes auch da durchsetzen, wo Rüpel und Buben glauben, gefahrlos ihre schmutzigen Instinkte austoben zu können. Wie man Gasten- buben entgegentritt, ist im Volte bekannt. Auch die Repu- blikaner misten es!_ Heimwehrgeschrei. Ganz wie zu Zeiten der Schwarzen Reichetwehr. Wir lesen in der Zeitschrift des Herrn Ullmann,P o l i- tisch« Wochenschrift". Tendenz deutschnational, fol- genden Erguß: Es greift einem oft ans Herz, wenn Herr Lobe und andere sozialdemokratisch« Größen begeistert vom ersehnten Anschluß reden und mit bewegten Worten in die Zukunft weisen, in der endlich dieser ihr heißer Wunsch in Erfüllung gehen werde. Unbeschwert von solchen Regungen des nationalen Gemütes fährt indessen das offizielle Organ der deutschen Sozialdemokratie, das schließlich letzt- hin ein richtiges Regierungsblatt geworden ist, damit fort, da» ge- liebte Bruderland Oesterreich in der infamsten Weise zu beschimpfen, vor den Kontrolleinrichtungen der Entente zu denunzieren und in einer Weise zu verleum- d e n. daß nicht einmal mehr der durch den Antisemitismus der öfter- reichischen Heimatwehren tief ins Her, getroffene Wiener Vertreter de»Berliner Tageblattes" damit Schritt halten kann. Erst vor wenigen Tagen wieder berichtet« derVorwärts" in der größten Aufmachung, deren er fähig ist. mit großer, Befriedigung, chaß ddr österreichische Heeresmiuifter einer Verbindung mit den Heimat? wehrenüberführt" sei. Daß derVorwärts" die, feststellt', wird zwar d«m österreichischen Heeresminister weiter nicht» schaden, wohl aber derAnschlußfreudigkeitderOe st«rr»icher, die sich dem Hochoerrat der deutschen Sozialdemo- k r a t i e schon ausgeliefert sehen, bevor der Anschluß noch voll- zogen ist." Daraus geht hervor: erstens, daß dies Organ mit den Heimwehrbanditen gemeinsame Sache macht; zweitens, daß das nationale Interesse" auch in Obsterreich das faschistische Verbrechertum decken soll; drittens, daß in den Augen dieser Leute die Aufdeckung illegaler Rüstungen zu Bürgerkrieg- zweckenHochverrat" ist. Glücklicherweise ist Deutfchösterreich immer noch eine demokratische Republik und kein Faschistenstaat, und der An- schluß wird kommen trotz des Heimwehrgesindels und seiner deutschen Parteigänger.

Prozeß mit Spitzeln. Die Zeugen im Volksbundprozeß. Sallowitz, Z2. Juli. Heute beginnt vor der Strafkammer des Bezirksgerichts in Kattowig der Prozeß gegen den Geschäftsführer des Deutschen Baltsbunde». 11 l i tz. Die Anklage stützt sich aus die Paragraphen 89 und 102 der Allgemeinen Militärdienstordnung vom 23. Mai 1924 und wirst dem Angeklagten Bechilse zurEntziehungvomMili- tärdienst in einem Falle vor. Von der Anklagebehörde sind acht Zeugen geladen. Bemerkenswert ist hierbei, daß es sich fast durchweg um die gleichen Personen handelt, die als Zeugen in den vorangegangenen Dolksbundprozesien gegen Schulrot a. D. Dudet und die Bezirksgeschäftsführerin Fräulein Ernst und Ge- nassen ausgetreten sind. Die Zeugen sind fast ausschließlich Mit- glieder oder Verbindungsleute de» polnischen Militär- spitzeldien st es. Unter ihnen befindet sich auch eine frühere Angestellte des Deutschen Lolksbundes und des deutschen General- knnsulot» in Kattowitz , die während ihrer Tätigkeit bei den deutschen Stellen mit dem polnischen Geheimdienst zusammengearbeitet hat. Don dem Angeklagten Ulitz sind etwa 20 Zeugen geladen worden. Die Verteidigung liegt in den Händen von Rechtsanwalt Dr. Baj. Kattowitz , und Dr. Smiarowski. Warschau . Letzterer ist sür den vor einigen Tagen plötzlich erkrankten, zuerst vorgesehenen Der- teidiger, den sozialistischen Sejrnobgeordneten Dr. Liebermann, Warschau , eingetreten. Smiarowski hat bisher als Verteidiger in mehreren Drozessen in Warschau in Minderheitenagelegenheiten mit­gewirkt. Da» Interesse an dem Prozeß ist außerordentlich groß. Nach einer Auskunft des Gerichts haben sich über 4t) Presse« nertreter, darunter zahlreiche ausländische Vertreter, zu dem Prozeß angemeldet. Man rechnet damit, daß der Prozeß zwei bis drei Tag« dauern wird. Soweit bis jetzt bekannt ist, wird der Prozeß nicht unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführt werden.

