Konferenz in Etappen. Drei Monate Verhandlungen in Aussicht. Paris . 23. Juli. (Eigenbericht.) Sauerwein erNärt heute im„MatitT, daß noch dem neuesten Stand der Dinge die Reparationstonferenz in mehreren Fort- setz» n gen stattfinden werde. Ansang August werde eine erste Regierungskonserenz zusammentreten, die den Doung- Plan zur prinzipiellen Annahme bringen werde. Ihr würde eine erste Sachverständigenkonferenz folgen, in der der Uebergang vom Dawes- zum Uoung-Plan geregelt würde. Während oder kurz nach der Völkerbundsttigung in Genf würde die zweite Regierungskonserenz einberufen werden, die die endgültige Annahme des Doung-Planes beschließen würde. Zum zweiten Mal« würden dann die Sachverständigen in Tätigkeit treten, um die Räumung des Rheinlandes und die Einrichtung eines Kontroll- systems in der entmilitarisierten Zone zu regeln. Am 15. Oktober könnte dann die eigentliche große Regierungskonferenz be- ginnen, die die endgültig« Inkraftsetzung aller Detailmaßnahmen beschließen würde. Nicht weniger als drei Monate würden also die Staatsmänner und Diplomaten zur endgültigen Liquidierung des Krieges benötigen. Auch poincare erkrankt. Mehrere Wochen dienstunfähig. Paris , 23. Juli. (Eigenbericht.) Die Erkrankung des Ministerpräsidenten Poincarä scheint, wenn auch nicht gefährlich, so dach ernsthafterer Nahir zu sein, als es bisher ein osfizielles Bulletin glauben machen wollte. Die Gattin des Ministerpräsidenten hat am Montag an Außenminister Briand ein Schreiben gerichtet, in dem sie mitteilt, daß Poincare noch m e h r e re Wochen die Ruhe innehalten müsse und einer sorg- fältigen Pflege bedürfe. Er leide an einer Entzündung der Speise- röhre, deren Heilung sehr langwierig sei. Die Minister treten heute wieder ohne Poincarä zu einer Sitzung zusammen, um über den Abschluß der Sommertogung des Parlaments zu beraten. Nach der Ratifizierung der interalliierten Schuldenabkommen hat das Parlament noch die Steuerermäßigungen für das zweite Halbjahr 1929 und die Amnestie für die elsässischen Autonomisten zu erledigen. Diese beiden Vorlagen
Die Arbeiter-Gymphonie.
M
Von Georg Schünemann.
Bor wenigen Tagen ist das Ergebnis aus dem Preisausschrei- den des Sozialistischen Kulturbundes verkündet worden: Her- mann Wunsch erhielt für seine Symphonie„Hammerwerk" die Hälft« des ersten Preises, zwei weiter« Arbeiten von B e r t h o l d G o l d s ch m i d t und P i l l n e y wurden zur Ausführung.emp- fohlen. Man liest die Notiz wie hundert andere und spürt kaum, welch eine Unsumme von ernster Arbeit, von Hingabe und Jdealis- mus in diesem Ringen um«ine Arbeiter-Symphoni« liegt. Gewiß— es lassen sich durch Preisausschreiben keine neuen Bewegungen ein- leiten, es werden auch kaum Meisterwerke von Ewigkeitswerten entdeckt, und doch zeigt sich in der großen Zahl der Einsendungen, in der Lösung der Aufgabe, in der geradezu erstaunlich regen Be- teiligung der Musikfreunde und Liebhaber, daß die Frage der Ar- beiter-Musik von allen Seiten eifrig verfolgt wird, ja daß die Schaffung einer zweckhastcn Gebrauchsmusik mehr denn je zu einer Notwendigkeit geworden ist. Natürlich kann«ine erste Umfrage noch kein« endgültigen Er- gebnisi« bringen. Viele, die sich am Preisausschreiben beteiligten, haben denn auch ihr« alten Symphonien und Ouvertüren, die schon seit Jahren In der Tischlade liegen, wieder eingereicht. Da gibt es Stücke im Zuschnitt d-'r klassischen Orchesterwerke. Programm- dichtungen in der Richtung von Liszt und Strauß, dann wieder die typischen Einleitungs- und Abschlußstücke von Gartenkonzerten. Mit solchen Arbeiten ist unserer Zeit nicht gedient. Auch nicht mit den gekonnten Partituren der Musikdirektoren und Kapellmeister. Diese ! ganze Literatur schied aus dem Preisausschreiben aus. Trotzdem blieben noch genug Entwürs«, die«ine eingehende Durcharbeitung reichlich lohnten, Werte von Fachmusikern und Liebhabern. Jene mit gediegenem handwerklichen Können gemacht, dies« in der Idee
Republikschutzgesetz aus!
Oeutschnationale an die Front!
allein würden das Parlament bis etwa Mitte August beschäftigen. Man fragt sich aber, ob es den Ministern angesichts der Erkrankung Poincarös nicht gebotener erscheint, die Parlamentstagung nach Möglichkeit abzukürzen._ Ein gutes Werk unter schlechten Karben . Di« Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiss. brüchiger versolgt einen durchaus edlen Zweck. Sie sieht ihre Aufgabe darin, allen in Seenot geratenen Menschen ohne Ansehen der Person, Nation, Farbe oder Gesinnung zu Helsen . Die Tätig- teit dieses Vereins wird durch freiwillige Spenden auf- gebracht, aber auch durch Spenden nicht unbedeutender Art vom Reich und von Preußen. Di« Sammeltätigkeit dieses Vereins ge- schieht nun dadurch, daß die Gesellschaft an der ganzen deutschen Küste kleine Sammelschtsfchen, d. h. Sammelbüchsen in der Art eines Rettungsbootes angebracht hat. Diese Sammelbüchsen sind nun sämtlich auffallend schwarzweißrot angestrichen. Wegen dieses Mißstandes wandte sich die R e p u b l i t a n i s ch e Beschwerdestelle Berlin an die Reichsregierung und bat um eine Einwirkung auf die Gesellschaft, daß bei aller Anerkennung des Werkes der Gesellschaft der schwarzweißrot« Anstrich oder die schwarzweißroten Büchsen verschwinden möchten. Nunmehr hat unter dem 19. Juli der Reichsverkehrsmtntster Dr. Stegerwald der Bitte der Beschwerdestelle entsprochen und amtlich mitgeteilt: ,„... Ich bin daher wegen Aenderung der Sammelschiffchen mit der Gesellschaft erneut in Verbindung getreten und Hab« die Zusage erhalten, daß die Gesellschaft bei der Ausgabe neuer Sammekschiffchsn von der bisherigen Kennzeichnung absehen und schon in nächster Zeit neue, gänzlich anders ausgestattete, wahr- scheinlich nach Art ihrer Ruderrettungsboote mit grünem Anstrich. jedenfalls aber mit einer völlig n«utralen Farbe versehene Sammelschiffchen in den Verkehr bringen wird" gez. Dr. Stegerwald. Es ist erfreulich, daß eine Gesellschaft mit so edlen Zielen wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger setzt auch ihre vollkommen politische Neutralität bekundet. Thälmann pfeift Holz zurück. Er darf nicht im Lenin-Bund reden. Der Kommunist Hölz, der sich kürzlich gegenüber dem Leninbund in Berlin bereit erklärt hatte, an einem Diskussione- abend dieser Organisation teilzunehmen, ist von Thälmann zurückgerufen worden. Die„Rote Fahne veröffeirllicht von ihm in ihrer heutigen Ausgabe einen Brief, in dem Hölz«ruf die zugesagt« Diskussion unter den fadenscheinigsten Gründen verzichtet.