An der bulgorisch-jugoslowischen Grenze sind wieder zahlreiche Zwischenfälle zu verzeichnen Am Mittwoch drang eine bulgarische Bande in der Nähe von Reschau auf südslawisches Gebiet. Als die Bande von jugoslawischen Gendarmen gestellt wurde, kam e» zu einem schweren Feuergesecht, das mehrere Stunden andauerte und auf beiden Seiten Tote und Schwervcrwundete zur Folge hatte.

Oer Ostfeeriiter ohne Kurcht und Tadel.

r3ef!öfte mir, Znädigste, Ihnen diese frischjeklaute Iudenfahne als Zeichen meiner Verehrung für Ihre echt germanische Rassegestalt zu überreichen!"

Oer Kührer Wahrheit und Dichtung um DieVostische Zeitung" hat kürzlich sam 12. Zu«) mehr vom Gesichtspunkt der Unterhaltung als dem der sachlichen Information die Phantasien georgischer Fälscher wiederg«. geben. Zu diesem Aussah gehen uns von Nikolaus 3m- naifchwili. dem Vertreter der Sozialdemokratischen Par­tei Georgien », folgende Feststellungen zu. 1. Karumidze ist nichtder geistige Führer der Ge- o r g i e r". Das kannte und kann er nicht sein. Er gehörte der Ratio- naldemokrotischen Partei Georgiens an, die sehr wenig Einfluß im Volke hat; sie hatten in der Nationalversammlung(1919) nur 8 Proz. der Sitze gehabt. Seit dem 2. Mai 1924 ist aber Karumidze auch au« dem Nationaldemokratischen Komitee wegen seinermoralisch wie politisch völlig unzuoerkässiger Handlungen" ausgeschlossen worden, und seit dem Z. April 1927 auch au» der Partei selbst(siehe Damonkidebeli Ssakarthwelo" das Unabhängie Georgien Nr, 24, in Paris ). Anfang 1925 wurde im Pariser Georgischen bolschewistischen BlattAchali Ssakarthwelo"(Das Neu« Georgien ) ein Brief Ko- rumidzes an den Herausgeber, feinem ehemaligen Parteifreund Grigol W e s ch a p e l i(dieser wurde 1926 von einem georgischen Nationalisten in Poris erschossen) veröffentlicht, indem er sich mit diesem, der schon zum Bolschewismus übergetreten war, in erheb- lichem Maße politisch solidarisierte. Seitdem stand Karumidze bei den maßgebenden georgischen Kreisen(vor allem bei der nationalen Regierung) unter dem stärksten verdacht und konnte keinerlei Beziehungen mehr mit ihnen unterhalten. Karumidze alsden geistigen Führer der Georgier" zu bezeichnen, heißt das georgische Volk schwer beleidigen. 2. AuchFührer der Bauernbewegung in Ost-Georgien" ist Ka­rumidze nie gewesen. Die Nationaldemokratische Partei, die in Georgien weit rechts stand, war die Partei des Adel» und des Groß- bürgertums; Karumidze selbst stand auf dem rechten Flügel dieser Partei. Die landarme georgische Bauernschaft ist seit 39 Iahren sozial- demokratisch. 3.Gründer der Nationaldemokratischen Partei Georgiens " ist er ebenfalls nicht gewesen. Die Nationaldemokratisch« Partei wurde 1912/13 gegründet, al» Karumidze«in 26jähriger junger Sozialrevo- lutionär war. Er ist erst einige Jahre später Nationaldemokrat ge- worden. 4.' Karumidze war einer der 139 Abgeordneten der Notio- nalversommlung. 5. Er wird alsGründer der Wirtschaftsgenossenschaften der Ost- georgischen Bauern" bezeichnet. Dazu ist zu sagen, daß es in Georgien schon seit der Vorkriegszeit etliche hundert Genossenschaften gibt. Bei der Gründung von einer oder zwei Genosienschasten konnte natürlich auch Karumidze teilnehmen. Das ist alles. 6.Nach der Unabhängigkeitserklärung Georgien » Kommandonl eines Pauernheeres."(1) Georgien hat nach der Unabhängigkeitserklärung ein regu- lärcsHeer organisiert, in dem alle Volksschichten vertreten waren und mit dem Karumidze nichts zu tun hatte. Ein speziellesBauern- Heer" hat es überhaupt nicht gegeben. Wohl gab es«ine Volks» g a r d e, tn der Revolutionszeit'(19l7/18) gebildet, die aus geschulten sozialistischen Arbeitern und Bauern bestand; aber hier Hot der rechts- radikale Karumidze erst recht nichts zu suchen gehabt. Hingegen wur- den in den zahlreichen Verteidigungskriegen, die die junge Republik zu führen hott«, gelegentlich besondere sreiwillige Truppen gebildet. Einen solchen Trupp soll Karumidze ein- oder zweimal in einer kleinen Bergortschaft(Chewsurethi genannt), wo er etwas Einfluß hatte, gebildet haben. Daraus macht man jetzt einBauernheer" und seinenKamniandanten". Auch eine Leistung! 7.Während der Belagerung der Hauptstadt Tislis durch die Rote Armee im Jahre 1921 Führer der Verteidigung."(!) Da» ist glatter Schwindel! Georgien war ein Staat und hat al» solcher seine Armee und ihren Gencralstab gehabt. Dieser letzter« war auch natur- gemäß Führer der Verteidigung. Karumidze gehörte weder dem Generalstab noch der Regierung an: er war weder ein General, nach ein Oberst, noch ein einfacher Offizier. Wie. konnte er Führer der Verteidigung sein? Ein Mann, der llfli, drei Tag« gegen die bolschewistische llebermacht hielt".