oft eigen und überzeugend, doch ohne musikalische Sicherheit und Beherrschung des Apparats. Hier liegt der entscheidende Punkt, auf den es ankommt: die Musiker sehen die Aufgab« nicht so klar wie die Liebhaber, und diese sind wieder den technischen Ansprüchen nicht gewachsen. So fanden wir Symphonien und Ouvertüren, die über sozialistische Lieder geschrieben, dem Sinn der Ausgabe nahe kommen, und andere, die sich durch Anlage und Form für Ausführungen in Ar- beiter-Veranstaltungen eigneten. Leider entsprach dem Wollen nicht das musikalisch« Können, und oft hätte man dem Bersasier eine gute kompositorische Schulung gewünscht. Aber auch so kamen die Werke in die engere und engste Wahl und wurden gerade ihrer ganzen Einstellung nach besonders gewertet. Bei den Fachmusikern wieder machte sich eine starke artistische Einstellung bemerkbar. Sie gehört vielleicht zu den Zeichen unserer Zeit, ist aber oft so selbst- betont, daß sie geradezu in offenen Gegensatz zur Aufgabe tritt. Es ergab sich so als Ziel die Verbindung beider Elemente: die Idee einer Arbeitermusik in musikalisch sicherer Gestalt. Hermann Wunsch löste sie in einem rhythmisch lebendigen, durch einen Trauermarsch unterbrochenen Satz der Arbeit. P t l l n e y fand die Forin des Sprechers, der zu einem Kammer» orchester Arbeiterdichtungen vorträgt. Eine besonders wirksam« Lösung, die allerdings nicht zur großen symphonischen Form gehört. Andere musizieren straff und gegliedert und entfernen sich vom Thema, oder aber sie sind in der Idee stärker als in der Musik. So ergibt sich aus dem Preisausschreiben eine erste Umkreisung des Ziels: man steht, worauf es ankommt, und noch mehr: man fühlt Berechtigung und Wert, Bedeutung und Notwendigkeit der Ausgabe, die Arbeiter-Synphonie in Angrifs zu nehmen.
„Das Mädel mit der Kamera." Gloria-Palast. Der Tonfilm hat oorläusig Ruhe bei uns. Telefunken hat gegen Western Electric obgesiegt. Western Electric-Apparate dürfen in Deutschland nicht verwendet werden. Da dies« amerikanische Firma die ihr liierten amerikanischen Tonfilme nur aus eigener Apparatur vorführen läßt, können auch diese Tonfilme nun nicht etwa aus deutschen Apparaten weitergespielt werden. Der für den Ufa- Palast am Zoo für gestern abend angesetzte Tonfilm„Dreimal Hoch- zeit" siel infolgedessen aus, die„Arche Noah", die für heut« abend im Mozart-Saal sowie im Titania-Palast angesetzt ist, muß als stummer Film geführt werden. Die Gesellschaften hätten inzwischen Zeit genug gehabt, sich über ihre Patentstreitigkeiten untereinander zu«inigen: so ist das Publikum der leidtragende Teil, und die ganze weitere Entwicklung des Tonfilmproblems in Deutschland ist vorläufig auf ein totes Geleise geschoben. Man sieht hieran so recht deutlich, wohin die kapitalistisch« Monopolwirtschast führt, über die Köpfe der Konsumenten hinweg wird ohne Rücksicht aus das össent- liche Interesse Krieg gesührt, alles im Interesse möglichst hoher Preis« zur Schröpfung der Konsumenten. Als Ersatz sür„Dreimal Hochzeit" wurde im Gloria-Palast „Das Mädel mit der Kamera" gespielt, und man konnte mit diesem Ersatz wirtlich voll zu frieden sein. Das war einmal ein« außer- gewöhnlich lustige Sache, in echt amerikanischem Tempo vorgetragen. Kein verstaubtes Spießbürgerlustspiel, sondern«ine höchst moderne Angelegenheit: Der Kampf zweier Wochenschauunternehmungen, ver- körpert in den beiden führenden Kameraleuten der beiden Firmen. die sich aus Loben und Tod Konkurrenz machen. Petty Glancy ist zudem«in Mädchen, die ihrem Konkurrenten Scoop Morgan aufs schärfste zusetzt, ihn aus dem Sattel hebt, indem sie seine Platten wegwirft und ihn selbst verhasten läßt. Die Aufnahme eines ge- strandeten japanischen Dampfers und vor allem die des Zeppelin v«n der Freiheitsstatue aus sind Glanzstücke von Wochenschauen. Dabei werden sie von den Streichen