der Fälscher. die georgischen Aoienfälscher. Diesedrei Tage" gehören ganz(und wären es auch nurdrei Sekunden") dem Reich der Träume, richtiger der Lügen an. 8.Verantwortlicher Führer des Frciheit-Komitee Georgiens " (25. Z. vom 15. Juni, Abendausgabe). Vielleicht. Dann ist ober dieses.Freiheit-Komitee" selbst durch­aus unverantwortlich. Zwei Menschen können ein.Komitee bilden. So konnten auch Karumidze und mehrere seiner Komplicen sicher tun. Do» verantwortliche Frciheits-Komitee heißtllnabhängig- keits-Komitee Georgiens ", das aus den Vertretern aller maßgebenden politischen Parteien Georgiens besteht und die national« landes- flüchtige Regierung unterstützt. Mit diesen allein maßgebenden In- stanzen der georgischen Freiheitsbewegung hat Karumidze nicht das�geringste- zü/tun. Wesbalb wird so viel Mögen? Um Karumidze al» einen de- rufen«« Führer der georgischen Freiheitsbewegung darzustellen, wa? »r in keiner Weise ist. Wenn sich trotzdem manche ausländischen politi-. schen oder wirtschaftlichen Kreise in Verbindung mit diesem Aben­teurer und seinen Genossen einließen, so zeugt es nur van der politi- schen Gesinnung jener Kreise, die von der Demokratie nie etwas wissen wollen. Auch Herr K e d i a ist einkaukasischer oder georgischer Ver­treter" genau so wenig wie Karumidze. Der in Bayern erzogene Jüngling Tscherwonzenfälscher S a d a t h i e r o s ch w i l i ist in Georgien völlig unbekannt. Wer ist nun an diesen Lügen interessiert? Erstens die Fälscher selbst, die sich reinwaschen wollen, und zweiten» die Volschewisten, die die georgische Freiheitsbewegung zu kompro- mitlieren suchen. Ob zwischen diesen links- und rechtsradikalen Interessenten(obwohl Karumidze sich jetzt sür einen Gemäßigten ausgibt) nicht unsichtbare Fäden bestehen, mag dahingestellt bleiben. Es genügt uns zunächst festzustellen, daß die beiden Interessenten lügen, wenn st« Ka- rumidze und Konsorten als Führer der georgischen Freiheitsbewegung anpreisen.

Kriegsgen'chi gegen Sozialdemokraten Tolle litauische Militärjustiz. Eine Gruppe litauischer Sozialdemokraten, die vor einigen Al analen verhaftet worden sind, unter denen auch der General- sekrelär der Sozialdemokralischen Partei. (B o l i n i s. sich befindet, sind jetzt laut Verordnung der Regierung dem Sriegsfcldgerlcht übergeben worden. Unter krtegsjeldgerichl versteht man ein Gericht, bei dem es keine Gerich lvprozedur gibt, die Oeffentlichkeit ausge­schlossen ist und der Angeklagte sich keinen Verteidiger nehmen darf: als Richter fungieren drei Offiziere. Die Gefahr ist dringend, daß von diesem millelolterlich zu­sammengesetztenGericht" Todesurteile ausgesprochen werden. Der litauische Diklalor sollte dem Unsinn seiner INililär» lieber gteich Einholt tun, statt daraus zu warten, daß das Ausland sich erst wieder für die Zustände in seinem Lande interessiert.

3n den Pflanzungen der Insel Sumatra wurden in letzter Zeit wiederholt europäische?lnge stellte durch eingeboren- Ar. Keiter ermordet. Auf Grund der letzten Mordtoten Hot sich die Regierung veranlaßt gesehen, drei Brigaden Infanterie nach Delhi aus Sumatra zu beordern. Der Schmtedegesellc Anlon Lcitner unter Anklage de, Mord- versuch«. Anton Leitncr. der den Anschlag auf den Bundespräsi- deuten verüben wollte, stt' der psychiatrischen Klinik zugeführt worden. Er scheint sich darüber klar zu sein, daß die Einflußnahme de, Bundespräsidenten auf wirtschaftliche-ind soziale Fragen sehr gering ist. Doch behauptel er immer wieder, ein Staatsoberhaupt, das nicht mit entsprechenden Machtvollkommenheiten ausgestattet sei, müsse van seinem Pasten oerschwinden. Vorn Bundeskanzler hat Leitncr überhaupt kein Wort gesprochen., Neuer Abgeordneter der Viirtschastspartei. An Stelle de? ver­storbenen Abgeordneten Luenenjchloß tritt der Kousmonn Robert Schult«. Wanne-Eickel (Wirtschostsportei), in den Reichstag«in.