und Abenteuern der beiden sich bekämpfenden Kameraleute aufs lustigste umspielt. Den Höhepunkt der Handlung bildet schließlich die Aufnahme eines kameraseind- lichen Maharadscha, die die beiden, als Tanzpaar verkleidet, unter den schwierigsten Umständen erzwingen. Der Streit der beiden geht dabei weiter, sie werden aber von einem Hochstapler, den sie bei einem Raubanfall auf den Maharadscha überraschen, auf eine Jacht entführt, und es entwickelt sich nun ein höchst spannender Kamps zwischen dem Entführer und den den Entführten zu Hilse eilenden Fliegern und Kriegsschifsen. Die Versolgungsszenen, die bis zur Spitze de» Mastes führen und als Neuerung ein« völlige Umnebelung des Schiffes durch ein Flugzeug bringen, enden natürlich mit der Unschädlichmachung des Hochstaplers und der Verlobyng der beiden Konkurrenten. Bebe Daniels ist die Petty Glancy, Neil Hamilton der Scoop Morgan. Beide gehen in ihrer Ausgabe wirklich auf, und Böbä bringt als Zugab« noch soviel Charme und Lust am Schabernack mit, daß man dem Spiel der beiden mit nie nachlasiendem Interesse folgt. Die Begleitmusik von Schmidt- Gentner, die als besondere Beigabe eine mit Schmiß gespielte Ouvertüre von Offenbach brachte, zeigte die ganze Ueberlegenheit einer guten Kapell« über die bisher dargebotene amerikanische Tonsilmmusit. Vochcr ging ein ausgezeichneter Kulturfilm, der die Entwicklung eines jungen Orangutangs im Dresdener Zoologischen Gatten humorgewürzt zeigte._ D. Reform der männlichen Tracht. Die Anregung des New-Porker Institut» für Lebensverlänge- rung, die schwere Männerkleidung durch ein« leichte zu ersetzen, hat nun ihren ersten Apostel gefunden,«inen früheren Gesundheit«. kommissar von New Park, Dr. Thomas Darlington, der einen „Kreuzzug' unter dem Schlagwort:„Fort mit dem Ueberflüssigenl" eröffnet hat. Er trägt und empfiehlt eine aus sieben Stücken be- stehende Kleidung, die nicht mehr wiegt als die Tracht der Damen. Unter einem losen Beinkleid trägt er«in waschbare» leinenes Ge- wand, das wie ein Russenkittel geschnitten ist und an der rechten Seite mit Knöpfen geschlossen wird. Die Unterwäsche besteht in einer dünnen„Kombinotion" aus Baumwolle; dazu kommen noch ein Paar Schuhe und«In Paar Strümps«: Kragen, Hemd und Weste erklärt er sür überflüssig. Seine Reform wird aber noch llbcrtrossen durch die des Schriftstellers Stuart Ehase, der nur ein leinenes Hemd, kurze Kniehosen, Socken und Sandalen anlegt. Gegen dies« „Uebertreibung" aber wendet sich Dr. Darlington und verdammt entschieden Socken und Kniehosen, wobei er sich auf den Ver» der Bibel beruft, daß der Herr„kein Gefallen hat an den Beinen eines Mannes". wieviel Menschen hören Rnndsunt? Nach cinei. Berechnung der Han- deiSabteilung der Vereinigten Staaten werden zurzeit aus der ganzen Erde 20 Millionen Rundsunl-EmpsangSgerätc benutzt, wovon die Hälfte auf Amerita entfällt.
Nie europäische Hihewette. Mit einer Schattentemperatur von 36 Grad Eelsius, die am Sonntag sowohl am Mittelrhein wie in Niederschlesien beobachtet worden ist, hat die Iulihitze die gleiche Höhe wie im vergangenen Sommer erreicht. Sie unterscheidet sich von der des Vorjahre» ledig- lich durch den um etwa eine Woche späteren Zeitpunkt; im übrigen gleicht das Witterungsbild im großen und ganzen auch hinsichtlich der Luftdruckoerteilung dem während der heißesten Zeit des ver- gangenen Jahres. Vor Jahresfrist war die große Hitze nach einer Dauer von etwa zehn Tagen allerdings überwunden: ob wir dies- mal am Anfang einer längeren Periode hochsommerlicher Temperaturen und damit«ine» heißen Hochsommer» stehen, da» läßt sich gegenwärtig noch nicht beurteilen und bleibt abzuwarten. Die gegenwättige europäische Hitzewelle hat zum temperatur- steigernden Anlaß die gleich« Wetterlage, die auch in anderen Sommern ungewöhnlich hohe Wärmegrade zu erzeugen pflegte. Von Südwesten her dringen iminer neue Druckwellen de» ständigen Azorenmaximumz nordostwärts nach West- und Mitteleuropa vor, innerhalb deren das Zusammenwirken verschiedener Faktoren die starke Erhitzung bedingt. Zunächst ist es die dynamische Erwärmung durch die innerhalb eine» Hochs absinkenden Luftmassen. Dieser Vorgang erzeugt gleichzeitig heiteren bis wolkenlosen Himnitk, �si> daß die Sonneneinstrahlung gleichfalls ihre ganze Intensität zur Ge'tung bringen kann. Außerdem werden infolge der durch die Erwärmung über dem Festland entstehenden Randwirbel der meist bis zu den Britischen Inseln reichenden nordatlantischen Depres- sionen auch noch erhitzte subtropische Lustmassen nach Mitteleuropa verfrachtet. Diese drei Faktoren lassen dann die Temperaturen bis zu Werten emporsteigen, wie wir sie gegenwärtig wieder haben, und die keineswegs in jedem Sonimer erreicht werden. So waren die Sommer 1926 und 1927 ganz ohne sonderlich hohe Hitzegrade ver- laufen. Die allerhöchsten Temperaturwette des zwanzigsten Jahr- Hunderts, wie wir sie in den heißen Sommern 1911 und 1921 hatten, sind bisher allerdings noch nicht vorgekommen; sie liegen zwischen 37 und 49 Grad Celsius und stellen ungefähr die Höchst- wette dar, die in unseren Breiten überhaupt möglich sind. D-r normale Hitzebedars des Mitteleuropäers erscheint aber auch mit 34 bis 36 Grad Celsrus reichlich gedeckt und niemanden gelüstet nach mehr. M. L. Oer Äichier von»Gefängnis' Gnaden.'' Er heißt John L. Murphy, das Glückskind, das feine schrist- stellerische Karriere dem Staatsgesängni» von Columbis(Ohio ) ver- dankt. Vor etwa fünf Jahren wegen Diebstahls zum unfreiwilligen Genuß der behördlichen freien Station oerurteilt, begann Murphy in der Einsamkeit seiner Zelle lediglich aus Langeweile kleine Skizzen zu schreiben, denen er selbst kein« Bedeutung zumaß. Anhers der Direktor des„Vogelhauses". Von einem literarisch beleckten Gefängnisaufseher auf die Tätigkeit seines Gastes aufmerksam ge- macht, laß er die Manuskripte durch, fand sie ganz ausgezeichnet und leitete die im Gefängnis geborene literarische Produktion an «inen bekannten Verleger weiter. Dieser fand die Novellen eben- falls ganz anständig, und wollte sich vor allem die gewiß nicht all- täglich« Sensation entgehen lassen, die literarischen Versuche eine» zu zehnjähriger Gefängnisstrafe Verurteilten zu oeröffentlichen. Der Verleger kam auf sein« Rechnung: das Publikum stürzte sich förmlich auf die Lektüre mit pikantem Beigeschmack. Das Honorar für die ersten vier Skizzen reichte bereits zur Anschaffung einer Schreib- Maschine für den ideenreichen Verbrecher aus, und so wurde die sonst so trostlos« Gefängniszelle zu einer regelrechten literarischen Werkstätt«, in der Tag für Tag neue Musenkinder da» Licht der Sonne erblickten. Und bald darauf durfte auch der überglückliche Dichter von„Gefängnis' Gnaden" die sonnige Außenwelt wieder- sehen: auf Geheiß de» n»«nsch«nsrcundlichen Direktors setzte ihn ier Gouverneur auf freien Fuß. Er mußte sich ehrenwörtlich ver- pflichten, monatlich einmal bei der Polizei vorstellig zu werden und „zumindest" in seiner fünfjährigen Bewährungsfrist tunlichst jeden Konflikt mit den Behörden vermeiden. Das dürfte Murphy beileib« nicht so schwer fallen._ Die Ausstellung..handelt Zahre vetllner Kunst" im L.nics» auestellungcgebäude am Lehrter Bahnhof ist wegen des Interesse», das sie immer noch findet, bis Sonntag, den 4. August, einschließlich, verlängert worden Die Ausstellung ist täglich, auch Sonntag», bis abend» 7 Uhr geössnet. (Stock schieil I seine Memoiren. Der Groieek-Clown Grock >9. noch bevor er sich in dlcscm Winter von der Bühne völlig.-url.kochen will, unter die Memoirenschreiber gegange». Das Buch, das die Geschichte seines Aufstieges behandelt, wird zuerst in einem deutschen Verlag Ansang nächsten Jahre» herauskommen,